Susanne Wittpennig
Liebe ist stärker als Raum und Zeit: 2018
(Time Travel Girl)

www.fontis-verlag.com

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Susanne Wittpennig

Liebe ist stärker
als Raum und Zeit:
2018

Time Travel Girl

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Infos über die Autorin,
«Maya und Domenico»
und «Time Travel Girl»
gibt es auf:
www.schreibegern.ch

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

© 2018 by Fontis-Verlag Basel

Umschlag: Spoon Design, Olaf Johannson, Langgöns
Fotos Umschlag: (Mädchen mit Brille:) Aleshyn_Andrei, shutterstock.com
(Weitere Gegenstände in der Brille: shutterstock.cm)
Foto Innenteil (Uhren): shutterstock.com / Black Moon
E-Book-Vorstufe: InnoSet AG, Justin Messmer, Basel
E-Book-Herstellung: Textwerkstatt Jäger, Marburg

ISBN (EPUB) 978-3-03848-488-2
ISBN (MOBI) 978-3-03848-489-9

www.fontis-verlag.com

Inhalt

Prolog

Momo

1 Willkommen in der Zukunft

2 Verschollen in der Zeitlinie

3 Kyle

4 Begegnung mit dem Internet

5 Im Versteck des Time Transmitters

6 Professor Ashs Archiv

7 Besuch einer alten Freundin

8 Das Tor zu einer neuen Welt

9 Im Haus der Kendalls

10 Retro-Girl

11 Ein schwieriger Fall

12 Familienbande

13 Gefallener Instagram-Engel

14 Zacs Wettermaschine

15 Skateboards und Regenbogen

16 Wiedersehen im Chat

17 Ein schwieriger Entschluss

18 Mission Morgan

19 Neue virtuelle Welt

20 Acht Stockwerke unter der Erde

21 Angelas Plan

22 Befreiungsaktion

23 Kairos – der rechte Zeitpunkt

24 Die Nacht der Entscheidung

25 Begegnung mit der Vergangenheit

26 Doc Silvermans Schlachtplan

27 Bye-bye und Godspeed

Epilog

Dank

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Prolog

7. Juni 2018

Lieber Momo

Wenn man jemanden,
den man liebt,
vor dem Tod bewahren will,
tut man wohl alles dafür.

Auch durch die Zeit reisen.

Selbst wenn das Reisen durch die Zeit alles andere als schmerzlos ist. Denn jedes Mal, wenn du wieder weggehen musst, lässt du ein Stück deiner Seele in einer anderen Zeit zurück.

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – passieren sie eigentlich gleichzeitig?

Wenn ich das wüsste …

Aber Liebe ist ja nicht an Zeit gebunden.

Liebe überdauert die Ewigkeit.
Sie ist stärker als Raum und Zeit.

Du wirst immer mein Momo sein.
Mein Captain Kendall.

Egal, wie alt Du nun bist.

Ich hoffe, Du überlebst diesen Tag.

Ich werde alles dafür tun, was in meiner Macht steht.

Lisa Leonor Lambridge alias
Lee Butterfly alias
Leonor Whitfield alias
Lee-Lee

Oder wie auch immer ich durch alle Zeiten hindurch heißen werde …

Geschrieben am:
Donnerstag, den 7. Juni 2018

PS: Möge die Mission mir gelingen …

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Momo

14. Februar 1990

Die CD kam mit einem leisen Klicken zum Stehen. Er nahm sie heraus, drückte die Stop-Taste des aufnehmenden Kassettenrekorders, zog die nächste CD-Single aus dem Jewelcase und legte sie anstelle der anderen in den Player seiner Stereoanlage.

Der Song war «Miss You Like Crazy» von Natalie Cole und vor knapp einem Jahr in den Charts gewesen. Er drückte gleichzeitig die Record- und die Play-Tasten des Kassettenrekorders und ließ dann die Stereoanlage den Rest der Arbeit tun.

Leise summte er den Song mit, während er wieder ans Fenster trat, um hinauszuschauen:

I miss you like crazy, I miss you like crazy
Ever since you went away, every hour of every day …

Noch drei Songs konnte er ungefähr aufnehmen, dann würde die Kassette voll sein.

Drei Songs – und nur noch zwanzig Minuten bis Mitternacht!

Seine Nervosität stieg von Minute zu Minute. Jetzt musste aber wirklich langsam etwas passieren! Zumindest ein Telefonanruf von diesem Doc Silverman sollte drin sein, oder? Einfach irgendwas. Er brauchte irgendein Zeichen dafür, dass alles gut werden würde. Dass Lisa wieder zurück war.

Wenn bis Mitternacht nichts geschah, war er so ziemlich erledigt.

Es war der 14. Februar 1990. Der Kalender irrte sich nicht, er hatte das Datum sogar extra dick mit Filzstift umrahmt.

Und auch sein Radiowecker irrte sich nicht.

Der Tag war da: der Tag, der zwischen Leben und Tod entschied. Der ihm die Antwort darauf bringen würde, ob er fünf Monate zuvor, am 15. September 1989, tatsächlich Zeuge einer Zeitreise gewesen war oder ob er bloß die Schizophrenie seiner Mutter geerbt hatte.

Was gar nicht so abwegig war. Die Erinnerungen an diesen verheerenden Abend vor fünf Monaten flitzten nämlich wie Irrlichter durch seinen Kopf, total wirr und ungeordnet.

Wie Blitze.

Und er schaffte es nie, sie zu einem sinnvollen Ganzen zusammenzusetzen.

Eine Menge Blitze hatte es gegeben, ja. Aber er verstand nichts von Physik. Und schon gar nichts von Zeitreisen und Wurmlöchern. Er hatte Physik immer gehasst. Und seinen schrecklichen Physiklehrer, Professor Ash, erst recht.

Deshalb hatte er sich einzig und allein die Information gemerkt, dass seine Freundin Lisa Leonor Lambridge in das Jahr 2018 gereist war und am heutigen Datum, dem 14. Februar 1990, wieder in die Gegenwart zurückkehren sollte.

Den Rest musste er außen vor lassen, wenn er nicht den Verstand verlieren wollte.

Er drehte sich um, um einen Blick in den Spiegel an seinem ansonsten mit Starpostern zugepflasterten Kleiderschrank zu werfen. Außer dass er wie so oft ziemlich blass um die Nase war, sah man ihm seinen inneren Kampf zum Glück nicht an. Die jahrelange Selbstbeherrschung trug Früchte. Mittlerweile hatte er allen schon so lange vorgemacht, dass in seinem Leben alles in Ordnung war und er locker damit fertigwurde, dass seine Mum sich aus dem Staub gemacht und ihn und Stevie im Stich gelassen hatte, dass er diese Lüge manchmal fast selbst glaubte.

Sie war einfach gegangen. Eben wegen dieser Schizophrenie, die plötzlich nach Jahren wieder ausgebrochen war. Böse Traumbilder hatten sie verfolgt. Doch nur er, Morgan, hatte von ihren Wahnvorstellungen gewusst. Wenn sein Vater auf Geschäftsreisen war, hatte seine Mutter ihn manchmal nachts aus dem Bett geholt, damit er bei ihr bleiben und sie beschützen konnte, da sie wieder schlecht geträumt hatte.

Und ihr «Momo», wie sie ihn liebevoll genannt hatte, hatte sich zu ihr ins Bett gelegt, war bei ihr geblieben und hatte sie im Arm gehalten, bis sie endlich eingeschlafen war. Danach war er leise wieder zurück in sein eigenes Bett geschlichen. Damals war er etwa neun Jahre alt.

Stevie und Dad hatte er das alles aber nie erzählt.

Es ging nicht. Er konnte sich nicht öffnen. Niemandem.

Der Schmerz, von Mum verlassen zu werden, hatte ihn wie betäubt zurückgelassen.

Alle Gefühle verbarg er seitdem hinter einem gleichgültig-herablassenden Gesichtsausdruck und schützte sich so vor weiteren Angriffen auf sein Herz.

Heute war Mum in der geschlossenen Abteilung einer Nervenheilanstalt, und er versuchte, nicht mehr an sie zu denken. Sie würde sowieso nicht zurückkommen.

Der Song von Natalie Cole war zu Ende. Er ging wieder rüber zur Stereoanlage, um den nächsten Song aufzunehmen. Der war schon so alt, dass er davon nicht mal eine CD besaß. Er zog die Schallplatte aus der Hülle und legte sie auf. Die Uhr zeigte fünfzehn Minuten vor Mitternacht.

Und noch immer war nichts passiert.

You fill up my senses
Like a night in a forest
Like the mountains in springtime
Like a walk in the rain
Like a storm in the desert
Like a sleepy blue ocean
You fill up my senses
Come fill me again

Das war «Annie’s Song». Von John Denver.

Aus den Siebzigerjahren, der Zeit, in der Lisa und er zusammen als Kinder gespielt hatten.

Er hätte den Song ebenso gut «Lee-Lee’s Song» nennen können. Lee-Lee, so hatte er immer zu Lisa gesagt. Weil er diesen blöden Sprachfehler hatte und ihren Namen nicht richtig aussprechen konnte.

Wenn er «Lisa» sagen wollte, klang es immer wie «Lischa».

Deswegen war Lee-Lee daraus geworden.

Es war nun mal seine Aufgabe, sich eine Strategie zurechtzulegen, wie er mit seinem Handicap durch den Alltag kam, ohne dass jemand etwas von seinem Sprachfehler bemerkte. Sie hieß ganz einfach: sparsam mit Worten umgehen und diejenigen Silben vermeiden, die zu schwierig waren zum Aussprechen.

Er ließ sich beim Reden nur gehen, wenn er sich ganz, ganz sicher fühlte; etwas, das ziemlich selten vorkam. Oder wenn er betrunken war. Das hingegen kam etwas weniger selten vor, dank Stevies ausschweifenden Partys.

Doch meist hüllte er sich in einen Schutzmantel aus Schweigen.

Schweigen war cool.

Daheim brauchte er auch nicht viel zu reden. Sein Vater war eh dauernd auf Geschäftsreisen. Und Stevie hatte immer tausend Sachen am Laufen, weil er so populär war.

Eigentlich war selten jemand daheim. Höchstens die Putzfrau, die ab und zu kam. Oder der Gärtner. Aber denen ging er aus dem Weg.

Come let me love you
Let me give my life to you
Let me drown in your laughter
Let me die in your arms
Let me lay down beside you
Let me always be with you
Come let me love you
Come love me again

Wenn Lee-Lee nicht mehr zurückkam, dann wusste er nicht, ob er noch länger an diese Zeitreisegeschichte glauben sollte. Dann hatte er keine Ahnung, wo sie war. Dann konnte sie ebenso gut auch tot sein.

Er durfte sich das gar nicht ausmalen.

Die Zukunft.

Das Jahr 2018.

In dem Jahr würde er 45 werden. Wenn überhaupt.

Denn da gab es noch ein anderes Datum, das sich fest in seine Gehirnzellen eingebrannt hatte und das nun wie ein Damoklesschwert über seinem Leben hing:

Der 7. Juni 2018.

Sein zukünftiger Todestag … Wenn er diesem merkwürdigen Mini-Taschenrechner glauben sollte, den Lisa ihm gezeigt und den sie angeblich aus der Zukunft erhalten hatte. Wie ein winziger Fernseher hatte das Ding ausgesehen!

Auf dem Gerät war ein Foto gewesen.

Er hatte es noch immer glasklar vor Augen.

Das Foto mit seinem zukünftigen Grabstein. Und seinem Todesdatum, demzufolge er nicht einmal 45 Jahre alt werden würde.

Ihm graute es jetzt noch, wenn er an dieses Bild dachte.

Er hatte an diesem Abend keinen Alkohol getrunken, so viel wusste er mit Gewissheit. Das Foto war real gewesen. So real wie die nächste Schallplatte, die er mittlerweile in den Händen hielt. «Jealous Guy», ursprünglich von John Lennon, doch er hatte sich für die Version von «Roxy Music» entschieden, weil er sicher war, dass Lee-Lee sie lieber mochte. Er legte sie auf und warf einen weiteren Blick zur Uhr.

Zehn Minuten vor Mitternacht. – Verflixt noch mal!

Er trat erneut ans Fenster, um hinaus in die Dunkelheit zu starren.

Gerne hätte er jetzt mit diesem Doc Silverman geredet. Er hatte noch so viele Fragen. Doch der Doc hatte ein Ermittlungsverfahren am Hals wegen dieses unerlaubten Experiments, bei dem nicht nur Lisa verschwunden, sondern auch Professor Ash vermutlich ums Leben gekommen war.

Eigentlich wusste er nicht, wie er den Doc überhaupt erreichen konnte. Doc und Zac Silverman hatten sich irgendwohin verzogen, ganz von der Umwelt abgeschottet.

Und auch diese geheimnisvolle Mrs. Whitfield war verschwunden.

Blieb nur noch Britt, Lisas beste Freundin. Sie schien auch eine Menge über dieses Zeitreiseexperiment zu wissen.

Aber die wollte nicht mit ihm reden. Immer wenn er den Kontakt gesucht hatte, hatte sie behauptet, ihn aus der ganzen Sache raushalten zu wollen.

Doch im Grunde wusste er, dass sie ihn nicht leiden konnte.

Und seit Dezember hatte er sie dann ganz aus den Augen verloren, weil er gar nicht mehr in den Unterricht ging. Stevie hatte ihn von der Schule genommen, nachdem er im Unterricht wieder einmal zusammengeklappt war. Sein Kreislauf hatte schlapp gemacht, aber das war ja nichts Neues. Seit seine Mutter weggegangen war, lief immer irgendetwas schief in seinem Körper.

Stevie meinte, er solle sich jetzt erst einmal erholen, bevor er dann ein, zwei Jahre nach Amerika gehen würde, um dort den High-school-Abschluss zu machen.

Auch gut. Dann konnte er in seinem sicheren Bunker, dem Bett, bleiben und musste mit niemandem reden. Und brauchte sich auch nicht zu blamieren.

Doch wenn Lee-Lee heute zurückkommen würde, sollte alles anders werden. Dann würde er sich um sie kümmern. Er würde ihr all die Schallplatten und CDs kaufen, die sie haben wollte. Und einen Gameboy. Und vor allen Dingen anständige Klamotten. Sie lief ja immer in diesen vergammelten Flickenjeans rum, weil ihre Verwandten so schrecklich geizig waren.

Vielleicht konnte er sie sogar mit nach Amerika nehmen. Er hatte ja weiß Gott genug Kohle. Er konnte locker für sie sorgen.

Dad hatte Stevie zum zwanzigsten Geburtstag bereits einen Vorschuss auf das Erbe ausbezahlt, und Stevie drückte Morgan davon regelmäßig einen stattlichen Betrag in die Hand.

Meistens setzte er die Moneten in Schallplatten und Klamotten um. Oder er spendierte seinen besten Freunden Nathan Fletcher und Paul Stewart die Tickets, weil er wollte, dass sie ihn zu den Konzerten seiner Lieblingsbands begleiteten. Und wenn er mehr Geld haben wollte, ging er einfach wieder zu Stevie, und sein großer Bruder gab ihm alles, was er sich wünschte.

Um Geld würden er und Stevie sich für den Rest ihres Lebens keine Sorgen machen müssen. Schließlich würden sie eines Tages die «Kendall Automotive Company», eines der größten Unternehmen von Tomsborough, erben.

Die Kassette war fertig. Wieder ging er zurück zur Stereoanlage und warf beim Vorbeigehen einen weiteren Blick in den Spiegel. Er hasste es wirklich, ständig so blass zu sein. Stevie behauptete immer, er sehe auf eine coole Art ziemlich verpennt aus. Sein Schlafzimmerblick würde die Chicks regelrecht verrückt machen.

Er zuckte mit den Schultern. Wenn Stevie das sagte … Stevie hatte ja eine Menge Erfahrung mit Mädchen. War er nicht seit Neustem sogar mit der hübschen Beverly Lancaster zusammen? Beverly, auf die fast alle Jungs standen und mit der sein Freund Nathan am Ball angebandelt hatte?

Wie auch immer. Sein Bruder konnte haben, wen er wollte. Er war beliebt, sportlich, gutaussehend und mit seinen 1,85 m machte er überall eine gute Figur.

Im Gegensatz zu ihm, Morgan. Er kam gerade mal auf 1,69 m. Stevie versicherte ihm zwar, dass er bestimmt noch wachsen würde, aber es war nicht gerade cool, wenn ein Mädchen in die Knie gehen musste, um ihm beim Tanzen den Kopf auf die Schulter zu legen.

Er nahm die Platte vom Teller und verstaute sie wieder in der Schutzhülle.

Er hoffte, dass Lisa die Songs gefallen würden. Er hatte sich wirklich größte Mühe gegeben, die passenden Texte für sie zu finden. Zugegeben, dass er sehr viele Lieder in- und auswendig kannte, war dabei schon von Vorteil gewesen. Er hatte sogar selbst heimlich ein paar Songtexte geschrieben. Die ruhten in einem Heft ganz zuunterst in der Schublade seines Schreibtisches, wo weder Stevie noch sein Dad sie je finden würden. Vielleicht würde er sie Lee-Lee mal zeigen. Aber nur ihr. Niemandem sonst.

Ohne Musik auf den Ohren konnte er den Alltag nicht überleben. Sein Fernseher mit dem Musiksender «MTV» lief bei ihm rund um die Uhr. Auch jetzt dudelte er leise im Hintergrund und spielte gerade «Money For Nothing». «Dire Straits». 1985. Er summte den Text leise mit, während er wieder nervös nach der Uhr sah.

Fünf Minuten vor Mitternacht.

Er lief zurück ans Fenster und fuhr sich nervös durchs Haar. Allmählich war er kurz vorm Durchdrehen.

Irgendwas musste doch jetzt passieren!

Aber das Einzige, was geschah, war, dass die Luxuslimousine von Armand Cox die Straße heraufkam. Wenn einer noch dickere Schlitten fuhr als sein Dad, dann war es dieser Modeschöpfer Cox mit seinen zwei schrägen Söhnen, die auch in seine Klasse gegangen waren.

Sonst passierte rein gar nichts. Auch das Telefon blieb stumm.

Nur die Discokugel an der Decke warf ihre Lichtreflexe an die Wände. Die Discokugel, die er zusammen mit Lee-Lee aufgehängt hatte …

Irgendwann sickerte die Erkenntnis bis in sein Innerstes: Er konnte nicht sagen, weshalb, aber er wusste, dass Lee-Lee nicht zurückkommen würde. Als würde sie es ihm durch Raum und Zeit hindurch zuflüstern.

Sie war tot.

Sie war tatsächlich ums Leben gekommen.

Man hatte es ihm nur nicht gesagt.

Er biss sich fest auf die Lippen, lief hinüber zu seinem Bett, warf sich darauf und vergrub sein Gesicht in der zerknüllten Decke. Nein, Tränen würde er nicht vergießen. Das eine Mal da draußen im Valley hatte ihm gereicht.

Er konnte es sich nicht leisten, dass die Gefühle ihn erneut überwältigten.

Man konnte die Dinge nun mal nicht ändern. Man musste damit fertigwerden.

So war das Leben nun mal.

Nach einer langen Weile richtete er sich wieder auf, ging zu seiner Stereoanlage und holte die Kassette heraus.

Der Radiowecker zeigte den 15. Februar 1990 an.

Wütend riss er das Tonband heraus und knallte die Kassette in eine Zimmerecke.

Dann stürmte er zur Tür.

Stevie war nicht zuhause. Sein Vater auch nicht.

Er hatte freie Bahn.

Es gab nur ein Mittel, das seinen Schmerz linderte und das ihm schon öfter geholfen hatte.

Er schlich sich ins Wohnzimmer, nahm die Whiskeyflasche aus der Hausbar und goss einen großen Schluck davon in seine Limoflasche. Damit verzog er sich wieder in sein Zimmer, verrammelte die Tür und mummelte sich in seine Decke ein. Auf MTV lief gerade das Video zu «Tears on My Pillow» von Kylie Minogue.

Ihm würde bald warm werden, und der Schmerz würde verschwinden. Es würde sich anfühlen, als ob seine Mum seine Arme um ihn legen würde.

Das funktionierte wirklich.

Das hatte er schon öfter so gemacht.

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Kapitel 1
Willkommen in der Zukunft

24. Februar 2018

Mit letzter Kraft und schlotternd vor Kälte rannte Lisa auf den ihr so vertrauten cremefarbenen Mercedes zu. Dass unter ihren Füßen der Schnee knirschte, obwohl es in ihrer Wirklichkeit eben noch ein verregneter Herbstabend gewesen war, mutete ihr immer noch ziemlich grotesk an. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie das alles nur träumte, bestand wohl etwa zu neunzig Prozent. Denn wenn sie sich tatsächlich im Jahr 2018 befand – auf eben dieses Datum war die Zeitmaschine ja eingestellt gewesen –, dann sprengte das so ziemlich alles, was je in ihre Vorstellung gedrungen war. Dann wäre sie sage und schreibe 29 Jahre in die Zukunft gereist, und das war vermutlich so ziemlich das Krasseste, was je einem Menschen widerfahren sein mochte.

Im Schein der ungewohnt hellen Straßenlaternen konnte sie sehen, dass der Lack des Mercedes ziemlich abgenutzt war. Hatte Doc Silverman den Wagen nicht vor Kurzem neu lackieren lassen?

Ein großer Mann saß am Steuer. Sie erkannte nur seine schemenhaften Umrisse, doch sie sahen eindeutig nach Doc Silverman aus. Die Beifahrertür glitt vor ihrer Nase auf. Mit ihren steifgefrorenen Gliedern kletterte sie ins Innere des Wagens. Die wohlige Wärme, die sie umhüllte, fühlte sich im ersten Moment sehr gut an. Und sehr real …

«Hi Lee», sagte der Mann mit tiefer und leicht zitternder Stimme. «Wie schön, dich zu sehen!»

«Hi D-d-d-d-d-doc …», klapperte sie zwischen ihren Zähnen hervor.

«Ich bin’s, Zac.»

Für einen Moment stellte ihr Körper das Zähneklappern ein. Ihr Mund blieb offen stehen.

Der Mann neben ihr hatte schütteres langes Haar und oben eine Halbglatze, haargenau wie Doc Silverman. Außerdem trug er eine Brille. Zac hatte noch nie eine Brille getragen.

«Lee, du befindest dich im Jahr 2018. Ich bin 29 Jahre älter geworden, seit du mich zum letzten Mal gesehen hast.»

Ihr Mund ging nicht mehr zu. Okay. Jetzt musste sie vielleicht tatsächlich mal einer kneifen … Zac, ihr bester Freund und Kumpel, war jetzt ein erwachsener Mann?

Auf einmal begann ihr Körper unkontrolliert zu zucken. Eine seltsame Art Schüttelfrost befiel sie. Ihre Haut war eiskalt, doch ihre Augen brannten wie im Fieber. Als ob ihr Körper sich nicht entscheiden konnte, ob er frieren oder schwitzen wollte.

«Hier, zieh das an.» Zac griff zwischen den Sitzen nach hinten und zog eine Tüte mit Kleidung hervor, die er ihr etwas linkisch überreichte.

Lisa nahm die Tüte in ihre starren Finger.

«Jetzt gleich?» Sie konnte sich doch nicht einfach so vor Zacs Augen umziehen …

«Ach so, ja. Ich steige selbstverständlich aus.» Zac stieß hektisch die Wagentür auf und zwängte sich mit seinen langen Gliedern aus dem Auto.

Lisa öffnete mit klammen Fingern die Tüte und fand darin einen flauschigen, fabrikneu riechenden Trainingsanzug. Immerhin. Es gab noch Trainingsanzüge in der Zukunft. Man lief noch nicht in Raumanzügen rum.

Nachdem sie sich die mit Eiskristallen besetzten Klamotten vom Leib gestreift hatte und ein wenig später den samtweichen Stoff auf ihrer Haut fühlte, sank ihr Körper ermattet zusammen.

Zac stieg wieder ein und warf ihr einen unsicheren Blick zu. «Wie fühlst du dich?»

«Ich weiß nicht …» Da waren immer noch diese undefinierbaren Hitzewellen, die wie Stromstöße durch ihren Körper jagten und ihre Kehle wie mit Sand austrockneten.

«Durst …», krächzte sie.

«Natürlich. Wie konnte ich das vergessen!» Zac fingerte erneut zwischen den Sitzen herum und brachte eine große Wasserflasche zum Vorschein, die er ihr in die Hand drückte.

«So eine Zeitreise schlaucht den Körper natürlich ziemlich. Durch das hohe Maß an Energie wird auch ein gewisses Quantum an radioaktiver Strahlung freigesetzt. Deine Moleküle mussten eine große Distanz durch die Raumzeit zurücklegen. Wir haben viel an der Sache geforscht, aber leider wissen wir immer noch nicht alles. Die Vereinigung von Raum und Zeit nämlich, in ihrer vierdimensionalen Struktur …»

Lisa schaffte es nicht mehr, sich auf Zacs Redefluss zu konzentrieren. Ihr einziges Interesse galt dem Wasser in der Flasche. Während sie die Flüssigkeit in sich hineinschüttete, startete Zac den Motor und fuhr los.

Bald schon fuhren sie auf einem supermodernen Highway dahin, der 1989 noch nicht existiert hatte. Allerdings klapperte und ruckelte der Wagen, als würde er über eine holprige Landstraße fahren.

«Bitte entschuldige das Gerüttel. Ich hoffe, dir wird nicht schlecht. Wir fahren dieses uralte Vehikel eigentlich nicht mehr, doch Dad meinte, du würdest mich leichter finden, wenn du den alten Mercedes wiedererkennst», erklärte Zac.

«Ah …», brachte Lisa hervor.

«Wir konnten leider nicht direkt an der Brücke auf dich warten. Das Forschungszentrum lässt das ganze Gelände mit Kameras überwachen, weißt du. Einerseits aus Forschungsgründen, und andererseits wegen der Terroranschläge …»

«Terroranschläge? Wieso? Haben wir Krieg?»

«Nein, nein. Kein Krieg. Aber vor zwei Jahren gab es hier einen Bombenalarm. Es ist nicht auszuschließen, dass das ‹Tomsbridge Science Research Center› Ziel von Anschlägen sein könnte. Es hat in den letzten Jahren große Bedeutung erlangt, weißt du, es ist fast so bedeutsam wie die Institute der Max-Planck-Gesellschaft in Deutschland, und …»

Während Zac redete und redete, fiel Lisa in einen leichten, erschöpften Schlummer, diese Art von Dämmerschlaf, bei dem man gleichzeitig träumt und trotzdem alles um sich herum mitbekommt. Ob sie nun im Jahr 2018 war oder nicht, Zac konnte immer noch wie ein Wasserfall plappern, allerdings mit viel tieferer Stimme, die der seines Vaters ziemlich ähnlich war.

«Wir fahren jetzt ins Labor. Dort kannst du dich erholen und erst mal ganz viel schlafen. Hast du Hunger? Ich hab noch Sandwichs dabei, für den Fall.»

Lisa, nun wieder wach, schüttelte matt den Kopf. Sie hatte sich eben erst im Jahr 1989 beim Herbstball zusammen mit Momo am Buffet den Bauch vollgeschlagen. Hunger hatte sie also keinen. Im Gegenteil. Sie hatte eher das Bedürfnis, den Inhalt ihres Magens loszuwerden. Dieses Rumwirbeln im Wurmloch und nun das Schütteln des Wagens hatten alles in ihr drin so ziemlich auf den Kopf gestellt.

«Wir erklären dir dann morgen alles», sagte Zac, während er die nächste Ausfahrt ansteuerte. Sie mussten sich irgendwo weit abseits der Stadt befinden, denn um sie herum war alles dunkel.

Erklären? Alles? Lisa wusste immer noch nicht so genau, was alles passiert war. Sie hatte noch nicht mal wirklich herausgefunden, ob ihr nun kalt oder warm war. Mal kauerte sie sich fröstelnd zusammen und suchte Wärme, während gleichzeitig ihre Fußsohlen und Handflächen ganz ausgetrocknet waren und nach einer Abkühlung schrien. Sie presste die brennenden Handflächen schließlich an die Fensterscheibe, in der Hoffnung, dass sich ihre Beschwerden dadurch lindern würden.

Weil der Durst sich wieder meldete, öffnete sie erneut die Flasche und nahm einen zünftigen Schluck, doch der brachte das Fass endgültig zum Überlaufen. Auf einmal wusste sie, dass sie es nicht länger zurückhalten konnte. Zumal sie sich inzwischen auf einer kurvigen Landstraße befanden.

«Zac … mir ist …»

Zac hielt sofort am Straßengraben an. Lisa wurde von der Wucht der Bremsung nach vorne geschleudert.

«Oh mein Gott, Lee, alles okay mit dir?»

« … schlecht …»

Zac langte vor ihrer Nase vorbei zu einem Hebel, öffnete die Tür, und Lisa hängte ihren Kopf hinaus und erbrach sich in den Straßengraben, direkt auf ein paar Schneereste.

Zac zog sie an der Schulter wieder ins Innere des Wagens.

«Geht’s, Lee? Wir sind bald da.»

Lisa blickte direkt in Zacs Augen, die bei Tageslicht stahlblau gewesen wären. Sie konnte es immer noch nicht fassen. War das wirklich Zac, ihr bester Kumpel? Ein Mittvierziger? Das war vollkommen surreal. Das konnte einfach nicht sein!

Hatte sie nicht noch vor wenigen Stunden mit Momo beim Ball getanzt?

Momo …

Da war wieder dieses Etwas, das so weh tat in ihr.

«Lee … ist alles in Ordnung?», fragte Zac besorgt.

Momo …

Momo war ihr letzter Gedanke, bevor ihr die Augen endgültig zufielen. Sie erwachte erst wieder, als Zac neben ihr erneut die Autotür öffnete und ein kalter Lufthauch ihre immer noch eiskalte Nasenspitze kitzelte.

«Wir sind da.»

Lisa richtete sich auf. Ihr war immer noch übel. Sie ergriff Zacs ausgestreckte Hand und stellte zu ihrem Entsetzen fest, dass ihre Beine einfach unter ihr wegsackten, als sie aus dem Wagen klettern wollte. Zum Glück waren Zacs Hände stark genug, um sie rechtzeitig aufzufangen, bevor sie mit dem Gesicht im Schnee aufprallte. Was war denn mit ihren Gliedern los? Und wo waren sie hier überhaupt? Hatte Zac nicht gesagt, sie würden ins Labor fahren? In die Villa?

Aber hier war keine Villa. Hier stand nur ein altes verlassenes Farmerhaus, und sie waren weitab von der Stadt, wie ihr die schneebedeckten Felder verrieten.

«Wo … sind wir?», murmelte sie schwach.

«In unserem Labor. Wir mussten uns einen neuen Ort suchen. Lange her. Wir erklären dir das alles, wenn du wieder fit bist.»

Das war das Letzte, was sie hörte, bevor ihre Beine endgültig zusammenklappten und ihr schwarz vor Augen wurde.

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Kapitel 2
Verschollen in der Zeitlinie

Sie wusste nicht, wie viele Tage, Stunden oder gar Wochen der Fiebertraum schon andauerte. Es konnten auch Jahre sein. Vielleicht schlummerte sie auch bis in alle Ewigkeit dahin. Sie hatte das Zeitempfinden sowieso komplett verloren.

War sie nun in der Vergangenheit, in der Gegenwart oder in der Zukunft? Oder war sie sogar schon längst im Äon, in der Ewigkeit? Wann hörte die Zeit überhaupt auf, und wann fing die Ewigkeit an? Gab es im Äon auch Jahreszahlen? Würde sie Momo dort wieder treffen? Und ihre Eltern? War Momo schon gestorben? Lag der 7. Juni 2018 noch in der Zukunft? Oder war er bereits Vergangenheit?

Alles drehte sich, sie fühlte sich schwerelos, irgendwo gestrandet in Zeit und Raum, am Rande einer dunklen Schlucht. Sie schrie und schlug um sich, um nicht in diesen Abgrund zu fallen, doch sie fiel trotzdem ins Unendliche, immer weiter, und landete mitten auf dem Grund ihres eigenen Herzens.

Als die Hitze allmählich in ihrem Körper nachließ und die Welt um sie herum wieder Konturen annahm, hörte zum Glück auch dieses Karussell wieder auf, sich zu drehen. Lisa richtete sich im Bett auf und sah sich um. Sie musste im Fiebertraum wild um sich geschlagen haben, denn die Bettlaken und Wolldecken hatten sich irgendwie seltsam um ihre Beine gewickelt.

Sie befand sich in einem kleinen Zimmer, in dem nichts weiter als ein Schreibtisch mit einem großen, flachen Fernseher, eine kleine Kommode neben ihrem Bett und ein Holzregal mit undefinierbarem Klimbim standen. Rote Vorhänge wallten vor dem Fenster in dem sanften, kühlen Luftzug, der sie während ihres ganzen Fiebertraums vor dem Verglühen bewahrt hatte.

Der Sonnenstrahl, der durch den schmalen Spalt des offenen Fensters drang, hatte einen flachen Einfallswinkel, so dass es entweder Vormittag oder Abend sein musste.

Auf der Kommode lagen ihre Klamotten, mittlerweile gewaschen, und ihre Kette mit dem Uhrenanhänger. Sie war Lisas kostbarster Besitz, weil sie einst ihrer Mutter gehört hatte.

Lisa wollte danach greifen, doch ein stechender Schmerz jagte durch ihre linke Schläfe. Ein paar Sekunden lang war ihr schwarz vor Augen. Sie hielt inne und versuchte sich zu erinnern, was zuletzt passiert war.

Wo war sie? In welcher Zeit war sie?

Sie hatte nur noch vage Bilder in ihren Erinnerungen. Sie war im Auto gewesen, mit Zac … der auf einmal viel älter gewesen war … und zuvor hatte Momo sie auf dem Ball geküsst, und danach hatten sie sich gestritten, und dann war irgendwas mit dem Gewitter und dem «Time Transmitter» passiert … und Mrs. Whitfield aus der Zukunft war auch dabei gewesen – Mrs. Whitfield, ihr älteres Ich – und Professor Ash … irgendwas war noch mit Professor Ash passiert …

Ihr Blick schweifte durch den Raum und blieb an dem Digitalwecker auf dem Holzregal hängen.

27. Februar 2018 | 9:23 am

2018. Da stand es. Unmissverständlich.

Sie blinzelte mehrmals. Vielleicht spielten ihre Augen ihr einen Streich. Doch die Zahl 2018 blieb, wo sie war.

Sie war tatsächlich in der Zukunft!

Fast dreißig Jahre in der Zukunft …

Es sei denn, sie träumte immer noch. Aber konnte man so intensiv träumen? Irgendwann musste man doch aufwachen …

Und wo war sie überhaupt? Nicht nur die Frage nach dem Wann drängte sich auf, sondern auch die nach dem Wo.

Das hier jedenfalls war ein Zimmer, das sie noch nie zuvor gesehen hatte. Den abgenutzten altmodischen Tapeten nach musste sie sich in einem sehr alten Haus befinden.

Sie strampelte sich aus den verhedderten Laken frei und blieb eine Weile auf der Bettkante sitzen, um zu testen, ob ihr Körper für eine größere Anstrengung schon bereit war. Ihre Hand griff erneut nach der Uhrenkette, und dieses Mal blieb ihr Kreislauf stabil, und auch der Schmerz in der Schläfe blieb aus.

Sie starrte die Uhr eine Weile lang an. Fast las sich die winzige Inschrift auf dem Zifferblatt nach den zurückliegenden Geschehnissen wie eine in Erfüllung gegangene Prophetie:

Meine Zeit steht in deinen Händen.

Die Zeit … das war so eine Sache.

Sie legte die Uhr wieder beiseite, prüfte vorsichtig, ob ihre Beine sie trugen, und stellte mit Erleichterung fest, dass sie sich stärker anfühlten, als sie gedacht hätte. Und das war gut so, weil sie nämlich ganz dringend auf die Toilette musste.

Sie tappte, noch immer etwas schwankend, aus dem Zimmer und fand sich in einem kleinen, verlassenen Flur wieder. Sie entdeckte die Toilette zum Glück auf Anhieb, und als sie ein wenig später wieder herauskam, hörte sie Schritte die Treppe hochkommen.

«Lee?»

Lisa hätte immer noch schwören können, dass dieser Mann, der in der nächsten Sekunde vor ihr stand, Doc Silverman war. Doch trotz aller Verwirrung handelte es sich wahrhaftig um Zac, und jetzt, bei Tageslicht, konnte sie auch die kleinen Abweichungen in seinen Gesichtszügen sehen, die ihn von seinem Vater unterschieden. Die Nase war spitzer, das Gesicht länger, und das Blau seiner Augen eine Spur intensiver. Und er war auch ein Stück größer als sein Vater.

«Zac …» Sie konnte es immer noch kaum glauben.

«Lee! Wie geht es dir?»

«Gut, aber …»

Doch ehe sie antworten konnte, hatte Zac sich vorgebeugt und seine langen Arme um sie geschlungen.

«Es ist so schön, dich wiederzusehen, Lee. Ich konnte dich noch gar nicht richtig umarmen, weil dir so schlecht war im Auto.» Zacs Stimme zitterte ein wenig, und Lisa erkannte, wie bewegt er innerlich war.

«Wiedersehen …?»

«Lee … ich hab dich seit fast dreißig Jahren nicht mehr gesehen. Als ich dich zuletzt traf, hatten wir 1989!»

Lisa wurde allmählich klar, dass ihr Zeitempfinden sich von dem seinen gewaltig unterschied. Aber Moment mal – was meinte er damit, er hätte sie seit 1989 nicht mehr gesehen? Irgendwas ging da nicht ganz auf … irgendwo gab es da einen Widerspruch …

Als Zac sich von ihr löste, betrachtete sie ihn erneut. Seine Statur war zwar etwas kräftiger geworden, wie es sich für einen Mittvierziger gehörte, doch weil er fast zwei Meter groß war, wirkte er immer noch schlaksig. Seine braungestreifte Hose, die er weit über die Mitte seines Körpers in Richtung Unterarme hochgezogen hatte, wurde von einem Gürtel festgehalten, und zwischen dem Saum der Hosenbeine und den Birkenstocksandalen klaffte eine große Lücke, die den Blick auf je eine weiße und eine hellbraune Socke freigab. Lisa musste zum ersten Mal im Jahr 2018 schmunzeln.

Wenn sie es auch bis eben nicht glauben wollte, so hatte sie doch spätestens jetzt den Beweis, dass es sich bei diesem Mann wahrhaftig um Zac handelte – zerstreut wie eh und je.

«Magst du mit runterkommen? Dad möchte dich auch begrüßen.» Zac zog kurz die Brille aus und wischte sich etwas verstohlen über die Augen. Hatte er etwa Tränen in den Augen? Lisa hatte Zac noch nie weinen sehen.

Sie schaute verlegen an sich runter.

«Im Trainingsanzug soll ich runtergehen? Kann ich nicht erst duschen und mich noch umziehen?»

«Das kannst du ja später nachholen. Wir haben auch noch mehr Klamotten für dich. Britt hat alles für dich besorgt.»

Britt?

Hatte Zac eben «Britt» gesagt? Meinte er damit Britt, ihre beste Freundin?

Verdattert folgte Lisa Zac ins Erdgeschoss. Ein großes Zimmer tat sich vor ihr auf, ein Raum, der ebenso mit Krempel vollgestopft war wie die Villa Silverman vor fast dreißig Jahren: Computer in allen technischen Entwicklungsstufen, Werkzeug, in sämtliche Himmelsrichtungen verstreut, Kisten mit verstaubten Computerteilen, jede Menge Kabel und natürlich lauter Firlefanz, von dem wohl außer Zac niemand eine Ahnung hatte, was es im Einzelnen war. Was den Raum markant von der alten Villa unterschied, waren die viel niedrigere Decke und die fehlenden Lampenschirme.

«Dad», rief Zac. «Sie ist wach!»

In der hinteren Ecke des Raumes auf einem zerschlissenen schwarzen Ledersofa regte sich jemand. Zac bahnte sich einen Weg durch die herumliegenden Computerteile, indem er sie mit dem Fuß zur Seite schob, während Lisa ihm folgte.

«Doc … Silverman?», hauchte sie und wappnete sich innerlich gegen das, was ihr gleich bevorstand. Dem in die Jahre gekommenen Doc Silverman zu begegnen – das mutete sie ziemlich gruselig an.

«Ja, ich bin es.»

Ein alter Mann mit einem schneeweißen Haarkranz erhob sich von dem Sofa, auf dem er gelegen hatte. Lisa blinzelte in dem trüben Licht, um ihn besser erkennen zu können.

Der Doc war in den letzten drei Jahrzehnten irgendwie geschrumpft, doch er schritt mit immer noch erstaunlich aufrechtem Gang auf Lisa zu, was der Tatsache zumindest ein wenig den Schrecken nahm.

Sie schaute vorsichtig zu ihm hoch. Das Antlitz des bejahrten Mannes erstrahlte mit einem Lächeln, als er sich zu ihr herunterbeugte und sie an sich drückte.

«Lee! Wie schön, dich zu sehen. Wir haben so lange auf diesen Tag gewartet. Du siehst noch genauso aus, wie ich dich in Erinnerung habe!» Auch seine Stimme unterlag gewissen Schwankungen, und Lisa fühlte das leichte Beben in seinem Körper. Ganz offenbar war der Doc tief bewegt über das Wiedersehen.

Sie löste sich sachte von ihm und schaute in sein faltiges Gesicht.

Dass die Zeit spurlos an ihm vorbeigegangen war, konnte sie über den Doc nicht sagen. Die Haut des alten Mannes war fragil wie Pergament geworden, und feine Äderchen schimmerten durch sie hindurch. Nur die Augen leuchteten immer noch mit derselben unbeugsamen Ausdruckskraft. Doc Silverman mochte äußerlich zwar deutlich gealtert sein, aber nicht in seiner Seele, wie sie beruhigt feststellte.

Nachdem sie den ersten Schock etwas verdaut hatte, rümpfte sie die Nase. Bah! Der Doc benutzte tatsächlich immer noch dasselbe scharfe Rasierwasser wie vor rund dreißig Jahren! Doch sie war beinahe froh darüber. Manche Dinge änderten sich nicht. Das war beruhigend.

«Bist du hungrig? Möchtest du etwas essen? Es ist noch was von dem Porridge übrig, den Misses Grant uns gebracht hat. Heute Abend gibt es dann Lamm-Stew.»

Lisa nickte, obwohl sie keinen Hunger verspürte. Sie sah sich um. Wo war all das, was ihr so vertraut gewesen war? Wieso waren Silvermans nicht mehr in ihrer Villa? Wer war Mrs. Grant? Und wieso war Rachel, die Haushaltshilfe und gleichzeitig Zacs Kindermädchen, nicht da?

«Dann stärkst du dich jetzt erst mal, und danach erzählen wir dir alles», sagte Doc Silverman. «Es gibt da einiges zu erklären …»

«Wo ist Rachel?», wollte Lisa wissen.

«Rachel ist vor drei Jahren gestorben», sagte Zac, als wäre das das Normalste der Welt. «Sie war 91.»

«91?» Lisa hatte sich immer noch nicht an die neue Zeitrechnung gewöhnt. In ihrer Erinnerung war Rachel in ihren Sechzigern gewesen. Und nun war sie einfach nicht mehr da? Das war irgendwie furchtbar traurig. Rachel war immer ein Teil der Villa Silverman gewesen, so lange sie sich zurückerinnern konnte.

«So ist nun mal der Lauf der Zeit», sagte Doc Silverman, der ihr den Schock offenbar anmerkte. «Tja, Lee, ich fürchte, du wirst hier noch einige Überraschungen erleben. Was wir dir gleich zu sagen haben, ist leider auch nicht gerade leichte Kost …» Er schaufelte ihr mit zittrigen Händen von dem Porridge auf einen Teller und reichte ihn ihr.

Lisa kämpfte immer noch mit der Tatsache, dass der Doc nun ein alter Mann war.

«Was ist denn passiert?», fragte sie matt, während sie sich mit dem Teller auf Doc Silvermans Sofa setzte. «Warum bin ich überhaupt hier gelandet?»

Die beiden Wissenschaftler wechselten einen Blick, und Lisa ahnte, dass das, was sie ihr zu sagen hatten, wirklich keine einfache Sache war und sie sich dafür vermutlich ordentlich stärken musste.

«Iss erst mal fertig», ordnete der Doc prompt an.

Lisa gehorchte und löffelte den Teller so schnell wie möglich leer. Sie wollte endlich eingeweiht werden.

Endlich schob Zac ein zweites Sofa heran – ein braunes mit abgenutztem Manchesterstoff, das Lisa noch aus der Villa kannte. Die beiden Männer nahmen ihr gegenüber Platz.

«Also, was passiert ist, ist Folgendes», eröffnete der Doc das Gespräch, nachdem er sich versichert hatte, dass Lisas Teller leer und ihr Magen voll war.

«Du bist am 15. September 1989 anstelle deines älteren Ichs durchs Wurmloch gezogen und hierher nach 2018 versetzt worden. Du wolltest ihr eigentlich das Smartphone zurückgeben, doch dann hat die Gravitation dich statt sie erfasst. Vermutlich ist das passiert, weil eure beiden Massen sich gegenseitig abstießen und ihr euch deswegen nicht zu nahe kommen konntet. Denn eigentlich kann man nicht zweimal in derselben Zeitlinie existieren. Das ergab eben diese Komplikationen.»

Ja, so viel hatte Lisa irgendwie schon kapiert. Das war noch ziemlich einfach zu verstehen.

«Ich bin also anstelle meines älteren Ichs im Jahr 2018 gelandet», rekapitulierte sie. «Aber wenn das so ist – was ist dann mit ihr passiert? Mit meinem älteren Ich, meine ich?»

«Nun … sie verschwand, weil du verschwunden bist.» Doc Silverman räusperte sich.

«Wie?» Jetzt wurde es kompliziert.

«Du bist seit dem 15. September 1989 verschwunden, Lee. Du bist in die Zukunft gereist und bist einfach nie mehr zurückgekehrt. Wir haben dich seit fast dreißig Jahren nicht mehr gesehen. Du hast 29 Jahre übersprungen, bist vor drei Tagen, am 24. Februar 2018, hier wieder aufgetaucht, und irgendwas wird passieren, das deine Rückkehr nach 1989 verhindert.»

«Hm», machte Lisa und sah abwechselnd Zac und Doc Silverman an. Irgendwie ahnte sie, dass ihre Reaktion nicht angemessen war, aber es erschien ihr immer noch alles zu surreal, um wirklich wahr zu sein.

Zac stand schließlich auf und rollte zwischen einem Berg von Kartonkisten eine große alte Schultafel heraus, auf der noch die Kreidereste alter Berechnungen und Formeln hafteten. Er wischte kurzerhand mit seinem Ärmel darüber und brachte die Schreibtafel neben seinem Vater in Stellung.

«Hier, Dad», meinte er.

Doc Silverman erhob sich mit einem Ächzen. Ihm tat offenbar der Rücken weh. Er trat an die Tafel, nahm einen der winzigen Kreidestummel aus dem Schwammhalter und zeichnete eine lange, waagrechte Linie, die allerdings ein wenig verwackelt war.

«Am besten fangen wir gleich noch mal von vorne an. Sonst wird es unverständlich», sagte er und schrieb mit zittrigen Buchstaben «Zeitlinie eins» über die waagrechte Linie.

«Also, das hier ist die Zeitlinie eins, die ursprüngliche, originale Zeitlinie, in der du gelebt hast, erwachsen geworden bist und dann als fast 45-Jährige genau am 26. Juli 2018 zurück in die Vergangenheit gereist bist, um dir selbst, also deinem jüngeren sechzehnjährigen Ich, Informationen über deinen Freund Morgan zu übermitteln.»

Klar, auch das hatte Lisa begriffen. Das Gespräch mit ihrem älteren Ich aus der Zukunft war ja aus ihrer Sicht noch nicht sehr lange her.

«Aber diese Zeitlinie eins, die existiert nicht mehr, weil die Vergangenheit geändert wurde. Und zwar wurde ab dem Moment, als dein 2018er-Ich bei dir in der Vergangenheit von 1989 ankam, Zeitlinie zwei geschrieben. Denn ab diesem Punkt veränderte sich deine Geschichte und auch die der Menschen, die mit deinem Leben in Berührung kamen. Und Zeitlinie zwei, das ist die Zeitlinie, auf der wir uns jetzt befinden.»

Der Doc zeichnete unter die erste Linie eine zweite waagrechte Linie und betitelte sie mit «Zeitlinie zwei».

«Die Zeitlinie zwei ist also jetzt Realität für dich und für uns und deine Familie und deine Freunde.»

«Und Zeitlinie eins ist …?» Lisa runzelte die Stirn.

«… überschrieben worden. Wie bei einer Kassettenaufnahme», sagte Doc Silverman.

«Hm.» Das war etwas abstrakt, fand Lisa. «Soll das denn heißen, dass wir alle schon mal gelebt haben? Und immer wieder leben und die Zeitlinien neu überschrieben werden?», fragte sie.

«Nein, gewiss nicht», antwortete der Doc. «Normalerweise ist es dem Menschen ja nicht gegeben, einfach so durch die Zeit zu reisen. Mit deiner Zeitreise wurde sozusagen ein physikalisches Gesetz gebrochen. Es ist, sehr vorsichtig ausgedrückt, vergleichbar mit der Geschichte von Jesus, der auf dem Wasser gehen konnte – obwohl normalerweise kein Mensch auf dem Wasser gehen kann. Oder die uralte Story von Josua und dem Volk Israel, die Krieg mit dem Volk der Amoriter führten, während die Sonne fast einen Tag stillstand. Heute nehmen wir natürlich an, dass es die Erde war, die sich fast einen Tag lang nicht drehte – oder es gibt auch noch andere Erklärungen für das Phänomen. Es handelte sich aber in jedem Fall um physikalische Gesetze, die quasi für eine begrenzte Zeit aufgehoben wurden.

Chronos, die Zeitlinie, ist ein empfindsames System. Viele haben versucht, das Geheimnis der Zeit zu erforschen, sie zu definieren. Aber wie das Raum-Zeit-Kontinuum genau funktioniert, können wir bis heute nicht endgültig erfassen. Nun, lass uns zur eigentlichen Sache zurückkehren …»

Der Doc drehte sich wieder zur Tafel um und setzte seine Kreide bei Zeitlinie zwei an.

«Zeitlinie zwei ist es also, auf der du vor fast dreißig Jahren dein älteres Ich alias Misses Whitfield getroffen und von ihr Informationen aus der Zukunft empfangen hast – einer Zukunft, die allerdings noch aus Zeitlinie eins stammte.

Und als sie wieder in ihre Zeit zurückkehren wollte, geschah eben dieses Missgeschick mit dem Smartphone, und du bist an der Stelle deines älteren Ichs hierher nach 2018 gereist. Du hast also 29 Jahre in Zeitlinie zwei übersprungen und bist als Sechzehnjährige in einer Zeit gelandet, in der du eigentlich etwa 45 sein solltest. Und hättest quasi auf den 14. Februar 1990 wieder zurückkehren sollen. Doch weil du nicht mehr zurückgekehrt bist, haben wir jetzt ein Zeitparadoxon.»

Aber ein ziemlich gewaltiges, dachte Lisa, die sich, obwohl sie sonst über eine ziemlich gute Auffassungsgabe verfügte, reichlich anstrengen musste, um dieser Logik zu folgen.

«Und deswegen wurde dein zukünftiges Ich, Misses Whitfield, das an deiner Stelle im Jahr 1989 geblieben ist, aus der Zeitlinie gelöscht. Sie wurde sozusagen dematerialisiert», schloss Doc Silverman. Seine Stimme war deutlich brüchiger als vor dreißig Jahren; das Erklären dieser verzwickten Geschichte forderte ihn sichtlich.

«Also, warten Sie, Doc!» Lisa schoss vom Sitz hoch. «Sie wollen mir doch nicht weismachen, dass es mich im Jahr 2018 als 45-Jährige nicht mehr geben wird? Was passiert denn mit mir? Sterbe ich etwa, oder was?»

«Das ist jetzt eben die Frage», seufzte Doc Silverman. «Fakt ist: Du bist nicht nach 1989 zurückgekehrt. Folglich gehen wir davon aus, dass irgendwas deine Rückkehr verhindern wird und du möglicherweise als Sechzehnjährige dein Leben im Jahr 2018 weiterführen wirst.

Wenn dem so ist, wird deine 45-jährige Existenz nun irgendwann im Jahr 2046 oder 2047 sein – falls Chronos deine biologische Struktur nicht an das Raum-Zeit-Kontinuum anpassen wird. Aber das sind jetzt wieder nur Theorien, mit denen wir uns besser nicht aufhalten wollen, weil sie nur verwirren. Konzentrieren wir uns besser auf die Fakten und halten das Ganze so simpel wie möglich.»

Da Lisa vom jähen Aufspringen schon wieder ziemlich penetrante Kopfschmerzen hatte, setzte sie sich wieder und beschloss, erst mal die Klappe zu halten.

«Das Einzige, was du wissen und verstehen musst, ist, dass du jetzt hier gelandet bist und dass wir dich im Juli dieses Jahres wieder nach Hause schicken müssen, um den Schaden zu reparieren.»

«Schaden?»

«Lee – du hast nicht einfach nur mal so 29 Jahre übersprungen. Du bist aus dem Leben aller deiner Mitmenschen verschwunden.» Der Doc sah Lisa sehr ernst an. «Aus dem Leben deiner Familie, deiner Freunde – und aus dem Leben von Zachary und mir …»

Langsam begann Lisa das Ausmaß der Katastrophe zu dämmern.

«Für deinen Bruder, deine Tante, deinen Onkel … für alle, die jetzt hier im Jahr 2018 leben, bist du seit 29 Jahren verschollen. Sie alle haben dich fast dreißig Jahre nicht gesehen», führte der Doc noch weiter aus.

Er legte die Kreide zurück in den Tafelschwammhalter.

«Die offizielle Version lautet: umgekommen bei einem Experiment bei der Tomsbridge. Das ist die Realität für deinen Bruder, deine Tante … die Kinder deines Bruders … deine Freunde. Mit diesen Fakten haben all die Menschen, die dich gekannt haben, die letzten 29 Jahre gelebt. Nur Zachary, ich und natürlich deine beste Freundin Britt wissen, was wirklich passiert ist.»

Selbst wenn Lisa etwas hätte erwidern wollen, so brachte sie doch keinen Laut hervor. Sie fühlte sich plötzlich so, als hätte ihr jemand den Boden unter den Füßen weggerissen. Sie starrte abwechselnd Doc Silverman und Zac an, stumm wie ein Fisch. Auch die beiden Wissenschaftler schwiegen.

«Ich hab dir gesagt, dass es starker Tobak ist», beendete der Doc nach einer sehr langen Pause die Stille. «Aber wir werden diesen Schaden reparieren! Wir haben die letzten 29 Jahre ausgiebig am Thema Zeitreisen weitergeforscht. Wir werden alles tun, was in unserer Macht steht, um dich wieder zurück nach 1989 respektive 1990 zu bringen. Dann können wir Zeitlinie zwei mit einer dritten Zeitlinie überschreiben und dieses Missgeschick somit wieder in Ordnung bringen.»

Lisa dachte nach, so gut ihre müden Hirnzellen dazu in der Lage waren. Die Sache hatte einen Haken, und sie wusste auch, welchen.

«Aber – habt ihr mir nicht gerade eben erklärt, dass meine Rückkehr verhindert wird?», fragte sie. «Ist es dann also nicht schon sozusagen vorherbestimmt, dass ich gar nicht mehr zurückkann?»

Der Doc nahm sich ein paar Minuten Zeit, um die Antwort gründlich vorzubereiten.