Fahr hin und werd glücklich
Mallorca ist für viele ein Glücksort, für manche sogar der Glücksort schlechthin. Nicht nur, weil das Wetter meistens sonnig und die Insel schnell zu erreichen ist. Sondern auch, weil auf einem vergleichsweise kleinen Areal von 3640 Quadratkilometern ganz unterschiedliche Glückswünsche erfüllt werden können. Zwischen Berg und Meer, in der Stadt und auf dem Land werden Badenixen und Sonnenanbeter, Radfahrer und Wanderer, Bergsteiger und andere Naturliebhaber, Gourmets und Genießer gleichermaßen glücklich, auch Kulturinteressierte kommen nicht zu kurz. Fast jeder war schon einmal auf Mallorca, glaubt vielleicht, es zu kennen – und doch gibt es auch für regelmäßig hierher Reisende und sogar auf der Insel Lebende immer wieder etwas Neues zu entdecken. Uns erging es nicht anders:
Bei der Recherche für dieses Buch haben wir nach 15 Jahren, in denen wir alle Winkel Mallorcas regelmäßig besuchten, viel Neues und vieles noch einmal neu, auf andere Weise kennengelernt. Basis unserer Inseltouren ist ein Mietwagen, den man sich unbedingt für mindestens zwei, drei Tage gönnen sollte, wenn man mehr von der Insel kennenlernen möchte als nur den Ort, in dem man Logis genommen hat.
Statt die allseits bekannten, von Touristen stark frequentierten Ziele anzusteuern, sind wir oft schon unterwegs hängen geblieben, an eher unscheinbaren Orten des stillen Glücks, an denen man meist einfach nur vorbeirauscht. Und nicht selten ist bereits der Weg das Ziel, etwa bei einer Fahrt durch die Tramuntana, auf einer ausgedehnten Tour durch die Inselmitte und einer kleinen zu Füßen des Galatzó oder auch auf kurzen Wanderungen. Dem Glück begegnet man dabei oft unverhofft – man muss es nur entdecken. Und wer frühmorgens oder am frühen Abend aufbricht, hat gute Chancen, es in aller Ruhe genießen zu können. Dieses Büchlein soll Ihnen bei Ihrer Glückssuche auf Mallorca ein Begleiter sein, Sie animieren und inspirieren, Ihnen helfen, Ihr ganz persönliches Glück zu finden. Wir wünschen Ihnen viele, viele Glücksmomente auf der von uns so heiß geliebten Insel.
Ihre Katharina Richter & Martina Vogt
1Über den Dächern von Palma
Das Castell de Bellver
2Kleine Boote, große Yachten
Palma-Promenade I: Palmas Hafen
3Zu Gast bei Königs
Im Garten des Palacio de Marivent
4Inselkultur-Symbol
Der Olivenbaum auf der Plaça de Cort
5Die Meereshaltestelle
La Parada del Mar
6Perfektes Palma-Panorama
Die Sky Bar des Hotels Hostal Cuba
7Kulinarische Weltreise
Santa Catalina
8Die Kathedrale der Kaufleute
Sa Llotja, die alte Seehandelsbörse
9Kultur mit Grandezza
CaixaForum
10Schwebend überm Born
Die Terrassen des Hotels Can Alomar
11Hamam in hübschem Garten
Die Arabischen Bäder
12Meerchenhafter Markt
Mercat de l’Olivar I: Die Fischhalle
13Andächtige Stille in der Stadt
Im Kloster Sant Francesc
14Geflochtenes Glück
Die Mimbrería Vidal
15Die schöne Stille
Zum Apéro in der Arabí
16Kulinarisches Wahrzeichen
Ensaimada aus dem Horno Santo Cristo
17Kohl und kapitale Koteletts
Mercat de l’Olivar II: Viktualien-Wonderworld
18In der Ruhe liegt der Charme
Plaça Banc de S’Oli
19Offenes Meer, schicke Lokale
Palma-Promenade II: Portixol
20Frischer Fisch an Seeluft
Palma-Promenade III: Ciutat Jardí – die Gartenstadt
21Strand-Szenarien
Die Terrasse des Restaurante Bungalow
22Wilde Dünen, weites Meer
Palma-Promenade IV: Ciutat Jardí und Can Pastilla
23Rosen- statt Schinkenstraße
Palma-Promenade V: Das Ende vom Ballermann
24Festungs-Feeling und BBQ
Der Sea Club im Hotel Cap Rocat
25Der Südwesten von oben
Wanderung Cala Fornells zum Cap Andritxol
26Blühende Landschaften
Zu Füßen des Galatzó
27Wo die Sonne schlafen geht
Sant Elm, Sa Dragonera, S’Arracó
28Zwischen Berg und Meer
Estellencs
29Kaffeehaus-Nostalgie
Das Café Colón in Llucmajor
30Acht Mühlen auf einem Hügel
Das Städtchen Montuiri
31Glückliche Glücksbringer
Ferkelchen bei Llubí
32Waschsalon aus alter Zeit
Jardí de Sa Font in Pina
33Stars der jungen Inselküche
Ca Na Toneta
34Buntes Frühlingstreiben
Blühende Wiesen bei Llucmajor
35Landgut, alles gut
Restaurante Sa Torre
36Durch die wilde Tramuntana
Panoramenpiste MA-10
37Malvasia-Mekka
Banyalbufar, Weingarten am Meer
38Am ältesten Sarazenenturm
Der Talaia de ses Animes
39Silence is sexy
Die Ermità de la Trinitat
40Am Loch von Valldemossa
Sa Foradada
41Refugium eines Aussteigers
Son Marroig
42Sands und Chopins Liebesnest
Auf dem Platz vor Valldemossas berühmter Kartause
43Im globalen Dorf
Auf einen Tee in der Residencia, Deià
44Ein frühes Bad im Meer
Cala Deià
45Letzte Ruhe mit Aussicht
Auf dem Friedhof von Deià
46Ava Gardner im Garten
Im Haus von Robert Graves
47Route der Trockensteinmauern
Wanderung von Sóller nach Deià
48Tradition statt Trends
An der Luna
49Süßes in der Seitenstraße
Café Scholl, Sóller
50Mit Zitronen gehandelt
Can Prunera und der Jugendstil in Sóller
51Made in Sóller
Kühles Eis im warmen Orangental
52Hinreißendes Hafenrund
Im Hafen von Sóller
53Zwei Welten
Fornalutx
54Wasserstandsmeldungen
Die Stauseen Gorg Blau und Cuber
55Krawattenknoten-Straße
Über Sa Calobra zum Torrent des Pareis
56Augenfutter und Seelenbalsam
In den Gärten von Alfàbia
57Toskana in der Tramuntana
Raixa
58Einer für fast alles
Im Gemischtwarenladen Can Bou
59Hexen-Disko und Burgruinen
Hinauf zum Puig d’Alaró
60Spatzen, Schafe, 30 Seelen
In Orient
61Am südlichsten Punkt
Cap de Ses Salines und Platja des Caragol
62Der Hafen des Kolumbus
Portocolom
63Smart Shopping, Top-Tapas
Die Plaça von S’Alquería Blanca
64Natur-Pool im tiefen Süden
Cala Pi
65An geschütztem Ankerplatz
In der Hafenbucht von Porto Cristo
66Frischer Fisch am Fjord
Cala Figuera
67Ses Salines´ Fischerfritz
Casa Manolo
68Playa-Paradies mit Bar
Es Trenc
69Am Ende der Welt
Das Cap de Formentor
70365 Stufen zur Glückseligkeit
Auf dem Kalvarienberg in Pollença
71Mediterrane Üppigkeit
Auf dem Markt in Pollença
72Das Klassik- und Kunstkloster
Im Convent de Sant Domingo
73Charmanter Schutzwall
Ein Spaziergang auf der Stadtmauer von Alcúdia
74Die Unvollendete
Die „Neue Kirche“ in Son Servera
75Einsiedelei mit Aussicht
Die Halbinsel La Victoria
76Natur-Kultur-Symbiose
Garten- und andere Kunst: Sa Bassa Blanca
77Schwimmen und schlemmen
Alcanada und das Bistro La Terraza
78Ins Blaue hinein
Auf dem Holzsteg am Strand von Alcúdia
79Vier Glücksorte in einem
Die Finca Son Real
80Ein großzügiges Geschenk
Die Ermità de Betlem
Was für eine majestätische Aussicht! Die ganze Stadt liegt einem zu Füßen. Das Castell de Bellver macht seinem Namen alle Ehre, thront es doch auf einem Hügel gut 140 Meter über der Bucht von Palma. Von seinem Dach reicht der Blick über den Hafen und das Häusermeer kilometerweit und eröffnet so eine spannende Perspektive auf die Inselmetropole und ihr Hinterland. Während selbst die größten Luxusyachten unten in der Marina wie Spielzeugboote wirken, beeindruckt die berühmte Kathedrale auch noch aus der Entfernung mit ihren imposanten Ausmaßen. Die exponierte Lage der um 1300 erbauten Festung hatte natürlich strategische Gründe. Mit dem massiven Mauerwerk und vier stattlichen Türmen ist sie weithin als Trutz- und Schutzburg sichtbar. Doch Bellver war nicht nur als wehrhaftes Bollwerk, sondern auch als königliche Residenz gedacht und ist berühmt für seine bemerkenswerte Architektur. Einzigartig ist die kreisrunde Bauweise, durch die der Innenhof mit seiner doppelten Bogengalerie besonders harmonisch wirkt. Dauerhaft hielt sich allerdings keiner der mallorquinischen Könige hier auf. Nach dem frühen Ende ihrer Herrschaft – die Insel fiel 1349 an das Königreich Aragón – war das stolze Bauwerk für viele Jahrhunderte ein Gefängnis. Und so ranken sich auch schön-schaurige Geschichten um Bellver. Noch in jüngerer Zeit soll man ab und an ein Wehklagen und Stöhnen aus den längst verwaisten Kerkern gehört haben. Außerdem, so heißt es, trieb in den Höhlen unter der Burg einst die Hexe Joana ihr Unwesen. Heute wirkt das Kastell alles andere als düster. Neben einer Dauerausstellung zur Geschichte Palmas sind einige repräsentative Säle sowie die Hofküche zu besichtigen. Und der Innenhof mit den eleganten Arkadengängen dient im Sommer als stilvoller Rahmen für Konzerte. Das Kastell liegt zudem am Rande der mit 150 Hektar größten Grünanlage der Stadt. Kein Park im üblichen Sinne, sondern eher eine Art Wald, in dem Aleppokiefern, Mastix und wilde Olivenbäume wachsen. Ein sehr beliebtes Ausflugsziel der Einheimischen.
Castell de Bellver, C/ de Camilo José Cela s/n, Palma, Tel. 971 73 50 65
castelldebellver.palma.cat
Man sieht das Meer vor lauter Booten nicht. Eng aneinandergeschmiegt wiegen sie sich auf rund dreieinhalb Kilometern Länge in der meist sanften Brise. 3700 Liegeplätze sollen in Palmas Hafen zur Verfügung stehen. Für jene, die gerne Skipper wären, dürfte es kaum etwas Beglückenderes geben als einen Spaziergang entlang der palmengesäumten Promenade, die den gesamten Hafen umgarnt. In seiner Mitte, auf der Höhe der Terrasse des Restaurants Dársena, hat man Segel- und Motorboote sowie Llaüts, die typisch mallorquinischen Fischerboote, direkt vor der Nase. In südwestlicher Richtung geht es bis zum Sporthafenende mehr oder weniger so weiter. Dort, an der Mole Pelaires, legen die großen Fährschiffe an, dahinter, am mehrere Hundert Meter ins Meer ragenden Dic del Ouest, Kreuzfahrtschiffe. Und noch mal dahinter, in der Cala de Porto Pi, deren Einfahrt mit Leucht- und Wachturm grüßt, liegt der Militärhafen – und manchmal auch die Yacht des Königs von Spanien. Wer vom Dársena aus nach Osten schlendert, wird mit jedem Meter größere Schiffe sehen. Im Winter, wenn sie auf Reede liegen, tragen manche, hoch über dem Wasser schwebend, ein weißes Schutzkleid, auch die ganz gigantisch Großen: Sahnebaisers vor Hafenkulisse. Am östlichen Hafenende, an der neu gestalteten alten Mole mit ihren beiden Bling-Bling-Restaurants, kommt man ziemlich dicht ran an prächtige bis protzige Motoryachten und schnittige Riesensegler mit schwindelerregend hohen Masten.
Aber ach: Das Leben besteht selbst auf Mallorca nicht nur aus Bötchenfahren. Sondern auch aus Fischefangen. An der Contramuelle Mollet, der Fischereimole, wird man daran erinnert. Bei der täglich um fünf Uhr in der Früh stattfindenden Versteigerung des Frischgefangenen kann man live dabei sein. 2016 wurden außerdem mehr als 500 Kreuzfahrtschiffe mit bis zu 25 000 Passagieren täglich an ihren Platz gelotst. Was für ein Stress! Da hocken wir doch lieber den ganzen Tag lang auf der Terrasse des Dársena im warmen Sonnenschein und spinnen beim Klingklong der Takelagen meterlanges Seemannsgarn.
Dársena, Av. de Gabriel Roca 3a, Palma, Tel. 971 18 05 04
Man kennt die Bilder: Alle Jahre wieder zeigt sich die spanische Königsfamilie zu Ferienbeginn vor ihrer mallorquinischen Sommerresidenz der Presse. Wohl weniger bekannt ist, dass der Palast nicht sonderlich alt und auch noch nicht lange in königlichem Besitz ist. Das auf den Klippen vor Palma gelegene Anwesen mit dem wohlklingenden Namen „Marivent“ – auf Deutsch „Meer und Wind“ – ließ ein Tausendsassa namens Ioannes Saridakis Anfang der 1920er-Jahre erbauen. Der in Ägypten geborene Grieche war als Ingenieur in Chile zu Reichtum gekommen, auf Mallorca ließ er sich dann als Künstler und Mäzen höchst komfortabel nieder. Seine Witwe vermachte den prächtigen Wohnsitz der Balearen-Regierung mit der Auflage, ihn in ein Museum zu verwandeln – was geflissentlich ignoriert wurde.
Stattdessen überließ man den Besitz dem spanischen Königshaus – royale Feriengäste sind schließlich gut fürs Image. Und Juan Carlos und Co. kamen und kommen seit 1975 auch nur zu gerne hierher – über die Jahre ein latentes Politikum, denn für die Unterhaltskosten des Sommersitzes kommt die Regionalregierung auf. Unter dem jungen Monarchen Felipe VI. wurde vereinbart, einen Teil des weitläufigen Parks für die Allgemeinheit zu öffnen. Seit Mai 2017 kann nun jedermann durch den königlichen „Vorgarten“ spazieren, ein über 9000 Quadratmeter großes Areal gleich hinter der stattlichen Toreinfahrt zum Palast. Und wahrlich: Der herrschaftliche Park ist eine Augenweide. Mit sorgsamer Hand haben die Gärtner hier über 40 Pflanzenarten zu einem harmonischen Gesamtbild arrangiert. Da wiegt sich Goldrohrbambus im Wind und ragen riesige Baumstrelitzien in die Höhe. Rosmarinhecken säumen die Wege. Farbenfroh rankt hier eine Bougainvillea, umschlingt dort eine Glyzinie eine Pergola. Da blühen und grünen Rosen und Agapanthus, Oleander und Zypressen, Feigen- und Zitrusbäume. In diesen einem Gemälde gleichenden Garten fügen sich ganz selbstverständlich zwölf Skulpturen von Joan Miró.
TIPP
Gleich gegenüber kann man im Restaurant Parada del Mar preiswert Fisch und Meeresfrüchte genießen.
Palacio de Marivent, Eingang an der Av. Joan Miró, Cala Major, Palma