Renate Haußmann (Hg)

Christiane Maria Luti

Barbara Rossi

Wenn die Nacht kommt in Manhattan

Gedichte zu Dritt

© 2018 Renate Haußmann(Hg), Christiane

Maria Luti, Barbara Rossi

Idee: Renate Haußmann, Schreibweise Hamburg

Satz und Gestaltung; Renate Haußmann

Verlag: tredition

978-3-7469-0457-3 (Paperback)

978-3-7469-0458-0 (Hardcover)

978-3-7469-0459-7 (e-Book)

Lyriker gewinnen an Bedeutung. Plötzlich sind sie Träger wichtiger Literaturpreise. Die Minimalisierung im Ausdruck nutzen auch junge Autoren und Autorinnen und füllen große Theater im Wettstreit mit Worten.

Beeinflusst von Form und Rhythmus junger Lyrik sind die drei Autorinnen dieses Gedichtbands in einen Austausch zu Themen der Zeit gegangen, die sie mit Werken ihres kreativen Schaffens verbinden. Das ist der Rahmen für eine poetische Kommunikation im Trialog, der in lyrischer Freiheit ausspricht, was als Impuls eingedrungen ist.

In dieser Dramaturgie werden Worte eingefangen und zu Zeilen geformt, die im Dreierschritt für das jeweilige Thema überraschende Räume öffnet und für die Leser und Leserinnen eine dreidimensionale Sicht.

„In dem Augenblick, in dem man einer Sache seine volle Aufmerksamkeit schenkt – und sei es nur ein Grashalm – wird sie zu einer einzigen, wunderbaren und großartigen Welt.“

(Henry Miller)

WANDLUNGEN

Bild: Stranger in Her Own Dream (Renate Haußmann)

Wenn die Nacht kommt in Manhattan

Kein einförmiger Alltag

Der ewige Garten

Bild: Lavendel (Christiane Maria Luti)

Von der Zahlungsaufforderung

Unbescholtenes Blatt

Nimmersatt

Bild: Harlekin (Barbara Rossi)

Ich bin ein guter Mensch

Mit Abstand betrachtet

Der gute Mensch

image

Stranger in Her Own Dream (Renate Haußmann)

Wenn die Nacht kommt in Manhattan

(Renate Haußmann)

es wird nicht dunkel

die lichter der krater die

in den himmel wachsen

sind bezahlt von steuergeldern

obdachlose würden sich beteiligen

hätten sie eine adresse

für die formulare der behörden

die lichter bleiben

sie werden zu feuerballen

in meinem kopf

wenn die nacht kommt in manhattan

es gibt keine ruhe

die sirenen der retter heulen

sie rasen durch die schluchten

aus stein und glas und treppen aus marmor

fassade für die unteren etagen

nur so weit das auge reicht

ihre lieder des verderbens

kriechen unter meine decke und

finden ihren weg

durch die stöpsel in den ohren

wenn die nacht kommt in manhattan

es ist kalt

zusammengesunkener blutdruck

vertreibt die wärme hektischer aufregung

lodernder selbstüberschätzung und

kindlichem wagemut

geboren im Feuer des tageslichts

der atem später träume und

selbstgewählter niederlagen

aufgesogen in der lust des aufbruchs

verschluckt sich an meiner sprachlosigkeit

wenn die nacht kommt in manhattan

ich bin nackt

ohne die tarnende hülle

gelernter worte

kennt niemand meinen namen

kein aufrechter gang durch status veredelt

bin nur noch ich durch mich

und kenne mich nicht

nach innen gerichtete spiegel

zeigen weiße flecken

die auf entdeckung warten

wenn die nacht kommt in manhattan

Kein einförmiger Alltag

(Christiane Maria Luti)

Ich köpfe das Frühstücksei

zerstöre mit gutem Recht die perfekte Form