Christopher M. Bache
Das Buch von der Wiedergeburt
Aus dem Amerikanischen von Roland Irmer
FISCHER Digital
Das Gesetz der ewigen Wiederkehr – alles über Reinkarnation aus der Sicht der modernen Wissenschaft
Christopher M. Bache, geboren 1949, ist ein amerikanischer Religionswissenschaftler.
Weitere Informationen finden Sie auf www.fischerverlage.de
Kaum ein Mensch, der nicht schon vor die Frage gestellt wurde, ob er nicht bereits ein früheres Leben hatte oder später in einem anderen Leben fortbestehen würde.
Jedem darüber Nachdenkenden drängen sich weitere Fragen auf: Wie läßt sich die Einmaligkeit eines jeden Individuums mit dem Gedanken der Wiedergeburt vereinbaren? Wie könnte die Vorstellung, öfter als einmal zu leben, unser jetziges Leben verändern?
Dieses E-Book ist der unveränderte digitale Reprint einer älteren Ausgabe.
Erschienen bei FISCHER Digital
© 2018 S. Fischer Verlag GmbH, Hedderichstr. 114, D-60596 Frankfurt am Main
Covergestaltung: buxdesign, München
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Impressum der Reprint Vorlage
ISBN dieser E-Book-Ausgabe: 978-3-10-561991-9
Die Schilderung von Romys Fall ist dem Buch Die ewige Wiederkehr. Vom Sinn der Reinkarnation von Joe Fisher entnommen.
Die vollständige Darstellung des Falles ist in Reinkarnation, S. 35ff., nachzulesen.
Vor seinem ersten Besuch in Kosi Kalan war Prakash nie aus Chhata herausgekommen. Kosi Kalan (15000 Einwohner) ist das wirtschaftliche Zentrum der Gegend und Chhata (9000 Einwohner) das Verwaltungszentrum. Beide Orte liegen an der Hauptverbindungsstraße zwischen Delhi und Mathura.
Bholanath Jain hatte diese vier Läden gehabt, als Nirmal noch lebte. Zu der Zeit, als Prakash seine Geschichten erzählte, waren zwei davon allerdings bereits verkauft worden. So wie hier ist noch mehrmals in diesem Fall zu beobachten, daß Veränderungen, die seit dem Tod der ersten Person eingetreten sind, vergessen wurden. Das ist ein wichtiges Moment bei der Entscheidung, ob es sich um einen echten Fall von Reinkarnation oder vielleicht um außersinnliche Wahrnehmung handelt.
Prakash hielt Memo fälschlicherweise für seine Schwester Vimla. Memo war erst nach Nirmals Tod geboren worden. Aber als Prakash Memo 1961 traf, war sie ungefähr so alt wie Vimla zur Zeit von Nirmals Tod gewesen war.
Zwei der von Prakash identifizierten Frauen waren in Purdah. Frauen, die sich an die entsprechenden Vorschriften halten, ziehen sich von den Blicken der Öffentlichkeit in besonders abgeschiedene Räume zurück und verhüllen beim Ausgehen das Gesicht durch einen Schleier. Sie zeigen sich nur ihrem Mann, ihren Kindern und nahen weiblichen Angehörigen. Daher sind ihre Gesichtszüge Fremden unbekannt, so daß es für jemanden, der nicht dem engsten Familienkreis angehört, praktisch unmöglich wäre, diese Frauen zu erkennen.
Es ist typisch für solche Fälle, daß die Kinder die Erinnerung an frühere Leben verlieren, wenn sie heranwachsen. Die Erinnerungen verblassen einfach in dem Maße, in dem die Betreffenden sich mehr mit ihrem gegenwärtigen Leben identifizieren. Vgl. Stevenson, Wiedergeburt. Kinder erinnern sich an frühere Erdenleben, S. 136.
Alle Versuche, die Verantwortung für das Leid der Welt dem Teufel zuzuschieben, scheitern letztlich daran, daß der Teufel seine Existenz und Lebenskraft von Gott erhält und nur mit dem stillschweigenden Einverständnis Gottes handeln kann. Jeder Versuch, auf dem Weg über Adams Ursünde den Menschen dafür verantwortlich zu machen, scheitert an ähnlichen Überlegungen. Was wäre Gott für ein Schöpfer, wenn seine sorgfältig geplante Schöpfung schon die erste bedeutende Prüfung nicht bestünde? Nein, letztlich muß das Rätsel des Leidens gänzlich Gott zu Füßen gelegt werden.
Der Natur wohnt offenbar Intelligenz inne – ob wir diese nun einem intelligenten Schöpfer oder den sinnreichen Mechanismen der Evolution zuschreiben, ist dabei zweitrangig.
Ich nenne hier nur Wiedergeburt – ein neuer Horizont in Wissenschaft, Religion und Gesellschaft von Sylvia Cranston und Carey Williams.
Wir wissen aus der Wissenschaftsphilosophie, daß die Entdeckung außergewöhnlicher Daten als solche nie ausreicht, um einen umsichtigen Denker zur Aufgabe einer anerkannten Theorie zu bewegen. Wir werfen eine gutfunktionierende Theorie erst dann über Bord, wenn sich – zumindest in Umrissen – eine neue Theorie abzeichnet, die nicht nur all das, was auch die alte schon erklärt hatte, sondern noch dazu auch die neuen Daten erklärt. Und so verlangen wir auch, bevor wir bereit sind, unsere vertraute Auffassung vom Leben als eines einmaligen Ereignisses fahrenzulassen, mehr als bloß verläßliche Beweise für frühere Leben.
Eine übersichtliche Kurzdarstellung des Stellenwerts der Reinkarnationslehre im rabbinischen Judentum findet sich bei Cranston und Williams, Wiedergeburt, im zwölften Kapitel.
Siehe dazu Cranston und Williams, Wiedergeburt, und MacGregor, Reinkamation und Karma im Christentum.
Die theologischen Meinungsverschiedenheiten zwischen der esoterischen und der exoterischen Seite ein und derselben Religion haben gelegentlich zu einem gespannten Verhältnis zwischen beiden geführt. Die westlichen Mystiker sind mit den potentiellen Diskrepanzen zwischen ihren persönlichen spirituellen Erfahrungen und der offiziellen Lehre auf unterschiedliche Weise umgegangen. Manche haben sich ganz einfach geweigert, eine Erfahrung, die nicht mit dem etablierten kirchlichen Dogma übereinstimmte, als real zu betrachten. So schrieb der berühmte Mystiker des 17. Jahrhunderts, der hl. Johannes vom Kreuz: «Da es also nicht mehr Glaubensgrundsätze gibt als die, die der Kirche schon offenbart wurden, muß nicht nur alles Neue [was man erlebt] zurückgewiesen werden, sondern es obliegt der Seele auch, vorsichtig zu sein und allen neuen Eindrücken, die darin enthalten sind, keine Beachtung zu schenken» (Aufstieg zum Berg Karmel). Man fragt sich, was Johannes in seinen Verzückungen wohl gesehen haben mag, das er aus Achtung vor der orthodoxen Lehre lieber nicht erwähnt.
Diese Definition ist dem Buch von Huston Smith, Beyond the Post-Modern Mind, S. 114, entnommen. Ich bin Dr. Smith für viele der hier verwendeten Argumente zu Dank verpflichtet. Wer eine ausführlichere Erörterung der Rolle der Wissenschaft bei der Entwicklung unserer gegenwärtigen metaphysischen Annahmen und eine knappe Erklärung für die Tatsache sucht, daß weder die Wissenschaft noch eine sich auf die Wissenschaft gründende Philosophie je eine adäquate Philosophie der menschlichen Existenz entwickeln kann, sollte dieses aufschlußreiche Buch lesen.
Ich bezeichne diese Weltanschauung als metaphysischen Naturalismus, um die Verwechslung des Naturalismus, wie er hier verstanden wird, mit anderen Theorien oder Bewegungen gleichen Namens zu vermeiden. So wird auch sichergestellt, daß die positiven Assoziationen, die wir mit dem Begriff «natürlich» verbinden, nicht fälschlich auf diese metaphysische Theorie des Weltaufbaus übertragen werden.
Die Wissenschaft kann jedoch zeigen – und hat das inzwischen auch getan –, daß gewisse Ereignisse, von denen man früher meinte, sie gehorchten nichtphysikalischen Gesetzen, in Wirklichkeit physikalischen Gesetzen unterliegen. So kann die Wissenschaft mit Recht unsere Ansicht von Form und Ausmaß der geistigen Reiche «zurechtstutzen».
Transzendent meint in diesem Zusammenhang «das was jenseits der normalen physikalischen Wirklichkeit liegt».
Man lese zum Beispiel Stanislav Grof, Das Abenteuer der Selbstentdeckung, Peter Francuch, The Principles of Spiritual Hypnosis, sowie Leonard Orr und Sandra Ray, Bewußtes Atmen. Rebirthing.
Bei näherer Betrachtung könnte sich herausstellen, daß wir uns den nichtphysikalischen Bereich am ehesten als eine hochverdünnte Form der Körperlichkeit vorzustellen haben. Andererseits läßt sich der physikalische Bereich möglicherweise am besten als eine grobe Form von nichtphysikalischem «Stoff» verstehen. Jedenfalls klingen manche Diskussionen unter Quantenphysikern ganz verdächtig nach einer solchen Deutung. Doch egal zu welchen theoretischen Subtilitäten es in Zukunft noch kommen mag, im Augenblick können wir diese Bereiche ganz einfach den Bereich des Physikalischen und den des Nichtphysikalischen nennen, ohne uns auf einen strengen metaphysischen Dualismus festzulegen. (Ich persönlich neige einem metaphysischen Monismus zu und betrachte diesen Dualismus als rein funktional und relativ.) Im folgenden benutze ich die Begriffe nichtphysikalisch und spirituell (geistig) im gleichen Sinn, ohne den zweiten Begriff dabei mit irgendwelchen zusätzlichen theologischen Konnotationen zu betrachten.
Der Fall ist in Reinkarnation, S. 127–147, ausführlich dargestellt.
Der Laden, der seinen Namen von dem ältesten Bruder, Mohan Mehra, hatte, hieß ursprünglich Mohan and Brothers und war später in Mohan Brothers umbenannt worden.
Noch nie vor dieser Begegnung hatte Parmod den Namen Paramanand verwendet. Stevenson weist übrigens darauf hin, daß die Echtheit der bei solchen Begegnungen aufbrechenden tiefen Gefühle ebenso beweiskräftig ist wie die Bestätigung durch äußere Umstände und Ereignisse.
Es ist typisch für diese Kinder, daß sie über Ereignisse, die in der Welt ihrer früheren Persönlichkeit nach deren Tod eingetreten sind, nicht Bescheid wissen. Das ist ein wichtiger Punkt, wenn es darum geht zu entscheiden, ob sie die Einzelheiten über das frühere Leben rekonstruieren, indem sie telepathisch das Gehirn der Menschen anzapfen, die die verstorbene Person gekannt haben, oder ob sie über die Informationen als echte Erinnerungen verfügen.
JAMA, 1. Dezember 1975, S. 978. Stevenson hat natürlich auch Kritiker. An erster Stelle sind hier zu nennen: Paul Edwards, «The Case Against Reincarnation» (besonders Teil IV), Ian Wilson, All in the Mind, und D. Scott Rogo, Search for Yesterday.
Der Fall ist in Reinkarnation S. 86–109, ausführlich dargestellt.
Die Familie Mishra besaß zum Beispiel, bis Swarnlata acht Jahre alt war, weder einen Plattenspieler noch ein Radio. Sie war auch nie im Kino gewesen.
So hatte Romy Angst vor Motorrädern, und Parmod mochte keinen Quark.
Der durchschnittliche Abstand scheint von Kultur zu Kultur zu variieren. Stevenson berichtet, daß der Abstand bei 616 Fällen aus zehn verschiedenen Kulturen im Schnitt fünfzehn Monate betrug (Wiedergeburt. Kinder erinnern sich an frühere Erdenleben, S. 132f.). Helen Wambachs Forschungen über Hunderte von Personen lassen darauf schließen, daß der Mensch im Durchschnitt nach einer Zeit von etwa fünfzig Jahren auf die Erde zurückkehrt, was jedoch im Einzelfall vier Monate oder zweihundert Jahre heißen kann (Seelenwanderung, S. 130).
Vgl. zum Beispiel die Fälle von Gillian und Jennifer Pollock (England), Samuel Helander (Finnland), Roberta Morgan, Michael Wright und Erin Jackson (USA) in Wiedergeburt. Kinder erinnern sich an frühere Erdenleben, S. 85–87, sowie Stevenson, «American Children Who Claim to Remember Previous Lives». Die meisten der von Stevenson geschilderten Fälle stammen aus Nordindien, Sri Lanka, Burma, Thailand, Anatolien (Türkei), Libanon, Syrien, Westafrika und der nordwestlichen Region Nordamerikas (Wiedergeburt, S. 107).
Dissertation von Satwant Pasricha (National Institute of Mental Health and Neurosciences, Bangalore, Indien, 1978) zitiert bei Stevenson in Wiedergeburt. Kinder erinnern sich an frühere Erdenleben, S. 314. Weitere Hinweise auf Haltung und Motive der in diese Art von Fällen verwickelten Erwachsenen finden sich S. 133ff. und 169.
Vergessen wir auch nicht, daß das «Fenster», welches das Auftauchen spontaner Erinnerungen ermöglicht, nur relativ kurze Zeit geöffnet ist, und zwar normalerweise zwischen zwei und fünf Jahren. Wenn die Eltern nicht schnell eine Untersuchung in Gang bringen, ist die Chance der Verifizierung ein für allemal vertan.
Die beste Methode, zu verhindern, daß spontan auftauchende Erinnerungen an ein früheres Leben für ein Kind zum Problem werden, scheint zu sein, ihm zu gestatten, darüber zu sprechen, ohne befürchten zu müssen, lächerlich gemacht oder kritisiert zu werden. Bei Dingen, denen offen begegnet wird, besteht viel weniger die Gefahr, daß sie Schwierigkeiten verursachen.
Vgl. zum Beispiel Peter Francuch, The Principles of Spiritual Hypnosis.
Die wohl beste Einführung in die Reinkarnationstherapie ist das Buch von Roger Woolger Other Lives, Other Selves: A Jungian Discovers Past Lives Therapy, auf das ich leider erst stieß, als ich dieses Buch fast abgeschlossen hatte, sonst hätte ich mich wohl häufiger darauf bezogen.
Gelegentlich erfolgt in Hypnose jedoch tatsächlich ein Fall von Rückerinnerung, der nachprüfbar ist. Wer sich hierfür interessiert, sollte sich mit dem Fall von Jane Evans beschäftigen, den Jeffrey Iverson in seinem Buch More Lives Than One? The Evidence of the Remarkable Bloxham Tapes schildert. Ein weiterer interessanter Fall ist der von Ray Bryant, den Colin Wilson in Nach dem Tode, S. 268ff., darstellt, Und natürlich gibt es auch noch den berühmten Fall der Bridey Murphey, über den Morey Bernstein in seinem Protokoll einer Wiedergeburt berichtet.
Leonard Orr und Sandra Ray, Bewußtes Atmen, Rebirthing; Elizabeth Feher, The Psychology of Birth; John C. Lilly, Das Zentrum des Zyklons; Stanislav Grof, Das Abenteuer der Selbstentdeckung, Topographie des Unbewußten, LSD-Psychotherapie, Geburt, Tod und Transzendenz, Die Begegnung mit dem Tod (zusammen mit John Halifax).
Ida Rolf, Rolfing. Der Weg zu Einheit und Gleichgewicht der Körperstruktur; Moshé Feldenkrais, Bewußtheit durch Bewegung; Milton Trager, «Psychophysical Integration and Mentastics» sowie Nyanaponika Thera, The Heart of Buddhist Meditation.
Diese Beobachtung entkräftet den oben erwähnten Einwand, daß die «Erinnerungen» an frühere Leben auf die Beeinflußbarkeit der hypnotisierten Person zurückzuführen seien. Selbst wenn das im Einzelfall einmal vorkommen sollte, ist damit noch nicht erklärt, warum das gleiche Phänomen in Situationen auftritt, bei denen diese Art von Suggestion keine Rolle spielen kann, wie etwa bei der Holonomischen Integration.
Mehr zu Struktur und Dynamik der COEX-Systeme siehe bei Stanislav Grof, Topographie des Unbewußten, Kapitel 3.
Es gelang Heather allerdings nicht, Einzelheiten aus Isobels Leben zu verifizieren. Aufgrund des Nummernschildes, das sie in Trance «gesehen» hatte, versuchte sie herauszubekommen, wo Roberts Sportwagen registriert gewesen war, aber die Franzosen hatten alle entsprechenden Dokumente vor der deutschen Besetzung vernichtet. Es gelang ihr auch nicht, Isobels Besuch der englischen Musikschule nachzuweisen, weil es im Verwaltungsgebäude der Schule einen Großbrand gegeben hatte, dem alle Unterlagen über ehemalige Schüler zum Opfer gefallen waren (persönliche Mitteilung von Dr. Whitton).
Stanislav Grof, Das Abenteuer der Selbstentdeckung, S. 124ff. Karls Zeichnungen sind auf S. 125–127 wiedergegeben.
Wir haben im ersten Kapitel bereits erwähnt, daß das heute vorliegende Material nicht erklärt, wie die Wiedergeburt abläuft. So sehr wir uns auch wünschen mögen, die Antwort auf diese Frage zu wissen, für die Anerkennung der Tatsache, daß die Reinkarnation wirklich geschieht, ist sie nicht vonnöten. Die Prämisse, daß wir mehr als einmal auf der Erde leben, ist nicht der Endpunkt der Untersuchung, sondern ein neuer Ausgangspunkt.
Vgl. Ring, «Near-Death Experiences: Implications for Human Evolution and Planetary Transformation», S. 80. P.H.M. Atwater, die selbst eine NTE überlebt und mit vielen anderen NTElern gesprochen hat, räumt dem Glauben an die Reinkarnation unter den Überlebenden von NTE einen sehr hohen Stellenwert ein. In ihrem Buch Coming Back to Life stellt sie fest: «[Die Überlebenden] berichten über die Reinkarnation wie über eine feststehende Tatsache; sie erwähnen fast alle einen Lebensplan und sprechen davon, daß unsere Leben rhythmischen Entwicklungszyklen folgen» (S. 101). In Den Tod erfahren – das Leben gewinnen erwähnt auch Ring eine Person, Belle, deren Lebensrückblick sich nicht nur auf ihr gegenwärtiges Dasein, sondern auf mehrere frühere erstreckte, und eine andere, Janis, die behauptete, während ihrer NTE eine Menge über die «Mechanismen» der Wiedergeburt erfahren zu haben.
Wenn wir Rupert Sheldrakes Vorstellung des morphogenetischen Feldes in die Diskussion einbringen, eröffnet sich uns vielleicht noch eine tiefere Verständnismöglichkeit dafür, wie sich der geistige Durchbruch einzelner Individuen auf die Fähigkeit einer ganzen Spezies auswirken kann, in der Zukunft ähnliche Durchbrüche zu erzielen. Die Vorstellung vom morphogenetischen Feld besagt, daß in dem Moment, da eine kritische Anzahl von Individuen einer Spezies eine bestimmte Fähigkeit oder Einsicht erworben hat, der Erwerb dieser Fähigkeit oder Einsicht anderen Mitgliedern dieser Spezies plötzlich leichter fällt. Näheres über diesen revolutionären Gedanken findet sich in Sheldrakes Buch Das schöpferische Universum.
Die Gedanken im Augenblick des Todes haben einen großen Einfluß auf die Übertragung des Erbes von einem Leben auf das nächste. In diesen Momenten machen wir entweder unseren Frieden mit dem Leben, so wie es gewesen ist, oder wir tragen unseren Mangel an Frieden weiter, um ihn später zu beheben. Dale konnte sich nicht verzeihen, seine Wachsamkeit auch nur einen Abend lang vernachlässigt zu haben.
Vgl. zum Beispiel Michael Gallanders Leben als Hildebrandt von Wesel in Whitton/Fisher, Das Leben zwischen den Leben, S. 112ff.
Hier ist nicht der Ort, näher auf die komplizierte Problematik im Zusammenhang mit Selbstwahrnehmung und Identität des sich entwickelnden Fötus einzugehen. Wir wollen nur festhalten, daß sowohl Dr. Nethertons Fälle als auch viele Fälle aus der Praxis von Dr. Stanislav Grof frappierende Anhaltspunkte (aus gegenwärtigen sowie aus vergangenen Leben) dafür liefern, daß der Fötus über ein waches Wahrnehmungsvermögen verfügt, wenn dieses auch im wesentlichen «über die Mutter» läuft. Er scheint von ihren Gedanken, Gefühlen und Eindrücken Kenntnis zu haben – die er ohne zu unterscheiden als seine eigenen akzeptiert. Die Grenze zwischen ihr und mir ist im Uterus offenbar höchst vage. Ob eine solche Art der Wahrnehmung es rechtfertigt, beim Fötus von Selbstbewußtheit oder von dem Vorhandensein einer getrennten Identität zu sprechen, muß an anderer Stelle erörtert werden. Wie auch immer die Philosophen diese Frage beantworten, die klinischen Fakten sprechen jedenfalls dafür, daß diese Erfahrungen, so kurz und unvollständig sie auch sein mögen, als ein Bestandteil in die Struktur der laufenden Erfahrungen der Seele eingebaut werden.
Vgl. zum Beispiel Gregory Bateson, Ökologie des Geistes und Geist und Natur.
Es gibt zahlreiche, oft verblüffende Übereinstimmungen zwischen dem im Tibetischen Buch der Toten (Bardo Thödol) beschriebenen Zwischenzustand und dem, was Whitton in seinen Forschungen über das Überbewußtsein herausgefunden hat. Es ist frappierend, um nicht zu sagen atemberaubend, zu sehen, wie die Vorstellungen von einem Leben nach dem Tode, wie sie in der alten esoterischen Literatur einer fremden Kultur überliefert sind, durch zeitgenössische Untersuchungen bestätigt werden, die noch dazu oft mit «naiven» oder sogar skeptischen Versuchspersonen durchgeführt wurden. Ich werde im fünften Kapitel näher auf das Bardo Thödol eingehen.
Laut zahlreichen Quellen – zeitgenössischen wie alten – besteht der Bardo aus vielen Ebenen, wobei die höheren Ebenen stärker vom Bewußtsein Gottes durchdrungen und daher wonnevoller sind als die niedrigeren. Zwischen den Leben steigt man sozusagen auf und existiert auf der Ebene, die der jeweiligen geistigen Entwicklung entspricht. Eine besonders detaillierte Beschreibung dieses Konzepts findet sich in Der zweite Körper von Robert Monroe.
Der Begriff «Überseele» bezieht sich hier auf das übergreifende Bewußtsein, das alle in unseren vielen Inkarnationen gesammelten Erfahrungen umfaßt und integriert. Der Begriff wird im nächsten Kapitel genauer erörtert.
In diesem Punkt ist die Ähnlichkeit mit Nah-Todeserfahrungen besonders auffällig. Vgl. zum Beispiel Den Tod erfahren – das Leben gewinnen von Kenneth Ring, S. 71.
Wie die Beobachtungen dieser Frau zeigen, dürfen wir nicht annehmen, wie es häufig geschieht, daß alle Umstände und Ereignisse unseres Lebens eine karmische Bedeutung haben. Die Anhänger des Reinkarnationsgedankens scheinen mir oft das Karma und sich selbst überzustrapazieren, wenn sie bei jeder Kleinigkeit in ihrem Leben herauszubekommen versuchen, was sie «daraus lernen sollen». Der Fall dieser Frau zeigt nur, daß sie bereit war, das Risiko, Alzheimer zu bekommen, einzugehen, um die anderen Dinge, die ihr wichtig schienen, in diesem Lebenszyklus zu erreichen. Es gibt viele Kausalitätsstränge auf Erden, und wir müssen offenbar unter den Möglichkeiten, die zu einer bestimmten Zeit vorliegen, unsere Wahl treffen oder auf eine günstigere Konstellation warten.
Vgl. dazu Leben vor dem Leben, Kapitel 3.
Bei einer der sechs detaillierten Geschichten, die Whitton/Fisher in Das Leben zwischen den Leben darstellen, handelt es sich um einen solchen Fall – es ist der Fall von Michael Gallander in Kapitel 7.
Die Ironie des Schicksals besteht in diesem Fall darin, daß es Heather nie gegeben hätte, wenn Isobel nicht ihr Talent vergeudet hätte. Heathers Leben wurde kurz nach Isobels Tod «als Notlösung in aller Eile improvisiert». «Sie war fast mit Gewalt in die neue Existenz gedrängt worden», schreibt Dr. Whitton, «um mit den karmischen Rückschlägen der vergeudeten und vorzeitig beendeten Inkarnation Isobels fertig zu werden» (S. 150).
Laut Dr. Wambach berichten etwa 3 Prozent ihrer Versuchspersonen, daß sie den Rat ihrer Führer ausgeschlagen haben. Als Grund geben sie gewöhnlich an, ungeduldig gewesen zu sein und es eilig gehabt zu haben «weiterzukommen», und sich daher verleiten ließen, bei der Auswahl ihres Wiedereintrittspunktes weniger sorgfältig zu sein (Leben vor dem Leben, Kapitel 3).
Eine Gallup-Umfrage aus dem Jahre 1981 kam zu der Einschätzung, daß etwa 8 Millionen Amerikaner bereits eine bewußte Nah-Todeserfahrung gehabt haben, bei der Erlebnisse dieser Art häufig vorkommen.
So zum Beispiel Jane Roberts in ihren Romanen Überseele Sieben, Lehrzeit und Zeitmuseum.
Aufgrund ihrer Integrationsfunktion nennen Denys Kelsey und Joan Grant sie in Many Lifetimes «das Integral».
Die Vorstellung von der Wiedergeburt, wie sie in diesem Buch dargestellt wird, ist linear und daher notwendigerweise einseitig. Vom Gesichtpunkt der Überseele aus könnte es sich möglicherweise bei der «Reinkarnation» nicht so sehr um eine lange Folge von Inkarnationen als vielmehr um multiple Inkarnationen handeln, die alle auf einmal ablaufen. Der Übergang zu einem transtemporalen Modell der Reinkarnation würde dem, was hier dargestellt wird, eine weitere Dimension hinzufügen, aber nichts Entscheidendes nehmen. Die wesentlichen Einsichten würden dabei lediglich in eine andere metaphysische Perspektive übertragen.
Monroes Ausdruck für die Überseele ist «Inspect» – kurz für: «intelligente Spezies» (Der zweite Körper, S. 107).
Das auf jeden Fall. Vielleicht aber auch noch mehr. In Den Tod erfahren – das Leben gewinnen stellt Kenneth Ring mehrere Fälle vor, in denen Menschen während ihrer NTE außerordentliches Wissen erlangt haben, dessen Quelle das Lichtwesen selbst war (vgl. Kapitel 3).
Der Gedanke, daß unsere Geistigkeit in eine umfassendere Geistigkeit und diese wiederum in eine noch umfassendere Geistigkeit eingebettet ist, hat in der westlichen Philosophie eine lange Tradition. Plato betrachtete das Universum als vielschichtiges Phänomenon – jede Schicht eine Emanation der nächsthöheren und alle dem Geist Gottes entsprungen. Diese alte Theorie scheint in diesem Jahrhundert durch die Systemtheorie neu belebt zu werden.
Während die wissenschaftliche Forschung gewöhnlich versucht hat, die größeren dieser Systeme auf der Grundlage der kleineren zu verstehen (Reduktionismus), sind heute viele Forscher davon überzeugt, daß die größeren Systeme den Schlüssel zu vielen der Geheimnisse in Organisation und Funktion der kleineren enthalten. Der Energie- und Informationsfluß scheint in beiden Richtungen zu verlaufen. Die Zellen unseres Körpers können ihre Funktionen nicht erfüllen, wenn sie nicht einen Input von den größeren Systemen erhalten. Gleichzeitig könnten wir keine einzige Handlung ausführen ohne die ständig von unseren Körperzellen ausgehenden Impulse. Wir sind ein erstaunliches Megasystem aus voneinander abhängenden Systemen, die alle ihre individuellen Aufgaben ausführen, während sie gleichzeitig Projekte fördern, die unserem unmittelbaren Gewahrsein entzogen sind.
Mit dieser Verschiebung des Blickwinkels geht die seit zweihundert Jahren vorherrschende Anschauung des menschlichen Körpers als einer hochkomplizierten Maschine ihrem Ende entgegen. Die Wirkungsweise einer Maschine kann von ihren Teilen her erklärt werden, der Körper jedoch widersetzt sich einer solchen Erklärung. Fritjof Capra geht auf diese Entwicklungen in verschiedenen Disziplinen in seinem Buch Wendezeit genauer ein.
Hier gibt es manche frappierende Parallelen zur quantenphysikalischen Forschung. In der Quantenphysik kann es nämlich vorkommen, daß die Art des von uns angestellten Experiments nicht nur darüber entscheidet, welcher Aspekt der Quantenrealität sich uns zeigt, sondern sogar in welcher Form die Quantenrealität zu einem bestimmten Zeitpunkt existiert. Das heißt, unser Experiment wählt wirklich eine von mehreren Möglichkeiten aus, die das Quant hat, sich zu diesem bestimmten Zeitpunkt zu strukturieren. Dieses aberwitzige Verhalten scheint auch für die tieferen Schichten der Psyche charakteristisch zu sein. Fred Wolfe bringt in Star Wave sogar schlagkräftige Argumente für die These, daß das Bewußtsein eine Quantenrealität ist.
Mein Verständnis der psychischen Dynamik der Wiedergeburt ist stark von seinen Forschungen und von der jahrelangen persönlichen Zusammenarbeit mit ihm bei der Untersuchung dieser Zustände beeinflußt. Er hat verschiedentlich auf Fachkongressen über Teilaspekte seiner Arbeit berichtet, steht aber mit der Publikation seiner in fünfzehnjähriger Arbeit erzielten umfangreichen Forschungsergebnisse noch am Anfang. Ich werde mich hier darauf beschränken, Beobachtungen aus seiner Arbeit mitzuteilen, die unmittelbar mit den in diesem Kapitel gestellten Fragen zusammenhängen. Ich präsentiere dieses Material hier mit seiner Erlaubnis und freundlichen Unterstützung.
Die wichtigsten dieser Quellen sind Jenseits des Todes von Stanislav und Christina Grof, Der zweite Körper von Robert Monroe, Den Tod erfahren – das Leben gewinnen von Kenneth Ring, Leben vor dem Leben von Helen Wambach, Das Leben zwischen den Leben von Joel Whitton und Joe Fisher und der Klassiker des Buddhismus Das Tibetische Buch der Toten.
Vgl. zum Beispiel das dritte Kapitel von Kenneth Rings Den Tod erfahren – das Leben gewinnen.
Monroe betrachtet die Existenz dieser Ringe nicht als notwendigen Bestandteil der geistigen Landschaft. Er sieht sie eher als Ergebnis einer tragischen Entwicklung der Erdgeschichte, die aber am Ende rückgängig gemacht werden kann.
Vgl. zum Beispiel Ajit Mookerjee, Kundalini – Die Erweckung der inneren Energie.
Auch hier rekurriere ich auf Rupert Sheldrakes morphogenetisches Feld (vgl. Kapitel 2, Anm. 25).
George Gallup jr. und William Proctor, Begegnungen mit der Unsterblichkeit, S. 184.
Ich bin mit Professor Geddes MacGregor der Ansicht, daß die plausibelste Erklärung dafür, daß die frühen Christen sich im allgemeinen nicht mit metaphysischen Überlegungen zum Leben nach dem Tode beschäftigten, in der Tatsache liegt, daß sie überzeugt waren, daß Jesus in unmittelbarer Zukunft auf die Erde zurückkehren würde und sich derartige Fragen damit erübrigten. Vgl. sein Buch Reinkarnation und Karma im Christentum, S. 54f.
Die Auffassung, daß Jesus sowohl wahrer Mensch als auch wahrer Gott war, wurde erst auf dem Konzil von Nizäa 325 offiziell dekretiert. Die Evangelien lassen unterschiedliche Interpretationen der Natur Jesu zu.
Wie Erfahrungen internalisiert und ihren Gefühlsqualitäten entsprechend organisiert werden, stellt Stanislav Grof anhand seiner COEX-Systeme («systems of condensed experience») in Topographie des Unbewußten (Kapitel 3) genauer dar.
In dieser Zeichnung ist die Schleife, die uns mit Feedback über unsere Entscheidungen versorgt, geschlossen, woraus man folgern könnte, daß es außer den von uns früher getroffenen Entscheidungen keine weiteren Faktoren gibt, die unser gegenwärtiges Bewußtsein beeinflussen. Wenn dem wirklich so wäre, wären wir in einem geschlossenen, deterministischen System gefangen, das uns dazu verurteilen würde, die schon früher getroffenen Entscheidungen zu wiederholen. Das soll die Zeichnung natürlich nicht ausdrücken. Keine bildliche Darstellung kann jeden Aspekt einer Situation erfassen, und diese Skizze gibt nicht alle hier relevanten Variablen wieder. Sie ist nur als Modell der zwischen Entscheidung und Situation wirkenden Feedback-Schleife zu verstehen. Um eine Darstellung der Variablen einzubringen, die die Feedback-Schleife um das Element der Kreativität bereichern, könnten wir einen in vertikaler Richtung durch den Mittelpunkt verlaufenden Trichter wie bei einer Sanduhr hinzufügen (vgl. Abb. 9.2). Dieser nach beiden Seiten hin offene Trichter würde unsere Verbindung zur Überseele und anderen spirituellen Quellen darstellen.
Abbildung 9.2
Man erinnere sich an den Fall Tanya aus dem zweiten Kapitel.
Geburt, Tod und Transzendenz, S. 58. Vgl. auch Das Abenteuer der Selbstentdeckung, S. 114–128.
Das Abenteuer der Selbstentdeckung, S. 122. Grof fährt dann fort: «Dieser Aspekt von Erinnerungen an frühere Leben, der auf nichtlokale Verbindungen im Universum hinweist, besitzt Ähnlichkeit mit den Phänomenen, die in der modernen Physik vom Bellschen Theorem beschrieben werden.»
Geburt, Tod und Transzendenz, S. 57f.
Ich widme dieses Buch meinen Schülern und dem Andenken an Dr. Martin A. Greenman
Christopher Bache und ich sind recht verschiedene Wege gegangen, aber die Lektüre seines Buches zeigt mir, daß sie zum gleichen Ziel führen.
Chris ist durch das Studium von Philosophie und Religion schließlich dazu gekommen, die Reinkarnation, die das Thema dieses so klaren und in seiner Argumentation überzeugenden Buches ist, in seine Lebensanschauung mit einzubeziehen. Ich habe mich durch das Dickicht der Sozialpsychologie auf die Lichtung der transpersonalen Psychologie und zu guter Letzt in die hellen Gefilde der Nah-Todeserfahrungen vorgearbeitet, deren Erforschung meinem eigenen Weltbild mehr als alles andere seinen Stempel aufgedrückt hat.
Meine Lehrer waren die vielen hundert Menschen, die ich in den vergangenen zwölf Jahren über ihre Nah-Todeserfahrungen befragen durfte. Viele davon sind gute Freunde geworden.
Was sie mich lehrten, haben sie natürlich aus ihren Nah-Todeserfahrungen geschöpft, und ihre Erkenntnisse sind in dieses Buch mit eingeflossen.
Worin liegt der Grund für diese unverkennbare Konvergenz zwischen dem Glauben an die Wiedergeburt und den Implikationen der Nah-Todeserfahrungen? Meiner Ansicht nach ist der durch eine Nah-Todeserfahrung hervorgerufene transzendentale Bewußtseinszustand derselbe, der auch auf die Realität des Phänomens der Reinkarnation hinweist. Es fällt jedenfalls auf, daß viele der von mir über ihre Nah-Todeserfahrungen Befragten berichteten, daß sie durch ihre Erlebnisse entweder zu Anhängern der Reinkarnationslehre geworden seien oder die Idee der Wiedergeburt jetzt zumindest für so plausibel hielten, daß sie sich intensiver damit beschäftigen wollten. Die Erfahrung der Todesnähe führt den Menschen also durch unmittelbare Anschauung zu der Überzeugung, die der Anhänger der Reinkarnationslehre schon immer vertreten hat: daß die geistige Welt unsere wahre Heimat ist, daß das, was wir Tod nennen, nur ein kurzer Ausflug in dieses Reich des Geistes und das Leben in Wahrheit ewig ist.
Und – so fügen die von der Reinkarnation Überzeugten hinzu – wir kehren wieder.
Chris Bache zeigt, daß diese Grundthese durch eindrucksvolle und unabweisbare Belege gestützt wird. Aber diese Beweise sind nicht das Hauptthema des Buches. Es geht vielmehr darum zu zeigen, wie wir unser Leben besser verstehen und erfüllter leben könnten, wenn wir die Fakten, die für eine reinkarnationistische Lebensanschauung sprechen, begriffen und uns darüber klar würden, welche Konsequenzen das für uns hätte.
Um es noch einmal festzuhalten: Während der Autor im ersten Teil seines Buches überzeugend und engagiert den heutigen Stand der Reinkarnationsdebatte darlegt, ist sein eigentliches Ziel doch, uns zu zeigen, was wir für unser Selbstverständnis und unser spirituelles Wachstum gewinnen, wenn wir die Vorstellung der Wiedergeburt akzeptieren. Und das tut er mit Kompetenz und zwingender gedanklicher Konsequenz.
Er versteht es, die Ergebnisse aktueller Forschungs- und Erfahrungsgebiete, die zur Entstehung einer neuen, spirituelleren Sicht unseres Wesens beitragen, in einer beeindruckenden Synthese zusammenzufassen: Reinkarnationsforschung, Reinkarnationstherapie, Stanislav Grofs Erlebnistherapie, Untersuchungen über außerkörperliche Erfahrungen und Nah-Todeserlebnisse usw. Soweit ich sehe, ist Chris Bache der erste Autor, der die einzelnen Mosaiksteinchen dieser verschiedenen Erfahrungs- und Erlebnisbereiche zu dem einheitlichen Bild einer reinkarnationistischen Anschauung zusammengefügt hat, und viele Leser werden ihm schon allein dafür Dank wissen.
Denn jetzt, im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts, da die Erkenntnisse der modernen Bewußtseinsforschung und die Schlußfolgerungen, die sich daraus ziehen lassen, einer immer größer werdenden Öffentlichkeit zugänglich werden, erfährt die zeitweise aus der Mode gekommene Vorstellung von einem sinnvollen Kosmos neuen, nachdrücklichen Auftrieb.
Und Chris Bache weist sich hier mit seinem ersten Buch als bedeutender Vermittler dieser postexistentialistischen Perspektive aus. Denn aus seiner Interpretation der mit der Reinkarnation zusammenhängenden Erkenntisse der Bewußtseinsforschung ergibt sich für ihn die Folgerung, daß «das ganze Universum ein sinnvolles Gebilde ist», daß das Erlebnis der Wiedergeburt «nicht nur zu dem Glauben, sondern zu dem Wissen führt, daß wir ewig leben, daß der letzte Sinn des menschlichen Lebens darin liegt, lieben zu lernen», und daß «das Wichtigste ist, zu erkennen, daß wir in Sicherheit sind, daß es absolut nichts gibt, was uns auf Dauer von der Quelle des Lebens trennen könnte, und daß die Prüfungen des Lebens letztendlich zu unserem Besten sind».
Genau dasselbe habe ich auch von Menschen gehört, die Nah-Todeserfahrungen gemacht haben.
Und nun lade ich Sie ein, mit Chris Bache den Pfad zu beschreiten, auf dem er zu diesen Folgerungen gelangte – dabei kann es durchaus geschehen, daß auch Sie sich angeregt fühlen, eine ähnliche Reise anzutreten.
Kenneth Ring
Romy Crees wurde 1977 als Tochter von Barry und Bonnie Crees in Des Moines, Iowa, geboren. Sie war ein entzückendes kleines Mädchen, ein richtiger Wirbelwind, voller Neugier und immer zu Streichen aufgelegt. Beide Eltern waren gläubige Katholiken und deshalb in keiner Weise auf das gefaßt, was geschah, als Romy anfing zu sprechen. Denn sie schwatzte nicht einfach drauflos, wie andere Kinder das tun, sondern streute immer wieder Einzelheiten über ihr früheres Leben als Joe Williams ein. Sie erzählte, sie sei in einem Haus aus roten Ziegeln in Charles City aufgewachsen, einer Stadt, die ungefähr 300 Kilometer von Des Moines entfernt liegt. Sie behauptete, mit einer Frau namens Sheila verheiratet gewesen zu sein und drei Kinder mit ihr gehabt zu haben. Joe und Sheila seien beide bei einem Motorradunfall ums Leben gekommen, den Romy sehr genau beschreiben konnte. «Ich habe Angst vor Motorrädern», sagte sie. Sie erinnerte sich an viele Ereignisse aus Joes Leben. Einmal hatte Joe zu Hause einen Brand verursacht, und Mutter Williams hatte sich die Hand verbrannt, als sie die Flammen mit Wasser löschen wollte. «Mutter hat Schmerzen im Bein – hier», sie zeigte auf eine Stelle am rechten Bein. «Mutter Williams heißt Louise. Ich habe sie lange nicht gesehen.» Sie bat oft, man möchte sie doch nach Charles City bringen, damit sie Mutter Williams beruhigen und ihr sagen könnte, daß «alles in Ordnung war».
Man kann verstehen, daß Romys Eltern das, was sie da hörten, beunruhigend und verwirrend fanden und sie Romy von ihren vermeintlich absurden Phantastereien abzubringen versuchten. Aber ihre genaue Schilderung von Joes Leben und von dem Unfall, der ihm ein Ende setzte, gab ihnen doch zu denken, und so waren sie schließlich bereit, Hemendra Banerjee kommen zu lassen, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, den Fällen von Kindern nachzugehen, die sich spontan an frühere Leben zu erinnern scheinen. Im Winter des Jahres 1981 kamen Banerjee und seine Frau in Begleitung zweier Journalisten von der schwedischen Zeitschrift Allers nach Des Moines, um sich mit Romy und ihren Eltern zu unterhalten. Später fuhren sie alle gemeinsam nach Charles City, um festzustellen, ob Romys «Erinnerungen» sich ganz oder teilweise bestätigen ließen.
Auf der Fahrt war Romy ganz aufgeregt und freute sich sehr darauf, endlich wieder bei Mutter Williams sein zu können. Kurz vor der Ankunft kletterte Romy auf den Vordersitz und sagte: «Wir müssen noch Blumen kaufen. Mutter Williams mag blaue Blumen. Und wenn wir da sind, können wir nicht durch die Vordertür gehen. Wir müssen um die Ecke zu der Tür in der Mitte.» Nach einem Blick ins Telefonbuch hielten sie vor einem weißen Bungalow in einem Vorort der Stadt an. Romy sprang aus dem Auto und zog Banerjee hinter sich her zum Haus. Es war nicht das rote Ziegelhaus, das Romy beschrieben hatte, aber auf einem Schild davor stand: «Bitte die Hintertür benützen».
Eine ältere Frau kam an den Seiteneingang des Hauses. Sie ging an Krücken und hatte einen festen Verband um das rechte Bein. Ja, sie sei Louise Williams. Ja, sie habe einen Sohn namens Joe gehabt, aber sie sei gerade auf dem Weg zum Arzt und habe deshalb keine Zeit, die ungewöhnlichen Besucher zu empfangen. Romy war sehr enttäuscht, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Aber nach einer Stunde gingen Romy, ihr Vater und die schwedischen Journalisten wieder zu dem Haus und wurden hineingebeten.
Frau Williams erschrak geradezu, als Romy ihr die blauen Blumen überreichte, und erklärte, das letzte Geschenk ihres Sohnes sei auch ein Strauß blauer Blumen gewesen. Aber wie überrascht war sie erst, als Romys Vater ihr von Romys «Erinnerungen» an Joes Leben erzählte. «Woher weiß sie das denn alles?», fragte sie. «Ich kenne Sie doch gar nicht, und ich kenne auch sonst niemanden in Des Moines.» Sie erklärte, sie und Joe hätten in einem Haus aus roten Ziegeln gewohnt, genau wie Romy gesagt hatte, aber das Haus sei einem Wirbelsturm zum Opfer gefallen, der vor zehn Jahren in Charles City getobt habe. «Joe hat uns geholfen, dieses Haus zu bauen, und er bestand darauf, daß wir die Vordertür im Winter geschlossen halten.»
Romy und Frau Williams fühlten sich sofort zueinander hingezogen. Als Frau Williams aufstand, um etwas aus dem Nebenzimmer zu holen, lief Romy hinter ihr her. Sie kamen Hand in Hand zurück, denn Romy wollte die alte Dame stützen. Frau Williams hatte eine gerahmte Fotografie von Joe und seiner Familie in der Hand, die an dem Weihnachtsfest vor seinem und Sheilas Tod aufgenommen worden war. «Sie hat sie wiedererkannt», sagte Frau Williams überrascht. «Sie hat sie wiedererkannt!»
Frau Williams konnte vieles von dem bestätigen, was Romy erzählt hatte: Joe hatte eine Sheila geheiratet, die beiden hatten drei Kinder, die Namen von Verwandten stimmten und das Feuer in ihrem Haus, bei dem sie sich die Hand verbrannt hatte, war eine nicht zu leugnende Tatsache. Auch der Motorradunfall im Jahre 1975 hatte sich in allen Einzelheiten so zugetragen, wie Romy ihn geschildert hatte. Aber obwohl sich erwiesen hatte, daß Romys Aussagen zutrafen, waren weder Frau Williams noch Romys Eltern bereit, die Möglichkeit zu akzeptieren, daß es sich bei ihrer Tochter um die Reinkarnation von Joe Williams handeln könnte. «Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll», sagte Romys Mutter, «aber ich weiß ganz sicher, daß meine Tochter nicht lügt.»[1]
Romys Erinnerungen sind keine solche Seltenheit, wie ihre Eltern vielleicht meinten. Wie wir im nächsten Kapitel sehen werden, gibt es Hunderte von gutdokumentierten Fällen, in denen Kinder sehr detaillierte und völlig korrekte Berichte von einem Leben gegeben haben, das sie vor ihrem jetzigen Leben gelebt haben wollen. Zusammengenommen sind diese Berichte so gewichtig, daß sie uns zu einer erneuten Prüfung einer der ältesten und hartnäckigsten Vorstellungen in der Geschichte der Menschheit nötigen, der Vorstellung nämlich, daß wir nicht nur einmal, sondern viele Male auf der Erde leben.
Aber haben wir denn Veranlassung, uns die Behauptungen dieser Kinder so zu Herzen zu nehmen? Die meisten von uns erinnern sich nicht im mindesten an ein früheres Leben. Außerdem lehren uns unsere fünf Sinne nur, daß wir mit dem Tod des Körpers von der Erde verschwinden. Ob wir nun einfach aufhören zu existieren oder «an einen anderen Ort» gehen – das bewußte Erleben der meisten Menschen spricht gegen die These von einer Rückkehr. Warum sollten wir diese Kinder also nicht einfach als – bislang unerklärliche – merkwürdige Sonderfälle abtun und uns an die scheinbar einfachere Alternative halten?
Manch einer mag sich veranlaßt fühlen, diese Kinder ernst zu nehmen, wenn er an all die bemerkenswerten Menschen denkt, die sich nach sorgfältiger Überlegung für den Glauben an die Reinkarnation entschieden haben. Dazu gehören so unterschiedliche Persönlichkeiten wie Plato, Schopenhauer, John McTaggart, Benjamin Franklin, Leo Tolstoi, William James, Henry Wadsworth Longfellow, Ralph Waldo Emerson, Henry David Thoreau, Walt Whitman, Saul Bellow, Richard Wagner, Gustav Mahler, Jean Sibelius, Paul Gauguin, David Lloyd George, George S. Patton, Charles Lindbergh, Henry Ford und Carl Gustav Jung. Aber natürlich ist die Liste der westlichen Intellektuellen und Künstler, die den Gedanken der Reinkarnation verworfen haben, viel länger.
Andere mögen sich von der einfachen Tatsache beeindrucken lassen, daß etwa die Hälfte der Menschheit seit Jahrtausenden an die Wiedergeburt glaubt. Das sollte uns zwar zu denken geben, aber andrerseits haben sich viele altehrwürdige Vorstellungen – zum Beispiel daß die Sonne sich um die Erde dreht und daß die Erde eine Scheibe ist – auch definitiv als falsch erwiesen. Alter und Beliebtheit einer Vorstellung sind noch keine Wahrheitsgarantie und können uns allein nicht veranlassen, die täglich neu gewonnene Erfahrung beiseite zu schieben, daß wir in unserem Wesen nur das sind, was unser Körper uns suggeriert und nicht mehr.
Letztlich liegt der stärkste Grund, die Erfahrung von Kindern wie Romy Crees nicht zu ignorieren, in den Kindern selbst, ganz gewöhnlichen Kindern, die in jeder Hinsicht vollkommen normal sind, abgesehen von der einen Besonderheit – daß sie sich offenbar an etwas erinnern, was die meisten von uns aus irgendeinem Grund vergessen haben. Wenn die aufgeklärten Westler des 20. Jahrhunderts die Reinkarnation je ernst nehmen sollten, wird das, so glaube ich, in erster Linie auf das geduldige und kritische Studium dieser Kinderberichte zurückzuführen sein. Wir wollen daher, ehe wir fortfahren, noch einen zweiten Fall betrachten, einen Fall, den Dr. Ian Stevenson von der University of Virginia recherchiert hat.[2]
Prakash Varshnay wurde im August 1951 in Chhata in Indien geboren. Als Kind zeigte er keinerlei auffälliges Verhalten, wenn man davon absieht, daß er vielleicht mehr als die meisten seiner Altersgenossen zum Weinen neigte. Aber einmal, er war gerade viereinhalb Jahre alt, wachte er mitten in der Nacht auf und rannte aus dem Haus. Als seine Eltern ihn eingeholt hatten, behauptete er, sein Name sei Nirmal, und er «gehöre» nach Kosi Kalan, einer etwa zehn Kilometer entfernt liegenden Stadt. Er sagte auch, sein Vater heiße Bholanath. In den nächsten fünf oder sechs Nächten zeigte Prakash das gleiche Verhalten: Er wachte mitten in der Nacht auf und lief auf die Straße. Danach geschah es seltener, kam aber noch einen Monat lang gelegentlich vor.
Er begann tagsüber von «seiner» Familie in Kosi Kalan zu reden. Er behauptete, er habe dort eine Schwester namens Tara und nannte auch mehrere Nachbarn. Sein Haus dort beschrieb er als ein Haus aus Backstein, im Gegensatz zu seinem jetzigen Haus in Chhata, dessen Wände aus getrocknetem Schlamm waren. Er sagte, sein Vater habe vier Läden, darunter einen Getreideladen, einen Stoffladen und ein Geschäft, in dem Hemden verkauft würden. Er erwähnte auch den eisernen Geldschrank seines Vaters, in dem er eine Schublade mit einem eigenen Schlüssel dazu habe.
Aus Gründen, die für seine Angehörigen unverständlich waren, wurde Prakash immer mehr von dem anderen Leben, an das er sich plötzlich wieder erinnerte, besessen und bat wiederholt, sie möchten ihn nach Kosi Kalan bringen. Er quälte sie so lange, bis sein Onkel schließlich nachgab und versprach, mit ihm dort hinzufahren. Zunächst versuchte er allerdings, ihn zu überlisten, indem er den Bus in die Gegenrichtung bestieg. Aber Prakash bemerkte die Täuschung, und sein Onkel gab sich geschlagen. In Kosi Kalan fanden sie tatsächlich einen Laden, der einem Mann namens Bholanath Jain gehörte, aber da der Laden geschlossen war, kehrten Prakash und sein Onkel nach Chhata zurück, ohne ein Mitglied der Familie Jain gesprochen zu haben.[3]