Mit diesem Buch möchte ich all jenen, die vor Vorträgen, Präsentationen und Reden stehen ein Werkzeug in die Hand geben, damit sie ihre innewohnende Souveränität zur Geltung bringen können.
Fleur Sakura Wöss
Fleur Sakura Wöss, Dr. phil., Vortragscoach und Zen-Lehrerin. Reden und Schweigen – diese zwei konträr wirkenden Themen ziehen sich seit ihrer Jugend durch das Leben. Beginnend mit dem ersten Rhetorik-Kurs an der High School in Kalifornien, über eine achtjährige Stimmausbildung, ca. 50 Rhetorik-Kursen bei führenden Rhetorik-Trainern weltweit, bis zur Gründung der Seminaragentur TopTwo gemeinsam mit ihrem Lebenspartner, beschäftigt sie sich seit Jahrzehnten mit der Frage: „Wie fesselt man Zuhörer?“ Sie ist Gründungspräsidentin der German Speakers Association Österreich (GSA Chapter Austria). Unter ihren Klienten sind viele Wissenschafter, da sie 14 Jahre lang selbst an der Universität Wien, FU Berlin und Zürich Vorlesungen gehalten hat. Auch heute noch verbessert sie ihre eigene Redefähigkeit in einem Rede-Club, dem Toastmaster Club N.Ö.
Von ihr auch erschienen: "Innehalten. Zen üben, Atem holen, Kraft schöpfen", Kösel Verlag München 2017.
Fleur Sakura Wöss lebt mit ihrem Partner Paul Matusek in Wien. Die beiden haben drei Söhne, Florian, Severin und Laurenz, die alle drei erfolgreich im Leben stehen.
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Das vorliegende Buch ist eine redigierte, aktualisierte und um ein Bonuskapitel erweiterte Neuauflage des Buches Fleur Wöss: "Der souveräne Vortrag – informieren, überzeugen, begeistern", Linde-Verlag Wien, 2004.
Redaktion: Paul Matusek
Ich schätze sehr, wenn Bücher gut strukturiert sind, außerdem flüssig zu lesen und auch noch praxisnah. Respekt!
Astrid Zapf
Das erste Buch, das ich in der Hand hielt zu diesem Thema, und das ganz seinem Versprechen gerecht wurde. Übersichtlich, klar, witzig, unterhaltsam, erfrischend, aufbauend.
Camilla Bornscheuer
Ich kenne schon so viele Bücher über Präsentation und Vortrag und war doch noch immer unzufrieden. … Es ist sooo gut, es ist das Beste auf dem Markt zu diesem Thema. … Es ist ein richtig „wertvolles“ Buch. Nicht nur wegen des Inhalts, sondern auch wie es geschrieben ist, jedenfalls ganz anders als alle anderen.
Peter Hegerich
Dieses Buch ist so praktisch geschrieben und spannt einen guten Bogen. Ich habe das Buch sehr oft schon weiter empfohlen und alle bestätigen es mir. Es ist ein wirklich gutes Buch.
Maria Eisner
Kompliment zu Ihrer profunden, fruchtbaren Beratung!
Monika Bundt
Es ist das praxisnächste Buch, das gleichzeitig vollständig ist, obwohl es ohne explizites NLP auskommt.
Rudolf Benar
Erfrischend ist der flotte, unkonventionelle aber schlüssige Ansatz, der für eine spontane Geburtstagsansprache diesselbe Gültigkeit hat wie für ein 3-Tages-Fach-Seminar.
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Insgesamt ein mit Informationen vollgepackter Titel, der sich trotzdem gut liest und auf den man in Zeiten, wenn wieder eine eigene Wortspende ansteht, in großer Dankbarkeit zurückgreifen wird.
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So viel an nützlicher Information und Hinweisen, dass ich, die ich selbst bei jedem Referat in der Schule oder an der Universität vor Lampenfieber Bauchschmerzen und Herzrasen hatte, fast Lust bekam, einen Vortrag zu halten.
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Eine Seltenheit geworden: ein Ratgeber oder Unterstützer, der auch einlöst, was er vorgibt. Überschaubare Unterteilungen, Auflockerungen, praktische und teils ironische Beispiele, humorvoll und klug verfaßt; kein hochgestochener Pseudointellekt soll vermittelt sein, kein Versprechen zur sofortigen Lebensverbesserung und- handhabung wird vorgegeben
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Dieses Buch habe ich mit großem Genuss gelesen. Es ist ja selten genug, dass in einem Fachbuch weder akademische Fadesse noch schwammiges Gerede auftaucht. Dieses Werk hingegen ist eine echte Hilfe und spart auch den Humor nicht aus.
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Dieses Buch ist anders. Es ist immer am Punkt, einfach zu lesen, klar gegliedert und mit vielen authentischen Fallbeispielen aus der Coaching-Praxis der Autorin gespickt. Ich halte das Buch für die beste und seriöseste Zusammenfassung für die Vorbereitung eines Vortrags, die aktuell in deutscher Sprache erhältlich ist.
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Sehr ausführliche Anleitung für eine Vortragsvorbereitung. Enthält neben den sachlichen Vorbereitungsarbeiten auch "Softfacts" (wie die persönliche Mitte zu finden), die wichtig sind, um aus einem Vortragenden eine wirksame Persönlichkeit zu machen. Viel besser als die verkäuferorientierten Rednerbücher!
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Vorträge zu halten gehört in vielen Bereichen zum Alltag. Langweilige Vorträge anhören leider auch. Nur wenige schaffen es, Inhalte auch für den Nichtfachmann verständlich zu präsentieren, das Publikum länger als drei Minuten zu fesseln und die Botschaft klar zum Ausdruck zu bringen. Von der Dramaturgie, die Spannung bringt, über das Kontaktverhalten zum Publikum, die erste Hilfe gegen Lampenfieber bis zur gelungenen Selbstpräsentation, zeigt Fleur Wöss, wie aus einer Fülle von Fakten ein packender, souveräner Vortrag wird.
Managerseminare.de
Fleur Wöss erklärt in ihrem Buch "Der souveräne Vortrag", wie sie Vorträge gezielt vorbereitet und lebendig gestaltet und wie sie mit Lampenfieber umgeht. In Beispielen aus ihrer eigenen Praxis betont sie, wie wichtig bildhafte Sprache und Begeisterung für das Thema sind.
Wirtschaftsblatt
Fleur Wöss hat dem Dauerschlummern der Zuhörer den Kampf angesagt. … Raffiniert einfache Tricks und praktische Checklisten … anstatt Aufzählungen abstrakter Hinweise machen das Buch gleichermaßen zu einem brauchbaren Leitfaden für Neulinge am Rednerpult wie für erfahrene Vortragende.
Horizont.at
© 2004-2018 Dr. Fleur Sakura Wöss, Wien, Österreich
Die erste Auflage erschien unter dem Titel "Der souveräne
Vortrag" 2004 im Linde Verlag, 2. verbesserte Auflage
Autorin: Fleur Sakura Wöss
Umschlaggestaltung,: Catrin Roher
Redaktion und Lektorat: Paul Matusek
Verlag: myMorawa
978-3-99070-499-8 (Paperback)
978-3-99070-500-1 (Hardcover)
978-3-99070-501-8 (e-Book)
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und der Autorin unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Alle Angaben in diesem Buch erfolgen trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr. Eine Haftung der Autorin oder des Verlages ist ausgeschlossen.
Meine erste Erfahrung mit einem schlechten Vortrag hatte ich in den sechziger Jahren. Der Schuldirektor hielt eine Festansprache für uns Schülerinnen. Wir saßen damals – noch neugierig und etwas schüchtern – das erste Mal im holzgetäfelten Saal des Gymnasiums. Glücklicherweise hatten wir zu diesem Zeitpunkt die Aufnahmeprüfung in die Schule schon bestanden, denn nach der halben Stunde von Begrüßungen und Leerfloskeln wären unsere Gehirne zu nichts mehr imstande gewesen. Die nachfolgenden Schuljahre brachten uns immerhin einige lustige Zeiten. Denn je langweiliger ein Professor vortrug, desto mehr strengten wir unsere Mädchenhirne an, ihm einen originellen Streich zu spielen. So wurden wir in der Schule schon gut auf das spätere Leben vorbereitet. Wir lernten in den acht Jahren: Wissen sollte ernsthaft und möglichst langweilig vorgetragen werden. Die Karriere zur masochistischen und geduldigen Zuhörerin war somit erfolgreich in die Wege geleitet.
Die Universität brachte dann auch keine Erleuchtung. Je akademischer ein Vortrag, desto „objektiver“ wurde er dargebracht. „Objektiv“ bedeutete leider auch, dass der Redner so tat, als habe er selbst mit dem Vorgetragenen rein gar nichts zu tun. Auch ich, nach einigen Jahren von der Studentin zur Lektorin mutiert, reproduzierte die abgehobene akademische Vortragsweise.
Das vorliegende Buch ist eine aktualisierte Ausgabe. Meine Hoffnung damals, 2004, als ich die erste Ausgabe verfasste, war, dass sich etwas ändert. Ich gründete die österreichische Sektion der GSA, der German Speakers Association. Diese international vernetzte Weiterbildungsplattform für Redner hat zum Ziel, bessere Redner heranzubilden und tatsächlich wurden viele Speaker besser und professioneller. Das geschieht nicht nur durch Weiterbildungsveranstaltungen, sondern auch durch die Teilnahme an den Kongressen, wo man die Besten der Branche hören und sehen kann, insbesondere auch bei den Kongressen der National Speakers Association, der NSA in den USA.
Trotzdem: Bis in die Niederungen der Unternehmen, bis in die Universitäten, dringt dieses Know How nur langsam vor. Ich erlebe den akademischen Nachwuchs immer wieder wenn ich junge Wissenschaftler an der Universität für ihre Vorträge, Vorlesungen und Bewerbungsgespräche coache. Auch die mir folgende und nächstfolgende Generation steht vor den gleichen Problemen: Sie kleben am Manuskript, sie würden sich am liebsten hinter dem Vortragspult verstecken; sie “prügeln" nach wie vor ihre Zuhörer mit Powerpointfolien.
Es fehlt vor allem eines, darauf bin ich durch meine Tätigkeit als Meditationslehrerin aufmerksam geworden: Es mangelt ihnen an innerer Zuversicht und Festigkeit. Der gestiegene Arbeitsdruck in den vergangenen Jahren versetzt viele in einen Dauer-Turbo-Modus. Deshalb mache ich ab und zu mit meinen jungen Coachees etwas, das sie verblüfft: Ich setze mich mit ihnen hin und wir meditieren gemeinsam. Die Anweisungen wie sie das dann ganz leicht zuhause selbst machen können, das Innehalten, das eiserne Schaffen von Zwischenräumen verschafft ihnen die nötige Souveränität, die Zuversicht und Authentizität, die sie zu besseren Vortragenden machen kann.1
Auf Wirtschaftskongressen treffe ich auch heute noch auf Tagungseinöde: langweilige Vorträge und leidende Zuhörer, die die Begrüßungsorgien und überfrachteten Datenmengen nur mit einem einzigen Gedanken überstehen können: „Danach gibt es ein super Büffet.“
Es besteht daher noch ein riesiges Betätigungsfeld für uns alle: den Kampf gegen den Langeweile-Terror am Rednerpult. Führen wir diesen Kampf gemeinsam!
Wenn Ihre Zuhörer beim nächsten Mal vergessen, dass es ein Büffet geben wird, haben Sie gewonnen – und dann hat dieses Buch seinen Zweck erfüllt.
Der scheinbar locker vorgetragene, souveräne Vortrag bezieht 90 Prozent seines Erfolgs aus der richtigen Vorbereitung. Je besser Sie Ihren nächsten Vortrag planen, desto gelassener können Sie Ihrem eigentlichen Auftritt entgegensehen. Alle großen Redner bereiten sich wochenlang auf ihre nur scheinbar spontanen und geschliffenen Wortmeldungen vor. Was den Zuhörern als Inspiration des Augenblicks erscheint, ist in Wahrheit mit viel Recherche und mit Liebe zum Detail ausgearbeitet worden. Das kostet Zeit – aber diese Investition ist sinnvoll. Wenn Sie am Podium stehen und das Publikum begeistert applaudiert, dann werden Sie wissen: Ihre Mühe hat sich gelohnt.
Bevor Sie sich an die Arbeit machen, empfehle ich Ihnen, noch einige Überlegungen anzustellen. Zuallererst könnte es nützlich sein, zu wissen, warum Sie überhaupt den Vortrag halten.
Angenommen, Sie sind eingeladen worden, einen Vortrag zu halten. Die Gründe dafür können vielfältig sein.
•Sie sind ein anerkannter Experte oder eine Fachfrau auf einem bestimmten Gebiet, über das die Zuhörer oder Veranstalter etwas wissen möchten.
•Sie sind zwar als Experte eingeladen worden, aber den Veranstaltern ist das Thema nicht so wichtig, sie wollen hauptsächlich Ihren Namen auf dem Programm haben.
•Sie sind mit dem Veranstalter befreundet, im selben Club oder gehen oft gemeinsam golfen und werden aus persönlichen Gründen eingeladen.
•Sie sind in Vertretung Ihrer Institution geschickt worden, weil Ihr Vorgesetzter keine Zeit hat.
•Sie möchten sich als Experte oder Expertin profilieren.
Fünf völlig verschiedene Situationen, die für Sie ganz unterschiedliche Motive darstellen, aufzutreten! Je nachdem, welcher dieser Gründe für Sie zutrifft, werden Sie sich anders verhalten, anders vorbereiten. Wenn das Erstere für Sie zutrifft, Sie also schon als Experte auf einem speziellen Gebiet bekannt sind, überspringen Sie dieses Kapitel. Wenn Sie noch nicht auf dem Gipfel, sondern noch auf dem Weg zum Ruhm sind, lesen Sie bitte weiter.
Angenommen, Sie sind Läuferin und haben Probleme mit Ihrem linken Knie. Die anhaltenden Schmerzen zwingen Sie, einen Arzt aufzusuchen. Welchen wählen Sie? Gehen Sie zu dem Herzspezialisten, der in Ihrer Lieblingszeitung jeden Samstag die Kolumne „Das gesunde Herz“ schreibt? Wohl kaum. Was Sie in dieser Situation wollen, ist ein Experte gerade für dieses spezielle Problem. Das bedeutet in Ihrem Fall, Sie werden nicht nur irgendeinen Orthopäden aufsuchen, sondern einen orthopädischen Facharzt, der viel Erfahrung mit Läuferknien hat, idealerweise selber regelmäßig joggt.
Ebenso ist es, wenn Sie eingeladen werden, eine Rede zu halten. Ihr Publikum und der Veranstalter wollen einen Experten. Je ungewöhnlicher Ihr Spezialgebiet ist, desto gefragter werden Sie als Vortragende sein!
Fragen Sie sich also: Auf welchem Gebiet bin ich Experte? Oder: In welchem Spezialgebiet strebe ich Expertentum an?
Angenommen, Sie haben Slawistik studiert mit Schwerpunkt Handelswissenschaften. Danach arbeiteten Sie in einer Import-Export-Firma in Moskau. Nach Ihrer Rückkehr nach Deutschland haben Sie einige Jahre in einer Unternehmensberatung Firmen unterstützt, in Russland Geschäfte abzuwickeln. Wenn Sie dann über das Thema sprechen: „Wie Sie russische Geschäftsleute am besten zu einem Verhandlungsabschluss bringen“, werden Sie für jeden glaubwürdig sein.
Ihr Thema sollte eine zwingende Verbindung mit Ihrer Persönlichkeit, mit Ihren Fähigkeiten und mit Ihrer beruflichen Geschichte haben. Albert Bloch war jahrzehntelang interner Weiterbildungstrainer in Firmen der Autoindustrie. Seine spezielle Fähigkeit war es, das mittlere Management in Mitarbeiterführung zu schulen. Unsere Wege kreuzten sich, denn Bloch erhoffte sich, von unserer Agentur gemanagt zu werden. Er wollte sich als Keynotespeaker bei Großveranstaltungen profilieren. Wir saßen im Kaffeehaus und besprachen, welches Thema für Selbstständige interessant sein könnte. Er erzählte mir von seiner eben überwundenen Spät-Midlife-Krise – spät, weil er damals 61 Jahre alt war –, seiner Beschäftigung mit asiatischer Philosophie und Meditation. Da rief er plötzlich aus: „Das wäre DAS Thema! Die Firmen setzen so viele Mitarbeiter an die Luft und die verbleibenden stöhnen unter der Arbeit. Sie sind im Permanentstress, die Ehen leiden darunter und die Scheidung ist die letzte Konsequenz. Immer wieder treffe ich Menschen, die sich nach Orientierung sehnen. Meditation und asiatische Weisheit wäre doch etwas, was diese Leute brauchen könnten wie einen Bissen Brot.“ Bloch hatte nicht Unrecht. Das war tatsächlich ein Thema, das auf dem deutschen Markt „ziehen“ würde – vorausgesetzt, der Vortragende wäre anerkannter Experte auf diesem Gebiet, z.B. der Dalai Lama. Aber ein Mann, der dreißig Jahre lang Mitarbeiterführung vorgetragen hatte …?
Ich fragte also: „Warum sollen Menschen das gerade von Ihnen lernen?“ Einen Moment lang schaute Bloch verständnislos, dann begriff er, dass er mit seinem Hintergrund einfach kein glaubhafter, authentischer Vortragender für Meditation war.
Kurzum: Finden Sie den Punkt, der Sie unter allen anderen Menschen unverwechselbar macht! Wenn Sie ein solches USP (Unique Selling Proposition) nicht haben, schaffen Sie sich eines!2
Überlegen Sie, auf welchen Gebieten Sie bisher Außergewöhnliches geleistet haben. Wofür sind Sie ausgezeichnet und gelobt worden? Welche Ausbildungen haben Sie gemacht? In welcher Branche fühlen Sie sich besonders zu Hause? Zu welchen Themen haben Sie schon publiziert? Welcher spezielle Aspekt Ihres Vortrags ist wirklich neu?
Lieben Sie Klassik? Nach welchen Kriterien suchen Sie eine Musik CD aus? Wenn Sie an der Kasse Ihres Supermarkts stehen und gerade ein Glas Konfitüre und ein Brot bezahlen wollen und Sie sehen folgendes Sonderangebot: „5 CDs zum Preis von 20 Euro! Alle Schubert Symphonien!“, dann ist vielleicht Ihr Interesse geweckt und Sie nehmen die CDs aus dem Korb und sehen sie genau an. Auf der Etikette steht: „Symphonieorchester Ploesti.“ Kein Name eines Dirigenten. Würden Sie die CDs kaufen?
Als echte Klassikkennerin ziehen Sie es höchstwahrscheinlich vor, statt in diese fünf CDs in eine zu investieren, bei der Sie den Dirigenten und das Orchester und auch den Musikverlag und damit die Sicherheit einer qualitativ guten Aufnahme auswählen können.
Wir sind verwöhnt. Es geht heute nicht mehr darum, ein bestimmtes Musikstück zu hören. Es geht darum, eine besonders interessante Interpretation des Musikstücks kennen zu lernen. Manche Dirigenten spezialisieren sich auf die Originaltreue des Werks, andere sind Spezialisten für Barockmusik.
Genauso wollen die Zuhörer in Ihrem Vortrag mit dem Gefühl sitzen, den besten Spezialisten für dieses Thema vor sich zu haben.
Warum haben Sie die Einladung angenommen, einen Vortrag zu halten? Vielleicht ist es die Notwendigkeit, sich vor Kollegen zu profilieren? Oder ist es Eitelkeit? Oder hat Ihr Vorgesetzter gemeint: „Wenn du aufsteigen willst, sind im Jahr zwei Vorträge bei Kongressen Pflicht!“ Jedes Mal, wenn Sie zugesagt haben, einen Vortrag zu halten, ist es sinnvoll, sich zu überlegen, wie dieser Vortrag Sie Ihren langfristigen beruflichen Zielen näher bringen kann. Sehr oft erlebe ich, dass sich meine Klienten zu wenig Gedanken über den Aufbau ihrer Karriere machen.
Von Arnold Schwarzenegger können Sie in Sachen Zielsetzung viel lernen. Ich war im Jahre 1999 in den USA und besuchte eine Halbinsel an der kalifornischen Küste. Dort stand ein mobiler Kiosk, an dem ich einen Kaffee im Pappbecher kaufte. Woher ich denn käme, fragte der Hüne in dem Kabäuschen.
„From Austria.“ „Ah“, erwiderte er, er habe auch einen Freund aus Österreich. Sein Name sei Arnold Schwarzenegger. Zuerst dachte ich, er scherze. Kevin O’Connell vom Kiosk Sonoma Coast Mobile Deli erzählte mir, dass er früher eines der modernsten Fitness-Studios Amerikas in Berkeley besessen habe. Er hatte Arnie sofort nach dessen Ankunft in Amerika kennen gelernt: „Er hatte gerade 20 Dollar in der Tasche. Aber er hatte große Ziele! Er bat mich gleich in der ersten Woche, ihn in jene Wohngegend Californias zu führen, wo die schönsten Villen stehen. Wir fuhren durch die Straßen, wo die Reichen und Schönen wohnen. Und er sagte zu mir: ‚In so einem Haus werde ich auch wohnen.‘“3
Karl Kainrath, Schwarzeneggers Fitness-Trainer aus seinen Jugendtagen in Österreich, bestätigt diese Einstellung, auf ein klares Ziel zuzuarbeiten: „Er war immer der Aktivste, weil er unbedingt weiterkommen wollte. Wann immer der Verein offen gehabt hat, wir waren da. Mit 15 hat er gesagt, ich werd’ der beste Bodybuilder. Und Filmschauspieler werd’ ich auch! Und wir haben nur gelacht und gesagt: Ja, klar Bundespräsident wirst’ auch!“34
Mit 15 war für Schwarzenegger sein Lebensweg klar. Der Weg vom Bodybuilder zum Filmstar war kein Zufall. Kevin O’Connell bestätigte, dass alles, was Schwarzenegger machte, in Übereinstimmung mit seinen langfristigen Zielen war.
So ist es auch nicht egal, welchen Vortrag Sie wo halten. Sie werden doch nicht Zeit und Mühe investieren, um einen Vortrag zu halten, der Sie nicht im Geringsten weiterbringt!
Eine meiner Klientinnen, Susanne Ebert, ist PR-Beraterin. Sie ist eine begnadete Netzwerkerin. Kontakte knüpfen zu fremden Menschen ist eine ihrer Leidenschaften. Sie ist mit Tausenden Leuten bekannt, und doch klagt sie über mangelnde Aufträge. Ihr Terminplan ist voll, weil sie sich auf vielen Gebieten engagiert: Sie ist Mitglied bei drei verschiedenen Frauen-Netzwerken, bei einem ist sie im Vorstand, beim anderen betreut sie die Abteilung PR und Medien. Sie organisiert im Elternverein ihrer Tochter den jährlichen Flohmarkt und ist beim Kleingartenverein „Rosenhügel“ zuständig für alle Probleme, die sich im Kontakt mit der Stadtgemeinde ergeben. Da sie viele Leute kennt, wird sie immer wieder eingeladen zu sprechen. „Wirst du uns einen Vortrag für einen der Clubabende im nächsten Jahr halten?“, kommt die Anfrage von den Frauenclubs. Das ist die Sorte Vorträge, die als Pausenfüller zwischen Haupt- und Nachspeise dienen und die vom Geklapper der Kellner und dem Geflüster uninteressierter Damen begleitet werden. Sie wissen ja: Die einzige Möglichkeit, bei solchen Vorträgen nach dem Abendessen wach zu bleiben, ist, selber einen zu halten …
Susanne Ebert meldet sich oft freiwillig für einen Vortrag, wenn Not an der Frau/am Mann ist. So kam sie wieder vor einiger Zeit zu mir und bat mich, ihr bei der Vorbereitung ihres Vortrags bei der Tagung „Journalismus im Wandel“ zu helfen.
„Worüber werden Sie sprechen?“, fragte ich.
„Das weiß ich noch nicht genau. Ich könnte über ‚Neue Wege in der PR-Arbeit‘ sprechen.“
„Warum halten Sie diesen Vortrag? Wollen Sie sich für einen speziellen neuen Aspekt der PR-Arbeit profilieren?“
„Nein, wieso? Ich halte den Vortrag, damit ich bekannt werde.“
Das ist zu wenig. Susanne Ebert ist ein Hansdampf in allen Gassen. Sie hat viele Freunde, doch sie hat sich kein Image als Expertin geschaffen.
Auf einem Journalistenkongress wird sie auch keine neuen Kunden finden, schon gar nicht, wenn sie über ein so schwammiges Thema spricht wie „Neue Wege in der PR-Arbeit“.
Wir überlegten gemeinsam, in welcher Sparte der PR-Arbeit sie besonders bekannt werden wollte. Wir sahen uns ihren bestehenden Kundenstock an. Sie hatte zwei Kunden, die ihr 80 Prozent des Umsatzes brachten. Beide waren in der Pharmabranche tätig. Ebert hatte nämlich vor ihrer PR-Tätigkeit Texte für eine Zeitung verfasst, die an Arztpraxen verteilt wurde. Damals hatte sie die Kontakte zu diesen Pharmafirmen aufgebaut. Durch die frühere Arbeit hatte sie sich Kenntnisse darüber angeeignet, welche speziellen Herausforderungen die PR-Arbeit in der Pharmabranche darstellt.
Nun hatte sie ihr Thema! Der Titel des Vortrags lautete: „Der Medien-Weg ist das PR-Ziel. Wie sich PR-Arbeit für Pharma-Firmen bezahlt macht.“ Für dieses Thema war sie als Expertin bereits hinreichend qualifiziert. Nun war sie gezwungen, sich systematisch mit diesem Thema auseinander zu setzen – und stellte einige nutzlose Aktivitäten ein. Sie beschränkte ihre Freizeit ab da auf nur mehr einen Frauenverein.
Diesen Vortrag hat sie nun fertig und kann ihn Interessenten anbieten. Nun kann sie getrost an einem Clubabend über PR sprechen, ihr Fokus wird auch bei einer populären Version ihres Vortrags auf dem Pharmabereich liegen. In diesem informellen Rahmen kann sie sogar die zuständige Referentin einer Pharmafirma einladen, um sich als Person und Expertin zu präsentieren. Durch die Fokussierung auf ihr Expertentum hat sie schließlich neue Kunden gewonnen.
Fühlen Sie sich geehrt, wenn jemand Sie bittet, einen Vortrag zu halten? Ja? Dann kann es sein, dass Sie vor lauter Stolz über die Anerkennung voreilig zusagen. Lassen Sie sich Zeit. Antworten Sie, es wäre Ihnen eine Ehre, eingeladen zu werden, Sie müssten aber in Ihrem Kalender checken, ob es möglich sei. Und dann überlegen Sie ernsthaft:
✔„Ist das Thema genau das, worüber ich sprechen möchte?“
✔„Bin ich Experte oder Expertin für dieses Thema?“
✔„Passt es in meine langfristigen beruflichen Ziele?“
✔„Sind die Rahmenbedingungen passend (die richtigen Zuhörer, ein seriöser Rahmen, wo Sie nicht gestört werden, genügend Zeit, dass Sie sich vorbereiten können)?“
Wenn Sie einen dieser Punkte verneinen müssen, lehnen Sie ab! Schlagen Sie eine Kollegin oder einen Kollegen vor, die besser geeignet sind, mehr Zeit haben, sich genau auf diesem Gebiet profilieren möchten. Damit holen Sie Gutpunkte beim Veranstalter und bei Ihren Kollegen.
Nehmen Sie sich einige Minuten Zeit und stellen Sie sich eine Person vor, die auf Ihrem Gebiet ein Experte ist. Sie muss nicht unbedingt real existieren. Stellen Sie sich weiters vor, diese Person hielte einen Vortrag in einer Stadt, die 600 km von Ihrem Wohnort entfernt wäre. Sie sind so begeistert, dass es für Sie selbstverständlich ist, ein Flugzeugticket zu buchen, um diesen Experten oder diese Expertin zu hören.
Nehmen Sie an, Sie denken schon lange daran, ein Buch zu schreiben – möglichst einen Bestsellerroman. Sie hören, dass J.K. Rowling, Autorin der Harry Potter Bücher, in Ihrer Stadt sprechen wird. Warum würden Sie in diesen Vortrag gehen? Was glauben Sie, könnten Sie von Frau Rowling lernen? Immerhin ist Sie eine von drei Personen weltweit, deren Verlag schon in der ersten Auflage 2 Millionen Exemplare gedruckt hatte. Sie ist die erste Autorin, die mit ihren Büchern eine Milliarde Euro verdient hat. Sie würden als zukünftige Autorin möglicherweise durch ihren Vortrag ermutigt werden, denn auch ihre Harry Potter Bücher waren von mehreren Verlagen abgelehnt worden. Und Sie würden erfahren, wie man gute Verträge mit Filmfirmen abschließt und Informationen über weitere Vermarktungsmöglichkeiten und Merchandising erhalten.
Sie werden in einem Vortrag von J.K. Rowling erfahren, welche Zutaten es braucht, einen Bestseller zu schreiben, wie sie sich in schwierigen Lebenssituationen motiviert hat und wo sie sich ihre Inspiration geholt hat. Diese Frau ist eindeutig Expertin auf dem Gebiet „Wie schreibe ich einen Bestseller?“ – und deshalb würden Sie sich die Zeit nehmen, zu ihrem Vortrag zu fahren.
Fragen Sie sich: Welche besonderen Merkmale muss eine Person haben, dass Sie sie unbedingt hören möchten? Welche Ausbildungen? Welche praktischen Erfahrungen? Mit welchen Personen hat sie zusammengearbeitet? Welches zusätzliche Know-how hat sie, dass Sie sie unbedingt hören wollen?
Die Beantwortung der folgenden Fragen hilft Ihnen, für sich zu klären, auf welchem Gebiet Sie Ihr Expertentum noch weiter ausbauen können.
✔Welche Ausbildung haben Sie (auf dem Gebiet, auf dem Sie sich positionieren möchten)?
✔Welche Zusatzausbildung haben Sie?
✔Welches Spezialgebiet interessiert Sie besonders?
✔Welches Gebiet interessiert Sie so brennend, dass Sie auch am Sonntag Bücher darüber (freiwillig) lesen?
✔Wofür haben Sie von Kollegen, Vorgesetzten besondere Anerkennung bekommen?
✔Was macht Sie im Unterschied zu ähnlichen Experten auf Ihrem Gebiet absolut einzigartig?
Holger Bohlen, einer meiner Stammklienten, rief mich an einem heißen Juli-Tag an und sagte: „Ende September findet eine Messe statt, bei der ich unser Unternehmen vorstellen werde. Diesmal muss mein Vortrag erstklassig sein. Wann sollen wir anfangen, die Präsentation vorzubereiten?“ Ich antwortete: „Anfang August.“ „Was, so bald schon! Ja was machen wir denn so lange?“
Für eine neue Präsentation kommen meine Klienten gewöhnlich dreimal zu mir. Vor der gemeinsamen Arbeit haben sie bereits den Inhalt recherchiert. Das erste Mal arbeiten wir an der Struktur, dem Knochengerüst. Beim zweiten Mal hat das Knochengerüst schon Fleisch angesetzt. Wir arbeiten an der Veranschaulichung und der Klarheit der Botschaft. Beim dritten Treffen feilen wir an den Feinheiten und der vollendeten Dramaturgie. Dazwischen liegt gewöhnlich jeweils eine Woche. Warum? Gute Ideen brauchen ihre Zeit. Gute Recherche braucht Zeit, selbst wenn Sie die Inhalte bereits zu kennen glauben. Das Wichtigste ist doch, den Vortrag so anregend, spritzig und interessant aufzubereiten, dass Ihre Zuhörer gebannt auf ihren Sitzen kleben bleiben.
Je nach der Länge des Vortrags brauchen Sie unterschiedlich lange für die Endfassung, wenn Sie den Vortrag schreiben. Diese Zeitspanne variiert, je nachdem, wie gut Sie das Thema beherrschen. Um den Vortrag zu einem erstklassigen zu machen, rechnen Sie mit dem Verhältnis: Eine Minute Redezeit braucht eine Stunde Vorbereitung.
Nehmen Sie sich zwei Monate vor dem Vortrag einen Nachmittag Zeit, um sich über die Inhalte, über das Ziel der Rede und über die Möglichkeiten der Recherche klar zu werden (siehe „Die Stoffsammlung“).
Legen Sie einen Ordner an, in dem Sie alle Notizen, Exzerpte, Zitate, Zeitungsausschnitte sammeln. Machen Sie sich jetzt noch keine Mühe, Ihr Material zu ordnen. Stellen Sie einen Zeitplan auf.
Anfang August | Grobe Struktur, Sichtung des Materials |
bis 15. August | Recherche-Material Bibliotheken, Zeitschriften |
15.–20. August | Internet-Recherche |
20. August | Material ordnen nach Subthemen |
20.–30. August | Telefonrundruf mit Interviews, Niederschrift des Ergebnisses |
ab 1. September | Schreiben des Vortrags bzw. von Modulen des Vortrags |
15.–22. September | Überarbeiten, einem Kollegen mit der Bitte um Feedback geben |
22.–29. September | Proben, Generalprobe |
Sobald Sie Ihre Vortragsplanung beginnen, füttern Sie Ihr Gehirn mit der Problemstellung „Vortrag“ und Ihr Unterbewusstsein hat Zeit auszubrüten, was dem Vortrag „Fleisch“ gibt. Wenn Sie Zeitung lesen, werden Ihnen Notizen in die Augen fallen, die für Ihren Vortrag interessant sind. Aussprüche eines Politikers, die einen aktuellen Bezug liefern, Bilder, die Ihre Präsentation aufpeppen. Das Geheimnis liegt in der reichlichen Zeit, die Sie sich selbst geben.
Stellen Sie Ihren Vortrag mindestens eine Woche vor Ihrem Auftritt fertig. Dann können Sie die restlichen Tage den Auftritt planen, eine Generalprobe machen und sich Feinheiten in der Dramaturgie überlegen. Sie sagen: Dafür haben Sie keine Zeit? Dann bedenken Sie: Zeit haben heißt Prioritäten setzen, was liegen bleiben soll.5
Beim Vortrag steht die Information im Vordergrund. Sie wollen Ihre Zuhörer über ein bestimmtes Fachgebiet informieren. Ein Vortrag hat andere Ziele als eine Weihnachtsansprache an die Belegschaft oder eine Motivationsrede. Trotzdem steckt hinter jedem Vortrag auch ein Motiv. Sie wollen bei Ihren Zuhörern höchstwahrscheinlich etwas erreichen. Sie wollen, dass
•sich die Zuhörer für Ihr Thema interessieren,
•sie von Ihnen als Fachmann einen guten Eindruck bekommen,
•die Zuhörer Sie als Expertin für ein bestimmtes Gebiet kennen lernen,
•Ihre Information für die Zuhörer nützlich ist,
•die Zuhörer etwas von Ihnen kaufen,
•die Zuhörer Ihre Dienstleistung in Anspruch nehmen,
•Ihre Firma bekannt wird und damit Kunden anlockt,
•die Zuhörer Zeit sparen,
•die Zuhörer effektiver/gesünder/praktischer leben,
•Sie eine Beförderung bekommen,
•Sie eine Gehaltserhöhung bekommen.
Fachvortragenden, die zur Vorbereitung zu mir kommen, fehlt meistens eine Voraussetzung: Sie wissen nicht genau, was das Ziel Ihres Vortrags ist: „Ich bin darum gebeten worden“, „Mein Vorgesetzter hat gemeint, es könne nicht schaden …“, „Ich möchte mich halt profilieren …“.
„Ich möchte zeigen, dass Mediation für Steuerberater eine wichtige Sache ist“, meinte Gunther Wachter etwa, der Rat suchend zu mir gekommen war. Wachter hatte gerade eine Ausbildung als Mediator absolviert und war begeistert von den neuen Möglichkeiten, die sich für ihn dadurch eröffneten. Er wollte beim Jahreskongress der Steuerberater über Mediation berichten. Ich hakte nach: „Was wollen Sie mit dem Vortrag erreichen?“ Darauf kam die Antwort: „Eigentlich nichts Besonderes.“ Er machte sich die Mühe, wochenlang auf diesen Vortrag hinzuarbeiten. Er leistete sich mich als Vortragscoach – und wollte nichts erreichen? Nach kurzer Überlegung meinte er, er wolle darauf hinweisen, dass die Ausbildung für Steuerberater eine gute Ergänzung sei und für deren Kunden eine zusätzliche Serviceleistung darstelle. Das heißt, er würde auf die Notwendigkeit der Ausbildung hinarbeiten. Damit hatte er aber gar nichts mehr zu tun. Das war daher auch nicht sein Ziel. Seine dritte Antwort war, dass seine Zuhörer, die gleichzeitig seine Kollegen und gewissermaßen auch seine Konkurrenten wären, bei Bedarf ihre Klienten für die Mediation zu ihm schicken sollten. Ein frommer Wunsch, denn diese müssten fürchten, dass ihre Klienten dann mit allen ihren Belangen ganz zu ihm abwandern. Er kam im Verlauf des Gesprächs zu dem Schluss, dass es für ihn in Zukunft weit effektiver wäre, statt seinen Kollegen und Konkurrenten, seinen bereits vorhandenen und potenziellen Kunden die Möglichkeiten der Mediation als zusätzliche Serviceleistung vorzustellen.
Es gibt viele Vorträge, die interessant sind. Ich selber nehme mir oft vor, einen dieser Vorträge zu besuchen, z.B.: „Die Römer in Trier“, oder: „Pablo Casals und Bachs Suiten für Violoncello“. Es bleibt immer beim Vorsatz. Ich habe nun mal keine Zeit, mir peripher interessante Themen anzuhören. Diese Themen, die häufig von Institutionen der Erwachsenenbildung angeboten werden, sind für die Kultur einer Gesellschaft notwendig und begrüßenswert. Die Zuhörerschaft setzt sich jedoch vorwiegend aus Menschen zusammen, die nicht ins Arbeitsleben eingebunden sind: Rentner, Privatiers, Hausfrauen. Sie können sich Allgemeinbildung (zeitlich) leisten. Eine Frau, die mitten im Berufsleben steht kann sich diesen Luxus kaum leisten. So geht es den meisten Menschen im Alter zwischen 25 und 65.
Cicero, der bekannteste römische Redner, sagte, eine Rede müsse drei Bedingungen erfüllen. Sie müsse docere (informieren), movere (bewegen) und sie müsse delectare (unterhalten). Der römische Dichter Horaz wiederum sagte, eine gute Rede müsse delectare (unterhalten) und prodesse (nützen).
Bei einem Vortrag geht es – im Unterschied zum weiteren Begriff der Rede – in erster Linie um Informationsvermittlung. Die Information steht im Vordergrund. Sie allein bewegt aber noch lange nicht die Zuhörer, den Vortragssaal zu stürmen. Es gehört heute auch noch eine gute Portion Unterhaltung dazu. Wie ein Vortrag dramaturgisch spannend gestaltet wird und die Zuhörer bei der Stange gehalten werden, darum geht es in späteren Kapiteln dieses Buches. Der wichtigste Faktor eines erfolgreichen Vortrags ist meiner Meinung nach, dass der Inhalt dem Publikum Nutzen bringt!
Deshalb meine ich, dass eine Kombination der beiden römischen Aussprüche am passendsten ist:
•Ein Vortrag soll informieren, den Zuhörern nützen und sie unterhalten.
•Wann hat der Zuhörer das Gefühl, dass er die Zeit, die er Ihnen zuhört, gut nützt?
•Der Nutzen ist am größten wenn der Zuhörer die Inhalte und Tipps unmittelbar im Beruf verwerten kann, am besten gleich am nächsten Tag! Und wenn er dadurch effizienter arbeitet.
Der Nutzen aus einem Vortrag kann sich auf vielfältige Weise zeigen: z.B. wenn jemand danach seine Webseite besser gestaltet, wenn er seine Zeit besser einteilen lernt, wenn er besser delegieren lernt, wenn er langwierige Verhandlungen abkürzen lernt, wenn er durch bessere Kommunikation erreicht, wenn er erfolgreicher, gesünder, aktiver wird etc. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten!
Der stärkste Anreiz, zu einem Vortrag zu kommen bzw. jemandem interessiert zuzuhören, ist, wenn sich die Zuhörer denken: „Das könnte für mich persönlich interessant sein. Das bringt mir Vorteile.“ Die Checkliste am Ende dieses Kapitels wird Ihnen helfen, das Ziel für Ihren Vortrag zu spezifizieren.
In früheren Zeiten waren Reden und Vorträge ein wesentlicher Teil der öffentlichen Unterhaltung und Bildung. In den USA hatte praktisch jedes Dorf einen Vortragssaal – die dann auch mit „1200 oder 1500 Menschen bis auf den letzten Platz gefüllt“ waren.6 Wie auch in England war es auf Jahrmärkten üblich, auf einem Baumstumpf stehend seine Meinung kundzutun. Meistens wurde den Rednern drei Stunden Redezeit zugebilligt, dem Gegenredner ebenfalls drei Stunden. Das heißt, Vorträge und Reden über sechs, sieben Stunden waren normal. Und das ohne visuelle Hilfsmittel!