Kapitel 1 – Zwei Wochen vor …
Kapitel 2 – Janie schaute auf …
Kapitel 3 – Mit einem entsetzten …
Kapitel 4 – Janie hielt den …
Kapitel 5 – Als Janie am …
Kapitel 6 – „Wie bitte?“, stieß …
Kapitel 7 – Erschrocken drehte Janie …
Kapitel 8 – Nach dem Kinofilm …
Kapitel 9 – Janie ließ vor …
Kapitel 10 – Wenige Sekunden nachdem …
Kapitel 11 – Eves Gesicht lag …
Kapitel 12 – Janie legte ihre …
Kapitel 13 – Die Polizeiwache sah …
Kapitel 14 – Schockiert hielt Faith …
Kapitel 15 – Janie schrak zusammen …
Kapitel 16 – „Es tut mir …
Kapitel 17 – Jetzt rüttelte jemand …
Kapitel 18 – Am nächsten Tag …
Kapitel 19 – Janie wurde eiskalt …
Kapitel 20 – Janie spürte, wie …
Kapitel 21 – „Janie – was ist …
Kapitel 22 – Ross versuchte, Janie …
Kapitel 23 – Janie wollte wieder …
Kapitel 24 – Als die Gestalt …
Kapitel 25 – Janie stieß vor …
Kapitel 26 – „Ross, was willst …
Kapitel 27 – Ross drängte sich …
Kapitel 28 – Ross machte noch …
Kapitel 29 – „Bitte … lass mich …
Kapitel 30 – Janie bekam Panik …
Kapitel 31 – Zehn Minuten später …
Kapitel 32 – „Was hast du …
Kapitel 33 – Erneut holte Ian …
Alle Einzelbände der Reihe „Fear Street“ als eBook
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Impressum
Zwei Wochen vor dem Mord sah Janie Simpson zum ersten Mal den Neuen an der Highschool von Shadyside.
Der Junge sah gut aus. Er hatte den geschmeidigen und anmutigen Gang eines Athleten. Groß, muskulös und schlank war er. Sein schmales Gesicht, das von einem braunen Lockenschopf gekrönt war, wirkte ernst. Janie fragte sich, ob er wohl jemals lächelte.
Sie musterte ihn und starrte gebannt in seine Augen. Es waren dunkle Augen.
„Besorgte Augen“, dachte sie. „Traurige Augen.“
Janie zwang sich, ihren starrenden Blick von ihm abzuwenden. Sie spürte, dass sie rot wurde.
„Was soll’s“, dachte Janie. „Der Typ hat halt traumhafte Augen.“ Während er an ihr vorbeiging, drehte sie sich schüchtern um und schaute in ihr Schließfach. Zwei Cheerleader der Tigers kamen in ihren leuchtend roten Trikots mit den kurzen Röcken vorbei. Janie erkannte Corky Corcoran und deren Freundin Kimmy Bass. Sie kicherten und schubsten sich albern.
Janie drehte sich um und sah, wie der neue Mitschüler um die Ecke bog und verschwand. Hatte er sie überhaupt wahrgenommen? Sie hielt es für unwahrscheinlich.
„Janie, wie willst du jemals einen Freund bekommen, wenn du dich noch nicht einmal traust, einen süßen Typen anzulächeln?“, ermahnte sie sich leise.
Die Schulklingel über den Schließfächern ertönte laut. Janie schrak zusammen. Sie warf ihre Bücher auf den Boden ihres Fachs. Der Flur war jetzt fast menschenleer. Die meisten Schüler waren auf dem Weg nach Hause oder zu ihren Nebenjobs.
Auch Janie wollte nach Hause gehen, um ihre Hausaufgaben für Sozialkunde zu machen. Doch vorher musste sie noch etwas erledigen.
Sie war gerade dabei, die Tür des Schließfachs zuzuschlagen, aber dann überlegte sie es sich anders. Sie zog die Klappe ganz auf und betrachtete in dem kleinen Spiegel an der Innenseite der Tür prüfend ihr Gesicht.
Hastig kämmte sie sich mit einer Hand durch das glatte rote Haar. Es war lang und gestuft. Dann rieb sie sich einen Schmutzfleck von der blassen Wange.
Blaue Augen blickten ihr aus dem Spiegel entgegen. Sie strich das schwarze T-Shirt glatt, das sie über einem langärmeligen gelben Shirt trug.
Janie war klein und zierlich. Gewöhnlich zog sie mehrere Sachen übereinander an. Dieser Look gefiel ihr einfach, doch ihre Freundinnen Faith und Eve zogen sie damit auf und behaupteten, sie würde bloß versuchen, kräftiger zu wirken.
„Die Jungs beachten dich nur deshalb nicht, weil sie dich gar nicht sehen“, witzelte Faith.
Ihre Freundin Faith war von Natur aus hübsch. Sie war mit blondem Haar und einem ebenmäßigen Gesicht gesegnet. Außerdem sprudelte sie nur so vor Energie – der typische amerikanische Cheerleader. Unermüdlich versorgte sie Janie mit Tipps über Klamotten und Make-up.
Doch Janie schminkte sich nie. Und sie wollte auch kein schlechtes Abbild von Faith werden. Sie wollte sie selbst sein. Sie war sich bloß nicht sicher, was sie eigentlich ausmachte.
„Wo stecken Faith und Eve überhaupt?“, fragte Janie sich und warf einen Blick auf den leeren Flur. Dann schlug sie die Tür ihres Schließfachs zu. „Vielleicht sind sie schon in Mr Hernandez’ Büro und warten dort auf mich. Oder sie haben mit dem Geldzählen auch ohne mich bereits angefangen.“
Janie lief mit schnellen Schritten zum Büro des Rektors, das im vorderen Bereich des Schulgebäudes lag. Sie begegnete zwei Lehrern, die sich die Regenmäntel zuknöpften und zum Parkplatz gingen. Dumpfe Anfeuerungsrufe ertönten aus der Turnhalle im Untergeschoss, in der die Cheerleader gerade trainierten.
„Hoffentlich sind wir schnell mit dem Geldzählen fertig“, dachte Janie. „Ich muss heute Abend noch so viele Hausaufgaben machen.“
Ihre beiden Freundinnen und sie hatten den Schulball organisiert. Und nun mussten sie die Einnahmen zusammenrechnen und dem neuen Rektor Mr Hernandez den Gewinn aushändigen.
Es gab viel Geld zu zählen. Der Ball war ein echter Erfolg geworden.
„Ein finanzieller Erfolg, aber kein persönlicher“, dachte Janie wehmütig.
Eve und Faith hatten beide einen Tanzpartner gehabt. Faith war natürlich mit Paul Gordon erschienen. Sie waren schon seit Wochen ein Paar. Und Eve war mit ihrem Freund Ian Smith gekommen.
Seufzend bog Janie um die Ecke, hinter der das Büro des Rektors lag. In ihrem Freundeskreis war nur Janie ein Single.
Trotzdem war sie zum Ball gegangen. Als Mitglied des Komitees musste sie auch hingehen. Sie hatte zwar mit ein paar Jungs getanzt, aber wirklich amüsieren konnte sie sich nicht. Wenn Janie Faith und Eve mit ihren Freunden beobachtete, musste sie gegen Gefühle des Neids und der Einsamkeit ankämpfen.
Das war am Samstagabend gewesen. Heute war der Montag danach. „Der erste Tag meines restlichen Lebens“, dachte Janie bitter. „Was immer diese Redewendung bedeuten soll.“
Sie lief an dem Wandschild mit der Aufschrift PETER HERNANDEZ, SCHULREKTOR vorbei, riss die Tür auf und hastete in das Vorzimmer. „Tut mir leid, dass ich so spät dran bin –“
Als Janie merkte, dass das Büro leer war, blieb sie abrupt stehen.
„Wo zum Teufel stecken Eve und Faith?“
Sie machte ein paar Schritte auf den Raum dahinter zu. Die Tür stand einen Spaltbreit offen und das Zimmer war offensichtlich beleuchtet. „Ist hier jemand?“ Schweigen.
„Ich wette, Faith treibt sich irgendwo mit Paul herum“, dachte Janie. „Wahrscheinlich hält sie ihn davon ab, pünktlich zum Basketball-Training zu kommen.“
Doch wo war Eve? Sie konnte nicht mit Ian zusammen sein. Er jobbte gleich nach der Schule.
Janie schaute auf die große Wanduhr. Es war schon fast Viertel vor drei. Sie fuhr sich mit beiden Händen durch das lange rote Haar und schüttelte es.
Plötzlich schwang die Tür zum Flur auf, und Eve trat hastig ins Vorzimmer. Eve war eine dunkle Schönheit. Ihr langes, glattes Haar glänzte blauschwarz, und ihre olivgrünen Augen leuchteten vor Aufregung.
„Hast du schon das Neueste gehört?“, fragte sie Janie atemlos. „Deena Martinson hat mit Gary Brandt Schluss gemacht!“
„Was?“ Janie riss erstaunt den Mund auf. „Am Samstag waren sie doch noch zusammen auf dem Ball! Wer hat dir das erzählt?“
„Ich habe gerade mit Deena geredet“, erklärte Eve. „Er ist zwar traurig, aber kommt damit wohl klar. Sie hat gesagt, sie seien immer noch gute Freunde.“
Janie nickte nachdenklich. „Wieso erfährst du immer alles zuerst?“
„Es ist nicht schwer, etwas zu erfahren, bevor du davon hörst“, zog Eve sie auf. „Du kriegst nie was mit!“ Janie zwang sich zu einem halbherzigen Lachen. „Wir können jedenfalls nicht länger auf Faith warten“, sagte sie und ging zu dem Schreibtisch. „Lass uns anfangen. Wo ist das Geld?“
„Hä?“ Eves olivgrüne Augen weiteten sich vor Erstaunen.
„Das Geld“, wiederholte Janie ungeduldig. „Wo ist es?“
„Ich dachte, du hast es!“, stieß Eve überrascht aus. Janies Kehle war wie zugeschnürt. Sie spürte ein angstvolles Ziehen in der Magengrube.
Sie bemühte sich, ruhig zu bleiben. „Komm schon, Eve“, sagte sie. „Du solltest doch in der letzten Stunde das Geld bei Mrs Gale abholen!“
Der Glanz verschwand aus Eves Augen. Ihr Gesicht wurde ernst. „Faith hat heute Vormittag das Geld für mich geholt“, erklärte sie Janie. „Sie hat es in ihr Schließfach gelegt. Aber als es nach der Schule nicht mehr da war, dachte sie, du hättest es herausgenommen.“
Janie schrak zusammen. „Aber das habe ich nicht!“, kreischte sie schrill. „Ich hab es nicht geholt!“
„Oh Gott!“, stöhnte Eve und schüttelte den Kopf. „Das bedeutet – das bedeutet, dass jemand es gestohlen hat!“
Janie spürte, wie sich ihre Kehle noch fester zuschnürte. Sie schluckte schwer und kämpfte gegen das plötzlich aufkommende Gefühl der Übelkeit an.
„Eve!“, schrie sie. „Wir sind für das Geld verantwortlich! Es sind über tausend Dollar! Wenn … wenn …“ Janie wurde schwindelig. Sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen.
Eve griff nach ihrem Arm. „Komm, wir müssen Faith suchen. Schnell!“
Die beiden Mädchen rannten den leeren Flur entlang. Die Rufe der Cheerleader stiegen von der Turnhalle herauf. Mehrere Lehrer standen vor einem Wasserspender und lachten.
Janie war nicht nach Lachen zumute. Sie hätte am liebsten losgeheult.
Wenn das Geld wirklich weg war – wie sollten sie es jemals zurückzahlen? Und würde man dann sie für die Diebin halten?
„Nein. Auf keinen Fall. Das kann nicht passieren“, versuchte Janie, sich zu beruhigen.
Sie fanden Faith vor ihrem Schließfach, wo sie ihr blondes Haar bürstete.
„Faith – das Geld!“, rief Janie mit schriller, ängstlicher Stimme. „Hast du es gefunden? Hast du es?“
„Klar hab ich es“, erwiderte Faith gelassen. Sie zog eine grüne Stofftasche aus dem Schließfach. „Es ist hier drin.“
Dann wandte sich Faith an Eve. „Aber Eve, du hast mir doch versprochen, Janie diesen doofen Streich nicht zu spielen!“, rief sie wütend.
Eve brach in schallendes Gelächter aus. Ihre olivgrünen Augen funkelten.
„Das war gemein von dir!“, sagte Faith. „Wir hatten doch beschlossen, Janie nicht reinzulegen!“
„Ich konnte einfach nicht widerstehen“, erklärte Eve lachend. Sie packte Janie an den schlanken Schultern und ließ sie nicht mehr los. „Tut mir leid. Ehrlich. Aber dein Gesichtsausdruck … das blanke Entsetzen in deinen Augen! Dein Gesichtsausdruck war es wert!“
Eve fing wieder an, sich vor Lachen zu schütteln und umarmte Janie.
Faith schüttelte missbilligend den Kopf, doch dann fing auch sie an zu lachen.
„Tolle Freunde“, murmelte Janie. Wütend riss sie sich von Eve los. „Ihr seid echt mies. Ich kann gar nicht glauben, dass ihr so gemein sein könnt!“
„Es war doch bloß ein Witz“, sagte Eve und wischte sich die Lachtränen aus den Augen.
„Haha“, gab Janie verbittert zurück.
„Das war wirklich eine dumme Idee“, schalt Faith Eve, während sie ihre Haarbürste in das kleine Fach ihres Rucksacks steckte. „Du weißt doch, dass Janie sich über alles immer gleich Sorgen macht.“
„Es tut mir leid, Janie“, wiederholte Eve und zwang sich, dabei ernst auszusehen. „Bitte verzeih mir!“ „Lasst uns endlich das Geld zählen“, sagte Janie ungeduldig und hob die Stofftasche auf. „Je früher wir es Mr Hernandez übergeben können, desto besser.“
Sie ging auf das Büro des Rektors zu. Faith und Eve folgten dicht hinter ihr.
Janie war gerade um die Ecke gebogen, als sie wieder auf den Neuen traf.
Zuerst sah sie seine besorgten dunklen Augen. Dann erst bemerkte sie, dass sein blasses Gesicht schmerzverzerrt war.
Sie keuchte vor Schreck, als sie die Pfütze aus hellrotem Blut vor seinen Füßen auf dem Boden sah.
„Bitte hilf mir!“, rief er ihr zu.
Dann sah sie das Blut, das von seinem Arm tropfte.
Mit einem entsetzten Schrei eilte Janie zu ihm. Ihre beiden Freundinnen rannten hinterher.
Der Junge atmete schwer.
Das Blut breitete sich auf dem weißen Ärmel seines Hemds aus.
„Was ist passiert?“, schrie Eve.
„Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht“, sagte der Junge. „Wirklich nicht.“
„Aber das viele Blut –“, begann Faith.
Janie hielt sich abseits. Sie hielt die Geldtasche mit beiden Händen wie einen Schutzschild vor ihre Brust.
„Könntet ihr mir helfen, das Zimmer der Krankenschwester zu finden?“, bat er. „Ich bin neu hier. Ich weiß nicht, wo es ist.“
„Ich bring dich hin“, bot Faith ihm an und packte ihn am unverletzten Arm.
„Ich komme mit“, sagte Eve hastig. „Das Zimmer der Schwester ist oben im zweiten Stock. Direkt neben der Treppe. Wahrscheinlich ist sie noch da. Wie ist es passiert?“
„Ach, es war ein dummer Unfall.“ Er schüttelte den Kopf, und dabei fiel ihm eine braune Haarsträhne in die Stirn. Er sah Janie an. „Ich habe versucht, einem Mädchen zu helfen. Draußen vor der Schule. Ihr Fahrrad ist im Zaun hängen geblieben. Ihr wisst schon – hinter dem Parkplatz.“
Er verzog vor Schmerzen das Gesicht.
Janie schaute hinunter auf die Blutlache am Boden, die immer größer wurde.
„Während ich ihr Fahrrad befreite“, fuhr er fort, „blieb mein Hemd am Zaun hängen, und der Maschendraht schnitt mir in den Arm. Er hat ihn regelrecht aufgeschlitzt.“
„Komm, wir sehen nach, ob die Krankenschwester noch da ist“, drängte Faith, die ihn immer noch am Arm festhielt. „Wie heißt du?“
„Ross Gabriel“, antwortete er.
Faith und Eve brachten Ross weg. „Ich bringe das Geld in der Zwischenzeit in das Büro des Rektors“, rief Janie ihnen nach.
Ihre beiden Freundinnen antworteten nicht. Sie unterhielten sich mit Ross.
„Ihr kommt dann nach, okay?“, rief Janie, aber keiner hörte sie.
Die drei verschwanden um die Ecke.
Janie lief vorsichtig um die Blutlache herum und ging missmutig zum Büro des Rektors. Die schwere Stofftasche hatte sie sich inzwischen unter den Arm geklemmt.
„Es ist nicht fair“, murmelte sie vor sich hin. „Schließlich habe ich den Neuen zuerst entdeckt.“
Janie hatte das Geld im Vorzimmer, dem Sekretariat, auf den Schreibtisch geschüttet und sortierte gerade die Geldscheine, als Faith und Eve zurückkamen. „War die Krankenschwester noch da?“ Sie schaute von den Geldstapeln auf.
Faith nickte lächelnd. „Ja. Wir haben Ross das Leben gerettet. Jetzt schuldet er uns was.“
„Ich glaube, ich bin total verknallt!“, schwärmte Eve.
„Er ist so süß!“, stimmte Faith ihr hastig zu und setzte sich an den Tisch. „Ob er wohl jemals lächelt?“ „Wen interessiert das schon?“, gab Eve zurück, während sie einige Banknoten in die Hand nahm und unkonzentriert das Geld zu zählen begann. „Er ist umwerfend. Wo kommt er eigentlich her?“
Faith zuckte mit den Schultern. „Ich mag seine Augen. Dunkel und unergründlich. Er hat mich angeschaut, als wollte er –“
„Hey, ich habe ihn zuerst entdeckt!“, platzte Janie heraus. Die Wut in ihrer Stimme überraschte sie selbst.
Faith riss erstaunt die Augen auf. „Janie, hat er dir etwa auch gefallen? Du hast doch kein einziges Wort zu ihm gesagt!“
„Warum bist du dann nicht mit uns ins Krankenzimmer gekommen?“, fragte Eve und setzte sich an den Tisch.
„I-ich weiß nicht“, stammelte Janie. Sie spürte, wie ihr heiß wurde.
„Oh, du wirst ja ganz rot!“, spottete Eve.
„Du musst echt aufhören, Jungs gegenüber so schüchtern zu sein!“, mahnte Faith, während sie cool mit einem Stapel von Fünf-Dollar-Scheinen spielte. „Jungs können nicht erraten, dass du sie magst.“
„Hör auf die Expertin“, bemerkte Eve ironisch und verdrehte die Augen.
Faith warf ihr blondes Haar zurück. „Vielleicht geh ich einfach zu Ross hin und sage: ,Lass uns nach der Schule eine Cola trinken.‘ Oder vielleicht frage ich ihn, ob er mit mir am Samstagabend ins Kino geht.“
Janie ließ das Geld fallen, das sie gerade gezählt hatte. „Echt? Würdest du Ross wirklich anbaggern? Hast du Paul denn ganz vergessen?“
Faith antwortete mit einem frechen Grinsen.
„Paul ist ein Angeber. Faith, ich weiß nicht, was du an ihm so toll findest“, sagte Eve und vermied es, Faith anzusehen.
„Du meinst, außer dass er groß und intelligent ist, gut aussieht, das coolste Auto in Shadyside fährt und im letzten Jahr sogar in die Profi-Liga aufgestiegen ist?“, verteidigte Faith ihn. Janie hätte die Liste fortsetzen können. Heimlich war sie schon länger in Paul verliebt.
„Gib es doch zu, Faith. Paul ist sein eigener größter Fan“, sagte Eve, während sie immer noch Faiths Blick auswich. „Er ist so verdammt eingebildet. Es macht mich ganz krank, dass du ihm wie ein sabberndes Hündchen hinterherläufst.“
Faith stieß einen wütenden Schrei aus. Dann holte sie tief Luft. „Ich lasse mich von dir nicht provozieren, Eve“, sagte sie leise. „Das ist lächerlich.“
„Wer? Ich? Lächerlich!“, rief Eve schrill.
„Du bist ja bloß neidisch auf Paul und mich“, sagte Faith vorwurfsvoll. „Du bist das sabbernde Hündchen. Ich hab gesehen, wie du dich auf dem Ball am Samstagabend deinem Freund Ian die ganze Zeit über an den Hals geworfen hast. Du hast dich so eng an ihn geschmiegt, dass ich schon dachte, wir bräuchten ein Skalpell, um euch wieder voneinander zu lösen!“
Eve keuchte vor Empörung.
Janie lachte. „Nur gut, dass wir so eng miteinander befreundet sind. Sonst würden die Leute noch glauben, dass wir uns hassen!“
Eve ignorierte Janies Versuch, den Streit zu schlichten. „Ian ist vielleicht nicht so ein Superheld wie Paul“, fuhr Eve atemlos fort, „aber ich habe eine Menge Respekt vor Ian. Habt ihr gewusst, dass er nach der Schule zwei