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Dieses E-Book ist der unveränderte digitale Reprint einer älteren Ausgabe.

 

Veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg

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Umschlaggestaltung Anzinger | Wüschner | Rasp, München

 

 

Impressum der zugrundeliegenden gedruckten Ausgabe:

 

 

ISBN Printausgabe 978-3-499-55327-1

ISBN E-Book 978-3-688-10958-6

www.rowohlt.de

ISBN 978-3-688-10958-6

Fußnoten

Siehe hierzu das ergänzende ‹Postscriptum 1957›, unten S. 161. (Anm.d.Red.)

Unter Marburger Schule ist – im Gegensatz zur südwestdeutschen (RICKERT/WINDELBAND) – die von HERMANN COHEN und PAUL NATORP begründete Schule des Neukantianismus zu verstehen. Die Marburger Schule wie überhaupt der Neukantianismus richtete sich gegen den hegelianischen und den positivistischen Materialismus gleichermaßen. COHEN wie NATORP versuchten, den Kritizismus KANTS mit der modernen Logik zu verbinden. Im Rahmen der Ethik wollte besonders NATORP KANTS Ethik auf die sozialen Probleme der bürgerlichen Gesellschaft des ausgehenden 19. Jahrhunderts anwenden. (PETER LUDZ, im folgenden «Hrsg.», Herausgeber von: GEORG LUKÁCS, Schriften zur Ideologie und Politik = GEORG LUKÁCS, Werkauswahl Bd. 2, Soziologische Texte 51, Neuwied u.Berlin 1967, welchem Band die meisten der folgenden Texte entnommen sind. Siehe auch Quellennachweis, unten S. 241.)

Machismus ist die von LENIN und dem Leninismus mit abwertendem Akzent versehene Bezeichnung für die Lehre des Physikers und Philosophen ERNST MACH (1838–1916). Für MACH, der auf den Neupositivismus wirkte, war die Wissenschaft «Denkökonomie». Sie hat die Aufgabe der Ordnung von Erfahrungstatsachen. Tatsachen jedoch sind für MACH nur die Empfindungen. Hauptwerk: ‹Die Analyse der Empfindungen› (1886). (Hrsg.)

GEORG SIMMEL, Philosophie des Geldes. 1. Aufl., Leipzig 1900; 2. verm. Aufl., Leipzig 1907. (Hrsg.)

MAX WEBERS ‹Die protestantische Ethik und der ‚Geist‘ des Kapitalismus› erschien 1905 im ‹Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik› (Bd. XX, S. 1ff; Bd. XXI, S. 1ff). (Hrsg.)

‹A modern dráma fejlödésének története› (1909) ist erstmals in zwei Bänden in Budapest 1911 erschienen; das Einleitungskapitel zu diesem Werk wurde 1909 in Budapest unter dem Titel ‹A dráma formája› veröffentlicht. (Hrsg.)

Als wichtigste Arbeiten aus dieser Periode seien außer den genannten angeführt: ‹Die Seele und die Formen. Essays› (Berlin 1911); ‹Esztétikai kultúra› (Budapest 1913); ‹Über Sehnsucht und Form› (in: ‹Die Neue Rundschau›, 22. Jg. [1911], S. 192ff). (Hrsg.)

In Deutschland erstmals veröffentlicht in der ‹Zeitschrift für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft› (11. Jg. [1916]), als Buch 1920 erschienen. (Hrsg.)

ERVIN SZABÓ (1877–1918), der theoretische Kopf des linken Flügels der ungarischen Sozialdemokratie, Soziologe und Historiker, Mitbegründer der Budapester Soziologischen Gesellschaft (‹Társadalomtudományi Társaság›), seit 1911 Direktor der Städtischen Bibliothek in Budapest. SZABÓ hat auf den frühen LUKÁCS besonders durch seine ausgeprägten syndikalistischanarchistischen Tendenzen erheblichen Einfluß gehabt. (Hrsg.)

Gemeint sind die von der ‹Gruppe Internationale› (später ‹Spartakusbund›) herausgegebenen Schriften, hauptsächlich das unter dem Namen ‹Spartakusbriefe› berühmt gewordene Mitteilungsblatt, das vom 27. Januar 1916 bis Oktober 1918 in unregelmäßigen Abständen in Berlin illegal erschien. Erstmals wurden die ‹Spartakusbriefe› im Jahre 1926 gesammelt herausgegeben. Eine Neuausgabe (besorgt vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED) erschien 1958 im Dietz Verlag (Ost-)Berlin. (Hrsg.)

Vgl. vor allem die im Zentralorgan der SDAPR ‹Der Sozialdemokrat› erschienenen Aufsätze. Die wichtigsten wurden zusammengestellt in dem Band: N. LENIN und G. SINOWJEW, Gegen den Strom. Aufsätze aus den Jahren 1914–1916, Hamburg 1921. (Hrsg.)

Gemeint sind in erster Linie: ‹Sozialreform oder Revolution?› (Leipzig 1899); ‹Massenstreik, Partei und Gewerkschaften› (Hamburg 1906); ‹Die Akkumulation des Kapitals› (Berlin 1913); ‹Organisationsfragen der russischen Sozialdemokratie› (in: ‹Die Neue Zeit›, 22. Jg., 2. Halbbd. (1903–04), S. 484ff, S. 529ff). (Hrsg.)

W.I. LENIN, Staat und Revolution. Die Lehre des Marxismus vom Staat und die Aufgaben des Proletariats in der Revolution. In: LENIN-Werke, Bd. XXV, S. 393ff; geschrieben August–September 1917; erstmals veröffentlicht (russ.) 1918, in erweiterter Form 1919. (Hrsg.)

Vg. GEORG LUKÁCS, Schriften zur Ideologie und Politik. Soziologische Texte 51, Neuwied u.Berlin 1967, Text 5, S. 123ff. (Hrsg.)

a. a.O., Text 8, S. 149ff. (Hrsg.)

a. a.O., Text 2, S. 41ff; Text 4, S. 82ff. (Hrsg.)

W.I. LENIN, Konspekt zu Hegels ‹Wissenschaft der Logik›. In: LENIN-Werke, Bd. XXXVIII, S. 141–142. (Hrsg.)

W.I. LENIN, Der ‹linke Radikalismus›, die Kinderkrankheit im Kommunismus. In: LENIN-Werke, Bd. XXXI, S. 47f. (Hrsg.)

ARNOLD ZWEIG, Erziehung vor Verdun. In: DERS., Ausgewählte Werke in Einzelausgaben, Bd. III, Berlin 1962, S. 197.

WILHELM RAABE, Abu Telfan oder die Heimkehr vom Mondgebirge. Freiburg/Br.u.Braunschweig 1951, S. 10.

EDWIN ERICH DWINGER, Zwischen Weiß und Rot. Die russische Tragödie. Jena 1930.

G.W.F. HEGEL, Die Verfassung Deutschlands (1802). In: DERS., Schriften zur Politik und Rechtsphilosophie. Hrsg. von G. Lasson (Philosophische Bibliothek, 144), 2. durchges. Aufl., Leipzig 1923, S. 3ff. (Hrsg.)

Vgl. MAX WEBER, Parlament und Regierung im neugeordneten Deutschland. In: DERS., Gesammelte politische Schriften. München 1921, S. 154. (Hrsg.)

In: HEINRICH VON KLEIST, Werke in acht Bänden, 2. Aufl. neu durchges. und erw. von G. Minde-Pouet, Bd. V, Leipzig 1938, S. 57. (Hrsg.)

Vgl. FRIEDRICH HEBBEL, Der Prinz von Homburg oder die Schlacht bei Fehrbellin. In: DERS., Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe, besorgt von R.M. Werner, 1. Abteilung, Bd. IX, Berlin 1904, S. 323–324. (Hrsg.)

HEINRICH VON KLEIST, Der Prinz von Homburg, a.a.O., S. 76. (Hrsg.)

Vgl. THOMAS MANN, Betrachtungen eines Unpolitischen. Berlin 1919, S. 372ff. (Hrsg.)

Es ist anzunehmen, daß LUKÁCS das Gedicht ‹An meinem Fünfundsiebzigsten› meint. TH. FONTANE, Sämtliche Werke. Hrsg. von E. Gross, 1. Abteilung, Bd. XX, München 1962, S. 409–410. (Hrsg.)

TH. FONTANE, Schach von Wuthenow. Erzählung aus der Zeit des Regiments Gensdarmes. In: DERS., Sämtliche Werke, a.a.O., 1. Abteilung, Bd. II, München 1959, S. 383 u. 384. (Hrsg.)

ALFRED BAEUMLER (geb. 1887), zur Zeit des Nationalsozialismus besonders bekannt gewordener und dem Nationalsozialismus verhafteter Philosoph, hervorgetreten vor allem mit Studien über KANT, NIETZSCHE und SPENGLER. Vgl. seine Arbeit ‹Kants Kritik der Urteilskraft I› (1923) sowie seine ‹Studien zur deutschen Geistesgeschichte› (1937). (Hrsg.)

LUDWIG KLAGES (1872–1956). Vgl. sein Hauptwerk ‹Der Geist als Widersacher der Seele› (3 Bände, 1929–1932; 3. Aufl. 1954). (Hrsg.)

WILHELM RAABE, Horacker. In: DERS., Das ausgewählte Werk. Kritisch durchgesehene Ausgabe, besorgt von K. Hoppe, Bd. III, Berlin 1954, S. 601. (Hrsg.)

MAX WEBER an Professor FRIEDRICH CRUSIUS (München), Frankfurt, 24. XI. 1919, in: MAX WEBER, Gesammelte Politische Schriften. München 1921, S. 483. (Hrsg.)

ADOLF HITLER, Mein Kampf. Ungekürzte Ausgabe, 2 Bände in einem Band, 34. Aufl., München 1933, S. 736. (Hrsg.)

a. a.O., S. 689–690. (Hrsg.)

a. a.O., S. 742. (Hrsg.)

a. a.O., S. 428. (Hrsg.)

LUKÁCS hat offenbar eine der ersten (ungekürzten) Ausgaben der Aufzeichnungen RAUSCHNINGS benutzt, die u.W. nicht in deutscher Sprache vorliegt. Wir verweisen deshalb hier und im folgenden auf die französische Ausgabe: HERMANN RAUSCHNING, Hitler m’a dit. Confidences du Führer sur son plan de conquête du monde. Paris 1939. Zum vorstehenden Zitat s.S. 258–259. (Hrsg.)

CARL SCHMITT, Völkerrechtliche Großraumordnung mit Interventionsverbot für raumfremde Mächte. Ein Beitrag zum Reichsbegriff im Völkerrecht. 4. Aufl., Berlin–Leipzig–Wien 1941, S. 36. (Hrsg.)

ADOLF HITLER, Mein Kampf, a.a.O., S. 456. (Hrsg.)

a. a.O., S. 99f. (Hrsg.)

a. a.O., S. 501. (Hrsg.)

Hervorhebungen von mir. (G.L.) – HEINRICH MANN, Der Untertan. In: DERS., Ausgewählte Werke in Einzelausgaben, hrsg. im Auftrag der Deutschen Akademie der Künste zu Berlin von A. Kantorowicz, Bd. IV, Berlin 1954, S. 44–45. (Hrsg.)

a. a.O., S. 179. (Hrsg.)

HERMANN RAUSCHNING, Hitler m’a dit, a.a.O., S. 116. (Hrsg.)

a. a.O., S. 104. (Hrsg.)

Es handelt sich um weggefallene Worte Golos aus dem V. Akt von HEBBELs ‹Genoveva›. In: F. HEBBEL, Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe, besorgt von R.M. Werner, 1. Abt., Bd. I, Berlin 1904, S. 404. (Hrsg.)

JOHANN JACOBY, Rede über den Adreß-Entwurf im preußischen Abgeordnetenhause am 23. August 1866. In: DERS., Gesammelte Schriften und Reden, Teil II, Hamburg 1877, S. 308. (Hrsg.)

Vgl. zu dieser Interpretation von FERDINAND TÖNNIES’ ‹Gemeinschaft und Gesellschaft› (Grundbegriffe der reinen Soziologie, 4. und 5. Aufl., Berlin 1922) LUKÁCS’ Ausführungen in ‹Die Zerstörung der Vernunft› (Werke Bd. 9, Neuwied/Berlin 1962, S. 514ff). (Hrsg.)

Vgl. seine Broschüre: ‹Händler und Helden. Patriotische Besinnungen›. München 1915. (Hrsg.)

HEINRICH HEINE, Deutschland, Ein Wintermärchen. In: DERS., Gesammelte Werke, hrsg. von W. Harich, Bd. II, 2. verm. u. verb. Aufl., Berlin 1955, S. 8–9. (Hrsg.)

Aus dem Nachlaß FRIEDRICH THEODOR VISCHERS zitiert von ADOLF RAPP, Friedrich Theodor Vischer und die Politik. (Beiträge zur Parteigeschichte, 3) Tübingen 1911, S. 22. (Hrsg.)

FRIEDRICH THEODOR VISCHER, Mein Lebensgang. In: DERS., Ausgewählte Werke, hrsg. von G. Keyßner, Bd. III, Stuttgart–Berlin 1918, S. 68. (Hrsg.)

In: FRIEDRICH HEBBEL, Sämtliche Werke, a.a.O., 1. Abt., Bd. II, Berlin 1904, S. 291. (Hrsg.)

ATTILA JÓZSEF (1905–1937), ungarischer sozialrevolutionärer Lyriker, zeitweise Mitglied der kommunistischen Partei. Seine Lyrik spielt in den Auseinandersetzungen der ungarischen Dichter und Schriftsteller mit der Partei nach 1945 eine große Rolle. (Hrsg.) [Vgl. u.S. 108. Anm.d.Red.]

FERDINAND FREILIGRATH, Aus Spanien (Nov. 1841). In: DERS., Werke in neun Bänden, Bd. IV, Berlin o.J., S. 11. Vgl. hierzu, zu HERWEGH und zu MARX auch LUKÁCS’ Artikel ‹Tendenz oder Parteilichkeit?›. In: Die Linkskurve, 4. Jg., Heft 6 (1932), S. 13ff, wieder abgedruckt in: G. LUKÁCS, Literatursoziologie, Werkauswahl Bd. 1, 4. Aufl. Neuwied/Bln. 1970, S. 109ff. (Hrsg.)

Ungarisch: ‹Magyarok›, literarische Zeitschrift nach dem Krieg (1945). ISTVÁN VAS spielt auch heute noch als Dichter und Übersetzer eine Rolle im literarischen Leben Ungarns. (Hrsg.)

MIHÁLY BABITS (1883–1941), katholischer ungarischer Dichter und Schriftsteller, zum Symbolismus neigend. Hauptwerke: die Gedichtsammlung ‹Levelek Iris koszorújából› (Blätter aus dem Kranze der Iris), 1909; die Romane ‹A gólyakalifa›, 1916 (dt.: ‹Storchkalif›, 1920); ‹Timár Virgil fia›, 1923 (dt.: ‹Der Sohn des Virgil Timár›, 1923). (Hrsg.)

DEZSÖ KOSZTOLÁNYI (1885–1936), ungarischer Lyriker und Romancier, der für die Autonomie der Dichtung, deren «Reinheit» gegenüber allem gesellschaftlichen Engagement eintrat. Hauptwerke: sein Erstlingsroman ‹Pacsirta›, 1924 (dt.: ‹Die Lerche›, 1928); sowie die Romane ‹Édes Anna›,1926 (dt.: ‹Anna Edes›, 1929); ‹A véres költö›, 1921 (dt.: ‹Der blutige Dichter›, 1926). (Hrsg.)

«Seine Seele eine Distel, darauf / zum Schmuck eine kleine Kröte döst, / quakt und bis sich der Schmutz staut / sich mit den Alten versöhnt. / Von weitem dachtest du Smaragde zu seh’n, / greif nur zu, deine Finger kleben.» (Hrsg.)

PÁL IGNOTUS (geb. 1901), Sohn des berühmten HUGO IGNOTUS (VEIGELSBERG), Publizist und Kritiker, stand den «Volkstümlern» nahe. IGNOTUS war Sozialdemokrat und von September 1949 bis März 1956 aus politischen Gründen in Ungarn inhaftiert. (Hrsg.)

SÁNDOR MÁRAI (geb. 1900), wesentlicher Vertreter des bürgerlichen Realismus, wurde 1948 von den Kommunisten in Ungarn scharf angegriffen, lebt seit Jahren im Westen. Veröffentlichte u.a. ‹Idegen emberek›, 1930 (dt.: ‹Doch blieb er ein Fremder›, 1954), ‹Béke Ithakában›, 1951 (dt.: ‹Verzauberung in Ithaka›, 1952). (Hrsg.)

LÁSZLÓ NÉMETH (geb. 1901), bedeutender und vielgelesener ungarischer Dichter, Schriftsteller und Essayist, gab in den dreißiger Jahren in Ungarn die Zeitschrift ‹Tanú› (Zeuge) heraus, befürwortete für die politisch-soziale Entwicklung Ungarns einen «dritten Weg» und wurde nach dem ungarischen Oktober rehabilitiert. Vgl. u.a. sein von den Stalinisten unterdrücktes Theaterstück ‹Galilei›, 1956, seinen Roman ‹Iszony›, 1947 (dt.: ‹Wie der Stein fällt›, 1960) sowie seine jetzt in deutscher Sprache erschienene Essaysammlung ‹Die Revolution der Qualität. Studien zur Literatur›. Stuttgart 1962. (Hrsg.)

BABITS’ (s. Anm. 4) letztes großes Gedicht ‹Jónás imája› (‹Das Gebet des Jonas›) schließt seinen Roman ‹Jonas›, 1937–1939, ab. (Hrsg.)

JÁNOS ARANY (1817–1882), einer der größten klassischen Dichter Ungarns, Vertreter des «Populismus» – einer Bewegung, in der politisch-nationale und Elemente der Volkspoesie ineinander verschmolzen. Hauptwerke: ‹Toldi›, 1847 (dt. 1935); ‹Toldi szerelme›, 1879 (dt.: ‹Toldis Liebe›, 1884); ‹Toldi estéje›, 1854 (dt.: ‹Toldis Abend›, 1856); ‹Buda halála›, 1854 (dt.: ‹Budas Tod›, 1879). (Hrsg.)

ZSIGMOND MÓRICZ (1878–1942), vielgelesener ungarischer gesellschaftskritischer Romanschriftsteller. Einige seiner Romane, so der Bauernroman ‹Gold im Kote› (ungar.: ‹Sárarany›, 1910) und der Roman ‹Die Fackel› (ungar.: ‹A fáklya›, 5. Aufl. 1921) wurden in den zwanziger Jahren im Rowohlt Verlag veröffentlicht. Nach dem Kriege erschienen ebenfalls verschiedene seiner Romane in deutscher Sprache. (Hrsg.)

MICHAEL JEWGRAFOWITSCH SALTYKOW-SCHTSCHEDRIN (1826–1889), russischer Schriftsteller und satirischer Gesellschaftskritiker. Hauptwerke: ‹Die Geschichte einer Stadt› (dt. 1946); ‹Die Herren Golowljow› (dt. 1914). (Hrsg.)

LAJOS HATVANY (1880–1961), Industrieller, Schriftsteller und Literaturwissenschaftler, maßgeblich an der Zeitschrift ‹Nyugat› (Westen) beteiligt. (Hrsg.)

«Ich verwarf aufdringliche Grazie,/nicht zum Zaubern, zum alles bin ich da.» (Hrsg.)

«Wenn es mir gefiel, trommelte ich zum Konzil,/befahl an die Spitze der Volksscharen/lauter Dózsa und hurtige Jacques Bonhomme.» (Hrsg.)

«Sein Gedicht ist Gesetz, von dessen Rhythmus/Stein fällt und des Schlosses Fenster klappert.» (Hrsg.)

«Ich bin ein Dichter – was sollte/mich die Dichtkunst selbst angehen?» (Hrsg.)

«Ich halte nicht meinen Zankesmund. / Vorm Geist erhebe ich Klage. / Auf mich blickt zustimmend das Jahrhundert: / Der Bauer denkt beim Pflügen an mich; / in seinem Körper spürt mich der Arbeiter / zwischen zwei steifen Bewegungen; / abends vor dem Kino erwartet mich / der Gassenjunge, der schlecht angezogene. / Und wo Gauner, im Lager versammelt, / die Ordnung meiner Gedichte verfluchen, / fangen brüderliche Panzer an, / deren Reime in die Welt zu dröhnen.» (Hrsg.)

«Von selbst steigt das Lied aus unseren Herzen, / wenn diese von Kummer oder Lust berührt wurden, / fliegt das Lied wie im Winde flattern / von Rosensträuchern abgepflückte Blätter. / Laßt uns singen, Genossen, jetzt muß sogar / die Leier lauter werden als bisher, / damit in dem trüben irdischen Lärm / auch ein paar reine himmlische Stimmen ertönen. / Die halbe Welt liegt in Ruinen … Leere / Vision, die das Auge und das Herz schmerzt. / Lasset auf die kalten Ruinen fließen / unser Lied, unsere Seele, wie grüner Efeu.» (Hrsg.)

Vgl. das Gedicht ‹Hängt die Könige auf!›. (G.L.)

«Warum hast du mit Milchzähnen in den Stein gebissen? / Warum hast du dich so beeilt, wenn du doch zurückbliebst? / Warum hast du nicht während der Nacht geträumt? / Was wolltest du schließlich, sage nun?» (Hrsg.)

Über GEORGES SOREL vgl. H. BARTH, Masse und Mythos. Die Theorie der Gewalt: Georges Sorel. rde Bd. 88, Hamburg 1959, sowie FRIEDRICH JONAS, Geschichte der Soziologie III. rde Bd. 306/307, Reinbek 1969, bes. S. 12ff und 169ff. (Anm.d.Red.)

Über den Gebrauch des Chors in der Tragödie. [Vorrede zu: Die Braut von Messina] FRIEDRICH SCHILLER, Sämtliche Werke, Bd. 2, München 41965, S. 819f. (Anm.d.Red.)

GOETHE an SCHILLER, Weimar, 27. XII. 1797, in: Der Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe, nach den Handschriften des Goethe-Schiller-Archivs hrsg. von H.G. Graf und A. Leitzmann, 3 Bände, Bd. I, Leipzig 1955, S. 457–458. (Hrsg.)

FRANZ MOLNAR (1878–1952), international anerkannter und erfolgreicher ungarischer Unterhaltungsschriftsteller, der frühzeitig in die USA emigrierte. Am bekanntesten sind sein Roman ‹A Pál utcai fiúk›, 1907 (dt.: ‹Die Jungen der Paulstraße›, 1910) und seine Dramen ‹Liliom›, 1909 (dt. 1912), ‹Olympia›, 1927 (dt. 1928). (Hrsg.)

LUDWIG TIECK, William Lovell. Teil I, in: DERS., Schriften, Bd. VI, Berlin 1828, S. 178. (Hrsg.)

JOSÉ ORTEGA Y GASSET, Die Vertreibung des Menschen aus der Kunst (La deshumanización del arte. 1925). In: DERS., Gesammelte Werke, übersetzt von H. Weyl und U. Weber, Bd. II, Stuttgart 1955, S. 247. (Hrsg.)

a. a.O., S. 250. (Hrsg.)

Vgl. G. LUKÁCS, Der russische Realismus in der Weltliteratur (Werke Bd. 5, Neuwied/Bln. 1964); Balzac und der französische Realismus (Werke Bd. 6, Neuwied/Bln. 1965); Probleme des Realismus (Werke Bd. 4, Neuwied/Bln. 1970). (Hrsg.) (Ferner sei in diesem Zusammenhang verwiesen auf die in dieser Reihe erschienenen Auswahlbände: GEORG LUKÁCS, Die Grablegung des alten Deutschland. rde Bd. 276; DERS., Faust und Faustus. rde Bd. 285/87; DERS., Russische Literatur, Russische Revolution. rde Bd. 314/16. Anm.d.Red.)

Vgl. oben S. 69ff, besonders S. 90ff. (Hrsg.)

PUW = Partei der Ungarischen Werktätigen.

LENIN-Werke, Bd. XXXI, S. 41. (Hrsg.)

Vgl. ENGELs an KAUTSKY, 14. X. 1891, in: MARX/ENGELs, Ausgewählte Briefe, S. 517. (Hrsg.)

Vgl. W.I. LENIN, Die Ergebnisse der Diskussion über die Selbstbestimmung (1916). In: LENIN-Werke, Bd. XXII, S. 363–364. (Hrsg.)

Vgl. dazu neuerdings den ausführlich dokumentierten Aufsatz von SIEGFRIED BAHNE, ‹Sozialfaschismus› in Deutschland. Zur Geschichte eines politischen Begriffs. In: ‹International Review of Social History›, 10. Jg., Heft 2 (1965), S. 211ff.

Am 14. Oktober 1952, in: J.W. STALIN, Über den Kampf um den Frieden. Eine Sammlung ausgewählter Aufsätze und Reden (Bücherei des Marxismus-Leninismus, 43), Berlin 1954, S. 338ff. (Hrsg.)

GEORG LUKÁCS, Die Zerstörung der Vernunft. Werke Bd. 9, Neuwied/Berlin 1962, II. Kapitel, 5. Abschnitt, S. 219ff. (Hrsg.)

Vgl. CLEMENS BROKMÜLLER, Christentum am Morgen des Atomzeitalters. Frankfurt am Main 1955. (Hrsg.)

LUKÁCS bezieht sich auf das Hauptwerk GUSTAV A. WETTERs: Der dialektische Materialismus. Seine Geschichte und sein System in der Sowjetunion. 1. Aufl., Freiburg 1952. (Hrsg.) (Zu WETTERs Auseinandersetzung mit Materialismus und Marxismus vgl. auch: GUSTAV A. WETTER, Philosophie und Naturwissenschaft in der Sowjetunion. rde Bd. 67, Reinbek 31962. Anm.d.Red.)

Vgl. MARCEL REDING, Thomas von Aquin und Karl Marx. Graz 1953. (Hrsg.)

ANDREJ ALEXANDROWITSCH SHDANOW (1896–1948) hatte maßgeblichen Einfluß auf die Kulturpolitik unter Stalin; 1934 bis 1944 Leiter der Leningrader Parteiorganisation, verantwortlich für die Verteidigung Leningrads im Kriege; 1945 bis 1948 Sekretär des ZK der KPdSU und Mitglied des Politbüros. Vgl. für den vorliegenden Zusammenhang etwa SHDANOWs Rede auf dem Philosophiekongreß in Moskau im Juli 1947. Er hat dort, in seinem Vortrag ‹Kritische Bemerkungen zu G.F. Alexandrows Buch ‚Geschichte der westeuropäischen Philosophie‘›, HEGEL abgewertet (SHDANOW, Über Kunst und Wissenschaft. Berlin 1951, S. 80ff). (Hrsg.)

PIERRE HERVÉ (geboren 1913), kommunistischer Schriftsteller, einige Jahre Herausgeber der Zeitschrift ‹Action›. HERVÉ wurde aufgrund seines Buches ‹La révolution et les fétiches› (Paris 1956) aus der KPF ausgeschlossen. LUKÁCS bezieht sich auf SARTREs Artikel ‹Le réformisme et les fétiches›. In: ‹Les Temps Modernes›, 11. Jg., Heft 122 (1956), S. 1153ff. (Hrsg.)

Vgl. GEORG LUKÁCS, Existentialismus oder Marxismus? Berlin 1951. Nach einer Mitteilung von LUKÁCS ist der größte Teil der Aufsätze dieses Sammelbandes im Winter 1946/47 entstanden. (Hrsg.)

HANNS EISLER (1898–1962), Komponist. Vgl. LUKÁCS zu EISLER: ‹In memoriam Hanns Eisler. Zum dritten Todestage des Komponisten am 6. September 1965›. In: ‹Die Zeit›, Nr. 36, vom 3. Sept. 1965, S. 10. Vgl. allgemein zu EISLERs Persönlichkeit und künstlerischem Schaffen das Sonderheft ‹Hanns Eisler› der Zeitschrift ‹Sinn und Form› (1964). (Hrsg.)

Vgl. ALBERT CAMUS, Roger Martin du Gard. In: R. MARTIN DU GARD, CEuvres complètes, Bd. I, Paris 1955, S. VII ff. (Hrsg.)

R.A.P.P. = Rossiskaja Assoziazija Proletarskich Pissatelei (Russische Gesellschaft proletarischer Schriftsteller). (Hrsg.)

Das «Partisanen»-Motiv spielt bei LUKÁCS sicherlich seit seiner Emigration in die Sowjetunion eine maßgebliche Rolle. Zu den philosophischen Aspekten von LUKÁCS’ Partisanentheorie vgl. PETER LUDZ, Filozofske osnove Lukácseve teorije partizana. In: ‹Praxis›. Edition yougoslave, 3. Jg., Heft 3 (1966), S. 333ff. (Hrsg.)

GEORG LUKÁCS’ ‹Der junge Hegel› erschien zunächst mit dem Untertitel ‹Über die Beziehungen von Dialektik und Ökonomie› im Jahr 1948 im Europa-Verlag, Zürich–Wien, dann unter dem Titel ‹Der junge Hegel und die Probleme der kapitalistischen Gesellschaft›. 1954 im Aufbau-Verlag, Ostberlin, mit altem Untertitel in Werke Bd. 8, Neuwied/Berlin 1967. (Hrsg.)

Vgl. GEORG LUKÁCS, ‹Aristokratische und demokratische Weltanschauung›, in: Schriften zur Ideologie und Politik, a.a.O., S. 404ff. (Hrsg.)

Vgl. die Auszüge der Rede CHURCHILLs vom 5. März 1946 im Westminster College in Fulton (Missouri), in: Keesing’s Archiv der Gegenwart, 16. Jg. (1946), 669 B. (Hrsg.)

Vom 26. bis 30. August 1948 tagte der Weltkongreß der Kulturschaffenden für den Schutz des Friedens in Wroclaw (Breslau). LUKÁCS’ Rede auf diesem Kongreß ist unter dem Titel ‹Von der Verantwortung der Intellektuellen› abgedruckt in: Georg Lukács zum siebzigsten Geburtstag, Berlin 1955, S. 232ff. (Hrsg.)

Vgl. dazu JÓZSEF RÉVAI, Die Lukács-Diskussion des Jahres 1949. In: Georg Lukács und der Revisionismus. Eine Sammlung von Aufsätzen, Berlin 1960, S. 9ff. Aus LUKÁCS’ Buch ‹Literatur und Demokratie›, das nicht in deutscher Sprache vorliegt, sind die Abschnitte ‹Parteidichtung›, ‹Literatur und Demokratie› und ‹Freie oder gelenkte Kunst?› in die vorliegende Ausgabe aufgenommen worden, vgl. oben S. 69ff, 94ff und 110ff. (Hrsg.)

Die von LÁSZLÓ RUDAS (in der Julinummer des ideologischen Organs der PUW ‹Társadalmi Szemle›) eingeleitete und von JÓZSEF RÉVAI auf der Parteiseite fortgeführte sogenannte Lukács-Diskussion des Jahres 1949 ist im Zusammenhang mit der Rajk-Affäre in Ungarn zu sehen. Sie kann als der «ideologische Aspekt» der Rajk-Affäre bezeichnet werden (vgl. TAMAS ACZEL und TIBOR MERAY, Die Revolte des Intellekts. Die geistigen Grundlagen der ungarischen Revolution. München 1961, S. 78ff).

Im Herbst 1949 wurde LÁSZLÓ RAJK, der ursprünglich I. Sekretär der ungarischen KP, dann Innen- und schließlich Außenminister war, hingerichtet. Dieses Datum steht in der Geschichte Ungarns für den Beginn des stalinistischen Terrors unter MÁTYÁS RÁKOSI, als I. Sekretär der PUW und kurzfristigem (1952–1953) Ministerpräsidenten der Volksrepublik Ungarn. (Hrsg.)

Vgl. oben S. 139, Anm. 4. (Hrsg.)

Es handelt sich um STALINs Arbeit ‹Ökonomische Probleme des Sozialismus in der UdSSR› aus dem Jahre 1952 (dt. im Dietz-Verlag, Ostberlin). (Hrsg.)

W.I. LENIN, Politischer Bericht des Zentralkomitees an den XI. Parteitag der KPR(B) (27. März 1922). In: LENIN-Werke, Bd. XXXIII, S. 264. (Hrsg.)

Der XX. Parteitag der KPdSU tagte vom 14. bis 25. Februar 1956. (Hrsg.)

ALBERTO CAROCCI, der Herausgeber der italienischen Zeitschrift ‹Nuovi Argomenti›, hatte eine Umfrage anläßlich des XXII. Parteitages der KPdSU (Oktober 1961) veranstaltet. Der hier abgedruckte Brief ist LUKÁCS’ Antwort an CAROCCI. Er wurde erstmals im Jahre 1962 in den ‹Nuovi Argomenti› (Nr. 57–58) veröffentlicht. Die erste deutsche Fassung erschien in den Heften 115–116, 117 (1963), S. 335–337, S. 407–411, des «Forum» (10. Jg.) unter dem Titel ‹Privatbrief über Stalinismus›. (Hrsg.)

HENRIK IBSEN, Gespenster. In: DERS., Sämtliche Werke. Volksausgabe in fünf Bänden, hrsg. von J. Elias und P. Schlenther, Bd. IV, Berlin 1907, S. 139. (Hrsg.)

Vgl. LUKÁCS’ Rezension von BUCHARINs ‹Theorie des historischen Materialismus›, in GEORG LUKÁCS, Werke Bd. 2, Neuwied/Berlin 1968, S. 598ff = Werkauswahl Bd. 2, S. 188ff. (Hrsg.)

J. STALIN, Ökonomische Probleme des Sozialismus in der UdSSR. Dt. (Kleine Bücherei des Marxismus-Leninismus), 1. Aufl., Berlin 1952. (Hrsg.)

J. STALIN, Über den Marxismus in der Sprachwissenschaft. In: DERS., Der Marxismus und die Fragen der Sprachwissenschaft. Dt. (Kleine Bücherei des Marxismus-Leninismus), 1. Aufl., Berlin 1951. STALINs Aufsatz war im Jahre 1950 erstmals in der ‹Prawda› erschienen. (Hrsg.)

Siehe W.I. LENIN, Parteiorganisation und Parteiliteratur. In: LENIN-Werke, Bd. X, S. 29ff. Über KRUPSKAJAS Stellungnahme vgl. neuerdings ERNST FISCHER, Kunst und Koexistenz. Beitrag zu einer modernen marxistischen Ästhetik. (Rowohlt Paperback, 53) Hamburg 1966, S. 193f. (Hrsg.)

Vgl. Geschichte der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (Bolschewiki). Kurzer Lehrgang, 1938, dt. Berlin 1946. (Hrsg.)

N.J. JESHOW, Stellvertretender Volkskommissar für Landwirtschaft in der Zeit der forcierten Kollektivierung in der UdSSR (1929–1930), seit dem XVI. Parteitag der KPdSU Leiter der Verteilungs- und Organisationsabteilung des Zentralkomitees, im Jahre 1937 Generalkommissar für Staatssicherheit, dann zusätzlich Volkskommissar für Inneres und Volkskommissar für Binnenschiffahrt, wurde im Dezember 1938 als Volkskommissar für Inneres und Generalkommissar für Staatssicherheit sowie kurze Zeit darauf als Volkskommissar für Binnenschiffahrt abgesetzt. Er ist verantwortlich für die Säuberungen in den Jahren 1930 bis 1934 und 1936/37. (Hrsg.)

Vgl. ‹Prawda› vom 26. Oktober 1961. (Hrsg.)

JELENA USSIJEWITSCH spielte als Mitherausgeber der Zeitschrift ‹Literaturny Kritik› eine bedeutende Rolle im Rahmen der literaturwissenschaftlichen Auseinandersetzungen der dreißiger Jahre in der Sowjetunion. (Hrsg.)

Vgl. ‹Prawda› vom 26. Oktober 1961. (Hrsg.)

Vgl. ‹Prawda› vom 27. Oktober 1961. (Hrsg.)

ENVER HODSHA ist der 1. Sekretär der KP Albaniens. (Hrsg.)

SALVADOR DE MADARIAGA, geboren 1886, spanischer Schriftsteller und Diplomat, Gegner FRANCOs, ist an einflußreicher Stelle in der europäischen Bewegung tätig. (Hrsg.)

Vgl. etwa WALTER JENS, Literatur und Politik. (opuscula, 8) Pfullingen 1963, S. 14f. (Hrsg.)

G.W.F. HEGEL, Über die neuesten inneren Verhältnisse Württembergs, besonders über die Magistratsverfassung. In: DERS., Schriften zur Politik und Rechtsphilosophie, hrsg. von G. Lasson (Philosophische Bibliothek, 144), 2., durchgesehene Aufl., Leipzig 1923, S. 152. (Hrsg.)

MARX in der Sitzung der Zentralbehörde des Bundes der Kommunisten am 15. September 1850 gegen die Fraktion WILLICH-SCHAPPER. Vgl. das Protokoll der Sitzung in: MARX-ENGELs-Werke, Bd. VIII, S. 598. (Hrsg.)

W.I. LENIN, Seltsames und Ungeheuerliches. In: LENIN-Werke, Bd. XXVII, S. 57. (Hrsg.)

Vgl. G. LUKÁCS, Zur Frage des Parlamentarismus. In: Werke Bd. 2, Neuwied/Berlin 1968, S. 95ff = Werkauswahl Bd. 2, S. 123ff. (Hrsg.)

W.I. LENIN, Der ‹linke Radikalismus›, die Kinderkrankheit im Kommunismus. In: LENIN-Werke, Bd. XXXI, S. 41–42. (Hrsg.)

W.I. LENIN, Eine harte, aber notwendige Lehre. In: LENIN-Werke, Bd. XXVII, S. 49. (Hrsg.)

Vgl. etwa oben S. 176ff. (Hrsg.)

Vgl. oben S. 172. (Hrsg.)

Vgl. etwa oben S. 139f. (Hrsg.)

W.I. LENIN, Staat und Revolution. Die Lehre des Marxismus vom Staat und die Aufgaben des Proletariats in der Revolution. In: LENIN-Werke, Bd. XXV, S. 476. (Hrsg.)

Der XIX. Parteitag der KPdSU tagte vom 5. bis 14. Oktober 1952. Vgl. STALINs Rede in: J.W. STALIN, Über den Kampf um den Frieden. Eine Sammlung ausgewählter Aufsätze und Reden, besorgt vom Marx-Engels-Lenin-Stalin-Institut beim ZK der SED (Bücherei des Marxismus-Leninismus, 43), Berlin 1954, S. 338ff. (Hrsg.)

Vgl. W.I. LENIN, Die revolutionäre demokratische Diktatur des Proletariats und der Bauernschaft. In: LENIN-Werke, Bd. VIII, S. 286ff. (Hrsg.)

J.W. VON GOETHE, Maximen und Reflexionen. In: DERS., Werke, Hamburger Ausgabe in 14 Bänden, Hamburg 1953, Bd. XII, S. 384. (Hrsg.)

Vgl. DAVID RIESMAN u.a., Die einsame Masse. Eine Untersuchung der Wandlungen des amerikanischen Charakters. rde Bd. 72/73, Hamburg 1958, S. 120ff. (Hrsg.)

Siehe oben S. 208. (Anm.d.Red.)

Siehe oben S. 168, Fußn. 11.

Siehe oben S. 187.

Siehe u.a. ARNOLD GEHLEN, Die Seele im technischen Zeitalter. rde Bd. 53, Reinbek 111969; DERS., Anthropologische Forschung. rde Bd. 138, Reinbek 71970. (Anm.d.Red.)

R.A.P.P. = Rossiskaja Assoziazija Proletarskich Pissatelei (Russische Gesellschaft proletarischer Schriftsteller).

Vgl. ‹Postscriptum 1957 zu: Mein Weg zu Marx›, oben S. 161ff; ferner: ‹Diskussion über die Blum-Thesen› (1956). In: GEORG LUKÁCS, Werkauswahl Bd. 2, Schriften zu Ideologie und Politik, ausgew. u. eingel.v.Peter Ludz, Berlin u.Neuwied 1967, S. 763–774; außerdem: GEORG LUKÁCS, Werke Band 2, Frühschriften II, Geschichte und Klassenbewußtsein, Vorwort. Neuwied und Berlin 1968, S. 31ff.

GEORG LUKÁCS, Werke Band 11 und 12, Ästhetik I. Neuwied u.Berlin 1963; DERS. Über die Besonderheit als Kategorie der Ästhetik. In: GEORG LUKÁCS, Werke Band 10, Probleme der Ästhetik. Berlin u.Neuwied 1969, S. 537–786.

Autobiographisches Vorwort: Mein Weg zu Marx[*]

Die Beziehung zu Marx ist der wirkliche Prüfstein für jeden Intellektuellen, der die Klärung seiner eigenen Weltanschauung, die gesellschaftliche Entwicklung, insbesondere die gegenwärtige Lage, seine eigene Stellung in ihr und seine Stellungnahme zu ihr ernst nimmt. Der Ernst, die Gründlichkeit und die Vertiefung, die er dieser Frage widmet, geben den Maßstab dafür ab, ob und wieweit er einer klaren Stellungnahme zu den welthistorischen Kämpfen der Gegenwart – bewußt oder unbewußt – ausweichen will. Die biographische Skizze der Beziehung zu Marx, des geistigen Ringens mit dem Marxismus ergibt also jeweils ein Bild, das als Beitrag zur sozialen Geschichte der Intellektuellen in der imperialistischen Periode ein gewisses Allgemeininteresse hat, auch wenn – in meinem Fall – die Biographie selbst keinerlei Anspruch auf ein Interesse der Öffentlichkeit erheben kann.

Meine erste Bekanntschaft mit Marx (mit dem ‹Kommunistischen Manifest›) machte ich am Ende meiner Gymnasiast eit. Der Eindruck war außerordentlich groß, und als Student habe ich dann mehrere Schriften von Marx und Engels (so den ‹18. Brumaire›, den ‹Ursprung der Familie›) gelesen und insbesondere den ersten Band des ‹Kapital› durchstudiert. Dieses Studium überzeugte mich sogleich von der Richtigkeit einiger Kernpunkte des Marxismus. In erster Linie war ich von der Mehrwertlehre, von der Auffassung der Geschichte als Geschichte von Klassenkämpfen und von der Klassengliederung der Gesellschaft beeindruckt. Indessen, wie dies bei einem bürgerlichen Intellektuellen sehr naheliegend ist, beschränkte sich dieser Einfluß auf Ökonomie und vor allem auf «Soziologie». Die materialistische Philosophie, wobei ich damals keinen Unterschied zwischen dialektischem und nichtdialektischem Materialismus machte, hielt ich erkenntnistheoretisch für völlig überwunden. Die neukantische Lehre von der «Immanenz des Bewußtseins» paßte ausgezeichnet zu meiner damaligen Klassenlage und Weltanschauung. Ich unterzog sie auch gar keiner kritischen Prüfung und akzeptierte sie widerstandslos als Ausgangspunkt einer jeden erkenntnistheoretischen Fragestellung. Zwar hatte ich stets Bedenken gegen den extremen subjektiven Idealismus (sowohl gegen die Marburger Schule des Neukantianismus[*] wie gegen den Machismus[*], indem ich nicht einzusehen vermochte, wie die Frage der Wirklichkeit einfach als immanente Kategorie des Bewußtseins abzuleiten sei. Dies führte jedoch nicht zu materialistischen Konsequenzen, sondern, im Gegenteil, zu einer Annäherung an jene Schulen der Philosophie, die diese Frage irrationalistisch-relativistisch, manchmal ins Mystische hinüberschillernd, lösen wollten (Windelbank/Rickert, Simmel, Dilthey). Der Einfluß Simmels, dessen persönlicher Schüler ich gewesen bin, gab mir auch die Möglichkeit, das, was ich mir von Marx in dieser Periode aneignete, in eine solche Weltanschauung «einzubauen». Die ‹Philosophie des Geldes› von Simmel[*] und die Protestantismusschriften von Max Weber[*] waren meine Vorbilder zu einer «Literatursoziologie», in der die notwendigerweise verdünnten und abgeblaßten Elemente aus Marx zwar noch vorhanden, aber kaum erkennbar waren. Ich löste nach Simmels Vorbild die «Soziologie» einerseits von der sehr abstrakt aufgefaßten ökonomischen Grundlage möglichst los, andererseits erblickte ich in der «soziologischen» Analyse nur ein Vorstadium der eigentlichen wissenschaftlichen Untersuchung der Ästhetik (‹Entwicklungsgeschichte des modernen Dramas› 1909[*]; ‹Methodologie der Literaturgeschichte› 1910; beide ungarisch). Meine zwischen 1907 und 1911 erschienenen Essays[*] schillerten zwischen dieser Methode und einem mystischen Subjektivismus.

Es ist klar, daß bei einer solchen weltanschaulichen Entwicklung die Jugendeindrücke aus Marx immer mehr verblassen und eine immer kleinere Rolle in meiner wissenschaftlichen Tätigkeit spielen mußten. Ich hielt nach wie vor Marx für den kompetentesten Ökonomen und «Soziologen»; aber Ökonomie und «Soziologie» spielten vorübergehend eine geringere Rolle in meiner damaligen Tätigkeit. Die Einzelprobleme und Phasen jenes Entwicklungsganges, in dem dieser subjektive Idealismus mich in eine philosophische Krise führte, sind für den Leser uninteressant. Diese war aber – mir freilich unbewußt – vom erstarkten Hervortreten der imperialistischen Gegensätze objektiv bestimmt und wurde durch den Ausbruch des Weltkriegs beschleunigt. Vorerst zeigte sich diese Krise allerdings bloß im Übergang vom subjektiven Idealismus zum objektiven Idealismus (‹Theorie des Romans›, geschrieben 1914–1915[*]). Und natürlicherweise gewann damit Hegel – insbesondere die ‹Phänomenologie des Geistes› – eine wachsende Bedeutung für mich. Mit dem mir immer klarer werdenden imperialistischen Charakter des Krieges, mit der Vertiefung meiner Hegelstudien, wobei auch Feuerbach, allerdings damals bloß von der Seite des Anthropologismus, herangezogen wurde, beginnt meine zweite intensive Beschäftigung mit Marx. Diesmal standen die philosophischen Schriften der Jugendzeit im Vordergrund meines Interesses, obwohl ich auch die große ‹Einleitung zur Kritik der politischen Ökonomie› eifrig studierte. Diesmal war es jedoch ein Marx, nicht mehr durch die Simmelsche, wohl aber durch eine Hegelsche Brille gesehen. Nicht mehr ein Marx als «hervorragender Einzelwissenschaftler», als Ökonom und Soziologe. Es «dämmerte» mir bereits der umfassende Denker, der große Dialektiker. Allerdings sah ich auch damals noch nicht die Bedeutung des Materialismus für die Konkretisierung und Vereinheitlichung, für das Konsequentmachen der Probleme der Dialektik. Ich kam nur bis zu einer – Hegelschen – Priorität des Inhalts vor der Form und versuchte, wesentlich auf Hegelscher Grundlage, Hegel und Marx in einer «Geschichtsphilosophie» zu synthetisieren. Eine besondere Nuance erhielt dieser Versuch dadurch, daß in meinem Heimatland, in Ungarn, die einflußreichste «linkssozialistische» Ideologie der Syndikalismus Ervin Szabós[*] gewesen ist. Seine syndikalistischen Schriften gaben meinen «geschichtsphilosophischen Versuchen» neben manchem Wertvollen (zum Beispiel der Vermittlung der ‹Kritik des Gothaer Programms›, die ich durch ihn kennengelernt habe) eine starke abstrakt-subjektivistische und darum ethisierende Note. Als akademischer Intellektueller von der illegalen Arbeiterbewegung abgetrennt, habe ich während des Krieges weder die Spartakusschriften[*] noch die Kriegsschriften von Lenin[*] je zu Gesicht bekommen. Ich las – mit starker und dauernder Wirkung – die Vorkriegsschriften Rosa Luxemburgs[*]. Lenins ‹Staat und Revolution›[*] habe ich erst während der Revolutionszeit 1918–1919 kennengelernt.

In einer solchen ideologischen Gärung trafen mich die Revolutionen von 1917 und 1918. Nach kurzem Schwanken schloß ich mich im Dezember 1918 der KPU an und blieb seitdem in den Reihen der revolutionären Arbeiterbewegung. Die praktische Arbeit erzwang alsbald eine intensivere Beschäftigung mit den ökonomischen Schriften von Marx, ein verstärktes Studium der Geschichte, der Wirtschaftsgeschichte, der Geschichte der Arbeiterbewegung etc., eine ununterbrochene Revision der philosophischen Grundlagen. Dieses Ringen um die wirkliche und totale Erfassung der marxistischen Dialektik dauerte jedoch sehr lange. Die Erfahrungen der ungarischen Revolution zeigten mir zwar sehr scharf die Hinfälligkeit jeder syndikalisierenden Theorie (Rolle der Partei in der Revolution), aber ein ultralinker Subjektivismus ist noch lange in mir lebendig geblieben (Stellung zur Parlamentarismusdebatte 1920[*], zur Märzaktion 1921[*]). Dies vor allem hinderte mich daran, die materialistische Seite der Dialektik wirklich und richtig, in ihrer umfassenden philosophischen Bedeutung zu begreifen. Mein Buch ‹Geschichte und Klassenbewußtsein› (1923[*]) zeigt sehr klar diesen Übergang. Trotz des bereits bewußten Versuchs, Hegel durch Marx zu überwinden und «aufzuheben», wurden entscheidende Fragen der Dialektik noch idealistisch gelöst (Naturdialektik, Abbildtheorie etc.). Die noch immer festgehaltene Luxemburgsche Akkumulationstheorie mischte sich unorganisch mit einem ultralinks-subjektivistischen Aktivismus.

Erst die aus langjähriger Praxis hervorgegangene Verwachsenheit mit der revolutionären Arbeiterbewegung, erst die Möglichkeit, die Werke Lenins zu studieren und sie – allmählich – in ihrer grundlegenden Bedeutung zu begreifen, leiteten die dritte Periode in meiner Beschäftigung mit Marx ein. Erst jetzt, nach fast einem Jahrzehnt der praktischen Arbeit, nach sicher über einem Jahrzehnt des theoretischen Ringens mit Marx, ist mir der umfassende und einheitliche Charakter der materialistischen Dialektik konkret klar geworden. Aber gerade diese Klarheit bringt die Erkenntnis mit sich, daß das wirkliche Studium des Marxismus erst jetzt anfängt und nie zur Ruhe kommen kann. Denn, wie Lenin so treffend sagt, «die Erscheinung ist reicher als das Gesetz … und darum ist das Gesetz, jedes Gesetz, eng, unvollständig, annähernd»[*]. Das heißt: jeder, der sich einbildet, auf der Grundlage einer noch so weiten, breiten und tiefen Erkenntnis des dialektischen Materialismus die Erscheinungen von Natur und Gesellschaft ein für allemal begriffen zu haben, muß notwendig aus der lebendigen Dialektik in mechanische Starrheit, aus dem umfassenden Materialismus in idealistische Einseitigkeit zurückfallen. Der dialektische Materialismus, die Lehre von Marx, muß täglich, stündlich neu an der Hand der Praxis erarbeitet, angeeignet werden. Andererseits bildet die Lehre von Marx gerade in ihrer unangreifbaren Einheit und Totalität die Waffe zur Führung der Praxis, zur Bewältigung der Erscheinungen und ihrer Gesetze. Wird nur ein Glied aus dieser Totalität herausgelöst (oder bloß vernachlässigt), so entstehen wiederum Starrheit und Einseitigkeit; verfehlt man bloß die Proportion der Momente untereinander, so kann man wiederum den Boden der materialistischen Dialektik unter den Füßen verlieren. «Denn jede Wahrheit kann», sagt Lenin, «wenn man sie übertreibt, wenn man die Grenzen ihrer Geltung überschreitet, zur Absurdität werden, ja sie muß unter solchen Umständen unvermeidlich zur Absurdität werden[*]

Es sind über dreißig Jahre vergangen, seit ich als Knabe das ‹Kommunistische Manifest› zum ersten Male las. Die fortschreitende – wenn auch widerspruchsvolle, nicht geradlinige – Vertiefung in die Schriften von Marx ist die Geschichte meiner intellektuellen Entwicklung und weit darüber hinaus die Geschichte meines ganzen Lebens geworden, soweit es für die Gesellschaft überhaupt eine Bedeutung besitzt. Mir scheint, daß in der Epoche, die auf das Auftreten von Marx folgt, die Auseinandersetzung mit Marx das Zentralproblem eines jeden Denkers bilden muß, der sich überhaupt ernst nimmt; daß die Art und der Grad der Aneignung der Methode und Resultate von Marx seinen Rang in der Menschheitsentwicklung bestimmt. Diese Entwicklung ist klassenmäßig bestimmt. Aber diese Bestimmung ist auch nicht starr, sondern dialektisch: Unsere Stellung im Kampf der Klassen bestimmt weitestgehend Art und Grad unserer Aneignung des Marxismus, andererseits wirkt jede Vertiefung dieses Aneignens fördernd auf unsere Verschmelzung mit dem Leben und der Praxis des Proletariats und wirkt dadurch fördernd auf die Vertiefung unseres Verhältnisses zur Lehre von Marx zurück.

 

[1933]

I. Aktualität und Flucht

Jeder Krieg treibt die politischen und sozialen Probleme der beteiligten Länder auf die Spitze; sonst verborgene Widersprüche werden offenbar, und scheinbar verharschte Wunden brechen auf. Der moderne, der «totale» Krieg bedeutet nicht nur die militärische und wirtschaftliche, sondern auch die ideologische Mobilmachung des ganzen Volkes.

In der zweiten Frage scheint jedoch in der kapitalistischen Welt kein restloser Erfolg der sonst allmächtigen Staatsapparate vorzuherrschen. Aus verschiedenen Ländern, vor allem aus Deutschland, vernahmen wir Klagen und Anklagen, daß die Literatur sich nicht mit voller Kraft für die entscheidende aktuelle Aufgabe, für den Sieg einsetzte, daß viele, oft nicht unbeträchtliche Schriftsteller abseits stehen, daß sie sich auf der Flucht vor dem großen aktuellen Thema befinden.

Diese Frage haben die faschistischen Länder in der Form direkter staatlicher Aufrufe an die Schriftsteller aufgeworfen. Soweit es sich um wirkliche, aus innerem Bedürfnis schaffende Schriftsteller der bürgerlichen Welt handelte, war jedoch die Wirkung nicht beträchtlich. Mehr Erfolg versprechen die indirekten Methoden. Die Literaten stellen selbst die Frage der Aktualität als schriftstellerisches Problem, als zentrales Problem eines wirklich großen Schrifttums.

Im allgemeinen mit vollem Recht. Denn es hat noch nie eine wirklich große Literatur gegeben, die an den großen, historisch und sozial entscheidenden Fragen ihrer Zeit achtlos vorbeigegangen wäre. Haben Schriftsteller, die noch so begabt gewesen sein mögen, den Aufruf der Epoche zu ignorieren versucht, der – wie wir später sehen werden – mit den Aufrufen der Regierungen und mit den Propagandalosungen der offiziellen Literatur insbesondere in reaktionären Ländern keineswegs ohne weiteres identisch ist, so haben sie selbst im voraus das Todesurteil über ihre entstehenden Werke gesprochen. Die Aktualität der wirklich bedeutenden Literatur scheint also, allgemein gesprochen, eine Selbstverständlichkeit, ja ein Gemeinplatz zu sein.

Aber nur allgemein gesprochen. Konkret nimmt die Frage in den verschiedenen Ländern, in den verschiedenen Entwicklungsperioden sehr unterschiedliche Gestalt an. Das in seiner Allgemeinheit selbstverständlich Erscheinende wird unter bestimmten Umständen höchst problematisch. Und diese Problematik enthüllt dann, auf dem Umweg über die fragwürdige Beziehung der Literatur zur Gegenwart, die innerste Problematik eines ganzen gesellschaftlichen Systems.

In den aktuellen Debatten in Deutschland wurde tatsächlich die Frage zuweilen so gestellt. Es wird darauf hingewiesen, daß die öffentliche geistige Aussprache über gewisse Gegenstände oft andeute, Werte und Anschauungen, die mit diesen Gegenständen in irgendeiner Verbindung oder in irgendeinem Zusammenhang stehen, seien fragwürdig geworden. Die Schriftsteller stellen die Frage vom Standpunkt der qualitativ hochwertigen Literatur, besser gesagt, des Fehlens einer solchen Literatur. Gehen sie jedoch bis zum Grunde, so kommt zumindest das Gefühl, wenn auch nicht die begriffliche Anschauung auf, daß etwas fehle, etwas nicht in Ordnung sei. Ein Schriftsteller vergleicht die Literatur nicht unrichtig mit einer Uhr, die die Weltstunde anzeige. Und er fügt mit einer gewissen Melancholie hinzu, sie sei zu Goethes Zeiten ein Wunderwerk gewesen. Wer mag es zerstört haben?

Dieses Unbehagen kann durch eine reiche und vielfältige aktuelle Tagesliteratur nicht behoben werden. Eine solche gab es und gibt es immer. Besonders in den Anfangszeiten eines Krieges. Begeisterte Gedichte, hymnische Reportagen, sachliche und gefühlsbetonte Fronterlebnisberichte über interessante Abenteuer, über Bewährung der Kameradschaft usw. entstehen massenhaft. Aber die Erfahrungen des ersten imperialistischen Weltkrieges zeigen, daß diese Stimmungen und ihr literarischer Ausdruck, die nicht bis zur Quelle, bis zu den wirklichen Kriegszielen und ihrem wirklichen Zusammenhang mit den echten Interessen der Nation hinunterreichen, keine dauerhafte Wirkung auszuüben imstande sind. Insbesondere müssen sie versagen, wenn der Krieg seinen Höhepunkt überschritten hat und wenn die soziale Problematik, die ihm zugrunde liegt, offen zutage tritt.

Das Unbehagen an den gesellschaftlichen Zuständen ist in der kapitalistischen Welt schon lange eine allgemeine Erscheinung. Freilich wird es zeitweilig von rauschartigen Hoffnungen über eine innere Erneuerung abgelöst. Solange jedoch das wirkliche Fundament, die kapitalistische Wirtschaftsordnung, nicht verschwindet, muß selbst die höchstgespannte Erwartung unerfüllt bleiben und zu Enttäuschungen führen. Man hat den Eindruck, daß diese Enttäuschung schon vor dem Ausbruch des zweiten imperialistischen Krieges weite Kreise erfaßt hatte, natürlich ohne daß den Enttäuschten die wirklichen sozialen Gründe klargeworden wären. Haben doch auch die Wünsche und Hoffnungen, die rauschartigen Begeisterungen einen verworren messianischen Charakter an sich gehabt. Die Enttäuschung drückt sich also schriftstellerisch darin aus, daß das Ideal einer so tiefen Sehnsucht in seiner Verwirklichung ganz anders aussieht als in den Träumen, daß man aus der poetischen Hoffnung einer erneuerten Welt in der alten Prosa des Kapitalismus erwacht.