Die unheimlichste aller Erfindungen ist der Spiegel. Woher nehmen die Menschen nur den Mut, da hineinzuschauen?
(Brendan Francis Aidan Behan)
Interessante Aufgaben, Kompetenz, Verantwortung, Angebote zur Weiterbildung, eine kooperative Führungskultur und stets eine offene Tür für die Anliegen der Beschäftigten. Wunderbar, diese Beschreibung eines Arbeitgebers über sich selbst.
Hätten Sie nicht auch den Wunsch, Teil einer solchen Organisation zu sein?
Ich hatte dieses Glück. Katrin Morgen, 40 Jahre, Dipl.-Verwaltungswirtin und Soziologin, Beamtin bei einer großen Stadtverwaltung, mittlere Führungsebene.
Einige Jahre bekleidete ich eine interessante, abwechslungsreiche Stelle, bei der ich Erfüllung fand. Ich ging in meiner Arbeit auf und freute mich schon häufig am Wochenende darauf, montags wieder ins Amt zu gehen, Projekte auszuarbeiten, das Tagesgeschäft zu erledigen und mit Unvorhergesehenem zielorientiert umzugehen. Immer wieder stand ich vor neuen, interessanten Herausforderungen.
Dann aber sollte sich mein Leben bei der Stadtverwaltung von einem Tag auf den anderen ändern. Lange verstand ich nicht, was geschehen war. Noch heute bin ich mir unsicher.
Ich werde Ihnen von vielen unvorstellbaren Zuständen im öffentlichen Dienst berichten, ganz genau so, wie ich sie erlebt habe. Wäre mir eine solche Geschichte erzählt worden, hätte ich wahrscheinlich am Wahrheitsgehalt gezweifelt. Ob Sie mir glauben, müssen Sie entscheiden. Ich werde Ihnen die Ereignisse darlegen, nichts hinzufügen und nichts Wesentliches auslassen. Alles hat sich meiner Erinnerung nach genau so zugetragen.
Die vergangenen zwölf Jahre füllten mich auf eine Art und Weise aus, wie ich es nie für möglich gehalten hätte. Sie prägen mich noch heute, psychisch und physisch. Ich weiß nicht, wie lange das noch anhalten wird. Vermutlich werden sie mein gesamtes weiteres Leben mitbestimmen.
Ob sich ein Mensch schützt, indem er nach kurzer Zeit oder nach neuen verletzenden Vorfällen die früheren negativen Erlebnisse und Details verdrängt? Mich irritierte, dass ich viele Begebenheiten am Arbeitsplatz bereits nach wenigen Tagen nicht mehr konkret wiedergeben konnte. Um dem Vergessen entgegenzuwirken und Zusammenhänge zu erkennen, begann ich zu schreiben. Bald wählte ich die Form eines Tagebuchs mit exakten Angaben zu Zeit, Ort, Ereignissen und Beteiligten und hielt die kleinen und großen Vorfälle des beruflichen Alltags fest. Dabei versuchte ich sachlich zu bleiben, auch wenn ich erschüttert war oder mich sehr niedergeschlagen fühlte.
Mobbing am Arbeitsplatz. Viele theoretische Abhandlungen befassen sich mit dieser Materie, zeigen Zusammenhänge und Folgen auf und geben Vorschläge, um dem Psychoterror zu entkommen. Die größte Herausforderung für mich bestand darin zu begreifen, dass dieses Thema plötzlich zu meiner Lebensrealität gehörte, es auszuhalten und dabei nicht unterzugehen, denn ein Arbeitsplatzwechsel erschien bald unmöglich.
Wo ich anfangs noch die Erfüllung in der Arbeit fand, suchte ich bald die Arbeit als solche. Ich saß am leeren Schreibtisch und hatte Zeit. Dabei stellte ich mir immer wieder die gleichen Fragen, beschäftigte mich mit Konflikten, mit menschlichem Verhalten und dessen Abgründen. Ich suchte die Schuld bei mir, fand aber keine Antwort darauf, was ich falsch gemacht hatte und was ich ändern müsste oder könnte.
Das alles begriff ich noch nicht als ein System aus Macht, Herrschaft, Angst und Unterordnung, als ein System, das nur funktionierte, weil sich alle Beteiligten an ihre Rolle hielten.
Schon immer hatte mein Ziel darin bestanden, guten Gewis-sens in den Spiegel schauen zu können. Recht und Gesetz wollte ich auf keinen Fall missachten. Mein Handeln sollte korrekt sein. Ich hatte schlicht ein hohes Verantwortungsbewusstsein, das mir alsbald auf die Füße fallen sollte.
Eingebunden in das System Stadtverwaltung erkannte ich deutlich, dass häufig konträr agiert wurde. Viele Vorgesetzte und Beschäftigte schlossen die Augen und auch ich sollte mich in diese Ordnung einfügen. Dazu aber war ich nicht bereit. Dann hätte ich nicht richtig gehandelt, anderen geschadet und die Achtung vor mir selbst verloren.
Also setzte ich die mir vorgegebene Rolle nicht so um, wie dies erwartet wurde. Der Preis dafür war sehr hoch.
Der Gestank stach in der Nase.
Zwei Frauen in langen Mänteln, mit festen hohen Stiefeln und Gummihandschuhen kamen durch die Bürotür auf den Flur und zogen gemeinsam einen vollen blauen Müllsack hinter sich her. Die größere der beiden trug einen weißen Mundschutz. Die kleinere verzog angewidert das Gesicht.
Überall lag Papier, gestapelt, lose auf dem Boden, in Aktenordnern oder seitlich daraus hervorquellend. Den Schreibtisch konnte ich nur erahnen. Durch Brandflecken verunstaltet war der ehemals blauschwarz gemusterte Bezug des Bürostuhls. Zwischen einem Stapel altem Papier konnte ich einen überquellenden Aschenbecher erkennen. Auch Schimmel war deutlich sichtbar und stellte vielleicht eine weitere Ursache für den muffigen Geruch dar.
Hinter mir erschien ein muskulöser, kahlköpfiger Mann. Er hob entschuldigend die Schultern. Sie bekämen das wieder hin. Sie würden nicht eher aufhören, als wenn dieser Raum wieder nutzbar sei. Nächste Woche könne ich einziehen. Ich hätte sein Wort.
Wir waren uns vor dem Gebäude begegnet. Herrn Distel hatte ich zwei Jahre zuvor bei einer Veranstaltung in einem Bürgerhaus flüchtig kennengelernt. Nun sollte ich seine Vorgesetzte werden und das Sachgebiet Bürgerhäuser übernehmen. Er hatte mich angesprochen, als er aus seinem Fahrzeug stieg, und mich gefragt, ob ich mein zukünftiges Büro sehen wolle.
Den Samstag hatte ich mir anders vorgestellt. Nur kurz wollte ich an meiner neuen Wirkungsstätte vorbeischauen, im Grunde nur von außen betrachten. Aber dann war ich ihm begegnet und nun stand ich also hier.
Das alles komme in die Aktenvernichtung. Er zeigte auf die den Boden bedeckenden Papiere. Ich sah ihn an: Hatte er nicht erwähnt, Urlaub zu haben? Trotzdem war er an einem Samstag hier? Warum wurden er und die beiden Damen nicht am Montag tätig?
Die Chefin, Beate Erb-Walz, habe darauf bestanden, dass sie heute das Büro in einen ordentlichen Zustand brächten und die alten Unterlagen entsorgten. Keine Informationen an Dritte. Kein Externer dürfe den Raum sehen. Die beiden Helferinnen hier bekämen jeweils zwei freie Tage extra.
Die ersten zehn Arbeitstage in meiner neuen Position waren bald vorüber. Im gereinigten und frisch gestrichenen Büro hing noch immer ein unangenehmer Geruch: Alter Rauch in Kombination mit Farbe und Chemikalien. Das Chaos hatte sich etwas gelichtet. Wie nach einem Stellenwechsel üblich, hatte mich Beate Erb-Walz an meinem ersten Arbeitstag den Kollegen der Abteilung im Haus vorgestellt, meinen beiden Mitarbeitern in der Verwaltung und während der wöchentlichen Dienstbesprechung den Hausmeistern.
Ich sah hinüber zu den Aktenordnern. Sie waren neu, gleichmäßig beschriftet mit den Namen der Bürgerhäuser. Die vielen Papiere, die nach der Reinigungsaktion im Büro verblieben waren, hatte ich in tagelanger Arbeit den Häusern zugeordnet, nach Datum sortiert, gelesen oder zumindest überflogen und abgeheftet, sodass ich nun einen ersten groben Einblick in die Materie hatte. Nicht verstehen konnte ich, warum viele Unterlagen über wichtige Entscheidungen nicht vorhanden zu sein schienen. Zeichnete sich Verwaltung nicht durch ihre Bürokratie aus und durch die Vorgabe, wirklich alles schriftlich zu fixieren?
Mit dem Personal war es kaum anders. In wilder Unordnung fanden sich Aufzeichnungen über Personalgespräche mit Hausmeistern oder Reinigungskräften, Mitteilungen über persönliche Veränderungen und immer wieder völlig veraltete Gehaltsnachweise. Warum befand sich das alles hier? Ein Teil der Unterlagen hätte bereits vor Ewigkeiten vernichtet werden müssen. Dagegen fehlten wiederum wichtige Papiere. Nicht einmal eine Aufstellung des Personals und der Bürgerhäuser war zu finden, was Beate Erb-Walz damit kommentierte, ich solle mir Zeit nehmen zu suchen. Ein Büro verliere ja nichts.
Links von mir leuchtete in der Sonne ein Zettel mit einer handschriftlichen Notiz: „Herzlich Willkommen bei den Bürgerhäusern. Bin jederzeit gerne erreichbar. Gernot Distel.“ Der Vorarbeiter der Hausmeister hatte mir darauf seine Mobilnummer hinterlassen.
Obwohl sein dreiwöchiger Urlaub noch nicht ganz beendet war, musste ich Herrn Distel anrufen, denn die Namen auf der Liste der Beschäftigten, die ich vom Personalamt erhielt, konnte ich nicht den verschiedenen Bürgerhäusern zuordnen. Bereitwillig berichtete mir der Vorarbeiter von der grundsätzlichen Struktur des Sachgebiets und beantwortete alle meine Fragen. Wir vereinbarten, nach seiner Rückkehr sämtliche Bürgerhäuser zu besuchen, damit ich diese kennenlernen konnte. Neben Personal- und Grundsatzangelegenheiten gehörte die Gebäudeverwaltung zu einem wesentlichen Teil meiner Arbeit.
Beate Erb-Walz meinte nur, der arme Hans-Jörg... Ja, dass so etwas passieren könne. Die Verwaltungsmitarbeiter schienen sehr bedrückt. Ein netter Mensch sei er gewesen. Und immer so beschäftigt. Er sei oft draußen unterwegs gewesen, von einem Bürgerhaus zum anderen gefahren und habe dann Ruhe gebraucht, um seine Berichte zu schreiben. Sie selbst seien für die Vergabe der Bürgerhäuser an die Kunden zuständig, für die Abrechnungen von Nebenkosten der Wohnungen und Gaststätten sowie für sämtliche Bestellungen von Material und ähnlichem. Alles andere habe der Hans-Jörg übernommen. Was aber war dieses „alles andere“?
Die beiden Verwaltungsmitarbeiter holten und sortierten die eingehende Post aus dem Vorzimmer und nahmen das an sich, was ihrer Meinung nach zu ihrem Aufgabenbereich gehörte. Den Rest legten sie zurück in den Posteingang. Ich war erstaunt. Das unterschied sich doch sehr von der üblichen Handlungsweise. Wie konnte ein Vorgesetzter seinen Arbeitsbereich steuern, wenn er all diese Unterlagen nicht zu sehen bekam? Er musste doch die Post zunächst durchsehen, um sich einen Überblick zu verschaffen, und sie anschließend an die Beschäftigten verteilen.
Ich erklärte meinen Verwaltungsmitarbeitern, ich wüsste ihr Engagement sehr zu schätzen, wolle ab sofort die Post aber selbst sichten und zuordnen, in den ersten Tagen gemeinsam mit ihnen, damit sie mir Hintergründe darlegen könnten. Sie willigten ein, handelten jedoch wie zuvor. Mehrmals wiederholte ich meine Aufforderung, die Post bis zur gemeinsamen Sichtung liegenzulassen. Wechselweise erwiderten sie, es sei schon immer so gewesen, dass sie sich nahmen, was für sie bestimmt sei. Die Post schien sie fast magisch anzuziehen und so musste ich die beiden schließlich sehr eindringlich auffordern, meine Vorgabe zu beachten. Jeweils erhielt ich die Antwort, Hans-Jörg hätte doch oft erst nach Tagen die Post bearbeiten können. Er sei sehr beschäftigt gewesen. Das werde mir bestimmt auch noch so gehen.
Zwischenzeitlich wandte ich mich mehrfach an Beate Erb-Walz, um mich im Detail nach meinen konkreten Aufgaben, den Schnittstellen zwischen ihr und mir und denen zwischen Herrn Distel und mir zu erkundigen. Sie antwortete: Ach, alles was so komme, müsse ich erledigen. Die Verwaltungsrichtlinien von 2004 zur Vergabe von Räumlichkeiten, die müsse ich mir mal anschauen. Die Satzung der Bürgerhäuser sei schon etwas älter. Ich bekäme das schon geregelt. Aber ich solle aufpassen bei Herrn Distel. Der sei gefährlich. Da müsse ich wirklich vorsichtig sein. Ich solle ihm niemals glauben. Den wolle sie sich schon lange mal vornehmen. Was er erzähle, seien Märchen.
Dabei lachte sie laut und gekünstelt. Auf mich wirkte sie kühl und unnahbar. Ich wunderte mich, warum ich bei Herrn Distel vorsichtig sein sollte und warum sie mir nicht sagte, was gegen ihn oder sein Verhalten vorlag, obwohl ich sie danach gefragt hatte.
Vielleicht stand das in Verbindung mit Aufzeichnungen von Hans-Jörg Pramm, mit denen er sich auf ein Personalgespräch vorbereitet hatte, das wenige Tage nach seinem Tod hätte stattfinden sollen. Demnach hatte Beate Erb-Walz meinem Vorgänger ein schlechtes Arbeitsverhalten und viele Versäumnisse vorgeworfen. Mir als Außenstehende erschienen seine Darlegungen hingegen schlüssig.
Was hatte Herr Distel mir am Telefon gesagt? Diese Abteilung sei ein Irrenhaus. Wenn er mir erzähle, was hier passiere, würde ich ihm das nicht glauben. Hier würden für Außenstehende unvorstellbare Dinge geschehen. Mit Vernunft habe das nichts zu tun. Mich halte er für einen logisch denkenden Menschen. Diese Abläufe könne ich mit Logik aber nicht begreifen.
Auf meine Bitte hatte er mir Beispiele genannt. Aber diese glaubte ich ihm tatsächlich nicht. Das konnte nicht sein. War nicht für jeden Beschäftigten der eigene Arbeitsbereich von Superlativen geprägt, der beste, schlimmste, schwierigste? Kein Vorgesetzter würde darüber hinwegsehen, dass ein Sachgebietsleiter tagelang unentschuldigt nicht zur Arbeit kam. Er würde nicht ein Alkohol- und Drogenproblem in Verbindung mit Spielsucht und die damit verbundenen Folgeerscheinungen vollständig übergehen. Unvorstellbar schien mir, eine Reinigungskraft bloßzustellen und auf Personalgespräche zu verzichten, wenn diese nachvollziehbar behauptete, von einem Hausmeister sexuell belästigt worden zu sein. Vorwürfe über Bestechungen würde er aufgreifen und Strukturen im Bereich Bürgerhäuser fördern, anstatt die wenigen Richtlinien aufzulösen und ständig Anweisungen zu erteilen, von denen er später nichts mehr wissen wollte und tatsächlich genau das Gegenteil zu verlangen.
Immer wieder redete sich Herr Distel in Rage. Wenn ich länger bei ihnen im Sachgebiet arbeite, würde ich ihm vielleicht glauben. Doch wäre das eine sehr leidvolle Erfahrung für mich.
Ich hörte ihm zu und versuchte gleichzeitig, das Negative zu verdrängen. Nach meinen Erlebnissen mit der Stadtverwaltung während der vergangenen Monate war ich so erleichtert, als mir diese Aufgabe angeboten wurde, dass ich nicht zulassen wollte, hier mit derart Negativem konfrontiert zu werden. Ich dachte zurück an meine guten und ausgefüllten Jahre als Verwaltungsleiterin im Grünflächenamt, an die interessanten Projekte und vor allem an die kollegiale Zusammenarbeit dort. Die Erinnerung an meinen Abschied schmerzte noch immer.
Diese neue Aufgabe hier ähnelte nach meinen bisherigen Einblicken hinsichtlich der Anforderungen und Inhalte der einer Verwaltungsleitung. Wenn das Chaos hier endgültig beseitigt wäre, dann konnte das Arbeiten doch nur interessant und abwechslungsreich sein. Ja, da war noch vieles zu erledigen. Das Sachgebiet schien um Jahre zurück zu sein: Eine völlig veraltete, unpraktische und fehleranfällige Software zur Raumverwaltung, Papierkalender im Amt, in denen sämtliche Termine in den Bürgerhäusern fixiert wurden und weitere Papierkalender, in die jeder Hausmeister diese Termine nochmals übertragen musste. Vieles erinnerte an Abläufe in Büros, wie sie vor Jahrzehnten gestaltet waren.
Ich war sehr verwundert, wie man in der Verwaltung so sagt, wenn etwas nicht der allgemeinen Erwartung entsprach. Die Satzung der Bürgerhäuser und die Verwaltungsrichtlinien schienen regelmäßig missachtet zu werden. Ich verstand nicht, warum sie nicht nachgebessert und den Erfordernissen angepasst wurden. Die Vergabe der Veranstaltungsräume an Nutzer in einigen Vororten dieser Stadtverwaltung wurde traditionell von den Ortsverwaltungen übernommen, da sie näher an den Bürgern seien. Seltsam, dass insbesondere die Ortsverwaltungen sich nicht an die Festlegungen hielten und ein Bürgerhaus statt der vorgesehenen maximal zehn Stunden pro Veranstaltung zum Beispiel gleich für vier Tage vergaben, damit jemand seinen 50. Geburtstag feiern konnte. Warum bekamen in einigen Vororten Ausländer grundsätzlich zu hören, zum gewünschten Termin sei das angefragte Bürgerhaus leider bereits belegt, was sie dort von einer Nutzung ausschloss?
Beate Erb-Walz hatte ich dazu gefragt. Dieser Arbeitsbereich sei speziell, meinte sie. Man müsse sehr kundenorientiert arbeiten und ein Gespür dafür entwickeln, was möglich sei und was nicht. Ich solle mich erst einmal auf das laufende Geschäft konzentrieren.
Die vielfältige und interessante Materie war genau der Unterschied zur BAföG-Bearbeitung, mit der ich mich während der vergangenen Monate beschäftigen musste. Diese immer wiederkehrenden Aufgaben. Jeder Tag verlief gleichförmig. Ich hatte das Gefühl, von einer Maschine ersetzt werden zu können. Dabei wollte ich mich doch engagieren, all das umsetzen, was ich gelernt hatte und jetzt, in meinem fast abgeschlossenen Fernstudium der Soziologie, noch zusätzlich lernte. Personal und Organisation als Schwerpunkte, menschliches Verhalten in seinen unterschiedlichen Ausprägungen. Und dann BaföG?
Ich solle einige Jahre zum Schulamt ins Sachgebiet BAföG gehen. Dort hätte ich mit niemandem von dieser Stadtverwaltung zu tun und könne endlich zur Besinnung kommen. Ich solle nur nicht glauben, hier Karriere machen zu können. Er habe mir schon damals gesagt, dass ich mit meinem Studium auf keinen grünen Zweig kommen werde.
Immer wieder erinnerte ich mich an diese Aussagen und Drohungen, die ich von meinem früheren Vorgesetzten im Personalamt zu hören bekam, als ich das Grünflächenamt unerwartet verlassen musste. Am Tag, in der Nacht, bei der Arbeit, beim Sport, in Ruhephasen. Wann würde das enden? Was hatte ich damals falsch gemacht? Aber ich war mir sicher: Wenn sich diese neue Aufgabe hier positiv gestaltete, dann wäre ich wieder frei.
Ich hätte nicht sagen können, wie oft ich während der vergangenen Monate meine Aufzeichnungen gelesen hatte. Dennoch holte ich sie auch an diesem Abend hervor.
15.02.2006:
Vermerk zum Gespräch mit Frau Schott nach der Rücksprache
Nach einer Rücksprache von nur fünf Minuten teilte mir Frau Schott heute mit, eine weitere Zusammenarbeit sei nicht sinnvoll. Sie habe bereits mit dem Dezernat und dem Personalamt eine Umsetzung abgestimmt. Ich solle so schnell wie möglich das Amt verlassen.
Sie gehe davon aus, wir könnten uns darauf verständigen, dass mir betriebswirtschaftliche Kenntnisse fehlten, das Amt jedoch einen Betriebswirt bräuchte. Die Sache solle nicht schriftlich niedergelegt werden.
Ich war sehr überrascht und erschüttert. Frau Schott hatte meine Arbeit oder mein Verhalten bisher nicht kritisiert. Gründe für die beabsichtigte Maßnahme nannte sie mir auch auf Nachfrage nicht.
16.02.2006:
Vermerk zum Gespräch im Personalamt
Herr Reiter und Herr Schwarz informierten mich über eine Stelle als Sachgebietsleiterin beim Schulamt. Ich solle BAföG-Anträge bearbeiten. Noch sei die Stelle nach der Besoldungsgruppe A 10 bewertet, aber das werde geändert. Eine Anhebung zur A 11 sei nur eine Formsache. Dann entspräche die Bewertung meiner Besoldungsgruppe und damit unterliege meine Umsetzung noch nicht einmal der Zustimmungspflicht durch den Personalrat.
Die Arbeitssituation in der Organisationseinheit BAföG sei problematisch. Wegen der hohen Personalfluktuation dort müssten vier der fünf Stellen nachbesetzt werden. Der Amtsleiter sei zudem sehr schwierig.
Ich fragte, warum ich nicht weiterhin als Verwaltungsleiterin im Grünflächenamt arbeiten dürfe.
Herr Reiter antwortete, ich hätte keinen Respekt vor Vorgesetzten und Herr Schwarz ergänzte, ich solle mir nicht anmaßen, mit meinen 30 Jahren der Meinung zu sein, etwas von Personalführung zu verstehen. Ich sei unfähig, mit Personal umzugehen.
Herr Reiter unterstrich, diese Umsetzung sei die letzte Bewährungsprobe für mich. Danach bekäme ich heftigere Konsequenzen zu spüren, dann ginge es „richtig nach unten“.
Nochmals warfen mir beide vor, für den Personal- oder Organisationsbereich sei ich völlig ungeeignet. Über mich sei ausschließlich Negatives zu hören. Beim Schulamt sei ich aber gewollt. Dafür solle ich dankbar sein.
Ich erwiderte, die Zusammenarbeit mit den anderen Abteilungsleitungen im Grünflächenamt, mit den Kollegen und Mitarbeitern sei sehr gut und die Rückmeldungen dementsprechend. Etwas anderes sei mir nicht bekannt. Auch bei Besprechungen mit Verwaltungsleitungen anderer Ämter sei die Kooperation aus meiner Sicht einwandfrei.
Herr Schwarz sah mich an und lachte auf. Meine Wahrnehmung sei gestört. Dank seiner Ausbildung und jahrzehntelanger Erfahrung im Umgang mit Menschen könne er das beurteilen. Sie würden mir helfen, mich wieder einzufügen und auf den Boden zurückzukommen.
Ich erinnerte Heinz Reiter daran, dass er mir, als ich im Herbst 2001 eine Studienförderung bei der Stadtverwaltung beantragen wollte und zuvor mit ihm das Gespräch gesucht hatte, Folgendes gesagt hatte: „Glaube nur nicht, dass du mit deinem Studium etwas erreichst oder Karriere machst. So lange ich bei dieser Stadt bin, wirst du auf keinen grünen Zweig kommen. Dafür werde ich sorgen.“
Beide lachten und wurden sogleich wieder ernst. Heinz Reiter bestätigte, dies damals gesagt zu haben. Dazu stehe er noch heute. Er sei bereits damals gegen das Studium gewesen. Ich hätte kein Recht auf eine höhere Stelle und keine Chance darauf. In meinem Alter schon gar nicht. Und nun, kurz vor dem Abschluss, sehe ich doch, wohin dies führe.
Herr Schwarz ergänzte, die Stelle beim Schulamt sei ohne Kontakte zu anderen Bereichen der Stadtverwaltung, sodass ich in den Hintergrund treten müsse. Ich solle mich dort bewähren und Altlasten aufarbeiten. In einigen Jahren könne ich mich vielleicht einmal um eine andere Stelle bemühen.
Nach diesem für mich frustrierenden Gespräch hatte ich mich hilfesuchend an Herrn Hennemann gewandt, den neuen Leiter des Personalamts. Dabei begleitete mich Herr Bach, Vorsitzender des Personalrats im Grünflächenamt. Mit ihm hatte ich am Tag nach der Mitteilung von Frau Schott, ich solle das Grünflächenamt verlassen, die Entwicklungen umfassend besprochen. Überrascht war ich, im Büro des Personalamtsleiters auch Herrn Schwarz und Herrn Reiter zu treffen.
23.02.2006:
Gespräch mit Herrn Hennemann, Leiter des Personalamts
Termin: 10 – 10:45 Uhr
Teilnehmer/innen:
Frau Schott, Leiterin Grünflächenamt
Herr Hennemann, Leiter Personalamt
Herr Schwarz, Personalamt
Herr Reiter, Personalamt
Herr Bach, Personalrat
Frau Morgen
Abgesehen vom Leiter des Personalamts saßen die übrigen Gesprächsteilnehmer/innen bereits in dessen Büro um einen großen Besprechungstisch. Die Stimme von Herrn Hennemann war durch die geöffnete Tür zu hören. Er scherzte mit seiner Vorzimmerkraft, bevor er sein Büro betrat. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich. Kurz begrüßte er die Anwesenden und stellte sich vor. Mich kenne er noch nicht persönlich, doch habe er von mir gehört. Dabei sah er Herrn Schwarz und Herrn Reiter an.
Zu seinem Bedauern gäbe es also große Probleme mit mir, meinte Herr Hennemann einleitend. Frau Schott habe sich mit der dringenden Bitte um eine Umsetzung über das Dezernat an ihn gewandt und um Hilfe gebeten. Herr Schwarz und Herr Reiter, beide sehr kompetent im Umgang mit Personal, habe er beauftragt, mir eine adäquate Stelle anzubieten. Er verstehe nicht, warum ich nun auch noch bei ihm um ein Gespräch gebeten hätte. Aber natürlich sei er gerne dazu bereit.
Ich unterstrich, mir habe die bisherige Aufgabe als Verwaltungsleiterin im Grünflächenamt sehr gut gefallen und ich wolle dort weiterhin arbeiten. Die aktuellen Projekte interessierten mich sehr und ich wolle sie voranbringen. BAföG hingegen, beziehungsweise die Art der Arbeit interessiere mich nicht. Mir sei wichtig zu erfahren, was mir vorgeworfen werde. Ein Fehler sei mir nicht bewusst.
Herr Hennemann lachte. Frau Schott, meine bisherige Amtsleiterin, sei eine hervorragende Führungskraft. Wenn sie sich mit einer solchen Bitte an ihn wende, dann sei das berechtigt. Ab 01.03.2006 sei mein Arbeitsplatz also im Schulamt.
Herr Schwarz und Herr Reiter nickten, schwiegen, sahen sich an und verzogen dabei leicht das Gesicht, zeigten ein Lächeln. Nochmals fragte ich nach den Gründen. Niemand antwortete. Ich sah Herrn Bach an, aber auch der Personalrat schwieg. Herr Schwarz sagte in ruhigem Ton, er wolle mir nur helfen. Ich solle zum BAföG und dort über mich nachdenken. Wenn ich dann zur Besinnung gekommen sei, könne ich mich irgendwann wieder bewerben, in einigen Jahren vielleicht.
Von einem Kollegen hätte ich erfahren, dass beim Umweltamt eine Stelle zu besetzen sei, die die Einführung der neuen Finanz-EDV bei der Stadtverwaltung zum Inhalt habe. Entsprechend meiner eigenen Besoldung sei diese Stelle nach A 11 bewertet (Besoldungsgruppen bei Beamten: Fachhochschulabschluss: A 9 bis A 13 gehobener Dienst; Fachhochschulabschluss oder Aufstieg aus gehobenem Dienst: A 13 bis A 16 höherer Dienst). Inhaltlich sei ich daran interessiert, da diese EDV sehr wichtig sei für die gesamte Stadtverwaltung und ich mich damit bereits im Grünflächenamt befassen konnte. Daran würde ich gerne weiterarbeiten.
Herr Hennemann entgegnete, eine Umsetzung auf diese Stelle sei nicht möglich. Die Stelle dort werde für alle potentiellen Bewerber ausgeschrieben. Mein Arbeitsplatz ab 01.03.2006 sei im Schulamt. Nochmals versuchte ich einen Vorstoß und argumentierte, eine einfache Umsetzung auf diese Stelle sei doch beamtenrechtlich unproblematisch. Der Amtsleiter sah mich eindringlich an. Wenn ich mich auf diese Stelle bewerben würde, werde gegen mich ein Disziplinarverfahren eröffnet.
Ein weiteres Mal fragte ich, was mir vorgeworfen werde. Herr Hennemann, Herr Schwarz und Herr Reiter wechselten Blicke. Herr Schwarz sagte mit ruhiger Stimme, genau das sei der Punkt. Ich solle zum BAföG, um zur Besinnung zu kommen.
Herr Hennemann sah mich an. Er wolle mir alle Möglichkeiten geben, um über mich nachzudenken. Ein Vermerk über dieses Gespräch oder die Sache werde nicht gefertigt. Die Umsetzung erfolge über eine Hospitation, aus der dann eine dauerhafte Tätigkeit werde. Das sei am einfachsten. Er hoffe, mit dieser Lösung seien alle zufrieden. Frau Schott wünschte er weiterhin viel Erfolg bei ihrer Arbeit und erhob sich.
Gemeinsam mit Herrn Bach verließ ich das Büro. Vor dem Eingang des Personalamts wandte ich mich an ihn: Die Meinung von Herrn Hennemann sei doch vorgefasst gewesen, beeinflusst oder gesteuert von Herrn Schwarz und Herrn Reiter. Die beiden hätten Herrn Hennemann instruiert. Herr Hennemann habe mich zuvor nicht gekannt und hätte die Angelegenheit doch objektiv hinterfragen müssen.
Herr Bach meinte, dies erscheine ihm auch so. Doch könne ich nicht dagegen vorgehen. Eine Umsetzung auf eine gleichwertige Stelle sei nicht mitwirkungspflichtig durch den Personalrat und dürfe ohne Angabe von Gründen erfolgen. Das sei beamtenrechtlich unproblematisch. Bestimmt sei die Stelle beim Schulamt interessant. Ich solle das nicht so negativ sehen.
Ich hatte den starken Eindruck, der Personalratsvorsitzende stünde nicht hinter mir. Tatsächlich erfuhr ich kurz darauf, dass ihm Frau Schott meine Nachfolge angeboten hatte und er die Funktion übernahm. Wenig später hörte ich sogar, diese Absprache sei schon erfolgt, bevor mich Frau Schott des Amtes verwiesen hatte. Ich war erschüttert. Formal war meine Umsetzung korrekt, doch hatte ich dem Personalratsvorsitzenden vertraut.
Also wandte ich mich an die Frauenbeauftragte. Aber auch sie verwies lediglich darauf, eine Umsetzung von Beamten auf eine Stelle mit gleichem Stellenwert sei nicht zu beanstanden.
Formal war sie also korrekt, doch traf mich diese Umsetzung sehr unerwartet und hart. Meine Arbeit war mir wichtiger als vieles Private. Ich identifizierte mich mit ihr und lebte auch für sie. Nun durfte ich nicht einmal die begonnenen Aufgaben zum Abschluss bringen und musste verschwinden, als hätte ich mich eines Vergehens schuldig gemacht. Ich fühlte mich herausgerissen aus meinem Umfeld und getrennt von Kollegen, die mir so wichtig waren. Mir war bewusst, dass diese Maßnahme keinesfalls alltäglich war. Menschen, die meine Arbeit nicht würdigten, handelten für mich nicht nachvollziehbar und nannten mir auch auf Nachfrage keine Gründe für ihr Vorgehen. Dadurch übten sie Macht über mich aus. In der Nacht nach der Mitteilung durch Frau Schott fand ich keinen Schlaf und dachte permanent darüber nach, was ich falsch gemacht haben könnte und welche Motivation die anderen hatten. Ich sprach darüber mit Kollegen, mit meinen Eltern, mit Freunden, fand aber keine Lösung. Der Personalratsvorsitzende hatte nicht hinter mir gestanden und die Frauenbeauftragte verwies lediglich darauf, das Vorgehen sei formal korrekt. Allein konnte ich mich aber nicht wehren. Ich fühlte mich tief getroffen, auch wenn viele versuchten, mich aufzumuntern. Mir war bewusst, dass ich die Sache nur verarbeiten konnte, wenn ich eine Erklärung fand.
23.08.2006:
Vermerk zur Umsetzung zu den Bürgerhäusern
Anruf von Heinz Reiter am 19.08.2006: Er fragte mich, ob ich zum Gebäudewirtschaftsamt wechseln wolle. Dort sei dringend eine Stelle nachzubesetzen. Die Betreuung der Bürgerhäuser der gesamten Stadt, zwei Verwaltungsmitarbeiter, 14 Hausmeister, 15 Reinigungskräfte. Ich sei absolut geeignet für diese Stelle und könne sofort im September beginnen.
Überrascht fragte ich ihn, wieso die Stelle nicht zumindest innerhalb der Stadtverwaltung ausgeschrieben werde.
Heinz Reiter berichtete, der bisherige Stelleninhaber, Hans-Jörg Pramm, sei plötzlich verstorben. Die Stelle müsse sofort nachbesetzt werden. Ich solle mich gleich an die Abteilungsleiterin wenden, Beate Erb-Walz, und die Modalitäten mit ihr besprechen.
Ich kannte Herrn Pramm nicht persönlich, nur dem Namen nach, und äußerte mein Bedauern. Gleichzeitig freute ich mich aber auch über die neue Perspektive für mich. So häufig hatte ich das Personalamt um eine andere Einsatzmöglichkeit gebeten, da mich die sehr gleichförmige Arbeit im Bereich BAföG langweilte. Immer hatten Herr Schwarz und Heinz Reiter argumentiert, ich sei arrogant und meine, „etwas Besseres zu sein“. Eine andere Beschäftigung für mich gebe es nicht.
Heute hatte ich ein Gespräch mit Beate Erb-Walz: 20 Bürgerhäuser, Sanierungen, Renovierungen, Grundsatzaufgaben, Personaleinsatz und natürlich die Sachgebietsleitung. Sie kenne mich aus meiner Zeit im Personalamt. Wir hätten immer gut kooperiert und sie könne sich eine direkte Zusammenarbeit gut vorstellen. Zum 01.09.2006 könne ich begin-nen. Sie kläre die Formalien mit dem Personalamt.
Ich bedankte mich bei Beate Erb-Walz für das Vertrauen und die neue Aufgabe.
Einige Zeit arbeitete ich nun schon als Leiterin des Sachgebiets Bürgerhäuser. Einer meiner beiden Verwaltungsmitarbeiter war in Rente gegangen. Ein freundlicher Mann, der immer wieder betont hatte, er wolle keine Verabschiedung und nach seinem Ausscheiden nicht mehr mit dieser Stadtverwaltung in Kontakt treten, insbesondere wolle er keine Anrufe von diesem Amt und das Gebäude nie wieder betreten müssen. Auf den Grund angesprochen, sagte er, die vielen Jahre reichten ihm. Das alles solle nun Geschichte sein und er wolle vergessen.
Seinen Nachfolger, Jörg Blatt, arbeitete er noch ein. Ich lernte den Fünfzigjährigen als offenen, stets zuvorkommenden Mitarbeiter kennen. Sein vorheriger Arbeitsplatz sei eingespart worden und über eine kurze Zwischenstation sei er nun hier zu den Bürgerhäusern gekommen. Er sei zufrieden gewesen und habe nicht mehr die Stelle wechseln wollen vor der Rente. Noch einmal etwas Neues zu lernen sei eben auch anstrengend in seinem Alter.
Sein Interesse an der Arbeit oder den Bürgerhäusern schien sehr begrenzt. Niemals fragte er, ob er die Gebäude, für deren Terminvergabe er verantwortlich war, von innen sehen könne. Bei Terminvergaben beachtete er zumeist nicht die Vorgaben der Satzung oder der Vergaberichtlinien und auch nicht die in der Praxis benötigte Zeit für Umbauten und Reinigung.
Getrennt voneinander und gemeinsam versuchten Herr Distel und ich, Herrn Blatt für dieses Geschäft zu sensibilisieren, doch veränderte er seine sehr schnell eingeführte Routine kaum. Also wandten wir uns an die Abteilungsleiterin.
Beate Erb-Walz lobte Herrn Blatt seitdem als hervorragenden Mitarbeiter. Herrn Distel hingegen überging sie gelegentlich während der Rücksprachen, unterbrach ihn und wies ihn in vermeintliche Schranken. Das wunderte mich, denn er trat ihr immer respektvoll gegenüber, war inhaltlich sehr gut vorbereitet und lösungsorientiert.
Bereits nachdem wir wenige Wochen gemeinsam arbeiteten, hatte Frau Erb-Walz den Vorarbeiter während einer Rücksprache unterbrochen, ihn sogar angeschrien, er solle sie nicht ständig unterbrechen. Ich war irritiert, hatte Herr Distel sie doch ausreden lassen und sich selbst dabei sehr zurückgenommen.
Hatte ich damals eingeworfen, er habe sie doch gar nicht unterbrochen? War das der Beginn? In der Folgezeit griff Beate Erb-Walz mich erstmals an. Ich würde nicht zuhören und folge ihren Anweisungen nicht. Dabei war ich mir doch so sicher, ihre Aufträge exakt umgesetzt zu haben. Fragte ich Herrn Distel nach seinen Eindrücken, bestätigte er meine Meinung. Er habe mir doch schon zu Beginn gesagt, dies sei ein Irrenhaus. Ich sei noch weit davon entfernt zu verstehen, was hier tatsächlich geschehe.
Im Dezember 2006, nach nur drei Monaten im neuen Sachgebiet, bemerkte ich verwundert, dass mich Beate Erb-Walz mehrfach nicht grüßte, wenn wir uns am Morgen auf dem Flur oder im Vorzimmer begegneten. Mitunter schien sie mich einfach zu übersehen. Hatten wir bisher die Rücksprachen zu dritt geführt, schloss sie nun häufig Herrn Distel davon aus. War ich allein bei ihr im Büro, so berichtete sie jeweils Negatives über Herrn Distel. Das widersprach den Eindrücken, die ich in der Zwischenzeit von dem Vorarbeiter gewonnen hatte.
Bald bestand Frau Erb-Walz darauf, dass ich mir immer über das Vorzimmer einen Termin bei ihr geben ließ, selbst wenn ich nur eine schnelle Klärung mit ihr in einer Sache wollte. Besuche in den Bürgerhäusern musste ich nun mitunter von ihr genehmigen lassen, an anderen Tagen meinte sie irritiert, ich könne doch einfach dorthin fahren und müsse sie nicht über meine Absicht informieren.
Das Verhalten meiner Vorgesetzten erschien mir sehr widersprüchlich. Frappierende Parallelen zu meinen Erfahrungen entdeckte ich in den Aufzeichnungen meines Vorgängers, des verstorbenen Hans-Jörg Pramm, die er für das bereits terminierte Personalgespräch bereitgelegt hatte. Diese Papiere hatte ich beim Aufräumen nach der Übernahme des Büros entdeckt. Wegen der Zusammenhänge zu anscheinend noch aktuellen Vorgängen und den Problemen, die im Sachgebiet und mit der Abteilungsleiterin zu bestehen schien hatte ich mit Herrn Distel und Herbert Breuer, dem für den Bereich Bürgerhäuser verantwortlichen Personalrat, darüber sprechen wollen.
Herbert Breuer war nicht nur Personalrat, sondern auch mit meinem Vorgänger eng befreundet gewesen. Ich berichtete ihm von meinen Eindrücken, dem Verhalten der Vorgesetzten und fragte nach meinem Vorgänger. Dabei erfuhr ich, dass dieser Alkoholiker gewesen sei, spielsüchtig und stark depressiv. Dennoch habe er sich sehr gut verkaufen können und sei von den Mitarbeitern geschützt worden. Frau Erb-Walz habe ihn gewähren lassen, habe sein offensichtliches gesundheitliches Problem nicht aufgegriffen. Die Vorwürfe zum Schluss gegen Herrn Pramm seien aber keinesfalls nachvollziehbar. Diese hätten meinem Vorgänger stark zugesetzt und womöglich seine Probleme verstärkt. Frau Erb-Walz sei ein sehr schwieriger Mensch.
Am stärksten verwunderte mich, warum die Abteilungsleiterin direkt in meinen Arbeitsbereich eingriff, Hausmeistern oder Reinigungskräften Anweisungen erteilte oder sogar Personalgespräche mit ihnen führte, obwohl sie die Hintergründe häufig nicht kannte, die Inhalte und Ziele zuvor nicht mit dem Vorarbeiter und mir abstimmte und uns im Anschluss noch nicht einmal oder zumindest nicht ausreichend informierte.
Mir war ein guter, vertrauensvoller Umgang mit den Mitarbeitern wichtig. Als unverzichtbar empfand ich es auch, arbeitsrechtlich korrekt zu handeln, grobe Verstöße zu vermerken, an die Vorgesetzte zu geben und an das Personalamt weiterzuleiten.
Herr Distel zog häufig eine interne Klärung vor und argumentierte, bei einem Weiterleiten von Vermerken an Beate Erb-Walz kämen wir zu keinem Ergebnis. Zunächst glaubte ich ihm nicht. Tatsächlich aber entsprach dies oft der Realität. Natürlich sprachen wir bei leichten Verstößen sofort mit den Mitarbeitern, zeigten das korrekte Verhalten auf und beließen es zunächst dabei. Wiederholte oder schwerere Vergehen mussten wir ahnden, doch ignorierte Beate Erb-Walz immer wieder die Vermerke oder Darlegungen, meinte, das sei doch „keine Sache“. Hausmeister und Reinigungskräfte seien anders zu behandeln als Verwaltungskräfte. Ich müsse ein Gefühl dafür entwickeln und könne mir ein Beispiel an ihrem Handeln nehmen.
Unter positiver Personalführung verstand ich ein auf angemessenen Regeln und Gesetzen beruhendes, transparentes Vorgehen. Das wechselhafte Handeln meiner Vorgesetzten konnte ich damit nicht vereinbaren.
So aber wurde das Arbeiten für Herrn Distel und mich sehr schwierig. Einige Mitarbeiter waren verunsichert, mitunter enttäuscht, verärgert, weil sie selbst sich korrekt verhielten und dadurch mehr arbeiten mussten als Kollegen. Andere versuchten, die fehlenden Strukturen und ausbleibenden Konsequenzen für sich zu nutzen. Begünstigt wurde dies natürlich auch durch die dezentralen Arbeitsplätze in den Bürgerhäusern, in denen Hausmeister oft allein tätig waren oder gemeinsam mit einer Reinigungskraft. Herr Distel war als Verantwortlicher für alle Bürgerhäuser dieser Stadt häufig vor Ort, doch gab es keinen Chef, der ständig zur Tür hereinschauen konnte wie in einem Bürogebäude.
Ich dachte über meine bisherigen Eindrücke von Beate Erb-Walz nach: Etwa 50 Jahre alt war sie, schlank, offensichtlich sehr auf ihr äußeres Erscheinungsbild bedacht. Sie hatte rotbraun gefärbte, etwas länger als bis zur Schulter reichende gewellte Haare, trug überwiegend eng anliegende Hosen, meistens Jeans, und weiße, verspielte Blusen. Hielt sich ein Mann in ihrer Umgebung auf, war ihre Stimme deutlich höher als in Anwesenheit von Frauen. Dann neigte sie den Kopf zur Seite und öffnete gewagt viele Knöpfe der weißen Bluse, doch war nach den Kommentaren einiger Hausmeister die immer gebräunte Haut ihres Dekolletés nicht mehr so jung, als dass es sich empfohlen hätte, sie zu zeigen. Außenstehenden gegenüber trat Beate Erb-Walz freundlich auf, bei Hausmeistern und Reinigungskräften versuchte sie sich im örtlichen Dialekt, vielleicht, um eine besondere Mitarbeiterfreundlichkeit zu signalisieren.
Täglich tauschten Gernot Distel und ich uns über aktuelle Ereignisse aus und immer wieder prophezeite er, es werde noch schlimmer kommen. Das sei erst die Spitze des Eisbergs. Ich hätte das alles noch nicht verstanden. Im Grunde empfand ich diese Unterstellungen von Herrn Distel als beleidigend. Es war doch nicht so, dass ich keine Menschenkenntnis hatte und Zusammenhänge nicht sehen konnte. Ins Zweifeln kam ich dennoch, denn zunehmend musste ich mein Handeln gegenüber Beate Erb-Walz rechtfertigen.
Mit Herbert Breuer stand ich regelmäßig in dienstlichem Kontakt. Ich empfand ihn als kompetenten und engagierten Personalrat. Daher berichtete ich ihm von den widersprüchlichen und meiner Meinung nach oft nicht rechtmäßigen Anweisungen meiner Vorgesetzten und beriet mich mit ihm. Anfangs überlegte ich, wie ich ihr gegenüber auftreten und argumentieren sollte und erprobte verschiedene Verhaltensweisen. Gleichzeitig stellte sich die Frage, ob ein Eingreifen von außen möglich wäre. Wir versuchten, den Amtsleiter zu sprechen, wurden jedoch abgewiesen. An das Personalamt wollte ich mich nach den Ereignissen im Jahr 2006 nicht wenden, da ich befürchtete, dass mir auch die Verantwortung für die aktuellen Missstände zugeschrieben würde.
Die Vorfälle bei der Arbeit, ausgelöst durch Beate Erb-Walz, nahmen stetig zu. Dabei stellte ich fest, dass ich vergangene Ereignisse vergaß oder verdrängte, wenn weitere Konflikte auftraten. Dies verursachte bei mir ein merkwürdig negatives Gefühl und zum Teil auch Hilflosigkeit. Um Sachverhalte umfassend darstellen und damit argumentieren zu können und natürlich auch, um mich selbst zu schützen, begann ich, die Ereignisse zu notieren, zunächst sporadisch, dann systematisch. Bald schon entstand ein Tagebuch mit sehr vielen Einträgen. Ich werde nur einige davon wiedergeben, mich auf einen kleinen Ausschnitt begrenzen und somit weniger wesentliche oder sehr komplexe Ereignisse auslassen, um nicht zu überfordern.
Donnerstag, 08.11.2007:
Trotz der Hinweise von Herrn Distel und mir auf aktuell sehr begrenzte zeitliche Ressourcen im Sachgebiet Bürgerhäuser untersagte Beate Erb-Walz, die Auszubildende der Abteilung weiterhin einzubinden. Obwohl diese sich bei der Projektarbeit Hausbuch Bürgerhäuser (strukturierte Sammlung von umfassenden Informationen zu jedem Bürgerhaus) sehr engagierte und sie als wichtigen Teil ihrer praktischen Ausbildung betrachtete, durfte sie diese Tätigkeit nur an einem halben Tag pro Woche fortführen.
Stattdessen saß sie nun ohne Aufgabe im Vorzimmer bei Kerstin Bauer, der Vorzimmerkraft, und beachtete das Verbot, die Räume des Sachgebiets Bürgerhäuser zu betreten.
Kerstin Bauer wirkte ernst wie immer und schwieg. Herr Distel berichtete mir, sie habe viel fröhlicher gewirkt, als sie ihre Stelle antrat und Beate Erb-Walz noch nicht in der Abteilung arbeitete.
Freitag, 23.11.2007:
Zum gemeinsamen Termin wegen des barrierefreien Zugangs zum Bürgerhaus Brixbach nahm mich Frau Erb-Walz nicht in ihrem Wagen mit, was bisher üblich gewesen war. Auf meine Nachfrage richtete sie mir über Frau Bauer aus, dies ginge nicht, auch nicht beim Rückweg. Daher musste ich 45 Minuten früher mit dem Bus fahren und plante, während der Fahrt nochmals zur Vorbereitung die Unterlagen einzusehen.
Unmittelbar vor meinem Aufbruch ließ sich die Vorzimmerkraft von mir den gesamten Vorgang geben. Frau Erb-Walz benötige die Unterlagen für den Termin. Ich bat Frau Bauer, Frau Erb-Walz mitzuteilen, ich wolle mich während der Fahrt vorbereiten, da ich früher starten müsse, um die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen und mir die Zeit dafür somit im Büro fehle. Frau Bauer kehrte zu mir zurück und meinte entschuldigend, Frau Erb-Walz bestehe auf der sofortigen Übergabe der Unterlagen.
Während des Ortstermins zog mich Frau Erb-Walz zur Seite und verbot mir in schneidendem Ton, mich an Gesprächen zu beteiligen. Sie verwies auf die einzuhaltende Hierarchie. Am 05.06.2007 war der Bau einer Rampe vereinbart worden, um behinderten Menschen einen selbständigen Zugang zum Gebäude zu ermöglichen. Entsprechend erfolgte die Veranschlagung der finanziellen Mittel. Nun sprach sich Frau Erb-Walz für einen Aufzug als einzige Möglichkeit aus, was den Zielen der baulichen Veränderung und der bisherigen Vereinbarung widersprach.
Nach dem Ortstermin bestellte sie mich in ihr Büro. Ich solle an Terminen mit ihr ausschließlich deshalb teilnehmen, weil sie keine Zeit habe, die Inhalte von Gesprächen zu wiederholen und damit ich von ihr lernen könne. Ich hätte zu schweigen, wenn Dritte anwesend seien.
Frau Erb-Walz kritisierte, ein von mir erstellter Vermerk zum Verhalten des Hausmeisters Steffens und der Reinigungskraft Musacz wegen Raucherpausen, die sie entgegen den schriftlichen Anweisungen an alle Beschäftigten des Sachgebiets nicht auf den Stundennachweisen registriert hatten, sei Zeitverschwendung. Das Fertigen von Vermerken hätte ich grundsätzlich zu unterlassen. Daran sei wieder einmal zu sehen, dass ich keine Fähigkeiten zur Personalführung hätte.
Dies verletzte mich, denn ihre Aussagen erinnerten mich an die ungerechtfertigten Vorwürfe im Personalamt, nachdem ich das Grünflächenamt verlassen musste. Gleichzeitig wusste ich, korrekt gehandelt zu haben. Hätte ich keine Vermerke geschrieben, wäre dies falsch gewesen. Recht und Unrecht schienen verschoben bei den Vorgesetzten, was mich überforderte und womit ich nicht umzugehen wusste.
Am 28.11.2007 berichtete Herr Distel, Frau Erb-Walz habe ihm gegenüber am Vortag den Vermerk als sehr wichtig bezeichnet und nochmals die Details von ihm wissen wollen.
Am 04.12.2007 forderte Frau Erb-Walz von mir weitere Informationen über das Verhalten von Herrn Steffens, um mit ihm gegebenenfalls selbst ein Gespräch führen zu können. Sie kritisierte, dass ich keine weiteren Vermerke zu dieser Thematik geschrieben hatte und forderte mich auf, dies nachzuholen.
Ich sprach mit Herrn Distel über diese Angelegenheit. Wir waren uns einig darin, dass Frau Erb-Walz ständig Anweisungen gab und sich anschließend über die Ausführung beschwerte. Viele Anweisungen widersprachen völlig den rechtlichen Erfordernissen oder den tatsächlichen Gegebenheiten. Wir fanden keine Lösung, wie wir damit umgehen sollten. Herr Distel bezeichnete unsere Abteilung und die Stadtverwaltung wiederholt als Irrenhaus.
Dienstag, 04.12.2007:
Frau Erb-Walz forderte mich während der Rücksprache dazu auf, wesentlich mehr Aufgaben an meine beiden Mitarbeiter/innen in der Verwaltung, Herrn Blatt und Frau Vierer, zu delegieren. Kurz zuvor hatte sie das Delegieren an die Mitarbeiter/innen verboten. Ausnahmen sollten nur nach Erteilen ihres Einverständnisses möglich sein.
Freitag, 07.12.2007:
Frau Erb-Walz gab mir fünf sehr umfassende Aufträge mit den schriftlichen Hinweisen „umgehend bearbeiten“ oder „eilt“. Selbst wenn ich mich ausschließlich auf diese Arbeiten konzentriert hätte, wäre es mir nicht möglich gewesen, diese Arbeiten auch nur bis zum Feierabend des nachfolgenden Arbeitstags zu erledigen.
Der bisherige Pächter der Gaststätte Berglandhalle hatte einen Mietvertrag über eine zugehörige Mietwohnung. Der Vertrag war an den der Gaststätte gekoppelt. Frau Erb-Walz wollte dem bisherigen Pächter einen weiteren regulären Mietvertrag über die Wohnung anbieten, gleichzeitig aber die Gaststätte neu vermieten.
Herr Distel und ich argumentierten bereits vor dem Abschluss des Mietvertrags mit dem bisherigen Pächter der Gaststätte gegen diesen Vertrag, um einen nachfolgenden Pächter nicht in seinen Möglichkeiten zur Nutzung des Gebäudes einzuschränken. Frau Erb-Walz ordnete an, ich solle mich aus den Angelegenheiten, die die Wohnung beträfen, heraushalten.
Der bisherige Pächter der Gaststätte hatte seit mehreren Jahren die Pacht nicht gezahlt. Bereits über 50.000 € Rückstände waren aufgelaufen. Im Auftrag von Frau Erb-Walz telefonierte ich wegen eines Mahnbescheids beziehungsweise einer Niederschlagung mit dem Rechtsamt und der Kämmerei. Dabei wurde ich jeweils auf die Erforderlichkeit einer Räumungsklage bei der Gaststätte und der Wohnung hingewiesen.
Frau Erb-Walz reagierte ungehalten, als ich sie auf die Aussagen der Kolleg/innen verwies, und betonte ein weiteres Mal, ich hätte mich nicht um die Wohnung zu kümmern.
Um 15 Uhr übergab mir Frau Erb-Walz in sehr freundlichem Tonfall eine „Vereinbarung“ zu meinen angeblichen Leistungsmängeln. Sie wünsche hierzu keine weitere Diskussion oder Gespräche. Innerhalb von einer Woche hätte ich das Papier zu unterschreiben:
Vereinbarung zwischen Beate Erb-Walz, Abteilungsleiterin, und Katrin Morgen, Sachgebietsleiterin
Ziel dieser Vereinbarung ist es, Frau K. Morgen Gelegenheit zu geben, aufgezeigte Mängel in Arbeitssorgfalt, Aufmerksamkeit und Vollständigkeit, Defizite in selbstständiger Entscheidungsvorbereitung und Erarbeitung von Verfahrenssicherheit, Kenntnisdefizite zum Haushaltsmanagement (inklusive Software) sowie spannungs- und konflikterzeugendes Verhalten in Kooperation und Kommunikation nachweislich und dauerhaft zu reduzieren. [...]
Soweit nur die Einleitung. Ich wurde zunehmend wütend. Ständig schikanierte mich Beate Erb-Walz und nun dieser neue Höhepunkt! Niemals würde ich diese Vereinbarung unterschreiben und mich damit selbst als unfähig erklären lassen. Eine der vielen Auflagen sollte darin bestehen, dass ich ab sofort zu jedem Telefonat, jedem Gespräch, zu wirklich allem einen Vermerk schreiben müsse. Natürlich schrieb ich trotz ihres mehrfach erteilten Verbots Vermerke, da dies rechtlich und inhaltlich erforderlich war, aber doch nicht in diesem Umfang. Nichts konnte ich dieser Vorgesetzten recht machen, das wusste ich bereits. Nicht einmal sprechen konnte ich mit ihr, die mich ständig in der Arbeit behinderte. Wieder einmal fragte ich mich, was sie damit bezweckte, worin ihr Ziel bestand. Ich brauchte Abstand, schloss die Zwischentür zu den Verwaltungsmitarbeitern, dachte nach, beriet mich anschließend mit Herrn Distel, wobei ich wusste, dass er mir keine Lösung bieten konnte. Ich rief Herrn Breuer an, nachdem ich mich beruhigt hatte, sprach am Abend mit meinen Eltern und Freundinnen und hatte wieder nur dieses eine Thema. Auf etwas anderes konnte ich mich aktuell nicht einlassen, denn für mich hatte aktuell nichts eine höhere Bedeutung als das, was sich so akut gegen mich richtete, mich unter Stress setzte und bedrohte. Mit den Gesprächen wurde ich ruhiger, doch fühlte ich mich nur darin bestätigt, dass ich nicht unterschreiben durfte. Das würde die nächste Schikane nach sich ziehen. Dies war nur eine Frage der Zeit.
Mittwoch, 12.12.2007: