Erster Teil

Inhaltsverzeichnis

Eine Exposition als Einleitung

Napoleon hatte die Abdikationsurkunde unterzeichnet und die Bourbons waren auf den Thron Frankreichs zurückgerufen. Nun löste sich das Joch der Fremdherrschaft von den deutschen Landen, die Festungen wurden entsetzt und die französischen Truppen zogen sich schleunig aus den fremden Gauen, wo sie jahrelang despotisch aufgetreten waren, in ihr Vaterland zurück. — Auch M..., eine preußische Festung, sollte endlich, endlich frei werden von dem unerträglich gewordenen Drucke der fremdländischen Regierung! Die Bewohner der Stadt atmeten froh auf bei der ersten Kunde dieser endlichen Erlösung., aber mutlos gemacht durch langes und bitteres Leiden zweifelten sie noch immer an ihrem Glücke, bis die Feinde sich wirklich rüsteten — bis es durch die Straßen und Plätze, bis es durch Gassen und ans allen Winkeln schallte: »Die Franzosen ziehen ab! Es wird Frieden! Frieden! Unser König kommt wieder — wir werden wieder preußisch!« —

O, sie hatten viel Elend über diese Stadt verhängt, diese Machthaber der fremden Gewalt — sie hatten Galgen und Schwert und Kerker anzuwenden nicht gescheut, um ihre Macht zu stützen — sie hatten das Geld aus den Schränken und das Mark aus den Knochen der Bürger zu pressen gewusst! Jetzt sollten sie fortziehen durch dieselben Tore, die sie so lange gesperrt — fortziehen über die niedergefallenen Zugbrücken, die sie mit den Ketten der usurpierten Macht für alle Ewigkeiten an den Himmel gebunden geglaubt hatten! Gedemütigt mussten sie ihres Weges gehen —. das Volk jubelte ihnen Abschiedslieder voll Spott und Hohn nach — das ist immer die Rache der unterdrückten Schwäche — es strömte nach den Toren, um sich mit eigenen Augen zu überzeugen, wie die Feinde das Feld ihrer Taten verließen. Manches Leid und manchen schweren Kummer hatten sie verursacht — und doch, wer kennt nicht die Schwäche des Weiberherzens, doch wurde auch manche Träne verstohlen getrocknet und doch flogen ihnen, den Übermütigen, den Siegesgewohnten, stille Seufzer und Klagen nach.

Viele arme leichtsinnige Weiberherzen waren betört worden von den Schmeicheleien der flatterhaften Fremden — und auch manches edlere Herz war heillos und bis auf den Tod verletzt durch den Leichtsinn, den Verrat und durch die Betrügerei dieser Männer.

Die seltsamsten Ereignisse im Familienleben gehörten damals zur Tagesordnung — Frauen entliefen ihren Gatten und junge sittsame Mädchen schritten zu heimlichen Trauungen, wenn der Eltern Abscheu vor dem Feinde des Landes ihrer Liebe hinderlich sein wollte.

Der Verführungen und Entsittlichungen im Allgemeinen mögen wir gar nicht Erwähnung tun, jeder, der damals gelebt hat, wird sich solcher Dinge mit Abscheu noch erinnern und die jüngere Generation mag darüber im Dunkeln bleiben. Jetzt eilten sie fort durch die Tore, um in der Heimat auf den Lorbeern zu ruhen, die sie im deutschen Lande gesammelt hatten.

Sie gedachten der Tränen nicht, die sie erpresst — sie gedachten der Demütigungen nicht, die sie über das deutsche Volk verhängt — sie gedachten der armen gebrochenen und gekränkten Herzen nicht —nein, leichtsinnig, wie sie gekommen auf höhere Befehle, so zogen sie leichtsinnig wieder ab vom Schauplatze ihres Wirkens auf höhere Befehle. Der heimatliche Herd winkte ihnen.

Dort werden sie das Ungemach, welches sie über Deutschland verbreitet hatten, zum Spielwerke ihrer Phantasie benutzt und wie Schattenbilder einer laterna magica zum Ergötzen aufgestellt haben. Aber es waren Deutsche unter ihnen, Deutsche unter denen, die nicht müde wurden, entwürdigende Behandlung mit abscheulicher Bedrückung zu paaren — deutsche Beamte, die von dem erpressten Gelde ihrer deutschen Brüder prassten, — deutsche Männer, welche mit Rat und Tat die Requisitionen leiteten, die das Eigentum der Bürger in den Besitz der Feinde brachte. Diese deutschen Ehrenmänner (die Annalen haben ihre Namen verewigt) mussten unter dem Schutze der französischen Armee eilfertig die Stadt verlassen, denn der Volksgrimm suchte sie, um sie zu vernichten. —

Endlich waren sie fort! Und nun scharte sich das Volk zu einer frohen Begrüßung. »Sie kommen! Sie kommen!« — schallte es freudig von allen Lippen an einem sonnenhellen Maitage — »sie kommen! Die Preußen! Die Preußen! Sie kommen!« —

Kein Mensch blieb in seinem Hause. Mit welchem Enthusiasmus wurden sie begrüßt! Freiheit und Frieden brachten diese Kriegerscharen! Freiheit und Frieden! O, wer immer in Frieden gelebt hat, der kennt nicht den freudeberauschenden Klang dieses Wortes, und wer nie Ketten getragen, wer nie die eiserne Hand des unrechtmäßigen Druckes gefühlt hat, der hält das göttliche Gefühl der neuen Freiheit für eine phantastische Überspanntheit! Von denen, die da jauchzten: »sie kommen, sie kommen!« von denen lasst Euch sagen, was es heißt: Frieden und Freiheit!

Fragt Eure Großmütter, fragt Eure Großväter, wie ihnen das Herz in der Brust gepocht, als die befreundeten Krieger in die Tore einzogen; fragt sie, was sie empfunden, als sie mit neu erwachendem Lebensmut die Befreier empfangen, als sie unter Freudentränen die Tücher zum Gruß geschwungen; fragt sie: ob nicht die Glocken feierlicher geklungen und der Kanonendonner entzückende Musik für ihr Herz gewesen sei. Lasst es Euch von ihnen erzählen, wie die Bürger ihr letztes Hab und Gut zusammengerafft haben, um den Einzug der einrückenden Befreier glänzend zu feiern — lasst Euch von ihnen den schönen, rührenden Gottesdienst unter freiem Himmel beschreiben, wo unter dem fortwährenden Donner der Kanonen ein Tedeum erschallte, das wohl niemals mit bewegterem Herzen gesungen wurde, wo man mit frommer, tiefer Empfindung Gott pries für die Gnade, dass er endlich, endlich den herben Sorgen, dem Kummer, der Qual und Not ein Ziel gesetzt hatte. Und dann lasst Euch von dem Lichterglanz und von der Flammenpracht berichten, welche am Abende die Stadt bis zum fernsten und kleinsten Winkel durchleuchteten, von dem Jauchzen der Lust, womit das Volk wogend die Straßen durchzog, und von den Festlichkeiten, die in den Sälen der Reichen und in den Lokalen der geselligen Vereinigungen begangen wurden.

Aber in dem Herzen des Volkes blieb es nicht die reine Lust der Freude, was ihre Brust hoch aufschwellte. Rachegedanken erwachten! Der Trieb zu zerstören, zu vernichten und zu vergelten schlug flammend über die edleren Regungen empor. Wo sie jemand wussten, der es mit den Franzosen gehalten, da rotteten sie sich vor dem Hause zusammen und häuften Schimpf auf die Häupter der Armen. — Der Übermut wuchs. Man erinnerte sich der Schmach vieler Landestöchter, die in Liebesbanden der Vaterlandsbedrücker geschmachtet hatten. Es gab ein Haus in der Stadt, wo solchen Töchtern für eine kurze nötige Zeit eine Freistatt geboten war.

Der Spott des Volkes hatte die Eigentümerin dieses Hauses schon längst mit dem Spitznamen »die Franzosenmutter« gekrönt; dort waren die Sprösslinge heimlicher Verbindungen, mochten sie legitim oder illegitim sein, verborgen, und dorthin zogen die Menschen in Massen, um ihre Heldentaten an den unschuldigen Kindern zu üben.

»Vertilgt die Franzosenbrut!« hatte ein freudetrunkener Bursche gerufen, und dieser Ruf fand Anklang bei denen, die bis dahin in Erniedrigung den Feinden hatten dienen müssen. »Ins Wasser mit ihnen!« schrie einer hier. — »Schlagt sie tot!« brüllte einer dort. »Auf zur Franzosenmutter! Lasst uns dieses Nest ausnehmen!« — In immer dichterem Knäuel wand sich der Menschenhaufe durch die engen Gassen dem Hause zu.

Die Dame aber, welche unter der Bezeichnung »die Franzosenmutter« der Verpflegung armer verlassener Kinder sich unterzogen hatte, war klugerweise mit denen aus der Stadt entwichen, denen ihre Dienste jahrelang gewidmet gewesen waren.

Bange hatte sie dem Zeitpunkte entgegengesehen, wo ihre Beschäftigung zum verachteten Erwerb hinabsinken werde, wo die vielen Goldstücke, welche, mit Tränen benetzt, in ihre habgierigen Hände geglitten waren, eine Anklage gegen sie wurden. Ihre Verschwiegenheit war immer teuer erkauft, und der Pflege der Kinder hatte manches Opfer gebracht werden müssen. Nachdenklich überlegte sie ihre Schritte und ihr weises Überlegen brachte sie zur Flucht, nachdem sie ihr Hab und Gut in gehörigen Schutz gestellt. Sie war in Sicherheit, als Rache und Trunkenheit ihre kleinen Pflegbefohlenen bedrohten. Wir müssen sie ihrem Schicksale überlassen und uns nach einem großen und schön gebauten Hause wenden, wo im einsamen Stübchen eines reichen und angesehenen Mannes der Stadt auch stille und bittere Tränen flossen.

Das helle Licht der Illumination warf hier einen schwachen Schimmer hinein, sonst war es finster.

Aber das Dämmerlicht genügte, um eine weibliche, hoch und prächtig gewachsene Gestalt zu belauschen, die mit verzweiflungsvoller Hast im Zimmer auf und ab schritt und bisweilen mit ängstlicher Gebärde die Tränen von den Augen trocknete.

Es war die Tochter des stolzen Hauses ›Schmitzer und Sohn‹ des reichsten Kaufmannes der Stadt, des wütendsten Franzosenhassers! Juliette barg nicht weniger Stolz in ihrem Herzen, als ihr Vater und ihr Bruder, und dieser Stolz stand jeder Verführung entgegen; leider war aber die Liebe dem Widerstand überlegen geworden, als der schöne, ritterliche Kolonel Desalles ihr Herz bestürmte und ihr eine gültige, heimliche Ehe als ein Rettungsmittel vorschlug.

Juliette wurde seine Gattin, ohne dass der strenge Vater, ohne dass die stolze Mutter, ohne dass der misstrauische Bruder Georg etwas davon ahnete. Juliette hatte sogar ein Kind geboren, ohne dass eine Kunde davon ins Haus drang. Wer hätte es auch gewagt unter der Macht der Franzosen eine Vermutung zu den Ohren derjenigen dringen zu lassen, die im Eifer des Zornes den Angeber der Wut und der Vergeltung preisgegeben haben würden. Der Kolonel Desalles hütete mit Sorgfalt ein Geheimnis, das ein wahrhaft von ihm geliebtes Wesen heischte, und sein Bruder, der noch mächtigere General Desalles verlieh ihm dabei seinen persönlichen Schutz.

Aber als diese beiden Beschützer nun die Stadt verlassen hatten? Juliette unterlag beinahe den qualvollen Gefühlen, die durch ihre Brust fluteten. Starren Blickes sah sie der geliebten Gestalt des Mannes nach, der stolz, frei und froh an der Spitze seiner Schar vorbeizog und mit Anmut die Damen zum Abschiede begrüßte, welche er kannte. Auch zu seiner Gattin hob er das Auge empor — der Ausdruck seines Blickes verriet sein Inneres, und er wurde von denen mit Entrüstung bemerkt, die neben Juliette mit schadenfrohem Lächeln den letzten Schatten einer zusammengebrochenen Macht zu belauschen gekommen waren. Rasch wendete sich der Vater, um die Wirkung dieses verräterisch schmerzlichen Blickes zu beobachten und rasch wendete sich auch der Sohn.

Sie führten zeitig genug dieses Manoeuvre aus, um die hervorquellenden Tränen zu sehen, die über das sonst blühende und jetzt marmorblasse Gesicht Juliettens langsam hinabrollten. Eine unbeschreibliche Empfindung machte das Blut des Vaters erstarren, aber Georg, der Sohn, hemmte durch eine schnelle Bewegung den Ausbruch des Zornes, der im nächsten Momente alles überschwemmt und vernichtet haben würde, was an väterlicher Nachsicht und Liebe in diesem strengen Busen noch zu finden war.

Ein gehässiger Zug um des Bruders Lippen verriet jedoch, dass ihn nicht brüderliche Gefühle, sondern ein tiefer liegender Grund zu diesem Eingriffe verleitet hatte. Seitdem schwebte das Schwert der Vernichtung über Juliette, seitdem fühlte sie das mühsam geschützte Geheimnis in Gefahr, seitdem flehte sie Gott um Schutz und um Hilfe an, und erwartete in jedem Augenblicke die furchtbaren Szenen der Entdeckung, denen Fluch und Schande folgen mussten.

Rastlos wandelte sie in ihrem Zimmer auf und ab. Was ist ein Blick? Was verrät er? Höchstens ein Interesse! Sie werden es nicht erfahren, was dieses junge Herz zusammenpresst — sie werden vergebens lauschen! Juliette tröstete sich bisweilen mit solchen Hoffnungen, dann aber tilgte die Trostlosigkeit ihrer verlassenen und einsamen Stellung wieder alle Keime der Zuversicht. Was sollte sie beginnen? Hier im Schoße ihrer Familie bleiben, die Hohn, Spott, Hass und Verachtung auf den Mann häufte, den sie liebte, bloß weil er einem Volke angehörte, welches, vom Kriegesglück begünstigt, eine Spanne Zeit siegesübermütig in den Gauen fremder Länder geherrscht hatte? Aber wohin — wohin? Sie hatte mit ihrem Gatten die Verabredung getroffen, geduldig eine Trennung zu ertragen, um in späterer Zeit unter den ausglättenden Wogen des Friedens eine Vereinigung ohne Eclat zu bewerkstelligen. So lange sie in der Nähe des Kolonel bei diesen Plänen Mut gewann, ging es wohl, jetzt aber fiel die ganze Last der Furcht und Sorge auf ihre Brust und sie musste sie allein tragen. Dazu der bittere Schmerz der Trennung! O, sie. war nicht eines jener schwächlichen weiblichen Wesen, das sich furchtsam der Ohnmacht hingibt, das die Hinfälligkeit des Weibes zum Vorwand nimmt, sondern sie handelte stets mit offenen Augen und sah fest den Nachwirkungen ihres Handelns entgegen.

Mitten in ihren traurigen Meditationen schwirrte ein leichter Gegenstand an ihrem Fenster entlang — freudig erschrocken hielt sie ihre Schritte an — entzückt, als stände sie unter dem Einflusse eines holden Traumes aus der Vergangenheit starrte sie hin, um dann mit einem Freudejauchzen das Fenster aufzureißen. Sie hatte sich nicht getäuscht, am Fensterkreuze draußen steckte der befiederte Pfeil, dieser jahrelang gebrauchte Bote der Liebesworte, welchen die geübte Hand des treuen Dieners Jean täglich zu ihrem Fenster hinaufsenden musste. Nur er, dieser bewährte Diener, konnte das gewöhnliche Zeichen hinaufbefördert haben, er war also in der Nähe — sie war nicht ganz verlassen!

Juliette nahm sich kaum die Zeit, ihr Zimmer zu verriegeln und eine kleine Wachskerze anzuzünden. Fieberhaft bewegt wickelte sie den Streifen Papier vom Pfeile los und las die Worte, die darauf standen.

»Ich bin Deinetwegen in der größten Sorge, mein geliebtes Weib,« schrieb der Kolonel, »denn ich habe den zornigen Blick Deines Vaters und den hämischen Spott Deines Bruders belauscht. — Fliehe zu mir, noch kannst Du mich erreichen! Fliehe, ehe man Dich mit Schimpf überhäuft! Jean ist in der Stadt. Er wird zwei Tage Deiner in dem Raume harren, der unser Glück verbarg. Juliette, höre die flehende Stimme Deines Gatten, komm’ zu ihm — komm’! Unsere Kleine ist für den Augenblick gut versorgt — es wird uns leicht werden, durch Jeans Hilfe sie nachholen zu lassen! Ich erwarte Dich bestimmt. Die Gattin meines Bruders, des Generals, will Deiner in Kassel harren!«

Juliette küsste den Brief tausendmal, ehe sie ihn der Flamme des Lichtes näherte, um ihn, wie alle die Liebesworte ihres Gatten, zu verbrennen. Dann löschte sie das Licht und trat spähend ans Fenster.

Der Diener hatte sich jedoch wahrscheinlich vor lauschenden Blicken zurückziehen müssen. Er war verschwunden. Sie begann nun ruhiger ihre Lage zu prüfen. Es sollte nichts überstürzt und übereilt werden — Schonung ihrer Familie — Rücksicht auf deren Empfindungen! — der Mensch in seiner Kurzsichtigkeit will immer alles wohl machen!

Während das junge Weib besonnen ihre Vorsätze ordnete, eilte das aufgeregte Volk zu der Stätte, wo ihr Kind, der Gegenstand ihrer heimlichen Angst und Sorge, ein Asyl gefunden hatte. Ob ihr Bruder durch Nachforschungen auf die Bahn der Wahrheit gelangt war oder ob nur der giftige Hass ihn antrieb, seiner Schwester einen Schmerz zu bereiten, der nicht unmittelbar, aber doch verwundend ihr Herz treffen konnte, das bleibt unerklärt; er verkündete ihr aber mit Frohlocken, dass man hinunter laufe zur Franzosenmutter, um die Brut des verhassten Volkes in das Wasser zu tragen.

Erstarrt von einem Wehe, das jede andere Frau darnieder geworfen hätte, stand sie einige Momente machtlos da. Ihr Bruder lachte schadenfroh. Ein Zweifel an der Erfüllung des mordsüchtigen Vorhabens kam weder in seine noch in ihre Seele. Was war nicht alles in jener Zeit ausgeführt — was war nicht möglich geworden!

Juliette hatte nur einen Gedanken, als sich der Druck des ersten Schreckens von ihr löste: — sie musste ihr Kind zu retten suchen.

Wie eine Verzweifelnde stürzte sie an ihrem hohnneckenden Bruder vorüber, nachdem sie eilig eine Enveloppe um ihre Schultern und einen Schleier über ihren Kopf geworfen hatte; mit der Eile einer Rasenden flog sie hinab durch die Gassen zum Hause der verpönten Frau.

Alles war totenstill! Einzelne Menschen schlichen scheu umher und bargen sich gleich in ihren Häusern, wenn sich Tritte nahten. Was war geschehen?

Juliette erreichte ahnungsvoll das Haus — die Türen, weit geöffnet, teils zertrümmert, boten ungehindert Einlass — Fenstersplitter, zerschlagene Möbel und wüste Unordnungen verrieten, dass ungezügelte Wut hier gehauset hatte. Jetzt war alles still und öde. Eine Soldatenpatrouille hatte die Aufwiegler festgenommen und die Übrigen mit strenger Weisung entfernt — Mord war nicht geübt — man hatte niemand im Hause gefunden, sich also begnügt, seinen Mut an den leblosen Gegenständen der Behausung zu üben und eine gänzliche Demolierung zu bewerkstelligen. Wo aber waren die Kinder?

Man hatte sie frühzeitig genug entfernt. Das Gewissen der Mütter war erwacht und jede suchte zu retten, was doch schwer anklagend auf ihre Seele fiel.

Mit einem Weheschrei übersah das junge Weib den Schauplatz des rohen Übermutes. Dann aber raffte sie sich auf und suchte nach Licht. Sie wusste hier sehr gut Bescheid und ihre Hoffnung leitete sie nicht irre, als sie die Treppe hinaufstieg und ihre Schritte nach einem kleinen Gemache lenkte, wo sie gewohnt und ihre Kleine noch kürzlich gefunden hatte. Es war eines der verstecktesten Stübchen, eines der heimlichsten, wohin sich Angst und Verzweiflung zu bergen pflegten.

Zitternd öffnete Juliette die Tür, die von Tapeten umhüllt nur dem Kundigen sichtbar war. Ein Laut der Freude entrang sich ihren Lippen — da stand die Wiege ihres Kindes, und ein Blick überzeugte sie — unversehrt lag das zarte Geschöpfchen, das kaum acht Wochen alt war, in süßem Schlummer. Hastig entnahm die junge Mutter dasselbe den warmen Kissen und hüllte es in ihre Enveloppe.

Wohin mit ihm? fragte sie sich dabei. Ihr Gedanke fiel auf eine alte Frau, die am äußersten Ende der Stadt unweit der Stadtmauer ein Häuschen bewohnte. Die alte Frau war ihre Wärterin gewesen — jetzt, halb erblindet und halb taub, hatte sie von der Güte ihrer Familie ihr Leben gefristet und aus Juliettens Hand viel Wohltaten empfangen.

Zu ihr wollte sie die Kleine bringen bis sie, mit ihrem Gatten vereinigt, dieses Kind der Angst anerkennen konnte.

Schon im Begriffe das Zimmer eilig zu verlassen, hielt sie ein Geräusch zurück. Ein leises Wimmern, dem gleich darauf ein herzhaftes Aufschreien einer ungeduldigen Kinderkehle folgte, machte sie stutzen. Gott im Himmel, noch ein armes verlassenes Wesen war also hier! Hurtig schritt sie wieder zurück und fand richtig auf einem Bette ein zweites, ebenso zartes, kaum den ersten Lebenswochen entblühtes Wesen. Das fremde Kind schrie so jämmerlich, als wolle es damit um Erbarmen bitten.

Was war zu tun? Juliette nahm es in die Höhe.

Sogleich schwieg es, öffnete ein Paar wundervoll gebildete große Augen und sah die fremde Frau damit so verständig an, als wüsste es, was ihm bevorgestanden hätte.

Es war ein bekannter Blick, der Julietten entgegen leuchtete — es war ein süßer Strahl aus vergangenen seligen Stunden, der wie ein Blitz in ihr Herz drang— sie küsste das Kind und flüsterte: »Ich will Dich vor dem Hungertode retten, Du armes liebes Geschöpf — wem magst Du angehören, dass Du meines Gatten Augen hast?«

Das Kind schloss sogleich die Augen wieder und schlief ein.

Geschickt schlug sie die Kinder in ihre Enveloppe, deckte ein leichtes Kissen über ihre Köpfchen, die eng aneinander geschmiegt im ruhigen Schlummer an ihrem Herzen ruhten, und schritt dann rüstig aus dem verödeten Hause fort.

Ihre Last war nicht gerade schwer, aber die Eile, womit sie ihren Weg zurücklegte, erschöpfte sie doch dergestalt, dass sie keuchend und atemlos in der Gasse anlangte, wo ihre Wärterin wohnte. Bis hieher war das Freudejauchzen nicht gedrungen, hier loderten keine Pechkränze und flammten keine Wachskerzen. Dunkel und öde standen die kleinen Häuser, ihre Bewohner schliefen wohl schon.

Juliette riss hastig die Haustür auf und rief den Namen ihrer Wärterin. Zuerst regte sich nichts.

Als jedoch die junge Dame ungeduldig den Ruf wiederholte, da rasselte es leise am Stubenschloss, ein Riegel wurde hinweggeschoben und ein menschlicher Kopf schob sich vorsichtig durch eine ganz enggehaltene Türspalte, um nach dem zu forschen, der da so lärmend Einlass begehrte.

Die junge Frau, durch den Lichtschimmer geleitet, eilte mit ihrer Last auf die Tür zu und warf sie mit einiger Heftigkeit ganz zurück. Dann, als sie den Eintritt gleichsam erzwungen hatte, ließ sie sich kraftlos in den Großvaterstuhl fallen und sah sich suchend im Stübchen rundum. Die Frau, welche mit blassem und vergrämtem Gesichte, mit dem unsichern Blicke des Misstrauens und der steigenden Beklommenheit vor ihr stand, war ihre Wärterin nicht. Wo aber war diese? Ehe sie die Frage laut werden ließ, begann die blasse Fremde mit ganz tonloser, ruhiger Stimme:

»Sie suchen Frau Dorothee — liebe Dame, die ist tot! Schon seit acht Tagen. — Noch als die Franzosen hier waren, haben wir sie draußen vor dem Tore auf dem Felde, das sie einen Kirchhof nannten, begraben. Es ist gut, dass Frau Dorothee das nicht weiß. Sie hatte einen wahren Abscheu vor diesem Kirchhofe, wie alle gottesfürchtige Christen!«

Juliette kam jetzt erst zu Atem und zur Sprache. »Tot, Dorothee tot und wir wissen nichts davon?« rief sie wahrhaft erschrocken. »Wer sind Sie, und wie kommen Sie hieher in die Wohnung meiner alten Dorothee? — Dieses sind die Möbeln, dieses ist das Bett derselben — wer sind Sie? Haben Sie ein Recht das in Besitz zu nehmen?«

Die Fremde lächelte trübe. »Seien Sie ohne Sorge, liebe Dame,« entgegnete sie. »Ich bin seit zwei Monaten aus meinem Hause entwichen, weil die Franzosen mich zur Schanzarbeit zwingen wollten, nachdem sie meinen armen Mann, den Drechslermeister Weber, zu Tode gequält hatten. Frau Dorothee nahm mich auf und versteckte mich.«

Juliette fasste während dieser Worte ihren Entschluss.

»Sie sind also eine sichere Frau, eine ehrenwerte Bürgerin? Ich muss Ihnen vertrauen. Sie müssen mir an Dorothees statt helfen!« — Sie schlug ihre Enveloppe auseinander. Die beiden schlafenden Kinderchen wurden sichtbar.

Erschreckt trat die Fremde erst einen Schritt zurück, um dann mit großer Neugier wieder näher zu treten und die Säuglinge zu besichtigen.

»Diese Kinder übergebe ich Ihrer Obhut — wollen Sie dieselben auf einige Zeit, vielleicht nur auf zwei bis drei Tage verpflegen?«

Die Fremde sah die Dame an, sie blickte auf die Kinder. Ein leichtes, freudiges Lächeln überblitzte die sonderbar bleichen und verstörten Gesichtszüge — sie hob die kleinen, weichen und dicken Hände auf und küsste sie mit zarter Schonung.

Dieses Benehmen weckte mit der Rührung zugleich ein schönes Vertrauen in Juliettens Brust. Sie stand auf und legte die Kinder auf das breite, mit Gardinen umzogene Bett.

»Ich vertraue Ihnen,« sagte sie. »Ich verlasse mich auf Sie! Frau Weber heißen Sie?« setzte sie schnell abbrechend hinzu.

Die Frau nickte. »Sind es Franzosenkinder?« fragte sie schüchtern, indem sie sich scheu nach der Tür umsah.

Einen Augenblick zögerte die junge Dame mit der Antwort. Sie überlegte, ob es Schaden oder Nutzen bringe die Wahrheit zu sagen. Dann antwortete sie nicht der Wahrheit gemäß, sondern ausweichend — späterhin Erklärung versprechend. Frau Weber senkte traurig ergeben den Kopf. »Ich will’s tun,« flüsterte sie. »Ich will es gern tun— was können die unschuldigen Kinder dafür, dass ihre Väter mein ganzes Lebensglück zerstört haben, wenn es wirklich Franzosenkinder sind.«

Juliette sah sie nach diesen Worten scharf und prüfend an.

»Bedenken Sie wohl, meine liebe Frau Weber,« sprach sie mit sehr bestimmtem Tone, »was Sie versprechen. Ich habe die Macht, Sie zur Rechenschaft zu ziehen, wenn Sie meinem Vertrauen nicht entsprechen sollten. Meine Familie lebt hier, sie ist angesehen und reich.«

Frau Weber schüttelte abwehrend den Kopf.

»Fürchten Sie nichts Böses von mir. Ich bin gut deutsch geblieben und würde am wenigsten ein Kind kränken können. Die Kleinen sollen gut bei mir aufgehoben sein.«

Julietten blieb keine Wahl, so peinlich ihr Herz auch bewegt wurde bei dem Gedanken: einer ganz fremden Person ihr Kind zu überantworten.

Ihre Verhältnisse heischten schnelle Entschließung, und sie machte Anstalt das Zimmer zu verlassen.

»Vielleicht lasse ich morgen schon die Kinder abfordern,« sagte sie — »ich werde Ihnen Ihre Pflege glänzend lohnen.«

Sie eilte zur Tür — Frau Weber folgte mit der Lampe in der Hand. Schon im Begriffe, nach einem flüchtigen Abschiedsgruße die Tür hinter sich zu schließen, wurde sie von einem so peinlichen Wehe ergriffen, dass sie sich umwendete und der Frau unschlüssig in das vom Lampenlichte hell erleuchtete Antlitz sah. Sie wurde frappiert von dem Ausdrucke des Trübsinnes, welcher aus diesen matten Augen leuchtete, sie forschte fast erschrocken mit ihren Blicken, um in den starren totenhaften Augensternen einen geistigen Funken zu erhaschen.

Ihre Unerfahrenheit mit Seelenzuständen erkannte in dieser Apathie keine Gefahr, aber sie fühlte sich trotzdem angsthaft davon berührt. Fest legte sie ihre Hand auf den Arm der Frau und sagte mit feierlichem Ernste:

»Meine Verhältnisse zwingen mich, Ihnen mein höchstes Kleinod zu überlassen. — Frau, ich mache Sie vor Gott verantwortlich für das Leben meines Kindes. Ich fordere es von Ihnen wieder. —Frau, hören Sie — ich fordere es von Ihnen vor Gottes Richterstuhle! Ich wage viel — ich fühle es, aber Gott weiß, ich kann nicht anders. — Glauben Sie nicht, eine Verlassene, eine Betrogene und Verführte stehe vor Ihnen, nein, ich bin die Gattin eines vornehmen Offiziers und ich komme nicht mit leeren Händen, wenn ich die Kinder Ihnen wieder abnehme. Werden Sie mein Vertrauen nicht täuschen?«

Frau Weber lächelte bitter.

»Halten Sie nur Wort, Gnädige,« sagte sie hastig flüsternd. »Halten Sie nur Wort und bürden Sie mir armen gebeugten Witwe nicht auf Lebenszeit eine Last auf, der ich nicht gewachsen bin. Ich werde die Kinder nicht verlassen, bis Sie dieselben zurückfordern. Aber was bürgt mir denn dafür, dass Sie nur Gelegenheit suchen, sie loszuwerden?«

Die Dame sah ihr voll ins Gesicht. »Mein Mutterherz!« antwortete sie mit so tiefinnigem Tone, dass die Witwe davon beruhigt, ihr Auge freundlicher als vorher auf das blühend schöne Gesicht der jungen Frau heftete. Eine volle Minute sahen sich beide stumm an.

»Nehmen Sie die Bürgschaft an?« fragte dann Juliette. — Frau Weber neigte gerührt den Kopf. —

»Es ist die einzige, die ich Ihnen für diesen Augenblick geben kann!«

Sie eilte hinweg. — Aus dem Heimwege zu ihrem elterlichen Hause fiel es ihr ein, dass ihr die schnelle Entfernung bei dem vorgerückten Abend zu vertreten schwer werden würde. Ein Ungewitter am häuslichen Herde schien ihr unausbleiblich, und sie überlegte, wie sie den inquisitorischen Fragen am leichtesten entkommen könnte. Alle ihre Überlegungen waren nutzlos. Sie fand die Haustür verschlossen.

Auf ihr Klopfen erschien niemand. Geduldig wiederholte sie es mehrere Male.

Endlich klirrte ein Fenster und ihr Bruder Georg fragte: wer da klopfe? Juliette verstand den Hohn der Frage nur allzu wohl, aber sie gab sich die Mühe, ihre Anwesenheit zu erklären.

»Meine Schwester!« wiederholte der junge Mann spöttisch, »meine Schwester verlangt Einlass — meine Schwester?«

Juliette bat ihn, sie nicht der Missdeutung auszusetzen, sondern so schnell als möglich ihren Einlass zu bewirken. Ein abscheuliches Gelächter war die Antwort des Bruders, und dieses wurde durch die niederbeugenden Worte des harten Vaters gehemmt, der mit donnernder Stimme hinabrief:

»Wer will Einlass ins Haus? Georg hat keine Schwester und wir haben keine Tochter — die Franzosendame mag mit meinem Fluche beladen dahin gehen, wo sie hingehört.«

»Vater!« bat die zitternde Tochter — »Vater, höre mich, ehe Du mich verdammst!«

»Fort mit der Franzosendame! —« schrie er zorniger. Die Fenster der Nachbarn begannen sich zu öffnen. Juliette fühlte sich vernichtet. Aber ihr Stolz hob sie noch einmal empor.

»Vater, man hat Dich falsch berichtet — lass mich ein — höre mich!«

»Wirst Du gehen, oder soll der Hausknecht Dich —fortpeitschen!« rasete der Vater. Das junge Weib raffte sich auf.

»Gut — ich gehe als Bettlerin von der Schwelle des reichen Vaters, als Bettlerin wird mich mein Gatte aufnehmen müssen — aber er wird sein Weib, sein rechtmäßig ihm angetrautes Weib auch als Bettlerin ehren und achten, denn sie ist seiner stets würdig geblieben. Lebt wohl, Ihr, die ich stets geliebt und hochgeachtet, die ich nur einmal im Leben hintergangen habe — lebt wohl — möge der Fluch, — den Ihr über mich aussprecht, sich in Segen für Euch verwandeln — lebt wohl!«

Nicht ein einziges Wort hatte ihre Rede unterbrochen — dann flog klirrend das Fenster zu und Juliette ging stolz und hoch aufgerichtet die Straße hinab. O, wie pries sie ihres Gatten Umsicht! Sie war geborgen unter des treuen Jean Schutz — sie lenkte fast freudig ihre Schritte zu dem Gartenhäuschen, wo sie ihre glücklichsten Stunden verlebt hatte.

Zwar wankten ihre Knie und ihre Füße waren wie zerbrochen, zwar zitterten ihre Hände und in ihrem Kopfe wirbelte es wie von heißen Flocken, aber sie erreichte glücklich das Asyl, sie pochte an die Türe und Jean trat noch eben zeitig genug heraus, um die Ohnmächtige in seinen Armen aufzufangen. Es war zu viel gewesen, selbst für dieses kräftig gebaute und blühende Weib zu viel, was sie seit zwölf Stunden hatte erleben müssen — ihre Lebensgeister schwanden.

Als sie wieder zu sich kam, webte sie wie im Fieber. Sie wollte fort, gleich fort — an ihr Kind dachte sie nicht. — Die Luft, die um sie wehte, schien ihr voll giftiger Substanzen, welche ihr Herzblut erstarren machten — der dunkle Abend war ihr ein Trost, denn er deckte ihre schmachbeladene Gestalt fort, nur fort aus dem Bereiche der Menschen, welche ihr so unsäglich wehe getan!

Der Diener befolgte gehorsam ihre Befehle, obwohl der Zustand seiner Gebieterin ihm Grauen einflößte. Sie verließen die Stadt. Ein Reitermantel verhüllte Juliette, draußen standen zwei Pferde. Juliette ritt vortrefflich.

»Fort, nur fort!« sagte sie immerwährend und sprengte so toll dahin, dass Jean kaum folgen konnte. Am andern Tage holte sie ihren Gatten ein und da erst brach sie zusammen. Ein Gehirnfieber raubte ihr Gedanken und Bewusstsein.

Wochen vergingen. — Als halb genesen schleppte man sie fort nach Frankreich. —

Und ihr Kind? Ihr armes, verlassenes Kind hatte in der Frau Weber eine gute Pflegerin gefunden. Tag an Tag verging, Woche an Woche reihte sich und es kam niemand nach den Kindern zu fragen. Frau Weber hielt sie für Zwillinge. Es war ein südlicher Typus in den kleinen Gesichtern, der sie ähnlich erscheinen ließ. Dazu kam, dass Juliette zwar von ihrem Kinde gesprochen, aber so verworren und unbestimmt, dass Frau Weber in der Überraschung des Augenblickes es nicht beachtet hatte. Mit stiller Resignation unterzog sie sich allen Mühseligkeiten, die sie übernommen, und ermüdete selbst da nicht, als die Zeit verstrich, ohne dass sich jemand um die Kinder bekümmerte.

Unter dem Schutze der landesväterlichen Regierung war sie endlich in ihr Haus zurückgekehrt und begann ihre Verhältnisse wieder zu ordnen. Ohne gerade ärmlich zu sein, waren diese doch für den Augenblick so zerrüttet, dass schwere Sorgen für die Zukunft das Herz der armen Witwe zu bedrücken begannen, welche dem stillen Wahne, der wie ein Rad im Kreislaufe fortwährend ihre Seele belastete, starke Nahrung gab. Sie wähnte sich immerfort von Franzosen verfolgt, die alle nur möglichen Qualen auf sie zu häufen kamen, und dieser Glaube bildete sich durch das Vorhandensein der Kinder, die sie sorgsam pflegte und mütterlich liebte, dennoch deutlicher und fester aus. Sie litt nie, dass ein Mensch, sei es Mann oder Frau, ihr Zimmer mit einem Kinde betrat. Sie wehrte zornig seinen Eintritt mit den Worten: sie habe genug Franzosenkinder — sie müsste schon hungern ihretwegen!

Ganz so schlimm war es nicht. Allein es war bei der zunehmenden Geistesschwäche der Witwe ein Glück, dass ihr Bruder, zwar als Invalide mit einem Beine, aber doch sehr kräftig und gesund, aus dem Feldzuge heimkehrte und der Regulierung der Vermögensverhältnisse seiner Schwester sich unterzog. Er veranlasste sie mit ihm die Stadt zu verlassen und nach ihrer Heimat, ungefähr zwei Tagereisen weit· von M..., zurückzukehren.

Noch ehe diese Übersiedlung ins Werk gesetzt wurde, erkrankte das eine der beiden kleinen Mädchen heftig und starb. —

Der Bruder der Frau Weber veranlasste bei dieser Gelegenheit die Behörde zu einer öffentlichen Bekanntmachung des ganzen Ereignisses, welches seine arme Schwester mit den fremden Kindern belastet hatte, allein es hatte keinen Erfolg. Man musste sich damit begnügen, die Bekleidungsgegenstände der Kinder sorgfältig zu bewahren, um sie für spätere Legitimationen verwenden zu können, und alle die Merkmale genau zu verzeichnen, die von Wichtigkeit werden konnten. Dazu gehörte absonderlich ein Amulett, das um den Hals des einen Mädchens vermittelst einer schwarzseidenen Schnur befestigt war, dessen Inhalt aber erst besichtigt wurde, als die schonungslosere Hand des gewesenen Kriegers in das Gewebe hineingriff. Man wurde zwar dadurch um nichts klüger, allein es konnte dieses Amulett zu einem sicheren Kennzeichen dienen und schien auch augenscheinlich zu diesem Zwecke angefertigt zu sein.

Wir überlassen es dem Zufalle, uns damit bekannt zu machen und gehen zu dem nächsten Abschnitte über, der uns zu einem fern liegenden Zeitraume führt.

Sechzehn Jahre später.

Erstes Kapitel

Inhaltsverzeichnis

Ein breiter klarer Strom, in dessen rasch fließenden Wellen sich der Himmel widerspiegelt, der mit dunklem Waldesgrün gekrönt und von üppigen Wiesen umhegt ist, kann der flachen Gegend einen Zauber verleihen, der das Auge fesselt und das Gemüt entzückt.

Die Wahrheit dieser Bemerkung mochte sich unwillkürlich einem Paare aufdrängen, das in Gedanken versunken an einem solchen Strome stand und hinüber schaute zum jenseitigen Ufer, wo sich eben die Fähre, das einzige Mittel zur Kommunikation zum Abstoßen vorbereitete. Es war ein Herr und eine Dame von nicht ganz jugendlichem Ansehen, aber von so untadelhaft nobler Erscheinung, dass sich ihr Rang und Stand ohne alle Erklärung erraten ließ. Sie standen, abgesondert von den übrigen Passagieren, die gleich ihnen auf die Fähre warten mussten und in einem, eigens dazu errichteten hölzernen Häuschen Platz genommen hatten, eng aneinander geschmiegt mit jener zärtlichen Hingebung, die durch das neue Glück, sich einander anzugehören, hervorgerufen wird. Und doch waren sie nicht mehr jung — er gewiss vierzig Jahre und darüber hinaus, sie augenscheinlich mehr als dreißig. Schweigend ruhten ihre Blicke auf der Gegend vor ihnen. Rechts ein langer dunkler Waldstreifen, der sich bis zum Ufer hinan zog und dort plötzlich in einer Ecke endete, von wo sich ein grasiger Abhang einige hundert Fuß bis zum Strande hinab zog. Unmittelbar daran stieß eine Pappelallee, die bis zu einem Gartengehege führte, in dessen Mitte, etwas erhöht, ein ansehnliches Gebäude von schlossähnlicher altertümlicher Bauart ruhte. Hinter diesem Gebäude begann in einzelnen kleinen Häusern eine Stadt, die sich breit ausgedehnt am Strome hinzog. Fruchtbare Feldmarken schlossen dieses Panorama, das in der Gegend des Städtchens noch viele bewimpelte Schiffe zeigte, während es nach dem Walde zu ganz idyllisch ruhig dalag.

Lange schaueten sie hinüber, lange hafteten ihre Blicke an dem alten Schlosse, das im Abendscheine glänzte und deutliche Spuren von Ausbesserungen trug. Dann wendeten sie sich und blickten sich warm und freundlich an. Aber sie gaben ihren Gefühlen keine Worte. Hinter ihnen im Fährhause mehrten sich mit jedem Augenblicke die Passagiere, die hinüber wollten zur Stadt. Wagen rollten heran, Reiter sprengten herzu. Die Fähre ging zu bestimmten Stunden hinüber und herüber, das wusste jeder, der in dieser Gegend wohnte. Versäumte man die Zeit, so war ein verzögerter Aufenthalt die eigene Schuld des Reisenden, dem auf den letzten Stationen dieser Umstand mitgeteilt wurde. Es erschwerte die Verbindung, den Handel und Wandel über alle Maßen, dass hier keine Brücke angelegt war. Allein das Ufer bot Schwierigkeiten, die damals als unbesiegbar betrachtet wurden, während jetzt, in der Eisenbahnindustrie, mit einigen Millionen in der Hand auch der schwerste Brückenbau möglich wird. Richtig war es, dass schon die enorme Breite des Stromes, seine reißende Strömung, welche durch die Nähe der See bedeutend gesteigert wurde, und die Beschaffenheit des Flussbettes jeden Gedanken an einen Versuch dazu im Keime erstickte. Man begnügte sich geduldig mit der Fähre und räsonierte nur gelegentlich, wenn man dieselbe verpasst hatte oder wenn man, wie an diesem Abende, etwas länger warten musste.

Das Publikum, gemischt aus Vornehmen und Geringen, begann ungeduldig zu werden, wer eine Uhr besaß, sah nach, welche Zeit es sei — die Fähre lag noch immer drüben am Strande, während die Stunde schon herannahte, wo sie von dieser Seite abfuhren musste.

Zwei Herren traten jetzt zu dem Paare, das wir schon geschildert haben. Sie waren zu Pferde gekommen und hatten gefürchtet zu spät zu kommen.

Bei solchen Umständen ist man geneigt zur Entschuldigung von Saumseligkeiten, gerade weil sie Vorteile für uns abgeworfen haben.

»Die Post wird schuld sein,« sagte der eine der Herren, ein sehr großer, starker und stattlicher Oberförster vortretend und das Paar begrüßend.

»Jawohl, ehe die Post nicht ankömmt, kann die Fahre nicht abgehen, sie muss mit hinüber,« setzte der andere hinzu. »Wollen die Herrschaften auch über?« fragte er mit einer artigen Wendung. »Die Zeit wird Ihnen lang geworden sein — aber — horch! Jetzt kommt die Post aus der Stadt! —Hörst Du das Horn — der Wind muss daher stehen, Malchow!«

Der Oberförster blies statt der Antwort eine starke Rauchwolke von sich, unbekümmert darüber, dass sie das Gesicht der Dame in einen wahren Nebel einhüllte, und rief lachend: »Nun sieh, wohin der Rauch fliegt, Schwechten!«

Bis dahin hatte das Ehepaar nur durch Pantomimen geantwortet, jetzt fragte der Herr, während die Dame sich vor dem Tabaksqualm etwas zurückzog:

»Wie lange währt die Überfahrt, meine Herren?«

»Hin und zurück über eine Stunde,« entgegnete der Oberförster, seine Uhr ziehend, um nach der Zeit zu sehen. »Vor acht Uhr sind wir nicht über und ich rate Ihnen in der Stadt zu bleiben. — Sie finden dort vortreffliche Gasthöfe.«

Ein Lächeln des Herrn wurde von ihm unberücksichtigt gelassen und er fuhr zu seinem Gefährten gewendet sogleich fort: »Sieh, Schwechten, was aus dem alten Rumpelkasten geworden ist — das alte Ding sieht ganz stattlich aus. — Es mag dem neuen Landrat aber auch manchen Taler gekostet haben!«

Der Angeredete, ein Edelmann vom jenseitigen Ufer, nickte beistimmend und erläuterte seine Rede mit den artigen Worten, dass der Oberförster von Malchow das sogenannte alte Schloss meine, welches dort drüben am Walde liege.

»Das Gebäude war im Kriege gänzlich demoliert — die Franzosen hatten ihre Pferde in die schönen Salons gestellt und ihre Vorräte in die Boudoirs der Fürstin Lobenstein aufgespeichert,« rief der Oberförster lachend. »Von Fensterscheiben war keine Rede mehr und die Fledermäuse hatten das Privilegium erlangt, Nester in den abgerissenen Tapeten zu bauen. Einige tausend Taler sind gewiss nötig gewesen, um alles wieder bewohnbar zu machen. Der Fürst wollte dieses nicht anwenden und hat das alte Gerümpel an unsern neuen Landrat verkauft.«

»Der scheint die Sache verstanden zu haben,« unterbrach ihn der Herr von Schwechten. »Wollen wir von der Umsicht und Energie, die er bei diesen Arrangements bewiesen, auf seine Amtstätigkeit schließen, so wird er mit Kraft den alten Übelständen steuern, die seit dem wüsten Treiben der Usurpatoren ebenfalls wie Fledermäuse in abgerissenen Tapeten genistet haben.«

»Ich weiß nicht, was Du willst, Schwechten,« sagte der Oberförster mit Stirnrunzeln. »Immer die alte Redensart von Übelständen! — Geht nicht alles geregelt seinen Gang? Was soll abgeschafft werden? Ich dachte, der alte, gute selige Landrat Ostenrode hätte den richtigen Prinzipien gehuldigt, als er nicht ein Auge, nein alle beiden, die ihm Gott geschaffen hatte, zudrückte, um nicht zu sehen, was passierte. Wozu die unnützen Schreibereien? pflegte er zu sagen und er hatte Recht.«

»Nicht immer, Freund Malchow,« erwiderte Schwechten bedächtig, während der fremde Herr mit einem seltsamen Lächeln aufmerksam auf diese Unterhaltung lauschte. »Es ist manches hier im alten Schlendrian zu dem Scheine von Gerechtsamen gekommen, das mit Stumpf und Stiel ausgerottet werden muss. Viele Ungerechtigkeiten werden unter der Ägide von Gesetzlichkeit verübt. —«

»Was willst Du damit sagen?« fuhr der Oberförster auf. »Wenn Du mein Forstregiment meinen solltest, so möchte ich dem neuen Herrn Landrat nicht raten in mein Revier zu schnobbern. ——«

Der Fremde trat jetzt sehr schnell auf die beiden Freunde zu und unterbrach die Drohung, welche ohnstreitig folgen sollte.

»Meine Herren — es ist meine Pflicht mich Ihnen zu präsentieren, bevor sich feindselige Worte zwischen uns stellen, die mein späteres Verhältnis zu Ihnen gefährden. Mein Name ist Richard von Schollin. Ich bin der eben erwähnte neue Landrat dieses Kreises.«

Herr von Schwechten verriet durch ein kaum bemerkbar.es Blinzeln nach seinem Gefährten hinüber, dass er so etwas geahnt und nicht ohne Grund den Angriff auf den Oberförster gewagt hatte. Der Oberförster hingegen war augenscheinlich aufs Höchste überrascht und musterte einige Momente verwirrt die imponierende Gestalt des Landrates. Während Schwechten, ein Edelmann von vollkommen guten Formen, sich sogleich an die Dame wendete, um sie in ihrer neuen Heimat willkommen zu heißen, suchte Malchow vergeblich nach einem passenden Worte. Schollin kam ihm zu Hilfe. Seine Weltbildung und die Kenntnis solcher Charaktere, wie er in dem Jägersmanne vor sich hatte, fand bald die Bahn, welche die kleine Misshelligkeit ganz und gar in den Hintergrund stellte.

Das Gespräch belebte sich. Man begann von den Vorzügen der landrätlichen Stellung in dieser Gegend zu sprechen, man rühmte die schöne Lage des alten Schlosses und schloss wiederum mit der Bewunderung über die schnelle Renovierung eines so gänzlich zerstörten Gebäudes. Hin und wieder hatte die Dame Anteil an der Unterhaltung genommen, im Ganzen aber überließ sie sich ihrem Nachdenken und der sinnigen Betrachtung einer Wohnung, die wie ein naher und doch unerreichbarer Hafen der ersehnten Ruhe vor ihr lag. Ihr ganzes Wesen schien von einer leisen Traurigkeit überschattet, die aber jedenfalls eher Grundzug desselben, als von schmerzlichen Ereignissen herbeigeführt war. Ihre Erscheinung war blendend, obwohl sie die erste Blütezeit hinter sich hatte. Ein durchsichtig weißer Teint zu dunkelbraunem Haar und tiefblauen Augen, dazu feine und edle Züge: das bildete Vorzüge, welche die Zeit mit ihrem Zahne wohl benagen, aber schwer vernichten kann.

Der Oberförster hatte einige Male seine Blicke mit großer Aufmerksamkeit auf diesem sanften und demütigen Gesichte ruhen lassen, es schienen Erinnerungen an diese Persönlichkeit aufzutauchen, die er nicht zu platzieren wusste. Erst als das Gespräch lebhafter wurde, ließ seine Beobachtung nach und er überantwortete es der Zeit, ihn über die Art und Weise aufzuklären, wie er schon einmal in dieser Welt mit dieser schönen, graziösen Dame zusammengetroffen sei.

Die Fähre näherte sich unterdessen sehr schnell dem Platze, wo unsere Freunde standen. Es begann ein Gedränge. — Jeder fürchtete bei der bedeutenden Anzahl von Wagen und Pferden zurückbleiben zu müssen und jeder hielt sein Überkommen für wichtiger und nötiger als das aller anderen. Frau von Schollin schmiegte sich etwas ängstlich dichter an ihren Gatten. Das lärmende Treiben erweckte ihr Furcht vor der Überfahrt, die bei zu großer Belastung leicht Gefahr laufen konnte. Herr von Schwechten beruhigte sie und der Oberförster suchte ihr jede Angst durch die Versicherung zu nehmen, dass er ganze Regimenter Franzosen auf solchen Fähren habe übersetzen sehen.

»Das möchte für meine Frau eben keine Garantie sein,« meinte der Landrat lächelnd, »zur Zeit Napoleons wurde manches riskiert, und manches gelang über Erwarten, was jetzt vielleicht ohne Gnade und Barmherzigkeit scheitern müsste.«

Der Oberförster sah ihn scheel von der Seite .an. »Pah,« sagte er spöttisch, »es würde manches nicht scheitern, wenn es nur ebenso klug angefangen würde, wie es der große Kaiser anzufangen wusste.«

»O, ja,« warf der Landrat mit dem Tone leichter Verachtung und Ironie ein, »des großen Kaisers Löwenhaut vergrößerte sich bisweilen mit einigem Fuchspelze —. der Rheinbund spricht dafür — Seine Maxime, der Zweck heiligt die Mittel, hat er oft mit Hintenansetzung aller Moralgesetze durchgeführt, und bei solchen Grundsätzen konnte manches möglich werden«.

»Sie scheinen mir kein Freund des großen Kaisers,« fiel Schwechten etwas schadenfroh lachend ein.

»Aber wollen Sie ihm alle Geistesgröße absolut absprechen? Ich dächte, seine glücklichen Operationen wären unbestreitbar ein Dokument seines Genies.«

»Trägt denn seine ganze Laufbahn den Charakter der Neuheit und des noch nie Dagewesenen, mein Herr?« fragte der Landrat ruhig, indem er seiner Gattin den Arm reichte, um mit ihr endlich die Fähre zu besteigen, nachdem alles geordnet und sein Reisewagen glücklich noch ein Plätzchen darauf erobert hatte.

»Napoleon hat Vorgänger gehabt und ist dem Beispiele derselben oftmals mit großer Gewandtheit gefolgt.«

»Vorgänger gehabt? —« unterbrach ihn der Oberförster, dicht an des Landrats Seite bleibend, sehr verwundert. Seine Geschichtskenntnis mochte nicht viel über die Gegenwart und die nächste Vergangenheit hinausreichen.

»Ja, Herr Oberförster, Vorgänger in all den Eroberern, die uns die Weltgeschichte aufstellt. Sein Ehrgeiz regte sich, als er plötzlich alles hinlänglich zu ähnlichen Bahnen auf seinem Lebenswege vorbereitet fand, und seine sehr glückliche Gabe richtig zu politisieren, verschaffte ihm die ersten Triumphzüge. So entstehen oft große Männer!«

»Ein sonderbares Urteil über den Kaiser«, brummte der Oberförster seinem Freunde Schwechten ins Ohr.

Dieser barg mit Gewalt das schadenfrohe Lächeln, das schon seit dem Beginne des Gespräches seine Lippen umspielt hatte, und er erwiderte nur ein wenig spöttisch: »Du siehst, nicht alle Menschen erheben Dein Götterbild zu den Sternen.«

»Ist Bonaparte Ihr Ideal, Herr Oberförster?« fragte der Landrat etwas pikiert. »Deutsche Männer haben doch Veranlassung, seinem dämonischen Einflüsse auf den Ruin ihres Vaterlandes nicht das Wort zu reden.«

Herr von Schwechten rieb sich verstohlen und sehr vergnügt die Hände. Er gönnte dem Oberförster die Zurechtweisung von einem Fremden, welcher die maßlose Heftigkeit und Grobheit desselben nicht kannte und sich deshalb nicht von ihm imponieren ließ.

»Was. wollen Sie, Herr?« fragte der Oberförster hastig unterdessen und sein Ton verriet den gereizten Poltron. »Können Sie es dem Kaiser zurechnen, wenn seine Satelliten brutal gewesen sind?«

»Ja, das rechne ich ihm zu,« entgegnete mit ungestörtem Gleichmute der Landrat.

»Ist er verantwortlich für den Missbrauch, den diese mit der Macht trieben, welche er in ihre Hände legen musste?«

»Ja dafür war er verantwortlich, so wie er sich zu der Stellung emporschwang, die ihn eine erste Rolle auf der Weltbühne spielen ließ. Jeder ist verantwortlich für das Amt, das er übernimmt — wie im Kleinen, so ist’s auch im Großen. Bin ich außer Stande, meiner Verpflichtung: hier Ruhe und Ordnung unter dem Zepter der Gesetzlichkeit walten zu lassen, nachzukommen, so habe ich meine Kräfte überschätzt und muss abtreten. Napoleon hatte sich auch überschätzt, als sein Ehrgeiz ihm des Ikarus Flügel lieh, um ihn über Deutschlands Gauen hinweg zu tragen. —— Lassen Sie uns nicht darüber streiten, mein Herr. — Ich werde ihre Ansichten ehren. —«