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Henry David Thoreau

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Tagebuch III

(Telegrafenharfe)

Aus dem amerikanischen Englisch

übersetzt und mit Anmerkungen versehen

von Rainer G. Schmidt

Mit einem Nachwort

von Dieter Schulz

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Inhalt

Januar – April 1851

Mai 1851

Juni 1851

Juli 1851

August 1851

September 1851

Oktober 1851

November 1851

Dezember 1851

Nachwort von Dieter Schulz Von den Göttern geliefert: Tagebuch und Nature Writing

Anmerkungen

Januar – April 1851

2. JanuarBesuchte gestern Abend in Clinton in den Gingham-Spinnereien1 einen Raum, der eine Fläche von 1⅞ Morgen misst und 578 Webstühle enthält, ganz zu schweigen von den Drosselspindeln und Mulemaschinen. – Die Räume erstrecken sich insgesamt über drei Morgen. Es kommen zwischen drei- und vierhundert Pferdestärken zum Einsatz, und man betreibt eine Maschine von zweihundert Pferdestärken mit einem Treibrad von dreiundzwanzig Fuß Durchmesser; dazu steht eine Hilfskraft bereit, um die bisweilen auftretenden Mängel zu beheben. Ein Teil der Maschinerie – ich glaube dort, wo die Baumwolle zerrupft, gebleicht und gemischt wurde, bevor sie verflochten wird – hatte 1800 Umdrehungen pro Minute.

Zuerst besuchte ich den Raum, in dem Stoffmuster mit einem Handwebstuhl angefertigt werden. Zwei Arten von Kettfäden standen für den Einschuss oder Einschlag bereit. Der Arbeiter muss hier die Fäden des Einschlags zählen – was in der Spinnerei von der Maschine erledigt wird. Das war die alte Methode des Webens, bei der das Weberschiffchen hin und her saust und den Einschuss vornimmt. Solange der Kettfaden gleichbleibt, handelt es sich nur um ein einziges sogenanntes ›Genre‹.

Die Baumwolle sollte langfaserig & sauber & frei von Samenkörnern sein. Die Baumwolle von den vorgelagerten Inseln hat diesen Wuchs und ergibt einen trefflichen Faden. Viele Ballen werden vollständig durchmischt, damit die Stoffe eine einheitliche Qualität haben. Die Baumwolle wird dann durch Zylinder (Tamboure), die mit Haken und Ventilatoren versehen sind, & durch Gebläse zerpflückt & ganz und gar gebleicht; dann ausgebreitet, sodass sich ein bestimmtes Stoffgewicht pro Quadratyard ergibt, dann wieder zwei- oder dreimal geflochten, zerpflückt und nochmals geflochten; dann wird die geflochtene Baumwolle einer zylindrischen Krempelmaschine zugeführt – das so produzierte, sehr dünne Gewebe wird in einer Kupferwanne gesammeltimage und ergibt sechs (den sechs Krempelmaschinen entsprechend) flache, tauartige Bänder, die am Schienenkopf zu einem einzigen verbunden & gezogen werden. Und dieser Vorgang des Vereinigens und Ziehens oder Dehnens setzt sich von einer Maschine zur anderen fort, bis der Faden gesponnen ist, der dann gefärbt wird (Kaliko wird nach dem Weben bedruckt) – nachdem er auf Haspeln gewickelt und so in Docken verwandelt wurde – gefärbt und mit Dampf getrocknet. Dann maschinell auf Spulen gerollt für Kette und Einschuss. – Von einer großen Zahl Spulen werden die Kettfäden über Zylinder gezogen und verschieden gefärbte Fäden passend gemischt & angeordnet. Dann werden die Enden des Kettfadens von Hand durch den Harnisch des Zugstuhls gezogen. Die Maschinistin kennt die Reihenfolge von roten, blauen, grünen usw. Fäden durch die Nummerierung, die ihr gegeben wurde; und, entsprechend abzählend, zieht sie diese durch den Harnisch. Dann wird das Schussgarn eingelegt oder verwoben!! Die Unebenheiten und Knoten werden von den Mädchen weggezupft. Wenn sie irgendeine fehlerhafte Stelle entdecken, versehen sie diese mit einem Schildchen, und, wenn nötig, wird der Lohn des Webers gekürzt. Jetzt, glaube ich, läuft das Gewebe über einen rot glühenden Eisenzylinder und die Wollfussel werden abgesengt; dann wird es mit kaltem Wasser gewaschen, das in horizontalen Schwungrädern durch Zentrifugalkraft hinausgeschleudert wird. Dann wird der Stoff gestärkt, die Enden werden maschinell zusammengenäht.; dann glatt gespannt, zusammengelegt und verpackt.

(…)

4. JanuarDas längste Schweigen ist die treffendste Frage, am treffendsten gestellt. Betont still. Die wichtigsten Fragen – deren Antworten uns mehr betreffen als sonst irgendetwas – werden nie anders gestellt.

Für zwei Fremde, die einander wohlgesinnt sind, ist es schwierig, sich zueinander so wahrhaftig zu verhalten, dass zwischen ihnen nicht so schnell ein Gefühl der Falschheit & Hohlheit aufkommt. Die geringste Besorgnis, sich nicht wahrhaftig zu verhalten, verdirbt die Beziehung.

Ich denke an diejenigen, mit denen ich im Augenblick wahrhaft verbunden bin – mit einer Freude, die nie ausgedrückt wird & nie auszudrücken ist, bevor ich (nachts) in Schlaf falle.2

5. JanuarDie Kätzchen der Erlen sind jetzt steif gefroren!!

Fast alles, was meine Nachbarn gut nennen, halte ich in meiner tiefsten Seele für schlecht. Wenn ich irgendetwas bedaure, dann ist es mein gutes Benehmen. Welcher Dämon ist in mich gefahren, dass ich mich so gut benehme.

Du kannst die klügste Sache sagen – alter Mann – der du siebzig Jahre nicht ohne eine Art Würde gelebt hast. – Ich höre eine unwiderstehliche Stimme, die Stimme meines Schicksals, die mich lockt – von all dem fort.

7. JanuarDer Schnee liegt mindestens sechzehn Zoll hoch, doch ist es ein milder und freundlicher Nachmittag, als würde ein Januartauwetter einsetzen. Entfernt den Schnee, und es wäre nicht Winter, sondern gliche manchen Herbsttagen. Die Vögel erkennen den Unterschied in der Luft; die Häher machen mehr Lärm und die Schwarzkopfmeisen sind öfter zu hören.

Viele Kräuter sind nicht vom Schnee zerdrückt worden.

Ich erinnere mich nicht, Flöhe gesehen zu haben, außer das Wetter war mild und der Schnee feucht.

Ich muss vor allem in der Gegenwart leben.

(…) Wissenschaft verkörpert nicht das gesamte Wissen von Menschen, sondern nur das, was für Wissenschaftler bestimmt ist. Der Waldbewohner erzählt mir, wie er Forellen in einer Kastenfalle fing, wie er seinen Trog für Ahornsaft aus Kiefernstämmen fertigte und die Ausgussrohre aus Sumach oder Weißesche, die viel Mark haben. (Er kann seine Tatsachen mit dem menschlichen Leben in Verbindung bringen.)3

Die Kenntnisse eines Ungebildeten sind lebendig und üppig wie ein Wald, obzwar mit Moosen und Flechten bedeckt und zum größten Teil unzugänglich und verwildernd; die Kenntnisse des Wissenschaftlers gleichen Nutzholz, das in Höfen für öffentliche Bauvorhaben angehäuft wird und hie und da immer noch einen grünen Trieb erlaubt, doch auch dieser welkt leicht.

Ich fühlte, wie meine Stimmung sich hob, als ich von der Straße weggekommen war und in die offenen Felder strebte und der Himmel ein neues Aussehen hatte. Beschwingter schritt ich dahin. Über den bewaldeten Tälern war ein warmer Sonnenuntergang, eine gelbliche Tönung auf den Kiefern. Rötliche Wolken mit dunklem Einschlag standen darüber wie düstere Flammen. Und hier und da waren Streifen blauen Himmels zu sehen. Leben und Freude, das bietet ein blauer Himmel nach einem Unwetter! In der Historie gibt es keinen Bericht vom blauen Himmel. Zuvor ging ich in den eingefahrenen Bahnen der Reise; jetzt wagte ich etwas. Heute Abend kommt von Süden her Nebel auf.

Wenn ich mich bei meinem Spaziergang mit einem Schurken unterhalte, ist mein Nachmittag gewöhnlich verdorben.

Die Eichhörnchen und offenbar auch die Kaninchen haben alle gefrorenen Äpfel aus der Mulde hinter Miles Anwesen ergattert. Die Kaninchen haben anscheinend das verschlungen, was die Hörnchen fallen und liegen gelassen haben. Ich sehe die Spuren von beiden überall vom Wald her zu den Apfelbäumen führen.

8. JanuarDie Beeren der Stechwinde (Smilax) klammern sich immer noch fest, wie kleine Trauben.image Der Dorn dieser Kletterpflanze ist ganz vollendet – gleichsam ein kerzengerader Dolch.

Das Licht der untergehenden Sonne, das heute auf die Schneewechten fiel, ließ sie fast gelb glühen.

Von Fair Haven Pond aus gesehen bilden die Hügel eine völlig neue Landschaft. Mit Schnee bedeckt und mit gelblich grünen oder braunen Kiefern und Zwergeichen wirken sie höher & wuchtiger. Ihr weißer Umhang setzt sie mit den Wolken am Horizont & dem Himmel in Verbindung. Vielleicht wirkt das hell Gefärbte erhabener als das Dunkle.

Man könnte von einem steinalten und hutzeligen Menschen sagen, er klammere sich wie ein Zwergeichenblatt bis fast zu einem zweiten Frühling fest. Der Ansatz des Blattstiels enthielt immer noch etwas Leben.

10. Januar(…)

Es gab einen bemerkenswerten Sonnenuntergang; ein perlmuttfarbener Himmel über der Farm von Price; einige kleine Wolken, ebenso wie die Ränder von großen, gänzlich glänzend bemalt mit schimmernden Perlmutttönen. Nie zuvor sah ich dergleichen. Wer kann den Sonnenuntergang vorhersagen – wie wird er sein?

Die nahen und baumlosen, mit Schnee bedeckten Hügel wirken wie Berge, aber die Berge am Horizont wirken nicht höher als Hügel.

Ich sehe oft dort eine Kuhle im Schnee, wo ein Rebhuhn gehockt hat: die sehr deutliche Spur oder Form seines Schwanzes.

Der ritterliche und heroische Geist, der einst nur dem Chevalier und Reiter zukam, scheint heute dem Gehenden innezuwohnen. Zur Darstellung des ritterlichen Geistes brauchen wir keinen fahrenden Ritter mehr, sondern einen fahrenden Spaziergänger. Ich spreche nicht vom Wandern oder davon, in tausend Stunden hintereinander tausend Meilen zu gehen.

Der Adam, der täglich einen Rundgang in seinem Garten macht.

Mich dünkt, ich würde die Gabe des Lebens nicht annehmen, wenn von mir verlangt würde, einen ebenso großen Teil davon sitzend, vornübergebeugt oder mit gekreuzten Beinen zu verbringen, wie die Schuhmacher und Schneider. Ebenso gut kann man, den Kopf & die Füße zusammengebunden, ins Meer geworfen werden. – Bekanntschaft mit meinen Extremitäten machen.

Ich bin im Lauf meines Lebens nur ein oder zwei Personen begegnet, die sich auf die Kunst, tägliche Spaziergänge zu machen, verstanden – nicht bloß die Beine oder den Körper in Bewegung zu halten – nicht bloß die Geister zu erquicken, sondern entschieden beide, Körper und Geist, gemeinsam zu üben, und durch das Aufgeben aller konkreten Ziele die höchsten & wertvollsten Ziele zu erringen – Personen also, die sozusagen ein Talent zum Schlendern haben. Und dieses Wort ›saunter‹ [schlendern] leitet sich übrigens passend ab von Müßiggängern, die [im Mittelalter] umherzogen und, unter dem Vorwand, à la Sainte Terre zu gehen, milde Gaben erbettelten, bis vielleicht die Kinder ausriefen: »Dort geht ein Sainte-Terrer«, ein Pilger ins Heilige Land. Diejenigen, die bei ihren Spaziergängen nie ins Heilige Land ziehen, wie sie behaupten, sind in der Tat bloße Müßiggänger und Vagabunden.4

Vielleicht bin ich mehr als gewöhnlich auf meine Freiheit erpicht. Ich habe den Eindruck, dass gegenwärtig meine Verbindungen zur Gesellschaft und meine Verpflichtungen ihr gegenüber sehr schwach und flüchtig sind. Jene leichten Arbeiten, die mir einen Lebensunterhalt bieten und durch die ich meinen Zeitgenossen dienlich bin, sind doch eine Freude für mich, und ich werde nicht oft daran erinnert, dass sie eine Notwendigkeit darstellen. Insofern bin ich erfolgreich, und nur der ist erfolgreich in seinem Geschäft, der die Arbeit, die ihm die höchste Freude einbringt, zu seiner Ernährerin macht. Doch falls meine Bedürfnisse stark gestiegen sein sollten, sehe ich voraus, dass die zu ihrer Befriedigung nötige Arbeit zu einer Plackerei werden würde. Sollte ich meine Vor- und Nachmittage an die Gesellschaft verkaufen und dabei meine besondere Berufung vernachlässigen, bliebe nichts Lebenswertes übrig. Ich setze darauf, dass ich mein Erstgeburtsrecht auf diese Weise nie für ein Linsengericht verkaufen werde. (…)

Die Künste und Handwerke erteilen uns tausend Lektionen. Keine Elle Tuch kann gewoben werden ohne die gründlichste Genauigkeit des Webers. Das Schiff muss völlig abgedichtet sein, bevor es vom Stapel gelassen wird.

Ein bedeutender Unterschied zwischen zwei Charakteren besteht darin, dass der eine mit einem guten, aber gleichmäßigen Erfolg zufrieden ist, während der andere sein Ziel ebenso konstant höher schraubt. Obwohl mein Leben niedrig ist, wenn mein Geist gewöhnlich zu einem erhöhten Winkel emporschaut, ist es doch gleichsam erlöst. Wenn das Verlangen, besser zu sein als wir sind, wirklich aufrichtig ist, werden wir unverzüglich erhöht, und sind dann bereits so viel besser.

Ich verliere natürlich meine Freunde ebenso dadurch, dass ich sie schlecht behandle und schlecht einschätze, sie herabwürdige, schlechtmache, wie dadurch, dass sie sich selbst herabsetzen, bis ich schließlich, wenn ich bereit bin, ihnen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, mich, da ihre Idealgestalt immer noch in mir fortdauert, nicht mehr mit ihrem wirklichen Selbst, sondern nur mit den Erinnerungen an sie beschäftigen darf. (…)

Es ist schon wichtig zu wissen, ob sich ein göttliches Wesen und nicht ein gewöhnlicher Reisender an uns wendet.

Ich ging gerade in den Keller hinab, um einen Armvoll Holz zu holen – und als ich mit meinem Holz und einer Kerze an den Ziegelsteinpfeilern vorbeiging, hörte ich, wie mich dünkte, einen alltäglichen Vorschlag – aber als ich sozusagen per Zufall ehrfurchtsvoll auf den Hinweis achtete – stellte ich fest, dass es die Stimme eines Gottes war, der mir in den Keller hinab gefolgt war, um mit mir zu sprechen.

Wie viele Verbindungen verlieren wir wohl durch Unaufmerksamkeit!

Ich würde gern ein Tagebuch führen, das solche Gedanken und Eindrücke enthielte, von denen ich am leichtesten vergesse, sie gehabt zu haben. Die in einer Hinsicht die größte Ferne für mich hätten – und in anderer die größte Nähe.

Es ist gesund, manchmal krank zu sein.

Ich weiß nicht, ob ich deshalb lateinische Verse mehr liebe als alle englischen Gedichte zusammen, weil ihre Sprache einfach eine elegante Bündigkeit und Prägnanz besitzt, ein Vorteil, den das Einzelwesen anscheinend mit seiner Nation geteilt hat.

Wenn wir nicht mehr auf den Feldern der Natur umherstreifen können, streifen wir auf den Feldern des Denkens und der Literatur umher. Unsere Köpfe behalten ihre Stärke, wenn unsere Beine schwach geworden sind.

(…)

In einer wie viel fruchtbareren Natur wurzelt die griechische Mythologie als die englische Literatur! Die Natur, welche die Mythologie anregte, blüht immer noch. Mythologie ist die Feldfrucht der Alten Welt, bevor ihr Boden erschöpft war. Der Westen bereitet sich darauf vor, seine Sagen denen des Ostens beizugesellen. Eine fruchtbarere Natur als das Tal des Mississippi.5

(…)

Die Alte Welt mit ihren gewaltigen Öden & ihren trockenen & erhöhten Steppen & Tafelländern, im Vergleich zur Neuen Welt mit ihren feuchten & fruchtbaren Tälern & Savannen & Prärien & grenzenlosen jungfräulichen Wäldern, ist wie das erschöpfte Maisland im Vergleich zu den Torfwiesen. Amerika hat es nötig, dass etwas vom Sand der Alten Welt auf seine üppigen, Wiesen gekarrt wird, die noch nicht angeglichen sind.

(…)

Vor einigen Monaten schaute ich mir ein Rheinpanorama6 an. Es glich einem Traum vom Mittelalter. – Es war mehr als reine Vorstellung, dass ich diesen historischen Strom hinabtrieb, unter Brücken, die von den Römern erbaut und von späteren Helden wiederhergestellt wurden, vorbei an Städten & Burgen, deren Namen allein schon Musik in meinen Ohren waren; und jeder von ihnen war Gegenstand einer Sage. Von den Wassern des Flusses & von seinen mit Reben bedeckten Hügeln & Tälern schien eine gedämpfte Musik emporzusteigen, wie von Kreuzfahrern, die ins Heilige Land aufbrachen. – Da waren Ehrenbreitstein & Rolandseck & Koblenz, die ich nur aus der Geschichte kannte. Ich trieb unterm Zauberbann dahin durchs Mondlicht der Geschichte. Es war, als erinnerte ich mich an einen herrlichen Traum, als sei ich in ein heroisches Zeitalter entrückt worden & atmete eine Atmosphäre des Rittertums. Jene Zeiten erschienen weit poetischer & heldenhafter als die heutigen.

Bald danach schaute ich mir das Panorama des Mississippi an, und als ich mich zur rechten Zeit ins Licht des Heute emporarbeitete – & die Dampfboote sah, die sich mit Brennholz eindeckten – & ich den Ohio & den Missouri hinaufschaute & deren unbesiedelte Klippen erblickte – & die aufkommenden Städte zählte – & die Indianer sah, die sich über den Strom westwärts bewegten & die Sagen von Dubuque & Wenonas Klippe hörte – und immer noch mehr an die Zukunft als an die Vergangenheit oder Gegenwart dachte – erkannte ich, dass das ein Rhein-Strom einer anderen Art war (…)

9. Febr. 1851Die letzte Januarhälfte war warm, und es taute. Die schnell fließenden Flüsse waren eisfrei, und man sah die Bisamratten schwimmen und tauchen und Muscheln hochbringen, deren Schalen sie auf dem Eis zurückließen. Wir hatten jetzt Sommer und Herbst vergessen, hatten aber schon begonnen, den Frühling vorwegzunehmen. Angler nutzten das bessere Wetter, um durch Eislöcher Kettenhechte zu fangen. Davor war es nur eine Herbstlandschaft mit einer dünnen Schneedecke darüber; wir sahen die welken Blumen daraus hervorkommen; aber jetzt, wenn wir diesen Schnee betrachten, denken wir nicht an den Herbst. Diese Erde ist wirksam begraben. Es ist tiefer Winter. In ein paar Tagen hat sich die Kälte mehr denn je festgesetzt, obwohl die Tage jetzt viel länger sind. Jetzt gehe ich auf der Eiskruste, die sich seit dem Januartauwetter gebildet hat, über die Felder und kann den Fluss an den meisten Stellen überqueren. Es ist leichter, übers Land zu spazieren als zu jeder anderen Jahreszeit – leichter als im Sommer, weil die Wiesen und Flüsse gefroren sind und kein hohes Gras oder bebautes Feld vermieden werden muss; leichter als im Dezember, bevor sich die Eiskruste gebildet hat.

(…)

Ich habe gehört, dass es eine Gesellschaft zur Verbreitung nützlichen Wissens gibt. – Es heißt, Wissen sei Macht und dergleichen. –

Mich dünkt, es besteht ein gleicher Bedarf nach einer Gesellschaft zur Verbreitung nützlichen Unwissens – denn das meiste unseres gerühmten sogenannten Wissens ist nur die Einbildung, dass wir etwas wissen, das uns der Vorzüge unseres wirklichen Unwissens beraubt.

Denn das Unwissen eines Menschen ist manchmal nicht nur nützlich, sondern auch schön, während sein Wissen oft schlimmer als nutzlos ist, da es außerdem noch hässlich ist.

Wessen Wissen erstreckt sich hinsichtlich bedeutender Dinge auf mehr als ein Bewusstsein seines Unwissens. Doch welches Wissen ist erfrischender & anregender als dieses?

Wie oft sind wir klug wie Schlangen, ohne harmlos wie Tauben zu sein.

(…)

Mein Wissensdurst setzt zeitweise aus; aber mein Verlangen, mich mit dem Geist des Universums auszutauschen, sogar von den Dünsten dieses sozusagen göttlichen Nektars berauscht zu sein, mein Haupt durch Atmosphären und über Höhen zu tragen, die meinen Füßen unbekannt sind, ist anhaltend und dauerhaft.

Es ist bemerkenswert, wie wenig Ereignisse oder Krisen es in den Historien unseres Geistes gibt, wie wenig geübt wir in unserem Geist gewesen sind, wie wenige Erfahrungen wir gehabt haben.

Die Geschichte von Romulus und Remus, die von einer Wölfin gesäugt wurden, ist keine bloße Fabel; die Gründer jedes Staates, die zu Rang und Würden gelangten, haben ihre Nahrung und Kraft aus einer ähnlichen Quelle geschöpft. Da die Kinder des Imperiums nicht von Wölfinnen gesäugt wurden, wurden sie von den Kindern der nördlichen Wälder, die Wolfsmilch tranken, besiegt und vertrieben.

Amerika ist die Wölfin von heute, und die Kinder des erschöpften Europas, ausgesetzt an seinen unbewohnten und wilden Gestaden, sind Romulus und Remus, die, nachdem sie neues Leben und neue Kraft aus ihrer Brust gewannen, ein neues Rom im Westen begründet haben.

Es ist bemerkenswert, wie vergleichsweise wenig Stellen es in der besten zeitgenössischen Literatur gibt, die Vertrautheit mit der Natur verraten.

Es ist mir klar, dass nur ein oder zwei meiner Mitbürger oder Bekannten (tatsächlich nicht mehr als einer unter vielen Tausend) sich vom Wald oder der Natur stark angezogen fühlen oder zumindest diesem Hang gehorchen, aber alle werden fast ausnahmslos bloß von Menschen oder der Gesellschaft angezogen. Die jungen Männer von Concord und anderen Städten wandern nicht in den Wäldern, sondern scharen sich in Betrieben und Büros. – Sie saugen einander aus. Am meisten verlockt sie der Mühldamm (…).7

Ich weiß nicht, in welcher Literatur, ob alt oder modern, eine angemessene Darstellung der Natur zu finden ist, mit der ich vertraut bin. Mythologie kommt dem am nächsten.

Das alltägliche Leben der Menschen ist, zumindest für den Denker, nicht ohne dramatisches Interesse. Es ist nicht immer und überall prosaisch. Vierzigtausend Pilger machen sich jedes Jahr aus den verschiedenen Staaten des Islam nach Mekka auf. Doch ist dies nicht so bedeutsam wie die weitaus einfachere und unauffälligere Wallfahrt zu den Heiligtümern eines unbekannten Einzelwesens, welche jedoch keinen Tumult in der Welt auslöst.

Ich glaube, dass Adam im Paradies insgesamt nicht so günstig gestellt war, wie es der Hinterwäldler in Amerika heute ist. Ihr wisst alle, wie elend Ersterer sich erwies, – oder ausgewiesen wurde –, doch hat zumindest die Tatsache etwas Tröstendes, dass noch zu erleben ist, als was sich der westliche Adam in der Wildnis erweisen wird.

Mit Adams Fall

Sind wir Sünder all’.

In des neuen Adams Steigen

Wird uns allen Himmel eigen.

(…)

12. Februar, MittwochEin schöner Tag, und nur wenig Schnee oder Eis auf dem Boden. (…) Tauwetter hat den Schnee fast gänzlich weggespült und den Fluss und die Bäche steigen lassen und die Wiesen überflutet, wobei das Wasser das alte, immer noch fest am Boden haftende Eis bedeckt.

Was Abwechslungsreichtum und Neuheit und Wildheit betrifft, so ist es, wie ich finde, ein hervorragender Spaziergang, sich am Rand der Feuchtwiese zu halten – das Eis ist nicht stark genug, um zu tragen, und durchsichtig wie Wasser – und auf dem nackten Boden oder dem Schnee, genau zwischen der höchsten Wasserstandsmarke und der jetzigen Wasserlinie – ein schmaler, mäandrierender Spazierweg, reich an unerwarteten Anblicken und Gegenständen. Die Linie der Ablagerung von Abfall, welche die höheren Pegelstände anzeigt – verwelkte Schwertlilien und Binsen und Zweige und Kranbeeren – ist in meinen Augen eine sehr gefällige und bedeutsame Linie, welche die Natur längs des Wiesenrandes zieht. Es ist eine scharf umrissene, dauerhafte natürliche Grenze, die mich im Sommer daran erinnert, dass das Wasser früher dort stand, wo ich jetzt gehe. Manchmal erzählen mir die Riffelungen an den Bäumen die gleiche Geschichte. Die Trümmer der Feuchtwiese, die unzählige Buchten füllen und tausend Geschichten denen erzählen, die sie lesen können. Unser mediterranes Auengestade. Der sachte Anstieg des Wassers rings um die Bäume auf der Wiese, wo Eichen und Ahorne weit draußen im Meer stehen und man junge Ulmen sich manchmal dicht um einen Felsen, der sein Haupt übers Wasser erhebt, scharen sieht, als würden sie ihn beschützen und davor bewahren, weggespült zu werden, obwohl sie in Wahrheit ihm ihren Ursprung und ihre Erhaltung verdanken. Zuerst lud er ihre Samen ein und hielt sie fest, und jetzt bewahrt er das Erdreich, in dem sie wachsen. Es ist eine angenehme Erinnerung an den Anstieg des Wassers, an einem Ufer des Flusses hinan und an dem andern hinab zu gehen, und dabei diesem Weg zu folgen, der weitaus mehr mäandert als der Fluss selbst. Wenn das Eis nicht begehbar ist, wird man sachte gezwungen, diesen insgesamt schöneren Weg zu nehmen – den Windungen der Wiese zu folgen. Der Abstand der höchsten Wasserstandsmarke zum jetzigen Pegel beträgt im Allgemeinen zwischen ein paar Fuß und ein paar Ruten. Wenn das Wasser über die Straße tritt, hebt sich meine Stimmung – wenn die Zäune weggespült werden. Ein Wiesenspaziergang. Sah eine Raupe, die über dem Schnee umherkroch.

Die Erde liegt so entblößt da, dass sie auf mich den Eindruck macht, sie könne sich erkälten.

Als ich heute am Rand der Wiese entlangspazierte, sah ich etwas, das neu für mich war. Etwa jede halbe Meile längs des Flussbettes erblickte ich in einer gewissen Entfernung, dort, wo das Eis offenbar beim Gefrieren durch den Druck anderen Eises aufgebrochen war – dünne Eisschollen, die an ihren Kanten hochgeschoben worden waren und die Sonne reflektierten, als seien sie gleich viele Spiegel: ganze Flotten glänzender Segel, die dem Fluss ein quicklebendiges Aussehen verliehen – wo über ein Dutzend Ruten weit die Eisschollen auf ihren Rändern standen, wie eine Flotte von Eisschiffen, die flussauf gegen die Sonne kreuzt.

(…)

Der Erregung, die das Tosen eines Wasserfalls hervorruft, liegt mehr als eine Gedankenverbindung zugrunde. Sie ist mit dem Kreislauf in unseren Adern verbunden. Irgendwo in uns haben wir einen Wasserfall, der sogar dem Niagara entspricht. Es ist erstaunlich, welch brausenden Aufruhr ein leichtes Gefälle bei einem angeschwollenen Bach hervorrufen wird. Wie gibt er seine Freude, sein Ungestüm kund, wenn er unbesonnen auf seinem wunderbaren Lauf einherstürzt, als würde er sich in einer halben Stunde erschöpfen! Wie er sich verausgabt! Ich würde dem Redner und Dichter sagen: Fließe frei und verschwenderisch wie ein praller Bach – ohne Einschränkung. Vielleicht bin ich auf den Ursprung des Wortes lavish [verschwenderisch]8 gestoßen. Er zögert nicht, den steilsten Abhang hinabzustürzen und je nachdem zu tosen oder zu plätschern, aus Angst, er könnte seine Quelle erschöpfen. Das Ungestüm herabstürzenden Wassers selbst bei geringstem Gefälle! Es scheint zunehmend schneller zu fließen.

Es fällt schwer, die Behauptung der Philosophen zu glauben, dass bloß ein Unterschied in der Form der Elementarteilchen – ob sie rechteckig oder kugelförmig sind – den Unterschied zwischen dem standfesten, ewig bleibenden und ruhenden Hügel ausmacht und dem ungestümen Sturzbach, der zu Tal schießt.

(…)

Ich vertraue darauf, dass die heutigen Spaziergänger wissen, welch einen Segen sie mit der relativen Freiheit genießen, übers Land streifen und sich an der Landschaft erfreuen zu können, wobei sie mitleidsvoll der Zukunft vorgreifen, wenn jene möglicherweise in sogenannte pleasure-grounds aufgeteilt sein wird, auf denen nur wenige die begrenzte und ausschließliche Freude genießen dürfen, die mit Eigentumsrecht vereinbar ist – wenn das Spazieren über Gottes Erdboden als das widerrechtliche Betreten des Grundstücks eines Edelmanns ausgelegt wird, wenn Zäune vervielfacht und Menschenfallen und andere Vorrichtungen erfunden werden, um die Menschen auf die öffentliche Straße zu beschränken. Ich bin dankbar dafür, dass wir in Amerika immer noch so viel Platz haben.

13. Febr.Auf Schlittschuhen nach Sudbury. Ein schöner, sommerartiger Tag. Die Feuchtwiesen waren gerade genug gefroren, um zu tragen. Untersuchte jetzt die Flotten von Eisschollen in der Nähe. Sie stellen ein ganz einzigartiges & interessantes Phänomen dar, das ich mich nicht entsinne, schon gesehen zu haben. Wenn nämlich das Wasser so dick wie Pappe gefroren war – wurde es durch eine heftige Böe hier und da aufgebrochen; und während der Wind & die Wellen es an seinem Rand nach oben schoben, fror die zunehmende Kälte es fest ein. So schien es, denn die Schollen waren meistenteils in eine Richtung gedreht; d. h. da sie auf einer Seite standen, sah man nur ihre Kanten, und in einer anderen Richtung – nach Nordosten oder Südwesten – ihre Seitenflächen. Sie waren zumeist von dreieckiger Form, wie Fledermaussegel, und leicht bogenförmig, wie Muschelschalen.

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Sie wirkten wie eine Flotte von tausend Makrelenfischern, die mit vollen Segeln vor einer steifen Brise dahinjagten. Sonne und Wind hatten die Schollen manchmal so dünn wie Schreibpapier werden lassen, und sie flatterten und raschelten und klirrten vergnügt. Ich fuhr mit meinen Schlittschuhen durch sie hindurch und streute ihre Trümmer umher. Sie scheinen ausdrücklich emporgehoben worden zu sein, um wie Spiegel die Sonne zu reflektieren, um den Fluss anzubeten und den Blick des Schlittschuhläufers anzulocken. Wer wird sagen, dass ihr Hauptzweck nicht erfüllt ist, wenn sie die Bewunderung des Schlittschuhläufers erregen? Wenn man mit Schlittschuhen flussauf läuft, sieht man nach jeder halben oder vollen Meile diese kristallnen Flotten. Die Natur ist ein großer Nachahmer und wiederholt sich gern. Sie verschwendet ihre Wunder an die Stadt. Es beeindruckt mich als eine überragende Eigenschaft ihrer Kunst, wenn es Kunst genannt werden kann, dass sie keine Wertschätzung vom Menschen verlangt, dass sie nichts unternimmt, um seine Aufmerksamkeit zu erregen.

(…)

In punkto Altertümer: Eine unserer alten, verödeten Landstraßen, die nur durch parallele Zäune und das Kellerloch mit seinen Ziegelsteinen zu erkennen sind und wo der letzte Bewohner vor fünfzig Jahren als Opfer der Trunksucht starb und ringsum kahle und ausgelaugte Felder hinterließ, gemahnt mich an ein Altertum, das viel weiter vom Amerika der Zeitungen entfernt ist als es die Gräber Etruriens sind. – In die Zwischenzeit füge ich den Aufstieg und Fall Roms ein. Dies ist der Niedergang und Fall des Römischen Reichs.

Es ist nicht nur wichtig, den Anlass unserer reinen und unvermischten Freuden zu beobachten, sondern auch das Geheimnis einer Unzufriedenheit, die wir empfinden mögen.

In der Gesellschaft bemerke ich bei den besten Einrichtungen der Menschen eine gewisse Frühreife. Wenn wir heranwachsende Kinder sein sollten, sind wir bereits kleine Männer. Noch als Säuglinge haben wir es eilig, von der Brust unserer Großen Mutter entwöhnt zu werden, und kultivieren unsere geistigen Fähigkeiten durch Umgang mit einer anderen.

(…)

Ich möchte nicht, dass jeder Mensch kultiviert würde, ebenso wenig wie ich möchte, dass dies mit jedem Morgen Land geschähe. Einige müssen durch die jährliche Zersetzung der von ihnen am Leben erhaltenen Wälder einen Humusboden vorbereiten.

(…)

14. FebruarSeht euch den Farmer an, der gemeinhin als der gesündeste Mensch gilt. Er mag der zäheste sein, ist aber nicht der gesündeste. Er hat seine Geschmeidigkeit verloren; er kann weder laufen noch springen. Gesundheit heißt, all unsere Fähigkeiten frei zu gebrauchen und über sie zu verfügen und sie gleichermaßen zu entwickeln. Seine Gesundheit ist die des Ochsen, eines überarbeiteten Büffels. Seine Gelenke sind steif. Die Ähnlichkeit stimmt sogar in den Einzelheiten. Er wird in Schuhen aus Kuhleder zugrunde gerichtet, und sein Leben ist eine Ochsentour. An manchen Orten steckt er tatsächlich seinen Fuß in die Haut eines Ochsenbeins. Es würde ihm guttun, zur Gänze gewaschen und gewalkt zu werden, um ihn geschmeidig zu machen. Seine Gesundheit ist unempfänglich für jede Einwirkung. Aber nur der gesündeste Mensch auf Erden ist für den feinsten Einfluss empfänglich; jemand, der von der Elektrizität in der Luft mehr oder weniger berührt wird.

Wir werden nicht sehr weit sehen, wenn wir das Gesehene zu verstehen trachten. Wie wenige Dinge kann ein Mensch mit dem Band seines Verstehens ermessen, wie viele größere Dinge könnte er unterdessen sehen.

An einem Herbstnachmittag am 21. November sah ich Fair Haven Pond mit seiner Insel und Wiese zwischen Insel und Ufer, sah im Lee der Insel einen Streifen völlig glatten Wassers und zwei Habichte, die darüber segelten. (Und ich sah noch etwas mehr, das nicht leicht zu beschreiben ist und mich veranlasste, zu mir zu sagen, dass die Landschaft nicht verbessert werden konnte). (…) Ich beginne, solche Dinge nur zu sehen, wenn ich aufhöre, sie zu verstehen – und mich danach erinnere, dass ich sie zuvor nicht geschätzt habe. Doch kam ich nicht darüber hinaus. Wie angepasst diese Formen und Farben unseren Augen sind, eine Feuchtwiese und ihre Inseln. Welche Dinge sind dies? Doch die Habichte und Enten halten sich so fern, und die Natur ist so zurückhaltend! Wir sind dazu bestimmt, den Fluss und die Wiese so zu lieben, wie der Wind dazu bestimmt ist, das Wasser zu kräuseln.

Es ist ein Unterschied, ob man isst, um Kraft zu erlangen oder aus bloßer Gefräßigkeit. Die Hottentotten verschlingen begierig das Mark des Kudus und anderer Antilopen ganz selbstverständlich roh und haben dadurch vielleicht den Köchen von Paris den Rang abgelaufen. Der Fleischesser muss so weit kommen. Das ist besser als ein im Stall gefüttertes Rind und ein Schlachthausschwein. Möglicherweise schöpfen jene eine gewisse tierische Kraft daraus, die die kunstvollsten gekochten Mähler nicht bieten.

Wir erfahren durch das Januartauwetter, dass der Winter Unterbrechungen hat, und wir werden an andere Jahreszeiten erinnert. Die Kraft des Winters ist gebrochen.

15. FebruarVerhängnisvoll ist die Entdeckung, dass unser Freund fehlbar ist, dass er Vorurteile hat. Er wird dann bloß in unserer Gunst vorverurteilt. Was ist seine Wertschätzung wert, wenn er einen anderen nicht gerecht einschätzt?

Ach! Ach! wenn mein Freund beginnt, sich mit Bekenntnissen zu befassen, das Schweigen bricht, die Freundschaft zu einem Thema macht (was dann immer etwas Vergangenes ist), und zu bloß menschlichen Beziehungen herabsteigt! Solange ein Funken Liebe übrig ist, hegt diesen allein. Nur dieser kann zu einer Flamme entfacht werden. Ich glaubte, dass Freundschaft, dass Liebe immer noch möglich war zwischen uns. Ich glaubte, dass wir uns nicht sehr weit voneinander entfernt hatten. Aber jetzt, da mein Freund hastig, gedankenlos, unehrerbietig spricht, wobei er den Abstand zwischen uns erkennt, scheint dieser Abstand sich unendlich weit vergrößert zu haben.

Wir sind nicht geneigt, anderen gegenüber von unseren Freunden zu sprechen, über sie zu klagen; wir möchten nicht die Grundlagen des Vertrauens stören, das es immer noch geben mag.

Warum sollten wir nicht fortfahren, so intensiv und flink wie Kleinkinder zu leben? Ist nicht die Welt, sind nicht die Himmel, so unausgelotet wie eh und je? Haben wir irgendeine Freude, irgendeine Empfindung ausgeschöpft?

(…)

16. FebruarNennen wir dies das Land der Freien? Was bedeutet es, von King George IV frei zu sein und die Sklaven des Vorurteils beizubehalten? Was heißt es, frei und gleich geboren zu sein und nicht zu leben? Worin besteht der Wert einer politischen Freiheit denn sonst, als Mittel für moralische Freiheit zu sein? Ist die Freiheit, mit der wir uns brüsten, die Freiheit, Sklave zu sein oder frei zu sein? Wir sind eine Nation von Politikern, die sich um die Äußerlichkeiten von Freiheit kümmern, um die Mittel und den Schutz von Freiheit. Vielleicht können unsere Kindeskinder wesentlich frei sein. Wir schätzen uns selbst ungerecht ein. Ein Teil von uns wird nicht dargestellt. Einschätzen ohne Darstellung. Wir quartieren Truppen bei uns ein. Im Hinblick auf unsere Tugend oder echte Mannhaftigkeit sind wir im Wesentlichen provinziell, nicht weltstädtisch – bloße Jonatane.9 Wir sind provinziell, weil wir unsere Maßstäbe nicht zu Hause finden; weil wir nicht die Wahrheit verehren, sondern das Nachdenken über Wahrheit; weil wir vereinnahmt sind und beschränkt durch Handel und Wandel und Landwirtschaft, welche nur Mittel sind, nicht aber das Ziel. Wir sind im Wesentlichen provinziell, sage ich, und provinziell ist auch das englische Parlament. Sie verraten sich selbst als bloße Bauerntölpel, wenn eine wichtige Frage zur Entscheidung ansteht. Ihre Naturen sind ihrer Tätigkeit unterworfen!

Die feinsten Manieren überhaupt sind unbeholfen und albern, stellt man sie einer feineren Intelligenz gegenüber. Sie erscheinen bloß als die Moden vergangener Tage – bloß Vornehmheit, enganliegende Kniehosen mit Schnallen – haben den Fehler, zu veralten; eine bloße Attitüde. Den Manieren gebricht es daran, fortwährend vom Charakter im Stich gelassen zu werden; sie sind abgeworfene Kleider oder Hülsen, die von dem lebendigen Geschöpf Respekt erheischen. Man wird mit den Hülsen vorgestellt, nicht mit dem Fleisch, und es ist gemeinhin keine Entschuldigung, dass bei einigen Meerestieren die Schalen wertvoller sind als das Fleisch. Der Mensch, der sich bei mir auf seine Manieren verlässt, handelt so, als bestehe er darauf, mich in sein Kuriositätenkabinett zu führen, wenn ich ihn selbst zu sehen wünsche. Manieren sind bewusst; Charakter ist unbewusst.

Mein Nachbar erholt sich erst von seiner förmlichen Verbeugung, wenn ich mich von dem Vergnügen erhole, ihn zu treffen.

18. Februar, DienstagDer Boden fast von Schnee entblößt. Angenehmer Tag mit einem starken Südwind. Ich fuhr Schlittschuh, obwohl das Eis stellenweise weich war. Sah den Stinkkohl in Blüte. Sammelte Nüsse und Äpfel auf dem nackten Boden; sie waren immer noch einwandfrei, und viele von ihnen bewahrten noch ihre Farben, Rot und Grün.

Gestern war der Fluss nahe Hubbard’s Bridge über die Straße getreten.

Vermaß gestern, den 17. Februar, White Pond.

Wenig oder nichts Denkwürdiges ist über das Thema geschrieben worden, wie ein aufrichtiges Leben zu erlangen ist. Weder das Neue Testament noch Poor Richard10 sprechen über unsere Lebensbedingungen. Ich kann mich nicht an eine einzige Seite erinnern, die sich mit den Fragen, die ich mir zu dem Thema stelle, befasst, geschweige denn, diese beantwortet. Wie die Beschaffung unseres Lebensunterhalts poetisch machen? Denn wenn sie nicht poetisch ist, dann erlangen wir nicht Leben, sondern Tod. Sind die Menschen etwa allzu angewidert von ihrer Erfahrung, um darüber zu sprechen? Oder stellen sie gewöhnlich die gewöhnlichen Sitten nicht in Frage? Die praktisch bedeutsamste von allen Fragen scheint mir zu sein, wie ich meinen Lebensunterhalt verdienen soll, und doch findet sich wenig oder nichts zu dem Thema in irgendeinem Buch. Jene, die von den Zinsen ererbten Geldes leben oder Geld unehrenhaft erworben haben, sind natürlich nicht befugt, dies zu beantworten. Ich meine, dass die Gesellschaft mit all ihren Künsten in dieser Hinsicht nichts für uns getan hat. Schaut man sich die Literatur an, möchte man meinen, diese Frage hätte nie das Nachdenken eines einzigen Individuums gestört. Kälte und Hunger scheinen meiner Natur mehr gewogen zu sein als jene von Menschen übernommenen Methoden, die raten, jene abzuwehren. Wenn ich nicht wünschen würde, hier etwas zu tun – ein Werk zu vollenden –, würde ich gewiss lieber leiden und sterben als mich der Mühe zu unterziehen, mir durch die von Menschen vorgeschlagenen Methoden meinen Lebensunterhalt zu verdienen.

Es kann sogar ein Übermaß an belebendem Licht geben.

Der Franzose Niepce11 tat kund, dass »keine Substanz den Sonnenstrahlen ausgesetzt werden kann, ohne eine chemische Veränderung zu erfahren.« Granitfelsen und Steinbauten und Statuen aus Metall usw. sind, laut Robert Hunt, »während der Sonnenstunden alle gleichermaßen zerstörerischer Wirkung ausgesetzt und würden bald, träfe die Natur nicht Vorkehrungen, die nicht minder wunderbar sind, unter der zarten Berührung durch die feinsten Wirkungen des Universums zugrundegehen.« Doch zeigte Niepce, laut Hunt, »dass jene Körper, die während der Tageshelle die Veränderung erführen, die Kraft besäßen, während der Nachtstunden, wenn dieser Reiz nicht mehr auf sie einwirkt, ihren ursprünglichen Zustand wiederherzustellen«. Im Fall der Daguerreotypie »schwindet [so] das von uns abends empfangene Bild vor dem Morgen dahin, und wir versuchen vergebens, es wiederherzustellen, außer wir eignen uns eine Methode an, seine Dauer zu sichern.« [Und er folgert], »dass die Stunden der Dunkelheit so notwendig für die anorganische Schöpfung sind, wie Nacht und Schlaf es, wie wir wissen, für das organische Reich sind.« Das ist der Einfluss des »Aktinismus«, jener Kraft in den Sonnenstrahlen, die eine chemische Reaktion hervorruft.

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27. Februar(…)

Wenn von zwei Menschen einer nichts über ein Thema weiß und weiß, was äußerst selten ist, dass er nichts weiß, und der andere wirklich etwas darüber weiß, aber denkt, dass er alles weiß – wie groß ist der Vorteil des letzten gegenüber dem ersten? Mit wem gibt man sich am besten ab? Mir ist kein Wissen bekannt, das auf etwas Bestimmteres hinausläuft als auf eine ungewohnte und große Überraschung oder die jähe Entdeckung der Unzulänglichkeit all dessen, was wir zuvor Wissen genannt haben; auf ein unbestimmtes Gefühl der Größe und der Pracht des Universums. Der Nebel wird durch die Sonne gelichtet. Aber es kann nicht vom Menschen gesagt werden, er wisse in einem höheren Sinn, ebenso wenig wie er heiter und ungestraft ins Antlitz der Sonne schauen kann.

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Die Gestalten von Schlangen, Greifen, fliegenden Drachen und andere Verzierungen der Heraldik, die östliche Vorstellung von der Welt, die auf einem Elefanten ruht, dieser auf einer Schildkröte und diese wiederum auf einer Schlange usw., die üblicherweise als mythologisch im allgemeinen Sinn dieses Wortes betrachtet werden, sollen auch nach Ansicht einiger »darauf hinweisen, dass ein schwaches und schattenhaftes Wissen über ein früheres Stadium des organischen Lebens vorliegt«, eines, das die Geologie zum Teil offenbart.12

Die in Asien gefundene fossile Schildkröte war groß genug, um einen Elefanten zu tragen.

Ammoniten, Schlangensteine oder versteinerte Schlangen (oft geköpft) sind von alters her gefunden worden.

Im nördlichen Großbritannien werden die fossilen Überreste von Enkriniten ›St. Cuthberts Perlen‹ genannt. »Fiktion baut auf Wahrheit.«

Westwärts ist Himmel oder eher himmelwärts ist der Westen. Der Weg zum Himmel führt von Ost nach West um die Erde. Die Sonne geht voran und weist ihn. Die Sterne erhellen ihn auch.

Natur und Mensch; manche ziehen die eine vor, manche den anderen; doch das ist alles de gustibus. Es macht keinen Unterschied, an welchem Brunnen man trinkt, sofern es ein Brunnen ist.

Wenn ich im Wald spaziere, kann eines Nachmittags zufällig der Schatten der Flügel eines Gedankens über die Landschaft meines Geistes huschen und mich daran erinnern, wie wenig ereignisreich unser Leben ist. Was sind all diese Kriege mit ihrem Getöse und diese sogenannten modernen Entdeckungen und Verbesserungen gewesen? Eine bloße Hautreizung. Doch dieser Schatten, der derart bald verschwunden ist und dessen Substanz nicht entdeckt wurde, legt nahe, dass es bedeutsame Ereignisse gibt, deren Abstand zu uns eine echte Geschichtsperiode darstellt.

Der Redner pflegt das neunzehnte Jahrhundert, den Amerikaner der letzten Generation, in einer lässigen und jubelnden Ausdrucksweise zu schildern, wobei er ihn in den Himmel hebt, seinen Ruhm mit Dampfkraft und Telegraf verbreitet und die Zahl hölzerner Stöpsel angibt, die er geschnitzt hat. Doch wem entginge nicht, dass das keine aufrichtige und zutreffende Darstellung des Lebens eines Menschen oder eines Staates ist? Das ist ein Hochjubeln der sich wechselseitig anhimmelnden Gesellschaft. Wagen fahren vorbei, und wir kennen ihre Substanz ebenso wie ihren Schatten. Sie halten, und wir steigen ein. Aber jene erhabenen Gedanken, die in der Höhe ziehen, halten nicht, und wir steigen nicht ein. Ihr Fahrer gleicht nicht einem von uns.

Ich spüre, dass der Mensch, der in seinem Gespräch mit mir über das Leben in Neu-England, großen Wert auf Eisenbahnen, Telegrafen und dergleichen Unternehmungen legt, nicht unter die Oberfläche der Dinge geht. Er behandelt das Seichte und Vorübergehende, als sei es tief und dauerhaft. In einer der Inkarnationen des Geistes, in dem Zeitraum zwischen Schlafen und Wachen, ja, sogar in einem der Zwischenräume einer Hindu-Dynastie vielleicht, mögen solche Dinge wie das neunzehnte Jahrhundert mit all seinen Verbesserungen kommen und wieder gehen. Nur was Gewicht hat, macht einen tiefen und dauerhaften Eindruck.

Gehorcht dem Gesetz, das enthüllt, und nicht dem enthüllten Gesetz.

Ich wünschte, meine Nachbarn wären ungezähmter.

Eine Wildheit, deren Blick keine Zivilisation ertragen könnte.

Wer dem höchsten Gesetz gemäß lebt, ist in einer bestimmten Hinsicht gesetzlos. Es ist gewiss bedauerlich, ein Gesetz zu entdecken, das uns dort bindet, wo wir nicht wussten, dass wir gebunden waren. Lebe frei, Kind des Nebels! Der, für den das Gesetz geschaffen ist, der, der nicht dem Gesetz gehorcht, sondern dem das Gesetz gehorcht, lehnt sich auf Daunenkissen zurück und wird nach Belieben dorthin geweht, wo es ihm gefällt, denn der Mensch ist allen Gesetzen, sowohl des Himmels als auch der Erde, überlegen, wenn er sich nur die Freiheit nimmt.

Wild, als würden wir von roh verschlungenem Antilopenmark leben.

Anscheinend gab es Menschen, deren Leben nicht mehr bedeutsame Ereignisse aufwies als das eines Käfers, der auf unserem Weg kriecht.

19. MärzDas Eis auf dem See ist jetzt weich und wird keinen schweren Stein tragen, den man vom Ufer aus wirft. Es ist eine Rute weit vom Ufer geschmolzen. Der Erdboden war einige Wochen lang schneefrei gewesen, doch gestern hatten wir einen heftigen Schneesturm aus Nordost, der schlimmere Verwehungen gebildet hat als ein anderer im vergangenen Winter. Die Frühlingsvögel – Enten und Gänse usw. – waren gekommen, aber jetzt scheint der Frühling weit entfernt.

Nie wurde etwas Gutes daraus, wenn du ein von dir entdecktes Gesetz befolgt hast.

(…)

30. MärzDer Frühling ist schon über uns. Ich sehe die Schildkröten, vielmehr höre ich sie vom Ufer in die Bäche plumpsen, wenn ich mich nähere. Die Kätzchen der Erlen haben geblüht. Die Seerosen sprießen auf dem Grund des Wassers. Der Tyrannvogel ist zu hören, wie auch die Lerche.

(…)

Nach dem 19. AprilEin zeitgenössischer englischer Schriftsteller (De Quincey), der sich bemüht hat, die Grausamkeiten von Caligula und Nero und die mit ihnen verbundene allgemeine Unterwürfigkeit und Bestechlichkeit zu ergründen, bemerkt, es sei schwierig zu glauben, dass »die Abkömmlinge eines Volkes von derart strengen Gewohnheiten« wie die Römer »dermaßen schnell« herabgesunken sein konnten und dass »die Bürger von Rom zu dieser Zeit eine neue Rasse gewesen seien, die aus allen Enden der Welt, insbesondere aus Asien, zusammengebracht worden war«. Ein gewaltiger »Teil der früheren Bewohner war durchs Schwert dahingerafft worden«, und »solche Mengen befreiter Sklaven waren mit Bürgerrechten beliehen worden«, dass »Rom in einer einzigen Generation fast in ein unedleres Metall umgewandelt wurde.« Wie Juvenal klagte, »hatte der Orontes … seine unreinen Wasser mit denen des Tiber vermischt.« Und »wahrscheinlich war zu der Zeit Neros nur einer von sechs Leuten rein römischer Abstammung.« Stattdessen kamen, wie ein anderer sagte, »Syrier, Kappadokier, Phryger und weitere befreite Sklaven.« »Diese waren in einem halben Jahrhundert so tief gesunken, dass Tiberius erklärte, dass sogar Roms Senatoren homines ad servitutem natos seien, Menschen, zu Sklaven geboren.13

Da besondere genealogische Beweise fehlen, möchte man daher sagen, dass die große Mehrheit der Bewohner der Stadt Boston, selbst solche mit Senatorenwürde, – die Curtieses, die Lunts, die Woodburys und andere – keine Nachfahren der Revolutionäre waren, – der Hancocks, Adames, Otisees –, sondern bloß einige »Syrier, Kappadokier und Phryger«, homines ad servitutem natos, Menschen, zu Sklaven geboren.14 Aber ich möchte damit aufhören, uns mit unseren Vorfahren zu vergleichen, denn insgesamt glaube ich, dass selbst sie, wenn sie etwas tapferer und weniger verdorben als wir waren, nicht so viele Grundsätze und so viel Großzügigkeit besaßen, wegen einer anderen Rasse in ihrer Mitte in den Krieg zu ziehen. Ich glaube nicht, dass der Norden sich wegen dieser Frage mit dem Süden anlegen wird. Zu ruhmreich wäre solch ein Blatt, um in der gegenwärtigen Geschichte der Rasse geschrieben zu werden.

(…)

1775 versammelten sich zwei- oder dreihundert Bewohner von Concord an einer der Brücken mit Waffen in den Händen, um das Recht von drei Millionen geltend zu machen, ihre Steuern selbst zu erheben, bei ihrer Selbstverwaltung mitreden zu können. Vor etwa einer Woche hatten sich die Behörden von Boston, mit Zustimmung vieler Bewohner von Concord, unterstützt von einer noch größeren bewaffneten Macht, im Morgengrauen versammelt, um einen völlig unschuldigen Menschen, einen, von dessen Unschuld sie wussten, in eine Sklaverei zurückzuschicken, die so absolut wie irgend möglich war. Natürlich macht es nicht den geringsten Unterschied – ich möchte, dass dies in Betracht gezogen wird – wer dieser Mann war – ob er Jesus Christus war oder jemand anderes – denn insofern ihr es dem Geringsten seiner Brüder tatet, tatet ihr es auch ihm. Glaubt ihr etwa, er wäre hier in Freiheit geblieben und hätte an seiner statt den Schwarzen in die Sklaverei gehen lassen? Wie gesagt, sie schickten ihn zurück, damit er mit – wohlgemerkt! – weiteren drei Millionen in Sklaverei lebte, die von der gleichen Sklavenmacht oder sklavischen Macht in Nord und Süd in diesem Zustand gehalten werden – drei Millionen, die nicht, wie die vorher Genannten, das Recht beanspruchen, sich selbst zu regieren, sondern die einfach nur entfliehen und sich von ihrem Gefängnis fernhalten können.

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