Raus aus dem Kopf,
rein ins Leben!
Copyright © 2016 by Gary John Bishop
Published by Arrangement with John Benzie, LLC
Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur
Thomas Schlück GmbH, 30827 Garbsen.
Titel der amerikanischen Originalausgabe:
Unf*ck yourself. Get out of your head and into your life
© der deutschen Ausgabe 2018 by LEO Verlag in der
Scorpio Verlag GmbH & Co. KG, München
Lektorat: Nadine Lipp, Berlin
Umschlaggestaltung: Guter Punkt, München
Layout & Satz: BuchHaus Robert Gigler, München
Konvertierung: Bookwire
ePub-ISBN: 978-3-95736-113-4
ePDF-ISBN: 978-3-95736-114-1
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Alle Rechte vorbehalten.
L • E • O Verlag ist ein Imprint der Scorpio Verlag GmbH & Co. KG
Dieses Buch widme ich meinen Schwestern Paula, Elizabeth und Sandra, meiner Mutter Agnes und meinem Vater Patrick. Wir sind miteinander gewachsen und haben zusammengehalten, wir haben zusammen geweint und gekämpft. Durch euch bin ich das, was ich bin.
Ich grüße die Bedrückten und Niedergeschlagenen, die alleinerziehenden Mütter und arbeitslosen Väter, die Träumer und die Möchtegerne. Ich bin wie ihr. Ihr schafft das.
01 Am Anfang …
02 Ich bin bereit
03 Ich bin ganz auf Sieg eingestellt
04 Ich hab’s kapiert
05 Ich akzeptiere die Ungewissheit
06 Ich bin nicht meine Gedanken, ich bin, was ich tue
07 Ich bleibe dran
08 Ich erwarte nichts und akzeptiere alles
09 Wie geht es weiter?
»Das hier ist eine kleine sprachliche Ohrfeige des Universums, die dir ins Bewusstsein rufen soll, was wirklich in dir steckt, damit du allen Mist endlich hinter dir lässt und mit Volldampf in dein Leben aufbrichst.
Hattest du jemals das Gefühl, in einem Hamsterrad zu sein, verbissen zu kämpfen und doch zu nichts zu kommen?
Du drehst die immer gleichen, endlosen Schleifen, in dir spricht und urteilt es, eine leise Stimme lässt dich ständig wissen, dass du faul oder dumm oder einfach nicht gut genug bist. Du merkst nicht einmal, wie sehr du ihr glaubst und wie sehr sie dir zusetzt, du bemühst dich bloß den ganzen Tag, all den Stress und die Strapazen zu bewältigen und irgendwie weiterzuleben, und gerätst doch immer wieder an den Punkt, an dem du dir ratlos sagen musst, dass du wohl nie das Leben haben wirst, das dir vorschwebt, wenn du nicht endlich aus diesem verdammten Hamsterrad aussteigst. Was, wenn das Glück, dem du nachjagst, das Idealgewicht, das du anstrebst, der Beruf oder die Beziehung, die du gern hättest, immer gerade außerhalb deiner Reichweite bleiben?
Dieses Buch widme ich allen, denen dieser selbstzerstörerische innere Monolog bestens bekannt ist, der endlose Reigen von Zweifel und Ausreden, der dein Leben verdirbt und einschränkt. Das hier ist eine kleine sprachliche Ohrfeige des Universums, die dir ins Bewusstsein rufen soll, was wirklich in dir steckt, damit du allen Mist endlich hinter dir lässt und mit Volldampf in dein Leben aufbrichst.
Damit wir uns richtig verstehen: Es gibt zwei Arten des täglichen Gesprächs, mit anderen sprechen und mit sich selbst reden. Nun magst du entrüstet abwehren: »Ich führe keine Selbstgespräche!« Aber in Wirklichkeit ist es so, dass du einen Großteil deiner Gespräche mit dir selbst führst, ganz privat und exklusiv in deinem Kopf.
Ob du introvertiert oder extrovertiert, kreativ oder eher praktisch veranlagt bist, auf jeden Fall führst du über weite Strecken Gespräche mit … dir! Beim Sport, bei der Arbeit, beim Essen, beim Lesen, Schreiben, Gehen, Beten, Meditieren und beim Sex (allein oder mit anderen) tust du »es«, sogar wenn du weinst, Nachrichten schreibst, streitest, verhandelst oder planst. Ach ja, im Schlaf auch. Du tust es sogar in diesem Moment.
Keine Sorge, du bist nicht verrückt. Oder vielleicht sind wir einfach alle ein bisschen verrückt. Jedenfalls tut es jeder von uns, du kannst dich also beruhigt zurücklehnen und das Spektakel genießen.
Wissenschaftliche Studien zeigen, dass wir pro Tag fünfzigtausend Gedanken haben. Überleg mal, was du dir alles erzählst, obwohl du es gar nicht hören möchtest oder lieber hinter dir lassen oder wenigstens unterdrücken würdest. Diese automatischen oder reflexhaften Gedanken können wir nicht verhindern, wir können sie kaum ändern, aber es steht uns frei, diesen Gedanken Bedeutung beizumessen oder nicht – denn sie bringen ihre Bedeutung nicht mit!
Neueste neurowissenschaftliche und psychologische Forschungen belegen, dass der Umgang mit Sprache unser Leben ganz entscheidend prägt. Professor Will Hart führte an der University of Alabama Experimente durch, bei denen die Probanden sich eine positive, negative oder neutrale Situation in Erinnerung rufen sollten oder aktuell mit solchen Vorkommnissen konfrontiert wurden. Ergebnis: Wer neutrale Ereignisse so beschreibt, als fänden sie gerade statt, ist eher positiv gestimmt. Wer aber negative Ereignisse auch so beschreibt, hat eher eine pessimistische Haltung. Vereinfacht bedeutet das: Von den Wörtern, anhand derer man seine Lebensumstände schildert, hängt es ab, wie man diese Umstände sieht und erlebt und auf sie eingeht. Das wiederum entscheidet darüber, wie du dich mit deinem Leben auseinandersetzt und wie du auf große und kleine Probleme reagierst.
Wie stark unsere Gefühle von der Wahl unserer Worte geprägt sind, ist seit Jahrhunderten, wenn nicht Jahrtausenden bekannt. Philosophen wie Wittgenstein, Heidegger und Gadamer wussten um die Wichtigkeit und Bedeutung der Sprache in unserem Leben. Wittgenstein sagte, dass die Übereinstimmung zwischen Denken und Wirklichkeit in der Grammatik der Sprache zu finden ist.
Da ist es gut zu wissen, dass durch wissenschaftliche Studien immer wieder belegt wird, wie stark optimistische Selbstgespräche die Stimmung heben, Selbstvertrauen aufbauen, die Produktivität erhöhen und auch sonst noch einiges bewirken. Wirklich einiges. Aus den Forschungsergebnissen von Professor Hart kann man sogar schließen, dass positive Selbstgespräche von zentraler Bedeutung für ein glückliches und erfolgreiches Leben sind.
Leider gilt auch der Umkehrschluss: Pessimistische Selbstgespräche verderben uns nicht nur die Laune, sondern können auch ein Gefühl von Machtlosigkeit erzeugen. Da können kleine Probleme plötzlich riesengroß erscheinen, oder es entstehen Probleme, wo eben noch keine waren. Deshalb hier jetzt die Eilmeldung des Tages: Deine Selbstgespräche verarschen dich schlimmer, als du ahnst.
Mit alldem vor Augen sollte eines jedoch klar sein: Auch wenn es in diesem Buch darum geht, die richtige Sprache für ein besseres Leben zu finden, lege ich dir nicht nahe, nun plötzlich zum positiven Denken überzugehen oder dir persönliche Affirmationen zurechtzulegen. Das wurde bereits mit wechselndem Erfolg und bis zum Erbrechen exerziert und ist ganz bestimmt nicht das, was wir hier vorhaben.
Ich werde nicht von dir verlangen, dass du dir sagst, du seist ein Tiger, um das innere Tier in dir zu entfesseln. Erstens bist du kein Tiger und zweitens: Ja, genau, du bist kein Tiger. So etwas mag bestimmten Leuten etwas bringen, aber für dergleichen bin ich zu sehr Schotte. Für mich fühlen sich solche Aufforderungen so an, als würde man mich zwingen, einen Eimer Ahornsirup zu trinken. Nein, danke.
Allen positiv Denkenden da draußen sei deshalb gesagt, dass es hier in eine andere Richtung geht. Dieses Buch ist so angelegt, dass es dir wirklich auf die Beine hilft, und zwar so, wie es sich für dich echt und richtig anfühlt und dir viel mehr von dem erschließt, was in dir steckt.
»Wenn Gefühle weitgehend vom Denken bestimmt sind, lassen sie sich in erheblichem Maße dadurch steuern, dass man die eigenen Gedanken kontrolliert, also die inneren Sätze, die Selbstgespräche, ändert, durch die das Gefühl erzeugt wurde.«
Das Zitat stammt von Albert Ellis, einem der Vorreiter der modernen Psychologie. Ihm fiel auf, dass unsere Gedanken und Äußerungen über das, was wir erleben, unsere Gefühle gegenüber dem Erlebten prägen. Anders gesagt: Unsere Gedanken und Gefühle sind Bettgenossen.
Weiterhin fiel ihm auf, dass unser Denken oft völlig irrational ist.
Überleg mal, wie oft du dir schon gesagt hast: »Ich bin so dämlich« oder »Ich vermassle alles« oder »Mein Leben ist gelaufen«. Und wie oft hast du irgendein Vorkommnis als »das Schlimmste, was mir je passiert ist« empfunden und auch so beschrieben?
Hand hoch, wer hat schon mal völlig überreagiert und musste später feststellen, dass die Sache ganz belanglos war? Okay, du kannst die Hand wieder runternehmen, die Leute gucken schon. Aber wenn du dich zurückerinnerst, siehst du jetzt, dass diesem Augenblick der scheinbar grundlosen Überreaktion ein total krasser innerlich gesprochener Satz vorausging – und schon geht etwas mit dir durch.
Was wir so sagen und tun, ist nicht immer besonders rational, aber irgendwie sagen und tun wir es trotzdem. Und dann sehen wir nicht einmal klar, was wir uns da antun, welchen emotionalen Ballast wir uns sogar mit harmlos erscheinenden negativen Selbstgesprächen aufladen.
Selbstgespräche müssen nicht immer besonders drastisch sein, mit den kaum hörbaren schaden wir uns genauso. Bei der Arbeit oder bei einer Tätigkeit denkst du vielleicht: »Puh, ist das schwer! Was ist, wenn ich nicht rechtzeitig fertig werde?« Oder du malst dir aus, wie du es vielleicht »vermasseln« könntest, und bist entsprechend angespannt und besorgt. Auf pessimistische Selbstgespräche können Ärger, Trübsal oder Frust folgen, und die tauchen dann anderswo in Zusammenhängen auf, die mit dem Anlass nichts zu tun zu haben scheinen.
Solche Selbstgespräche machen das Leben nicht leichter. Je öfter du dir bestätigst, wie schwierig irgendeine Sache ist, desto schwieriger kommt sie dir tatsächlich vor. Und da die automatischen Gedanken in einem stetigen Strom fließen, wir sie alle anhören und die kritische Stimme in unserem Kopf als völlig normal empfinden, merken wir kaum noch, wie diese Gedanken unsere Stimmung in jedem Augenblick prägen und unser Verhalten bestimmen. Am Ende tun – oder lassen – wir nicht das, wozu unser rationaler Verstand uns raten würde.
Betrachte als einfaches Beispiel die täglichen Verrichtungen, die dir besonders lästig sind, weil du sie innerlich zu etwas Schlimmerem aufgebauscht hast, als sie tatsächlich sind. Wir schieben solche Dinge – das Zusammenlegen der Wäsche, das Ausräumen des Geschirrspülers – vor uns her, obwohl sie eigentlich kaum Zeit fressen oder Mühe machen. Wenn sich genügend Kleinigkeiten dieser Art angestaut haben, passiert es leicht, dass wir sie mit den größeren und wichtigeren Dingen in einen Topf werfen, bis wir nur noch fühlen, dass uns das Leben über den Kopf wächst.
Weshalb verweigern wir uns manchen Dingen in unserem Leben? Wir führen über solche unliebsamen Aufgaben ein inneres Gespräch, das von irgendeiner negativen Grundüberzeugung ausgeht. Sieh dich in deinem Leben nach solchen festgefahrenen Denkmustern um, dann weißt du, was ich meine. Irgendwo liegt da eine gravierende Selbstgespräch-Blockade vor.
Wie wir sprechen, beeinflusst uns nicht nur im Augenblick des Sprechens. Es sickert auch in unser Unterbewusstsein ein, wird verinnerlicht und beeinflusst unser Denken und Handeln langfristig.
Im Alltag färben unsere Gespräche und Selbstgespräche sofort darauf ab, wie wir die Welt wahrnehmen, und unsere Wahrnehmung wirkt sich wiederum ganz direkt auf unser Verhalten aus. Also Vorsicht: Die Missachtung deiner Wahrnehmungen kann ernste Folgen haben. Noch schlimmer ist die Illusion, es gebe solche Wahrnehmungen gar nicht.
Wenn du darüber sprichst, wie »unfair« das Leben ist, wirst du beginnen, dieser Sicht entsprechend zu agieren und zu reagieren. Du wirst dich zurückgesetzt fühlen, obwohl du es objektiv nicht bist, oder, und das ist wissenschaftlich belegt, nur mit halber Kraft arbeiten, weil du bereits »weißt«, dass doch nichts dabei herauskommt. »Unfair« wird schnell zu deiner Realität.
Wenn du dagegen den Erfolg zum Greifen nah siehst, wirst du alles daransetzen, ihn tatsächlich zu erreichen, wirst danach fiebern, die Aussicht gibt dir Kraft – du glaubst an den Erfolg. Der Glaube an den Erfolg ist zwar wichtig, aber er ist nicht alles. Umgekehrt gilt, dass man auch ohne diesen Glauben erfolgreich sein kann, aber dieser Weg ist deutlich steiniger. Solltest du zweifeln, ob du diesen Glauben hast, lies weiter.
Mark Aurel, stoischer Philosoph und schließlich Kaiser des Römischen Reichs, hat einmal gesagt: »Das ist eine Regel, an die du dich halten sollst – wenn wieder einmal bittere Gefühle in dir aufkommen, denk nicht: ›Welch ein Missgeschick!‹, sondern sag dir: ›Dies mit Fassung zu tragen ist gutes Geschick.‹«
Wir können durchaus selbst entscheiden, wie wir unsere Probleme einschätzen. Sie sind lästig, können aber auch ein Sprungbrett sein. Sie halten uns am Boden oder bringen uns voran.
Tatsächlich glaubten Mark Aurel und die anderen Stoiker, dass äußere Ereignisse keine Macht über uns haben. Wir erzeugen unsere eigene Realität in unserem Kopf.
»Lass das Gefühl, beleidigt worden zu sein, nicht zu, und die Beleidigung selbst wird verschwinden.«
MARK AUREL
Lass das eine Weile auf dich wirken.
Kannst du dich für den Gedanken erwärmen, dass dein Leben nicht wegen deiner besonderen Lebensumstände oder deiner Situation so ist, wie es ist, sondern dass dich das Gewicht deiner Selbstgespräche niederdrückt? Was du dir zutraust und was nicht – hängt das nicht viel mehr an unterbewussten Reaktionen als an den sogenannten Realitäten des Lebens?
Solange du wie gebannt auf deine Lebensumstände starrst und alles daransetzt, sie zu ändern, kommst du immer wieder zum gleichen Ergebnis. Keine Power, keine Freude, keine Lebenslust. Bestenfalls wird es ein Auf und Ab von Erfolg und Enttäuschung, Glück und Verzweiflung. Zeitweise ändert sich einfach nichts, zeitweise staut sich alles und stagniert. Und wenn es einfach nie zu dem kommt, worauf du aus bist und was dich ganz bestimmt glücklicher, besser, selbstbewusster machen würde, was dann? Selbst wenn es irgendwann eintreten sollte, was wird bis dahin mit deinem Leben?
Dieses Buch verlangt von dir, die Antwort nicht da draußen, sondern in dir zu suchen. Du musst keine Lösung finden, du bist die Lösung. Wie ich auch meinen Klienten immer wieder sage, warten viele ihr Leben lang auf Verstärkung und merken nie, dass sie selbst die Verstärkung sind. Dein Leben wartet darauf, dass du in Erscheinung trittst.
Was über das Unterbewusstsein gesagt wird, ist nicht nur Psychogeschwätz.
Wissenschaftler haben herausgefunden, dass unsere Gedanken tatsächlich die physische Struktur unseres Gehirns verändern können. Dieses Phänomen, die Neuroplastizität, revolutioniert die Sicht auf den menschlichen Geist.
Während wir in unserem Leben ständig Neues lernen und erleben, baut unser Gehirn kontinuierlich die Nervenbahnen auf und um, die unser Denken und Handeln steuern. Schön ist daran, dass wir unser Denken bewusst so einrichten können, dass diese Schaltkreise in unserem Sinne modifiziert werden. Das geschieht besonders effektiv durch gezieltes, bestimmtes Selbstgespräch, das wirklich »zieht« und deshalb unser Leben steuern kann.
Gewohnheiten entstehen dadurch, dass wir bestimmte Abläufe wiederholen, bis sie automatisch werden, und genauso können wir durch kraftvoll bejahende Sprache dauerhafte Veränderungen in unserem Leben bewirken. Das sind nicht einfach nur frohe Gedanken, sondern du wirkst damit auf den Bau und die Funktionsweise deines Gehirns ein.
Mit bewusst gesteuerten Gedanken können wir unsere Gefühle selbst bestimmen. Dabei gilt es, unsere Worte sorgsam zu wählen und genau auf unseren sprachlichen Ausdruck zu achten. Da wird es nicht zuletzt darauf ankommen, dich einerseits mit deiner gegebenen Geistesverfassung abzufinden und andererseits auf Veränderung aus zu sein.