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1. Auflage Januar 2018
Karten: © Jübermann Verlag
Fotos: alle Jürgen Gerlach außer: Horst Vöhl (S. 30 o., 31, 32, 33, 34), Dieter Reinmuth (38, 40), Kirsten Burat (106), Julia Schrödler (108), Tourist-Information Ruwer (111), Jörg Theis (124 r., 130 u.,131 u.,132 o. und mi., 133 o.)
Gestaltung: www.publicdesign.de
Druck: Krüger Druck+Verlag GmbH & Co KG, 66663 Merzig
Aktuelle Infos:
Der Deutsche Kanu-Verband und die Zeitschrift KANU-SPORT bieten aktuelle Informationen über ihre jeweilige Homepage.
Anregungen zu diesem Buch werden in der nächsten Auflage berücksichtigt.
Verlag und Autor sind für alle Hinweise dankbar und erreichbar unter:
info@dkvgmbh.de
Sonstige Adressen und diverse Infos:
Deutscher Kanu-Verband e.V.
Bertaallee 8, 47055 Duisburg
Tel. 0203/99759-0, Fax -60
Internet: www.kanu.de
ISBN: 978-3-937743-48-6
eISBN: 978-3-937743-78-3
Zeichenerklärung:
unbefahrbare Gräben |
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nur bei sehr hohem Wasserstand befahrbar |
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bei gutem (frühjahrs-) Wasserstand fahrbar |
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ganzjährig außer nach längerer Trockenheit |
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ganzjährig befahrbar |
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für Ruderer eingeschränkt befahrbar |
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für Ruderer gut befahrbar |
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für Motorboote zugelassene Gewässer |
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Gewässer mit Befahrungsbeschränkungen oder Sperrungen, Text beachten Ganzjährige Gewässersperrung |
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Entfernungsangaben |
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amtliche km (alle 10 km) |
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Im Text beschriebene Strecke Wildwasser-Schwierigkeitsgrade Wehr unbefahrbar Wehr eventuell befahrbar Wehr/Stufe/Sohlrampe meist befahrbar -rot = Uferseite der Umtragemöglichkeit Schleuse Pegel mit Mindestwert (in cm) Kanuverein / Ruderverein / Yachthafen Verein ohne Übernachtungsmöglichkeit Campingplatz / Zeltmöglichkeit, Biwak Wohnmobil-Stellplatz Jugendherberge / Naturfreundehaus Ein- und Ausstiegsstelle |
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Radroute entlang der Gewässer |
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Eisenbahn / Bahnhof |
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Autobahn |
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Bundesstraße |
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Landesstraße |
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Kreisstraße |
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Landesgrenzen |
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Anschlussstellen |
Kartographie: Erhard Jübermann, Uelzen www.juebermann.de
passende Gewässerkarte zu diesem Buch:
TourenAtlas TA3 (Mosel-Rhein-Ruhr),ISBN: 978-3-929540-76-5
TourenAtlas TA4 (Oberweser-Leine),ISBN: 978-3-929540-78-9
21 Kanuwandertouren zwischen Weser und Saar
Einführung
Verhalten in der Natur
Übers Paddeln
STROMGEBIET WESER
Tour 1WerraHörschel – Hann.Münden (116 km) 4-5 Tage
Tour 2FuldaBad Hersfeld – Hann.Münden (121 km) 4-5 Tage
Tour 3EderFrankenberg – Grifte (91 km) 4-5 Tage
Tour 4DiemelWarburg – Karlshafen (45 km) 2 Tage
Tour 5NetheSiddessen – Godelheim (35 km) 1-2 Tage
Tour 6EmmerSchieder – Hameln (33 km) 1-2 Tage
Tour 7WeserHann.Münden – Minden (203 km) 7-8 Tage
STROMGEBIET MITTELRHEIN
Tour 8LahnMarburg – Lahnstein (173 km) 10-12 Tage
Tour 9WiedOberlahr – Altwied (46 km) 2 Tage
Tour 10AhrSchuld oder Müsch – Ahrweiler (39 bzw. 50 km) 3 Tage
Tour 11NaheDhaun – Staudernheim (15 km) 2 Tage
Bad Kreuznach – Bingen (18 km)
Tour 12GlanMünchweiler – Odernheim (55 km) 2 Tage
Tour 13MittelrheinMainz – Koblenz (95 km) 4-5 Tage
STROMGEBIET MOSEL
Tour 14KyllGerolstein – Kordel (74 km) 3 Tage
Tour 15SauerWallendorf – Wasserbilligerbrück (44 km) 2 Tage
Tour 16RuwerSchillingen – Ruwer (36 km) 1 Tage
Tour 17MoselTrier – Koblenz (194 km) 10-12 Tage
STROMGEBIET SAAR
Tour 18BliesBierbach – Hanweiler (43 km) 2 Tage
Tour 19PrimsNonnweiler – Körprich (38 km) 2 Tage
Tour 20NiedGomelange – Rehlingen (36 km) 2 Tage
Tour 21SaarKeskastel oder Hanweiler – Konz (137 bzw. 103 km) 5-6 Tage
Nun liegen die schönsten Kanutouren im Saarland, Rheinland und in Hessen in Buchform vor Ihnen. Ausgesuchte Flusswanderungen zwischen Weser und Saar, Nied und Nethe werden in Text, Bild und Karte vorgestellt.
Es handelt sich dabei um Flüsse, die durch attraktive Landschaften fließen und oft nahezu ganzjährig befahrbar sind. Natürlich spielt auch der subjektive Eindruck bei der Auswahl dieser Flüsse eine Rolle, und so entschied ich mich für solche Flüsse wie Werra und Weser, deren landschaftliche Reize die nicht ganz so gute Wasserqualität wettmachen. Auch Flüsse mit Großschifffahrtstraßen, Rhein und Mosel, sind mit dabei. Ebenso sind hier die landschaftlichen und kulturellen Reize so intensiv, dass sich eine Befahrung allemal lohnt.
Der Kanuführer ist so gestaltet, dass außer einer Touren- und Landschaftsbeschreibung sowie einer kurzen Flusscharakterisierung noch auf Sehenswertes am Fluss sowie auf Campingmöglichkeiten und Rückholmöglichkeiten für das Auto hingewiesen wird. In den dazugehörigen Karten sind Hindernisse, Wehre, Schleusen und Gefahrenstellen sowie Ortschaften, Zufahrtsstraßen und Campingplätze eingezeichnet. Die Bilder, die sämtlich auf Touren entstanden, informieren über die typischen Merkmale der einzelnen Flüsse und halten die Erinnerung an erlebnisreiche Wanderfahrten im schönsten aller Sportgeräte fest.
Jede Tourenbeschreibung wird mit der Zeit überholt; es ändern sich Wehre, Verbauungen, Zeltplätze etc. Einzelne Flussabschnitte werden ganz oder zeitweise gesperrt, neue Befahrungsregelungen erlassen. Für jeden Hinweis, jede Ergänzung oder kritische Anmerkung bin ich offen. Manche Tour führt durch Schifffahrtsstraßen, also Flüsse, auf denen besondere Verkehrsregeln und Verordnungen gelten. Die wichtigste Verordnung ist die Binnenschifffahrtsstraßen-Ordnung (BinSchStrO). Genau, diesen Begriff muss man erst aufmerksam lesen und sich dann das Amtsdeutsch auf der Zunge zergehen lassen. Diese Ordnung gilt z.B. für Mosel, Rhein und Weser, jeweils mit leichten Abweichungen. Der Text dieser Verordnungen ist im Internet verfügbar. Wer auf diesen Flüssen paddelt, sollte sich auf jeden Fall mit den betreffenden Bestimmungen bekannt machen. Hier kann nur auf das Wesentlichste eingegangen werden: Auf allen diesen Gewässern gilt die Ausweichpflicht für Sportboote gegenüber der Berufsschifffahrt.
www.elwis.de/Schifffahrtsrecht/Binnenschifffahrtsrecht/BinSchStrO
Bei den leidigen Befahrungsregelungen hoffen der DKV und ich inständig, dass der Höhepunkt der amtlichen Regulierungslust überschritten wurde. Weil Kanuten ein enges Verhältnis zur Natur pflegen, verhalten wir uns auf den Fahrten immer entsprechend umweltbewusst. In jedem Fall werden wir Flurschäden an den Ein- und Ausbootstellen vermeiden. Wir legen nicht überall an, nutzen vorbereitete Raststellen, entfachen keine Lagerfeuer außerhalb von Feuerstellen und zelten lediglich auf ausgewiesenen Plätzen. Unsere Abfälle sammeln wir wieder ein, und für unsere Bedürfnisse halten wir einen Klappspaten bereit. Auf dem Fluss lärmen wir nicht, umfahren weiträumig Schilfgürtel und dort brütende Vögel und achten auf Angler, die wir selbstverständlich im großen Bogen umfahren und freundlich grüßen. Kurz und gut, wir verhalten uns als Kanuwanderer vorbildlich:
www.kanu.de/home/freizeitsport/umwelt/grundsaetze
Und falls jemand noch Kanusport-Einsteiger ist: Denken Sie an die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen. Auf der Homepage des DKV finden Sie die wichtigsten Punkte, um Ihre Fahrt zu einem sicheren Genuss werden zu lassen:
www.kanu.de/home/freizeitsport/sicherheit/allgemeinesicherheitstipps.
Auch die Befahrungsregelungen sind hier auf dem aktuellsten Stand zu finden. Bitte informieren Sie sich vor Antritt einer Fahrt auf der Homepage des DKV:
www.kanu.de/home/freizeitsport/gewaesser/befahrungsregeln
Noch mehr Spaß macht es, sich als Einsteiger einem der vielen Vereine des DKV anzuschließen. Deren geschulte Wandersport-Übungsleiter und erfahrenen Kanuwanderer freuen sich darauf, Ihnen bei einem Schnupperkurs ohne weitere Verpflichtungen viele Tipps und Kniffe zur Ausübung dieses wunderbaren Natursports zu vermitteln!
Einen Verein in Ihrer Nähe nennt Ihnen gerne der Deutsche Kanu-Verband unter der Rufnummer 0203/ 99 75 90 oder unter www.kanu.de.
Ich wünsche Ihnen jedenfalls viel Freude bei den Ausfahrten!
Jürgen Gerlach
1.Vermeiden Sie das Parken in der freien Landschaft und suchen Sie öffentliche Parkplätze auf. Ein längerer Trageweg auf befestigten Wegen zur Ein- und Ausstiegstelle ist zumutbar.
2.Nehmen Sie Rücksicht auf alle anderen Erholungssuchenden, seien Sie freundlich und hilfsbereit.
3.Vermeiden Sie jede Beschädigung der Wasser- und Ufervegetation.
4.Wählen Sie möglichst trittsichere Ein- und Ausbootstellen sowie unempfindliche Rastplätze.
5.Verzichten Sie auf das Befahren ungeeigneter und zu viel benutzter Gewässer. Informieren Sie sich vor Fahrtantritt über ausreichenden Wasserstand.
6.Beachten Sie die besonderen Bestimmungen in Naturschutzgebieten, erkundigen sie sich rechtzeitig bei den örtlichen Naturschutz- und Kanuverbänden.
7.Benutzen Sie öffentliche Zeltplätze. Wildes Zelten in der freien Landschaft ist bei uns nur ausnahmsweise erlaubt, in Landschafts- und Naturschutzgebieten verboten. Feuermachen in der Natur ist äußerst gefährlich und im allgemeinen auch verboten.
8.Fremdes Eigentum ist zu achten, besonders beim Umtragen und Erkunden an Wehren, Schleusen, Mühlen usw. Auf keinen Fall Böschungen, Büsche, Zäune usw. beschädigen.
9.Müll und Abfälle werden selbstverständlich mitgenommen und umweltfreundlich beseitigt.
So lang die Geschichte des Kanus auch zurückreicht, als Sportgerät wird es erst seit gut einhundert Jahren genutzt. Ging die Entwicklung vom Holzkajak zum Faltboot und später zum Plastekahn noch recht langsam vor sich, wechseln heute in rasanter Geschwindigkeit wie bei kaum einem anderen Sportgerät Form, Material, Fertigungstechnologie und vor allem Zweck.
Zu Beginn ein paar Worte zur richtigen Bezeichnung unserer Kanus: Der Oberbegriff für die per Muskelkraft in Blickrichtung fortbewegten Wasserfahrzeuge ist ”Kanu”. Die in Vereinen Sport treibenden Kanuten sind darum auch im Deutschen Kanu-Verband organisiert. Die beiden zahlenmäßig größten Unterarten der Kanus sind der Canadier und der Kajak. Den Canadier kennt man aus Filmen über die Indianer Nordamerikas. Er wird mit sogenannten Stechpaddeln vorangetrieben. Dabei werden immer mehrere, wenn nicht sogar alle Schläge auf derselben Seite gepaddelt. Damit der Canadier auch Kurs hält, muss mit Steuerschlägen dem Abdriften entgegengewirkt werden. Der Name Kajak stammt aus der Sprache der grönländischen Inuit, die mit kleinen, wendigen Kajaks auf Robbenfang gingen. Gepaddelt wird der Kajak mit einem Doppelpaddel. Neben diesen beiden Kanutypen gibt es mit den Drachenbooten und den Stand-Up-Paddelboards – kurz SUP genannt – weitere Typen, denen wir unterwegs begegnen können.
Die Kanus können aus Holz, den verschiedenen Kunststoffen oder aus „Gummi“ bestehen; als starres oder faltbares Boot; Seekajak, Allrounder, Wildwasserboot oder ultrakurzes Spielboot die Gewässer befahren. Natürlich kann man sich etwas Besseres vorstellen, als im zwei Meter langen Spielboot oder im Wildwassercanadier auf stehenden Gewässern eine Tagestour von zwanzig Kilometern oder mehr zu paddeln. Gruppen, die Mehrtagestouren mit Gepäck vorhaben, bevorzugen die voluminösen Canadier. Für Touren, bei denen das Reisegepäck an Land bleibt, bieten sich Einer- oder Zweierkajaks mit Steuereinrichtung an. Nach ein paar Runden auf dem Wasser haben auch Ungeübte bald den Bogen raus, das Schiff auf Kurs zu halten. Schwieriger ist da schon das Geradeausfahren im steuerlosen Einerkajak. Schon mehr als einer hat entnervt aufgegeben, wenn das Boot immer wieder allem Gegensteuern zum Trotz in den Wind drehte. Für den Anfänger ist ein Kajak mit Steuer da sicher besser.
Kanus benötigen zwar kein amtlich verordnetes Kennzeichen, müssen aber trotzdem einen Namen haben. Dieser muss mit mindestens 10 cm hohen Buchstaben beidseitig von außen zu erkennen sein. Weiterhin müssen der Name und die Adresse des Bootseigentümers angegeben sein. Da reicht es aber aus, dass diese Angaben innen auf einem Schildchen stehen oder direkt mit wasserfestem Stift auf die Innenseite geschrieben sind.
Vermieter haben Canadier und robuste Einerund Zweierkajaks im Angebot. Kaum jemand vermietet aber Faltboote oder aufblasbare Luftboote. Diese sind im Anschaffungspreis recht teuer und sehr reparaturanfällig. Diese Bootstypen bieten sich für den an, der sein eigenes Boot besitzen möchte, aber zu Hause keinen Platz zum Unterbringen starrer Boote besitzt oder oft auf Reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln bzw. mit dem Flugzeug geht.
Gute Bootsvermieter stellen heute nicht nur Boot und Paddel zu Verfügung, sondern zumindest noch wasserdichte Tonnen und Schwimmwesten. Bei einigen kann man sich die komplette Campingausrüstung leihen oder von Kanulehrern begleitete Touren buchen. Eine umfassende Einweisung in die Paddeltechnik und in die zu beachtenden Umweltbestimmungen gehört ebenfalls zum Merkmal guter Verleihstationen.
Allein oder in Familie zu paddeln macht sicher viel Spaß. Aber manchmal möchte man auch mit anderen Gleichgesinnten auf Tour gehen oder an organisierten Fahrten teilnehmen. Dann bietet es sich an, selbst Mitglied in einem Kanu-Verein zu werden. Die Internet-Adressen von Kanu-Vereinen entlang der beschriebenen Strecken sind weiter unten aufgelistet.
Als man begann, die Flüsse für die Schifffahrt auszubauen, mussten die unterschiedlichen Höhen zwischen den Wasserwegen ausgeglichen werden. Es wurden Schleusen errichtet. Auf einer durchschnittlichen Paddeltour wird man kaum mehr als zwei bis drei Schleusen pro Tag überwinden müssen. Trotzdem sollten die Wartezeiten vor den Schleusen in die tägliche Zeitenplanung mit einbezogen werden. Wird außerhalb der Sommersaison nur zu bestimmten Zeiten geschleust, so heißt es in der Hauptsaison warten, bis man an der Reihe ist. Den Hinweisen des Schleusenmeisters ist auf jeden Fall Folge zu leisten. Ansonsten haben die ausfahrenden Boote natürlich Vorfahrt vor den einfahrenden, und Motorboote sollten zuerst die Schleusenkammer befahren. An einigen Schleusen lässt sich die Wartezeit durch Nutzen der Bootschleppe oder des eigenen Bootswagens verkürzen. Ohne hohen Kraftaufwand geht das bei vielen der oft uralten Schleppanlagen aber nicht ab. Selbst ohne Boote und Gepäck haben die Loren ein stattliches Gewicht, und diese dann aus dem Wasser zu ziehen, erfordert geballte Muskelkraft. Leider haben viele Paddler, nachdem das eigene Boot auf der anderen Schleusenseite im Wasser liegt, dann nicht mehr die Energie, die Bootsschleppe wieder an Land zu ziehen. Will der nächste Paddler zufällig in die Gegenrichtung, erspart es ihm sogar etwas Aufwand. Kommt er aber aus der gleichen Richtung wie sein Vorgänger, vergrößert sich seine Mühe. Vorsicht ist auch beim ins Wasser lassen der Boote geboten. Durch das hohe Gewicht zieht es die Bootswagen auf den abschüssigen letzten Metern mit Gewalt ins Wasser. Die Zugkette sollte also bereits vor Erreichen der Hangneigung straff gehalten werden. Ansonsten sollte nicht zu spät mit dem Abbremsen begonnen werden. Ist der Wagen erst mal in Fahrt, hat es beim Versuch, ihn zu stoppen, schon manchen von den Beinen geholt.
Von den Kindern werden Schleusen oft als willkommene Abwechslung begrüßt. Zum einen haben sie vorerst Ruhe vorm Paddeln, zum anderen ist das Auf und Ab in der Schleusenkammer, die hautnahe Begegnung mit anderen Booten, eventuell auch mit hektischen Zeitgenossen, ein eigenes Abenteuer. Und nicht zuletzt haben die Erwachsenen Zeit, die Verpflegungskiste zu öffnen.
Immer mehr Schleusen werden, um die Kosten für den Schleusenwärter zu sparen, so umgebaut, dass sie jetzt von den Freizeitkapitänen selbst bedient werden können.
Die Schleusen im Spreewald sind seit Alters her Selbstbedienungsschleusen. In der Hauptsaison, vor allem am Wochenende, findet sich an ihnen ehrenamtliches Personal ein, das die Bedienung der Schleuse übernimmt und dafür ein Trinkgeld erwartet.
Neben den Schleusen gibt es auch noch andere Hindernisse auf dem Wasser wie z. B. Wehre, die ein Umtragen an Land erforderlich machen. Die Mitnahme eines Bootswagens ist da sicher nicht verkehrt, jedoch kommt man im Normalfall auch ohne ihn aus.
Obwohl die in diesem Buch beschriebenen Gewässer keine besonderen Gefahrenstellen aufweisen, kommt es doch Jahr für Jahr zu mehreren Unfällen; manche davon mit tödlichem Ausgang. Ursachen sind meist nicht unvorhergesehene Naturgewalten, sondern bodenloser Leichtsinn wie Alkohol oder Nichtbeachten des Wetters.
Natürlich gibt es Jahreszeiten oder Paddelreviere, die gefährlicher sind als andere. Eine Kenterung im Hochsommer auf einem kleinen See kann zwar auch böse Folgen haben; ein gesunder Paddler, der schwimmen kann, wird jedoch fast immer das Ufer erreichen. Anders sieht es im zeitigen Frühjahr, im Spätherbst oder gar im Winter aus. Die Kälte lähmt bald jeden Muskel und selbst 50 m bis zum Land können auch für geübte Schwimmer zu lang sein. Auch die großen Seen wie der Edersee erfordern besondere Vorsicht. Winde ab Stärke 4 können Bedingungen schaffen, die ungeübte Paddler nicht mehr beherrschen. Gerät das Boot quer zum Wind und kommt noch etwas Panik hinzu, ist eine Kenterung vorprogrammiert. Wer an solchen Tagen unbedingt eine Seentour durchführen möchte, sollte zumindest an der windgeschützten Uferseite paddeln. Manche Boote sind mit Familie und Urlaubsgepäck so beladen, dass nur ein paar Zentimeter Freibord vorhanden sind. Ohne Spritzdecke schlägt das Boot bei aufkommenden Wellen schnell voll und sinkt, wenn es nicht ausreichend Auftriebskörper über Wasser halten.Vorsicht ist auch bei Begegnungen mit der Berufsschifffahrt angebracht: Auf den Kanälen zwischen diesen beiden Flüssen kann man auf Schubkähne treffen. Diesen sollte man möglichst weiträumig aus dem Wege gehen. Problematischer sind die Wellen, die von einigen Sportmotorbooten hervorgerufen werden, und die sich mit den Wellen, die der Wind vor sich hertreibt, zu kabbeligen Kreuzseen mischen. Da ist schnell ein Canadier vollgeschlagen oder ein Einerkajak-Paddler aus dem Gleichgewicht gebracht. In Wellen, die man rechtzeitig sieht, sollte man möglichst im rechten Winkel einfahren.
Besondere Sorgfalt ist beim Paddeln mit Kindern zu beachten. Eigentlich ist es selbstverständlich, dass ohne angelegte Schwimmweste keine Tour beginnen darf, dies gilt natürlich auch für Fahrten, an denen keine Kinder teilnehmen. Bei Gruppenfahrten sollte auch in wenigstens jedem dritten Boot ein Erwachsener sitzen, denn auf dem Wasser zieht sich die Truppe schnell auseinander. Wenn ein Tourenbegleiter den letzten Bootsbesatzungen noch erklärt, wie das Paddel zu halten ist, sind die Pfiffigeren schon hinter der nächsten Biegung verschwunden und treiben möglicherweise Unsinn. Bei Gruppenfahrten sollte stets Rücksicht auf die Schwächsten der Gruppe genommen werden.
Und wenn trotz aller Vorsicht mal ein Unfall passiert ist, sollte man eine Erste-Hilfe-Tasche an Bord haben und Erste-Hilfe-Maßnahmen leisten können.