John Katzenbach
Der Verfolger
Psychothriller
Aus dem Amerikanischen
von Anke und Eberhard Kreutzer
Knaur e-books
John Katzenbach, geboren 1950, war ursprünglich Gerichtsreporter für den Miami Herald und die Miami News. Bei Droemer Knaur sind inzwischen vierzehn Kriminalromane von ihm erschienen, darunter die Bestseller Die Anstalt, Der Patient, Der Psychiater und Die Grausamen. Zweimal war Katzenbach für den Edgar Award, den renommiertesten Krimipreis der USA, nominiert. Er lebt mit seiner Familie in Amherst/Mass..
© 2018 der eBook-Ausgabe Droemer eBook
© 2018 by John Katzenbach
© 2018 der deutschsprachigen Ausgabe Droemer Verlag
Ein Imprint der Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit
Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.
Redaktion: Eberhard Kreutzer
Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Coverabbildung: FinePic / Shutterstock
ISBN 978-3-426-44211-1
SO IST ES NICHT GEWESEN
Es war immer derselbe Traum – eine verdrehte, vom Schlaf verzerrte Spiegelung der Realität. Jedes Mal, wenn er ihn erneut durchlebte, war es eine einzige Qual: Im Traum kauerte er in seinem Versteck unter der zerfetzten Plane, nicht weit von den verkohlten Überresten seines Ferienhauses auf Cape Cod, und wartete auf den Mörder, der ihm schon seit Wochen auf den Fersen war. Aus der ursprünglichen Drohung – entweder du bringst dich um, oder ein Unschuldiger stirbt – war eine tödliche Wahl geworden: er oder ich. Aus der Mündung der halbautomatischen Pistole in seiner Hand stieg ein dünner Rauchfaden auf. Im Traum sah er von seinem Versteck aus, wie der Mörder in der nächtlichen Dunkelheit näher kam – genau so wie fünf Jahre zuvor im realen Leben. Der Killer kehrte ihm, die eigene Waffe im Anschlag, den Rücken zu. Doch als der Mörder herumwirbelte und die Pistole auf ihn richtete, verwandelte sich der Traum urplötzlich in ein schreckliches Zerrbild von Wahrem und Gewesenem. Denn anders als damals beschlug plötzlich seine Brille, sodass die Gestalt seines Widersachers mit der nächtlichen Umgebung verschwamm. Und dann klemmte seine Pistole. Es war, als wäre sein Finger am blockierten Abzug festgefroren, und egal, wie verzweifelt er abzudrücken versuchte, die Waffe verweigerte ihren Dienst, bis sie mit einem Mal in seiner Hand zerbrach und in nutzlosen Einzelteilen zu Boden fiel. Im Traum konnte er sehen, wie der Mörder auf ihn zielte, und dann schrie er: Das stimmt nicht! So ist es nicht gewesen! Doch seine Schreie wurden vom Knall aus der Pistole des Mörders übertönt, und es war, als stehe er neben sich und sehe zu, wie ihm die Kugel ins Herz dringt und sich das Blut seines verebbenden Lebens auf dem Boden ausbreitet.
An dem Punkt wachte er immer auf. Er blieb auf dem schweißnassen Bettlaken liegen, begann sofort zu grübeln, was genau er im Lauf des Tages gehört und gesehen oder woran er sich erinnert hatte und was davon der Auslöser für diesen Albtraum gewesen sein könnte. An Schlaf war danach kaum noch zu denken.
Er erkannte, dass sich im Traum das Einfache und das Komplexe in einem emotionalen Morast vermengten. So ungern er es sich eingestand, begriff er im Prinzip, was sich da in seinem Unterbewusstsein abspielte. Seit er sich in jener Nacht unter der Plane unsichtbar gemacht hatte, stand für ihn das Verborgene für seine Verwundbarkeit. In Wahrheit hatte damals Ricky, dem Mörder immer einen winzigen Schritt voraus, den Schuss abgefeuert, während er im Traum, in dem er immer einen kleinen Schritt zurücklag, zum Opfer wurde. Und so blieb selbst ihm, dem Psychoanalytiker, die wahre Bedeutung dieses wiederkehrenden Szenarios verschlossen – zum Greifen nahe und doch nicht zu packen.
FÜNF JAHRE DANACH
Er hasste Turbulenzen.
Das Problem war relativ neu, diese Angst hatte sich ohne ersichtlichen Grund im Lauf der letzten Monate bei ihm eingeschlichen. Auf einer Flughöhe von fünfunddreißigtausend Fuß spürte Ricky Starks, wie bei jedem heftigen Rütteln der Maschine sein Stresspegel stieg. Ihm zog sich der Magen zusammen. Er bekam schweißnasse Hände. Der Widerspruch zwischen den ihm wohlbekannten Fakten – dass das gelegentliche Absacken und Schaukeln ganz normal und kein Grund zu übertriebener Sorge war – und seinen Zwangsvorstellungen von Piloten, die bei jeder Turbulenz verzweifelt um die Kontrolle der Maschine kämpften, war nicht aufzulösen. Er machte sich dann in seinem Erste-Klasse-Sitz ganz klein und harrte schicksalergeben aus. Natürlich wusste er, dass es zahlreiche Medikamente gegen diese plötzlichen Panikattacken gab. Oft genug hatte er sie seinen Patienten verschrieben, doch nie sich selbst. Ebenso wenig hatte er jemals dieses fragwürdige Tapferkeitsideal kritisch beleuchtet, sondern sich allenfalls von Zeit zu Zeit gefragt, woher es rühren mochte, sich aber nie um eine ernsthafte Antwort bemüht.
Er flog nach Washington, wo er bei einem Forschungsseminar des National Institute of Health zum Thema posttraumatische Belastungsstörungen in seinem Vortrag von jungen Überlebenden der Hurrikan- und Hochwasserkatastrophe Katrina in New Orleans berichten sollte. Die Foto- und Filmaufnahmen von Menschen, die sich an Hausdächer klammerten, von überschwemmten Straßen und verzweifelten Obdachlosen in der Notunterkunft des Superdome hatten ihn wie magisch angezogen. Als der Sturm die Stadt heimsuchte, war Ricky gerade erst wieder in sein altes Leben zurückgekehrt: Seine falsche Identität als Richard Lively, die ihm nach der Konfrontation mit einer mörderischen Familie das Leben gerettet hatte, lag hinter ihm, und er knüpfte zaghaft wieder an das an, was er davor gewesen war: Dr. Frederick Starks; Witwer; Eigenbrötler; einstmals gut situierter Psychoanalytiker und aufsteigender Stern am Firmament der New Yorker Therapeuten.
Die Welt der Upper-Class-Psychiatrie in Manhattan allerdings war für ihn nur noch eine schöne Erinnerung. Praxis, Ruf, Finanzen, sogar sein Haus – das alles hatten ihm diese Menschen, die auf seinen Tod versessen waren, ruiniert. Im letzten halben Jahr hatte er in New Orleans schwer traumatisierte Kinder behandelt. Der Hurrikan hatte bei ihnen tiefe Spuren hinterlassen: Bettnässen. Pavor nocturnus. Unkontrollierbares Zittern. Stottern. Die Unfähigkeit, sich auch nur auf die einfachsten Aufgaben zu konzentrieren. Plötzliche Anfälle abgrundtiefer Depression. Und aggressives Verhalten: Ungehorsam. Feindseligkeit. Ein sprunghaftes Wiederaufleben von Banden selbst bei Jugendlichen unter zwölf Jahren, die vor der Katastrophe noch Kinderfilme geschaut hatten. Ein Anstieg von Drogenmissbrauch. Ein Anstieg von sinnloser Gewalt.
Immer wieder hatte er zu hören bekommen:
Ich will eine Waffe.
Man kann eine Windstärke zwölf nicht erschießen.
Ich will mich wehren.
Man kann sich einer Flutwelle, die über einen Deich hereinbricht, nicht wehrhaft entgegenstellen.
Ich will töten.
Man kann die Natur nicht töten.
Die Situation war wie auf ihn zugeschnitten – verwaiste, im Stich gelassene Menschen. Sein Lieblingspatient war ein verstörter dreizehnjähriger Junge namens Tarik, der vierundzwanzig Stunden neben der Leiche seines ertrunkenen Onkels auf einem Dachboden ausgeharrt hatte. Er wollte nicht sprechen, da er jedes Mal, wenn er es versuchte, nur hilflos ins Stottern kam. Ricky hatte sich eine Strategie für ihn ausgedacht – sie spielten Dame. Jedes Mal, wenn Tarik Ricky einen Spielstein abnahm oder wenn er zur Dame befördert wurde, gab es eine Pause, und Tarik musste Ricky etwas aus der Erinnerung an die Stunden auf dem Dachboden erzählen. Je länger sie spielten, desto mehr von der Geschichte kam ans Licht.
Dienstags und donnerstags von sechzehn bis siebzehn Uhr. Zunächst ging es nur langsam voran – weil Tarik versuchte, Ricky keine Steine abzunehmen, indem er entweder absichtlich verlor oder zuweilen sogar vor Frustration das Brett zu Boden schleuderte –, doch nach und nach gewann Tarik immer öfter und rückte mit seiner Geschichte heraus. Dabei ging zu Rickys Freude das Stottern mit jedem Sieg auf dem Brett ein klein wenig zurück. Und in dem Maße, wie er das Stottern überwand, gelang es dem Jungen, sich zu verzeihen, dass er überlebt hatte, während sein geliebter Onkel gestorben war.
Nur dass er eines Dienstagnachmittags nicht zum verabredeten Termin in Rickys Praxis erschien und auch seine Mutter nicht anrief, um sein Fehlen zu erklären.
Am Abend desselben Tages hatte Ricky in seiner kleinen Mietwohnung in einer Nebenstraße der Magazine Street im Garden District die Nachrichten eingeschaltet. Atemlos verkündete der Sprecher: »Ein weiterer Ausbruch von Straßengewalt nach Katrina im südlichen Teil des neunten Stadtbezirks. forderte das Leben eines dreizehnjährigen Jungen …«
Tarik war von einer rivalisierenden Bande angeschossen und auf der Straße liegen gelassen worden. Der Schütze hatte ihn mit seinem ein Jahr älteren Bruder verwechselt. Ricky rief bei der Polizei an, um Näheres zu erfahren, doch auf der Wache hielten sie sich bedeckt. In einem Telefonat mit dem Bezirksgerichtsmediziner erfuhr er dann, dass es ein langsamer, einsamer Tod um Mitternacht gewesen war. Der Schock über den Mord hatte Ricky wie gelähmt zurückgelassen und das Gefühl absoluter Hilflosigkeit nur noch verschlimmert, als zu dem Termin, der normalerweise für Tarik reserviert war, die Mutter des toten Jungen zu ihm in die Praxis kam.
Das Gespräch blieb ihm Wort für Wort ins Gedächtnis eingebrannt: »Doktor, ich muss etwas wissen, und niemand will es mir sagen.«
»Was denn? Wenn ich Ihnen helfen …«
»Fast zwei Stunden kam der Krankenwagen nicht. Die hatten Angst, so spät in der Nacht. Ich muss es wissen: Hatte mein Junge Schmerzen? Musste er leiden, bevor Jesus ihn zu sich holte? Ich muss es wissen. Es macht mein Herz kaputt, ich muss es wissen.«
Sie sah ihn mit einer Ehrfurcht gebietenden Mischung aus Geduld und Schicksalergebenheit an.
Und so log er: »Ich glaube nicht, Mrs Johnson. Höchstwahrscheinlich war Tarik bewusstlos und im Schockzustand, vermutlich hat er von seiner Umgebung und von dem, was mit ihm geschah, nichts mehr mitbekommen.«
Das war erstunken und erlogen, und er hasste sich für jedes unwahre Wort. In Wirklichkeit musste es ein grauenvoller Tod gewesen sein; mit offenen Augen dazuliegen und bei vollem Bewusstsein röchelnd langsam auszubluten – unfähig, um Hilfe zu rufen, nicht mehr in der Lage, wegzukriechen und auf sich aufmerksam zu machen, bis irgendwann der Tod und der Krankenwagen zu gleicher Zeit eintrafen. Ricky wusste, dass Tarik bei zügiger Notversorgung möglicherweise hätte gerettet werden können.
Die Mutter hatte heftig den Kopf geschüttelt, immer wieder.
»Sie wollen nur, dass ich mich besser fühle, tue ich aber nicht von dem, was Sie sagen.« Darauf hatte er keine Antwort gewusst – genau die Reaktion, die sie gefürchtet hatte. Doch erhobenen Hauptes, auch wenn ihr die Tränen herunterliefen, stand sie auf und verabschiedete sich mit einem festen Handschlag. »Ich möchte Ihnen danken, für alles, was Sie für meinen kleinen Jungen getan haben. Er ist gerne hergekommen. Sagte immer, das wären für ihn die besten Tage in der Woche.« Dann war sie ohne ein weiteres Wort zur Tür hinaus.
Auf seinem Terminkalender hatte er Tariks Stunden nicht neu vergeben. Er wusste selbst nicht genau, wieso – es wäre nur logisch gewesen. Und dann war, eine Woche später, zu Tariks Termin, sein älterer Bruder bei ihm aufgetaucht. Zehn Minuten lang hockte der junge Mann auf demselben Stuhl wie zuvor Tarik und dann seine Mutter. Er zappelte nicht nervös herum. Vielmehr saß er wie versteinert da. Schließlich fand er Worte.
»Es war meine Schuld, dass er erschossen wurde. Das war alles meine Schuld. Von vorne bis hinten. Und es wird für immer meine Schuld bleiben.«
Während Ricky zusah, wie dem älteren Bruder langsam die Tränen in die Augen stiegen, beschloss er von einem Moment auf den anderen, aus New Orleans wegzugehen.
Ricky hatte begriffen: Ein Orkan hatte Tarik verstört. Danach hatte ein zweiter Orkan die Mutter und ihr einziges verbliebenes Kind ereilt. Es war wie ein Perpetuum mobile.
Er dachte gerade an diese Mutter, hatte ihre beiden Söhne vor Augen und fragte sich, was wohl aus den Überlebenden geworden war, als das Flugzeug ein wenig taumelte und er unwillkürlich nach den Armlehnen griff. Tarik stand im Zentrum des Vortrags, den er halten würde – einer von vielen Schritten auf dem langsamen, doch steten Weg zu seiner Rehabilitation und seinem beruflichen Wiederaufstieg. Er beabsichtigte, die Wirksamkeit funktioneller Behandlungsstrategien bei schweren Trauma-Störungen darzulegen und theoretisch zu untermauern. Dame, dachte er. Dasselbe Risiko, dieselbe Belohnung: Man muss jeden Stein überspringen, jede Hürde überwinden. Nur so kann man Zug um Zug gewinnen. Natürlich geht man auch das Risiko ein zu verlieren. Bei dem Spiel geht es um Vorausschau, um Zermürbungstaktik, ums Überleben.
Doch zugleich hatte er begriffen: In einer Welt voller Raserei greift keine Strategie, wenn man zu spät nachts um die falsche Straßenecke läuft.
Zum zweiten Mal sackte der Flieger ab. Fast im selben Moment ertönte drei Mal in dichter Folge das Signal, das einer Ansage an die Fluggäste in der Kabine vorausgeht.
Als er aufblickte, sah er eine der Flugbegleiterinnen mit äußerst besorgter Miene den Gang entlang nach hinten eilen.
Bis zur Lautsprecherdurchsage verging keine Minute:
»Ist ein Arzt an Bord?«
In der Hoffnung, dass sich irgendwo ein Internist, Orthopäde oder Kardiologe erhob, rappelte sich Ricky von seinem Sitz hoch. Er konnte niemand anderen entdecken.
Von Rücklehne zu Rücklehne hangelte er sich in der ruckelnden Kabine zu den hinteren Reihen durch, wo zwei Flugbegleiterinnen über eine im Gang liegende Gestalt gebeugt auf Hilfe warteten und zwei weitere von hinten dazukamen. Die Passagiere auf den angrenzenden Sitzen hatten sich halb erhoben und starrten auf die Szene. Ihnen stand eine Mischung aus Neugier und Schock ins Gesicht geschrieben.
Eine der Flugbegleiterinnen drehte sich zu Ricky um.
»Sind Sie …«, fing sie an.
»Ich bin Arzt«, sagte Ricky, »allerdings …«
Er führte den Satz nicht zu Ende, sondern wandte sich der Person auf dem Kabinenboden zu. Es handelte sich um einen Berg von einem Mann, mindestens anderthalb Zentner schwer, in dunkelblauem Sporthemd und kakifarbenen Shorts. Im Gesicht hatte er rötliche Flecken auf gespenstisch bleicher Haut. Mit den dicken Fingern griff er sich an die Brust und zerrte am Stoff seines Hemds. Die Augen hatte er vor Schmerz zusammengekniffen, sein Atem ging röchelnd und flach. Dann durchlief ihn – wie ein Erdbeben – ein gewaltiger Schauder, und er stöhnte laut.
»Haben Sie einen Defibrillator an Bord?«, fragte Ricky.
Die Flugbegleiterin schüttelte den Kopf.
Ricky zögerte. Plötzlich spürte er, dass hinter ihm jemand stand. Als er sich umdrehte, sah er eine eindrucksvolle junge Frau, schlank, mit roten Haaren, Mitte zwanzig. »Ich bin zwar nur Medizinstudentin«, sagte sie, »aber ausgebildete Rettungssanitäterin. Kann ich helfen?«
Ricky deutete auf den sterbenden Mann und trat zur Seite, um sie vorbeizulassen.
Er sah zu, wie die junge Frau nach dem Handgelenk des Mannes griff, um seinen Puls zu nehmen, doch im selben Moment bebte der Koloss zum zweiten Mal vom Kopf bis zu den Zehen, als hätte dieselbe Turbulenz, die das Flugzeug schüttelte, seinen ganzen Körper erfasst. Seine Glieder wurden steif, die roten Flecken an seinen Wangen schlagartig blass, er schnappte zwei Mal nach Luft und stöhnte; für einen Moment öffnete er zuckend die Augen, bevor sie sich unter einem letzten Röcheln nach oben drehten. Dann setzte die Atmung aus.
»Mein Gott«, sagte Ricky.
Die Medizinstudentin beugte sich augenblicklich zu dem Mann vor, zog ihm energisch den Unterkiefer herunter und begann mit einer Mund-zu-Mund-Beatmung. Mit der freien Hand deutete sie auf die Brust des Opfers und murmelte Ricky zwischen ihren Atemstößen zu: »Beginnen Sie mit Kompressionen!«
Ricky legte beide Hände auf die große Fläche des Hemdes und drückte rhythmisch mit aller Kraft. Er bezweifelte, dass er damit durch die dicken Fettschichten bis zum Herzen des Mannes durchdrang.
»Eins, zwei, drei«, flüsterte er.
Ein letztes Beben vom Scheitel bis zur Sohle, dann schien der Mann plötzlich zu vereisen.
Er ist tot, dachte Ricky. Einfach so.
»Nicht aufhören«, ächzte die Studentin.
Als Ricky kurz aufblickte, sah er hinter ihr einen der Piloten stehen. Er schien sich in Sekundenschnelle ein Bild von der Situation zu machen und kehrte im Eiltempo den Gang entlang wieder zum Cockpit zurück.
»Vier, fünf«, zählte Ricky und pumpte weiter.
Kurz darauf hörte er eine zweite Durchsage.
»Verehrte Fluggäste, wir haben einen medizinischen Notfall an Bord. Wir werden den nächsten Flughafen anfliegen. Bitte kehren Sie zu Ihren Sitzen zurück, und legen Sie die Gurte an.«
Sofort spürte Ricky, wie sie in den Sinkflug gingen – nicht sachte und allmählich wie vor einer normalen Landung, sondern ziemlich steil abwärts, um so schnell wie möglich an Höhe zu verlieren.
»Sechs, sieben, acht, neun …«, machte er weiter. Als er bei zehn war, fing er von vorne an. Plötzlich kehrte in das Gesicht des Mannes mit dem Herzinfarkt wieder ein Hauch Farbe zurück.
»Ich habe einen Puls«, sagte die Studentin und stand auf. Sie wandte sich an eine der Flugbegleiterinnen. »Haben Sie ein tragbares Sauerstoffgerät?«
Diesmal nickte die Frau.
»Bringen Sie es, sofort«, sagte die Studentin militärisch knapp. »Sie können aufhören«, fügte sie, an Ricky gewandt, hinzu.
Flatternd öffnete der Mann die Lider. Ricky sah die Panik in seinem Blick. Er bekam noch ein wenig mehr Farbe. »Eine Aspirin oder ein anderer Blutverdünner wäre gut«, sagte die junge Frau, während sie dem Mann eine gelbe Atemmaske aufsetzte und die grüne Flasche mit dem Sauerstoff aufdrehte. Sie wandte sich wieder an die Flugbegleiterin. »Sagen Sie dem Piloten, er soll uns so schnell wie möglich zu einem Krankenwagen bringen.« So jung sie war, hatte sie offenbar keine Probleme damit, kurz und bündig Anweisungen zu erteilen. Unterdessen sah Ricky, wie sich bei dem Mann erneut die Augen verdrehten und zum zweiten Mal schlossen. Offenbar war er nicht mehr bei Bewusstsein. Die Flugbegleiterin ging zum Bordtelefon und sprach hastig hinein. Sie wartete, hörte zu und kehrte zu den zwei Helfern im Gang zurück.
»Siebzehn Minuten«, sagte sie.
Die Medizinstudentin schüttelte den Kopf. »Zu lang«, flüsterte sie und beobachtete, wie sich die Brust des Mannes hob und senkte. Nach Rickys Eindruck war der Atemrhythmus synkopisch und unregelmäßig. Die Studentin legte dem Mann die Finger an die Halsschlagader. Wieder schüttelte sie den Kopf. »Wird immer schwächer«, sagte sie. »Was für eine Fachrichtung sind Sie, Doktor?«
»Psychoanalytiker«, erwiderte Ricky im Flüsterton.
Sie verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln. »Also nicht so ganz Ihr typischer Notfall«, sagte sie.
»Nein«, erwiderte Ricky. Halluzinationen. Psychose. Nervenzusammenbrüche. Suizidversuche. Das sind meine Notfälle.
»Aber Sie haben ihn gerettet.«
Die Medizinstudentin betrachtete den Kranken am Boden. »Ich glaube nicht«, antwortete sie leise.
Sie blieben bei dem Mann, während sich das Flugzeug durch die schwarze Nacht manövrierte. Jede Minute erschien ihm gleichzeitig kurz und viel zu lang, wie ein Aussetzer in der Zeit. Der Atem des Mannes kam jetzt schwer und röchelnd – auch seine Lebenskraft war im Sinkflug. Dann hörte Ricky, wie die Räder ausgefahren wurden.
»Sie müssen sich setzen«, sagte die Flugbegleiterin. »Wir landen.«
Die Medizinstudentin schüttelte den Kopf. »Nee«, sagte sie. Mit einer Hand griff sie nach einer Armlehne, mit der anderen hielt sie weiter das Handgelenk des Opfers, wie um ihm Trost zu spenden. Auch Ricky blieb und hielt sich einfach nur fest.
Kaum am Gate, eilten schon die Sanitäter des bereitstehenden Krankenwagens durch den Mittelgang des Flugzeugs. Alle blieben sitzen, während die Männer den schweren Mann auf eine Trage wuchteten und ihn über den vorderen Ausgang hinausschoben. Ricky hörte, wie eine Frau ihre beiden neugierigen Kinder zur Ruhe mahnte. Sämtliche Passagiere starrten dem Rettungstrupp hinterher, die meisten mit einem Ausdruck im Gesicht, der sagte: Gottlob ist mir das nicht passiert.
»Gehen Sie mit?«, fragte die Medizinstudentin Ricky.
»Nein. Aber Sie vielleicht?«
Sie zögerte, dann erwiderte sie: »Ich glaube nicht.« Aus jedem ihrer Worte sprach der Zwiespalt: Hoffnung wider besseres Wissen. Sie klang erschöpft, und Ricky merkte erst jetzt, dass es ihm nicht anders erging.
Es sollte eine Stunde dauern, bis der Flieger wieder abhob. Die Studentin kehrte zu ihrem Sitz in der Touristenklasse zurück, Ricky in den privilegierten vorderen Abschnitt der Kabine. Während sie auf die Freigabe vom Tower warteten und auf der Rollbahn standen, ohne dass sich etwas tat, hielt Ricky die Armlehnen umklammert. Die Flugbegleiterin bot ihm einen Drink an, doch er lehnte dankend ab. Als sie nach dem Start ihre Reiseflughöhe wieder erreicht hatten, kam der Pilot aus dem Cockpit. Er kam erst zu Ricky. »Danke für Ihre Hilfe«, sagte der altgediente Flugkapitän in der unverkennbaren gedehnten Sprechweise des mittleren Westens. »Wir wissen das wirklich zu schätzen.«
»Haben Sie schon was über den Patienten …«, fing Ricky an.
Dem Piloten lag die Antwort auf der Zunge, doch dann besann er sich, kam näher heran und antwortete im Flüsterton. »Er hat leider Pech gehabt«, sagte er. »Der Mann ist im Krankenwagen verstorben, und sie konnten ihn kein zweites Mal wiederbeleben.«
Der Pilot richtete sich wieder auf. »Ich gebe dann mal auch der anderen Ärztin auf Sitz vierundzwanzig E Bescheid«, erklärte er.
Erst jetzt wurde Ricky bewusst, dass er nicht einmal den Namen des Toten kannte. Er wusste nicht, wer oder was er war oder woher er stammte, oder sonst irgendetwas über ihn – außer dass er groß und sehr schwer war, Cargoshorts trug und jetzt tot war. Familie. Freunde. Beruf. Laufbahn. Verheiratet. Geschieden. Ehrenamtlicher Trainer bei der Baseballliga für Kinder. Golfspieler. Nikolaus bei den Weihnachtsfeiern im Büro. Republikaner. Demokrat. Was auch immer er gewesen sein mochte, hatte im Mittelgang des Flugzeugs sein Ende gefunden.
Als der Pilot die erste Klasse verließ, lehnte sich Ricky zurück.
Was haben wir ihm gegeben? Eine Lebensverlängerung von zwanzig Minuten? Dreißig?
Wieder ruckelte die Maschine.
Was kann man mit zwanzig Minuten anfangen? Er dachte nach. Seinen Frieden machen? Abschied nehmen? Sein Schicksal verfluchen oder beten? Seine Irrtümer und Sünden bereuen? Reicht es für irgendetwas anderes als Angst und Schmerz, während einem die Lebensgeister schwinden?
Zum zweiten Mal wurde der Flieger heftig hin und her gerüttelt. In die Bilder von dem sterbenden Mann im Gang drängten sich Erinnerungsfetzen an den Albtraum auf Cape Cod, bei dem er vor fünf Jahren nur knapp dem Tod entronnen war, und von Tarik, der allein an einer Straßenecke verblutet war – ein beklemmendes, wirres Durcheinander. Sosehr er versuchte, diese Gedanken auseinanderzuhalten, gingen sie doch nahtlos ineinander über. Vor ihm leuchtete mit einem Signalton das rote Anschnallzeichen wieder auf, als der Flug in eine weitere unvorhergesehene Turbulenz geriet.
DER UNGEBETENE GAST
»You can climb a mountain,
You can swim the sea.
You can jump into the fire,
But you’ll never be free …«
Harry Nilsson, »Jump Into The Fire«, 1971
»Eingekeilt leben wir, zwischen der zerwühlten
und durchforschten Vergangenheit und einer Zukunft,
die auf unsere Arbeit wartet.«
Anna Freud, »Maulwürfe sind wir«, 1920
An dem Tag, an dem sich sein Tod als Dr. Frederick Starks und seine Wiedergeburt unter falschem Namen zum fünften Mal jährte, hörte sich Ricky den ganzen Vormittag lang nur kaum gezügelte Rage und spontanes Schluchzen an, blickte in verhärtete oder tränennasse Gesichter.
Die Wut nahm die unterschiedlichsten Formen an.
Obszönitäten: Schwanzlutscher. Wichser. Gottverdammte Arschlöcher. Jedes Mal ein Schwall gallebitterer Worte in zunehmend frustriertem Ton. Manchmal geflüstert, dann wieder geschrien und in der Enge seiner Praxis hinausgebrüllt. Laut. Leise. Unversöhnlich. Traurig. In einem Moment feuerten die Patienten ihre Worte wie Geschosse ab, im nächsten verschanzten sie sich wie in einem Schützengraben. In fast allen Fällen bezogen sich die Worte auf Mütter, Väter, Geschwister, Chefs, untreue Lebenspartner, verlogene Freunde, unaufrichtige Kollegen und einmal sogar, ausgerechnet seitens der manierlichen Mrs Heath, auf ihre himmelschreiend undankbaren Kinder. Diese schienen über alle Maßen unzufrieden mit den Verfügungen der letzten Fassung ihres Testaments zu sein – insbesondere mit dem großen Betrag, der an »Ärzte ohne Grenzen« gehen sollte. Keine einzige der Obszönitäten, mit denen die Patienten den ganzen Vormittag hindurch um sich warfen, richtete sich an die eigene Adresse. »Wie konnte ich nur so dämlich sein?« Derlei selbstkritische Fragen bekam er von niemandem zu hören.
Und dann die Variationen im Gesichtsausdruck: verzerrt, gerötet. Gespitzte Lippen. Zusammengepresste Lippen oder Zähneknirschen. Augen so fest zugekniffen, als versuchten sie, die Wut im Dunkel dahinter festzuhalten. Mehr als einmal bekam er zu hören, dass man dem Betreffenden den Tod wünschte, ihn eigenhändig erwürgen könnte.
Leicht gedacht.
Leicht gesagt.
Schwer getan.
Das wusste er aus persönlicher Erfahrung.
Die Patienten heulten wegen Krankheiten, sie heulten über den Tod. Sie heulten über vertane Gelegenheiten und unerfüllte Hoffnungen. Sie heulten über ihre Vergangenheit. Sie heulten verzweifelt über mangelnde Zukunftsperspektiven. Sie heulten, weil sie sich schuldig fühlten. Sie heulten, weil sie sich nicht schuldig fühlten. Sie schluchzten wegen erlittener Grausamkeiten und solcher, die sie selbst gedankenlos anderen zugefügt hatten.
Krokodilstränen. Echte Tränen. Und natürlich Tränen, hinter denen sich komplexe Probleme verbargen. Nicht zuletzt auch Tränen vergossen wegen einfacher Fehler.
Rosebud, verlorene Kindheit, enttäuschte Hoffnungen, dieses Thema zog sich wie ein roter Faden durch all diese Dramen.
Und in den meisten Fällen schlugen an diesem typischen Vormittag die Schluchzer plötzlich in Wut um, oder die Wut löste sich in Schluchzen auf, beides spiegelbildliche Reaktionen. Nach seiner Überzeugung konnte man die Psychiatrie nicht selten mit einem Blick in den Spiegel vergleichen, bei dem man dann einen weiteren Spiegel hochhält, um ein Bild im Bild im Bild zu sehen, doch, wie winzig auch immer, es bleibt unausweichlich dieselbe Spiegelung.
Mrs Heath, seine letzte Patientin an diesem Vormittag, blickte ihn über den Schreibtisch hinweg an und sagte in einer Hilflosigkeit, die nicht zu der sonstigen Robustheit der Siebenundachtzigjährigen passen wollte: »Weshalb kann ich nicht einfach so sterben, wie ich möchte?«
In der Hoffnung, sie würde den Gedanken vielleicht vertiefen, schwieg Ricky eine Weile, bevor er erwiderte: »Glauben Sie, dass sich auch nur einer von uns aussuchen kann, wie er stirbt?«
Habe ich einmal, schoss es ihm plötzlich durch den Kopf. Vor einer Ewigkeit, in einer anderen Welt habe ich mein Leben gerettet, indem ich meinen eigenen Tod inszenierte. Er sprach den Gedanken nicht aus, obwohl er wusste, warum seine Erinnerungen an diesem Tag, an dem sich jene Ereignisse jährten, unablässig über alles legten, was er von seinen Patienten hörte.
»Wenn man im Leben so viel gehabt hat, weshalb sollte es beim Sterben anders sein?«, fuhr Mrs Heath in ihren Überlegungen fort. »Weshalb sollte es plötzlich egoistisch oder verwerflich sein, auf eine bestimmte Art und Weise sterben zu wollen?«
»Und wie würden Sie gerne sterben, Mrs Heath?«
Sie brach in schallendes Gelächter aus.
»Ach, Ricky, vielleicht im Sattel bei einem Viehtrieb durch Wyoming. Oder auch hinterm Lenkrad eines Ferraris mit hundertneunzig Sachen durch den Bois de Boulogne in Paris. Oder auch mit einem zweihundert Kilo schweren Marlin am Haken draußen im Golfstrom …«
Sie war die einzige Patientin, die einen so familiären Ton anschlug. Die übrigen zogen die Anrede Dr. Starks vor, als wollten sie sich damit selbst davon überzeugen, dass jede therapeutische Sitzung in ritualisierter Form der Behandlung einer leicht zu diagnostizierenden Krankheit diente – als handele es sich bei den Problemen, mit denen sie in seine Praxis kamen, um nichts Komplizierteres als einen abgebrochenen Fingernagel oder eine einfache Erkältung.
Mrs Heath lachte noch einmal kurz auf. Sie trug ihre erstaunlich dichte, wohlfrisierte Silbermähne ungefärbt. Zwar war ihre Haut mit den Jahren erschlafft, ihre Falten jedoch nicht so tief, dass sie ihr Gesicht wie die Narben des Alters zerfurchten, sondern eher ihre Würde und Autorität unterstrichen. Mrs Heath trug wenig Make-up und bevorzugte modische Designer-Kleidung in leuchtenden Farben, in denen sie oft wie ein auffällig eleganter Papagei erschien. Sie hatte lebhafte blaue Augen mit einem scharfen Blick fürs Amüsante. Sie lächelte viel, lachte freundlich. Eine Frau, die einmal so schön gewesen war, dass sie nur einen Raum zu betreten brauchte, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, sich nun aber wegen der Erosion ihres Äußeren nicht allzu sehr grämte. Für eine Frau, die sich so gründlich mit dem Vorgang des Sterbens befasste, machte Mrs Heath einen überwiegend heiteren, gesunden Eindruck. Sie hatte die bemerkenswerte Fähigkeit, ihre Herzinsuffizienz zu überspielen und physische Schmerzen nicht allzu ernst zu nehmen. Ihre derzeitigen Beschwernisse rührten, soweit Ricky es beurteilen konnte, nicht aus ihrer Vergangenheit, sondern waren erst im Lauf der letzten Monate per Sonderzustellung von den Schwadronen ihrer Angehörigen eingegangen, die sie mit begehrlich ausgestreckten Händen belagerten.
Oh, Tantchen, du bist krank? Das ist ja furchtbar. Einfach furchtbar. Das tut mir so unendlich leid. Aber was ist mit meinen Treuhandfonds?
Die Nötigung, vor Antritt ihrer letzten Reise ihr umfangreiches Lebensgepäck zu sondieren, brachte sie vor einem halben Jahr in seine Praxis. Zuerst hatte er gezögert, sie als Patientin anzunehmen – bin ich vielleicht ein Analytiker des Todes? –, doch das hatte sich schnell geändert, und inzwischen freute er sich auf jede Sitzung.
Mrs Heath schwieg einen Moment, dachte über ihre Worte nach und grinste. »Also, kann durchaus sein, dass es mir vollkommen schnurz ist, ob mich irgendjemand in meiner Familie je versteht oder nicht.« Sie legte sich die Hand vor den Mund, um ihr Lachen zu verbergen.
»Macht mich das zu einem schrecklichen Menschen, Ricky?«
»Nein«, antwortete er.
»Vielleicht nur ein kleines bisschen schrecklich?«, hakte sie in belustigtem Ton nach. »Es macht mir nämlich überhaupt nichts aus, ein bisschen schrecklich zu sein. Es könnte mir sogar gefallen.«
»Ich glaube nicht«, antwortete er.
Sie warf den Kopf zurück. »Ricky, Ricky … wir sind alle manchmal ein bisschen schrecklich.« Wie hätte ich ihr darin widersprechen können.
»Wenn man – nach siebenundachtzig Jahren – im Tod nicht einen großen kosmischen Jux sieht, nun ja, dann muss er einen wohl mit Angst und Schrecken erfüllen«, erklärte sie beherzt.
»Sie sind eine Philosophin«, antwortete Ricky und gab damit deutlicher als gewöhnlich eine persönliche Meinung preis.
Wieder grinste sie. »Da haben Sie vermutlich recht«, sagte sie. »Eine Erbin und Philosophin«, fügte sie hinzu, überlegte einen Moment, zuckte die Achseln und fuhr fort: »Eine sterbende Erbin und Philosophin. Wie aus einem Roman von Charles Dickens entsprungen, finden Sie nicht? Wilde Moorlandschafts-Romantik.«
Ricky nickte.
»Ist nicht mehr viel Romantik übrig in meinem Leben«, fuhr sie fort. »Das ist betrüblich. Was gäbe ich nicht darum, diese Uhr um ein paar Jahrzehnte zurückzustellen und noch mal für einen Moment die Liebe zu erleben. Das wäre nett. Es war einmal, Ricky … nun ja, ich könnte Ihnen ein paar Geschichten erzählen. Schockierende Geschichten.« Dabei betonte sie das Wort schockierend, als sei es eine Einladung.
Er bezweifelte, dass ihn irgendetwas, das sie in ihrem Leben getan hatte, schockieren könnte.
»Ich war früher einmal ganz schön verwegen«, sagte sie mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Rebellisch. Gefährlich. Auch wenn Sie mir nicht glauben.«
Sie sah auf die Uhr.
»Schätze, das war’s für heute«, sagte sie. »Ich fühle mich entschieden besser. Danke, Ricky, dass Sie mir zugehört haben.«
»Dann bis zum nächsten Mal«, erwiderte er.
»Falls ich dann noch da bin«, sagte sie mit einem schelmischen Lächeln, als knüpfe sie an ihre Witzeleien an. Sie erhob sich aus dem breiten Ledersessel, in dem ihm seine Patienten gegenübersaßen. Sie nahm ihren teuren handgeschnitzten schottischen Schlehendornstock vom Garderobenständer, klopfte damit ein paar Mal auf den Teppich und verkündete: »Den brauche ich nicht wirklich, aber ich finde, er verleiht mir Klasse.« Lachend verließ sie, an der langen Couch vorbei, die kaum einmal zum Einsatz kam, den Raum. Die Menschen, die sich einer klassischen freudianischen Analyse unterzogen, wurden rar. Die alte Schule, vier bis fünf Tage die Woche, in denen man Jahr um Jahr in seinen Erinnerungen und Erfahrungen forschte, um sich am Ende besser zu verstehen, gehörte weitestgehend der Vergangenheit an. Heute suchten die meisten das Gespräch von Angesicht zu Angesicht, zügig und effizient, um mit klugen Ratschlägen und Rezepten für Pillen nach Hause zu gehen.
Und falls sie sich zu Kompromissen genötigt sahen, strichen sie das Gespräch und den Rat, nie jedoch die Pillen.
Ich bin ein Dinosaurier, der durch eine Welt der Raketenautos trampelt. Zweifellos vom Aussterben bedroht, dachte Ricky.
Er blickte Mrs Heath hinterher. Draußen würde ihr Fahrer neben ihrer Limousine stehen und geduldig auf sie warten. In all ihren Sitzungen hatte sie kein einziges Mal über ihren bevorstehenden Tod geweint. Und er war sich ziemlich sicher, dass sie das auch künftig unterlassen würde.
Die Mittagspause verbrachte er mit einer einzigen Abweichung von seiner sonstigen Routine. Gewöhnlich schlüpfte er in Shorts und Joggingschuhe und legte ein paar Meilen durch den Kennedy Park hin, dicht am Ufer der Bucht entlang. Draußen war es mild, die Sonne legte eine Pause ein und knallte ausnahmsweise einmal nicht wie sonst glühend heiß auf die Tropen nieder. Doch bevor er sich auf den Weg machte, setzte er sich hinter seinen Schreibtisch. Zuerst öffnete er die oberste Schublade und holte ein gerahmtes Foto von seiner Frau heraus. Auf dem Bild gärtnerte sie draußen vor ihrem einstigen Ferienhaus auf Cape Cod – ebenjenem Haus, das er, um der mörderischen Familie zu entkommen, eigenhändig abgefackelt hatte. Auf dem Bild hatte sie ein reizendes verhaltenes Lächeln, als wollte sie sagen, wieso fotografierst du mich, wenn ich verschwitzt und verdreckt bin. Er hatte dieses Foto immer geliebt. Es sprach Bände davon, wie glücklich sie gewesen waren, und verriet nichts von dem Krebs, an dem sie starb. Er sah es lange an, dann legte er es zurück und holte sein Scheckbuch heraus.
Sorgfältig stellte er Schecks mit kleineren Spendenbeträgen an den Jimmy Found in Boston für dessen Kampf gegen Krebs bei Kindern und die Florida Wildlife Federation für ihre Bemühungen um den gefährdeten Florida-Puma aus, dann an mehrere akademische Forschungsprogramme zu neuen Behandlungsansätzen bei psychischen Erkrankungen und als Letztes an Puppies Behind Bars, eine Organisation, bei der Gefängnisinsassen Hunde zugeteilt bekommen, die sie zu Assistenzhunden für Kriegsinvaliden ausbilden. Sämtliche Spenden – außer der letzten – nahm er im Namen seiner verstorbenen Frau vor.
Den Scheck für die Welpen im Gefängnis stellte er im Namen von Tyson aus – als Erinnerung an die Familie, die vor einem halben Jahrzehnt versucht hatte, ihm das Leben zu nehmen. Von Virgil, Merlin und Mr R unterschrieb er.
Diese Spenden nahm er zwei Mal im Jahr vor: zum einen am Todestag seiner Frau; zum anderen an dem Tag, an dem er den Mordanschlag der drei Geschwister überlebt hatte. Schauspielerin, Rechtsanwalt, Profikiller.
Anschließend steckte Ricky jeden Scheck in vorgestempelte Briefumschläge. Zufrieden stand er von seinem Schreibtisch auf und lief durch sein Haus. Für ihn war es die Miami-Version dessen, was er einmal in Manhattan besessen hatte. Dort war es eine Welt aus Zement und Beton, mit belebten Bürgersteigen und einem endlosen Hupkonzert, gewesen, das er in seiner Praxis mit einer White Noise Machine, künstlich erzeugtem weißem Rauschen, übertönte. In Miami sorgte eine opulente, tropische Welt mit Palmen und Farnen für Ruhe, ein Puffer gegen den Lärm der nahen Küste. Ein kleiner Schotterplatz bot Abstellplätze für zwei Fahrzeuge – für einen eintreffenden Patienten und einen, der wieder ging. Von seinem Platz aus konnte er das Knirschen der Reifen auf dem Splitt hören. Statt einer Klingel- und Türöffner-Anlage in seiner Wohnung und Praxis in der Upper East Side in New York hatte er hier eine Sicherheitsanlage installiert, bei der seine Patienten mithilfe eines Keypad per Codetaste das verschlossene Tor öffnen konnten. Bei der Vergabe des ersten Termins bekamen sie den vierstelligen Zahlencode, mit dem sie auch die Haustür öffnen konnten. Seine Praxis ging von der Eingangsdiele ab, in der er einen kleinen Wartebereich eingerichtet hatte.
Der Park, in dem er gewöhnlich joggen ging, war nur zehn Häuserblocks entfernt – ein Höllentrip auf dem Fahrrad. Nichts für schwache Nerven. Die Autofahrer in Miami hatten sich den Ruf erworben, Radler von der Straße zu fegen. Oder schlimmer.
So schwer er mit Turbulenzen in einem Flugzeug zurechtkam, wo er einfach nur starr und hilflos dasitzen konnte, so gut kam er damit zurecht, sich mit seinem Rad auf der Strecke von seinem Haus bis zum nahe gelegenen Park durch Skylla-und-Charybdis-Gelände auf den stark befahrenen Straßen hindurchzuschlängeln. Sicher, er konnte dabei draufgehen oder schwer verletzt werden – doch wenigstens lag es in seiner freien Entscheidung, das Risiko auf sich zu nehmen.
An diesem Mittag war der Verkehr zum Glück nicht besonders stark. Er wich der letzten schwarzen Mercedes-Limousine mit getönten Scheiben aus und fuhr mit seinem teuren Geländerad auf den Parkplatz. Er kettete es an einen Metallständer und ging zu der Kunststofflaufbahn hinüber, die sich durch den Park wand. Zuletzt steckte er sich Ohrhörer ein und klemmte sich ein altmodisches iPod an die Shorts. Er hörte gerne Rock aus den Sechziger- und Siebzigerjahren: Bruce Springsteen und die E Street Band, Jefferson Airplane, John Mellencamp und Creedence Clearwater. Er legte den Kopf in den Nacken und blickte zu den ersten Akkorden von Rosalita in die Weite des hellblauen Himmels, spürte, wie mit jeder Minute die Luftfeuchtigkeit zunahm, und schätzte, dass es im Lauf des Tages noch Gewitter geben würde.
Ricky holte tief Luft und joggte los.
Die Tage des Laufens sind vorbei, dachte er. Obgleich er noch schlank und fit war, ging er es inzwischen gemächlicher an. In Miamis heißem Klima brach ihm schnell der Schweiß aus und brannte ihm in den Augen.
Das grelle Licht, das sich im leuchtend blauen Wasser der Biscayne Bay spiegelte, blendete ihn, während er seinen gewundenen Pfad durch den Park nahm. Palmwedel raschelten in einer leichten Brise. In der Bucht konnte er Boote sehen, und obwohl etwas vom Straßenlärm durch die Musik in seinen Ohren drang, fühlte er sich allein.
Langsam, aber sicher fand er zu seinem Rhythmus. Er war mit seinem neuen Leben wirklich zufrieden, stellte er fest. In einer Metropole, in der die Menschen Berührung suchten, war er entschlossen, zurückgezogen zu leben. Er war ein Flüchtling; deshalb hatte er Miami gegenüber Boston, San Francisco oder Chicago – oder all den anderen Großstädten, die er im Lauf der letzten Jahre besucht hatte – den Vorzug gegeben. Miami hieß die Heimatlosen willkommen.
Er hielt seine Praxis bewusst klein und nahm nur wohlhabende Patienten an, um Zeit für seine Arbeit in der psychiatrischen Abteilung zu erübrigen. Er hatte ein ausgeprägtes Interesse an posttraumatischen Belastungsstörungen entwickelt und daher zeitweilig an Orten gelebt, an denen sich entsprechende Fälle häuften: New Orleans nach der Überschwemmung. Haiti nach dem Erdbeben. Red Lake nach dem Schulmassaker. Er sah sich als eine Art Wanderpsychiater, so wenig sesshaft, wie er es nur einrichten konnte, auch wenn dies dem Wesen seines Berufs widersprach. Es gab nur noch wenig, was ihn mit seiner Vergangenheit verband: seine Erinnerungen und ein .357 Magnum-Revolver, den er voll geladen in der Schublade seines Nachttischs aufbewahrte.
Seine Schritte machten klatschende Geräusche auf dem Laufweg.
In den Lauf einer Pistole zu blicken, das vergisst man nicht.
Dem Tod ins Auge zu sehen, das vergisst man nicht.
Seine Gedanken hatten sein Lauftempo stärker beschleunigt als beabsichtigt. Ricky musste sich zwingen, einen Gang herunterzuschalten.
Keuchend und schweißtriefend legte er die letzten fünfzig Meter zum Parkplatz in gemächlichem Laufschritt zurück. Zwei junge Frauen flitzten auf Inlineskates an ihm vorbei. Sie trugen eng anliegende Shorts und Tanktops in Leuchtfarben und waren, wie er nur vermuten konnte, beide schön – entsprechend dem modischen Ideal straffer, muskulöser Körperformen, dem Miami übertrieben zu huldigen schien –, doch sie waren so schnell an ihm vorbeigesaust, dass er ihre Gesichter nicht zu sehen bekommen hatte, sondern nur noch die langen Beine und das wippende blonde Haar. Er sah ihnen einen Moment hinterher. Dann schwenkte sein Blick zum Parkplatz hinüber.
Sein Fahrrad war weg.
Die Kette, mit der er es gesichert hatte, lag auf dem schwarzen Asphalt, mit einem Bolzenschneider sauber durchtrennt.
»Verdammt«, murmelte er. Er hastete drei Schritte darauf zu und hob frustriert die Hände. Dann blieb er abrupt stehen.
Er sah sich um. Sein Instinkt sagte ihm, dass vielleicht irgendwo ein Polizist in der Nähe war oder zumindest jemand, der den Diebstahl mitbekommen und sich vielleicht ein Kennzeichen gemerkt hatte, doch es war weit und breit niemand zu sehen.
In seinen Ohren sang Grace Slick: »Don’t you want somebody to love? Don’t you need somebody to love?« Er riss sich die Ohrhörer heraus, doch durch das iPod spielte die Musik weiter, nur plötzlich blechern und wie von ferne.
»Verdammt«, wiederholte er.
Er ging hinüber und hob die kaputte Kette auf. Hilflos starrte er darauf.
»Verdammt.«
Viel mehr gibt es dazu nicht zu sagen, dachte er. Oder zu tun. Er wusste, dass er bei der nächsten Polizeiwache anrufen, den Diebstahl anzeigen und seinen Namen in die deprimierende Statistik einreihen konnte. Der diensthabende Polizist würde es zwar nicht aussprechen, doch sein Ton würde ihn verraten: keine Chance, dass Sie dieses Fahrrad je wiedersehen, Kumpel. Dann würden sie ihm noch raten, in seiner Hausratsversicherung nachzusehen, ob sein Verlust abgedeckt war. Langweilig. Routine. Papierkram.
Er ließ die Kette wieder auf den Parkplatz fallen und trat das nutzlose Stück in den Rinnstein. Dann machte er sich zu Fuß auf den Heimweg. Kauf dir ein neues Rad, sagte er sich. Aber besorg dir diesmal eins von diesen Carbonstahl-Schlössern mit einer nicht knackbaren Kombination, verflucht noch mal. Plötzlich kam ihm die Sonne, die ihm auf den Kopf knallte, viel heißer vor. In seinen verschwitzten Sportsachen fühlte er sich nackt und lächerlich.
Plötzlich fühlte er sich alt.
Stille.
Ein grimmiger Blick über die linke Schulter, ein stechender Blick auf eine leere weiße Wand. Ricky fragte sich, wieso das große Krankenhaus, in dem er eine Teilzeitstelle angenommen hatte, in der geschlossenen Abteilung auf diesen gähnend leeren Flächen bestand. Er hegte keinen Zweifel daran, dass der junge Mann, der ihm gegenübersaß, emsig dabei war, die Leere mit allen möglichen wilden, zweifellos furchterregenden Visionen zu füllen. Das Funkeln in seinen Augen war zweifellos ein Selbstschutzmechanismus, als könne er, indem er seine Visionen so offenkundig zeigte, überspielen, welche Angst sie ihm machten, und von seiner zittrigen Stimme oder dem Schweißfilm auf der Stirn ablenken. In dieser Hinsicht, ging es Ricky durch den Sinn, gab sich eine bipolare Störung den Anschein geistiger Gesundheit.
»Charlie«, sagte er leise, »was siehst du?«
Er erwartete keine Antwort auf seine Frage und bekam auch keine.
»Nichts.«
Der starre Blick bohrte sich immer tiefer in die Wand. Jede Sekunde, die so verging, verstärkte bei Ricky den Wunsch, dem Jungen zu helfen, und rückte seine Möglichkeiten zugleich in weitere Ferne.
»Spricht jemand mit dir? Außer mir …«
»Nein.«
Zwei Unwahrheiten. Ricky versuchte es andersherum.
»Würdest du es mir sagen, wenn es doch so wäre?«
Widerstrebend riss sich Charlie von der Wand und dem, was er darauf sah, los und wandte sich Ricky zu. Er stand auf, ging ein paar Schritte nach rechts, dann nach links und sackte wieder auf seinen Sitz.
»Selbstverständlich, Dr. Starks.«
»Nimmst du deine Medikamente regelmäßig?«
»Ja, selbstverständlich.«
Charlie hatte es noch nicht ausgesprochen, als er sich erneut zur Wand umdrehte, als suche er dort eine Bestätigung seiner Gewissenhaftigkeit. Ricky hegte wenig Zweifel daran, dass der Junge mitnichten seine verschriebenen Medikamente regelmäßig eingenommen hatte – der Grund für seine erneuten Visionen und die eine oder andere auditorische Halluzination und dafür, dass er wieder in der Geschlossenen gelandet war. Befehlshalluzinationen – Visionen und Stimmen, die Charlie befahlen, was er machen sollte – das allergefährlichste Szenario. Charlie war gerade einmal dreiundzwanzig Jahre alt und ein bisschen ausgemergelt, da er immer, wenn er einen Krankheitsschub hatte, dazu neigte, seine Ernährung zu vernachlässigen. Sein wildes, verfilztes braunes Haar schien sich jedem Versuch zu widersetzen, es mit einem Kamm zu zähmen und zu richten. Ricky hatte eine ungefähre Vorstellung davon, wie enorm schwierig es sein musste, den Forderungen seiner Halluzinationen nachzukommen und zugleich die Vorschriften seiner Ärzte zu befolgen. Charlie saß in der Falle: Die Halluzinationen wollten, dass er verrückt blieb und sich ihnen fügte; die Ärzte wollten, dass er seine antipsychotischen Medikamente schluckte und ihnen ihre Arbeit erleichterte. Keine Seite wollte die andere verstehen, und in diesem Dilemma war Charlie der Dumme. Ricky hörte sich aufmerksam alles an, was Charlie ihm mitteilte. Dabei bezweifelte er, dass die Einbildungen, die Charlie an der leeren Krankenhauswand sah und hörte, sonderlich scharf darauf waren, dass Charlie seinem Arzt wichtige Einzelheiten preisgab.
»Eine Frage, Charlie«, fing er langsam an, immer noch um einen behutsamen Ton bemüht. »Wenn du Dinge siehst oder hörst, die andere vielleicht nicht wahrnehmen können – macht dir das Angst?«
Charlie drehte sich ein wenig auf seinem Sitz zu ihm um. Sie befanden sich in einem kleinen Praxisraum ohne jeglichen Komfort – nichts weiter als ein Tisch und zwei Stahlrohrstühle. Rickys Frage provozierte einen weiteren abrupten Blick zur leeren Wand, bevor die Antwort kam. Der junge Mann beugte sich, beinahe verschwörerisch, zu ihm vor und senkte die Stimme.
»Alles macht mir Angst, Doktor.« Er holte einmal tief Luft. »Ich versuche nur, es nicht zu zeigen.«
»Das ist wichtig, nicht wahr?«
Der junge Mann schnaubte verächtlich. »Ist es ja wohl für jeden«, sagte er. »Ob Sie nun krank sind oder nicht.«
Eine kluge Beobachtung, dachte Ricky. Er merkte sich vor, Charlies Medikamente ein wenig nachzujustieren. Eine angemessene Dosierung sollte theoretisch dabei helfen, ihn zu stabilisieren. Ob er dem Jungen letztlich helfen konnte, stand in den Sternen. Er wünschte es sich sehnlichst, doch in der psychiatrischen Abteilung lagen zwischen Wunsch und Wirklichkeit Welten.
»Vielleicht können wir zusammen, du und ich, die Situation verbessern«, sagte Ricky.