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Luis Alberto Ammann wurde 1942 in Cordoba, Argentinien, geboren. Er erwarb sein Lehrdiplom und den Bachelor in Moderner Literatur an der Nationalen Universität von Cordoba und ist außserdem Journalist und Schriftsteller.

Er ist Mitbegründer der Humanistischen Partei Argentiniens, in der er mehrmals in der nationalen Leitung vertreten war. Er war Herausgeber der Zeitung Der Humanist, Vizepräsident der Humanistischen Internationalen, Mitglied des ersten Koordinationsteams der Internationalen Humanistischen Partei und Generalsekretär der Internationalen Föderation Humanistischer Parteien. Gegenwärtig ist er Mitarbeiter der Organisation Welt ohne Kriege und Gewalt sowie der Argentinischen Organisation Bewegung für Frieden, Unabhängigkeit und Solidarität unter den Völkern (Movimiento por la Paz, la Soberanía y la Solidaridad entre los Pueblos - MOPASOL).

Heute ist er als Journalist für Radios sowie inländische und ausländische Zeitungen tätig.

Er ist weiterhin in der Humanistischen Partei aktiv, verbreitet über verschiedene Kanäle die Siloistische Lehre und verfasst Schriften über Silos Denken. Er ist Autor des vorliegenden, in zahlreiche Sprachen übersetzten Buches Selbstbefreiung und versteht sich als Teil der Denkströmung des Neuen Humanismus.

Selbstbefreiung

L. A. Ammann

Die spanische Erstausgabe erschien erstmals 1980 unter dem

Titel Autoliberación im Verlag Editorial ATE, Barcelona.

Copyright der spanischen Originalausgabe

© 1980 Luis A. Ammann

© 2015 Ediciones Léon Alado

Übersetzt aus der korrigierten und aktualisierten 2. Auflage,

Ediciones Léon Alado, 2016, Madrid, Spanien, von

Daniel Horowitz

in Zusammenarbeit mit Gustavo Joaquin,

Heike Steinbach und Ivetta Csongradi

Edition Pangea

Zürich - Berlin - Wien

April 2018

www.editionpangea.ch

Copyright deutsche Ausgabe: © 2018 Pangea, Zürich

Gestaltung: Mariana García

Umschlagabbildung: gdi Kohl

e-Book: mbassador GmbH, Luzern

Printed in Hungary

ISBN 978-3-9524725-6-9
eISBN 978-3-9524725-7-6

Inhaltverzeichnis

Vorwort zur Ausgabe von 1980

Die Wahl der Themen

Das Selbstbefreiungssystem

Leiden und Selbstbefreiung

Die drei Leidenswege

Theorie und Praxis der Selbstbefreiung

Die Quelle der Lehre des Selbstbefreiungssystems

Beziehungen zwischen dem Selbstbefreiungssystem und den psychologischen Strömungen

Das vorliegende Werk als Teamarbeit

Vorwort zur Ausgabe von 1990

Erster Teil

Verhaltensverbesserung

Entspannungspraktiken

Empfehlungen

Lektion 1 Äußere körperliche Entspannung

Lektion 2 Innere körperliche Entspannung

Lektion 3 Geistige Entspannung

Lektion 4 Ruheerlebnis

Lektion 5 Freilaufende Bilder

Lektion 6 Steuerung der Bilder

Lektion 7 Umwandlung von alltäglichen spannungserzeugenden Bildern

Lektion 8 Umwandlung von biographischen spannungserzeugenden Bildern

Lektion 9 Umfassende Entspannungstechnik

Überprüfung

Psychophysische Praktiken

Einführung

Empfehlungen

Lektion 1 Körperhaltungen und geistige Zustände

Lektion 2 Tätigkeit der Zentren. Menschliche Typen Vegetatives Zentrum

Lektion 3 Die Zentren, ihre Teile und Unter-Teile Motorisches Zentrum

Lektion 4 Merkmale der Funktionsweise der Zentren Emotionales Zentrum

Lektion 5 Intellektuelles Zentrum

Lektion 6 Verbesserung der Aufmerksamkeit

Überprüfung

Praktiken zur Selbsterkenntnis

Einleitung

Empfehlungen

Lektion 1 Situationsanalyse. Spannungen und Klimata

Lektion 2 Autobiographie

Lektion 3 Rollen

Lektion 4 Werteskala

Lektion 5 Selbstbild

Lektion 6 Tagträume und Tagtraumkern

Überprüfung

Zweiter Teil

Operative

Überprüfung der vorhergehenden Arbeiten

Einführung in die Operative

Empfehlungen

Katharsispraktiken

Lektion 1 Katharsissondierung

Lektion 2 Katharsissondierung (Vertiefung)

Lektion 3 Katharsis. Bewusstseinsschema.

Tiefgehende Katharsis

Übertragungspraktiken

Lektion 1 Einführung in die Übertragung

I. Spannungen und Klimata. Die Impulse und ihre Umwandlungen

II. Wahrnehmung und Vorstellung Assoziationsketten

III. Assoziationen und Bewusstseinsebenen

IV. Vorstellungsraum

Lektion 2 Einführung in die Übertragung

I. Vorstellungsraum und Bewusstseinsebenen

II. Tiefen und Ebenen des Vorstellungsraums

III. Überprüfung von Apparaten und Impulsen Übungen zur Überprüfung

Lektion 3 Einführung in die Übertragung

Allegorien, Symbole und Zeichen

Symbollehre

Übungen zur Symbolehre

Lektion 4 Einführung in die Übertragung

Allegorienlehre

Themen

Handlungsabläufe

Allegorische Analyse

Allegorische Interpretation

Übungen zu Allegorien

Lektion 5 Übertragungssondierung

I. Anzeichen

II. Anzeichen für Widerstände

Übung zur Übertragungssondierung von Widerständen

Lektion 6 Übertragungssondierung

I. Ebenentechnik

II. Umwandlungstechnik

III. Ausdehnungstechnik

Übung zur Übertragungssondierung und übertragenden Fortbewegung

Lektion 7 Bilderübertragung

Schritte der Übertragungssitzung

Anmerkugen

Übung zur Bilderübertragung

Lektion 8 Klimaübertragung

Voraussetzungen

Behandlung von Klimata ohne visuelle Bilder

Anmerkungen

Übung zur Klimaübertragung

Übung zur negativen Übertragung

Lektion 9 Verarbeitung nach der Übertragung

Selbstübertragungspraktiken

Überprüfung der vorhergehenden Arbeiten

Lektion 1 Unterschiede zwischen Übertragung und Selbstübertragung

Einführung in die Selbstübertragung

Empfehlungen

Elemente der Selbstübertragung

I. Voraussetzung der Selbstübertragung

II. Die Themen

Einstiegsübung für den Selbstübertragungsprozess

Lektion 2 Verschiedene Arten des Selbstübertragungsprozesses

I. Empirische Selbstübertragungen

II. Empirische Selbstübertragung in den Religionen

III. Der Selbstübertragungsprozess

Übung zur Entwicklung des Selbstübertragungsprozesses (Abstieg)

Lektion 3 Die Richtungen der Selbstübertragung

I. Allgemeine Struktur des Selbstübertragungsprozesses

II. Ein paar Bemerkungen zu den veränderten Bewusstseinszuständen

III. Die mittlere und die hohe Ebene bei der Selbstübertragungsarbeit

Übung zum Ablauf des Selbstübertragungsprozesses (mittlere Ebene und Aufstieg)

Lektion 4 Verarbeitung nach der Übertragung

Die Folge-Übertragung

Übung zum vollständigen Selbstübertragungsprozess

Epilog

1.Die Hilfestellung bei den täglichen Schwierigkeiten

2.Der Mensch in Situation und nicht als isolierte Subjektivität

A. Prägungslandschaft

B. Der eigene „Blick” und der der anderen als entscheidende Faktoren des Verhaltens in der Prägungslandschaft

C. Das „Mitschleppen” von Verhaltensweisen aus der Prägungslandschaft im gegenwärtigen Moment

D. Vorschlag einer situationsbezogenen Selbsterkenntnis

E. Die Planung der Zukunft auf der Grundlage eines ganzheitlichen Gesichtspunkts

Vokabular

Vorwort zur Ausgabe von 1980

Das vorliegende Buch gliedert sich in zwei Teile: Der erste trägt den Titel Verhaltensverbesserung und behandelt die Themen der Entspannung, psychophysische Gymnastik und Selbsterkenntnis. Der zweite trägt den Titel Operative und entwickelt die Techniken der Katharsis, der Übertragung und Selbstübertragung. Diese Techniken gehen über das Interesse an der Verhaltensverbesserung hinaus, um sich in Veränderungswerkzeuge im Dienste einer neuen Richtung des Lebens zu verwandeln, sofern dies dem Bedürfnis der übenden Person entspricht.

Die Wahl der Themen

Die drei Themen des ersten Teils können unabhängig voneinander und in beliebiger Reihenfolge bearbeitet werden. Die Themen der Operative dagegen verlangen, dass man das Vorangegangene beherrscht.

Demnach bieten die einleitenden Themen die Möglichkeit, je nach persönlichem Interesse ausgewählt zu werden. Bei einer Person über 35 Jahren wäre es beispielsweise denkbar, dass sie die Entspannung vorzieht, während sich ein jüngerer Mensch eher für die Selbsterkenntnis interessieren dürfte. Denn junge Menschen fühlen oft einen starken Drang, sich selbst kennenzulernen, ihr Leben zu ordnen und klare Projekte für ihr Leben zu entwickeln, eher als das Bedürfnis, ihre Verspannungen zu lösen. Sie erleben ihre Spannungen weniger als erschöpfenden Druck, sondern viel mehr als interessanten Anreiz für die Entwicklung täglicher Aktivitäten. Es gibt zahlreiche Gründe, die dazu führen können, die eine oder andere vorgeschlagene Arbeit auszuwählen. Deshalb ist der erste Teil des Buches so aufgebaut, dass er eine eigenständige Gliederung der Themen erlaubt.

Wie dem auch sei, wer das gesamte System der Selbstbefreiung meistern möchte, sollte beim Lernprozess vom Einfachsten zum Umfassendsten voranschreiten. In diesem Fall wird man wohl der im Text angeführten Reihenfolge folgen.

Das Selbstbefreiungssystem

Es ist gedacht als Antwort auf die tiefsten Bedürfnisse des Menschen. Diese Bedürfnisse richten sich zweifellos auf die Überwindung des Leidens. Unter diesem Gesichtspunkt ist das Selbstbefreiungssystem ein Werkzeug, das es ermöglicht, das Leiden zu überwinden, indem man Verhaltensweisen verändert.

Auch wenn es uns dank der Übungen und einfachen theoretischen Erklärungen heute gelungen ist, das System ziemlich zu vereinfachen, müssen wir dennoch beachten, dass dieses Selbstbefreiungssystem sich aus einer umfassenden Philosophie ableitet, die das menschliche Leben im Zusammenhang mit seinem Sinn und seiner Möglichkeiten untersucht.

Leiden und selbstbefreiung

Viele Menschen glauben, dass sie nicht leiden, aber sie erkennen, dass sie Spannungen, Angst, innere Unruhe und fehlenden Kontakt zu anderen empfinden und dass ihnen ein Sinn im Leben fehlt. Wir können alle diese Schwierigkeiten unter dem Begriff „Leiden” zusammenfassen.

Das Ziel der Selbstbefreiungslehre ist die Überwindung des Leidens. Das Leiden zu überwinden bedeutet, eine wachsende Zufriedenheit mit sich selbst zu erreichen.

Die drei Leidenswege

Man leidet, weil man gescheitert ist, weil man Gelegenheiten vertan, Gegenstände, geliebte Personen verloren hat. Man leidet aus Mangel an Anerkennung in der Familie und in der Gesellschaft. Man leidet, weil es schwierig ist, das zu erreichen, was man für sich und für die anderen wünscht. Man leidet aus Angst: Angst, das zu verlieren, was man besitzt, Angst vor der Einsamkeit und vor Krankheit, vor dem Alter und vor dem Tod.

So leidet man nicht nur aufgrund negativer Empfindungen in der Gegenwart, sondern auch aufgrund negativer Erinnerungen und wenn man sich negative Ereignisse, die in der Zukunft liegen, einbildet. Daher sagen wir, dass die drei Leidenswege die Empfindung, die Erinnerung und die Einbildung sind, wenn sie verzerrt werden.

Das System der Selbstbefreiung sollte alle diese Aspekte berücksichtigen und sollte dem Verständnis und der Arbeit an sich selbst auf eine umfassende Art und Weise dienen. Denn man kann nichts mit den Teillösungen anfangen, die uns täglich angeboten werden und die zwangsläufig in Frustration enden.

Theorie und Praxis der Selbstbefreiung

Selbstverständlich soll der die Lektionen begleitende theoretische Teil kein Hindernis für die praktischen Übungen darstellen, sondern zu einem größtmöglichen Verständnis dessen führen, was man ausführt. Das ist notwendig, da es sich um eine umfassende Arbeit handelt, wie wir oben schon angemerkt haben.

Seit längerem kursieren zu viele „Systeme” ohne solide Grundlage. Diese Systeme werden von Freunden der Autoren empfohlen oder von Leuten, die die Leser beeindrucken sollten. Einige Systeme preisen ihre „Methoden zum glücklich werden” an und stützen ihren Anspruch auf zweifelhafte Messwerte über Sauerstoffverbrauch, Pulsschlag und ähnliche Daten. Andere Systeme belassen es nicht dabei, sich auf die Meinungen Dritter oder aber auf die erwähnten Messwerte zu berufen. Sie bedienen sich darüber hinaus der Verführungsgewalt der Wörter selbst. Sie gebrauchen uralte Wörter; Wörter aus entlegenen Gegenden oder Wörter, die von einer wissenschaftlichen Aura umgeben sind. Wieder andere benutzen technische Hilfsmittel als Allheilmittel. Damit meinen wir nicht die neumesmerianische Auferstehung des Orgons, mit seinen dielektrischen Leitern und seinen Kabinen für bioenergetische Ladung (kaum besser ausgearbeitet als die Zuber von Mesmer und vom Marquis von Puységur im 18. Jahrhundert). Wir beziehen uns hier vielmehr auf die Tricks mit Hautwiderstandsmessgeräten (GSR), Elektromyographen (EMG), Elektroenzephalographie-Verstärker (EEG) usw. Auf diesem Gebiet hat sich der Geschäftssinn in verantwortungsloser Weise breit gemacht.

Wer kennt nicht das folgende Beispiel, das anschaulich genug ist: Ein Herr schließt uns Elektroden eines Messgerätes an den Fingerspitzen an und lässt uns dadurch die Probleme entdecken, unter denen wir leiden. Wenn es zu einem Konflikt kommt, schlägt der Zeiger des Gerätes aus. Daraufhin versetzt uns der Herr einen Stromschlag oder nötigt uns unaufhörlich. Indem er diese hemmende Vorgehensweise ständig wiederholt, gelingt ihm dann die konfliktreiche Information in unserem Gedächtnis zu „löschen“... Die Behandlung wird dann mit einem aufmunternden Lächeln und irgendeinem makrobiotischen oder vegetarischen Rezept als Ausgleich für unsere Unausgewogenheit beim Natrium/Calcium-Elektrolyten-Haushalt abgeschlossen, die sich in unserer Sympathikus-Parasympathikus-Störung wiederspiegelt. Erfolgt die Behandlung durch einen Guru, so wird er seine Erklärungen in der Sprache des „Prana” kleiden. Ist er Okkultist, so wird er von alternativer Medizin sprechen, und wenn er Titel und akademische Grade besitzt, so wird er uns mit einer Theorie blenden, die gerade Mode ist. Auf diese Art und Weise tragen diese extravaganten Übungen dazu bei, dass Leute, die Hilfe brauchen, sich in eine Situation begeben, in der sie alle möglichen Experimente mitmachen, ohne dass sie verstehen, auf was sie sich einlassen.

Angesichts der allgemeinen Orientierungslosigkeit in diesen Bereichen sowie der wachsenden inneren „Verwaisung”, unter der man heute leidet, sehen wir in der Klärung dieser Fragen das Minimum unserer Verantwortung, das wir dem Denken im Allgemeinen und unseren Mitmenschen im Besonderen schuldig sind.

Wie schwierig es auch sein mag zu erklären, was eigentlich die Grundprobleme des Menschen sind, wie sie zu behandeln sind und worauf die Vorgehensweise zur Lösung dieser Probleme aufbauen sollte, sollte man keine Gelegenheit vergehen lassen, um dies zu tun. Es wäre bedeutend leichter für uns und auch einfacher für unsere Leser gewesen, wenn wir uns auf eine Folge von Lektionen ohne jegliche Erklärung beschränkt hätten. Diesen Weg sind wir aber nicht gegangen. Ebenso wenig haben wir uns von der Möglichkeit entmutigen lassen, dass unser System sich nur auf einen kleinen Kreis von Lesern beschränken könnte. Auf jeden Fall sind wir davon überzeugt, dass unsere Absicht unverfälscht ist, dass unser Vorschlag zur Befreiung vom Leiden umfassend ist. Unsere Übungen müssen begleitet werden von aufklärenden theoretischen Erklärungen, die sich auf die allgemeinen Ziele und auf den spezifischen Sinn der Übungen selbst beziehen.

Die Quelle der Lehre des Selbstbefreiungssystems

Vor zwanzig Jahren haben wir – einige Studenten und ein paar Akademiker – in Südamerika einen Kreis um die Lehre Silos gebildet. Unter ihnen befanden sich ein Psychiater und junge Studenten der Psychologie, Soziologie und Anthropologie. Zu dieser Zeit war die Psychoanalyse in eine innere Krise geraten, die viele ihrer fortschrittlichsten Anhänger vertrieb. Tatsächlich aber war es die soziale und kulturelle Umgebung, die sich in Krise befand.

Neue Strömungen tauchten auf dem Gebiet der Psychologie auf. Erkenntnismethoden, die in Europa schon seit einiger Zeit mit Erfolg angewandt wurden, kamen in Südamerika aber gerade erst als Neuigkeit an. Viele Neuerungen kamen, während unsere alten Vorbilder eins nach dem anderen zusammenbrachen: Kein Binet-Test mehr, keine Psychodiagnostik nach Rorschach-Verfahren, auch Ribot, Wundt, Weber und Fechner verloren ihren Halt... Die experimentelle Psychologie ging mehr und mehr in Statistik auf oder verwandelte sich in einen Zweig der Neurophysiologie. Die Anhänger der Gestaltpsychologie landeten an Gestaden, die weit entfernt vom hohen Niveau der psychologischen Diskussionen waren. Wertheimer, Koffka und Köhler wurden dank Tolman und Kantor mit der Verhaltenspsychologie zusammengefasst. Hinter all den neuen Strömungen erkannten wir eine umfassende Methodologie, die den Bereich der Logik, der Erkenntnistheorie und selbst der Ethik und Ästhetik beeinflusste: Das war Husserls phänomenologische Methode, deren Kritik am Psychologismus von Heidegger aufgegriffen wurde und schließlich in die Existenzpsychologie mündete. Das herkömmliche psychoanalytische Pantheon zerfiel nach der Kritik Sartres an der Lehre vom Unbewussten, die er eben auf der Grundlage der Phänomenologie entwickelte. Im Besonderen beschäftigten wir uns in diesem Zusammenhang mit einem weniger bekannten Essay von Sartre, nämlich seiner ausgezeichneten „Skizze einer Theorie der Emotionen.”

Welche Unordnung und welches Missverhältnis gab es in allem! Wenn wir unsere Kollegen in den Universitäten um Aufklärung über die Phänomenologie und die Theorie des Strukturalismus baten, so wussten sie uns nur mit alten thomistischen Formeln zu antworten.

Unterdessen beherrschten Vogt, Jakobson und Schultz das Feld der praktischen Methodik für die Arbeit an einem selbst, die sich auf Selbsthypnose und Entspannungstechniken gründete. Darüber hinaus wurden diese Methoden auch zuweilen mit Patanjali, verschiedenen Formen des Yoga sowie anderen orientalischen Einflüssen vermischt. In diesem von Ideologien und allen möglichen Erfahrungen erhitzten Klima stellte Silo in der Tat eine Oase dar. Er erklärte nicht genau die Psychologie, die unser Thema war, sondern er führte alle Probleme auf eines zurück: nämlich auf das Problem des Leidens und seine Wege, die Art und Weise, wie diese Wege zu erforschen sind und die Möglichkeiten, das Leiden zu überwinden. Zunächst schien uns dieses Konzept mit einer originellen Auffassung vom Buddhismus verwandt zu sein. Allmählich entdeckten wir auch Ähnlichkeiten mit einigen christlichen und muslimischen Lehren, daher erschien es uns ein wenig mystisch. Im Laufe der Zeit begannen wir jedoch zu verstehen, dass die Lehre Silos sich tatsächlich mit denselben Grundproblemen befasste, die in allen großen Systemen der inneren Erfahrung berücksichtigt werden, Systemen, die üblicherweise mit Philosophie und Religionen verflochten waren.

Nach und nach lernten wir bestimmte Themen wertzuschätzen, die in der Geschichte der Psychologie nicht vorkamen, wie etwa die Funktion des Bildes als Ladungsträger, die Strukturierung der Wahrnehmung und der Vorstellung, die Bedeutung der inneren Sinne bei der Erzeugung, Übersetzung und Verformung von Impulsen; die Charakterisierungen und Unterscheidungen zwischen Bewusstseinsebenen und Bewusstseinszuständen; die Auswirkung des Tagtraumkerns auf die Herausbildung der Verhaltensweisen; die Wirkung der Protention bei der verzögerten Antwort, und selbstverständlich der bemerkenswerte Beitrag über den Vorstellungsraum und die Vorstellungszeit.* Als dies alles in die Praxis umgesetzt wurde und zwar weder als eine Therapie noch als Heilmittel für psychische Krankheiten, sondern als Arbeit zum persönlichen (und sozialen) Wachstum, da verstanden wir, dass wir vor einer der größten Lehren unserer Zeit standen.

Was in diesem Buch als Selbstbefreiungssystem erscheint, ist der bescheidene Beitrag jener Lehre.

Beziehungen zwischen dem Selbstbefreiungssystem und den psychologischen Strömungen

Zunächst gibt es Beziehungen im Bereich der Sprache. Wir haben es als unnötig gesehen, neue Worte zu gebrauchen für Phänomene, die in der herkömmlichen Psychologie allgemein anerkannt wurden: Begriffe wie Empfindung, Wahrnehmung, Bild usw. werden hier beibehalten, obwohl diese Phänomene auf eine neue Art erklärt werden.

Zuletzt darf man nicht vergessen, dass das System der Selbstbefreiung, wenn es auch die Darstellung der konventionellen Themen so annimmt, wie es andere Strömungen machen, sich doch erheblich von ihnen entfernt, was die Methodik und die Interpretation betrifft.

Das vorliegende Werk als Teamarbeit

Diese Arbeit ist das Ergebnis der Beiträge vom Absolventen J. J. Pescio, der Absolventin A. Martínez und von E. de Casas bei ihren Untersuchungen über Katharsis und Übertragungen; der Erfahrungen von P. Gudjonsson, vom S.I. aus New York, im Bereich Entspannungstechniken; der Diplomarbeit über Elektroenzephalographie und Bewusstseinsebenen von der Psychologin C. Serfaty, vom A.T.P. aus Caracas; der Untersuchung von P. Deno über Anwendung von körperlichem Ausdruck in Theater und Tanz; der Synthese über Morphologie, Symbol- und Zeichenlehre von J. Caballero; der Untersuchungen über angewandte Symbollehre von den Architekten G. G. Huidobro und J. Swindon; des bemerkenswerten Beitrags des Professors S. Puledda über Selbstübertragung und der sorgfältigen Arbeit von Dr. A. Autorino, die sich im beiliegenden Vokabular niederschlug.

Gewiss kamen die Erfahrung und die Begabung vieler anderer Mitarbeiter und Freunde auf diesen Seiten nicht genügend zur Geltung. Wir möchten uns bei ihnen von diesem Ort aus bedanken, an dem wir diesem Buch den letzten Schliff geben, einem Ort übrigens, der sich ganz in der Nähe jenes Ortes befindet, der Professor Köhler als Testgelände diente.

L. A. Ammann

Las Palmas de Gran Canaria,

Spanien

20. Februar 1979

 

Vorwort zur Ausgabe von 1990

Zehn Jahre nach der ersten Ausgabe dieses Buches würde ich nun gerne einige Nachbesserungen einführen.

Im Allgemeinen kann ich sagen, dass viele Leute zu ihrer Zufriedenstellung mit diesem Material gearbeitet haben und dass ich bis jetzt die größten Kritiken von den Leuten erhalten habe, die es nicht vollständig gelesen haben. Einen der Einwände kann man jedoch berücksichtigen: Die Vorsilbe „Selbst”, die sich sowohl auf das System als auch auf das Buch bezieht, hat zu bestimmten Irrtümern geführt, weil man davon ausging, dass die Selbstbefreiung den Anspruch erhebt, Bedingtheiten und Unterdrückung zu überwinden, dass sie die Entdeckung des Lebenssinns beansprucht, und dass sie darauf abzielt, das menschliche Wachstum durch eigene und isolierte persönliche Anstrengung zu erreichen. Im Gegensatz dazu muss ich darüber aufklären, dass der Wert des Selbstbefreiungssystems darin besteht, die Handlungsweise des Einzelnen in seiner sozialen Umgebung zu verbessern und zu entfalten. Wenn man dieses Ziel vor Augen hat, wird die Arbeit an sich selbst einen Sinn haben. Ebenso wird eine persönliche Befähigung nur dann einen Sinn haben, wenn sie die Bedingungen physischer und intellektueller Arbeit einer Gesamtheit verbessert. Bevor ich dieses Buch schrieb, erkannte ich, dass die wahrhaftige, die nichtwidersprüchliche und befreiende Handlung die ist, die in anderen endet und nicht in sich selbst. Schließlich ist der Mensch von seinem Wesen her offen zur Welt, er ist Welt und nicht Isolation, er ist Geschichte und Gesellschaft. Deshalb wird der Nutzen, den das Selbstbefreiungssystem bringen kann, am Ergebnis gemessen, das bei der Überwindung des gesellschaftlichen Leidens herauskommt, indem man die Individuen mit Werkzeugen zur Verbesserung ihrer Handlungen versorgt.

Ich muss hinzufügen, dass die Erklärungen bezüglich des „Apparates” des Psychismus und der Arbeit der Zentren (mit ihren Teilen und Unterteilen) keinen anderen Anspruch haben, als das Übungssystems in einen bestimmten Rahmen zu setzen. Gemäß diesem Standpunkt, muss man diese Erklärungen als einfache didaktische Figuren verstehen und nicht als Beschreibung psychischer Realitäten. Selbstverständlich habe ich nie gedacht, dass die psychophysische Struktur einem kybernetischen Artefakt ähnelt. Aber ich habe versucht, sie so darzustellen, um ein besseres Verständnis zu schaffen, und ich hoffe, dass es nicht zu falschen Interpretationen führt.

L. A. Ammann

Cordoba, Argentinien,

30. Juli 1990

* Mittlerweile veröffentlicht in: Silo, Beiträge zum Denken, erster Teil (Psychologie des Bildes). München, 1992.

Erster Teil

Verhaltensverbesserung

Entspannungspraktiken

Psychophysische Praktiken

Praktiken zur Selbsterkenntnis

 

Entspannungspraktiken

Einführung und Empfehlungen

Lektion 1

Äußere körperliche Entspannung

Lektion 2

Innere körperliche Entspannung

Lektion 3

Geistige Entspannung

Lektion 4

Ruheerlebnis

Lektion 5

Freilaufende Bilder

Lektion 6

Steuerung der Bilder

Lektion 7

Umwandlung von alltäglichen spannungserzeugenden Bildern

Lektion 8

Umwandlung von biographischen spannungserzeugenden Bildern

Lektion 9

Umfassende Entspannungstechnik

Überprüfung

 

Entspannungspraktiken

Einführung

Entspannungspraktiken helfen uns, sowohl äußere Muskelverspannungen wie auch innere und geistige Spannungen zu verringern. Sie ermöglichen folglich eine Erholung von Müdigkeit und eine Steigerung der Konzentrationsund Leistungsfähigkeit bei den Tätigkeiten des täglichen Lebens.

Empfehlungen

1. Wenn möglich, sollte man jedes Wochenende eine halbe Stunde erübrigen, um eine einzige Lektion mehrmals zu üben. Das ist die beste Methode, um diese Techniken zu lernen.

2. Wenn man eine Lektion schon gelernt hat und sie meistert, so sollte man sie sich jede Nacht einige Minuten vor dem Einschlafen vergegenwärtigen. Sollte es der Fall sein, dass man an Schlaflosigkeit leidet, wäre das ein Grund mehr, sie zu machen.

3. Man sollte versuchen, das in den wöchentlichen Lektionen Gelernte in täglichen Situationen anzuwenden, die Beklemmung, Angst, Ärger, innere Unruhe oder allgemein Unwohlsein (das heißt, Spannungen) hervorrufen.

4. Als letzte der Entspannungspraktiken wird man eine einzige umfassende Technik lernen, um sie im täglichen Leben anzuwenden. Wenn man nicht alle vorhergehenden Übungen meistert, wird diese Technik nicht leicht anzuwenden sein. Wenn man sich dagegen alle anderen Techniken Schritt für Schritt angeeignet hat, so wird man fähig sein, nur diese einzige Technik anzuwenden, um Spannungen in allen Situationen beseitigen zu können.

5. Wenn man diese letzte Entspannungstechnik gelernt hat, sollte man sie in verschiedenen Alltagssituationen anzuwenden versuchen, um sich ganz damit vertraut machen zu können.

In dem Maße, in dem man beobachtet, dass diese Technik automatisch in irgendeiner verspannenden Situation einzusetzen beginnt und damit Entspannung erzeugt, ist man auf dem Wege, das vorgeschlagene Ziel zu erreichen.

Es sollte der Augenblick kommen, dass man die Spannungen ganz von selbst in eben dem Augenblick beseitigt, in dem sie sich bemerkbar machen – ohne sich dessen bewusst zu sein.

Jede Übung und besonders die zusammenfassende Technik der letzten Lektion muss deshalb immer wieder geübt werden, weil Spannungen bei uns zur Gewohnheit geworden sind und man sie daher nicht von einem Tag zum andern ändern kann. Daher werden die Ergebnisse direkt im Verhältnis zum Aufwand stehen.

 

Lektion 1

Äußere körperliche Entspannung

Wir werden die Formen der körperlichen Entspannung lernen.

Bevor wir mit dieser für alle anderen Übungen grundlegenden Übung beginnen, ist es nötig, die Stellen in unserem Körper zu erkennen, die am stärksten verspannt sind.

Welche Körperstellen sind gerade jetzt verspannt?

Beobachte deinen Körper und entdecke diese verspannten Stellen. Vielleicht der Hals? Vielleicht die Schultern? Einige Muskeln der Brust oder des Magens?

Um diese andauernden Verspannungsstellen lockern zu können, musst du sie zuerst beobachten.

Achte auf deine Brust, nun auf deinen Bauch. Beobachte deinen Nacken, beobachte auch deine Schultern und versuche dort, wo du eine Muskelanspannung entdeckst, diese Anspannung nicht zu lösen, sondern vergrößere sie. Das heißt, spanne die schon angespannten Muskeln noch mehr an. Spanne den Hals noch mehr an, die Schultern, die Brustmuskeln, die Bauchmuskeln. Wo immer du Verspannungen deines Körpers fühlst, verstärke sie bewusst einige Sekunden lang und entspanne die übersteigerte Anspannung dann ruckartig. Versuche dies ein-, zwei-, dreimal. Spanne die verspannten Stellen kräftig an und nach einigen Sekunden entspanne sie dann plötzlich.

Äußere körperliche Entspannung

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Damit hast du schon gelernt, die am stärksten verspannten Muskeln zu entspannen, und zwar indem du etwas tust, was im Gegensatz zu deiner Erwartung zu stehen scheint. Du spannst die Muskeln zunächst noch mehr an, um sie dann umso besser entspannen zu können.

Sobald du diese Technik beherrschst, gehe dazu über, die verschiedenen Teile deines Körpers symmetrisch zu spüren. Zunächst spüre deinen Kopf, die Kopfhaut, die Gesichtsmuskeln, den Kiefer, dann spüre beide Augen gleichzeitig, die beiden Teile deiner Nase, dann achte auf die Mundwinkel, auf deine Wangen, gehe im Geist an den beiden Seiten deines Halses hinunter und achte gleichzeitig auf deine beiden Schultern. Danach gehe langsam deine Arme, die Unterarme und die Hände hinunter, bis alle diese Teile ganz gelöst und gut entspannt sind.

Komme zu deinem Kopf zurück und wiederhole dieselbe Übung. Nun gehe jedoch an der Vorderseite deines Körpers hinunter, folge den beiden Brustmuskeln. Anschließend bis zum Bauch, bewege dich dabei im Geist auf beiden Seiten gleichzeitig nach unten, als ob du zwei eingebildeten Linien folgen würdest. Dann weiter hinab zum Unterleib und zum Ende deines Rumpfes. Alles sollte dort völlig entspannt zurück bleiben.

Und nun gehe wieder zurück. Komme geistig wieder zu deinem Kopf zurück. Doch diesmal gehe dem Nacken nach hinunter. Folge dabei zwei imaginären symmetrischen Linien entlang dem Nacken hinunter. Gehe entlang der beiden Linien den Rücken hinab, durch deine Schulterblätter hindurch und weiter nach unten, den ganzen Rücken hinunter, bis du den untersten Teil deines Körpers erreicht hast. Gehe entlang deiner beiden Beine, bis du zu den Zehenspitzen gelangst.

Wenn du diese Übung beendet hast und sie meisterst, solltest du eine gute äußerliche Muskelentspannung erleben.

 

Lektion 2

Innere körperliche Entspannung

Vergegenwärtige dir noch einmal die erste Lektion und wiederhole die einzelnen Schritte solange, bis du das Gefühl hast, diese Technik völlig zu beherrschen. Versuche dich jedes Mal etwas schneller zu entspannen, ohne dass dabei die Entspannung an Tiefe verliert.

Der Reihenfolge ihrer Bedeutung entsprechend sollte man zunächst die Entspannung der Gesichts-, Hals- und der Rumpfmuskeln beherrschen. Es ist sekundär, die Entspannung der Arm- und Beinmuskulatur zu meistern. Gewöhnlich glaubt man genau das Umgekehrte und die Übenden verschwenden auf diese Weise viel Zeit.

Denke immer daran, dass dein Kopf, dein Hals, dein Nacken, dein Gesicht und der Rumpf allgemein die wichtigsten Bereiche sind, die es zu entspannen gilt.

Nun wollen wir uns mit der inneren Entspannung beschäftigen.

Beginne wieder an deinem Kopf. Spüre nun deine Augen. Du spürst deutlich deine Augäpfel und die Muskeln, die sie umgeben. Spüre von innen her beide Augen gleichzeitig. Erlebe die innere symmetrische Empfindung von beiden Augen, gehe ganz ins Innere deiner Augen hinein und entspanne sie, entspanne sie vollständig. Jetzt lass dich in deinen Kopf „hinein fallen“... lass dich einfach hinein gleiten und entspanne ihn vollständig. Lass dich wie durch eine Röhre weiter nach unten in die Lungen fallen. Spüre beide Lungen gleichzeitig von innen her und entspanne sie. Dann steige innerlich weiter hinab durch den Bauch und löse dabei all seine Verspannungen. Gehe immer weiter nach unten und entspanne dich dabei ständig im Inneren. Dringe tief durch deinen Unterleib hindurch bis zum Ende deines Rumpfes, bis alles vollständig entspannt ist.

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Wie du bemerken wirst, haben wir in dieser zweiten Art der Entspannung die Beine und Arme ganz außer Acht gelassen. Man geht von den Augen aus nach innen und lässt sich wie bis zum Ende des Rumpfes stetig hinunterfallen.

Mache diese Übung mehrmals, und wenn du sie beendet hast, überprüfe, ob einige äußere Muskeln noch verspannt sind.

Alle äußeren Muskeln sollten nun gut entspannt sein, außerdem solltest du natürlich eine gute innere Entspannung erreicht haben. Das erlaubt dir, zu den nächsten Übungen weiterzugehen, die etwas komplexer sind.

 

Lektion 3

Geistige Entspannung

Übe die zweite Lektion noch einmal und versuche in einer gleichmäßigen Bewegung vorzugehen, nicht an einer Stelle länger zu verweilen als an einer anderen. Wiederhole die Übung und beschleunige dabei deine inneren Bewegungen, ohne dass jedoch die Entspannung dabei an Tiefe verliert. Wenn Du glaubst, die Übungen zu meistern, kannst du zu den nächsten übergehen.

In dieser dritten Lektion wollen wir mit der geistigen Entspannung arbeiten.

Spüre wieder deinen Kopf. Da ist die Kopfhaut, und darunter der Schädel. Versuche allmählich dein Gehirn von innen zu „spüren“.

Geistige Entspannung

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Spüre dein Gehirn so, als ob es „angespannt” wäre. Lockere diese Anspannung zum Inneren des Gehirns hin und nach unten, so, als ob die Entspannung immer weiter nach unten sinken würde.

Konzentriere dich. Verringere die Anspannung so, als ob die oberen Teile deines Gehirns immer lockerer, sanfter würden. Gehe immer weiter hinab, zum Zentrum deines Gehirns hinein. Gehe noch weiter hinunter, tiefer als das Zentrum. Viel tiefer. Spüre, wie das Gehirn weicher, sanfter und wärmer wird.

Wiederhole diese Übung mehrmals, bis du erkennst, dass du sie immer besser meisterst.

 

Lektion 4

Ruheerlebnis

Wiederhole die Lektion 3 mehrmals, bis du die geistige Entspannung rasch erleben kannst.

Hier eine Möglichkeit, wie du deine Fortschritte überprüfen kannst: Stehe auf und gehe ein wenig im Raum umher, öffne und schließe die Türen, nimm einige Gegenstände und stelle sie wieder hin und kehre dann wieder zu deinem ursprünglichen Platz zurück.

Diese Übung beginnst du mit der Empfindung geistiger Entspannung, wie sie in der vorigen Übung gelernt wurde.

Wenn du diese Übung meisterst, kannst du komplexere tägliche Erfahrungen versuchen.

Du kennst nun schon die drei Arten von Entspannung gut: Die äußere, die innere und die geistige. Du kannst nun damit anfangen, diese verschiedenen Arten von Entspannung im täglichen Leben schnell und wirksam einzusetzen.

Bis jetzt hast du vorwiegend mit deinen Muskeln und deinen inneren Empfindungen gearbeitet. In dieser Lektion wirst du an eine andere Arbeit herangehen. Du lernst hier mit den geistigen Bildern umzugehen. Denn durch solche Bilder werden sowohl Verspannungen als auch Entspannungen erzeugt.

Stelle dir z.B. vor, dass du dich in einem brennenden Haus befindest. Du kannst leicht beobachten, wie sich bei dieser Vorstellung deine Muskeln verspannen. Umgekehrt stelle dir vor, dass das Feuer gelöscht wird und beobachte, wie sich dabei deine äußeren Muskeln sofort entspannen und du gleichzeitig eine Entspannung deiner inneren Empfindungen erlebst.

Ruheerlebnis

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1. Visualisierung der Kugel. Herabsinken auf die Höhe der Augen

2. Eintritt in den Kopf. Herabsinken bis zur Mitte der Brust

3. Ausdehnung der Empfindung

4. Ruheerlebnis

5. Zusammenziehen der Empfindung

6. Visualisierung. Aufstieg bis zum Kopf und Austritt der Kugel

In dieser vierten Lektion wollen wir mit einem Bild arbeiten, das für unsere weitere Arbeit sehr nützlich ist: wir werden das Ruheerlebnis ausführen.

Beginne damit, dir eine durchsichtige Kugel vorzustellen, die von oben zu dir herabsinkt, durch den Kopf in den Körper eindringt und schließlich in der Mitte deiner Brust, auf der Höhe des Herzens zur Ruhe kommt.

Einige Menschen können sich zu Beginn diese Kugel nicht richtig vorstellen. Aber dies behindert die Arbeit nicht sonderlich, da es hierbei vor allem darum geht, eine angenehme Empfindung im Innern der Brust erleben zu können, selbst ohne das Bild der Kugel zu Hilfe zu nehmen. Mit der Zeit werden sie sich zweifellos dieses Bild der Kugel, die von oben herabsinkt und im Herzen zur Ruhe kommt, immer besser vorstellen können. Wenn sich dieses Bild einmal am entsprechenden Ort befindet, beginnt man damit, es langsam auszudehnen, als ob es immer mehr wachsen würde, bis es die Grenzen des ganzen Körpers erreicht. Wenn die Empfindung, die in der Mitte der Brust begonnen hat, sich im ganzen Körper bis zu seiner Begrenzung ausgedehnt hat, stellt sich eine warme Empfindung von Ruhe und innerer Einheit ein, die man einfach auf sich wirken lässt.

Es ist wichtig, dass diese Empfindung sich bis an die Grenzen deines ganzen Körpers ausdehnt oder anders gesagt, dass sie von der Mitte deiner Brust aus deinen gesamten Körper durchstrahlt, bis eine Art inneres Leuchten erfahren wird. Wenn dieses mit den Grenzen des Körpers übereinstimmt, so ist eine vollständige Entspannung erreicht.

Ruheerlebnis

Während dieser Übung kann es vorkommen, dass die Atmung tiefer wird und positive Gefühle begleitet, die sich einstellen: Gefühle innerer Zufriedenheit oder inspirierende Gefühle. Beachte deinen Atem jedoch nicht weiter, lasse ihn einfach deine positiven Gefühle begleiten.

Bei anderen Gelegenheiten mögen Erinnerungen oder sehr lebhafte Bilder aufsteigen. Doch auch hier sollte sich dein Interesse mehr auf deine Registrierung zunehmender Ruhe richten.

Wenn diese Registrierung sich ausgehend von der Brust über den ganzen Körper bis an seine Grenzen ausgebreitet hat, so hat man den wichtigsten Teil dieser Übung gemeistert. Das Ruheerlebnis wird sich einstellen. Du kannst dann einige Minuten in diesem interessanten Zustand verweilen. Dann lass die Empfindung und das Bild langsam bis zur Brust, in die Nähe des Herzens zurückweichen. Dann bewege es von dort aus nach oben bis zum Kopf, um dann die „Kugel“, die du am Anfang der Übung benutzt hast, nach und nach verschwinden zu lassen.

Damit ist das Ruheerlebnis beendet.

Denke daran: Wenn du dich nicht richtig entspannt hast, so wie es in den vorherigen Lektionen erklärt wurde, kann sich dieses wichtige Ruheerlebnis nicht einstellen.

 

Lektion 5

Freilaufende Bilder

Bevor du fortfährst, empfehlen wir, noch einmal die letzte Lektion zu wiederholen.

Wir wollen uns nun mit freilaufenden Bildern beschäftigen. Versetze dich zunächst in einen Zustand vollkommener äußerer, innerer und geistiger Entspannung. Lass nun die Bilder, die auftauchen, frei laufen.

Achte auf die Bilder, die in Verbindung zu deinem täglichen Leben stehen: Bilder, die deine Beziehung zu anderen Menschen zeigen, Bilder über deine Arbeit, Bilder deiner Freunde und Verwandten. Achte darauf, wie einige dieser Bilder in dir Unbehagen hervorrufen und eine besondere Muskelverspannung in dir erzeugen. Merke dir diese Bilder und schreibe sie nach der Übung auf, ohne jedoch zu versuchen, mit diesen Bildern zu arbeiten. Lass ihnen in deinem Geist einfach freien Lauf und beobachte, welche Bilder besondere Spannungen in dir erzeugen.

Wiederhole diese Übung mit freilaufenden Bildern mehrfach. Wiederhole sie und schreibe jedes Mal deine Beobachtungen auf, bis du begreifst, welche Bilder in dir Spannungen erzeugen und in welchen Körperstellen sich diese Spannungen am stärksten bemerkbar machen.

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Lektion 6

Steuerung der Bilder

Gehe zunächst wie in der vorherigen Lektion vor. Entspanne dich gut und lasse dann den Bildern freien Lauf. Achte darauf, welche Bilder in dir eine besondere Muskelverspannung erzeugen. Wenn ein solches Bild ganz deutlich erscheint, dann halte es im Geiste fest, schaue es gut an und beobachte, wo sich die Muskeln in deinem Körper verspannen. Entspanne die verspannten Muskeln, ohne dabei das Bild zu vergessen oder in deiner Vorstellung loszulassen. Entspanne sie völlig, bis du dir diese Bilder erneut vorstellen kannst, aber ohne dich dabei zu verspannen.

Übe das ein-, zwei-, dreimal. Lasse den Bildern freien Lauf. Achte auf die Bilder, die besondere Verspannung in dir erzeugen. Halte diese Bilder fest, die Verspannung erzeugen, und beginne tief zu entspannen, bis dieselben Bilder keine Verspannungen mehr in dir erzeugen.

Es ist wichtig, dass du diese Übung des Öfteren machst. Wende sie wenn möglich im alltäglichen Leben an, oder in jenen wenigen Minuten, die du jeden Abend vor dem Schlafengehen dieser Arbeit widmest. In dieser sechsten Lektion hast du gelernt, deine Bilder zu steuern.

 

Lektion 7

Umwandlung von alltäglichen spannungserzeugenden Bildern

Nun wollen wir mit der Verwandlung der Bilder aus dem täglichen Leben arbeiten. Diese Übung baut auf dem auf, was wir bereits erklärt haben, nämlich auf der Tatsache, dass die Bilder einerseits Muskelverspannungen erzeugen können, diese jedoch auch zu entspannen vermögen.

Wenn du in den vorigen Lektionen mit deinen Bildern richtig gearbeitet hast, so hast du diese Tatsache bereits selbst erkannt. Du weißt jetzt aus eigener Erfahrung, welche Situationen in deinem täglichen Leben eine besondere Verspannung in dir erzeugen.

Bevor du mit den Übungen in dieser Lektion beginnst, schreibe dir diese Situationen auf. Überprüfe zu diesem Zweck alles, was du im täglichen Leben tust. Schau dir deine Beziehungen zu anderen Menschen an: Beziehungen in deiner Arbeit, zu Hause, im gesellschaftlichen Leben, geschlechtliche Beziehungen usw.

Es gibt Menschen, die in dir besonderes Unbehagen verursachen: sei es, weil du in der Situation des Vorgesetzten oder des Untergebenen, eines Elternteils oder eines Kindes, des Lehrers oder des Schülers usw. bist. In vielen Situationen triffst du auf unterschiedliche Personen, einige von ihnen erzeugen in dir diese bestimmte Verspannung oder dieses bestimmte Unwohlsein.

Vergegenwärtige dir geistig diese unangenehmen Situationen noch einmal und schreibe dir jene auf, die dich am meisten stören, damit du später diese unangenehmen Gefühle verschwinden lassen kannst.

Wenn du diese Situationen gründlich überprüft hast, entspanne dich tief und beginne dann damit, dir diese Menschen und diese Situationen vorzustellen.

Halte die Bilder fest. Ein Bild, in dem du dich selbst in einer schwierigen Situation siehst.... Dann entspanne Schritt für Schritt die Muskeln. Doch füge nun etwas Entscheidendes hinzu: füge neue Bilder hinzu, die die Situation positiv verändern.

Du wirst erkennen, dass es gar nicht so schwer ist, sich diese Person, die in dir Verspannung erzeugte, jetzt in einer neuen, ganz anderen Situation vorzustellen, in der eure Beziehung zueinander erheblich besser ist. Achte mehr auf die guten Eigenschaften dieser Person und versuche, die ganze Situation in eine befriedigendere zu verwandeln.

Betrachte Situationen, die schwierig sind, und entdecke, dass selbst diesen Situationen noch einige positive Aspekte abgewonnen werden können.

Suche die gute Seite der Dinge. Verändere deine Bilder in positive, angenehme Bilder mit einer wohltuenden Ausstrahlung. Wenn du fähig bist, die Situationen oder Bilder jener Menschen in positive zu verwandeln und gleichzeitig dabei deine Muskeln tief entspannen kannst, so wirst du große Fortschritte machen. Wiederhole mehrmals diese Übung der Umwandlung alltäglicher Bilder, bevor du zur nächsten Lektion übergehst.

 

Lektion 8

Umwandlung von biographischen spannungserzeugenden Bildern

In dieser Lektion handelt es sich um die Umwandlung biographischer Bilder. Das heißt, um die Verwandlung jener Bilder von Menschen, Objekten oder Situationen, die mit entscheidenden Augenblicken deines Lebens zusammenhängen.

Beginne damit, dir dein Leben von deiner frühen Kindheit an bis zum heutigen Tage in Erinnerung zu bringen.

Mach dich an diese Aufgabe. Nimm zur Hand, was nötig ist, um deine Erinnerungen aufzuschreiben. Dann fahre fort.

Erinnere dich zunächst an deine frühe Kindheit und notiere vor allem die Situationen, die besonders schwierig waren. Schreibe eine kurze Biographie, also eine kleine Lebensgeschichte. Während des Schreibens wirst du dich allmählich an immer mehr Situationen erinnern, einige davon sehr schwierig und unangenehm, andere nicht. Beginne mit deiner Kindheit, mache mit der Jugend weiter bis zum Erwachsenwerden und bis zum heutigen Tag.

Du wirst bemerken, dass viele dieser Dinge, die im Laufe des Lebens geschehen sind und nicht ganz verstanden wurden, anscheinend der Vergangenheit angehören. Aber dem ist ganz und gar nicht so. Die Bilder dieser schwierigen Situationen wirken in diesem Augenblick, auch wenn du das nicht bemerkst. Und manchmal, wenn dich etwas an diese Situationen erinnert, tauchen in dir starke Verspannungen auf.

Diese Lektion ist verständlicherweise deshalb von besonderer Bedeutung, weil die Arbeit, die du jetzt in Angriff nimmst, in die Tiefe geht.

Schreibe dein Leben auf, durchsuche dein Gedächtnis. Suche nach den schwierigen Situationen und begreife allmählich, dass diese Situationen eine außergewöhnliche Quelle von Verspannungen und Beschwerden sind.

Wenn du deine Biografie abgeschlossen und diese Ereignisse aufgeschrieben hast, dann bist du in der Lage, mit der eigentlichen Arbeit zu beginnen.

Jetzt, wo du diese schwierigen Situationen deines Lebens kennst, fange mit einer tiefen Entspannung an und rufe dir dann diese schwierigen Situationen ins Gedächtnis, um sie in günstige zu verwandeln, so wie wir es in der vorherigen Lektion erläutert haben.

Verwandle sie in angenehme, fröhliche Bilder. Wandle jene schwierigen Lebenssituationen in positive um, während du gleichzeitig deine Muskeln vollständig entspannst.