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Korbinian Kässpatz
und das Geheimnis
des Tunnels

Sabine Siebert

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www.net-verlag.de

Erste Auflage 2018

© net-Verlag, 09125 Chemnitz

© Coverbild: Jenny Schneider

Covergestaltung, Lektorat
und Layout: net-Verlag

printed in the EU

ISBN 978-3-95720-241-3

eISBN 978-3-95720-242-0

Liebe Kinder,

immer wenn ich auf meine S-Bahn am Münchner Hauptbahnhof wartete, beobachtete ich die kleinen Mäuse, die blitzschnell zwischen den Gleisen herumflitzten. Oft sahen auch Kinder dem lustigen Treiben zu. Sie fragten dann ihre Eltern, wo die Mäuse wohnen, was sie fressen und wo sie spielen. Das wollte ich auch wissen und ging auf die Suche. Dabei lernte ich den Mäuserich Korbi kennen. Von seinen Abenteuern in den geheimnisvollen Tunneln der Münchner S-Bahn will ich euch erzählen.

Viel Spaß beim Zuhören oder selber Lesen

wünscht euch

Sabine Siebert

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1Korbi stellt sich vor

Kapitel 2Freunde

Kapitel 3In letzter Sekunde

Kapitel 4Das Geheimnis des Tunnels

Kapitel 5Der beschwerliche Rückweg

Kapitel 6Wenn Fremde Freunde werden

Kapitel 7Das Versteck

Kapitel 8Auf der Flucht

Kapitel 9Korbis neues Heim

Kapitel 10Ein Unglück

Kapitel 11Korbis Heimkehr

Über die Autorin

Über die Illustratorin

Buchempfehlungen

Kapitel 1

Korbi stellt sich vor

Kennt ihr München? Dann habt ihr vielleicht von der kleinen Tunnelmaus Korbinian Kässpatz gehört? Was, ihr kennt den Mäusejungen nicht? Dann kommt mal mit, wir wollen ihn am Hauptbahnhof besuchen.

Wir laufen die Treppen, die von der großen Bahnhofshalle nach unten führen, hinab bis zu den S-Bahnen, die im Untergrund durch die Tunnel sausen. Jetzt sind wir auf einem langen Bahnsteig angekommen. Wir müssen hinter dem fetten, weißen Sicherheitsstreifen stehen bleiben, damit wir den Schienen und Zügen nicht zu nahekommen. Menschenmassen, die in die haltenden Züge einsteigen, genauso viele, wie auf der anderen Seite wieder aussteigen. Ein Geschiebe, ein Gedränge, ein Gemurmel – und dann eine Stimme aus dem Lautsprecher: »Zurückbleiben bitte!«

Ein Gepiepse, ein dumpfes Geräusch von den sich automatisch schließenden Türen. Wütendes Geschimpfe von Erwachsenen, die zu spät kommen und nun auf den nächsten Zug warten müssen. Die S-Bahn fährt ab, und da seht ihr sie, die kleinen, fast schwarzen Mäuse, die dort durch den Tunnel flitzen.

Der flinke Mäusejunge ist Korbinian Kässpatz. Er lebt mit den Eltern und seinen drei Brüdern, Kurti, Konny und Killi, im Zwischengeschoss des Bahnhofs. Familie Kässpatz wohnt in einer sehr kleinen, aber gemütlichen Wohnung im Tunnel. Der größte Raum ist die Speisekammer. Hier bringt Mutter Kässpatz alle Vorräte unter. Die gute Stube dürfen die Mäusejungen nur betreten, wenn sie sich den Staub von den Füßen geputzt haben.

In einem anderen Raum schläft die ganze Familie nebeneinander auf dicker Wolle. Den außergewöhnlichen Namen »Kässpatz« bekam Korbinians Urururgroßvater, weil er aus Schwaben – der Heimat der Kässpatzen – nach München gezogen war.

Korbi, so nennen ihn seine Freunde, gefällt es am Bahnhof sehr gut. Täglich gibt es Neues zu entdecken. Dabei muss er sehr vorsichtig sein, denn von morgens bis abends sausen die S-Bahnen hier vorüber. Er spürt den Zug schon von Weitem, dann zittern seine Barthaare, und er versteckt sich blitzschnell in einer der vielen Höhlen. Natürlich dürfen sich nur Mäuse hier aufhalten, für Menschen ist es viel zu gefährlich. Diese dürfen nur auf dem Bahnsteig stehen und die Mäuse beobachten.

Korbi beobachtet gern die Menschen, die jeden Tag auf ihre S-Bahn warten. Manche stehen ganz still, andere blicken ständig auf die große Bahnhofsuhr, einige lesen in einem Buch, und andere beißen in ihre Semmel. Die mag Korbinian am liebsten, denn oft lassen sie Krümel fallen, die Korbi sich später holt.

Manchmal werfen sie die angebissene Semmel und andere Leckereien in den Mülleimer, dem Supermarkt für Mäuse und leider auch für Ratten und streunende Katzen. Sogar Tauben verirren sich manchmal hierher, gurren und vollführen wahre Meistertänze im Kampf um die Brotkrumen.

Nachts wird es im Tunnel ruhig. Es fahren wenige Züge, und die Eisenbahner, die in dem Gebäude am Bahnsteig arbeiten, haben etwas Zeit. Dann klettert Korbi aus seinem Versteck. Er ist der Mutigste der Familie Kässpatz und läuft über den Bahnsteig bis zu dem Glashäuschen, das die Menschen »Aufsichtsgebäude« nennen. Hier beobachten die Eisenbahner die Züge, damit alle pünktlich fahren und kein Reisender dem Gleis zu nahe kommt.

Korbi ist oft in der Nacht hier. Die vielen blinkenden Lichter ziehen ihn an, und manchmal bekommt er leckeres Futter von den Eisenbahnern.

Am liebsten mag Korbi Kekse. Peter, der bei der S-Bahn arbeitet, bringt ihm immer Leckereien mit. Heute hat er wieder Dienst und die Eingangstür offengelassen. Er hat Korbis Leibspeise direkt vor den Eingang gelegt. Der Geruch zieht in Korbis Nase, und nichts hält ihn mehr. So schnell er kann, rennt er zur Tür und knabbert an einem runden Keks. Kaum hat er ihn verputzt, schaut er umher, ob es Nachschlag gibt. Und siehe da, heute hat ihm Peter noch etwas mitgebracht. Aber der Keks liegt ganz nah an Peters Stuhl. Korbi überlegt, was er tun soll. Er kratzt sich am rechten Ohr. Das tut er immer, wenn er nachdenkt.

Vorsichtig tastet er sich vorwärts, den Blick auf Peter gerichtet. Er kennt ihn, doch so nah ist er einem Menschen noch nie gekommen. Wusch, da rauscht schon wieder eine S-Bahn durch den Tunnel! Während Peter den Zug beobachtet, nutzt Korbi die Gelegenheit und holt sich die Leckerei. Korbinian schaut sich um und sieht ein großes, rundes Etwas, aus dem etwas Weißes herauslugt. Geschickt klettert er daran hoch. Er läuft auf dem Rand entlang, rutscht aus und fällt in etwas weißes Glitschiges. Korbi ist mitten in einem großen Glas mit Joghurt gelandet. Er versucht, sich aus dieser Lage zu befreien, strampelt und will den Rand des Glases erreichen. Aber mit jeder Bewegung zieht es ihn tiefer in den Abgrund. Sein Fell ist von der Schlabbermasse durchtränkt.

Peter ist noch immer beschäftigt. Er hat einen großen Knochen am Ohr und spricht mit ihm.

Immer verzweifelter kämpft Korbi gegen die Joghurtmassen. Er schluckt etwas von dem Glibberzeug.

Oh lecker, denkt sich der Mäusejunge und schleckt an dem Zeug.

Nun entdeckt Peter den Mäuserich, holt das Glas aus dem weißen Etwas und befreit Korbi aus dem Schlamassel.

»Na, du hast dich ja schön eingesaut!«, schimpft Peter. »Wie soll ich dich denn sauberbekommen?«