Charli Hukopf
Gleissitzen
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Gleissitzen
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Manche Bahnhöfe sind rudimentär eingerichtet. Man muss über den gesamten Bahnsteig dackeln, um den einzigen Fahrtenplan zu finden, der hinter einer zerkratzten Scheibe einsam dahinvegetiert. Der Fußboden schimmelt in einem undefinierbaren Farbton, der einmal grau oder braun gewesen sein muss und hebt sich dabei nicht sonderlich von einem abgeranzten Bahnhofsgebäude ab, von dem man nicht sicher sein kann, ob da tatsächlich ein Angestellter oder nicht doch ein Obdachloser hausiert.
Doch es gibt Licht am Ende des Tunnels. Nur drei Stationen weiter fährt die Bahn in einen wahren Palast ein. Schicke LCD-Anzeigen lassen die Ankunftszeit gut sichtbar über den gesamten Bahnsteig tanzen. Die Bänke sind so konstruiert, dass sie sich ergonomisch an junge wie alte Rücken anpassen. Die Fliesen am Boden sind beige. Eine Farbe, so extraordinär, dass sie nicht mal jedermann aussprechen kann. Und wie sich erst die Deckenlampen in ihnen widerspiegeln, so dass sich eine räumliche Beleuchtung ergibt, wie auf einem Fußballplatz, nein, wie in einem Elitewohnzimmer, welches sich fest vorgenommen hat, einmal wie der große Bruder, das Kino, zu werden.