Schon seit Wochen hingen dem kleinen Berthold die Haare über den Kragen, und seine Mutter überlegte sich, wie sie ihn zum Friseur kriegen könnte. Sie sagte, er sähe wie ein Mädchen aus, und lauter ähnlich kränkende Sachen. Aber Berthold, obwohl er sonst ziemlich brav war, schüttelte den Kopf und antwortete immer: »Wenn ich doch nicht mag!« Das machte: Ihm fehlte der Vater, denn der war früh gestorben. Und außerdem ließ sich der Junge lieber drei Backenzähne ziehen als einmal die Haare schneiden. Na ja, so war er eben.

Da kam der Mutter eine Idee. Sie versprach dem Jungen, sie wolle mit ihm zum ›Friseur am Zoo‹ gehen. Damit war Berthold sofort einverstanden. Der ›Friseur am Zoo‹ war nämlich etwas besonders Feines. Erst mussten sie durch den Herrensalon. Hier wurde mit Schlagsahne eingeseift und rasiert, und Berthold schimpfte innerlich, weil er noch keinen Bart hatte. Dann war ein Herr da, der ärgerte sich über seine abstehenden Ohren. Und da ließ

Im Kinderzimmer vom ›Friseur am Zoo‹ war es noch viel großartiger. Vor jedem Spiegel stand ein Tier, ein lebendiges, versteht sich, und da stiegen die Kinder in den Sattel und klopften den Tieren auf den Rücken, fütterten sie, kraulten sie hinter den Ohren und merkten so kaum, dass ihnen inzwischen ein Friseurgehilfe das Haar schnitt. Es gab da ein Pony, einen Esel, ein Schwein, einen Hirsch, einen jungen Elefanten, einen Bernhardinerhund und ein zahmes Einhorn.

Als Berthold kam, waren schon mehrere Kinder da, und nur das Schwein lag noch auf dem Teppich und grunzte. Es war auf Kinder nicht gut zu sprechen, weil die überallhin lieber wollten als auf ein Schwein. Berthold wollte auch nicht darauf, und das Schwein dachte bei sich: Dafür werde ich dich ärgern!

Kurz und gut, das Schwein wurde gesattelt, und Bert

Der Friseur setzte sich hinter dem Jungen auf den Schweinerücken und versuchte, im Haarschneiden fortzufahren. Das Schwein lief wie angestochen umher und machte alle übrigen Tiere furchtbar nervös. Die schimpften sehr, und das Einhorn drehte sich um und kitzelte das Schwein mit dem Horn. Da quiekte das Schwein, rannte zur Tür hinaus, durch den Herrensalon, die Treppe hinunter und auf die Straße.

Könnt ihr euch vorstellen, wie das aussah? Ein Schwein mit einem Jungen auf dem Rücken, dem die linke Hälfte der Haare weggeschnitten war?

Er sah zum Schreien aus.

Die Straßenbahnen standen auf der Stelle still. Ein Autobus machte Männchen. Aber das Schwein rannte weiter. Schließlich fiel der Friseur hinunter und blieb zwischen den Straßenbahnschienen sitzen. Berthold begann das

In dem Zimmer war ein Bett. Und in dem Bett lag ein kleines Mädchen, das Bella hieß und sehr krank war. Es lag seit acht Tagen gleichgültig im Bett, mochte nichts essen und nichts reden, und Bellas Vater – die Mutter war tot – wusste, obwohl er selber Arzt war, absolut nicht, was der Kleinen fehlte.

Sie sah das Schwein im Zimmer stehen, einen Jungen obendrauf, dem man zur Hälfte die Haare geschnitten hatte und der aussah, wie Gänse aussehen, wenn’s gedonnert hat, und da fing sie an zu lachen. Berthold lachte mit, und nun lachten die zwei Kinder, dass man es im ganzen Hause hörte! Verblüfft kam Bellas Vater aus dem Sprechzimmer gelaufen, sah seine Tochter vergnügt und mit roten Backen und erkannte sofort: Jetzt ist sie wieder gesund. Dann klingelte Bertholds Mutter an der Haustür und fragte aufgeregt, ob hier ein Schwein und ein kleiner Junge eingetroffen seien. Nun war die Freude groß. Und später wurde Bertholds Mutter sogar die Frau von Bellas Vater, zog mit ihrem Jungen in die Villa, und Bella und Berthold wurden Geschwister, die einander sehr lieb hatten. Das Schwein kauften sie dem ›Friseur am Zoo‹ ab,

 

Ob es wahr ist, dass auf diese Weise die Redensart entstanden ist: Na, die haben aber Schwein gehabt?

Der Zauberkünstler Mamelock

hebt seinen goldnen Zauberstock.

»Ich brauche«, spricht er dumpf, »zwei Knaben,

die ziemlich viel Courage haben.«

 

Da steigen aus dem Publikum

schnell Fritz und Franz aufs Podium.

Er hüllt sie in ein schwarzes Tuch

und liest aus seinem Zauberbuch.

Er schwingt den Stock ein paar Sekunden.

Er hebt das Tuch – sie sind verschwunden!

 

Des Publikums Verblüffung wächst.

Wo hat er sie nur hingehext?

Sie sind nicht fort, wie mancher denkt.

Er hat die beiden bloß – versenkt!

 

Sie klettern abwärts und gehn weiter.

Der Zauberkünstler lässt sich Zeit,

nimmt dann sein Tuch und wirft es breit.

Er schwingt sein Zepter auf und nieder –

 

doch kommen Fritz und Franz nicht wieder!

Der Zaubrer fällt vor Schrecken um.

Ganz ähnlich geht’s dem Publikum.

 

Nur Fritz und Franz sind voller Freude.

Sie schleichen sich aus dem Gebäude.

Und Mamelock sucht sie noch heute.

Es ist ganz bestimmt so: Die Neugierde ist eine recht gewöhnliche und üble Eigenschaft. Schon neugierige kleine Mädchen können sehr auf die Nerven fallen; denn ihnen erscheint erst dann etwas wissenswert, wenn es sie nichts angeht oder wenn sie es nicht erfahren sollen. Neugierige Jungen aber sind das Unausstehlichste, was es weit und breit gibt. Eltern und Lehrer sollen brave Männer aus ihnen machen, und dabei schnüffeln diese Burschen wie die kleinen Ferkel überall herum!

Seid ihr auch manchmal neugierig? Doch ich will lieber nicht fragen, sonst sähe es aus, als sei ich selber neugierig … Ich will besser eine kleine Geschichte erzählen, und zwar die Geschichte vom neugierigen Friedrich.

Friedrich wäre ein netter und gescheiter Junge gewesen, aber er war entsetzlich neugierig. Es war nicht zum Aushalten. Er war auf seine Neugier auch noch stolz und sagte immer, er wolle, wenn er größer wäre, Detektiv werden.

Er spionierte, lange vor Weihnachten, in den Kommodenfächern herum. Er horchte an den Türen, wenn sich die

Der neugierige Friedrich spionierte nicht nur zu Hause herum, sondern er schlich auch in fremden Häusern leise über die Treppen, besuchte seine Klassenkameraden, trat in Geschäfte, ohne etwas kaufen zu wollen – alles nur, um seine verflixte Neugier zu füttern. Doch die blieb ewig mager und hatte ständig Appetit.

Auf seinen geheimnisvollen Ausflügen geriet er auch einmal in ein altes buckliges Häuschen. Als er die Stiegen hinaufschlich, spielten plötzlich die Stufen, als wären sie ein Akkordeon, laute Musik. Da rutschte Friedrich am Geländer hoch. Oben drang aus der ersten Tür, die er erblickte, helles Licht. Neugierig beugte er sich vor das Schlüsselloch. Plötzlich sprang die Tür auf. Friedrich wurde von einem Haken, der aus der Öffnung herausfuhr, gepackt und in die Wohnung gezogen. Dann fing die Tür zu pendeln an, als ob Wind wäre, gab ihm einen Riesenklaps hintendrauf und schlug zu.

Der neugierige Friedrich stand nun in einem hellen Zimmer, klapperte mit den Zähnen und kniff beide Augen fest zu. Schließlich blinzelte er dann doch, weil es ihm im Gesicht juckte, und da sah er einen alten Mann in einem

»Ich bin Sherlock Holmes, der bekannte Detektiv«, sagte der alte Mann, der im Topf saß, »und du bist der neugierige Friedrich. Was willst du wissen?«

Aber der Junge hatte keine Lust zum Fragen.

»Also«, sagte Sherlock Holmes, »du weißt schon alles? Auch gut! Damit du aber nicht umsonst bei mir warst, will ich dich mit der Fähigkeit beschenken, durch die Wände zu gucken.« Er betupfte Friedrichs Augen mit der Pfauenfeder und murmelte: »Hulle Wulle Spionier! Fort sind Wände, Dach und Tür.« Dann schickte er den Jungen fort. Doch er dürfe wiederkommen.

Nun konnte also der neugierige Friedrich durch Türen und Wände schauen, und das machte ihm großen Spaß. Er trat vor irgendein Haus hin, sagte: »Hulle Wulle Spionier! Fort sind Wände, Dach und Tür«, und schon blickte er in die Häuser, als seien sie aus Fensterglas gebaut. Das war natürlich riesig spannend. Er sah, wie die Nachbarskinder spielten. Er sah Herrn Sekretär Deichmüller in der Badewanne hocken. Er sah, von der Straße aus, seine Eltern in der Wohnung sitzen und miteinander sprechen. Wenn er in der Schule war, sah er gleichzeitig viele Klassenzimmer auf einmal. Und es kam vor, dass er, wenn ihn der Leh