Leben, fahren, wohnen, frei sein
Deutsche Erstausgabe
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Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das Recht der mechanischen, elektronischen oder fotografischen Vervielfältigung, der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, des Nachdrucks in Zeitschriften oder Zeitungen, des öffentlichen Vortrags, der Verfilmung oder Dramatisierung, der Übertragung durch Rundfunk, Fernsehen oder Internet, auch einzelner Text- und Bildteile, sowie der Übersetzung in andere Sprachen.
Lektorat: Katharina Theml, Büro Z, Wiesbaden (www.buero-z.net)
Gestaltung & Satz: Susanne Flachmann, polygrafica, München (www.polygrafica.de)
Herstellung: Urs Jakob, Werkstatt im Grünen Winkel, CH-8400 Winterthur.
Druck & Bindung: ADverts, Riga.
Printed in Latvia.
ISBN 978-3-942989-93-0
eISBN 978-3-942048-55-2
Gesamtherstellung: Ullmann Medien GmbH Potsdam
Covergestaltung: Sandra Penno-Vesper
Alle Rechte vorbehalten
Vorwort
NACHDENKEN
Urlaub im Wohnmobil – das gefällt mir
Im Wohnmobil mit der ganzen Familie
Als Paar unterwegs sein
Allein auf Tour
ENTSCHEIDEN
Welches Wohnmobil passt zu mir?
Wie komme ich an mein Wunschmobil?
Wohnmobil mieten
Wohnmobil kaufen
Welcher Campingtyp bin ich?
FAHREN
Easy fahren
Eine Passstraße genießend fahren
Ganz entspannt mit der Fähre reisen
»Offroad«-Situationen meistern
STEHEN
Mit dem Wohnmobil auf den Campingplatz
Freies Stehen mit dem Camper
WOHNEN
Alltag leben im Wohnmobil
PLANEN
Der Weg ist das Ziel, aber in welcher Richtung?
Was muss mit? Packliste
FREI SEIN
Und los geht's
SÜDEN
Easy-Genuss-Tour für 2–3 Wochen
DEUTSCHLAND ÖSTERREICH
ÜBER DEN BRENNER
ITALIEN / ANCONA
PER FÄHRE NACH GRIECHENLAND / PATRAS
LINKS ABBIEGEN UND RUND UM DEN PELOPONNES
PATRAS
PER FÄHRE NACH ITALIEN / VENEDIG
ÖSTERREICH
ÜBER DIE TAUERNAUTOBAHN
DEUTSCHLAND
Fahrspaß-Tour für 4–5 Wochen
DEUTSCHLAND ÖSTERREICH
ÜBER DIE TAUERNAUTOBAHN
ÜBER DEN WURZENPASS
SLOWENIEN
AN DER SOCA ENTLANG
KROATIEN
ÜBER DIE INSEL CRES
PER FÄHRE VON MALI LOŠINJ NACH ZADAR
MONTENEGRO
ALBANIEN
GRIECHENLAND
IGOUMENITSA
PER FÄHRE NACH VENEDIG
ITALIEN
SÜDTIROL
BRENNER
ÖSTERREICH
DEUTSCHLAND
WESTEN
Bergpass-Liebhaber-Tour für 2–3 Wochen
DEUTSCHLAND PILSENSEE
BODENSEE
SCHWEIZ
FRANKREICH
ROUTE DES GRANDES ALPES
CÔTE D’AZUR
ITALIEN
DEUTSCHLAND
NORDEN
Natur-pur-Tour für 3–4 Wochen
DEUTSCHLAND / KIEL PER FÄHRE NACH LITAUEN / KLAIPEDA
AUF DIE KURISCHE NEHRUNG
AN DER KÜSTE ENTLANG
LETTLAND
ESTLAND
BIS FAST ZUR RUSSISCHEN GRENZE
PEIPUSSEE
LETTLAND / VENTSPILS
PER FÄHRE NACH DEUTSCHLAND / TRAVEMÜNDE
OSTEN
Abenteurer-Tour für 4–8 Wochen
DEUTSCHLAND ÖSTERREICH
SLOWENIEN
KROATIEN
SERBIEN
BULGARIEN
TÜRKEI
SÜDKÜSTE DES SCHWARZEN MEERS
GEORGIEN
RUNDTOUR
GEORGIEN / BATUMI
PER FÄHRE ÜBER DAS SCHWARZE MEER
BULGARIEN / VARNA
ZURÜCK NACH DEUTSCHLAND
Bedienungsanleitungen
Toilette
Gas
Frischwasser
Abwasserentsorgung
Hilfe bei stinkendem Abwassertank
Reinigung der Wasseranlage
Auffahrkeile bzw. Rampen
Strom
Autark unterwegs: Die eigene Stromerzeugung
Adressen
Pausen-Tipps
Fährhäfen
Zusammengerechnet habe ich bisher fast ein ganzes Jahr in einem Wohnmobil gelebt und jeden Moment genossen: sowohl mit der ganzen vierköpfigen Familie in großen, gemieteten Mobilen als auch ganz allein mit »Franz«, meinem geliebten Campingbus. Und nach all den Wochen auf der Straße, auf Campingplätzen, Fähren und in der freien Natur weiß ich mit Sicherheit, dass (für mich) die ultimative Form des Reisens die Fahrt mit einem Wohnmobil ist:
Ich habe stets alles dabei, was ich zu allen Gelegenheiten brauche.
Ich bin der Natur so verbunden und nahe – ich bin ihr aber nicht ausgeliefert.
Ich bin absolut mobil und damit maximal unabhängig.
Ich fühle mich so sehr geborgen – und trotzdem einfach nur frei …
Reisen mit dem Wohnmobil – entweder man lässt sich auf das Abenteuer ein, ohne groß darüber nachzudenken, holt sich das nächstbeste Auto und fährt irgendwohin –, oder man zaudert, weil man sich einfach nicht vorstellen kann, wie das funktionieren soll:
Welches Mobil brauche ich, und welche Größe passt zu mir?
Wie komme ich an ein Auto?
Wo fahre ich hin? Gibt es auch Anfängerrouten?
Was soll ich tun, wenn ich auf dem Campingplatz bin?
Was muss ich beim Fahren, auf der Fähre, auf dem Bergpass beachten?
Ich habe Befürchtungen, frei zu stehen. Gibt es dafür spezielle Tipps?
Das sind Fragen, die mir meine Schwester gestellt hat, als sie sich endlich, nach langem Anhören meiner Reiseschwärmereien, auf den Weg machen wollte. Und für sie – und alle anderen Wohnmobil-Zauderer – habe ich dieses Handbuch mit all meiner Begeisterung geschrieben, um den Einstieg in diese Form des Reisens zu erleichtern. Pack deine Familie, deine Partnerin oder deinen Partner, Schwester, Freund, Kollegin, Kumpel … – oder einfach nur dich selbst ein und dann:
Trau dich!
Fahr los!
Fühl dich frei!
Es ist nicht schwer und keinesfalls so kompliziert, wie es anfangs scheint. Die meisten Probleme lösen sich durch kurzes Innehalten, etwas Übung und kreative Ideen – oder durch die unglaubliche Hilfsbereitschaft der Mitmenschen, die du anlächelst und um Rat fragst.
Du wirst sehen: Egal in welcher Konstellation du dein Wohnmobil startest (aber natürlich vor allem, wenn du alleine fährst), du kommst als neuer, selbstbewusster und glücklicherer Mensch zurück mit einem Riesenpaket an Eindrücken und wunderbaren Selbsterkenntnissen über dich.
Und los geht’s …
REISE-BLOG:
WWW.DER-FRANZ-UND-ICH.DE
WOHNMOBIL-BLOG:
WWW.COOL-CAMPING-WOHNMOBIL.DE
Hast du dir schon immer mal wieder gewünscht, dich wirklich »auf Reisen« zu begeben? Nicht irgendwo schnell hingefahren oder -geflogen zu werden, sondern aus der Haustür zu treten und ab diesem Moment die Welt zu entdecken? Dann denkst du schon über eine Reise im Wohnmobil nach …
»WENN DU ETWAS LOSLÄSST, BIST DU EIN WENIG GLÜCKLICHER. WENN DU VIEL LOSLÄSST, BIST DU VIEL GLÜCKLICHER. WENN DU ALLES LOSLÄSST, BIST DU FREI.«
AJAHN CHA
Das mobile Leben im Camper funktioniert in allen möglichen Konstellationen. Ich genieße sowohl das Familienreisen als auch das Glück, mich ganz allein in meinem Bus durch die Welt zu bewegen. In all diesen Varianten erlebe ich einen Riesenspaß, Verzauberung durch tolle Landschaften, Ruhe, Gelassenheit und den »Flow des Fahrens« – aber natürlich auch nervende Momente, in denen ich eigentlich lieber zu Hause sein würde.
Wohnen auf kleinem Raum, das Leben auf Campingplätzen, häufig wechselnde »Wohnorte« und lange Fahrten auf teilweise stark rumpelnden Pisten: Was für den einen Riesenspaß bedeutet, ist für den anderen purer Stress. Du kannst vorher abwägen, aber entscheiden kannst du natürlich nur, wenn du es ausprobierst:
FAHRGENUSS
Nur wenn du wirklich gern unterwegs bist, jede vor dir liegende Strecke neugierig erwartest, nicht über ewige Wege stöhnst und das Sehen und Erleben auf der Straße genießt, wirst du ein überzeugter Wohnmobilist werden.
Es müssen nicht jeden Tag unendlich viele Kilometer sein, die du fährst, vielleicht stehst du auch gern tagelang auf einem Platz – aber mit dem Womo zu reisen bedeutet auch, dass du zu deiner Urlaubsregion deutlich länger unterwegs bist als mit zielgenauer Anreise per Flugzeug. Dafür hast du während der Anreise schon dein Vergnügen und damit von der ersten Minute an Urlaub.
SPONTANEITÄT UND PLANBARKEIT
Die grobe Richtung, einige Sightseeing-Punkte oder der anvisierte Fährhafen bestimmen die Route – die genaue Strecke kann ganz spontan entschieden werden. Je nach Fahrerlaune, nach Mitfahrermehrheit oder nach den Erzählungen des Nachbar-Campers wird der Weg zum Ziel und die Spontaneität zum Urlaubsinhalt.
Wenn du allerdings eher der Planungstyp bist, dann macht es dir (und deinen Mitreisenden) mehr Spaß, die Strecke vor dem Urlaub oder Abend für Abend zu überdenken, dich dann vom Navigationsgerät (oder vom Beifahrer) leiten zu lassen. So kannst du dich noch mehr auf das Fahren konzentrieren und hast den Kopf frei für die Eindrücke auf der Strecke.
FREIHEIT
Du hast die absolute Freiheit, ganz ohne oder nur mit einem kleinen Plan deine Urlaubstage zu verbringen. Damit kannst du allerdings nie sicher sein, ob du den idealen Traumplatz findest, was du am nächsten Tag erlebst oder wie lange du im Auto sitzen musst, um deine Ruhe zu finden.
Du bist frei, alles laufen zu lassen – doch du solltest diese Freiheit bewusst dem ruhigeren Leben in ritualisierten Abläufen wie zum Beispiel in Hotels vorziehen, um mit dieser Form des Reisens glücklich zu werden.
Freiheit sieht für dich anders aus? Auch ein perfekt ausgeklügelter Routenplan kann unterwegs gut realisiert werden und für einen sehr entspannten Urlaub sorgen.
UNABHÄNGIGKEIT
Ganz klar ist die völlige Unabhängigkeit der entscheidende Unterschied zum klassischen »Urlaubmachen«, denn Urlaub mit dem Camper heißt, nur dort zu bleiben, wo man wirklich sein möchte. Entscheidungen triffst du eher spontan und nicht vorab aufgrund von Werbefotos, wobei du aushalten musst, dass die Suche nach deinem Traumplatz manchmal länger dauert, als du gehofft hast …
KREATIVITÄT
Kein Tag ist wie der andere, immer kommt alles anders, als du gedacht hast, oder es stellen sich ständig Alltagsfragen: Wie komme ich an Frischwasser, wo kann ich das Abwasser und die Toilette umweltgerecht entsorgen, wie komme ich trotz fehlender Beschilderung an mein Ziel, wo hänge ich die Wäscheleine auf, wer kann mein Auto reparieren, wie komme ich an Strom für mein Handy, welche Route ist die beste, kann diese Straße befahren werden, wie drehe ich auf der steilen Strecke um?
Kleinigkeiten, die im vorab gebuchten Urlaub keinen Gedanken wert sind, beschäftigen dich jeden Tag, und du solltest dich an der Suche nach kreativen Lösungen erfreuen, um diesen Zustand zu genießen.
KULTURNÄHE
Alle interessanten Sehenswürdigkeiten kannst du direkt anfahren. Mit einem kleineren Mobil parkst du ganz in der Nähe, mit einem größeren nahe einer öffentlichen Bushaltestelle – und wenn alle Tagestouristen gegangen sind, kannst du mit den Einheimischen die Ruhe des Ortes genießen.
NATURNÄHE
Kaum eine Unterkunft ist so naturnah wie dein Womo, denn du bist auf Campingoder freiem Stellplatz quasi immer draußen, ganz nah an Wind, Wetter, Natur. Du lebst in und mit der Natur – und die Natur begleitet dich auf deinem Weg: Insekten, streunende Tiere, Sand und Dreck, sturmgerüttelte Nächte …
GEMÜTLICHKEIT
Du bist unterwegs und doch in deinem Zuhause, das du selbst gestaltet hast. Auch in einem gemieteten Mobil wirst du dich binnen Kürze wie in einem Nest fühlen, das dir Geborgenheit und Gemütlichkeit schenkt und das du nicht mehr missen möchtest – wenn du der Typ dafür bist, dich auf engem Raum wohl zu fühlen und mit anderen Menschen für eine begrenzte Zeit sehr eng zusammenzuleben.
SPARSAMKEIT
Ein eigenes Wohnmobil ist mit allen laufenden Kosten kein wirklich billiges Vergnügen, und die Mietpreise sind knackig. Aber entgegen der »stationären« Unterbringung mit Anreise-, Restaurant-, Zimmer- und zusätzlichen Freizeitkosten (vor allem mit Kindern) sind die Ausgaben für Benzin und Straßengebühren, Campingplatz und lokale Einkäufe deutlich geringer.
RUHE & LÄRM
Beide Varianten sind möglich, beides gibt es im Übermaß – der Vorteil aber ist, dass du jederzeit den Platz wechseln kannst, wenn es dein Wohlgefühl erfordert. Du musst nicht den ganzen Urlaub schnarchende Zimmernachbarn oder Discomusik aushalten, und du kannst auch vor zu großer Stille fliehen … ganz nach deinem Gefühl.
ZEIT & HEKTIK
In vielen Ländern gibt es einen anderen, gedehnteren Begriff von Zeit. Überlass dich ganz entspannt den terminlichen Unwägbarkeiten und der dir vielleicht widerstrebenden bzw. ungewohnten Langsamkeit, denn du hast den großartigen Vorteil von nicht vorgeschriebenen Essenszeiten, keine streng einzuhaltenden Freizeitprogramm- oder Poolöffnungszeiten und in der Regel überhaupt keine festen Termine …
IMMER ALLES DABEI
Bei keiner anderen Urlaubsform kannst du so viel Sportgerät, Freizeitzubehör, Lesestoff und sonstiges Equipment mitnehmen. Keine Schlepperei vom Hotel zum Strand, kein Kofferein- und auspacken …. vom Lieblingsessen über die eigene Dusche bis zur Minireisebibliothek: Du hast alles überall dabei.
HYGIENE & STYLING
Du hast dein eigenes Bad dabei, wirst aber (um Wassertanks und Toilettenmenge zu schonen) möglichst oft in öffentlichen Sanitärräumen zugange sein. Mit Duschlatschen, sauberem Handtuch und einer entspannten Einstellung ist das kein Problem – wenn du auch mal über Defizite hinwegsehen kannst.
Mit einem großen Camper hast du sogar eine Duschmöglichkeit an Bord. Bedenke aber, dass deine Wasserkapazität begrenzt ist. Auch mit einer (selbstwärmenden) Solar-Outdoor-Dusche kannst du dir nur behelfen, wenn du am Platz Wasser holen kannst. Da es aber an Freistehplätzen in der Regel keinen Süßwasseranschluss gibt, bedeutet das, dass du möglicherweise auch mal einige Tage ungeduscht bleibst, dass du tagelang ungestylt sein und die immer gleichen Klamotten anziehen kannst – ein Traum für die, die das mögen, ein Albtraum für alle anderen, die dann lieber auf einem Campingplatz stehen sollten, auf dem es alle Annehmlichkeiten (von gepflegten Sanitäranlagen über Waschmaschinen bis zu Wäscheleinen) gibt. Im Zweifel aber: Einfach mal ausprobieren!
Griechenland / Ioannina
Wenig sonst bringt die Familie einander so nahe wie ein Womo-Urlaub: erfolgreich durchgestandene Nervattacken, gemeinsam gemeisterte Abenteuer, miteinander erlebte Glücksmomente. Es gibt kaum bessere Gelegenheiten, eine intensive Familien-zeit zu erleben, als zusammen auf engem Raum zu reisen und trotzdem mit größtmöglicher Individualität zu leben.
Es ist natürlich mitunter kein leichtes Unterfangen, allen und jedem jederzeit gerecht zu werden – aber nach jedem erfolgreichen Kompromiss wird das Familiensystem grundlegend gestärkt sein.
ROLLENVERTEILUNG
Im Idealfall werden alle nach klassischem Muster verteilten Rollen in der Camper-Realität durchgemischt: Mütter, die die längsten Strecken fahren, Töchter, die das Feuer anschüren, Väter, die für die Wäsche zuständig sind, Söhne, die den Esstisch dekorieren … Spielerisch können unterwegs ganz neue Seiten entdeckt und der Alltagstrott abgestreift werden.
KINDER
Klar, wenn man Kinder nach ihrem Urlaubsspaß befragt, nennen sie das, was sie kennen oder im Prospekt entdeckt haben: Bummelbähnchen, Kinderdisco, Freizeitparks, gigantische Poolanlagen. Wenn man sie aber nach einem Camper-Urlaub fragt, werden sie das allabendliche Lagerfeuer, das ungestörte Toben in den Wellen, die grenzenlose Freiheit des Herumstreifens in der Natur und – am wichtigsten – die permanente Nähe der Familie nennen.
JUGENDLICHE
Natürlich kann man größere Kinder nicht mehr ganz so gut mit WLAN-freien Stellplätzen an menschenleeren Stränden, ohne Pool, Pommes und Kicker begeistern – aber vielleicht mit den vielen Eindrücken, die ihre Freunde als »cool« bezeichnen würden, mit der Verantwortung, die sie beim Grillfeueranzünden und den Parkanweisungen tragen, und der Mitsprache bei Stellplatz- und Reiseroutenwahl? Kombiniert man das mit einigen Kontakten zur »Zivilisation« auf komfortablen Campingplätzen, werden sicher auch Jugendliche von einem erfüllten Urlaub sprechen.
Freundes-, Geschwister-, Beziehungspaare: In allen Varianten lassen sich auf Wohnmobil-Reisen Gemeinsamkeiten, Schwierigkeiten, Unterschiede und Kompromissfähigkeiten auf den Prüfstand stellen – und dann als ungeahnte Nähe und Harmonie genießen.
Du wirst sehen, wie weit du dich selbst zu Zugeständnissen bereit erklären kannst oder wie gut deine Fähigkeit ist, Kompromisse einzufordern. Es ist eine spannende Erfahrung für beide, kreative Lösungen zu finden, dabei auf einen Nenner zu kommen und trotzdem die gute Laune nicht zu verlieren.
Aber nach einiger Zeit auf solch begrenztem Raum und nach der mehr oder weniger erfolgreichen Meisterung aller Schwierigkeiten, die sich durch diese Nähe ergeben, wirst du deutlich erkennen, ob du bereit bist, mit diesem Menschen auch eine nächste und übernächste Tour zu machen …
Eine gemeinsame Reise im Camper kann eine harte Prüfung sein – und gleichzeitig auch großes Glück zu zweit bedeuten.
Den Reaktionen auf mein wochenlanges Alleinsein nach zu urteilen, ist dies für die wenigsten Menschen vorstellbar. Angst vor Gefahren oder Pannen, mangelndes Selbstbewusstsein im Straßenverkehr oder im Umgang mit dem Auto, Unsicherheiten in der Fremde oder auch nur Furcht vor Einsamkeit – alles natürlich nachvollziehbare Gründe, aber ich kann jedem von ganzem Herzen empfehlen, sich mit sich selbst auf Reisen zu begeben.
Es gibt keine Langeweile, denn du hast dich dabei! Schreibe, zeichne, fotografiere, was du siehst und erlebst, was du denkst und spürst. Du wirst sehen, dein Tag ist allein so viel intensiver, weil du viel mehr Zeit für dein eigenes Leben hast.
Allein im Café zu sitzen und die Menschen um dich herum zu betrachten hinterlässt einen tieferen Eindruck, als dich mit deinem Reisegefährten über die letzte Etappe zu unterhalten. Allein an der Felsküste zu stehen und schweigend die Aussicht zu genießen, die Luft zu spüren und zu schmecken wird dir deutlicher in Erinnerung bleiben, als mit plappernden Kindern dort zu sitzen. Und dich auf einer Straße in Sekundenschnelle für eine Abzweigung zu entscheiden – ganz einfach so, aus dem Bauch, dem Moment heraus – hat etwas ungleich Erhebenderes, als mit dem Partner über die perfekte Route diskutieren zu müssen.
Auch wenn es etwas pathetisch klingt: Allein unterwegs zu sein bedeutet, in jedem Moment im Hier und Jetzt zu sein!
Du kannst alles, was du möchtest. Es wird dich erstaunen, welche Fähigkeiten du entwickelst, wenn du erst einmal auf dich angewiesen bist und gelernt hast, dir zu vertrauen.