AUSSERDEM VON PANINI ERHÄLTLICH:
Star Wars: Leia, Prinzessin von Alderaan
(Journey to Star Wars: Die letzten Jedi)
Claudia Gray – ISBN 978-3-8332-3569-6
Star Wars: Die Legenden von Luke Skywalker
(Journey to Star Wars: Die letzten Jedi)
Ken Liu – ISBN 978-3-8332-3570-2
Star Wars: Rogue One – Jugendroman zum Film
Matt Forbeck – ISBN 978-3-8332-3449-1
Star Wars: Das Erwachen der Macht – Jugendroman zum Film
Matt Forbeck – ISBN 978-3-8332-3026-4
Star Wars: Ahsoka
E. K. Johnston – ISBN 978-3-8332-3450-7
Star Wars: Jyn, die Rebellin
Beth Revis – ISBN 978-3-8332-3539-9
Star Wars: Blutlinie
Claudia Gray – ISBN 978-3-8332-3354-8
Star Wars: Verlorene Welten
(Journey to Star Wars: Das Erwachen der Macht)
Claudia Gray – ISBN 978-3-8332-3194-0
Star Wars: Bewegliches Ziel – Ein Prinzessin Leia-Abenteuer
(Journey to Star Wars: Das Erwachen der Macht)
Cecil Castellucci, Jason Fry – ISBN 978-3-8332-3197-1
Star Wars: Die Waffe eines Jedi – Ein Luke Skywalker-Abenteuer
(Journey to Star Wars: Das Erwachen der Macht)
Jason Fry – ISBN 978-3-8332-3196-4
Star Wars: Im Auftrag der Rebellion –
Ein Han Solo & Chewbacca-Abenteuer
(Journey to Star Wars: Das Erwachen der Macht)
Greg Rucka – ISBN 978-3-8332-3195-7
Nähere Infos und weitere Bände unter:
www.paninibooks.de
JUGENDROMAN ZUM FILM
Von Michael Kogge
Basierend auf dem Drehbuch
von Rian Johnson
Ins Deutsche übertragen von
Andreas Kasprzak
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Deutsche Ausgabe 2018 Panini Verlags GmbH,
Rotebühlstraße 87, 70178 Stuttgart.
Alle Rechte vorbehalten.
© & TM 2018 LUCASFILM LTD.
Titel der Amerikanischen Originalausgabe: „Star Wars: The Last Jedi –
A Junior Novel“ by Michael Kogge, based on the screenplay by Rian Johnson.
Geschäftsführer: Hermann Paul
Head of Editorial: Jo Löffler
Head of Marketing: Holger Wiest (E-Mail: marketing@panini.de)
Presse & PR: Steffen Volkmer
Übersetzung: Andreas Kasprzak
Lektorat: Marc Winter
Umschlaggestaltung: tab indivisuell, Stuttgart
Satz und E-Book: Greiner & Reichel, Köln
YDSWEP008E
ISBN 978-3-8332-9979-0
Gedruckte Ausgabe:
1. Auflage, April 2018
ISBN 978-3-8332-3629-7
Findet uns im Netz:
www.paninicomics.de
PaniniComicsDE
Es war einmal vor langer Zeit in einer weit,
weit entfernten Galaxis …
Die ERSTE ORDNUNG hat die Vorherrschaft.
Nachdem er die friedliche Republik vernichtend
geschlagen hat, setzt der Oberste Anführer Snoke nun
seine gnadenlosen Legionen ein, um die militärische Kontrolle über die Galaxis zu erlangen.
Nur General Leia Organas Gruppe
von Kämpfern des WIDERSTANDS stellt sich
der wachsenden Tyrannei entgegen,
in der festen Überzeugung,
dass Jedi-Meister Luke Skywalker
zurückkehren und dem Kampf wieder einen Funken Hoffnung verleihen wird.
Doch der Widerstand ist in Gefahr.
Als sich die Erste Ordnung dem Rebellenstützpunkt nähert, leiten die tapferen Helden eine verzweifelte Flucht in die Wege …
Prolog
Es war einmal ein Junge, der aufwuchs, um ein Jedi-Ritter zu werden. Nicht bloß irgendein Jedi, sondern einer der größten der Geschichte, ein tapferer Held, der ein böses Imperium zu Fall bringen sollte. Außerdem war er der Letzte seiner Art …
Über tausend Generationen lang waren die Jedi-Ritter die Hüter des Friedens und der Gerechtigkeit in der Galaxis gewesen. Dank ihrer Verbindung zur Macht konnten sie erstaunliche Dinge vollbringen, andere beeinflussen und einen flüchtigen Blick auf das werfen, was war und vielleicht einst sein würde. Doch trotz all ihrer Weitsicht konnten die Jedi ihre eigene Zukunft nicht vorhersehen. Einer aus ihrem Orden wandte sich gegen sie und machte Jagd auf die übrigen Jedi, bis nur noch wenige von ihnen übrig waren und ihr Licht fast erlosch.
Als er noch klein war, wusste der Junge nichts von alldem. Er wusste bloß, dass sein Zuhause eine trostlose Wüste war, in der Wasser kostbarer war als Gold. Trotzdem hatte er eine gute Kindheit. Er wuchs bei seinem Onkel und seiner Tante auf ihrer Feuchtfarm auf, und sie zogen ihn wie ihren eigenen Sohn groß. Gewiss, sein Onkel konnte bisweilen mürrisch sein, doch er brachte dem Jungen alles bei, vom Reparieren von Evaporatoren bis hin zum Fliegen von Luftgleitern, und seine Tante war lieb und warmherzig und verwöhnte ihn, wo immer sie konnte. Wie viele Jungen in seinem Alter war er ungeduldig, neugierig und ein bisschen ungestüm. Er hatte ein besonderes Händchen dafür, Sachen wieder zusammenzuflicken, und eine Leidenschaft für schnelle Flitzer. Und er hatte Träume.
Eines Abends, nachdem er mit der Farmarbeit fertig war, ging er hinaus, blickte zum Horizont und verfolgte den Untergang der Zwillingssonnen. Sie sanken langsam hinter den Sanddünen, eine lodernd weiß, die andere orangerot. Badend im bernsteinfarbenen Lichtschein, grübelte der Junge über sich selbst nach. Er fragte sich, wer er war, wohin es ihn im Leben verschlagen würde, was wohl eines Tages aus ihm werden würde. Er träumte davon, seine langweilige, staubige Heimatwelt zu verlassen und eine Ausbildung zum Piloten zu machen, damit er durch die Weiten des Weltraums fliegen konnte – damit er die Sterne sehen konnte. Er träumte davon, so zu sein wie sein Vater …
Das wenige, das der Junge über seinen Vater wusste, hatte er von seinem Onkel erfahren, durch knappe Wortfetzen und Gegrummel. Offenbar war sein Vater Navigator auf einem Gewürzfrachter gewesen, bis ihm etwas Tragisches zugestoßen war. Was genau, darauf war sein Onkel nie weiter eingegangen. Stattdessen beharrte er darauf, dass der Junge mit seinen Tagträumen aufhören und das Leben auf ihrem Hof als das akzeptieren solle, was es war: sein Leben. Es sei keine Schande, ein Feuchtfarmer zu sein – absolut keine Schande.
Jahre vergingen, in denen aus dem Jungen ein alter Mann wurde, der nun oben auf einer Klippe stand und den Blick über das gewaltige Meer schweifen ließ, das sich unter ihm ausbreitete. Unter seinem Wollmantel trug er ein Gewand aus Sackleinen, eine Kapuze schützte sein Gesicht vor dem Wind. Das Wasser vor ihm erstreckte sich bis zum Horizont, genau wie einst das Dünenmeer seiner Heimatwelt, bloß durchbrochen von gebirgigen Inseln.
Er war auf diesen vergessenen Planeten gekommen, um in aller Abgeschiedenheit seinen Lebensabend zu verbringen. All seine Kindheitsträume hatte er sich längst erfüllt. Er hatte die Weiten des Weltraums durchflogen. Er hatte die Sterne gesehen und all das Helle und Dunkle dazwischen. Er hatte der Galaxis nichts mehr zu geben und forderte auch nichts ein. Er wollte einfach bloß in Ruhe gelassen werden – er wollte seinen Frieden.
Doch nach all diesen Jahren hatte man ihn aufgespürt. Langsam wandte er der See den Rücken zu. Auf der anderen Seite des Felsplateaus stand ein Mädchen. Es kam näher, hielt jedoch einige Schritte vor ihm inne. Der alte Mann zögerte, bevor er die Hände hob – eine aus Fleisch und Blut, die andere aus Draht und Metall – und seine Kapuze zurückstreifte. Einen langen Moment musterten er und das Mädchen einander schweigend, in Gedanken versunken.
Sie hatte dunkelbraunes Haar, das zu drei Knoten geflochten war. Ihre Weste und die Tunika waren sandfarben, Stoffbinden waren um ihre Unterarme gewickelt, und sie trug eine kurze Hose, die über ihren Lederstiefeln helle Haut erkennen ließ. Sie hielt einen Kampfstab in Händen, der einst als Getriebewelle gedient haben mochte. Von ihrer Hüfte baumelte eine verschlissene Stofftasche. Ihr Gesicht war von Sommersprossen übersät. Sie schlang sich den Riemen ihres Stabs über die Schulter und öffnete die Tasche, aus der sie einen Chromzylinder hervorholte, der etwa halb so lang wie ihr Arm war. Es war der Griff eines Lichtschwerts, das sie ihm hinhielt.
Der alte Mann atmete tief ein und zitterte. Dieses Lichtschwert hatte einst ihm gehört – und seinem Vater vor ihm. Er hatte diese Waffe zusammen mit seiner Hand verloren, während eines schicksalhaften Duells in einer Stadt in den Wolken. Bis zu diesem Moment hatte er geglaubt, das Lichtschwert sei fort, für immer weg, doch irgendwie war es genauso wiedergefunden worden wie er selbst. Er biss die Zähne zusammen, blickte finster drein und nahm das Lichtschwert nicht entgegen.
Ihr Griff, mit dem sie die Waffe hielt, wurde unsicherer und sie blinzelte. Verwirrung wandelte sich zu Bestürzung, doch sie hielt ihm das Lichtschwert weiterhin entgegen. Sie wollte, dass er es nahm. Mit ihrem Blick flehte sie ihn förmlich an.
Das Stirnrunzeln des Mannes schwand, und seine Augen wurden feucht. Mit dem Lichtschwert waren so viele Erinnerungen verbunden – zu viele. Er konnte es nicht annehmen – nicht in diesem Moment, nicht nach so langer Zeit. Seine metallenen Finger berührten den Griff und nahmen ihn ihr aus der Hand. Der Mann stand da, dicht am Rande der Klippe, und betrachtete das Lichtschwert in seiner Hand. Es war genauso leicht und vertraut wie beim ersten Mal, als er es gehalten hatte, damals, als er nicht viel älter gewesen war als dieses Mädchen. Der alte Einsiedler, der es ihm gegeben hatte, meinte, sein Vater habe dieses Lichtschwert gebaut und wollte, dass sein Sohn es eines Tages bekommt, doch der Onkel des Jungen war dagegen gewesen.
Jener so lange zurückliegende Tag hatte sein Leben von Grund auf verändert. Es war der Tag gewesen, an dem seine Träume wahr wurden. Es war der Tag gewesen, an dem er plötzlich eine Bestimmung bekam, ein Schicksal. Als er den Griff des Lichtschwerts nun vor sich hielt, wünschte ein Teil von ihm, diese Waffe nie besessen zu haben. Mit einer ruckartigen Bewegung des Handgelenks schleuderte der Mann das Lichtschwert von der Klippe ins Meer.
1. Kapitel
„Sie haben uns gefunden!“, rief der Taktikoffizier.
Auf der Brücke des Widerstandskreuzers Raddus stand Poe Dameron mit General Leia Organa und ihrem Protokolldroiden C-3PO zusammen, dessen Außenhülle unlängst poliert worden war, sodass er in einem hellen, strahlenden Messington glänzte. Was ihre Aufmerksamkeit auf sich zog, hatte jedoch nichts Helles oder Strahlendes an sich. Über dem Kommunikationstisch erwachten flackernd die Hologramme dreier dunkler Kriegsschiffe zum Leben, während Alarmsignale losheulten und auf der Brücke Panik um sich griff.
Admiral Ackbar, der geniale Militärstratege, der die Rebellenallianz in der Schlacht von Endor zum Sieg geführt hatte, bediente mit den schwimmhäutigen Händen eines Mon Calamari die Kontrollen des Tisches. Zwei der Kriegsschiffe wurden als Sternenzerstörer der Ersten Ordnung identifiziert – die Fellfire und das Flaggschiff von General Hux, die Finalizer –, beim dritten handelte es sich um ein gewaltiges, kanonenstarrendes Schlachtschiff, den Dreadnaught Fulminatrix.
„Nun, wir wussten ja, dass das irgendwann passieren würde“, murmelte Poe.
Erst vor Kurzem hatten zwei kampferprobte Spione den Widerstand mit Informationen über die Flotte der Ersten Ordnung versorgt. Zu diesen Daten gehörten nicht bloß detaillierte Baupläne des Dreadnaughts, vielmehr ging aus ihnen hervor, dass die Armada des Feindes wesentlich größer war, als sie bislang angenommen hatten. In der Erwartung, dass die Erste Ordnung nach Vergeltung für die Vernichtung der Starkiller-Basis streben würde, hatte die Führung des Widerstands deshalb zeitnah mit der Evakuierung ihres geheimen Hauptquartiers auf D’Qar begonnen. Allerdings hatte niemand damit gerechnet, dass es der Ersten Ordnung so schnell gelingen würde, ihr Versteck ausfindig zu machen.
Poe drückte auf den Kom-Knopf des Tisches. „Connix, ist die Basis schon vollständig evakuiert?“
Auf dem Monitor erschien das Bild von Lieutenant Kaydel Ko Connix. Ihr langes blondes Haar war zu Knoten geflochten, die links und rechts am Kopf anlagen, und die Anspannung brachte ihr sonst so natürliches Lächeln ins Wanken. „Wir sind immer noch dabei, die letzten Transporter zu beladen“, erklärte sie. „Wir brauchen mehr Zeit!“
Ein Blick aus dem Sichtfenster der Brücke zeigte Raumfrachter, Transportshuttles und Personenfähren, die vom grünen D’Qar flohen. Alle steuerten auf die Raddus oder eins der drei anderen Großkampfschiffe zu, aus denen die dürftige Raumflotte des Widerstands bestand: auf die schlanke Lazarettfregatte Anodyne, den Bunkerbrecher Ninka und das Frachtschiff Vigil. Allerdings war offensichtlich, dass es viele nicht in Sicherheit schaffen würden, da sie sich in Feuerreichweite der Sternenzerstörer und des Schlachtschiffs befanden.
Poe wünschte, er wäre dort draußen gewesen, in seinem X-Flügler, um die Evakuierten zu verteidigen, anstatt hier auf der Brücke als Zuschauer gefangen zu sein. Die Mechaniker hatten seinen Sternenjäger gerade erst mit einem zusätzlichen Schubaggregat aufgemotzt, und irgendwie schien dies der ideale Zeitpunkt zu sein, um auszuprobieren, was das Ding so draufhatte.
Poe wandte sich an General Organa. Sie war die letzte noch lebende Prinzessin von Alderaan und hatte einst mit ansehen müssen, wie der Todesstern des Imperiums ihre Heimatwelt ausgelöscht hatte. Sie hatte ihr Haar streng hochgesteckt und trug einen würdevollen Mantel über einem schlichten Seidengewand, beides in Schwarz. Wäre die Farbe ihrer Kleidung nicht gewesen, wäre Poe niemals auf den Gedanken gekommen, dass sie den Tod ihres Ehemanns Han Solo betrauerte. Welchen Kummer und Schmerz sie unter ihrer so offensiv zur Schau gestellten Selbstbeherrschung verbarg, vermochte er sich nicht einmal vorzustellen.
„Sie haben einen Plan“, sagte General Leia Organa zu Poe, „und er wird mir nicht gefallen.“ Sie wartete nicht ab, dass er ihr erklärte, was er vorhatte. „Gehen Sie!“
Über sein Arm-Komlink erteilte Poe seinem Astromech BB-8 einige Anweisungen und eilte, so schnell er konnte, zum Hangar des Kreuzers. Als er dort eintraf, war BB-8 bereits hinten im Droidensockel von Poes X-Flügler, Schwarz Eins, eingeklinkt. Poe kletterte hoch zum Pilotensitz. „Dann mal los!“
Der Sternenjäger schoss mit geschlossenen S-Flügeln aus dem Hangar des Kreuzers, um die maximale Geschwindigkeit zu erreichen. Auf dem Cockpit-Display rief Poe eine Übersicht der Fulminatrix auf. Das Schlachtschiff wirkte von der groben Form her wie eine unheilvolle Speerspitze, ganz ähnlich einem Sternenzerstörer, nur wesentlich größer. Die Turbolasergeschütze an der oberen Außenhülle wurden auf die Widerstandsflotte im Orbit ausgerichtet, während man die mächtigen Autokanonen am Bauch des Dreadnaughts mit Energie auflud. Poes Aufgabe bestand darin, das Schlachtschiff so lange davon abzuhalten, mit diesen Autokanonen auf D’Qar zu feuern, bis die Evakuierung des Stützpunkts abgeschlossen war.
Als der Pilot des Widerstands geradewegs auf die Kriegsschiffe zuflog, tat BB-8 piepend sein Missfallen kund. Der Computer des X-Flüglers übersetzte es dahingehend, dass der Astromech bei dieser Sache ein ganz mieses Gefühl hatte.
„Hast du auch fröhliche Piepser für mich, Kumpel? Wir haben schon Verrückteres abgezogen“, meinte Poe. Doch obwohl das zweifellos stimmte, war er sich durchaus darüber im Klaren, dass ein einziger Treffer von einem dieser Turbolaser genügen würde, um sie zu erledigen. „Fröhliche Piepser“, wiederholte er, um seine eigenen aufgewühlten Nerven zu beruhigen.
„Nur damit das klar ist, Commander Dameron: In diesem Fall stimme ich dem Droiden zu“, sagte General Organa über ihren privaten Kom-Kanal.
„Danke für Ihre Unterstützung, General“, entgegnete Poe, amüsiert darüber, dass sie seinem Fluggeplauder lauschte. Doch andererseits war es genau das, was die Prinzessin zu einem so außergewöhnlichen General machte. Ihre Augen und Ohren waren überall – nie entging ihr auch nur das Geringste.
C-3POs Netzwerk von Spionagedroiden hatte ihnen berichtet, dass der Anführer des Militärs der Ersten Ordnung, General Hux, die Zerstörung der Starkiller-Basis überlebt hatte – und Poe wollte sich davon überzeugen, ob diese Information tatsächlich zutraf. Über eine Subraumfrequenz funkte Poe die Finalizer an. „Achtung! Hier spricht Commander Poe Dameron von der Flotte der Republik mit einer wichtigen Nachricht für General Hax“, erklärte er, wobei er den Namen des Generals kaum merkbar, aber mit voller Absicht falsch aussprach.
Es folgte keine Antwort. Der X-Flügler setzte seinen Anflug ungehindert fort und würde sich in Kürze in Feuerreichweite des Kriegsschiffs befinden. BB-8 brabbelte nervös. Poe wollte ihm gerade darin zustimmen, dass das Ganze vielleicht doch keine so tolle Idee war, als eine wichtigtuerische Stimme aus den Cockpit-Lautsprechern drang.
„Hier spricht General Hux von der Ersten Ordnung. Die Republik existiert nicht mehr! Ihre Flotte besteht aus dreckigen Rebellen und Kriegsverbrechern! Sagen Sie Ihrer teuren Prinzessin, es wird nicht verhandelt und eine Kapitulation wird nicht akzeptiert!“
Poe hielt sich an seinen Plan und tat so, als hätte er die Drohung nicht gehört. „Hi, ich warte auf General Hax!“
„Hier ist Hux! Sie und Ihre Freunde sind verloren! Wir werden euch vernichten, euch aus der Galaxis fegen!“
Poe hielt seine Scharade aufrecht. „Alles klar. Ich warte.“ Und er wartete. Über Kom konnte man Rauschen und Getuschel vernehmen.
„Können Sie …? Kann er mich hören?“, fragte Hux jemanden auf der Brücke seines Schiffs.
Schwarz Eins kam immer näher, und die Kriegsschiffe hatten noch immer nicht das Feuer auf den Jäger eröffnet. Gut möglich, dass Poes Plan tatsächlich funktionierte, wenn es ihm gelang, das Gespräch noch ein bisschen weiter in die Länge zu ziehen. „Hax?“, fragte Poe. „Mit ’nem A? Dürres Kerlchen? Ziemlich blass?“
„Ich kann Sie hören!“ Hux klang verärgert. „Und Sie … können Sie mich hören?“
Poes Entfernungsmesser war jetzt fast bei null angelangt. „Hören Sie, ich kann nicht ewig dranbleiben. Wenn Sie den General erreichen, richten Sie ihm aus, Leia habe eine dringende Botschaft für ihn.“ Er wünschte, Hux hätte sein spöttisches Grinsen sehen können. „Es geht um seine Mutter.“
BB-8 trillerte vor Vergnügen, und Poe musste ihn zum Schweigen bringen, um die Verwirrung mitzubekommen, die sich unter dem Führungsstab der Finalizer ausbreitete. „Ich glaube, er erlaubt sich einen Spaß mit Ihnen, Sir“, sagte einer von Hux’ Adjutanten.
„Feuern! Sofort!“, brüllte Hux.
Poe unterbrach die Verbindung und umklammerte den Steuerknüppel. „Beebee-Acht, volle Energie!“
Das neu eingebaute Schubaggregat flammte auf. Schwarz Eins schoss an der Finalizer vorbei auf die Fulminatrix zu, und die S-Flügel klappten in Angriffsposition auf. Sofort begannen die Turbolaser des Schlachtschiffs zu feuern.
Poe steuerte den X-Flügler im Zickzack hindurch und tauchte tiefer, dicht hinunter zur Außenhülle der Fulminatrix, was seinen Jäger zu einem schwieriger zu treffenden Ziel machte. Er schaltete das Kom auf eine Frequenz des Widerstands um und nahm die nächste Phase seines mehr oder minder improvisierten Plans in Angriff. „Alles klar, ich schalte jetzt die Geschütze aus. Bomber, Zielanflug beginnen!“
Acht Bomber des Widerstands, die eine gewisse Ähnlichkeit mit Atmosphären-Wetterfahnen mit röhrenförmigem Rumpf aufwiesen, flogen aus dem gegenüberliegenden Winkel, den Poe für seinen Anflug gewählt hatte, auf das Schlachtschiff zu. Einige X- und keilförmige A-Flügler begleiteten die Bomber als Sternenjägereskorte.
„Bomber, dicht zusammenbleiben! Jäger, beschützt die Bomber!“, funkte Tallie Lintra, eine ehemalige Sprühfliegerpilotin, die den A-Flügler an der Spitze flog. „Lasst es richtig krachen, um unserer Flotte Zeit zu verschaffen!“
Poe sauste mit seinem X-Flügler dicht über der Oberfläche des Schlachtschiffs hinweg und pustete dabei ein Geschütz nach dem anderen weg, um den Anflug der Bomber zu sichern. Da er so tief flog, waren sie außerstande, ihn zu erwischen – für ihn jedoch waren die Geschütztürme zugleich ein leichtes Ziel. Poe hatte bereits sämtliche Geschütze bis auf eins unschädlich gemacht, als BB-8 unvermittelt eine Warnung pfiff.
Die Annäherungssensoren des X-Flüglers zeigten TIE-Jäger, die aus den Hangars des Dreadnaughts schossen und auf die Bomber zuhielten. Die größtenteils schwarz lackierten TIEs, die im Wesentlichen aus zwei schmalen vertikalen Flügeln an einem kugelförmigen Cockpit bestanden, verdankten ihre Bezeichnung der sprichwörtlichen „Turbo-Ionen-Energie“ ihres Zwillingsionenantriebs, der ihnen ein unglaubliches Tempo ermöglichte. Doch da es ihnen an starken Schutzschilden mangelte und sie anstelle der vier Laserkanonen, mit denen ein X-Flügler ausgestattet war, bloß zwei besaßen, verdankten die TIEs ihre Gefährlichkeit in erster Linie ihren Piloten. Diese Typen hatten vor gar nichts Angst – nicht einmal vor dem Tod. Im Kampf für die Erste Ordnung in der Schlacht zu sterben, war das größte Opfer, das ein TIE-Pilot bringen konnte. Drei der Jäger lösten sich von der Gruppe, um sich an die Fersen von Schwarz Eins zu heften.
„Da kommt das Empfangskomitee“, sagte Poe. Laserfeuer von den TIEs erwischte die Unterseite des X-Flüglers, wo die Schilde am schwächsten waren. Offenbar hatte ein Glückstreffer eine Energieleitung seiner Bordgeschütze beschädigt, da Poe plötzlich nicht mehr zurückschießen konnte. „Beebee-Acht, meine Waffensysteme sind ausgefallen. Wir müssen diesen letzten Turm ausschalten, oder unsere Bomber sind verloren. Fang an zu zaubern, Kumpel!“ Poe zog seinen X-Flügler in eine Reihe von Fassrollen, um dem Feindbeschuss auszuweichen und BB-8 die Möglichkeit zu geben, die Energiezuleitung zu reparieren. Ein rascher Blick aus der Kanzel zeigte ihm, dass die TIE-Staffeln drauf und dran waren, sich auf die Sternenjäger des Widerstands zu stürzen. „Tallie, bereithalten!“, sagte er.
„Schützen, macht denen die Hölle heiß!“, funkte Tallie.
A- und X-Flügler attackierten die TIEs, während die Bomber mit ihren Kugelgeschütztürmen das Feuer eröffneten. Ein gleißendes Spektakel von Lasersalven erblühte zu einem Gewirr aus Feuerbällen. Dutzende TIEs fanden ein explosives Ende, doch dank ihrer zahlenmäßigen Übermacht war die Erste Ordnung nach wie vor im Vorteil.
„Die sind überall! Ich kann nicht …“, sagte ein Pilot, bevor seine Stimme verklang.
Poe kannte diese Stimme. Das war der gute, alte Tubbs, der stets so erpicht darauf war, neuen Jägerpiloten mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Nun war er tot – genau wie das candovantanische Fliegerass Zizi Tlo. Die TIEs hatten ihren A-Flügler in Fetzen gepustet.
„Wir machen’s hier draußen nicht mehr lange, Poe!“, rief Tallie. „Wie wär’s mit ein paar guten Neuigkeiten?“
„Haltet durch!“ Poe überprüfte den Status seiner Laser. „Beebee-Acht, wir müssen diesen letzten Turm ausschalten. Ich brauche meine Geschütze!“
BB-8 entgegnete, dass das Problem mit dem schwer zu erreichenden Kupplungskasten zusammenhing. Die Reparaturen würden noch ein wenig mehr Zeit in Anspruch nehmen.
Poe wich einer weiteren gegnerischen Salve aus, ohne die letzte verbliebene Turbolaserkanone dabei auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Alles, was er tun musste, war, dieses Geschütz zu zerstören, sodass die Bomber gefahrlos ihre Ladung auf das Schlachtschiff abwerfen und der Ersten Ordnung damit einen weiteren schweren Schlag versetzen konnten.
Dummerweise war die Fulminatrix entschlossen, ihnen dabei zuvorzukommen. Die beiden Autokanonen an der Unterseite des Schlachtschiffs spuckten einen Energiestrom in Richtung D’Qar. Dort, wo sich auf dem Planeten die Basis des Widerstands befand, quoll der Flammenpilz einer Explosion in die Höhe. Poe konnte nur hoffen, dass sich niemand mehr dort unten befand.
Zumindest in dieser Hinsicht konnte Admiral Ackbar ihn beruhigen. „Die letzten Transporter sind unterwegs“, gurgelte der Mon Calamari in einer Übertragung an alle. „Evakuierung abgeschlossen!“
Poe seufzte erleichtert. Alles, was er jetzt noch tun musste, war, einen letzten Geschützturm außer Gefecht zu setzen, dann mussten sie sich wegen des Dreadnaughts keine Sorgen mehr machen.
General Organa meldete sich über den Privatkanal zu Wort. „Gut gemacht, Poe! Kehren Sie mit Ihrer Staffel zurück, damit wir mit unserer Flotte hier endlich verschwinden können.“
Poe konnte nicht glauben, was die Prinzessin da verlangte. „Nein, General! Wir kriegen das hin! Das ist die Gelegenheit, ein Schlachtschiff auszuschalten!“
„Angriff sofort abbrechen, Commander! Das ist ein Befehl …“
Poe tat so, als hätte er ihr letztes Kommando nicht gehört, und schaltete das Kom ab. Natürlich würde sie Poe für das, was er vorhatte, einen scharfen Tadel verpassen, doch die Fulminatrix unschädlich zu machen, war seiner Ansicht nach jede Strafe wert. Er schwenkte mit Schwarz Eins um die TIEs herum, die ihn so unermüdlich verfolgt hatten, und erfasste den letzten Turm mit seinem Zielcomputer. „Beebee-Acht, jetzt oder nie!“ Es musste einfach funktionieren!
Irgendwo im Innern von Poes X-Flügler erklang ein metallisches Knacken, doch es war ein gutes Knacken. Die Waffenanzeige an der Cockpit-Konsole leuchtete auf, und BB-8 heulte triumphierend. Der kleine Droide hatte es geschafft! Die Energieleitung des X-Flüglers war geflickt und stabil!
Poe wartete nicht einmal, bis das Geschütz voll aufgeladen war – er feuerte sofort. Der letzte noch aktive Turbolaser des Schlachtschiffs explodierte. Poe wurde in seine Haltegurte gedrückt, als er den Jäger scharf herumriss, um sich seinen Verfolgern von Angesicht zu Angesicht zum Kampf zu stellen. Die TIE-Piloten waren von dem auf sie zuschießenden X-Flügler so überrascht, dass keiner von ihnen rechtzeitig mit seinen Lasern schoss. Poe verwandelte sie in Sternenstaub. „Alles klar, wird Zeit für die Bomben!“
„Mit dem größten Vergnügen!“, erwiderte Tallie über Kom.
Sternenjäger und Bomber sausten auf das Schlachtschiff zu. Mittlerweile war von den Bombern bloß noch die Hälfte der ursprünglichen Anzahl übrig, doch selbst wenn es nur einem einzigen davon gelang, seine Fracht an Magno-Ladungen auf den Dreadnaught abzuwerfen, würde der dadurch verursachte Schaden verheerend sein.
Jetzt, wo die Turbolaser der Fulminatrix ausgeschaltet waren, lag die Verteidigung des Schlachtschiffs allein in den Händen der TIE-Jäger, deren Zahl von Minute zu Minute zunahm, da immer mehr aus den Hangars des Dreadnaughts und der Zerstörer starteten. Die Anführer der Ersten Ordnung betrachteten die TIEs als entbehrlich und waren bereit, schwere Verluste in Kauf zu nehmen, um den Schiffen des Widerstands den Garaus zu machen.
Die Strategie der Ersten Ordnung schien zu funktionieren. Durch das Knistern von Poes Kom drangen Schreie, als ein weiterer Bomber sein Ende fand. C’ai Threnalli, der Abednedo mit dem Tentakelmund, der als Rot Drei flog, rief etwas in seiner Heimatsprache, das der Bordcomputer des X-Flüglers mit „Wir können sie nicht aufhalten!“ übersetzte.
Poe stürzte sich mit Schwarz Eins mitten ins Getümmel. „Doch, können wir! Bleibt nah bei den Bombern!“
Speziell ein kobaltblau lackierter Bomber leistete den TIEs mehr Gegenwehr, als ihre Feinde erwartet hatten. Eine Salve nach der anderen schoss aus der Ventralkanone, um jeden TIE auszuschalten, der dem Bomber zu nahe kam. Die Entschlossenheit des Bordschützen erfüllte Poe mit neuem Mut und würde auch all seine Kameraden vom Widerstand wesentlich effektiver dazu anspornen weiterzukämpfen, als es jede noch so leidenschaftliche Ansprache von Poe je vermocht hätte.