Uli Böckmann
ZU DICK ZUM BEAMEN
EINE LITERARISCHE FETTVERBRENNUNG IN NEUN GÄNGEN
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Geburt und Aufzucht
Wurst und Wahn
Penne und Perlen
Spätfolgen
Weight Watchers
Bundesjugendspiele
Heimwehen
Zeit, die uns gegeben …
Zu dick zum Beamen
Impressum neobooks
Als ich meinen Kopf in diese Welt steckte, war das Jahr 1960 schon beinahe vorüber. Die beiden Nachtschwestern Balzmann und Pigowski hatten kurz zuvor die obszön adipöse Patientin Hagedorn in gemeinsamer Anstrengung von der Seiten- in die Rückenlage gebracht und sich erschöpft wieder in ihrem Kommandostand niedergelassen. Im Radio spielten sie gerade den aktuellen Nummer Eins-Hit von Lale Andersen, das Lied einer lebensweisen Hafen-Nutte aus Piräus, die in einer schlichten Melodei ihrer Sicherheit Ausdruck verleiht, dass ein Schiff kommen und ihr den Einen bringen wird. Seit Monaten ein Gassenhauer im Lande, weshalb es sich auch die Schwestern jetzt nicht nehmen lassen wollten, ihren mediterranen Träumen nachzuhängen. Eigentlich ist es dem Personal verboten, im Schwesternzimmer Radio zu hören, doch wo kein Richter, da kein Hemmnis, den Lautstärkeknopf nah an den Anschlag zu drehen. »Hömma, der Oberarzt ist doch für heute hier durch. Oder meinze, der taucht nomma auf?« »Im Leehm nich’, der ist heut’ in seinen Löwen-Klub«. »Na komm’ – nur datt eine Stück …« Und während Schwester Balzmann zur Tür eilt, um diese zu schließen, verleiht Kollegin Pigowski den Radioklängen mit schwungvollem Dreh zu deutlich mehr Volumen.
Sie tut das, obwohl sie das blinkende Licht unter der Zimmernummer 8 am Signalbrett schon gesehen hatte. Aber was soll um die Uhrzeit schon so wichtig sein, dass es nicht drei Minuten warten kann? Außerdem stand sie wohl auch noch unter dem Einfluss der allgemeinen Nachrichtenlage der letzten Wochen, denn erst wenige Monate zuvor hatte eine kleine Gruppe afroamerikanischer Studenten in der Woolworth-Cafeteria von Greenboro in North Carolina aus Protest gegen die Rassendiskriminierung den Sitzstreik populär gemacht. Eine bis dahin weithin unbekannte Form des Protestes, die aber schnell viele Sympathisanten in der arbeitenden Klasse fand. Wie auch Schwester Pigowski. So habe ich es Lale Andersen und der Rassendiskriminierung zu verdanken, dass ich verhältnismäßig kurze Zeit später die tragende Rolle bei einer Niederkunft spielen sollte, von der Geburtshelfer rechts und links des Rhein-Herne-Kanals bis heute nur mit gesenkter Stimme sprechen.
Meine Mutter hatte sich die Finger wund geklingelt, wobei ich nicht so wirklich weiß, ob dieses konkrete Bild meiner Fantasie oder einer sehr frühen Erinnerung entspringt. Möglich immerhin wäre das, denn als Schwester Balzmann dann schließlich doch irgendwann auf die Signale reagierte und mit einer Kanne Tee das Zimmer enterte, blinzelte ich schon neugierig aus dem Schritt meiner Mutter – mein Kopf war bereits in Gänze geboren. Mehr hatte ich allein noch nicht geschafft.
Wobei es vielleicht besser gewesen wäre, ich hätte es weiter allein versucht. Die Schwester fing an zu kreischen, als sie mich sah, die Bettnachbarin meiner Mutter (79, Nierensteine) heulte wie eine Sirene und meine Mutter schrie ebenso textsicher wie monoton: »Ooooouh Kalli!! Ooooouh Kalli!! Ooooouh Kalli!! Ooooouh … usw. Zu dem Zeitpunkt hatte ich allerdings noch keine Ahnung, wer oder was Kalli war und welche Rolle er oder es bei dieser Sache spielte. Aber wenn dieser Name das erste ist, was einem jenseits der schalldämpfenden Bauchdecke der Mutter in die Ohren geschrien wird, merkt man ihn sich bis auf weiteres.
Obwohl ich das erste Stück in die Welt bereits allein gegangen war, zumindest, bis ich etwas sehen konnte, wollte man mir beim Rest unbedingt unter die Arme greifen. Normalerweise flutscht der Körper einfach hinterher, wenn der Kopf erst mal durchs Öhr ist, aber bei mir lagen die Dinge anders. Zwar hatte meine Birne durchaus einen beachtlichen Umfang, doch sollte in meinem Fall das dicke Ende erst noch kommen. Jedenfalls steckte ich fest, es ging nicht vor und nicht zurück, weshalb ich es als frühkindliche Erfahrung verbuchen darf, wie es sich anfühlt, wenn sechs Hände an meinem Kopf zerren. Ich mag das bis heute nicht.
Aber irgendwann, gefühlte hundert »Ooooouh-Kallis« später, war ich dann doch noch zur Gänze in die Welt geholt, umringt von schwitzenden Geburtshelfern aller Couleur und bar jeder Ahnung, was das ganze Theater soll. Ich wusste ja nichts von meiner Anomalie, außerdem war es meine erste Geburt, ergo war ich noch nicht so recht vertraut mit der Materie. Die Erkenntnis kam erst später, als ich mich bewusst in Relation zu anderen Kindern setzen konnte und dann auch endlich kapierte, dass nicht alle Menschen mich an- sondern auslachen.
Viele Jahre später konnte ich Dokumente einsehen, die zweifelsfrei belegten, dass ich bis zu diesem 23. März 1977 das schwerste Kind war, das jemals in diesem Hospital im Herzen des Ruhrgebietes das Licht der Welt verdunkelt hatte. Tatsächlich sollten meine 6993 Gramm erst 29 Jahre später von der Tochter eines Paares aus Bottrop knapp überboten werden. Das Mädchen war allerdings auf dem Wege der künstlichen Befruchtung zustande gekommen und ein Bild von der Neugeborenen in der Zeitung nährte in mir den starken Verdacht, dass es bei der Beauftragung der Samenbank einen Dreher in der Bankleitzahl gegeben haben muss – ich denke, da war ein Kaltblüter mit im Spiel. So oder so bleibt es eine Tatsache, dass ich zumindest das dickste Kind des 20. Jahrhunderts war – in diesem Krankenhaus, wenn nicht im gesamten Ruhrgebiet und womöglich weit darüber hinaus.
So musste ich mich schon früh daran gewöhnen, auf dem Rücken liegend in staunende Gesichter zu blicken, denn kaum jemand ließ auf mich herabsehend meine Körperfülle unkommentiert. »Na, das ist ja ein dickes Ding« war noch das harmloseste, während solche eher schlichten Kommentare wie »Achdulieberhimmel!« oder »Heiliger …!« viel eher das Zeug dazu hatten, am Selbstbewusstsein eines knospenden Jünglings zu nagen. Auch die Nierensteine aus dem Nachbarbett wurden nicht müde, meine Mutter zu beruhigen: »Der Herrgott wird sich schon was dabei gedacht haben, ganz bestimmt. Wenn wir auch nicht so recht wissen, was …« Meine Mutter heulte dann immer umso lauter. Jedenfalls traf meine Erscheinung bei vielen offensichtlich eine religiöse Ader, was jedoch nicht verwundern darf. So was wie mich kannte man bis dahin nur aus medizinischen Lehrbüchern unter dem Kapitel »Abweichungen«. Doch auch diese Lehrbücher lieferten keinen Ansatz zu einer wissenschaftlichen und damit weltlichen Erklärung für meine Entwicklung zum 14-Pfünder, und weil damals auch die Statur meiner Eltern noch keine logischen Rückschlüsse hergab, lag es wohl nahe, eine höhere Macht zu bemühen. Wie auch immer: Ich war nun mal da. Ein dickes Kind vom ersten Tag an.
An die dann folgende Zeit kann ich mich nicht wirklich erinnern. Aus Erzählungen und aus Familienalben weiß ich, dass meine Eltern ihre Brut in den ersten Jahren in einer kleinen Dachwohnung in der Kolpingstraße pflegten, quasi am unteren Ende der Innenstadt. Aus dieser Zeit existieren in meinem Fundus genau drei Fotos: Das erste zeigt mich im Alter von etwa zwei Jahren, wie ich auf einem hochlehnigen Sessel herumhüpfe und mit weit aufgerissenen Augen über die Lehne in die Kamera schaue. In den raufaserigen Bezug des Sessels ist ein Muster geschoren, das stark an eine Amöben-Invasion erinnert. Ich trage eine Grobcord-Latzhose und einen brutalstmöglich wolligen Pullover mit Norweger-Muster, und weil es eine schwarz-weiß-Fotografie ist, erscheint mein Kopf nur etwas dunkler. Wäre es eine Farbfotografie, wäre er wohl knallrot. Mein Mund ist geöffnet, wahrscheinlich sage ich gerade »waaaah« oder »roooooh« oder etwas in der Art. Dass mir die Haare hoch stehen, lässt darauf schließen, dass ich zu der Zeit schon sehr hoch hüpfen konnte und gerade auf dem Weg nach unten bin. Die Rückenlehne des Sessels verbirgt meinen Körper von den Schultern abwärts, wie dick ich bin, lässt bestenfalls mein Doppelkinn erahnen, dass mir in sehr schöner Symmetrie unter meinen Hängebacken ums Hälschen baumelt.
Im Hintergrund ist ein Braun-Fernseher der Baureihe HF-1 zu erkennen, außerdem im Bild ein Schleiflack-Schrank mit Vitrinenteil, hinter dem eine ganze Batterie von Bowle-Gläsern auszumachen ist, ein klassischer Nierentisch, belegt mit vermutlich duoplastischem Onyx-Imitat, darauf ein augenscheinlich aus dem Fels getriebener Aschenbecher mit qualmender Kippe, eine zerknüllte Zigarettenschachtel der Marke »Atika« und eine Bananenschale. In einem Zusatzprotokoll zu den römischen Verträgen hatte Bundeskanzler Adenauer es 1957 durchgesetzt, dass Deutschland als einziges Land in der EWG zollfrei Bananen einführen durfte. So konnten sich fünf Jahre später auch meine Eltern schon Bananen leisten, zumindest gehe ich davon aus, dass sie die Schale gefüllt erworben haben.
Das zweite Bild zeigt mich auf den Schultern meines Bruders, der seinerseits auf einem Dreirad sitzt und dümmlich grinsend eine Karnevalsmütze trägt, auf die ich von oben mit einem Holzklotz eindresche (mein Verhältnis zum Karneval hat sich bis heute nicht wesentlich geändert …). Obwohl mein Bruder einige Jahre älter ist als ich, hat er an meiner Last sichtbar schwer zu tragen, denn ich klebe in seinem Nacken wie ein infantiles Michelin-Männchen und ich nehme an, er wurde zu dieser Aufnahme gezwungen. Viel mehr sieht man auf diesem Bild auch nicht, denn ich raube dem Motiv formatfüllend jeglichen Hintergrund.
Auf dem dritten Bild sieht man meinen Vater in einem Feinrippunterhemd und mit herabgelassenen Hosenträgern unter der Zimmerschräge extrem lässig auf einem Ausziehsofa sitzen, wie er versonnen rauchend aus dem Fenster über die Spitze eines Förderturms hinweg in den Himmel blickt, vor ihm auf dem Tisch eine Flasche Bier, ein Schnapsglas und eine Flasche Dornkaart. Seine Körpersprache lässt vermuten, dass er im Kino alle drei James Dean-Filme gesehen und seine Schlüsse daraus gezogen hatte. Ich sitze der Kamera abgewandt mit mäßig schlaffem Rundrücken, die Füße in der Luft, in einem Nilpferdkostüm auf seinem linken Bein und schaue ebenfalls aus dem Fenster. Dieses Foto ist nicht mit derselben Optik und wahrscheinlich auch nicht vom selben Fotografen gemacht wie die beiden anderen Bilder, die man bestenfalls als gelungene Schnappschüsse bezeichnen kann. Dieses Bild jedoch wirkt wie komponiert, besticht durch abgrundtiefen Ausdruck, großen Kontrastreichtum und enorme Tiefenschärfe, so dass man am Ende sogar erkennt, dass ich gar kein Nilpferdkostüm trage, sondern einfach nur einen engsitzenden Frottee-Schlafanzug. Immerhin kann man mein Gesicht nicht erkennen.
Auch von meiner Kindergartenzeit existieren vereinzelte Bilder, schon damals gab es diese Gruppenfotos mitsamt der Kindergärtnerinnen, was mir heute die Gewissheit gibt, dass ich in jenen Jahren für einen Gutteil des Tages von Frauen mit Turmfrisuren betreut wurde, die es aber wohl gut mit mir meinten. Es gibt drei verschiedene Gruppenfotos, aus jedem Kindergartenjahr eines. Auf keinem dieser Bilder stehe ich in der ersten Reihe, man sieht immer nur meinen Kopf in der dritten Reihe, eine kugelrunde, grinsende, bleiche Scheibe, die hinter allen anderen Kindern aufgeht wie ein Mond. Meine Figur sieht man nicht. Von der Kindergartenzeit ist mir außerdem nur noch in Erinnerung, dass die einzelnen Gruppen Vogelnamen trugen. Im ersten Jahr gehörte man zu den Spatzen, im zweiten zu den Amseln, im dritten stieg man dann zu den Tauben auf.
Ich weiß noch, dass es mir damals schwer fiel, mich wie ein Vogel zu fühlen.
Wie gebannt steht er da, mit weichen Knien, kann seine Augen nicht losreißen von den drallen Leibern, die sich hinter dem großen Schaufenster im rot-violetten Licht räkeln. Kann sich nicht satt sehen an ihren üppigen Rundungen, die sich ihm in ihrer rosigen, feuchten Pracht in Lendenhöhe offenherzig darbieten. Die hemmungslosen Luder gewähren ihm einen tiefen Blick in ihr Allerinnerstes und er weiß schnell, dass er eine von ihnen gleich nehmen wird. Da tritt aus dem Hintergrund, gewandet allein in einen blutbefleckten, straffen Zuchtkittel, die gestrenge Domina an ihn heran und als er zu ihr aufsieht, kann er in ihrem Blick lesen: »Womit kann ich’s dir denn besorgen, du mieser, kleiner Struller?« Doch noch bevor sie etwas sagen kann, bricht es auch schon aus ihm heraus: »Leberwurst! Grob! Fett! 200 … nein … 500 Gramm! Und vier dicke Bauchscheiben … schnell bitte!«
Hier geht’s um die Wurst. Ich muss da nämlich für mich mal was klären … und das geht nur hier. Mit wem sollte ich sonst über meine besondere Beziehung zu Wurst reden? Man muss sich nur folgenden Dialog vorstellen:
»Du, … ich brauch‘ mal deine Meinung. So von Mann zu Mann.«
»Klar, gerne. Worum geht’s?«
»Tja, also … ich weiß gar nicht, wie ich … ähmm, … also – ich glaube, ich habe eine erotische Beziehung zu einer Dauerwurst aufgebaut.«
»Äh, … was? Sag‘ das noch mal.«
»Ich habe mich in eine Dauerwurst verliebt. Ich weiß nicht, wie ich es sonst nennen soll.«
»In eine Dauerwurst??!«
»Dauerwurst, genau.«
»Sag‘ mal, spinnst du? Ist dir jetzt nichts mehr heilig? Vor zwei Tagen hast du mir noch erzählt, dass du mit der Rügenwalder zusammen ziehen willst.«
»Die dicke Teewurst? Nee, zwischen uns ist es aus …«
Mit wem sollte ich solch ein Gespräch führen? – den Schließer in der Klapse mal außen vor gelassen? Da werde ich jedoch eines Tages punktgenau landen, wenn ich meine besondere Beziehung zu Wurst nicht in den Griff kriege. Heroin ist eine weltweit verfemte Droge, Kokain global verboten, selbst Marihuana ist in unserem Kulturkreis in Verruf geraten und deshalb illegal. Was aber ist mit Wurst? Die Wursttheke in einem großen Supermarkt kann leicht die Ausmaße der Reeperbahn erreichen, eine Peep-Show im Naturdarm, ein legaler Umschlagplatz für die ganz harten Sachen – und am Samstag vor Ostern ein soziales Pulverfass!
Ich bin wurstsüchtig. Ich führe das darauf zurück, dass entweder eines meiner Gene deformiert ist, oder … – das geht mir jetzt nicht so leicht über die Lippen – … oder meine Mutter ist daran schuld. Um eines vorab klar zu stellen: Ich liebe meine Mutter, selbst das, was von ihr bei Pflegestufe II noch übrig ist, aber ich kann ihr diese Feststellung nicht ersparen. Doch, ich denke, ihr habe ich meine Wurstsucht zu verdanken.
So erinnere ich mich bis heute lebhaft an die samstäglichen Einkaufsfahrten mit meinen Eltern nach Gelsenkirchen, als wäre ich gerade erst von dem letzten Ausflug dorthin zurückgekehrt. Das Kernziel der Versorgungsfahrt war stets eine kleine Metzgerei in der Stadtmitte, die wir allerdings erst nach dem vorherigen Pflichtbesuch im Westfalen-Kaufhaus in der Fußgängerzone ansteuerten. In unserer Stadt gab es so etwas nicht, wer in die mehrstöckige Konsumwelt eines Kaufhauses wollte, musste mindestens bis nach Gelsenkirchen.
Und meine Mutter wollte immer ins Kaufhaus, auch wenn ich sie dort nie etwas kaufen sah. Aber es machte sich gut, wenn man in der Folgewoche im Treppenhaus davon erzählen konnte, welche Blusen man anprobiert, am Ende schweren Herzens aber nicht gekauft hatte, weil die Farbe dann doch nicht so stimmte. Ich wusste es besser, denn was in der Regel nicht stimmte, waren die verfügbaren Größen – meine Mutter teilte mit Luciano Pavarotti ganz sicher nicht den Musikgeschmack, wohl aber die Konfektionsgröße. Aber sie versuchte es immer wieder, scheiterte immer wieder und steuerte trotzdem nach dem Kaufhaus immer wieder ihre Stamm-Metzgerei in der Nähe des Marktplatzes an. Immer ging es direkt nach dem Kaufhaus an die Wursttheke.
Diese Reihenfolge hatte sich in der Praxis bewährt, es machte schließlich so gar keinen Sinn, erst nach dem Einkauf beim Metzger ins Kaufhaus zu gehen, um dann einen gefühlten Doppelzentner Fleisch- und Wurstwaren eine Stunde lang durch die Damenoberbekleidung zu schleppen. Zumal es seinerzeit nur Papiertüten gab und es beim Fachpersonal – übrigens auch in der Herrenabteilung für Sondergrößen – nur bedingt gut ankam, wenn mir das Blut aus der Tüte tropfte, was bisweilen vorkam. Ich war es nämlich, der immer die Fleischtüte tragen musste, die war leichter als die Wursttüte, die mein Vater stets wie ein Baby in seinen Armen hielt, weil ansonsten spätestens nach drei Metern die papiernen Henkel ausrissen.