Die Korvette Sparrow, das erste Kommando des jungen Leutnants Richard Bolitho kreuzt 1781 vor der amerikanischen Ostküste. Die Briten kämpfen in der Chesapeake Bay darum, das aufständische Virginia zurückzuerobern, doch ihre Truppen erliegen einem raffinierten Täuschungsmanöver der Rebellen und werden eingekesselt. Die Rettung der Überlebenden kann nur noch von See her erfolgen. Mit Mut und seemännischem Geschick steht Richard Bolitho auf einmal im Brennpunkt des Geschehens ... Wird Bolitho seine Männer retten können?
Kapitän Bolitho in der Falle
Historischer Roman
Aus dem Englischen
von Heidi Riefler
Neuausgabe bei Refinery
Refinery ist ein Digitalverlag der Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin Mai 2018 (1)
© der ungekürzten Ausgabe Ullstein Buchverlage GmbH & Co. KG, Berlin 1998
© der deutschen Übersetzung Franckh’sche Verlagsbuchhandlung, W. Keller & Co, Stuttgart 1976
© 1972 by Alexander Kent
Titel der englischen Originalausgabe: Sloop of War II
Covergestaltung: © Sabine Wimmer, Berlin
ISBN 978-3-96048-142-3
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Für Walter J. Minton,
der zu dieser Serie den Startschuß gab.
Es scheint unerbittliches Gesetz zu sein: Wer nichts wagt, kann nicht gewinnen.
John Paul Jones
Der Autor dankt der U. S. Navy für ihre Unterstützung bei seinem Besuch der Chesapeake Bay. Sein Dank gilt ferner: Captain A. G. Ellis, Direktor des U. S. Naval Academy Museum in Annapolis; der Hall of Records in Annapolis; dem Mariners Museum in Newport News, Virgina; und der Mugar Memorial Library der Boston University.
A. K.
Kapitän Richard Bolitho starrte auf den teilweise fertiggestellten Brief, den er an seinen Vater geschrieben hatte, und trug dann mit einem Seufzer seinen Stuhl zum entgegengesetzten Ende des Tisches. Es war drückend heiß, und die träge in der Flaute liegende Sparrow schwoite kaum merklich; jedoch erreichte ihn dadurch das harte Sonnenlicht und zwang ihn, noch weiter von den Fenstern abzurücken.
Flaute. Wie sehr er sich an diese Situation gewöhnt hatte. Er rieb sich die Augen und hielt seine Feder wieder über das Papier. Es war schwierig zu wissen, was er schreiben sollte, insbesondere da er niemals wußte, ob dieser oder ein anderer Brief seinen Weg auf ein heimwärts fahrendes Schiff finden würde. Es war eigentlich noch schwieriger, sich mit dieser anderen Welt in England verbunden zu fühlen, die er auf der Trojan vor fast sechs Jahren verlassen hatte. Und doch … Seine Feder verhielt unsicher: seine eigene Welt, so nahe und lebendig in Farbe und Geruch im hellen Sonnenlicht, und dieses Wort »Flaute« wären für seinen Vater eine noch immer zu schmerzliche und bittere Erinnerung an die Marine, die zu verlassen er gezwungen worden war.
Aber Bolitho wünschte sich so sehr, ihm alles zu erzählen, seine Gedanken und Erinnerungen in die richtige Perspektive zu bringen, sein eigenes Leben mit ihm zu teilen und dadurch die einzige darin verbleibende Lücke zu füllen.
Oben auf dem Achterdeck klapperten Blöcke und trampelten Füße. Jemand lachte, und er hörte ein leises Aufklatschen, als einer der Matrosen eine Angel auswarf.
Seine Augen wanderten von dem Brief zu dem offenen Logbuch, das quer über der Seekarte in der Nähe lag. Das Logbuch hatte sich genauso verändert wie er selbst. An den Ecken abgenützt, vielleicht gereift. Er starrte das Datum der aufgeschlagenen Seite an: 10. April 1781. Es war fast auf den Tag genau drei Jahre her, seit er in English Harbour zum erstenmal an Bord dieses Schiffes gekommen war, um das Kommando zu übernehmen. Er konnte, ohne eine Bewegung zu machen, durch das umfangreiche Logbuch hindurch zurückblicken, und obwohl er nicht einmal eine Seite berührte, konnte er sich so viele der Ereignisse ins Gedächtnis zurückrufen, Gesichter und Begebenheiten, die Anforderungen, die an ihn gestellt worden waren, und wie er mit unterschiedlichem Erfolg damit fertig geworden war.
Er hatte oft in ruhigen Momenten in der Kajüte versucht, eine Art von vorherbestimmter Linie in seinem Leben herauszufinden, die über die naheliegenden Erklärungen von Glück oder günstigen Umständen hinausging. Bis jetzt war ihm dies nicht gelungen. Und als er nun in der gewohnten Kajüte saß, in der sich so viel ereignet hatte, konnte er akzeptieren, daß das Schicksal sehr viel mit seinem Hiersein zu tun hatte. Wenn es ihm, als er die Trojan verlassen hatte, nicht gelungen wäre, eine Prise auf dem Wege nach Antigua zu kapern, oder wenn es bei seiner Ankunft keine Gelegenheit zur sofortigen Beförderung gegeben hätte, wäre er wahrscheinlich noch immer Leutnant auf dem alten Linienschiff. Und wenn ihn bei diesem ersten Geleitzug Colquhoun nach English Harbour zurückgeschickt hätte, anstatt selbst zu fahren, wäre es ihm dann jemals gelungen zu beweisen, daß er in Geschick oder Glück besser als der Durchschnitt war?
Vielleicht war Colquhouns schicksalhafte Entscheidung an jenem weit zurückliegenden Tag die Chance gewesen der Wink des Schicksals, der ihn auf seinen endgültigen Weg gewiesen hatte.
Bolitho war nach Antigua nicht nur als ein Offizier zurückgekehrt, der wieder zu seiner Schwadron stößt, sondern zu seinem eigenen Erstaunen als eine Art Held. In seiner Abwesenheit hatten sich Geschichten von der Rettung der Soldaten aus der Delaware Bay und der Zerstörung der Fregatte schnell verbreitet. Nachdem die Neuigkeiten vom Ende der Bonaventure bekannt wurden und er mit den geretteten Passagieren ankam, schien es, als ob jedermann ihn sehen und ihm die Hand drücken wollte. Die Bonaventure war sogar noch viel gefährlicher gewesen, als Bolitho zu dieser Zeit annahm, und ihre Erfolge waren ungeheuer. Ihr Verlust mochte für den Feind wenig bedeuten, für die Briten aber bedeutete er eine enorme Stärkung ihres angeschlagenen Stolzes und Selbstvertrauens.
Der Admiral hatte ihn in Antigua mit kaum unterdrückter Freude empfangen und seine Hoffnungen für die Zukunft deutlich zum Ausdruck gebracht. Andererseits war Colquhoun der einzige gewesen, der ihn weder ermutigt noch seine in so kurzer Zeit erreichten Leistungen gelobt hatte.
Wenn Bolitho sich an ihr erstes Zusammentreffen erinnerte und an Colquhouns Warnung über das Los eines Kapitäns, wurde er an die schmale Spanne zwischen Ruhm und Vergessen gemahnt. Wäre Colquhoun beim ersten Geleitzug geblieben, hätte er wahrscheinlich nicht das Schicksal der Miranda geteilt, denn er war zu schlau und vorsichtig, um irgend etwas als gegeben hinzunehmen. Wenn er das Glück gehabt hätte, die Bonaventure zu treffen und zu zerstören, hätte er das einzige errungen, woran ihm etwas lag, genau wie Commander Maulby es gesagt hatte, nämlich die unerschütterliche Macht eines Flaggrangs oder zumindest den begehrten Breitwimpel eines Kommodore. Statt dessen war er geblieben, was er vorher war, Fregattenkapitän, und würde wahrscheinlich, da der Krieg sich so rasch änderte, sogar den Befehl über diese kleine Flotte verlieren. Maulby nannte ihn nicht länger »kleiner Admiral«. Heute schien dies sogar für ihn zu grausam zu sein.
Acht Glasen schlugen vom Vorschiff, und er konnte sich mühelos vorstellen, wie die Mannschaft sich für das Mittagsmahl vorbereitete, auch für die willkommene Portion Rum. Über seinem Kopf würden Tyrell und der Steuermann ihre mittäglichen Messungen vornehmen und ihre Ergebnisse vergleichen, ehe sie sie in die Seekarte eintrugen.
In dem Jahr, nachdem Bolitho den großen Freibeuter zerstört hatte, gab es für ihn die nächste Überraschung. Der Admiral hatte ihn zu sich rufen lassen und ruhig verkündet, daß die Admiralität ebenso wie er selbst es für richtig hielt, dem Kommandanten der Sparrow eine Chance zur Erweiterung seiner Erfahrung zu geben: Beförderung zum Korvettenkapitän. Sogar jetzt, nach achtzehn Monaten, fand er es schwierig, dies zu glauben.
Innerhalb der Flotte hatte dieser unerwartete Sprung auf der Erfolgsleiter einige Unruhe verursacht. Reine Freude seitens der einen, offenen Neid seitens anderer. Maulby hatte die Neuigkeiten besser aufgenommen, als Bolitho zu hoffen gewagt hatte, denn er hatte den lakonischen Kommandanten der Fawn zu sehr schätzen gelernt, um die Freundschaft zerbrechen zu wollen. Maulby war dienstälter als er, hatte aber nur bemerkt: »Ich würde mir nicht wünschen, daß der Rang an jemand anderen geht, also trinken wir darauf!«
An Bord der Sparrow hatte es keine geteilte Meinung gegeben. Alle schienen denselben Stolz, dasselbe Gefühl für Leistung zu teilen, das für sie zu keinem günstigeren Zeitpunkt hätte kommen können. Denn der Krieg hatte sich im letzten Jahr sehr verändert. Er war nicht mehr bloß eine Angelegenheit von Patrouillen oder Geleitzügen für die Armee.
Die großen Mächte hatten sich entschieden, und Spanien und Holland zogen zusammen gegen England, um die amerikanische Revolution zu unterstützen. Die Franzosen hatten eine gut zusammengestellte, mächtige Flotte in den West Indies gemustert. Sie stand unter dem Oberbefehl des Compte de Grasse, des fähigsten und talentiertesten verfügbaren Admirals. Admiral Rodney kommandierte die englischen Geschwader, da aber der Druck von allen Seiten täglich größer wurde, war es für ihn sehr schwierig, seine Schiffe dorthin zu schicken, wo sie am dringendsten benötigt wurden.
Und die Amerikaner gaben sich nicht damit zufrieden, ihre Angelegenheiten den Verbündeten zu überlassen. Sie verwendeten weiterhin Freibeuter, sooft es möglich war, und ein Jahr nach der Zerstörung der Bonaventure tauchte ein anderer Angreifer auf, um die Moral der Briten bis ins Innerste schwer zu erschüttern.
Der Freibeuter und frühere Sklavenhändler Paul Jones besiegte mit seinem Schiff Bonhomme Richard die Fregatte Seraphis vor der englischen Küste. Es machte keinen Unterschied, daß der Freibeuter, ebenso wie die Seraphis, aus der hitzig geführten Schlacht nur als zerschossenes Wrack hervorging. Von den englischen Kapitänen wurde erwartet, daß sie Risiken eingingen und gewannen, und eine Niederlage so nahe der Heimat trug mehr dazu bei, als es die Amerikaner für möglich gehalten hatten, den Krieg und seine Hintergründe in die Heimstätten der Engländer und auch in ihre eigenen zu tragen.
In den West Indies und entlang der amerikanischen Küste gewannen die Patrouillenfahrten eine neue Bedeutung. Bolitho hatte es immer für weit besser gehalten, daß die Augen der Flotte nicht unmittelbar auf ihm ruhten. Getreu dieser Ansicht hatte der Admiral ihm fast völlige Unabhängigkeit angeboten. Er konnte nach eigenem Ermessen patrouillieren und den Feind nach seiner eigenen Methode suchen, selbstverständlich unter der Voraussetzung, daß seine Bemühungen von Erfolg gekrönt waren.
Bolitho lehnte sich in seinem Stuhl zurück und starrte an die Kajütdecke. Wieder ging ihm das Wort Glück durch den Kopf.
Maulby hatte über diese Erklärung gespottet. Er hatte einmal gesagt: »Du bist erfolgreich, weil du dich dazu erzogen hast, wie der Feind zu denken. Verdammt, Dick, ich habe einen mit Konterbande vollgeladenen Lugger aufgebracht, der vom Süden aus Trinidad kam, und sogar dieser elende Kerl hatte von dir und der Sparrow gehört!«
Bolitho gab zu, daß ganz gewiß eines stimmte: sie waren erfolgreich gewesen. Allein in den vergangenen achtzehn Monaten hatten sie zwölf Prisen aufgebracht und zwei kleine Freibeuter versenkt, mit einem Verlust von zwanzig Toten und Verletzten und geringem Schaden am Schiff.
Er ließ seine Augen durch die Kajüte schweifen, die jetzt weniger elegant gestrichen war, fast sogar schäbig nach dem Dienst in so vielen Wettern. Es war eine seltsame Feststellung, daß abgesehen von der unerwarteten Beförderung, die durch den Uniformrock mit den weißen Aufschlägen und goldenen Besätzen symbolisiert wurde, äußerlich fast nichts darauf hindeutete. Und doch war er ein reicher Mann und zum erstenmal in seinem Leben unabhängig von seinem Zuhause und dem Besitz in Falmouth. Er lächelte traurig. Fast mußte man sich schämen, verhältnismäßig reich zu werden, nur weil man tat, was einem Spaß machte.
Er runzelte die Stirn und versuchte sich auszudenken, was er sich kaufen würde, wenn sie die Erlaubnis bekommen sollten, einen Hafen anzulaufen. Und dies war längst fällig.
Trotz ihres mit Kupferblech beschlagenen Rumpfes war die Geschwindigkeit der Sparrow bei sonst einwandfreien Segelbedingungen um einen vollen Knoten herabgesetzt durch Bewuchs auf dem Unterwasserschiff, der dem Kupfer und allen Bemühungen trotzte.
Vielleicht würde er etwas Wein kaufen. Wirklich guten Wein, nicht das saure Zeug, das normalerweise als die einzige Alternative zu fauligem Trinkwasser verwendet wurde. Ein Dutzend Hemden oder mehr. Er spielte mit dem Gedanken eines solchen Luxus’. Augenblicklich besaß er nur zwei Hemden, die näherer Betrachtung standhalten konnten.
Vielleicht war es auch möglich, irgendwo einen guten Degen zu finden. Nicht wie jenen, der an Bord des Freibeuters zerbrach, auch keinen kurzen Säbel, wie er ihn seitdem benutzte, sondern etwas Besseres, Dauerhaftes.
Er hörte leise Tritte hinter der Tür und wußte, daß es Tyrell war. Er hätte es auch zu jeder anderen Zeit gewußt, bei einer anderen Wache. Denn seit seiner Verwundung hinkte Tyrell und mußte einige Schmerzen ertragen.
In anderer Beziehung hatte sich der Erste Leutnant nicht sehr verändert. Vielleicht hatten auch die vergangenen drei Jahre sie einander so nahegebracht, daß er es nicht bemerkte. Anders Graves, der sich immer mehr zurückzuziehen schien und nach jedem Gefecht oder Scharmützel merklich nervöser wurde.
Auf Grund seiner Beförderung zum Kapitän stand Bolitho ein weiterer Leutnant zu, und diese Stellung wurde gerade an dem Tag frei, an dem die beiden Fähnriche das Schiff verließen, um sich der Prüfungskommission zu stellen. Heyward hatte mit fliegenden Fahnen bestanden, und rückschauend war es geradezu schwierig, sich ihn noch als Fähnrich vorzustellen.
Bethune hatte seine Prüfung nicht bestanden, und zwar nicht nur einmal, sondern gleich dreimal. Bolitho hatte sich schon wiederholt gefragt, wie er ihn loswerden könnte.
Er hatte Bethune sehr ins Herz geschlossen, wußte aber, daß er gegen dessen verbleibende, wenn auch schwindende Chancen handelte, indem er ihn auf der Sparrow zurückhielt. Seine Navigationskenntnisse waren hoffnungslos, und seine Anstrengungen, das Achterdeck zu übernehmen und die Leute beim Segelsetzen zu leiten, waren traurig anzusehen. Als Offizier der Seesoldaten oder sogar als Infanterist wäre er ganz annehmbar gewesen. Er konnte Befehlen gehorchen, wenn es ihm auch schwerfiel, diese zu formulieren. Im Geschützfeuer hatte er sehr viel Mut gezeigt und einen jugendlichen Stoizismus, an den nicht einmal die erfahrenen Seeleute so leicht herankamen. Jetzt, im Alter von zwanzig Jahren und ohne Hoffnung, die Prüfung zu bestehen, was er sich sehnlichst wünschte, fühlte er sich als fünftes Rad am Wagen. Heyward hatte versucht, ihm zu helfen, sogar mehr, als Bolitho gedacht hätte. Aber es nützte nichts. Die Schiffsmannschaft akzeptierte Bethune mit einer Gutmütigkeit, die sie auch einem Kind entgegengebracht hätte. Sein Los wurde nicht erleichtert durch die Ernennung eines neuen Fähnrichs, der Heywards Platz einnahm.
Roger Augustus Fowler, sechzehn Jahre alt und mit den schmollenden Gesichtszügen eines verärgerten Ferkels, hatte es bald verstanden, eher zu Bethunes Elend beizutragen als dieses zu erleichtern.
Fowlers Ankunft aus England hatte die Kluft zwischen Bolitho und Colquhoun noch vertieft. Der Junge war der Sohn des besten Freundes des Admirals, und daher war seine Überstellung auf dieses oder ein anderes Schiff fast ein königlicher Befehl. Der Nachkomme einer einflußreichen Persönlichkeit konnte für einen jungen und vielbeschäftigten Kapitän ein Hindernis sein, andererseits konnte er ihm aber auch Türen öffnen, die ihm auf dem Dienstwege verschlossen geblieben wären.
Colquhoun hatte offenbar bei der Ankunft des Jungen seine Chancen für letzteres gesehen und war außerordentlich wütend, als er erfuhr, daß der Admiral die Sparrow seiner Fregatte Bacchante vorgezogen hatte.
Fowler war seit acht Monaten an Bord und nicht beliebt. Es war etwas Undefinierbares. In Gegenwart seiner Vorgesetzten war er gehorsam und aufmerksam, konnte jedoch scharf und sarkastisch sein gegenüber Seeleuten, die mehr als doppelt so alt waren wie er. Er hatte eine bestimmte Art, sein Gesicht zu verschließen, wobei seine blassen Augen und vorstehenden Lippen wie eine Maske wirkten. Wenn er jemals einen Kommandorang erreichte, würde er ein tyrannischer Vorgesetzter werden.
Es klopfte, und Bolitho drängte seine Überlegungen in den Hintergrund.
Tyrell hinkte in die Kajüte und setzte sich an den Tisch. Unter dem offenen Hemd war seine Haut fast mahagonifarben gebräunt, und sein Haar war in den vergangenen Sommern etwas heller geworden. Er schob die Berechnungen über die Seekarte, und sie betrachteten gemeinsam die ungefähre Position der Sparrow.
Im Süden lagen die nächsten Ausläufer der Bahamas, das Gebiet der unzähligen Riffe und Klippen, der trügerischen Sandbänke und der Inselchen.
Ungefähr achtzig Meilen westlich lag die Küste von Florida und im Osten der Hauptschifffahrtsweg für Schiffe, die von den Westindischen Inseln nach New York und zurück fuhren. Es war ein Gewirr von Inseln und engen Kanälen, obwohl es für das ungeübte Auge einer Landratte so aussehen konnte, als ob die See ruhig daläge, nur hier und da unterbrochen von friedlichen, purpurroten Landklumpen, in leichten Dunst gehüllt. Dem Seemann aber zeigte die Karte weit mehr und dennoch weniger, als er wissen mußte, um wirkliche Sicherheit zu kennen. Eine kleine weiße Schaumkrone konnte auf ein verstecktes Riff hindeuten, der dunklere Fleck auf der Wasseroberfläche mochte eine Ansammlung von Wasserpflanzen auf einer unter der Oberfläche lauernden Felsspitze sein, deren scharfe Steine den Kiel wegreißen konnten wie die Schale von einer Orange.
Schließlich sagte Tyrell: »Ich schätze, wir haben den verdammten Kerl verloren.«
»Vielleicht.« Bolitho öffnete eine Schublade und entnahm ihr zwei lange Tonpfeifen. Er reichte eine davon Tyrell, griff nach dem Tabaksbeutel und fragte dann: »Ist die Fawn immer noch in Sicht?«
Tyrell grinste. »Aber sicher. Ungefähr drei Meilen ostwärts.« Er stopfte den Tabak in seiner Pfeife fest und fügte hinzu: »Unser Ausguck glaubt, Brecher in Südwest zu sehen. Wenn das stimmt, müßte es die Mantilla-Untiefe sein.«
Bolitho zündete an der herunterhängenden Laterne seine Pfeife an und ging dann ruhelos zu den Fenstern. In der Nähe der Fensterbank fühlte er, wie die Frischluft von draußen ihm kühlend über Gesicht und Brust strich. Wenn der Wind die Segel wieder zum Leben erweckte, war es wünschenswert, daß er wie vorher aus Südosten kam. Es war nicht der richtige Zeitpunkt, um noch näher an diese tödlichen Untiefen getrieben zu werden. Sie mußten aber nahe genug dranbleiben, um mindestens drei Fahrrinnen beobachten zu können, während die Fawn weiter östlich patrouillierte. Seit sechs Wochen schon hatten sie mit der anderen Korvette nach einem großen Blockadebrecher gesucht. Das französische Schiff war von Martinique aus mit nördlichem Kurs gemeldet worden, wahrscheinlich wollte es zur feindlichen Marinebasis nach Newport auf Rhode Island. Eine solche Information von Spionen oder anderen, die es nur auf Anerkennung oder Belohnung abgesehen hatten, war immer etwas zweifelhaft. Aber ein großes Kriegsschiff, von dem man einen Teil der Geschütze entfernt hatte, um den schnellen Transport von Männern und Vorräten zu erleichtern, war zu wichtig, um ignoriert werden zu können.
Die dritte Korvette der Flotte, die Heron, befand sich irgendwo im Süden vor den Andros-Inseln, und Colquhouns Bacchante war, soviel Bolitho wußte, westlich im offenen Meer geblieben, zwischen den Bahamas und dem amerikanischen Festland.
Sobald sie Colquhouns Aufsicht entronnen waren, hatte Bolitho die Korvetten auf ihre jetzigen Positionen gebracht. Auf der Seekarte schien die Möglichkeit, mit einem einzelnen Feind Kontakt aufzunehmen, gleich Null zu sein, aber er wußte inzwischen, daß die See, wenn sie auch leer aussah, in Wirklichkeit durch verstreute Riffe und Klippen in Fahrrinnen eingeteilt war und daß dies für Freund und Feind eine Gefahr darstellte.
»Wenn wir sie erwischen, haben wir uns wieder eine Feder verdient.« Tyrell beobachtete, wie der Rauch seiner Pfeife durch das über ihm liegende Skylight abzog. »Manchmal frage ich mich, ob das für den Krieg überhaupt einen Unterschied macht.«
»Alles hilft, Jethro.«
Bolitho blickte ihn ernst an. Wie nahe sie sich gekommen waren. Die Anrede mit Vornamen, das rituelle Pfeiferauchen, solange der Tabakvorrat reichte, alles war ein Zeichen dafür, was das Schiff aus ihnen gemacht hatte.
Zeit und Entfernung, die unter allen möglichen Bedingungen verbrachten Stunden und Tage, all das hatte die Gemeinschaft der Sparrow gezeichnet. Sogar die durch Tod oder Verletzung notwendigen Wechsel, Entlassungen oder Abkommandierungen waren nicht imstande, der Besatzung des kleinen Schiffes den Glauben an ihre Bestimmung zu nehmen.
Ungefähr ein Drittel der Mannschaft war seit Bolithos Kommandoübernahme als Ersatz an Bord gekommen, darunter einige Kolonisten, Neger, ein paar Matrosen der Handelsmarine, die von einem heimwärts fahrenden Schiff gepreßt worden waren, und ein einzelner Grieche, der von seinem eigenen Schiff desertiert war, um dann als Gefangener an Bord einer französischen Brigg zu gelangen. Diese Brigg, von der Sparrow als Prise aufgebracht, hatte einige neue Männer gestellt, und der Grieche hatte sich als ausgezeichneter Hilfskoch erwiesen.
»Wie lange geben Sie dem französischen Schiff?«
Bolitho überlegte. »Vielleicht noch eine Woche. Wenn es bis dann nicht auftaucht, können wir annehmen, daß es an uns vorbeigesegelt ist oder irgendwo umgedreht hat. Außerdem könnte es auf eine der Patrouillen weiter südlich gestoßen sein.«
»Aye.« Tyrell gähnte. »Und dann können wir einige Zeit im Hafen bleiben.«
Auf Deck trampelten Füße, und sie hörten Buckle rufen: »Alle Mann an Deck! Der Wind frischt auf!«
Es klopfte, und Bethune spähte zu ihnen herein, das runde Gesicht schweißüberströmt,
»Empfehlung von Mr. Buckle, Sir. Der Wind frischt von Südosten auf. Die Marssegel der Fawn füllen sich bereits.«
»Ich komme nach oben.« Bolitho wartete, bis sich der Fähnrich zurückgezogen hatte, dann fragte er ruhig: »Was soll ich nur mit ihm machen?«
Tyrell zuckte die Schultern. »Er kann nur durch ein Wunder befördert werden. Sollen wir ihm vielleicht unsere nächste Prise anvertrauen?« Er schüttelte den Kopf, ehe Bolitho seine Meinung äußern konnte. »Allmächtiger Gott, er würde samt der Prise verlorengehen!«
Auf Deck wurden die Mannschaften bereits gemustert, während die Segel unruhig im Wind killten; der Masttopstander flatterte, als die erste Brise ihn erreichte.
»Klar bei Brassen!« Tyrell ging zur Reling und blinzelte in das glänzende Licht. »Es wird bald wehen, Burschen.«
Bolitho beschattete die Augen mit der Hand und beobachtete die andere Korvette; ihre Segel füllten sich plötzlich und brachten sie heran. Auf der glitzernden Oberfläche der See sah er die ersten vom Wind gekräuselten Wellen, dann fühlte er die von der Sonne ausgetrockneten Planken sich unter seinen Schuhen heben, die unmittelbare Antwort der Blöcke und Fallen.
Die Decks der Sparrow waren trocken wie Zunder, und es machte keinen Unterschied, wie oft sie befeuchtet wurden. Die Farbe blätterte in der Hitze ab; als er sich umwandte, um die geschäftigen Männer zu beobachten, stellte er fest, daß es schwierig war, die Neger von seiner ursprünglichen Besatzung zu unterscheiden. Sie waren mager und vielleicht ausgedörrt, aber sie sahen gesund und strahlend aus, bereit zu allem.
»Soll ich jetzt den Backbordkutter zu Wasser lassen, Sir?« fragte Tyrell.
Bolitho nickte. Nur wenn sie die Kutter abwechselnd zu Wasser ließen, konnten sie hoffen, sie vor dem Austrocknen zu bewahren.
»Ja. Sagen Sie Mr. Tilby, er soll …« Er hielt inne und korrigierte sich: »Sagen Sie dem Bootsmann Bescheid, bitte.«
Selbst nach sechs Monaten war es noch schwierig, seinen Namen nicht auszusprechen oder zu erwarten, sein schweißbedecktes Gesicht nach dem Achterdeck ausschauen zu sehen.
Sie hatten vor der Great Bahama Bank einen spanischen Schoner gestellt, waren aber gezwungen gewesen, auf ihn zu feuern, da er sich nicht ergeben wollte. Dann, während die Enterhaken wie Schlangen durch die Luft flogen, war die Sparrow in altbewährter Art längsseits gegangen. Dieses Manöver war so gut eingeübt, daß es auch von den neuen Männern ohne weiteres bewältigt wurde. Einige Pistolenschüsse, der Anblick der halbnackten Männer mit gezogenen Entermessern, dies genügte, um den Widerstand der Spanier zu brechen, und alles war vorbei, fast ehe es begonnen hatte. Irgendwann mitten in diesem Manöver, als die Männer hin und her rannten, um Segel zu reffen und sich zum Entern fertigzumachen, während Bolitho mit dem Arm winkte, um den spanischen Kommandanten zur Übergabe ohne Blutvergießen zu bewegen, war Tilby gestorben.
Nicht in der Hitze und im Schrecken des Gefechts oder in einer feindlichen Breitseite, sondern ruhig und ohne Umstände, während er an seinem Lieblingsplatz am Fuß des Fockmasts stand, von wo aus er gewöhnlich ein wachsames Auge auf das Schiff hatte. Dalkeith hatte ihn untersucht und berichtet, daß das Herz des Bootsmannes ausgesetzt hatte wie eine Uhr, die abgelaufen ist und einfach nicht mehr weiterkam.
Sein Tod beeindruckte alle tief, die ihn gekannt hatten. So zu sterben war undenkbar. Tilby, der Seeschlachten und unzählige, durch Trunkenheit verursachte Schlägereien in Hafenkneipen der ganzen Welt überstanden hatte, war hinübergeglitten, ohne daß jemand es bemerkte.
Als Tyrell Tilbys Besitztümer zusammengesucht hatte, war Bolitho bestürzt, daß kaum etwas vorhanden war, was man unter der Mannschaft hätte versteigern können, um Geld für die Angehörigen zu sammeln, die er vielleicht in England hatte.
Zwei kleine Holzmodelle von Schiffen, auf denen er früher einmal gedient hatte, eines davon zerbrochen, eine Sammlung ausländischer Münzen, eine silberne Bootsmannspfeife, die ihm kein geringerer als Kapitän Oliver von der Menelaus überreicht hatte, wo er als Bootsmannsmaat gedient hatte.
Armer Tilby, er hatte nicht einmal gelernt, seinen eigenen Namen zu schreiben, und seine Sprache war die meiste Zeit auf das Notwendigste beschränkt gewesen. Aber er kannte sich mit Schiffen aus, und er kannte die Sparrow wie sich selbst.
Harry Glass, der dienstälteste Bootsmannsmaat, war an seine Stelle befördert worden, aber wie die meisten anderen konnte auch er es kaum fassen, daß er nun nicht mehr abhängig war von Tilbys brummiger Stimme und seinem stets wachsamen Auge.
Als Bolitho beobachtete, wie der Kutter aus seinen Klampen auf dem Geschützdeck gehievt wurde, fragte er sich, ob sich an Land überhaupt jemand um Tilby grämte.
Sparrow
»Wahrschau an Deck! Brecher backbords voraus!«
»Aye, Sir.«
Sparrow
»Sehr gut.« Er blickte auf den Kompaß und auf die Trimmung der Marssegel. »Nicht viel Wind, Mr. Buckle, aber es genügt.«
Die Hundewache ging gerade zu Ende, und Bolitho machte einen erneuten Versuch, seinen Brief zu Ende zu schreiben, als Segel aus Südwesten gemeldet wurden. Bolitho signalisierte an die Fawn, in der Nähe zu bleiben, und änderte seinen Kurs, um nachzuforschen. Doch als der Neuankömmling keine Anstalten machte, abzudrehen, nahm er an, daß es sich um ein befreundetes Schiff handelte. Der Ausguck bestätigte bald, daß es tatsächlich der kleine Schoner der Flotille, die Lucifer, war. Dieser Segler war so beschäftigt wie sie alle, eher noch mehr, brachte Depeschen und erkundete Buchten und Flußmündungen, in denen sich sogar die Korvetten nicht mehr richtig bewegen konnten.
Bethune rief: »Haben Depeschen an Bord!«
Tyrell klammerte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an die Reling, als die Sparrow mit killenden Segeln in den Wind drehte.
Das Beiboot war schon unterwegs und Bolitho sah, daß Leutnant Odell, der Kapitän des Schoners, selbst kam; er fühlte eine plötzliche, hoffnungsvolle Erregung.
Bolitho schlitzte den Umschlag auf und überflog die kritzelige Handschrift von Colquhouns Sekretär.
Bolitho sah auf und sagte: »Kapitän Colquhoun hat ein Fischerboot aufgebracht und die Mannschaft ausgefragt.« Er strich das feuchte Papier auf dem Tisch glatt. »Das war vor einer Woche.«
Bolitho blickte ihn ernst an. »Hier steht auch, daß die Mannschaft wertvolle Angaben über den Franzmann machen konnte.« Er nickte Tyrell zu und schob den unfertigen Brief von der Seekarte herunter. »Das Schiff ist hier gesichtet worden, in der Nähe der Küste.« Sein Finger verhielt an der westlichen Spitze der großen Bahamainsel. »Inmitten der vorgelagerten Inseln. Nach Aussagen der Fischer führte es Reparaturen aus.«
Bolitho stimmte zu. »Vor einer Woche … Nehmen wir noch ein paar Tage dazu, bis das Fischerboot den Ort erreicht hatte, an dem es von der Lucifer gesichtet wurde.« Er öffnete seinen Stechzirkel und beugte sich über die Seekarte. »Ungefähr dreißig Seemeilen von unserer jetzigen Position entfernt. Wir könnten bis morgen mittag vor der Insel sein, wenn sich der Wind hält.«
Bolitho setzte sich und öffnete die Depeschen noch ein mal. »Bacchante nähert sich durch den Nordwest-Providence-Kanal, während wir im Norden bleiben und den Franzosen verfolgen, wenn er zu fliehen versucht.«
Bolitho blickte ihn kurz an. »Danke. Ich habe Sie verstanden.«
Zusammen beobachteten sie, wie der Leutnant zum Schoner zurückgerudert wurde.
»Etwas anderes macht mir viel mehr Sorgen.« Bolitho rieb sich das Kinn. »Das Fischerboot war klein, wie in den Depeschen steht. Viel zu zerbrechlich, um draußen im tiefen Wasser zu operieren, wo es erwarten konnte, auf Bacchante oder eine andere Fregatte zu stoßen. Es war nur ein Zufall, daß es die Lucifer traf, denn wir beide wissen, Jethro, daß Schoner im Dienste des Königs hier selten sind.«
Bolitho sah ihm in die Augen. »Aye.«
»Genau.« Bolitho blickte achteraus zu der anderen Korvette, deren Marssegel schon von den länger werdenden Schatten gezeichnet waren. »Und wer wüßte dies besser als die Fischer von den Inseln?«
»Ich weiß nicht.« Bolitho schritt zu den Wanten und zurück zum Kompaß, ohne eines von beiden zu sehen. »Der Kommandant der Fawn hat mir vor einiger Zeit etwas gesagt. Nämlich daß unsere Fischzüge sehr bekannt werden, was mit anderen Worten heißen soll, daß sie dem Feind weh tun.«
»Das hängt davon ab, was der Feind vorhat.« Bolitho wandte sich um, er fühlte, wie ihm ein Schauer den Rücken hinunterlief. Dies war ein neues, ein unheimliches Gefühl. Allein der Gedanke, daß jemand über ihn diskutierte, sozusagen einen Verfolgungsplan wie für einen gesuchten Verbrecher aufstellte!
Er sagte: »Wir werden heute nacht für die Fawn eine Hecklaterne setzen. Bei Tagesanbruch teile ich Commander Maulby mit, was ich davon halte.« Er grinste, plötzlich amüsiert von seiner ungewöhnlichen Vorsicht. »Oder vielleicht habe ich bis dahin auch die Geister vertrieben.«
Bolitho nickte. »Wir werden auf unserem neuen Kurs bleiben, aber darauf vorbereitet sein, jedes Ereignis als Trick oder Hinterhalt zu betrachten, bis sich das Gegenteil herausgestellt hat.«
Er ging hinunter in seine Kajüte und betrachtete im Licht der sanft schwingenden Laterne die Seekarte. Unter seinen Händen lagen die Inseln, die unzähligen Riffe und Untiefen, wie die Öffnung eines gigantischen Beutels, um den die Flotte Colquhouns, zufällig oder nicht, immer engere Kreise zog, um sich mit der Endgültigkeit einer Schlinge zu schließen.
Dann berührte er die Narbe unter der Haarlocke und bemerkte, daß sie schmerzte, mit dem Herzschlag pulsierte. Er wußte, daß er unruhig war, vielleicht um so mehr, als er keinen konkreten Grund dafür finden konnte.