Herausgegeben von Search Press Limited,
Wellwood, North Farm Road,
Tunbridge Wells, Kent
Originaltitel Girl with the Sewing Machine
© Search Press Limited 2017
© Deutsche Ausgabe
LV.Buch im Landwirtschaftsverlag GmbH,
48084 Münster, 2018
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Informationen in diesem Buch wurden nach bestem Wissen zusammengestellt. Alle Empfehlungen sind ohne Gewähr seitens des Autors oder des Verlegers, der für die Verwertung dieser Informationen jede Verantwortung ablehnt.
Übersetzung: Anja Neudert, Leipzig
Lektorat: Maria Bonilha, Leipzig
Fotos: Roddy Paine Photographic Studios
Satz: LV MediaPro
im Landwirtschaftsverlag GmbH
Druck: Westermann Druck Zwickau GmbH
ISBN 978-3-7843-5541-2
eISBN 978-3-7843-9209-7
Für Ineke, die mich dazu inspiriert hat,
nicht nur ein Hochzeitskleid, sondern ein Kunstwerk
zu erschaffen. Wenn wir damals nur geahnt hätten,
was du damit lostreten würdest!
Du wirst mir immer eine Inspiration sein.
Für meine Mom (Lain), meinen Dad (Roy)
und meinen Bruder (Rob). Ihr seid immer für mich da,
wenn mal etwas nicht so gut läuft. Ihr habt mich ermuntert,
nach den Sternen zu greifen, und gleichzeitig dafür gesorgt,
dass ich auf dem Boden bleibe.
Ihr habt mir immer gesagt, ich solle tun,
was mich glücklich macht. Und das mache ich jetzt.
Ich liebe euch!
Für meine Schwiegereltern.
Ich kann mich glücklich schätzen, ein Teil eurer Familie
geworden zu sein. Danke für eure Liebe,
Unterstützung und Ermunterung.
Für meine Freunde und #sewingrevolutionists:
Ihr habt tapfer als Versuchskaninchen für meine Workshops
und schriftlichen Anleitungen hergehalten,
habt mich begleitet und immer wieder inspiriert.
Viva la #sewingrevolution!
Für meine Muse, meinen Mann Kirk.
Wie du bei unserer Hochzeit gesagt hast:
Ein Leben ohne dich ist möglich, aber sinnlos.
Besser kann ich es auch nicht ausdrücken.
Ohne dich wäre all das nicht möglich gewesen.
Danke, dass du an mich geglaubt hast, als mir der Glaube
an mich selbst fehlte. Ich liebe dich!
Ich danke der Firma Korbond für die Bereitstellung
von Werkzeugen, Zubehör und Kurzwaren, nicht nur für dieses
Buch, sondern meinen ganzen #sewingrevolution-Traum!
Ein besonderer Dank für wunderbare Stoffe,
aber auch dringend benötigte, aufmunternde Worte
geht an Jules von Sew Me Something, Ellie von The Bolt Tree
und Brenda vom Inkberrow Design Centre. Danke, Ladies!
Ich danke Abakhan & Craft Cotton Co. für die Bereitstellung
wunderschöner Stoffe, Janome für die Bereitstellung
der Nähmaschine und der Overlockmaschine, Colouricious
für die Unterstützung meiner Leidenschaft für Blockdruck
sowie Vilene für die Bereitstellung der Bügeleinlage.
Vielen Dank für die Unterstützung!
EINLEITUNG
WIE ICH ZUM NÄHEN KAM
NÄHKÄSTCHEN
STOFFKUNDE
ERSTE PROJEKTE
Vintage-Nadelkissen
Tuch-Top
Strickhandschuhe und -Loop
Festivaltasche
UMARBEITEN & AUFWERTEN
Spitze
Sticken
Blockdruck und Batik
Fransen-Top
Verkehrtes Hemd
KLEIDUNG GANZ SELBSTGENÄHT
Maßnehmen
Tellerrock
Fledermaus-Kleid
Kimono-Kleid
Kreuz-Top
Sommer-Top
Wolldecken-Mantel
Latzkleid
Wickelhose
INDEX
Da ich mir das Nähen selbst beigebracht habe, gehe ich damit sehr unkompliziert um. Ich bin ungeduldig – ich will sofort loslegen und so schnell wie möglich etwas Neues zum Anziehen haben. Ich will auch bei jedem neuen Projekt neue Techniken erlernen und meine vorhandenen Fähigkeiten ausbauen. Dieses Buch steckt voller Projekte, die euch genau das liefern: Kleidungsstücke, die entweder aus Sachen entstehen, die ihr bereits im Schrank habt, oder die ihr nach kurzem Maßnehmen ganz unkompliziert komplett selbst anfertigt. Genau so habe ich mir selbst das Nähen beigebracht, und ihr könnt das auch.
Für mich ist das Nähen so etwas wie eine Superkraft. Es verändert nicht nur, wie man aussieht, sondern auch, wie man sich fühlt. Aber Achtung: Es macht süchtig! Ich möchte mein Wissen weitergeben und jeden ermuntern, es mal auszuprobieren. Darum geht es bei der #sewingrevolution.
Auf meinen #sewingrevolution-Workshops beobachte ich immer wieder, was ich auch bei mir selbst festgestellt habe: Mit jedem Werk steigt das Selbstbewusstsein. Um euch auf dem Weg in die Nähwelt zu begleiten, habe ich in dieses Buch ein paar Projekte aufgenommen, die ich im Laufe der Jahre selbst umgesetzt habe, angefangen mit dem Vintage-Nadelkissen in einer Teetasse (S. 20–25). Ich erzähle auch, was mich zu meinen Werken inspiriert hat, zum Beispiel beim Fransentop (S. 50–55). Ich will euch zeigen, dass man nicht erst Stoffe und Schnittmuster kaufen muss, um loszulegen – siehe mein Mantel aus einer Decke (S. 112–121). Allerdings kann ich euch versichern, dass es nicht lange dauern wird, bis ihr Stoffmärkte und Stoffläden unsicher machen werdet (S. 14–15). Mein Anliegen ist es, euch mit jedem Stich in eurer Individualität und eurem Selbstbewusstsein zu stärken.
Schließt euch der „Nährevolution“ an und teilt unter dem Hashtag #sewingrevolution Fotos eurer Werke in den sozialen Netzwerken. Ich bin schon so gespannt darauf!
Facebook: Tailor-Taylor
Twitter: @JenniBobTaylor
Website: www.jenniffertaylor.co.uk
Ich freue mich immer, auf Veranstaltungen meine #sewingrevolutionists zu treffen. Wenn ich höre, was ihr Tolles genäht habt, weiß ich: Ich habe den besten Job der Welt!
Es war einmal … ein Hochzeitskleid. Damit begann meine Reise in die Nähwelt …
Als Kind habe ich mich an vielen kreativen Hobbys versucht, sei es Tanz, Kunst, Schauspiel oder Musik. Nach der Schule habe ich in Brighton (England) Tanz und Bildende Kunst studiert, doch nach dem Abschluss blieb die große Karriere aus. Also zog ich wieder nach Hause nach West Bromwich und nahm eine Stelle als Schuldeneintreiberin für den örtlichen Wasserversorger an. Nach zehn Jahren hatte ich mich zur Ressourcenkoordinatorin hochgearbeitet – eine gute Stelle, aber nicht gerade mein Traumjob. Meine Kreativität lebte ich inzwischen beim Malen und Kochen aus. Doch als ich als Sängerin in der Band „Snooty Bobs“ anfing, veränderte sich alles.
Ich bei meinem zweiten Geburtstag mit meiner Mom (Lain) und meinem Dad (Roy). Das ist eines meiner Lieblingsfotos von meinen Eltern. Sie sind immer für mich da. Dads Jeanshemd habe ich mir inzwischen unter den Nagel gerissen.
Eine Muse trat in mein Leben – Kirk Taylor, der Gitarrist der Band. Es dauerte nur ein paar Monate, bis er mir einen Antrag machte … und ich sagte JA! Wir wollten beide keine lange Verlobung und setzten einen Hochzeitstermin ein Jahr später an. Dank der Band und meiner persönlichen Muse sprühte ich nur so vor Kreativität, also beschloss ich, mein Hochzeitskleid selbst zu nähen. Anhand eines abgeänderten Schnittmusters entwarf und nähte ich mein Kleid mit Unterstützung einer wunderbaren Freundin, Ineke Berlyn, der ich dafür ewig dankbar sein werde. Das war mein erstes komplett selbstgenähtes Kleidungsstück. Seitdem bin ich dem Nähen verfallen und meine Kreativität ist entfesselt.
Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, meinen individuellen Stil ausdrücken und Kleider nach meinen Vorstellungen herstellen zu können. Ich fing an, alte Klamotten, Bettwäsche und Vorhänge zu zerschneiden. Das mache ich auch jetzt noch gern, aber damals, als Anfängerin und pleite, wie ich nach der Hochzeit war, war das die billigste Methode, an Stoff zu kommen. Beim Umarbeiten von Kleidungsstücken habe ich viel darüber gelernt, wie Kleidung konstruiert wird, und ich entwickelte Ideen, wie ich ohne Schnittmuster eigene Stücke herstellen kann, einfach mit vorhandenen Teilen als Vorlage. Dann fing ich an, anhand meiner Maße eigene Designs zu entwerfen. Und ich arbeitete gern mit alten Schnittmustern, bei denen ich oft fehlende Teile durch Ausprobieren eigenständig ergänzen musste. Aber Übung macht den Meister!
Kirk merkte, wie sehr ich für das Nähen brannte, und meldete mich heimlich bei The Great British Sewing Bee an, einer Nähsendung, die ich zu der Zeit immer im Fernsehen schaute, um Neues zu lernen.
Snooty Bobs als Headliner beim Hare and Hounds, Kings Heath, 2010.
Man stelle sich meine Überraschung vor, als ich tatsächlich aus Hunderten von Bewerbern ausgewählt wurde und sogar durch das Casting kam. Schließlich nähte ich erst seit einem Jahr. Das Ganze kam mir vor wie ein Märchen. Kandidatin in einer solchen Sendung zu sein, war trotzdem eine regelrecht furchterregende Erfahrung. Nicht, dass ich mich vor Herausforderungen scheuen würde (man denke an mein Hochzeitskleid), aber das war mir fast eine Nummer zu groß. Zwar ohne langjährige Erfahrung, aber mit viel Fleiß und Perfektionismus wollte ich nichtsdestotrotz mein Allerbestes geben und dabei von all den anderen talentierten Teilnehmern so viel lernen wie nur möglich. Es war ein extremer Crashkurs im Nähen, und ich habe Kirk oft verflucht, aber insgeheim habe ich es geliebt, und ich werde es nie vergessen.
Bei meiner Hochzeit im August 2012. Ich in meinem selbstgenähten Hochzeitskleid mit selbstgefertigtem Spitzenstoff, Kirk im maßgeschneiderten lila Anzug mit Paisley-Hemd. Sind wir nicht total Rock ‚n‘ Roll?
Nach der Sendung, als die aufregende Zeit der Scheinwerfer und Kameras vorbei war, fand ich keine Ruhe mehr – meine kreativen Ambitionen waren wieder geweckt. Ich war fest entschlossen, aus dieser Erfahrung etwas zu machen, traute mich aber nicht. Dann passierte etwas. Immer mehr Menschen nahmen mit mir Kontakt auf, erzählten mir, wie ich sie zum Nähen inspiriert hatte, und zeigten mir Fotos ihrer Werke. Ich finde es faszinierend, wie ein Mädchen aus West Bromwich, die einfach nur das macht, was sie liebt, andere Menschen dazu inspirieren kann, mit eigenen Händen etwas für sich und andere herzustellen. EURE Geschichten haben mich zu dem gebracht, was ich heute mache. IHR habt mich ermutigt, die #sewingrevolution auszurufen.
Diese Nährevolution begann mit kleinen Nähkursen in meiner Gegend, nach denen wir über die sozialen Netzwerke Fotos unserer Werke austauschten. Dann fing ich an, Anleitungen für Zeitschriften zu schreiben und Nähtechniken im Fernsehen vorzuführen. Bei Handarbeitsmessen, die jedes Jahr von Tausenden Teilnehmern besucht werden, habe ich jetzt immer meinen eigenen Stand und gebe Workshops. Nach vier Jahren hatte ich endlich den Mut, meinen Vollzeitjob zu kündigen. Ich wollte noch mehr Menschen diese kreative Tätigkeit nahebringen, die so viele glücklich macht, mich eingeschlossen. Ich fordere euch alle auf, seid nicht schüchtern und zeigt unter dem Hashtag #sewingrevolution eure tollen Werke, auf die ihr so stolz sein könnt! Und ganz wichtig: Teilt euer Wissen mit anderen, wie ich es mit diesem Buch mache. Jetzt möchte ich euch an die Hand nehmen und auf eurer Reise in die Welt des Nähens begleiten.
Alles, was ihr braucht, ist eine Nähmaschine.
Dann ist alles möglich …
Er unterstützt mich, wo er kann – Kirk und ich in Sachen #sewingrevolution an meinem ersten Messestand, 2016 in Birmingham.
Regel Nummer 1: Die Stoffschere (1) ist heilig! Kauft euch eine gute Schere speziell für Stoff, schließt sie weg und lasst keinen anderen ran! Das meine ich völlig ernst, jeder Friseur wird dasselbe über seine Scheren sagen. Eure Stoffscheren bleiben viel länger scharf, wenn ihr sie wirklich nur für Stoff benutzt. Und stumpfe Scheren können beim Zuschneiden den Stoff ruinieren! Deshalb habe ich immer eine Extraschere für Papier und eine kleine Stickschere zum Abschneiden von Fäden in Reichweite. Meine Stickschere (2) hänge ich mir an einem Band um, so muss ich sie nicht ständig suchen. Außerdem fühle ich mich mit Maßband und Schere um den Hals gleich wie eine richtige Schneiderin. Eine Zackenschere (1) ist sehr praktisch, um Stoffkanten schnell zu versäubern. Zickzackförmig abgeschnitten kann die Stoffkante nicht so stark ausfransen wie bei einem geraden Schnitt, und dadurch halten eure Werke länger.
Der beste Freund jeder Näherin ist der Nahttrenner (3). Wir träumen alle davon, nie einen Fehler zu machen, aber glaubt mir, das ist unmöglich! Fehler passieren ständig, aber das finde ich gar nicht schlimm, denn sie sind sehr lehrreich, und viele meiner vermeintlichen Fehler haben sich am Ende als Glücksfälle herausgestellt. Also keine Angst! Wenn man eine Naht wieder auftrennen muss, ist ein scharfer Nahttrenner unerlässlich. Kauft unbedingt sofort einen neuen, wenn der alte stumpf geworden ist, damit ihr euch den Stoff nicht beschädigt. Ein scharfer Nahttrenner gleitet ganz leicht durch die Naht. Das rote Kügelchen an der Spitze sorgt dafür, dass beim Auftrennen nicht in den Stoff geschnitten wird, sollte also immer unten liegen.
Der Rollschneider (4) ist eine große Hilfe, wenn ihr Schrägband selbst herstellt oder rutschige Stoffe schneidet. Er funktioniert genau wie ein Pizzaschneider. Ihr müsst den Stoff beim Schneiden also nicht anheben wie bei einer Schere, was bei dünnen, glatten Materialien wie Seide oder Chiffon zum Verrutschen des Stoffes führen kann. Es geht auch ohne Rollschneider, aber mit zunehmender Näherfahrung werdet ihr nicht mehr auf dieses nette Werkzeug verzichten wollen. Nicht vergessen: Schneidematte dazu kaufen! Direkt auf dem Tisch oder Fußboden zu schneiden, würde diese sehr schnell ruinieren.
Nähnadeln (5) gibt es überall, sogar im Supermarkt. Praktisch sind sortierte Abpackungen mit unterschiedlichen Größen – von dünnen, spitzen Nadeln bis hin zu Wollnadeln. Wem das Einfädeln schwerfällt, dem empfehle ich, auch gleich ein paar Einfädelhilfen (6) mitzunehmen.
Bei Stecknadeln (7) entscheide ich mich immer für solche mit Glaskopf, da diese beim Kontakt mit einem heißen Bügeleisen nicht schmelzen. Mit den professionellen Schneiderstecknadeln mit den winzigen Metallköpfen komme ich persönlich nicht so gut zurecht. Für Quilter gibt es auch extralange Stecknadeln, die braucht ihr am Anfang aber nicht.
Sicherheitsnadeln (8) sind das perfekte Werkzeug zum Einziehen von Gummibändern oder Kordeln. Praktisch sind sie auch, um die einzelnen Teile unfertiger Projekte zusammenzuhalten.
Man sollte auch immer eine Reservepackung Nähmaschinennadeln (9)