Inhalt

Im Nebeldschungel

Beschuldigungen

Unter Bewachung

Panische Flucht

Tod im Dschungel

Gesichtet!

Storm, der Retter

Versteckspiel

Tödliche Energie

Besiegt!

Wieder vereint

Mit besonderem Dank an Lucy Courtenay
Für Will mit Liebe

Willkommen in einer fremden Welt, in der dunkle Mächte toben.

Tom hat gedacht, er wäre auf dem Heimweg, aber er hat sich geirrt. Mein Sohn hat ein neues Königreich betreten, wo nichts ist, wie es scheint. Sechs schreckliche Biester bedrohen das Land und Tom und Elenna müssen sich einem alten Feind stellen, den sie vertrieben geglaubt hatten. Ich war nie stolzer auf meinen Sohn, doch habe ich auch Angst um ihn, denn seine Aufgabe ist schwierig und überall lauern Gefahren.
Bleibt nur eine Frage: Bist du mutig genug, um Tom auf die gefährlichste seiner Missionen zu begleiten? Nur du kennst die Antwort.

Freya, Herrin der Biester

Im Nebeldschungel

Barbo, der Affe, saß weit oben in den Bäumen des Nebeldschungels. Sein haariger Schwanz schwang hin und her.

Er hob die Nase und schnupperte. In der Nähe wuchsen reife Früchte. Vor sich hin plappernd, hüpfte er vom Ast und ließ sich kopfüber an seinem Schwanz herunterhängen. Auf dem Nachbarbaum entdeckte er eine Frucht. Barbo streckte den Arm und pflückte eine reife Papaya.

Kopfüber hängend biss der Affe in sie hinein und saugte hungrig ihren Saft aus.

Auch die anderen Mitglieder der Affengruppe saßen auf den umliegenden Bäumen und schmatzten genüsslich.

Barbo aß die Papaya auf und ließ die Schale fallen. Dann richtete er sich wieder auf. Eine Sternfrucht fiel ihm ins Auge, nur ein paar Armlängen entfernt. Er sprang über zwei Äste und pflückte die fleischige Frucht von den Blättern.

Während er aß, sah Barbo seine Schwester Chiro auf sich zukommen. Die beiden Affen begrüßten sich und grunzten freudig. Chiro begann, Barbos Fell zu kämmen und nach Flöhen zu durchsuchen. Satt und zufrieden machte Barbo es sich auf dem breiten Ast gemütlich und fing an zu dösen. Plötzlich hörte er ein knisterndes Geräusch unten auf dem Waldboden und riss die Augen auf.

Die anderen Affen schrien alarmiert. Mit hoch aufgerichteten Schwänzen liefen sie aufgeregt auf den Ästen umher. Durch das dichte Blätterdach sah Barbo dunkle Wolken am Himmel aufziehen. Blitze zuckten und tauchten den Nebeldschungel in grelles Licht. Chiro wippte ängstlich mit den Füßen auf dem Ast, öffnete das Maul und zeigte ihre gelben Zähne. Barbos Nackenhaare stellten sich auf. Er witterte Gefahr!

Die Affengruppe kletterte auf die Baumspitzen, um nachzusehen, was das alles zu bedeuten hatte. Barbo folgte ihnen. Er streckte die Arme nach den Ästen aus und zog sich nach oben.

Mehr Blitze durchschnitten den Himmel, weiß und bedrohlich. Diesmal waren sie schon näher. Barbo war verwirrt. Normalerweise folgte auf Blitze immer Regen, aber es regnete nicht.

Die anderen Affen kreischten nervös. Ihre Warnrufe hallten durch den Dschungel. Barbo spürte Chiro neben sich, die ihn vorwärtsschob. Barbo hatte Angst, aber er zwang sich, trotzdem weiterzuklettern.

Ein Blitz zuckte auf und zerschmetterte einen nahe stehenden Baum in zwei Hälften. Es krachte laut und der Baum fing an zu brennen. Obwohl Barbo von dem grellen Licht geblendet wurde, sah er einen riesigen Schatten unter den Bäumen. Rauch stieg in Barbos Nase und er schrie vor Panik. Wo war Chiro? Barbo rief verzweifelt nach ihr, aber in all dem Lärm waren seine Rufe kaum zu hören. Der Affe raste über einen Ast und wagte es nicht, sich umzudrehen. Etwas Großes jagte sie. Die anderen Affen waren nur verschwommen zu erkennen. Sie rannten in alle Richtungen davon, sprangen durch die Luft und suchten an den Baumspitzen weiter unten nach Halt. Einige taumelten und stürzten durch die Blätter.

Barbo wollte auf den nächsten Baum springen, doch er wusste, dass der Abstand zwischen den Bäumen zu groß war, um hinüberzuspringen.

Er musste es versuchen! Mit aller Kraft katapultierte er sich in die Luft.

Plötzlich traf ihn etwas von hinten. Barbos Fell stellte sich auf und er konnte riechen, dass es brannte. Der Affe verlor das Gefühl in den Gliedern und stürzte in die Tiefe.

Barbo drehte sich in der Luft und versuchte, den Sturz mit Schwanz und Pfoten abzufangen.

Er landete am Fuß eines Baums und rang nach Luft. Die Rufe der anderen Affen verloren sich in der Ferne.

Er war allein.

Ein Schatten fiel über Barbos Kopf. Der Affe wurde starr vor Angst, als er eine riesige Gestalt vor sich sah. Sie war lang und dick wie ein Baum, mit Flossen auf dem Rücken, die in allen Regenbogenfarben schillerten. Ihr Kopf war schmal und glatt und erinnerte Barbo an den einer Schlange. Eine gigantische Schlange! Eine lange, gespaltene Zunge zuckte zwischen den Lippen, als ob sie Barbos Angst schmecken würde.

Wieder blitzte es. Der Blitz schien das Biest zu treffen. Es schwankte und duckte sich. Doch es war nicht verletzt. Stattdessen erschien ein pulsierender blauer Schimmer auf den Schuppen des Biests. Seine blutroten Augen richteten sich auf Barbo. Sie glänzten hungrig. Das Biest richtete sich auf, öffnete sein schreckliches Maul und zeigte seine langen Zähne.

Als es nach vorne sprang, wusste Barbo, dass sein Leben vorbei war.

Beschuldigungen

Tom starrte in eine Reihe wütender Gesichter. Nathan, Malvels Soldat, beugte sich über den verletzten jungen Mann. Der Kuhdieb hatte die Augen geschlossen und stöhnte. Seine Gesichtshaut war grau und sein Rücken war völlig zerkratzt. Madara, die Höllenkatze, hatte die Haut mit ihren Zähnen und Krallen zerrissen. Blut war auf den Boden zwischen den Felsen getropft.

„Glaubst du, er wird überleben?“, fragte Elenna, aber Nathan warf ihr nur einen kalten Blick zu. Ihr Wolf Silver drückte sich an sie und sie streichelte ihm über den Rücken. „Madara war so stark“, fuhr sie fort. „Er hatte keine Chance.“

„Du lügst!“, sagte Nathan. „Ihr wart das! Nehmt die Hände hoch.“

Tom folgte dem Befehl. Er wünschte, sie hätten Madara besiegt, bevor sie den Jungen so übel zurichten konnte. Das Portal am Himmel hatte sich geschlossen, nachdem Tom Madara dorthin zurückgeschickt hatte, wo sie hergekommen war. Jetzt war der Himmel über ihnen wieder glatt und leer. Es gab also keine Möglichkeit, den Soldaten zu beweisen, was wirklich passiert war.

Tom hatte genug von diesem Land. Tavania war seinem Heimatland Avantia sehr ähnlich. Und dennoch war es auf viele Arten ganz anders. Zum einen war alles abweisend und unwirtlich. Zum anderen saß Malvel anstelle des guten Königs auf dem Thron. Tom und Elenna kämpften nicht nur gegen den bösen Zauberer und die Biester, sondern sie führten auch einen Kampf gegen das Land selbst, das sich gegen sie gewendet zu haben schien.

Plötzlich wurde es hinter ihnen unruhig. Tom wirbelte herum, wodurch er seinen Hengst Storm erschreckte. Seine Hand wanderte automatisch zum Schwertgriff, bevor ihm wieder einfiel, dass man es ihm abgenommen hatte.

„Hände hoch!“, brüllte Nathan.