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Das Buch

Gladys Ormerod geht es eigentlich gut. Dank ihrer beginnenden Altersdemenz vergisst sie immer wieder, dass sie auf ihre beiden Enkel aufpassen sollte, ihr Haus hoch verschuldet ist und ihr Sohn wegen einer Lappalie im Knast sitzt. Eines Tages klingelt unverhofft das Telefon: Thomas Major ist dran. Miss Gladys kann ihr Glück kaum fassen, wer hat schon die Chance, mit einem echten Astronauten zu telefonieren?

Ihre Enkel halten Gladys für verrückt. Aber bald stellen sie fest, dass Major Tom, der als erster Mensch zum Mars fliegt, keine Erfindung ihrer Großmutter ist. Als der drohende Verlust des Hauses Familie Ormerod in helle Aufregung versetzt, kommt die Hilfe von oben gerade richtig. Das ungewöhnliche Quartett beweist: Wahre Freundschaft kennt keine Grenzen.

Der Autor

David M. Barnett schreibt u.a. für »The Independent«, »Daily Mail« und »The Guardian«. Nebenbei lehrt er an der Leeds Trinity University. Mit Miss Gladys und ihr Astronaut hat er seinen ersten Unterhaltungsroman geschrieben. David Barnett wohnt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in West Yorkshire.

DAVID M. BARNETT

MISS

GLADYS

UND IHR

ASTRONAUT

Aus dem Englischen
von Wibke Kuhn

Verlagsqualität Ullsteinbuchverlage

Ullstein

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ISBN 978-3-8437-1711-3


Deutsche Erstausgabe im Ullstein Taschenbuch

1. Auflage Juni 2018

© für die deutsche Ausgabe Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2018

© David M. Barnett 2017

Titel der englischen Originalausgabe: Calling Major Tom
(Orion Books, London)

Umschlaggestaltung: zero-media.net, München

Titelabbildung: © FinePic®, München; Getty Images/ ©bulentgultek

E-Book: LVD GmbH, Berlin

Alle Rechte vorbehalten.

1.TEIL

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1. KAPITEL

11. Februar 1978

Vor langer Zeit, in einem Kino weit, weit weg von dem Ort, an dem er sich heute befindet, gehen ein Junge und sein Vater in die Dunkelheit. Der Junge drückt sich eine Packung Treets und eine kleine Tüte Popcorn an die Brust, während sein Vater ihn mit fester Hand auf der Schulter durch den Gang dirigiert. Unter ihren Füßen klebt der Teppichboden. Der Film hat noch nicht angefangen, doch die vom blassen Schein erhellten Gesichter der Zuschauer sind schon auf die Leinwand mit der Werbung gerichtet. In dünnen Fäden schlängelt sich der Zigarettenrauch nach oben und verschlingt und verknotet sich in der schwarzen Leere zwischen Leinwand und Publikum. Aus den vollbesetzten Reihen steigt gedämpftes Murmeln.

Thomas Major war nie glücklicher. Das war die Überraschung zu seinem achten Geburtstag: im Glendale-Kino diesen Film anzuschauen, den er so unbedingt sehen wollte – als wäre er jetzt schon, als wäre er immer schon ein Teil seines Lebens, eingeschrieben in seine DNA. In seinem Zimmer stehen, sorgfältig auf dem Schreibtisch arrangiert, die übrigen Geschenke zu seinem Geburtstag, der bereits vor einem Monat war: ein Star-Wars-Set, zu dem Actionfiguren von Außerirdischen gehören, Snaggletooth und Hammerhead, die man auf kleine Plättchen stellen kann, die sich bewegen und drehen lassen, als würden die Figuren wirklich kämpfen; und eine Aufnahme des Soundtracks vom London Philharmonic Orchestra, die ordentlich neben dem alten Dansette-Plattenspieler seiner Mutter stand, auf dem Stapel alter 45er LPs, die sie ihm zum Abspielen gegeben hat.

Und jetzt sind Thomas und sein Vater im Kino, um sich den Film anzuschauen. Den echten Film. Am Premierenwochenende. Sie stehen einmal um den Block an, um ins älteste Kino von Caversham zu kommen – einem der ältesten in Reading –, und während sie warten, fragt Thomas seinen Vater, ob er gerne mal ins All fliegen würde.

»Ich wette, wenn du so alt bist wie ich, haben sie auf dem Mond schon Städte gebaut«, sagt Dad. »Aber für mich wär das nichts. Keine Atmosphäre.« Er wiehert vor Lachen und haut Thomas auf die Schulter. »Du könntest hinfliegen und dort wohnen. Wie in diesem Lied, Major Tom. Deine Mummy war etwa im dritten Monat, als der Song rauskam. Ich glaube, deswegen wollte sie dich auch Thomas nennen. Jetzt ist sie gerade wieder so weit.« Dad macht eine Pause, dann schaut er Thomas an. »Verdammt. Ist dieses Figaro immer noch auf Platz eins? Das möchte ich ja nicht unbedingt aus der Hintertür schreien müssen, wenn das Abendessen fertig ist.«

»Space Oddity«, korrigiert Thomas geistesabwesend. »Es heißt nicht Major Tom, sondern Space Oddity

Während sie noch in der Schlange stehen, fährt ein beiges Auto am Kino vorbei. Frank Major stößt einen Pfiff aus. »Schau dir das an. Ein Volkswagen Derby. Erst letztes Jahr rausgekommen. So einer würde mir ja auch gefallen.« Er stupst Thomas an. »Wir würden ganz schön cool aussehen, wenn wir in so einer Karre rumfahren würden, was?«

Thomas zuckt mit den Schultern. Autos interessieren ihn nicht so. Sein Dad fährt fort: »Vielleicht kaufen wir dieses Jahr einen. Obwohl, diesen Sommer würde ich uns gerne einen Wintergarten bauen. So was steigert den Wert des Hauses. Vielleicht könnten wir den Dachboden auch umbauen. Eine Straße weiter gab es ein Haus mit Wintergarten und ausgebautem Dachgeschoss, das ist letztes Jahr für knapp dreiundzwanzig Riesen weggegangen. Kannst du dir so was vorstellen?« Ein Vollmond steht knapp über dem Horizont der schwarzen Silhouette der Dächer. »Wie eine 10-Pence-Münze«, sagt Dad. Thomas kneift ein Auge zu und legt Daumen und Zeigefinger um die Scheibe des Mondes.

»Ich hab ihn, Dad! Ich hab den Mond!«

»Dann steck ihn in die Tasche, mein Sohn«, sagt er. »Man weiß nie, wann man ihn mal brauchen kann. Komm, jetzt können wir endlich rein.«

Thomas steckt den unsichtbaren, gewichtslosen 10-Pence-Münzen-Mond in die Brusttasche seines braunen Hemdes mit dem großen Kragen. Thomas liegt der Burger vom Mittagessen durchaus noch angenehm im Bauch, aber er hat schon noch Platz für Süßigkeiten und Knabberzeug. Sein Dad schüttelt den Kopf und macht einen Kommentar zum unglaublichen Fassungsvermögen seines Magens, bevor er am Kiosk das Geld über den Tresen schiebt.

Jetzt dirigiert Dad ihn zum einzigen freien Sitz am Ende einer Reihe, neben einem Mann und einer Frau mit drei kleinen Mädchen. Thomas spürt, wie sich etwas in ihm verknotet, etwas, das er nicht benennen kann. Er schaut seinen Vater fragend an: »Aber da ist nur ein Sitz.«

»Warte kurz«, sagt Dad und geht zu der Dame, die im Saal das Eis verkauft. Sie hat Haare wie aus Granit gemeißelt und ein dazu passendes Gesicht, das sie jetzt Thomas zuwendet. Ihre Stecknadelaugen fixieren ihn durch die Dunkelheit.

Dad gibt ihr eine Pfundnote, und sie gibt ihm zwei Schokoladeneis. Sie schaut noch einmal Thomas an, dann Dad, der eine Grimasse zieht und ihr eine weitere Pfundnote gibt. Dann geht er zurück zu Thomas, die Dame folgt ihm. Thomas balanciert das Popcorn auf den Knien, die Treets hat er in der Tasche. Dad drückt ihm das Eis in die Hand.

»Thomas, mein Sohn«, sagt er. »Dein Dad hat was zu erledigen.«

Thomas schaut ihn an und muss blinzeln. »Was zu erledigen? Und was ist mit dem Film?«

»Das geht schon klar. Es ist nämlich sehr wichtig. Es ist …« Er schaut auf den Bildschirm, als könnte er sich von dort eine gute Idee holen. »Eine Überraschung für deine Mum.« Er klopft sich mit dem Finger an die Nase. »Das gehört zu den Regeln für einen Männer-Tag, okay? Bleibt unter uns.«

Thomas klopft sich ebenfalls an die Nase, aber ohne große Überzeugung. Er spürt, wie sich in seinem Bauch ein gähnender Abgrund auftut. Dad sagt: »Das ist Deirdre. Sie wird ein Auge auf dich haben, bis ich zurück bin.«

Die Frau schaut auf Thomas herunter. Ihr Mund ist eine dünne, blutleere Linie, als hätte der Bildhauer sich keine besonders große Mühe gegeben, ihr ein menschliches Aussehen zu verpassen.

»Wie lang bleibst du denn weg?«, fragt Thomas. Er fühlt das Gewicht dieser ganzen Schwärze im Kino auf seinen Schultern, er fühlt sich sehr allein.

»Ach, ehe du dich’s versiehst, bin ich zurück«, sagt Dad und zwinkert ihm zu. Dann fängt die Musik an, und Thomas dreht sich zur Leinwand, die sich mit Sternen und Wörtern füllt, die langsam darüber hinwegrollen.

Es herrscht Bürgerkrieg.
Die Rebellen, deren Raumschiffe von einem geheimen
Stützpunkt aus angreifen, haben ihren ersten Sieg über
das böse Galaktische Imperium errungen.

Thomas schaut noch einmal zurück, in der Hoffnung, seinen Vater zu sehen, doch der ist bereits verschwunden.

2. KAPITEL

Ein Schuppen in 22 000 Meilen Höhe

5 waagrecht: Eine Zahl, mit Saatkörnern, aber etwas verballhornten. Gekrönt mit einer gängigen Nachsilbe.

Thomas Major schließt die Augen, um nachzudenken. Er kommt zu dem Schluss, dass Stille das Beste überhaupt ist. Keine hupenden Autos, keine schreienden Stimmen, keine heulenden Motoren, keine klingelnden Telefone, kein Piep-piep-piep von zurücksetzenden Müllwagen.

Nichts.

Kein Türklingeln, kein wummernder Bass von der grässlichen Musik irgendeines Nachbarn, keine knallenden Türen, keine plärrenden Fernseher.

Nur Ruhe.

Kein belangloses Radiomoderatorenschnattern, kein pausenloses Pling von eingehenden SMS, kein Presslufthammer auf dem Asphalt, keine Straßenmusiker, die Klassiker massakrieren.

Nichts von den Dingen, die in seinem Kopf unter der Kategorie auratische Bedrohung abgelegt sind.

Thomas Major hatte sich schon immer einen Schuppen gewünscht. Gemütlich abgesondert, weit weg von den anderen mit ihrem verhassten Lärm, sitzt er dort und tippt mit der Spitze seines Stifts auf die erste Seite des Big Guardian Book of Really Hard Cryptic Crosswords und denkt weiter nach. Das Tippen des Stifts ist ein schönes Geräusch, eine Begleitung zu grundehrlicher geistiger Anstrengung. Und es ist sein Geräusch, sein Lärm.

Genauso wie das Schlürfen, wenn er einen Schluck Tee nimmt, heiß und viel zu süß. Niemand hier, der ihn an seine Manieren erinnern könnte. Wenn er Lust hat, dann schlürft er eben, fertig, aus. Er spült den Tee im Mund herum, bis er so weit abgekühlt ist, dass er laut damit gurgeln kann.

»Nimm dies!«, sagt er ins Nichts, nachdem er runtergeschluckt hat.

Sein Leben lang hat er sich seinen eigenen Schuppen gewünscht. Er beneidete die Männer, die sich in ihren Garten zurückziehen und alles und jeden aussperren konnten. Und jetzt, hier, an seinem siebenundvierzigsten Geburtstag, ist er endlich allein, darf Tee schlürfen und kann so viel Zeit mit seinen Kreuzworträtseln verbringen, wie es ihm passt. Er hat sich dieses Buch mit seinen 365 teuflisch schwierigen Rätseln aufgespart. Wieder tippt er mit dem Stift auf die Seite. Zahlen gibt es viele. Genauso wie gängige Nachsilben. Samenkörner. Aber leicht verballhornte. Da Thomas Major hier drinnen haargenau das machen kann, worauf er Lust hat, beschließt er, dass er vielleicht ein bisschen Musik haben möchte, die ihm beim Nachdenken hilft. Aber man beachte, richtige Musik, nicht dieses Wumm-wumm-wumm, das aus den teuren Autos kommt, die von jungen Männern gefahren werden, denen die Arroganz aus jeder Pore dünstet. Er hätte am liebsten seine ganze Vinyl-Sammlung hier, aber es gab leider ein Platzproblem. Also hat er sie komplett digitalisiert, ­jeden Song von jedem Album, jede Single und jede B-Seite, jede Rarität, jede Flexidisc, die als Add-on auf einer Musikzeitschrift oder Zeitung klebte. Alles. Da heute sein Geburtstag ist, findet er, er sollte etwas Anregendes, Fröhliches hören, The Cure vielleicht. Er fährt den PC hoch – beim geschäftigen Klicken und Summen, das er von sich gibt, verzieht er das Gesicht – und sucht sich die Disintegration aus. Großartige Rückkehr zur düsteren Form, 1989. Die Songs werden vom Computer in be­liebiger Reihenfolge abgespielt, was Thomas gar nicht leiden kann. Man sollte ein Album in der Reihenfolge anhören, die sich die Band gedacht hat – aber er hat noch nicht rausgefunden, wie er den Zufallsmodus abstellen kann. Der erste Song ist Homesick.

Thomas grunzt leise, lässt langsam den Atem durch die Nase ausströmen und grinst schief.

Fast. Aber nicht ganz.

Lateinische Sonne – das muss natürlich Sol sein. Eines gekaut – soll das eine Zahl sein? Thomas lutscht nachdenklich am Stift, bis der nächste Song beginnt. Vielleicht hilft ein Blick aus dem Fenster. Aber da verschlägt es ihm nur den Atem, und er fragt sich, ob er diese Aussicht jemals über haben wird, sie jemals gewöhnlich oder arm an Wundern finden wird. Er hofft aufrichtig, dass dieser Fall niemals eintritt. Denn hier ist er – ganz allein mit seinem Tee, seinen Kreuzworträtseln und seiner Musik –, und dort draußen sind alle anderen.

Die Erde füllt die zehn Zentimeter dicke Scheibe aus, blau und grün, mit einem Kranz aus Wolken und ziemlich, ziemlich schön. So groß, dass er fast die Hand ausstrecken und sie berühren könnte. Er ist im hohen Erdorbit, 22 000 Meilen über der Oberfläche des Planeten, und in kürzester Zeit wird er sich in die Leere hinauskatapultieren, mit 26,5 Kilometern pro Sekunde von ihr wegrasen. Bald wird sie zu einem Nichts schrumpfen, einem Fleck in der Samtdecke des Alls. Er schließt die Augen und lauscht der Musik, und er sagt sich, dass er selbstverständlich das Richtige getan hat – das hier ist genau das, was er sich gewünscht hat.

Thomas’ Welt ist eine sechseckige Röhre, zehn Meter lang und dominiert von seinem Arbeitsplatz am einen Ende und am anderen von einer großen Klappe, die in eine Druckschleuse führt und dann in die große, unendliche Leere.

Ans Ende der Kapsel geht Thomas nicht so oft.

Dazwischen Panele voller Elektronik – Thomas weiß nur bei etwas weniger als der Hälfte von ihnen, wozu sie gut sind –, eine Reihe von Türen, die zu Lagerabteilen mit allen möglichen ­Sachen und Vorräten führen – die meisten getrocknet –, um ihn auf seiner Reise am Leben zu halten, und ein Laufband, an das er sich schnallt, um zu rennen und seine Muskeln davon abzuhalten, total zu verkümmern.

Es ist im Grunde genommen sein Zuhause. Es hat sogar seine häusliche Routine, aber statt zur Arbeit und zurück zu pendeln, um sich vor den Fernseher zu setzen oder Musik zu hören, während sein Abendessen auf dem Herd steht, beginnt Thomas jeden Tag in seinem Schlafsack an der Wand. Er hat versucht, frei schwebend in der Schwerelosigkeit zu schlafen, aber am Ende wurde er immer von den Lüftungsschächten angesaugt. Dann macht er sich Frühstück – irgendein geschmackloses getrocknetes Zeug oder einen nahrhaften Früchteriegel – und dann wäscht er sich und geht auf die Toilette, was immer sehr lustig ist. Den Morgen verbringt er damit, sämtliche Systeme zu checken, dann kommt Sport, dann soll er eigentlich die Anweisungen für die ganzen Aufgaben durchlesen, die er zu erledigen hat, wenn er erst auf dem Mars ist … die wichtigste davon: am Leben bleiben. Das scheint eine Menge Kartoffelanbau zu erfordern.

Die Musik verstummt und wird von einem scheppernden, eindringlich metallischen Laut ersetzt. Er wendet sich vom Fenster ab, von der Welt, und stößt sich von der Wand ab, schwimmt in der absoluten Schwerelosigkeit zum an der Wand befestigten Monitor. Sein Kreuzworträtselbuch und der Stift schweben darüber. Der Bildschirm zeigt die Worte: EINGEHENDE NACHRICHT.

»Na super«, flüstert er, während sich der Bildschirm in ein Pixelchaos verwandelt, das sich zögerlich zu dem Bild einer Gruppe von Leuten im Anzug zusammensetzt, die vor endlosen Reihen von Technikern an Computerterminals stehen.

»This is Ground Control to Major Tom!«, sagt der Mann in der Mitte der Gruppe, groß und dünn, mit zurückgegeltem dunklen Haar. »Major Tom, bitte kommen!«

Thomas hält sich vor dem Monitor fest, und in der unteren Ecke des Bildschirms erscheint ein briefmarkengroßes Bild von ihm selbst. Er schaut es an und überlegt, ob er sich hätte rasieren sollen; hier oben kann er nur einen Elektrorasierer benutzen, und den hasst er. Auf einmal wird ihm klar, dass er wahrscheinlich sein Lebtag keine Nassrasur mehr haben wird. Sein braunes Haar mit den grauen Strähnen sieht lustig aus, wie es ihm vom Kopf absteht, wie Büschel von Seetang, die sich im Wasser hin und her bewegen.

»Hallo, Ground Control. Hier Schrottnik-1, ich kann Sie laut und deutlich hören.«

Die Techniker jubeln, wenn auch verhalten, höflich, britisch. Der Mann im Anzug – Direktor Baumann – starrt ihn durch die Kamera an. »Wollen Sie die Ares-1 weiterhin bei diesem albernen Namen nennen, Thomas?«

»Wollen Sie die nächsten sieben Monate jeden Tag ›This is Ground Control to Major Tom‹ sagen?«

Direktor Baumanns Haar ist so schwarz, dass es gefärbt sein muss. Er erscheint nie ohne Krawatte und säuberlich zugeknöpftes Hemd. Thomas sind Leute unheimlich, die heutzutage noch mit Krawatte zur Arbeit gehen. So was ist doch völlig unnötig. Krawatten sind was für Beerdigungen – mit denen Thomas viel Erfahrung hat – und Hochzeiten, mit denen er immerhin flüchtig Bekanntschaft gemacht hat. Baumanns Hemden sind so perfekt gebügelt, dass er entweder an einer Zwangsstörung leiden oder seine Frau im Keller ans Bügelbrett gekettet haben muss. Aber was Thomas am meisten an ihm hasst, wie ihm gerade klarwird, ist Direktor Baumanns Leidenschaft für Klemmbretter. Man sieht ihn nie ohne. Er wirft einen Blick auf jenes, das er gerade in der Hand hat. »Ihre Systeme laufen alle 1 a, wenn ich nach unseren Fehlerdiagnosen gehen kann. Haben Sie die Checks an Bord schon durchgeführt?«

Thomas schlägt das Kreuzworträtselbuch beiseite, das anklagend vor der Kamera schwebt, und murmelt etwas Unverbind­liches. »Ihr Start ist perfekt gelaufen, wie Sie wahrscheinlich selbst wissen«, sagt Baumann. »Sie sind genau auf der Hohmann-Transfer-Route, und die Motoren laufen auf Volldampf. Jetzt sind Sie also unterwegs, Thomas. Dreihundertundzehn Millionen Meilen noch. Die NASA hat uns mitgeteilt, dass es in Ihrer Nähe ein paar Mikrometeoritenregen gab, aber das sollte Ihnen keine Probleme bereiten.«

Kleiner Small Talk übers Wetter, sogar im All. Britischer geht’s wohl kaum. »Ich wusste, ich hätte meinen Regenschirm einpacken sollen.«

Neuerliches Gelächter von den Technikern. Eine Frau, die ihr iPad hält wie ein Baby, schiebt sich mit der freien Hand die Haare aus dem Gesicht. »Wir nehmen diese Sitzung auf und wollen sie an die Medien weitergeben. Und wir glauben, dass heute Ihr Geburtstag ist …?« Ihre Stimme hebt an zu diesem widerlich kalkulierten Singsang.

Das ist Claudia, die sich um die Public Relations kümmert. Thomas weiß, dass sie ihn hasst für das, was er vor einem Jahr getan hat. Sie ist gebräunt und trainiert, und Thomas kann sich gut vorstellen, wie sie ihre gesamte Freizeit mit irgendeinem sündhaft teuren Sport verbringt, auf Ledersäcke einboxt, wobei sie sich konzentriert, um nur Thomas’ widerspenstiges Haar und Gesicht vor sich zu sehen.

»11. Januar. Jedes Jahr derselbe Tag. Sagt jetzt nicht, dass hier irgendwo ein Kuchen aus der Tube rumliegt? Der muss dann aber besser sein als der Tee, den ich da rausquetsche. Zu viel Zucker. Und ganz sicher nicht Earl Grey, wie ich bestellt hatte.«

Baumann wackelt mit den Augenbrauen, sein Zeichen für Oh Gott, hör doch endlich auf mit deinem Genörgel, du Griesgram. Claudia tippt auf ihrem iPad herum. »Wir haben hier jemand ganz Besonderen, der mit Ihnen sprechen will, Thomas …«

Er macht den Mund auf und wieder zu. Wirklich? Jemand Besonderen? Hat sie … ist es am Ende Janet?

3. KAPITEL

41 Meter über dem Meeresspiegel

»Das ist Nans Handy«, ruft James.

Dann: »Ich hab kein sauberes Hemd mehr.«

Und: »Wir haben heute Sport, wo sind meine Sportsachen?«

Gefolgt von: »Und ich hasse Schinkenbrote. Kann ich nicht in der Schule mittagessen?«

Gladys sitzt auf ihrem Sessel am Kamin in dem kleinen Wohnzimmer in der Santus Street Nr. 19 in Wigan und bewundert ihren langen rosa Steppmorgenmantel. Er sieht aus wie die Decken, die sie früher immer die »Festland-Decken« nannten. Warum eigentlich? Kamen die vom Festland? Und warum hatten die da solche Decken? War es auf dem Festland nicht immer warm? Zumindest dort, wo die Leute hinfuhren, wenn sie sagten, »wir fahren aufs Festland, nach Europa«? Benidorm und so?

James steht auf der Schwelle der Küchentür, ohne Hemd, seine weißen, knochigen Ellbogen berühren den Türrahmen, weil er seine Arme so weit ausgebreitet hat, als würde er jemanden anflehen, etwas zu tun. Er wird sich noch den Tod holen, wenn er da mehr oder weniger unbekleidet rumsteht, mitten im Januar. Gladys überlegt kurz, ob sie ihm helfen könnte. Schließlich klingelt da gerade ihr Handy – James hat ganz recht. Es klingt allerdings total gedämpft, als läge es in einem Eimer am Grunde eines Brunnens. Schon erstaunlich, was heute so alles machbar ist – James hat auf ihrem Handy ein altes Lied als Klingelton eingespeichert. Diamonds and Rust von Joan Baez, eins von Gladys’ Lieblingsliedern, auch wenn es sie traurig macht. Oft kann sie gar nicht so richtig sagen, warum. Vielleicht weil es darum geht, sich an längst zurückliegende Dinge zu erinnern, und das ist im Grunde so ziemlich alles, was Gladys heutzutage noch hat. In diesem Moment erinnert sie sich tatsächlich an ­etwas, es hat zwar nichts mit irgendwas zu tun, aber es ist trotzdem eine Information, die erinnernswert ist, denkt sie: »Wigan liegt 41 Meter über dem Meeresspiegel.«

James stöhnt und starrt auf seine Ellbogen. Die Arme hat er jetzt nach innen gedreht.

»Ellie!«, ruft Gladys von ihrem Stuhl »James braucht … irgendwas. Ich bügel ihm schnell sein Hemd.«

Ein gedämpfter Ruf von oben. Gladys schnalzt missbilligend mit der Zunge, als sie James’ Haar sieht, viel zu lang und gelockt für einen Zehnjährigen, und stemmt ihren dünnen Körper in die Höhe. Das Wohnzimmer ist klein, nur ein Sessel und das Sofa und der Fernseher, eine Tür in die Küche und daneben die Treppe. Hinter dem Sofa steht ein Plastikkorb, in dem sich frisch gewaschene Wäsche zu einem schwankenden Turm stapelt. Das Bügelbrett steht schon bereit, seit Monaten steht es bereit. Seit Menschengedenken. Gladys wühlt in dem Haufen, bis sie ein weißes Hemd gefunden hat, und steckt das Bügeleisen ein.

»Ich geb dir einen Shilling mit fürs Mittagessen.«

James verdreht die Augen und wühlt selbst im Wäschekorb, bis er Shorts und ein Rugby-Shirt gefunden hat. »Soll ich dir das auch bügeln?«, fragt sie.

James stopft es in seine Tasche. »Ach, lass ruhig. Heute Abend ist es sowieso wieder voller Schlamm, und Blut wahrscheinlich auch. Ich weiß nicht, warum wir im Januar unbedingt Rugby spielen müssen. Das sollten wir im Sommer machen.«

»Dein Großvater war immer ein guter Rugbyspieler. Er hätte für die Mannschaft von Wigan spielen können, als er jünger war.« Sie schaut die Knöpfe des Hemds an, das sie auf dem Bügelbrett ausgebreitet hat. Unglaublich schlecht genäht. Das hätte sich in ihrer Kindheit niemand getraut. Sie schaut aufs Etikett. Made in Taiwan, na, kein Wunder.

»Nan!« Ellie erscheint auf der Schwelle. Viel zu viel Make-up an den Augen, wie immer. Ihre Haare sehen aus, als hätte man sie rückwärts durch eine Hecke gezogen. Und dieser Rock. Praktisch ein Gürtel. Nicht dass Gladys da große Reden schwingen dürfte. Gladys mochte Miniröcke, oh ja. Tolle Beine. Sagten alle Jungs. Das war das Erste, was Bill zu ihr sagte, als sie vor der Frittenbude beim Ferris Wheel Pub standen. »Tolle Beine hast du, Mädel!« Sie mochte den Pub. Schönes Gläschen Bier am Samstagabend. Sie überlegt, ob es ihn wohl noch gibt, dann fällt ihr ein, dass sie ihn ja abgerissen haben, um den großen Supermarkt da hinzustellen.

»Nan!« Ellie rennt zu ihr hinüber, quetscht sich zwischen Sofa und Wand und schnappt sich das Bügeleisen, das schon die ganze Zeit auf James’ Hemd steht.

»Na super.« Ein großer, bügeleisenförmiger brauner Fleck ­direkt über der Brusttasche.

Ellie schlägt die Hände vors Gesicht. »Er hat doch bloß drei Hemden.«

»Ich bügel einfach ein anderes«, sagt Gladys. Sie hält das Hemd hoch und mustert es kritisch. »War sowieso schrecklich schlampig genäht. Das zerschneid ich und mach Putzlappen draus.«

»Ich mach das schon«, sagt Ellie und schiebt Gladys behutsam mit den Ellbogen vom Bügeleisen fort. »Setz du dich hin. Hast du schon gefrühstückt?«

»Eine Scheibe Toast und eine Tasse Tee wären ganz wunderbar. Hast du mein Handy gesehen? Ich hab es klingeln hören.«

James schlüpft bereits in ein zerknittertes weißes Hemd. »Schon in Ordnung«, sagt er, aber seiner Stimme ist anzuhören, dass er das Gegenteil meint. »Ich muss jetzt, sonst verpass ich meinen Bus.«

»Hat jemand mein Telefon gesehen?«, sagt Gladys. »Ich hab es zum Aufladen eingestöpselt, als du mir gestern Abend die Einkäufe gebracht hast. Ich hab die Lebensmittel eingeräumt. Ah, jetzt weiß ich’s wieder.«

James steht am Kühlschrank und starrt hinein, als enthielte er was weiß ich für wundersame Dinge. Er greift hinein und nimmt sich eins von seinen in Frischhaltefolie gewickelten belegten Broten heraus. »Liegt hier drin, Nan. Dein Handy. Du hast es im Kühlschrank vergessen, in der Butterdose.«

James fängt an zu lachen und geht mit dem Handy ins Wohnzimmer. Ellie schüttelt den Kopf. »Nan.«

Gladys reibt sich das Kinn. »Ich hätte Stein und Bein geschworen, dass ich es gestern Abend eingestöpselt habe. Da drüben, auf der Kommode.«

Die Kommode steht unterm Fenster, ein kleines, billiges Teil. Darauf steht eine Schüssel mit schrumpeligen Mandarinen, flankiert von Fotos von Ellies und James’ Mutter und Vater. James deutet darauf und lacht wieder. »Oh Mann, ist das eklig.«

Hinter der Obstschale schlängelt sich das Kabel von Gladys’ Ladegerät hervor. Den Stecker hat sie in ein Paket Butter gerammt, das geschmolzen und über die polierte Holzoberfläche gelaufen ist.

»Ich mach’s schon sauber.« Ellie seufzt laut. Sie wirft einen Blick auf ihr Handy. »James, du musst los.«

»Bis dann«, sagt er, und Gladys sieht zu, wie er sich einen Keks in den Mund schiebt, bevor er geht. Sie zwinkert ihm zu. Unser Geheimnis.

Ellie schaut nochmals auf ihr Handy. »Scheiße. Ich komm zu spät zur Schule.« Sie rennt in die Küche – immer am Rennen, dieses Mädchen –, und Gladys hört, wie der Kessel zischt und der Toaster bedient wird. Fünf Minuten später bringt Ellie ihr eine Tasse Tee und eine Scheibe Buttertoast auf einem Teller. Eine zusammengeklappte Toastscheibe ragt aus ihrem Mund.

»Du bist ein liebes Mädchen«, sagt Gladys.

Ellie geht vor Gladys in die Hocke und nimmt den Toast aus dem Mund. »Nan«, sagt sie. Immer ernst. Immer am Rennen und ernst. »Nan, versprich mir, dass du heute nicht rausgehst. Und bitte keine Geräte irgendwo anschließen. Ich hab dir eine Tupperdose mit dem Mittagessen in den Kühlschrank gestellt. Das muss dann zwei Minuten in die Mikrowelle. Ich hab alles aufgeschrieben und den Zettel auf den Deckel geklebt. Einfach die Anweisungen genau befolgen, okay? Tee machen kannst du dir ja, oder?«

»Natürlich kann ich das.« Gladys schnieft beleidigt. »Ich bin kein Baby. Ich werde einundsiebzig.«

Ellie nickt. »Mach niemandem die Tür auf und geh nicht ans Handy, außer wenn auf dem Display steht, dass James oder ich dran sind, hast du verstanden?«

Gladys salutiert scherzhaft und lacht. Ellie lacht nicht. Sie schaut sich nach ihrem Rucksack um, entdeckt ihn auf der Kommode und schwingt ihn sich über eine Schulter. »Um vier bin ich wieder da. James kommt um halb drei. Okay? Du kannst ja fernsehen. Und vergiss dein Mittagessen nicht. Ich dachte mir, zum Abendessen könnten wir Fischstäbchen essen. Und dann muss ich arbeiten.«

»Wunderbar«, sagt Gladys. »Aber ich glaube, ich hätte ganz gern einen Pie. Fleisch-Kartoffel-Pie. Weißt du, dass sie die nicht mehr so nennen dürfen? Sie müssen sie Kartoffel-Fleisch-Pie nennen, weil mehr Kartoffeln drin sind als Fleisch. Ein bisschen Sauce dazu wär natürlich auch fein. Ich wünsch dir viel Spaß in der Schule.«

Als Ellie endlich weg ist, stößt Gladys einen tiefen Seufzer aus. Manchmal kann sie sich selbst denken hören in diesem Haus. Sie schaut sich nach der Fernbedienung um und entdeckt sie auf dem Kaminsims. Sie zielt damit auf den Fernseher und drückt auf die Knöpfe, bis der Apparat angeht. Nachrichten, Nachrichten, Nachrichten. Wieder diese Idioten auf ihrem Sofa. Irgend so ein amerikanischer Quark. Menschen, die ins All fliegen. So viel Auswahl, und dann doch nie was Sehenswertes dabei. Gladys könnte ihr Buch weiterlesen, wenn sie es findet. Oder sich erinnert, wie es überhaupt heißt. Oder auch nur, wovon es handelt.

Sie nimmt das Handy in die Hand und überlegt, wer wohl vorhin aus dem Kühlschrank angerufen hat. Nein, nicht aus dem Kühlschrank. Im Kühlschrank. Als das Handy im Kühlschrank lag. Es könnte ihr Freund gewesen sein, aber der ruft normalerweise nicht an. Na ja, tatsächlich ruft er überhaupt nie an. Er mailt lieber. Gladys schaut aufs Display und liest EIN VERPASSTER ANRUF, gefolgt von einer Nummer, die sie nicht erkennt – na ja, auf jeden Fall eine, die nicht mit einem Namen eingespeichert ist. Dann fährt sie zusammen und lässt um ein Haar das Handy fallen, als es wieder anfängt zu klingeln.

»Hallo?« Gladys lauscht einen Moment, was die junge Frau mit der netten Stimme am anderen Ende der Leitung zu sagen hat. Sie überlegt und sagt: »Na ja, doch, ich glaube, ich habe schon eine Restschuldversicherung. Wie viele Kredite? Ach, so sechs oder sieben, glaube ich. Acht. Zurückverlangen? Oh, das klingt interessant.«

4. KAPITEL

Wie es im Weltraum ist

Thomas wirft einen Blick zu seinem Bild auf dem Monitor und versucht, sein Haar glattzustreichen, aber es stellt sich immer wieder auf. Er überlegt, ob er wohl kurz unterbrechen könnte, um sich schnell zu rasieren. Er überlegt allerdings nicht, warum seine Exfrau mehrere Monate nach ihrer Ankündigung, nie wieder mit ihm reden zu wollen, plötzlich in der Leitung sein sollte.

Da kommt ein Mann mit kariertem Hemd und einem kleinen Kind ins Bild geschlurft. Keine Janet weit und breit. Claudia winkt das Mädchen zu sich. »Wir haben einen Wettbewerb in Ihrer alten Grundschule in Caversham veranstaltet. Der Gewinner hat die Gelegenheit bekommen, Ihnen eine Frage zu stellen.« Sie legt ihren Arm um das Mädchen, das neun oder zehn Jahre alt ist. »Das ist Stephanie. Und das ist Mr Beresford, ihr Klassenlehrer. Na los, Stephanie, sag hallo, du brauchst nicht schüchtern zu sein.«

Thomas schaut den Lehrer an. Er sieht tatsächlich so jung aus, dass er Thomas’ Sohn sein könnte. Das Mädchen winkt schüchtern, und Thomas sagt: »Mein Klassenlehrer war damals Mr Dickinson. Was ist denn aus dem geworden?«

»Oh, Tony Dickinson meinen Sie, oder?«, sagt Mr Beresford. »Ich glaube, der ist schon vor einer ganzen Weile in Rente gegangen und vor ungefähr einem Jahr gestorben. Ich weiß noch, dass ich da was in einem Newsletter gelesen hab.«

»Gut. Das war ein richtig giftiger, sadistischer Volltrottel. Er hat mir dreimal mit dem Rohrstock was auf den Arsch gegeben, weil ich mich im Unterricht an der Nase gekratzt hab. Ich hoffe, er hatte einen qualvollen Tod.«

»Major Tom«, stößt Baumann zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Major Tom hat einen sehr … komischen Humor, Stephanie. Er meint das natürlich alles nicht so.«

»Und ob ich das so meine, verdammt noch mal. Ich glaube, dem alten Dicky ging einer ab, wenn er kleinen Jungs den Hintern versohlte.« Er wendet seine Aufmerksamkeit Mr Beresford zu, der einen modernen Haarschnitt und Hipsterbart trägt. »Ich schätze, so was erlauben die Ihnen heute nicht mehr. Da wird bestimmt alles gecheckt, polizeiliches Führungszeugnis und so.«

Claudia drängelt sich zu Baumann vor, der mittlerweile an seinem Hemdkragen herumzerrt. »Wie auch immer, Thomas – die kleine Stephanie hier hat eine Frage an Sie.«

»Wenn es darum geht, wie man im Weltraum kacken kann, kann ich euch gleich verraten, dass es zeitaufwendig, umständlich und würdelos ist.« Thomas sieht, wie sich Baumann die Hand an die Stirn legt.

Das Mädchen schaut zu seinem Lehrer, dann zu Claudia, die schmallippig lächelt und ihr einen kleinen Stups versetzt. Daraufhin schaut die Kleine auf eine Karte und liest mit zitternder Stimme ab: »Was ist das Schönste daran, im All zu sein?«

Du lieber Himmel, was Besseres ist euch nicht eingefallen?

Zu spät. In diesem Moment merkt Thomas, dass er es laut ausgesprochen hat. Das Mädchen verzieht das Gesicht und fängt an zu heulen. Thomas macht die Augen zu. »Okay. Du willst also wissen, was das Schönste daran ist, im All zu sein? Ganz einfach: dass ich nicht auf der Erde bin. Ich war wahrscheinlich so alt wie du, als mir etwas klar wurde, und zwar, dass die Welt scheiße ist, und auch alle Leute, die darauf rumlaufen. Ich hab mein Leben lang zugeschaut, wie meine ehrgeizigen Pläne dahinwelken und sterben. Als dann die Chance kam, das alles hinter mir zu lassen – ich meine, buchstäblich den ganzen Mist hinter mir zu lassen –, da hab ich mich richtig draufgestürzt. Ich hab das Einzige, was ich mir jemals gewünscht habe. Keine Menschen. Ich bin ­allein. Komplett und total …«

Eine Zahl, mit Saatkörnern, aber etwas verballhornten. Gekrönt mit einer gängigen Nachsilbe.

»EINSAMKEIT!«, kläfft Thomas, schlägt die Augen auf und schaut sich nach seinem Kreuzworträtselbuch um. Dann entdeckt er, dass der Bildschirm schwarz und leer ist. Die Wichser haben ihn weggeschaltet.

Sein Stift schwebt irgendwo über dem Fenster, und er will gerade nach ihm greifen, als ein schrilles Sirren aus einer grauen Plastikplatte kommt, die ihm bis jetzt noch nie ins Auge gefallen ist. Er nimmt das Ding vorsichtig in die Hand und stellt fest, dass es eine Art Telefon ist.

»Hallo?«

»Thomas? Hier ist Direktor Baumann«, sagt eine Stimme, die fast hinter einem Rauschen verschwindet. »Gerade als Sie an­fingen zu reden, haben wir die Verbindung mit Ihnen verloren. Aber keine Sorge, wir sind dran. Wahrscheinlich einfach ein Software-Glitch. Aber an Ihrer Stelle würde ich noch mal die ABE-Anweisungen büffeln.«

Büffeln? Sagt das heute überhaupt noch jemand? Und Thomas lässt den ABE-Kommentar an sich abtropfen und stößt stattdessen einen müden Seufzer aus. »Geschieht Ihnen ganz recht, wenn Sie Ihre Computersysteme alle im Schlussverkauf bei PC-World kaufen.«

Direktor Baumann ignoriert ihn. »Wie gesagt, wir sind da absolut dran. Und in der Zwischenzeit müssen wir eben über dieses System Kontakt halten.«

»Ich wusste gar nicht, dass ich ein Telefon habe.« Thomas nimmt das Plastikding kurz vom Ohr, um es zu mustern. Sieht aus wie irgendwas aus den Siebzigern. Ist es wahrscheinlich auch, nachdem die Schrottnik-1 ja so was wie ein Bastardmix aus billiger sowjetischer Weltraumtechnologie ist. Aber zumindest funktioniert es.

»Das ist ein Iridiumtelefon«, sagt Bauman. »Es nutzt Satelliten, die um die Erde kreisen, um die Signale zwischen uns zu übertragen. Der Haken ist, dass Sie nicht mehr allzu lang in der optimalen Reichweite sein werden. Die Technologie ist etwas veraltet und schwerfällig, aber es gibt ungefähr sechsundsechzig Satelliten, die unsere Signale weiterleiten können, also sollten wir in der Lage sein, den Kontakt zu halten.«

»Siebenundsiebzig würden viel besser passen«, sagt Thomas geistesabwesend. »Das ist die Kernladungszahl von Iridium.«

»Ist ja nicht weiter wichtig«, sagt Baumann gereizt. »Wir schätzen, dass wir die Hauptleitung schneller wieder am Laufen haben, als Sie schauen können.«

»Sie können mich also nicht sehen? Überhaupt nicht?«

»Na ja … nein, nicht direkt. Nicht an sich. Aber keine Sorge. Die Technikleute sind …«

»… absolut dran, jaja«, sagt Thomas. Er greift nach seinem schwebenden Kreuzworträtselbuch. »Na, wenn Sie sicher sind, dass Sie mich nicht sehen können … dann würde ich sagen, ich mach jetzt ein paar … äh … ein paar Tests. Und so.«

»Ausgezeichnet«, sagt Baumann. »Es ist auch wirklich nur die Optik weg, ich werde Ihnen also ein paar Nummern mailen, über die Sie uns im Notfall von Ihrem Iridiumtelefon aus anrufen können.«

»Nummern? Ganz gewöhnliche Telefonnummern? So funk­tioniert dieses Ding?«

»Ja. Ganz gewöhnliche Telefonnummern. Wir hören uns dann. Und Thomas … wissen Sie, das kleine Mädchen haben Sie wirklich zum Weinen gebracht. Wäre es möglich, dass Sie sich nicht immer aufführen wie ein … wie ein …«

Direktor Baumann scheint das rechte Wort nicht einzufallen.

»Mieser Wichser?«, bietet Thomas höflich an.

Er kann Direktor Baumann natürlich nicht sehen, aber er kann sich trotzdem vorstellen, wie er dasteht, sich sein Klemmbrett an die Brust presst, den Nasenrücken zwischen Daumen und Zeigefinger drückt und die Augenbrauen zusammenzieht.

»Ja«, sagt Direktor Baumann mit ruhiger Resignation. »Wäre es nicht möglich, dass Sie sich nicht immer aufführen wie ein mieser Wichser, vor allem, wenn wir Gäste haben, die gern mit Ihnen reden würden?«

»Wäre es möglich, dass ein Schneeball in der Hölle überlebt?«

»Thomas«, beginnt Baumann wieder, in einem Ton, mit dem man normalerweise ein schlicht gestricktes Kind ansprechen würde. »Thomas. Wir sind ein ziemliches Risiko eingegangen, als wir Sie für diese Mission ausgesucht haben. Muss ich Sie dar­an erinnern, dass Sie auch gewisse … Zusagen gemacht haben? Was Ihr Engagement für diese Mission angeht?«

»Ich schätze, Sie müssen sich damit abfinden, dass mein Engagement für diese Mission kurz überm Gefrierpunkt liegt«, sagt Thomas mit zusammengebissenen Zähnen. »Weil ich nämlich gerade ohne Rückflugticket unterwegs zum Mars bin und höchstwahrscheinlich tot sein werde, bevor irgendjemand anders von der Erde den Arsch hochkriegt, um mir da oben Gesellschaft zu leisten. Wie wir schon besprochen haben, ist das ein Zustand, mit dem ich mehr als glücklich bin. Und wenn Sie gedanklich mal ein Jahr zurückspulen, werden Sie sich sicher erinnern, dass Sie mich mitnichten ausgesucht haben für diese Mission. Ich habe mich selbst ausgesucht.«

Thomas hört Claudias gedämpfte Stimme im Hintergrund: »Ja, an dem Tag bin ich um fünf Jahre gealtert, und das ist etwas, das ich ihm niemals verzeihen werde.«

»Ja, Thomas, das ist uns allen vollauf bewusst. Alles. Aber Sie müssen auch akzeptieren, dass wir alle eine gewisse Verantwortung haben … es ist eine große Ehre für uns, an dem Projekt mitzuarbeiten, den ersten Menschen auf den Mars zu bringen. Es gibt aber auch Bedingungen, die wir erfüllen müssen. Wir müssen ein gewisses Maß an … Präsenz bringen. Zu diesem Zwecke …«

»Nein, ich werde ganz bestimmt nicht anfangen zu twittern. Lassen Sie Claudia das doch machen. Erfinden Sie einfach ab und zu irgendeinen Müll, wie atemberaubend die Erde aus dem All aussieht und wie schön meine Schubdüsen arbeiten. Ich bin sicher, sie werden sich alle ganz gierig draufstürzen. Das wird die Sponsoren doch sicher bei Laune halten, oder? Wenn es was hilft, können Sie ihnen ausrichten, dass ich mit Coca-Cola dusche und mein Haupt auf Big Macs bette.«

Knisternde Stille. Baumann seufzt tief. »Okay, Thomas. Wir hören uns dann.«

Dann stirbt die Verbindung. Thomas schaut das Telefon an, dann sagt er: »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Thomas«, und legt auf.

Er wendet sich wieder seinem Kreuzworträtsel zu, aber er kann sich nicht konzentrieren. Er hatte gedacht, dass sie mit ihm sprechen wollte. Wie hatte er nur so blöd sein können? Nach allem, was vorgefallen war, nachdem er an seinem letztjährigen Geburtstag den Brief von ihrem Anwalt bekommen hatte … tja. Nach ihrer letzten Begegnung nimmt er an, dass sie der letzte Mensch auf Erden ist, der das Bedürfnis hätte, mit ihm zu reden. Trotzdem. Sein Geburtstag. Er lässt den Stift und das Buch davonschweben und macht sich auf die Suche nach einer der sich selbst erwärmenden Zahnpastatuben mit dem widerlich süßen Nicht-Earl-Grey-Tee. Während er sich den Inhalt in den Mund drückt, schaut er das Iridiumtelefon an und nimmt den Hörer in die Hand. Es hat Knöpfe und ist durch ein dickes schwarzes Kabel mit der Kontrollstation verbunden. Er überlegt …

Thomas tippt die Nummer, die Janet immer hatte und die in seinem Gedächtnis heute noch eingebrannt ist. Dann horcht er auf das Klicken und Surren und schließlich das plötzliche, auf­regende Geräusch eines klingelnden Telefons.

5. KAPITEL

Gladys Ormerods Rat für die Nation

Gladys schaut zu, wie der Kessel kocht, und denkt dabei, dass sie sich jetzt wohl anziehen sollte. Sie hat wirklich ganz wunderbar geplaudert mit der jungen Dame, obwohl sie dann doch nicht mehr so nett schien, als sie zu guter Letzt dahintergekommen war, dass Gladys wahrscheinlich überhaupt keine Kredite mit Restschuldversicherung hatte. Trotzdem, es war doch nett von ihr gewesen, sich die Mühe zu machen, Gladys anzurufen und mal nachzufragen.

Gladys schwankt mit ihrem Tee zurück zum Sessel und schaut die Liste der Programme auf dem Bildschirm an. Auf welchem Programm war noch mal Pebble Mill on One? Das gefällt ihr durchaus. Aber das Fernsehen scheint auf allen Kanälen nur Leute zu zeigen, die sich lautstark darüber streiten, wer der Vater ihres ungeborenen Kindes ist, oder Gerichtsvollzieher, oder Leute, die in der Provinz herumkurven und Antiquitäten kaufen. Während sie noch überlegt, hört Gladys den Briefschlitz klappern und dann das leise Aufklatschen von irgendetwas auf dem Teppich. Das Wohnzimmer geht direkt auf die Straße, und Gladys muss einfach nur zur Tür gehen, wo ein brauner Umschlag auf dem Boden liegt. In braunen Umschlägen steckt nie was Aufregendes. Sie bückt sich und hört dabei ihre Hüftgelenke knarren. In einem kleinen Fenster im Umschlag steht der Name ihres Sohnes. Tja, der ist jetzt nicht hier. Das sollten sie doch wissen. Vorne steht in großen dunklen Buchstaben: WICHTIGE INFORMATIONEN. KEINE WERBESENDUNG.

Gladys starrt das Kuvert eine Weile an. Natürlich ist es keine Werbesendung. Sie sagt es laut. »Länglich.« Sie muss lachen. Sie ist gar nicht sicher, ob man das heute noch so sagt. Rechteckig würde man es wahrscheinlich nennen. Sie findet, dass länglich besser klingt. Läng Lich. Gibt es nicht auch einen Tee, der so ähnlich heißt? Made in China? Oder Taiwan, wie James’ Hemd? Gladys überlegt, wann die Leute aufgehört haben, länglich zu sagen. Wahrscheinlich war das damals auch wieder so eine Festlandmode. Wenn man den Nachrichten Glauben schenken kann, sind die meisten Veränderungen heutzutage Festlandmoden. Wahrscheinlich haben sie das Wort rechteckig zusammen mit ihren Bettdecken rübergeschickt. Da fällt es ihr wieder ein – sie wollte sich ja anziehen. Sie wirft noch einen Blick auf den Brief, dann geht Gladys nach oben, um ihren Rock und ihre Bluse anzuziehen und den braunen Umschlag ungeöffnet in die Schublade zu legen, in der sie ihre Strumpfhosen und Unterhosen aufbewahrt. Zusammen mit den ganzen anderen ungeöffneten braunen Umschlägen.

»Hallo?« Diesmal ist es ein junger Mann. Er sagt, sein Name sei Simon. Sie hört ihm zu und sagt: »Ja, das stimmt, da haben Sie recht. Wir hatten einen Unfall. Wann? Na, mein Mann saß am Steuer. Bill. Es war aber nicht seine Schuld. Die Kuh kam einfach so vom Feld auf die Straße. Na ja, natürlich denke ich, dass irgendjemand Schuld hatte. Die Kuh in erster Linie. Die Leute denken immer, Kühe können sich nicht so schnell bewegen, aber diese schon. Direkt von der Koppel. Das Tor? Ja, das stand sperrangelweit auf. So konnte die Kuh ja überhaupt erst raus. Nein, ich schätze, jemand muss es offen gelassen haben, da haben Sie recht. Na ja, ich glaube nicht, dass die Kuh es aufgemacht haben könnte. Kühe sind nicht so schlau, oder? Na, diese ganz bestimmt nicht. Ich glaube jedenfalls nicht, dass eine Kuh schlau genug ist, um ein Weidegatter zu öffnen, um dann prompt vor ein Auto zu laufen. Wann? Ja, wie gesagt, Bill saß am Steuer. Das war das hellblaue Auto. Ein Toledo, glaube ich? Ein Triumph? Ja, ein altes Auto. Na ja, damals noch nicht. Damals war es noch ganz neu. Nicht nagelneu natürlich, aber für uns schon. Hat eine ganz schöne Schweinerei gegeben. Also, für die Kuh. Dem Auto ist nichts passiert. Bill? Nein, den können Sie nicht sprechen. Der ist schon zwanzig Jahre tot. Hallo? Simon …?«

Das Telefonat wühlt Gladys auf. Sie muss an Bill denken. Sie vermisst ihn schrecklich. Manchmal vergisst sie, dass er seinen Herzinfarkt hatte, und erwartet ihn zum Abendessen zurück, so wie früher. Manchmal hat sie deutlicher vor Augen, was sie ihm vor dreißig Jahren zum Abendessen gemacht hat, als was sie heute gegessen hat. Das Schlimmste war, dass sie sich an dem Tag gestritten hatten, und dann fuhr er in die Arbeit und kam nie wieder nach Hause. Wenn sie irgendetwas in ihrem Leben ändern könnte, hätte sie an jenem Donnerstagmorgen den Streit mit Bill vermieden. Wenn der Premierminister zu ihr käme und sie fragen würde, was für einen Rat sie für die Nation hätte, würde sie sagen, lassen Sie niemals einen geliebten Menschen aus den Augen, nachdem Sie sich gestritten haben. Sie können nie wissen, wann Sie einen Anruf kriegen mit der Nachricht, dass Ihr Mann bei der Arbeit zusammengebrochen sei und ins Krankenhaus gebracht wurde. Sie können nie wissen, wann Sie neben Ihrem Mann stehen, der ganz kalt und weiß ist und sich gar nicht mehr ähnlich sieht, und Sie sagen die ganze Zeit immer wieder Ich liebe dich, aber er kann Sie nicht mehr hören, und Sie wünschten, Sie hätten es gesagt, bevor er zur Arbeit fuhr, denn auch wenn seine Zeit einfach gekommen war, hätte er nicht sterben müssen, nachdem Ihre letzten Worte zu ihm grob und giftig gewesen sind.

Es war nicht mal ein richtiger Streit gewesen. Es ging um eine Tapete. Sie wollte unbedingt eine Strukturtapete im Schlafzimmer, aber Bill hasste Strukturtapete.

Zwanzig Jahre Alleinsein ist eine lange Zeit. Sie schaut sich im leeren Wohnzimmer um, mustert das Sofa und den Stuhl und die Kommode unterm Fenster, und sie fragt sich, wohin sie eigentlich alle verschwunden sind. Nicht James und Ellie, die sind ja in der Schule, das weiß sie. Sie ist ja nicht völlig verblödet. Aber wohin sind die anderen alle verschwunden? Warum hatte Bill den Herzanfall? Was ist aus den ganzen Leuten geworden, mit denen sie in der Nähfabrik gearbeitet hat? Wo ist Mrs Mir aus Haus Nr. 35? So eine nette Frau. Hat diese ganzen Kinder aufgezogen, und soviel Gladys weiß, ist nicht ein einziges von ihnen so ein Terrorist geworden, wie man sie immer im Fernsehen sieht. Nicht ein einziges. Das ist doch was Besonderes, oder? Das heißt doch etwas, oder? Die Leute achten Mütter nicht genug für das, was sie leisten.