DOs and DON'Ts auf hoher See
Vorwort
Warum gehen jetzt eigentlich alle auf Kreuzfahrt?
Exkurs. Albert Ballin
Vor- und Nachteile einer Kreuzfahrt
Wie finde ich das richtige Kreuzfahrtschiff?
Das richtige Schiff – eine Frage der Größe
Das richtige Schiff – eine Frage des Stils
Exkurs. Kreuzfahrt made in USA
Das richtige Schiff – eine Frage der Vorlieben und Bedürfnisse
Das richtige Schiff – eine Frage der Gesellschaft
Das richtige Schiff – eine Frage des Preises
Exkurs. Schiff-im-Schiff-Konzepte
Reisevorbereitungen
Buchung
Vorfreude
Kurz vor Reisebeginn
Packen
Exkurs. Dresscodes
Bordleben
Der erste Tag
Orientierung
Alltag an Bord
Nebenkosten
Exkurs. All-inclusive-Konzepte
Exkurs. Heiraten an Bord
Kommunikation
Schlank an Bord
Krank an Bord
Alles hat ein Ende
Welche Route fürs erste Mal?
Der Klassiker im westlichen Mittelmeer
Antike Kulturen und Sonnenbaden im östlichen Mittelmeer
Naturpanoramen und Wandertouren im Nordland
Städte-Hopping in der Ostsee
Schönwettergarantie auf den Kanaren
Traumreisen für Fortgeschrittene
Transatlantik
Segeltörn
Yachturlaub
Expedition
Flusskreuzfahrt
Kreuzfahrt-Trends der Zukunft
Glossar
ABC der Hochseekreuzfahrtanbieter
ABC der Flusskreuzfahrtanbieter
Kreuzfahrtschiffe sind ein eigener Kosmos im Universum der Urlaubswelten. Hier gelten ganz eigene Regeln und es gibt einige Fallstricke für Erstkreuzfahrer. Wir beginnen daher mit Tipps für den ersten Urlaub auf dem Wasser: von der Buchung bis zur Abreise. Dabei geht es weniger um Benimmregeln im Sinne des klassischen Knigge, sondern mehr um hilfreiche Informationen mit einem Augenzwinkern. Die Frau von Welt weiß schließlich eigentlich von Natur aus, wie sie sich perfekt in eine neue Umgebung einfügt.
Wer in den Mikrokosmos »Kreuzfahrt« eintaucht, wird mit wunderschönen Perspektiven belohnt. Vom Wasser aus entfalten viele Orte eine völlig andere Stimmung. Die zweite Hälfte des Buches widmet sich daher unterschiedlichen Kreuzfahrtrouten und ihren Vorzügen. Das Portfolio reicht von Klassikern für Einsteiger bis hin zu ausgefalleneren Ideen für erfahrene Seereisende. Lassen Sie sich inspirieren und kommen Sie an Bord, um die Welt auf die wohl komfortabelste Art kennenzulernen, auf die man reisen kann.
IHRE PEGGY GÜNTHER
Wir waren auf Kreuzfahrt!« – Immer öfter hört man diese Antwort auf die Frage nach dem letzten Urlaub, verbunden mit einem verschwörerischen Lächeln. Das Gegenüber gehört jetzt zum Club der Seereisenden, kennt sich aus auf hoher See und liegt damit voll im Trend. Seit wann sind Kreuzfahrten eigentlich so angesagt? Noch vor 20, 30 Jahren waren Seereisen doch eigentlich eine Reiseform für elitäre Senioren, die auf dem Traumschiff nach Präsentation der Eisbombe ins Bett gingen. Heute tummeln sich auf Kreuzfahrtschiffen hingegen jede Menge junge Paare und Familien zwischen Kletterwänden, 4D-Kinos und Eislaufbahnen. Wann zwischen Albert Ballins erster »Lustreise« im Jahr 1891 und heute hat sich die Kreuzfahrtwelt so verändert? Schauen wir kurz zurück. Nicht bis zu Albert Ballin, versprochen. Obwohl, wussten Sie, dass nur zwei Jahre nach der ersten deutschen Kreuzfahrt bereits eine Hamburgerin allein auf Weltreise ging? Generell waren Kreuzfahrten auch früher schon eine beliebte Reiseform wohlhabender Damen, um ohne Hotelwechsel etwas von der Welt zu sehen. Ja, die Kreuzfahrt ist weiblich und zwar nicht nur wegen ihres Artikels!
EXKURS
ALBERT BALLIN
Im 19. Jahrhundert diente die Schifffahrt nur einem Zweck: dem Transport. Nach den großen Auswandererwellen wurden vorwiegend Güter von A nach B verschifft. Die erste Seereise allein zur Vergnügung wird der Peninsular & Oriental Steam Navigation Co. Ltd. zugeschrieben. Die britische Reederei bot ab 1844 nicht nur Liniendienste, sondern auch organisierte Seereisen an. Drei Jahre später wurde die Hamburger Reederei Hapag gegründet, deren Generaldirektor Albert Ballin ab 1891 regelmäßig Vergnügungsreisen in wärmere Gefilde veranstaltete, um die Schiffe auch im Winter auszulasten. Die Reisen waren so erfolgreich, dass Ballin kurz darauf das erste speziell auf diese Reiseform ausgelegte Schiff bauen ließ – die »Prinzessin Victoria Luise« wurde im Jahr 1900 in Betrieb genommen.
Aber zurück zum Thema: Die Zeitrechnung der Eisbombenelite endete eigentlich ganz zufällig. Das erste Schiff der Carnival Cruise Line – die »Mardi Gras«, was so viel heißt wie Karnevalsdienstag – lief bei ihrer Jungfernfahrt 1972 auf eine Sandbank. Der US-amerikanische Reeder Ted Arison reagierte geschickt und ließ die Passagiere rund um die Uhr unterhalten. Der Schiffsname wurde zum Programm, und damit waren die »Fun Ships« geboren. Während die US-Amerikaner also bereits von den 1970ern an auf entspannten Karibiktouren ohne Kleiderordnung unterwegs waren, dauerte es noch gut 20 Jahre, bis die Idee nach Deutschland schwappte: 1996 wurde dann aber AIDA Cruises gegründet – mit Büfetts statt Captain’s Dinner und Poolpartys statt Alleinunterhalter. Diese revolutionäre Idee am anderen Ende der Kreuzfahrtskala war der Startschuss für die Entwicklung all der neuen Konzepte, die heute irgendwo dazwischen schwimmen.
Im Juli 2004 kam dann die drei Monate alte »Queen Mary 2« erstmals nach Hamburg – das damals größte und teuerste Passagierschiff der Welt. 400.000 Schaulustige beobachteten an den Ufern der Elbe, wie sich das mächtige Stufenheck im Stil der alten Transatlantik-Liner vor die Hafenkulisse schob. Das Schiff der traditionsreichen Cunard Line wurde schon beim ersten Besuch zur Legende.
Immer mehr Fans standen in den darauffolgenden Jahren von den Landungsbrücken bis zum Elbstrand, wenn »ihre Queen« kam. Einmal mit diesem Schiff reisen, auf den legendären Bällen an Bord die ganz große Robe ausführen und exzellent speisen – ein Traum, der die kleine Prinzessin in uns Ladys glücklich macht. Das Beste daran: Er lässt sich sogar recht schnell und preisgünstig umsetzen – die »Queen Mary 2« bietet nämlich auch Schnuppertouren zwischen Hamburg und Southampton an.
Die Cunard Line gehört inzwischen übrigens, wie auch AIDA Cruises, zu Carnival. Ted Arison und sein Sohn haben ein wahres Imperium aus mehr als 100 Kreuzfahrtschiffen aufgebaut und stellen damit fast die Hälfte aller Hochseekreuzer weltweit. Und aus 639.000 deutschen Hochseereisenden im Jahr 2005 wurden innerhalb von zehn Jahren mehr als zwei Millionen Passagiere. Die können sich doch eigentlich nicht alle irren, oder?
Wenn ich bei wichtigen Entscheidungen nicht weiterweiß, mache ich gerne eine Pro-und-Contra-Liste. Und der wertvolle Urlaub gehört definitiv zu den wichtigen Entscheidungen des Jahres: Schließlich stehen den meisten von uns maximal 30 Urlaubstage pro Jahr zur Verfügung. Dass auch in Familien und Partnerschaften wir Frauen bestimmen, wo der Urlaub hingeht, ist bereits hinreichend erforscht. Also mal Butter bei die Fische: Was hat die Kreuzfahrt zu bieten? Und wo liegen ihre Schattenseiten?
Der wohl wichtigste Vorteil ist der Komfort: Obwohl man so viele unterschiedliche Destinationen sieht, packt man den Koffer nur einmal. Ja, man muss etwas genauer überlegen, was man alles mitnehmen möchte, da der nächste Laden unterwegs einige Seemeilen entfernt ist. Auch ich pendele immer noch vor jeder Kreuzfahrt eine ganze Weile unschlüssig zwischen Kleiderschrank und Koffer, zumal die Temperaturen auf hoher See meist nicht mit denen an Land vergleichbar sind. Aber wenn man dann alles in der eigenen Kabine verstaut hat, ist man für den Rest des Urlaubs fertig. Man wacht jeden Morgen an einem anderen Ort auf und der Kleiderschrank ist schon da. Das klingt traumhaft, oder? Auf Kreuzfahrten gibt es kein lästiges Ein- und Auspacken, nur um eine andere Stadt zu sehen. Es gibt auch keine zeitraubenden Auto- und Bahnfahrten oder gar Flüge von A nach B. Das Schiff bringt seine Passagiere über Nacht zu neuen Destinationen, und die Urlaubszeit kann höchst effektiv genutzt werden. So effektiv, dass man irgendwann sogar dankbar ist, wenn mal ein Tag auf See vor einem liegt. Schließlich wollen die vielen Eindrücke verarbeitet werden, und man möchte vielleicht auch einfach mal in dem schönen neuen Bikini am Pool liegen – ohne Sorge, an Land etwas zu verpassen. Eine Kreuzfahrt ist also die ideale Form der Städtereise, inklusive verordneter Erholung zwischendurch.
Eine Kreuzfahrt kann aber auch Sport- oder Wellness-Urlaub sein. An Deck wartet meistens eine Joggingbahn sowie ein Basketball-/Volleyball-Platz. Oft gibt es auch Golf-Simulatoren und -Trainer. Die Spa-Bereiche werden immer größer, das Angebot an aktiven Landausflügen immer vielfältiger. Und angesichts der kulinarischen Vielfalt an Bord ist es doch gut zu wissen, dass das Fitnessstudio maximal fünf Gehminuten vom eigenen Bett entfernt ist. Es ist übrigens immer sehr lustig zu beobachten, wie kurz vor Ende der Kreuzfahrt geduckte Gestalten ins Fitnessstudio schleichen, um sich unauffällig auf die Waage zu stellen. Ganz vorsichtig versteht sich, vielleicht ist sie dann gnädiger. Dabei ist es gar nicht so schwer, auf Kreuzfahrten die Figur zu wahren. Doch dazu später mehr.
Womit wir auch schon beim nächsten Pluspunkt wären: das Rundum-sorglos-Paket, bestehend aus Vollpension plus und Kabinenservice. Wer auf Kreuzfahrt geht, muss garantiert keine einzige Mahlzeit selbst zubereiten, und auch das Bett wird täglich wie von Zauberhand gemacht – eine wahre Erholung insbesondere für uns Frauen, an denen diese Jobs doch sonst oft hängenbleiben. Auch Eltern werden entlastet: In den Kids- und Teens-Clubs gibt es ein umfangreiches Programm für den Nachwuchs, sodass für Mama und Papa genug Zeit bleibt, einfach mal zu zweit aufs Meer zu schauen.
Apropos – wer nicht gerade die kostengünstige Innenkabine gebucht hat, profitiert vom garantierten Meerblick im eigenen Rückzugsbereich. Welches Hotel kann da schon mithalten? Ich kenne nichts Schöneres, als die sorgfältig von der Kabinenstewardess geschlossenen Vorhänge vor dem Zubettgehen wieder zu öffnen, um am Morgen vom Sonnenlicht geweckt zu werden und noch unter der warmen Decke das vorbeiziehende Panorama zu genießen. Na gut, meistens springe ich dann doch recht schnell aus dem Bett, um ein Foto von der neuen Umgebung zu machen. Es ist großartig, ein Land vom Wasser aus kennenzulernen. Oftmals präsentieren sich sofort die schönsten Ecken und nicht erst der triste Flughafen samt Zubringerautobahn. Hamburg, New York, Venedig, Istanbul – es lohnt sich wirklich, solchen Zielen die Chance auf einen perfekten ersten Eindruck vom Wasser aus zu geben.
An dieser Stelle müssen wir zum ersten Nachteil kommen: die Zeit für den Landgang. Um so viel wie möglich zu sehen, muss man natürlich auch weiterfahren – und das oft eher, als manchem Kreuzfahrtgast lieb ist. Und wenn man dann auch noch vom Hafen aus ein Stück bis in die Stadt fahren muss – wie beispielsweise von Civitavecchia nach Rom oder von Piräus nach Athen – kann eine Kreuzfahrt auch in Stress ausarten. Nachdem ich anfangs atemlos durch die Gegend gerannt bin, um am Ende des Tages zumindest die Hauptsehenswürdigkeiten abhaken zu können, lasse ich mich in manchen Häfen inzwischen einfach nur noch treiben. Eine Hauptstadt kann man nun mal nicht an einem Tag erkunden. Es lohnt sich viel mehr, einen oder zwei schöne Plätze bewusst zu genießen, als alles nur wie im Tiefflug wahrzunehmen. Warum nicht einen Cappuccino in dem netten kleinen Café trinken, an dem man zufällig vorbeigekommen ist und dabei den Puls der Stadt spüren? Für einen ersten Eindruck, ob man nochmal wiederkommen möchte, reicht die Zeit auf jeden Fall. Ein Abendessen im Hafen ist aber leider nur selten möglich, obwohl viele Reedereien die Liegezeiten inzwischen schon länger gestalten.