Dorit David
Was tut man, wenn man eine Massage geschenkt bekommt und sich das Massagestudio plötzlich in einen Traum aus 1001 Nacht verwandelt? Was sagt man, wenn die Masseurin verlangt, sich bis auf den Slip auszuziehen? Es war der 13. Mai, Muttertag, und ich war die letzte Kundin von Su an jenem Abend. Ich habe es nicht bereut...
Ich hatte Su‘s Hände geschenkt bekommen. Zum Muttertag.
Nicht weil ich eine Mutter bin, sondern weil der Tag dieses Jahr genau auf den 13. Mai fiel. Meinen Geburtstag. Noch niemals zuvor war ich in den Genuss einer Thai-Massage gekommen. Dieses Geschenk in Form eines Gutscheins, das mir Jo und Susanne zwinkernd zum Geburtstag überreichten, hatte für meine beiden Freunde den Vorteil des günstigen Angebots. Der Gutschein war in jener Woche, die sich um den Muttertag rankte, sehr preisgünstig.
Warum eigentlich nicht, dachte ich, als ich den Gutschein in den Händen drehte und die schlafend anmutende Asiatin mit der Lotosblume hinter dem Ohr auf dem Flyer betrachtete. Ein thailändisches Dornröschen auf dessen Rücken eine andere, schwarzhaarige Anmut saß und ihre grazilen Hände auf den Rücken der Schlafenden bettete. Zwei Märchenfeen einer anderen Welt, die mir einen schwerelosen Kurzurlaub fernöstlich des kalten Winterdeutschlands versprachen. Wie lange hatte mich niemand mehr berührt! Seit einigen Jahren war ich Single, lebte allein, denn meine beiden Söhne, Ede und Justus, waren für ein Dreivierteljahr in der südamerikanischen Welt unterwegs. Mehr Zeit als genug, um sich etwas Gutes zu gönnen. Nur für mich. Warum also nicht?
Den Massagetermin legte ich auf die späten Nachmittagsstunden meines Geburtstages. Ich verspürte wenig Lust auf eine Feier, hatte niemanden eingeladen. Ich würde es nachholen, versprach ich meinen drängenden Freunden.