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EFFEKTIVE TECHNIKEN ZUR SELBSTVERTEIDIGUNG
Krav Maga
Effektive Techniken zur Selbstverteidigung
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© 2018 by Meyer & Meyer Verlag, Aachen
Auckland, Beirut, Dubai, Hägendorf, Hongkong, Indianapolis, Kairo, Kapstadt, Manila, Maidenhead, Neu-Delhi, Singapur, Sydney, Teheran, Wien
Member of the World Sport Publishers’ Association (WSPA)
ISBN 978-3-8403-3684-3
E-Mail: verlag@m-m-sports.com
www.dersportverlag.de
Bildnachweis
Alle Bilder und Grafiken wurden mit freundlicher Genehmigung der www.enitiative.de – enitiative GmbH, Frau Alexandra Wirtz erstellt. Copyright 2018
Umschlagfoto: Alexandra Wirtz
Umschlaggestaltung: Annika Naas
Innenlayout: Anja Elsen
Kapitelaufmacher: Alexandra Wirtz
Satz: www.satzstudio-hilger.de
Lektorat: Dr. Irmgard Jaeger, Riccardo Rip
Danksagung
Vorwort
1Die Krav-Maga-Prinzipien
1.1Technische Elemente einer Krav-Maga-Selbstverteidigungstechnik
1.2Taktische Elemente einer Krav-Maga-Selbstverteidigungstechnik
1.3Handlungsfähigkeit unter Stress
1.4Entwicklungsprozess einer Krav-Maga-Selbstverteidigungstechnik
1.5Eine Krav-Maga-Technik, unterteilt in einzelnen Verteidigungsstufen
1.5.1Die erste Stufe – aufbauend auf der ersten Reaktion
1.5.2Die zweite Stufe – der Gegenangriff
1.5.3Die dritte Stufe – die Orientierung
1.6Distanzen und Alarmbereitschaft – Timeline
1.7Krav-Maga-Kampfstellungen
1.7.1Die unvorbereitete Ausgangsposition – Reflexive Position
1.7.2Du bist alarmiert und vorbereitet – Ready Position
1.7.3Ein Kampf ist unausweichlich – Combat Position
1.8Reichweiten eines unbewaffneten Angreifers
1.9Reflexe als Basis von Krav-Maga-Verteidigungstechniken
1.9.1Oberer Sektor – Kopf und Brustkorb
1.9.2Mittlerer Sektor – Bauch, Hüfte und Becken
1.9.3Unterer Sektor – Beine
1.10 Taktische Bewegungsmuster
1.11 Bodenlage – so schnell wie möglich aufstehen
1.11.1Abfangen von Stürzen nach vorne
1.11.2Abfangen von Stürzen nach hinten
1.11.3Verteidigungsposition am Boden und anschließendes Aufstehen
2Grundlagen der Verteidigungstechniken
2.1Angriffswinkel
2.2Ableitende Verteidigung mit taktischem Bewegen
2.3Blockende Verteidigung mit taktischem Bewegen
2.4Vorteile von Alltagsgegenstände gegenüber dem Einsatz deines Körpers
3Grundlagen der Angriffstechniken
3.1Verwundbare Punkte am menschlichen Körper
3.2Basisangriffe auf langer Distanz
3.3Basisangriffe auf mittlerer Distanz
3.4Basisangriffe auf kurzer Nahdistanz
3.5Kombinationen verschiedener Angriffstechniken
3.6Ein harter Block am Beispiel der 360° Outside Defense
4Angriffe und Bedrohungen aus verschiedenen Distanzen
4.1Angriffe und Bedrohungen in der langen Distanz
4.1.1Angriff auf den oberen Sektor – Bailout-Tritt gegen einen laufenden Angreifer
4.1.2Verteidigung gegen den geraden Tritt – Straight Kick
a) Abwehr eines geraden Tritts aus der Reflexive Position
b) Abwehr eines geraden Tritts aus der Ready Position
c) Abwehr eines geraden Tritts aus der Combat Position
4.1.3Verteidigung gegen einen Stockangriff von oben – Overhead Swing
4.1.4Verteidigung gegen einen geschwungenen Baseballschläger – Baseball Swing
4.2Angriffe und Bedrohungen in der mittleren Distanz
4.2.1Verteidigung gegen stoßende Angriffe mit einem Stock – Stick Push
4.2.2Verteidigung gegen Halbkreistritte – Roundhouse Kick
a) Oberer Sektor – Abwehr eines Halbkreistritts gegen deinen Kopf
b) Mittlerer Sektor – Abwehr eines Halbkreistritts gegen deinen Oberkörper
c) Unterer Sektor – Abwehr eines Halbkreistritts gegen deine Beine
4.2.3Verteidigung gegen einen geraden rechten Schlag von vorne
a) Abwehr aus der Reflexive Position
4.2.4Verteidigung gegen einen geraden Messerstich – Straight Knife Stab
a) Spezielle Verteidigungsstellung bei einem Messerangriff
b) Entwaffnung aus der Inside Defense
c) Besonderheit – Scooping oder Stabbing Defense
4.2.5Verteidigung gegen einen Messerangriff von unten nach oben – Oriental Knife Attack
4.2.6Verteidigung gegen einen Messerangriff von oben nach unten – Icepick Knife Attack
4.2.7Lösen einer Bedrohungssituation – einhändige Pistolenbedrohung von vorne – Gun Threat from Front, One-Handed
4.2.8Lösen einer Bedrohungssituation – beidhändige Pistolenbedrohung von vorne – Gun Threat from Front, Double-Handed
4.2.9Lösen einer Bedrohungssituation – Pistolenbedrohung von hinten – Gun Threat from Behind, Lifeside
4.3Angriffe und Bedrohungen in der nahen Distanz
4.3.1Verteidigung gegen einen vertikalen Hammerfaustschlag – Vertical Hammerfist
4.3.2Verteidigung gegen einen horizontalen Ellbogenschlag – Horizontal Ellbow
4.3.3Verteidigung gegen einen Kniestoß
4.3.4Verteidigung gegen einen Kopfstoß
4.4Angriffe und Bedrohungen in der sehr engen Distanz – Kontaktangriffe
4.4.1Verteidigung gegen enge Würger am Hals von vorne – Frontchoke Close
4.4.2Verteidigung gegen einen Würgeangriff an den Hals von vorne oder von hinten mit Schieben oder Ziehen
a) Der Würgeangriff an den Hals, von der Seite
4.4.3Verteidigung gegen den seitlichen Würgeangriff – Schwitzkasten – Side Headlock
4.4.4Verteidigung gegen Würgeangriffe von hinten an den Hals – Headlock from Behind
4.4.5Lösen einer Bedrohungssituation – durch ein Messer am Hals von hinten – Knife from Behind on Throat
4.4.6Angriffe durch Umklammerungen – Bearhugs
a) Umklammerung von vorne – Arme frei – Bearhug Front Arms Free
b) Umklammerung von vorne, über den Armen geschlossen – Bearhug Front Arms In
c) Umklammerung von der Seite, über den Armen geschlossen – Bearhug Side Arms Free (nur kurz) und Arms In
d) Umklammerung von hinten, die Arme sind frei – Bearhug from Behind Arms Free
e) Umklammerung von hinten, über den Armen geschlossen – Bearhug from Behind
4.5Verteidigung von Angriffen in der Bodenlage
4.5.1Seitlicher Würger am Boden – Side Choke on Ground
4.5.2Verteidigung gegen Würger am Boden, der Angreifer sitzt auf dir – Choke on Ground in Mount Position
4.5.3Verteidigung gegen Würger aus der Guard Position: Der Angreifer liegt zwischen deinen Beinen und würgt
4.5.4Verteidigung gegen einen seitlichen Schwitzkasten am Boden
4.5.5Verteidigung gegen Würgen von hinten am Boden
4.5.6Konterangriffe am Boden – Ground Combatives
5Tipps zum Training
Anhang
1Auflistung aller beschriebenen Krav-Maga-Techniken – englisch/deutsch – und Bezeichnung im KRAVolution-Curriculum
2Glossar
3Quellennachweis
4Der Autor
Ich möchte mich bei meiner Familie bedanken und dieses Buch meinen Kindern widmen, welche bereits, seitdem sie laufen können, fleißig Krav Maga trainieren. Ich bedanke mich bei meiner Frau für ihr endloses Verständnis und dass sie mich bei allen meinen Aktivitäten unterstützt und motiviert. Ich möchte mich bei meinem gesamten Instructorteam bedanken, aber insbesondere bei Ändi Sperzel, Kevin Herrmann, Karl-Heinz Güldenbach und Patrick Conee für die stetige und tatkräftige Mitwirkung an diesem Buch. Weiterhin bei Robert, Sami und Adrien für die Korrekturen. Bei Sandra für die tollen Bilder und die Geduld bei jeglicher Bearbeitung. Nicht zuletzt möchte ich mich bei Megan Berkmann und Jean-Paul Jauffret bedanken für die tolle Motivation und Freundschaft. Mein Dank und meine Begeisterung gilt allen Kravisten und Studenten unseres Krav-Maga-Instituts und der weltweiten KRAVolution! Ich freue mich auf viele weitere Krav-Maga-Lessons mit EUCH!
Vorwort
1Die Krav-Maga-Prinzipien
2Grundlagen der Verteidigungstechniken
3Grundlagen der Angriffstechniken
4Angriffe und Bedrohungen aus verschiedenen Distanzen
5Tipps zum Training
Anhang
„Don‘t get hurt“ – lass dich nicht verletzen! – I. Lichtenfeld
Dieses Zitat von Imrich „Imi“ Lichtenfeld (Imi Sde-or), dem Begründer des Krav-Maga-Systems, fasst bei genauerer Betrachtung all das zusammen, was Krav Maga als Selbstverteidigungssystem weltweit so erfolgreich macht.
Entwickelt in den gewalttätigen, antisemitischen Übergriffen im Europa der 1930er-Jahre und seitdem ständig weiterentwickelt, ist Krav Maga heute eines der erfolgreichsten Selbstverteidigungssysteme weltweit und bildet die Grundlage für eine Vielzahl professioneller Systeme von militärischen und polizeilichen Einheiten.
Das Alleinstellungsmerkmal, das Krav Maga von Kampfsportarten und Kampfkünsten unterscheidet, liegt in der Kompromisslosigkeit, in der Effektivität um jeden Preis. Imi war für die Ausbildung der israelischen Streitkräfte zuständig. Hierbei war es wichtig, diese so schnell wie möglich auf den Ernstfall vorzubereiten und zwar unabhängig von deren Vorerfahrungen, Alter oder Geschlecht. Zudem musste er sicherstellen, dass auch im späteren Reservedienst das einmal gelernte Nahkampfsystem, auch in kurzen Ausbildungsabschnitten und ohne zu hohe Anforderungen an das vorhandene Fitnesslevel, schnell wieder abrufbar war.
Anstatt den Probanden zu sagen, was die Soldaten im Falle eines Angriffs machen sollten, erforschte Imi die ersten, reflexartigen Reaktionen der Soldaten im Stress einer Selbstverteidigungssituation, welche sich aus dem jeweiligen Angriff ergab. Diese Reaktionen ordnete er Techniken zu und verfeinerte diese dadurch, indem er die daraus resultierende Bewegung des Angreifers ebenfalls erforschte. Nach seinem Ausscheiden aus der Armee widmete sich Imi der Anpassung des Krav-Maga-Systems an die Bedürfnisse von Zivilpersonen.
Anders als im Sport geht es in realen Kampfsituationen eben nicht um Regeln, Punkte und sportliche Fairness, sondern einzig und allein darum, in einer Situation zu bestehen, in der keine Regeln mehr gelten.
Und gerade hier ist Krav Maga so herausragend, weil es in gewalttätigen Auseinandersetzungen eben keine Silbermedaille für den ersten Verlierer gibt. Der Erfolg ist hier die einzige Messlatte. Und das bedeutet, sich mit allem zu verteidigen, was einem zur Verfügung steht, um aus der Situation möglichst unbeschadet zu entkommen.
Dies jedenfalls gilt für den zivilen Bereich, für berufliche Anwender können die Ziele durchaus andere sein.
Alles das, was den Durchschnittsmenschen von heute genauso in die Lage versetzt, sich erfolgreich zu verteidigen wie die Menschen der 1930er-Jahre, steckt evolutionsbedingt schon in uns. Jeder kann kämpfen. Das große Verdienst von Imi bestand darin, den Menschen, die sich schnellstmöglich auf den Kampf vorbereiten mussten, dabei zu helfen, diese ursprünglichen Fähigkeiten des Kämpfers wiederzuentdecken.
Das Mittel zum Erfolg war damals wie heute die Erkenntnis, dass nur das im Stress funktionieren kann, was auf natürlichen Reflexen beruht. Dieser Ansatz, verbunden mit Imis technischen Fertigkeiten aus verschiedenen Kampfsportarten, wie dem Boxen, Ringen und Jiu-Jitsu, erweitert um grundlegendes taktisches Verhalten, ist heute die Basis des modernen Krav Maga.
Auch wenn die für den erfolgreichen Kampf notwendigen Fähigkeiten in uns stecken, müssen sie doch bei den allermeisten Menschen erst (wieder-)entdeckt und im regelmäßigen Training verbessert werden. Dieses Buch richtet sich daher an den nicht mehr ganz unerfahrenen Krav-Maga-Schüler, den sogenannten Kravisten, kann und soll aber das regelmäßige Krav-Maga-Training und die Weiterentwicklung der individuellen Fähigkeiten nicht ersetzen.
Nach meinem ersten Buch, Krav Maga – Effektive Selbstverteidigung – Das große Ausbildungsbuch, welches die Unterrichtsmethodik im Krav-Maga-Training behandelt, kamen mehrfach Nachfragen, warum dieses erste Buch nahezu keine Techniken beinhaltet. Diese „Lücke“ möchte ich hiermit gerne schließen.
Damals war es mir aus Gründen der Verbandszugehörigkeit nicht gestattet, über Techniken zu schreiben, wurde mein erstes Buch doch bereits als „Geheimnisverrat“ geächtet.
Gemeinsam mit meinem Trainerteam und internationalen Krav-Maga-Experten gründete ich 2017 mit KRAVolution einen eigenen Krav-Maga-Verband. Der Erfolg dieser KRAVolution war überwältigend und mittlerweile sind wir nicht nur mit über 150 Krav-Maga-Ausbildern und mehreren Schulen in Europa, sondern auch in Israel, den USA, Kanada und in Südamerika vertreten. Tausende von Kravisten nehmen bei uns regelmäßig an zivilen Trainingseinheiten teil. Zusätzlich werden auch professionelle Anwender von Polizei und Militär fortlaufend aus- und weitergebildet. Dies geschieht vorzugsweise durch Ausbilder, welche selbst der jeweiligen Berufsgruppe angehören.
Seit der Gründung des Verbands trainieren wir nicht mehr nur nach einem Unterrichtsplan, dem sogenannten Curriculum, sondern mehr denn je nach den von Imi entwickelten Prinzipien des Krav Maga.
Anhand dieser Prinzipien trainieren wir Krav Maga mit professionellen Anwendern wie Polizisten oder Soldaten, welche ihren täglichen Dienst auf der Straße oder in verschiedenen Krisengebieten absolvieren, aber auch auf der Matte im Training mit professionellen Kämpfern.
Auch ich unterrichte nach einem Ablaufplan für festgelegte Techniken, dem sogenannten Curriculum: zumindest die Krav-Maga-Beginner und Fortgeschrittenen. Im Anhang am Ende des Buchs findest du eine Tabelle mit dem von mir verwendeten Curriculum.
Dabei handelt es sich im fortgeschrittenen Stadium aber ausdrücklich nicht um „in Stein gemeißelte“ Katas, deren Abfolge genau festgelegt ist. Im Gegenteil: Krav Maga ist dem Selbstverständnis nach keine traditionelle oder wettkampforientierte Kampfkunst, sondern reine Selbstverteidigung und hierbei ein Kampf ums pure Überleben, bei dem man sich und andere schnellstmöglich in Sicherheit bringen muss.
Fühlt der Kravist sich besser dabei, einen Kniestoß auszuführen, anstelle des in der Technik beschriebenen Ellbogenschlags, so ist das vollkommen in Ordnung, denn es entspricht seinem eigenen instinktiven Bewegungsmuster. Der Ansatz besteht darin, eine übergreifende Lösung für jede Art von Angriffen zu finden, aber mit dem Bewusstsein, dass es unmöglich ist, für jede Art von Angriffen die passende Technik parat zu haben.
Diese wird nämlich von nicht steuerbaren Faktoren, wie Stress und Adrenalinausschüttungen, während eines realen Angriffs mitunter stark beeinträchtigt. Es würde zudem dem Grundgedanken von Krav Maga widersprechen, Hunderte oder Tausende von Techniken zu trainieren. Im Ernstfall wären sie in dem Maße aufgrund vorgenannter Faktoren nicht mehr abrufbar. Natürlich hilft es, die Techniken täglich zu trainieren, aber auch das würde wohl im Ernstfall nicht ausreichen. Es geht nicht darum, immer und immer wieder eine Technik zu studieren, sondern darum, die Prinzipien zu begreifen und nach ihnen zu handeln. Zudem wird durch das Krav-Maga-Training das eigene Reaktionsvermögen und die eigene Handlungsfähigkeit unter Stress geschult.
Die meisten Kravisten, gleichgültig, ob im zivilen, behördlichen oder militärischen Bereich, haben in der Regel gar keine Zeit für intensives tägliches Training. Krav Maga ist für Menschen gemacht, die eben keine Leistungssportler sind und auch nicht täglich trainieren können. Im Fall der Fälle müssen sie sich auf ihr Reaktionsvermögen und auf ihre intuitiven Verhaltensweisen verlassen. Diese greift das Krav-Maga-Training auf. Es schult den Ablauf des Reaktions- und Bewegungsmusters mit einem Minimum an Trainingsaufwand und mit dem Ziel, unter Stress handlungsfähig zu bleiben.
Somit besteht das Krav-Maga-System absichtlich aus einer eingeschränkten Anzahl an Handlungsmöglichkeiten. Kannst du dich der Gefahr durch Aufmerksamkeit und Flucht entziehen, so läufst du weg.
Was einfach klingt, führt im Training oftmals zu erstaunlichen Ergebnissen. Haben wir in unserer „zivilisierten Welt“ tatsächlich verlernt, Gefahren richtig zu deuten? Verlernt, zu einem frühen Zeitpunkt und vor einer möglichen Eskalation wegzulaufen? Ja. Meiner Erfahrung nach haben wir das und verlassen uns nicht selten darauf, dass schon alles gut gehen und uns jemand Drittes helfen wird. Dem ist aber oftmals nicht so und gerade Kampfsportler, wie ich einer war, haben große Mühe mit dieser Variante der Vermeidung eines Kampfs.
Erst wenn ich nicht mehr flüchten kann, verteidige ich mich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln. Die Selbstverteidigung erfolgt hierbei nicht, um als Sieger aus dem Kampf hervorzugehen, sondern ebenfalls wieder mit dem Ziel der Flucht und dem Ziel, nicht nur mich, sondern auch andere – Familienmitglieder, Kollegen und Kameraden – in Sicherheit zu bringen. Was hier nett mit „allen möglichen Mitteln“ umschrieben ist, bedeutet nichts anderes, als dass Krieg, wofür Krav Maga einst zur Schulung von Soldaten entwickelt wurde, immer hart und brutal ist!
So sind auch die Krav-Maga-Kampftechniken, welche sich aus diesen Prinzipien ableiten: kompromisslos, unfair, hart und brutal. Und somit höchst wirkungsvoll. Um es noch direkter zu beschreiben: Krav-Maga-Techniken und die mit ihrer konsequenten Ausführung verbundene Aggressivität, mit der die eigene Verteidigung ausgeführt wird, nehmen unter Berücksichtigung der Verhältnismäßigkeit mitunter sogar die Neutralisierung des Angreifers/der Angreifer in Kauf, um dessen/deren Angriff wirkungsvoll zu stoppen.
Vor Angst starr zu sein, die Gefahr auf sich zukommen zu sehen und nichts zu tun, ist keine Option. Es geht hier um die richtige Einstellung, um das „Mindset“, sich selbst konsequent und kompromisslos zu verteidigen, denn am Ende zählt dies viel mehr als jede erlernbare Selbstverteidigungstechnik! Wenn du nicht weißt, was du machen sollst, mache irgendwas. Der Angreifer wird nicht von dir ablassen, wenn du starr vor Angst bist und dich nicht verteidigst. Sei kein leichtes Opfer. Wehr dich.
Wie so häufig im Leben gibt es in gewalttätigen Konflikten und damit auch im Krav Maga mehrere Wege zum Erfolg. Die in meinem Buch dargestellten Techniken haben daher weder Anspruch auf Vollständigkeit noch auf Unfehlbarkeit. Sie geben lediglich meine Erfahrungen aus vielen Jahren Krav Maga wieder und sollen dazu beitragen, den Leser in seiner eigenen KRAVolution ein paar Schritte voranzubringen, mit dem Ziel, sich selbst und seine Liebsten verteidigen zu können.
Um es noch einmal mit den Worten von Imi Lichtenfeld auf den Punkt zu bringen:
„So one may walk in peace!“
Vorwort
1Die Krav-Maga-Prinzipien
2Grundlagen der Verteidigungstechniken
3Grundlagen der Angriffstechniken
4Angriffe und Bedrohungen aus verschiedenen Distanzen
5Tipps zum Training
Anhang