Eines schönen Tages wurde es den Tieren zu dumm. Der Löwe Alois, der sich mit Oskar, dem Elefanten, und dem Giraffenmännchen Leopold wie immer freitags zum Abendschoppen am Tsadsee in Nordafrika traf, sagte, seine Künstlermähne schüttelnd: »O diese Menschen! Wenn ich nicht so blond wäre, könnte ich mich auf der Stelle schwarzärgern!«

Oskar, der Elefant, drehte sich unter dem eignen hoch erhobenen Rüssel, woraus er, wie unter einer lauen Badezimmerdusche, den staubigen Rücken besprengte, räkelte sich faul und

Die Giraffe Leopold stand mit gegrätschten Beinen am Wasser und trank in kleinen hastigen Schlucken. Dann meinte sie, ach nein, er: »Schreckliche Leute! Und sie könnten’s so hübsch haben! Sie tauchen wie die Fische, sie laufen wie wir, sie segeln wie die Enten, sie klettern wie die Gämsen und fliegen wie die Adler, und was bringen sie mit ihrer Tüchtigkeit zustande?«

»Kriege!«, knurrte der Löwe Alois. »Kriege bringen sie zustande. Und Revolutionen. Und Streiks. Und Hungersnöte. Und neue Krankheiten. Wenn ich nicht so blond wäre, könnte ich mich auf der Stelle …«

»Schwarzärgern«, vollendete die Giraffe den Satz. Denn den kannten die Tiere der Wüste längst auswendig.

»Ein Vetter meiner Frau«, erzählte Alois, »war während des letzten Weltkriegs an einem großen Zirkus in Deutschland engagiert. Als Balanceakt und Reifenspringer. Hasdrubal, der Wüstenschreck, ist sein Künstlername. Bei einem schweren Luftangriff brannte das Zelt ab, und die Tiere rissen sich los …«

»Die armen Kinder«, brummte der große Elefant.

»Schon gut«, unterbrach ihn die Giraffe. »Aber Schimpfen hilft nichts. Es müsste etwas geschehen!«

»Jawohl!«, trompetete Oskar, der Elefant. »Vor allem wegen der Kinder, die sie haben – aber was?«

Da ihnen nichts einfiel, trotteten sie betrübt heim.

Als Oskar nach Hause kam, wollten die Elefantenkinder nicht ins Bett, und das Kleinste rief: »Lies uns, bitte, noch was vor!« Da griff der Vater zur »Neuen Sahara-Illustrierten« und las mit lauter Stimme: »Vier Jahre nach dem Krieg gibt es in Europa immer noch viele Tausende von Kindern, die nicht wissen, wo ihre Eltern sind, und unzählige Eltern, die …«

Als Leopold heimkam, wollten die kleinen Giraffen noch nicht schlafen, und das Jüngste rief: »Bitte, Papa, lies uns was vor!« Da griff der Vater zum »Täglichen Sahara-Boten« und las: »Vier Jahre nach dem Kriege hat sich die Zahl der Flüchtlinge in Westdeutschland auf vierzehn Millionen, vorwiegend Greise und Kinder, erhöht, und ihre Zahl nimmt von Monat zu Monat zu. Niemand will sie …«

»Hör auf, Leopold!«, sagte da seine Frau. »Das ist nichts für kleine Giraffen!«

Als Alois ins Schlafzimmer trat, riefen alle seine Kinder: »Bitte, bitte, lies uns noch was vor!« Da griff der Vater zum

»Höre sofort auf, Alois!«, rief da seine Frau. »Still! Das ist nichts für kleine Löwen!«

Als die Elefäntchen und alle anderen Tierkinder schliefen, musste Oskar, der große Elefant, in der Küche, wo seine Frau abwusch, das Geschirr abtrocknen. »Es ist zum Aus-der-Haut-Fahren«, brummte er. »Das bisschen Geschirr!«, maulte sie. »Du wirst täglich fauler!« »Ich meine doch nicht deine Teller und Tassen«, sagte er, »ich denk an die Menschen! An die

telegramm an alle welt: –..– konferenz der aussenminister in paris abgebrochen –..– keine resultate –..– verstimmung in den hauptstädten –..– wiederaufnahme der konferenz donnerstag in vier wochen –..– überall geheime kabinettssitzungen anberaumt –..– –..– – –..– – – –

Oskar zerknüllte die Zeitung und warf sie unter den Tisch. Dabei fiel ihm der Schulranzen seines Ältesten ins Auge. Er packte ihn, nahm Malkasten und Zeichenpapier heraus und sagte: »Schau her, Frau! Jetzt zeig ich dir, wie’s auf der Erde aussieht!« Dann zeichnete er zwei Kreise. Das waren die Erdhälften …