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WAS INSPIRIERENDE FRAUEN VON HEUTE ÜBER FEMINISMUS DENKEN –

UND WARUM WIR IHN 2018 MEHR BRAUCHEN ALS JE ZUVOR!

THE FUTURE
IS FEMALE!

WAS FRAUEN
ÜBER FEMINISMUS DENKEN

Herausgegeben von Scarlett Curtis

Übersetzt von
Antje Althans, Katrin Harlaß,
Elke Link, Kristin Lohmann,
Johanna Ott und Sophie Zeitz

Die Originalausgabe erschien 2018 unter dem Titel »Feminists don’t wear pink and other lies. Amazing women on what the F-word means to them« bei Penguin Books UK, part of the Penguin Random House Group.

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This selection copyright © Scarlett Curtis, 2018.

Mit Beiträgen von © Adwoa Aboah, Akilah Hughes, Alaa Murabit, Alice Wroe, Alicia Garza, Alison Sudol, Amani Al-Khatahtbeh, Amika George, Amy Trigg, Angela Yee, Beanie Feldstein, Bronwen Brenner, Charlie Craggs, Charlotte Elizabeth, Chimwemwe Chiweza, Claire Horn, Deborah Frances-White, Dolly Alderton, Elyse Fox, Emily Odesser, Emma Watson/Our Shared Shelf, Emtithal Mahmoud, Evanna Lynch, Gemma Arterton, Grace Campbell, Helen Fielding, Jameela Jamil, Jodie Whittaker, Jordan Hewson, Karen Gillan, Kat Dennings, Keira Knightley, Lauren Woodhouse-Laskonis, Liv Little, Lolly Adefope, Lydia Wilson, Maryam und Nivaal Rehman, Nimco Ali, Olivia Perez, Rhyannon Styles, Saoirse Ronan, Scarlett Curtis, Sharmadean Reid, Skai Jackson, Swati Sharma, Tanya Burr, Tapiwa H. Maoni, Tasha Bishop, Trisha Shetty, Whitney Wolfe Herd, Zoe Sugg, 2018.

1. Auflage

Erweiterte deutsche Erstausgabe

Mit Beiträgen von © Katrin Bauerfeind, Milena Glimbovski, Karla Paul, Fränzi Kühne, Tijen Onaran und Stefanie Lohaus, 2018.

Copyright © 2018 by Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München

Umschlaggestaltung: UNO Werbeagentur, München

Lektorat: Doreen Fröhlich

DF · Herstellung: kw

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

978-3-641-24126-1

www.goldmann-verlag.de

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Inhaltsverzeichnis

EINLEITUNG von Scarlett Curtis

DIE FÜNF STADIEN DES FEMINISMUS von Scarlett Curtis

ERLEUCHTUNG

MEIN FEMINISMUS von Saoirse Ronan

CATWOMEN von Evanna Lynch

SCHWARZMALERALPHABET von Kat Dennings

NENN MICH FEMINISTIN von Chimwemwe Chiweza

MEINE VERSION von FEMINISMUS von Alison Sudol

WAS SOLL ES SEIN? von Lolly Adefope

WIE ICH ZUM FEMINISMUS KAM von Elyse Fox

EINE KURZE GESCHICHTE MEINES FRAUSEINS von Charlie Craggs

AUS DER DUNKELHEIT KOMMT DAS LICHT von Charlotte Elizabeth

ES WIRD JA IMMER BESSER … von Katrin Bauerfeind

BRIDGET JONES – FEMINISMUS ZUM FRÜHSTÜCK von Helen Fielding

10 DINGE, DIE ICH ALS CHEFIN MEINER EIGENEN FIRMA GELERNT HABE von Zoe Sugg

HOCHSTAPLERSYNDROM von Alaa Murabit

FEMINISMUS IST … von Rhyannon Styles

FEMINISMUS, MEINE VULVA UND ICH von Liv Little

17 WAHRHEITEN ÜBER MUSLIMISCHE FRAUEN von Amani Al-Khatahtbeh

ZORN

SAGT IHM von Jameela Jamil

SIE SAGEN, FEMINISTINNEN TRAGEN KEIN PINK von Trisha Shetty

AFRICAN FEMINIST von Tapiwa H. Maoni

DAS SCHWÄCHERE GESCHLECHT von Keira Knightley

DER WEIBLICHE KÖRPER von Lydia Wilson

WEIL ICH EIN MÄDCHEN BIN von Milena Glimbovski

WEIßE FRAUEN OHNE BH von Angela Yee

ZEHN ARTEN, DIE FRAUEN IN DEINEM LEBEN ZU UNTERSTÜTZEN von Olivia Perez

PROTEST IN PINK von Deborah Frances-White

FREUDE

ODE AN DIE IMRPO (UND AMY POEHLER UND TINA FEY) von Amy Trigg

PLAYLIST FÜR FEMINISTINNEN UND FEMINISTEN IN JEDER LEBENSLAGE von Akilah Hughes

WAS ES HEIßT, FRAUEN ZU UNTERSTÜTZEN von Tanya Burr

ROTSCHOPF von Karen Gillan

EIN INTERVIEW MIT MEINER MUM von Jodie Whittaker

FEMINISTISCHE ERWIDERUNGEN von Scarlett Curtis

ZEIT FÜR EIN BISSCHEN POESIE

ICH FÜHL’ MICH NICHT WIE EINE FRAU von Swati Sharma

GENESENDE HYSTERIKERIN von Bronwen Brenner

ER. FINDET. MICH. FANTASTISCH. von Emily Odesser

ICH SEHE DICH von Karla Paul

AUCH MÄDCHEN WICHSEN von Grace Campbell

SHARIA STATE (OF MIND) von Emtithal Mahmoud

AKTION

FEMINISMUS IST EIN VERB, KEIN SUBSTANTIV von Alicia Garza

HELLE HAUPTDARSTELLERIN von Gemma Arterton

FÜLLT EURE TASCHEN von Beanie Feldstein

AUF VIELEN WEGEN IN EINE ZUKUNFT – FÜR EINEN FEMINISMUS DER VIELFALT von Fränzi Kühne

DIE GLÄSERNE DECKE MUSS WEG von Lauren Woodhouse-Laskonis

WENN DIR DEIN VERSTAND SAGT, DU BIST EIN MÄDCHEN von Tasha Bishop

ZEIG’S IHNEN! von Skai Jackson

ÜBER FEMINISMUS UND DAS LEUCHTEN UNSERES LICHTS von Maryam und Nivaal Rehman

FEMINISMUS MACHT SPAß von Nimco Ali

DIE MACHT DER PERIODE von Amika George

FEMINISMUS ONLINE von Whitney Wolfe Herd

SEI EINE ECHTE MARKE! von Tijen Onaran

EIN FEMINISTISCHER AUFRUF ZUM HANDELN von Jordan Hewson

CO-PARENTING von Sharmadean Reid

DEMONTAGE UND ZERSTÖRUNG VERINNERLICHTER MISOGYNIE: EINE TO-DO-LISTE von Dolly Alderton

PERIODEN von Adwoa Aboah

BILDUNG

BAKER-MILLER-PINK von Scarlett Curtis

SELBSTVERSTÄNDLICH FEMINISTIN von Stefanie Lohaus

WIE SOLLST DU ETWAS SEIN, DAS DU NICHT SIEHST? von Alice Wroe

DIE GESCHICHTE DES FEMINISMUS von Claire Horn

LEKTÜREEMPFEHLUNG

OUR SHARED SHELF VORGESTELLT von Emma Watson

ZU GUTER LETZT

WAS ALS NÄCHSTES KOMMT … von
Scarlett Curtis

DANK

EURE GEDANKEN

Für uns bei Girl Up gehört Feminismus zu unseren Lieblingswörtern – denn er ist überall anders und fantastisch. Genau wie alle Mädchen auf der Welt ihre einzigartige Geschichte zu erzählen haben, haben sie auch ihre ganz spezielle Version, was Feminismus für sie bedeutet. Auch wenn jeder Mensch Feminismus anders erlebt, ist jede Sichtweise berechtigt und wichtig. Girl Up ist eine weltweite Leadership-Entwicklungsinitiative, die Mädchen in die Lage versetzen will, in der Gleichberechtigungsbewegung Anführerinnen zu sein. Wir bauen eine Community auf, die auf eine Welt hinarbeitet, in der alle Mädchen unabhängig von Rasse, Religion, Ethnie, sexueller Orientierung, Alter oder Fähigkeit die gleiche Chance haben, ihr volles Potenzial auszuschöpfen und die Welt zu verändern. Jedes Mädchen kann eine einzigartige und beeindruckende Geschichte erzählen. Wir zelebrieren diese Geschichten und die Vielfalt unserer Bewegung mit unserer weltweiten Gemeinschaft.

WO WIR SIND

Girl Up hat in über hundert Ländern mehr als 2200 Clubs, in denen wir 40 000 Mädchen aus allen Milieus geschult haben, für Mädchen auf der ganzen Welt konkrete Veränderungen zu bewirken. Girl Up hat junge Anführerinnen (Girl Leaders) befähigt, für die Gleichstellung der Geschlechter und gleiche Rechte für alle Mädchen einzustehen.

WAS WIR TUN

Girl Up bietet Leadership-Trainings an und vermittelt Mädchen die Tools, um Verfechterinnen und Aktivistinnen für die Gleichstellung der Geschlechter zu werden. Mithilfe unserer Programme erweitern die Mädchen ihre Fähigkeiten, Einfluss auf die Gesellschaft zu nehmen, zum gesellschaftlichen Nutzen STEM1 anzuwenden, und erhalten eine Plattform, auf der sie ihre Geschichten erzählen können. Unsere Girl Leaders bewirken auf lokaler und nationaler Ebene einen echten Politikwandel und sammeln Millionen von Dollar, um Programme der Vereinten Nationen zu unterstützen, die zehntausende Mädchen auf der ganzen Welt erreichen, und um auf Gemeinschaft basierende Bewegungen ins Leben zu rufen. Girl Up ist eine Initiative der United Nations Foundation, einer Stiftung der Vereinten Nationen, die mit einer globalen Gemeinschaft aus Partnern zusammenarbeitet, um weltweit Geschlechtergleichstellung zu erreichen.

WOLLT IHR BEI UNS MITMACHEN?

Unsere Bewegung reicht bis in alle Winkel der Welt, und wir wollen, dass DU ein Teil von ihr wirst. Wenn du auf eine weiterführende Schule gehst oder studierst, kannst du, ob Junge oder Mädchen, bei Girl Up mitmachen und noch heute anfangen, für Geschlechtergleichstellung aktiv zu werden. Aber es können nicht nur Schüler*innen und Student*innen teilnehmen! Du kannst mit Team Girl Up bei Rennen mitlaufen, zu Treffen der Girl Up Young Professionals gehen oder deine eigene Organisation mit uns vernetzen, um mit Girl Up gemeinsame Projekte auf die Beine zu stellen. Mehr Infos gibt’s auf GirlUp.org/Join-up.

» JEDES MÄDCHEN KANN EINE EINZIGARTIGE UND BEEINDRUCKENDE GESCHICHTE ERZÄHLEN. WIR ZELEBRIEREN DIESE GESCHICHTEN UND DIE VIELFALT UNSERER BEWEGUNG MIT UNSERER WELTWEITEN GEMEINSCHAFT. «

EINLEITUNG
VON
Scarlett Curtis

JOURNALISTIN, AKTIVISTIN

Ich wusste nicht, dass ich Feministin war, bis ich fünfzehn wurde. Ich wusste nicht, dass ich Feministin war, denn mir war nicht klar, dass ich eine sein musste. Ebenso wenig war mir klar, dass ich mich weiterhin schminken dürfte, wenn ich eine werden würde. Und ich liebte Make-up über alles. Ich ging zur Schule, genau wie meine Brüder. Meine Mutter hatte einen Job, genau wie mein Vater. Feminismus war etwas für den Geschichtsunterricht, etwas, um das ich mir keine Gedanken mehr machen musste. Feminismus war genauso von gestern wie Telegramme oder Korsette oder die Pest. Er hatte mit Suffragetten und verbrannten BHs zu tun und mit Kämpfen, die längst gewonnen waren.

Feministinnen waren für mich exotische Vögel. Ich wusste, dass es sie irgendwo da draußen in der Wildnis noch gab. Und ich wusste auch, dass ich auf gar keinen Fall eine sein wollte. Wir lebten ja schließlich mitten in den Nullerjahren. In einer Welt, in der eine Beyoncé existierte, konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, was zum Teufel das sein sollte, wofür diese Frauen kämpften. Und außerdem: Meine Vorstellung davon, was eine »Feministin« sei, befand sich in krassem Gegensatz zu jeder einzelnen der Prioritäten, die mein dreizehn Jahre altes Hirn besetzt hielten. Feministinnen schminkten sich nicht (mein liebstes Hobby). Sie rasierten sich nicht die Beine (mein Lieblingssport). Sie mochten keine Jungs (meine bevorzugte Sorte Mensch). Und vor allem trugen sie niemals und unter gar keinen Umständen Pink. Und Pink war meine Lieblingsfarbe. Feministin werden hätte also bedeutet, die Hälfte meiner Klamotten wegzuwerfen, der Welt meine picklige Haut und meine haarigen Beine zu präsentieren und damit aufzuhören, täglich mehr als zwanzig MSN-Nachrichten an Jungs zu verschicken, in die ich verknallt war.

» ICH WUSSTE NICHT, DASS ICH EINE FEMINISTIN WAR, BIS ICH FÜNFZEHN WURDE. «

Es gibt eine feministische Superheldin namens Audre Lorde. Diese fantastische Frau sagte mal: »Der authentischste Weg zur Erkenntnis sind Gefühle.« Dass ich den Sprung wagte und Feministin wurde, hatte ausschließlich etwas mit Gefühlen zu tun. Viele Jahre sind seither vergangen, und das Ganze ist inzwischen weitaus stärker in Worte gefasst, mit Gedanken, Büchern und Zitaten unterlegt und mit Aktionsplänen verbunden. Doch am Anfang bestand mein Feminismus bloß aus jeder Menge Emotionen.

Als ich fünfzehn war, wurde ich von einer Gruppe Männer und einigen Frauen sehr schlecht behandelt. Wäre ich ein Junge gewesen, wären sie nicht so mit mir umgesprungen. Doch ich war ein Mädchen, ein Teenager mit blau getönten Haaren und einer Vorliebe für Tüllröcke, die ich sogar bei Krankenhausterminen trug. Ich war sehr krank und bekam eine Fehldiagnose. Und eine Fehlbehandlung, die sehr viel länger dauerte, als es selbst bei einem reichen weißen Mädchen, das es womöglich verdiente, ein bisschen zurechtgestutzt zu werden, angebracht gewesen wäre. Ich wurde falsch behandelt und ruhiggestellt, aus Gründen, die ich erst heute, beinahe zehn Jahre später, so langsam zu begreifen beginne. Es geschah, weil ich jung und emotional »kompliziert« war. Doch es geschah auch, weil ich ein Mädchen war. Und weil die Person, die in jedem Wartezimmer, in jedem Arztbüro und an jedem Krankenhausbett neben mir saß, eine Frau und Mutter war.

In dem großen System der Abscheulichkeiten, die das Patriarchat verübt, war das, was mir passiert ist, nur eine kleine Sache. Es war eine kleine Sache, und es wurde besser. Heute bin ich extrem glücklich, eine Familie zu haben, und fühle mich vom Leben beschenkt. Aber es ist passiert. Und es rief ein Gefühl in mir wach. Ein Gefühl, das stärker und stärker wurde.

Meine Krankheit brachte es ebenfalls mit sich, dass ich drei Jahre lang in meinem Zimmer bleiben musste, wo ich im Bett lag und nichts anderes tun konnte als lesen und googeln und kleine Tiere stricken. Also begann ich zu lesen. Ich las Virginia Woolf und Gloria Steinem und Caitlin Moran. Dann fiel mir auf, dass das alles weiße Frauen waren, und ich dachte, ich müsste meinen Blick vielleicht ein bisschen weiter schweifen lassen. Also las ich Audre Lorde und Roxane Gay und Chimamanda Ngozi Adichie, und langsam aber sicher begann ich zu verstehen und zu denken und zu sehen.

Ich begann zu verstehen, dass das, was mir passierte, ein winziger Tropfen in einem Ozean voller Leid, Bewegung und Veränderung war. Ich begann zu verstehen, dass die Gleichberechtigung der Geschlechter keineswegs etwas Vergangenes war, sondern ein weit entfernter Zukunftstraum. Ein Traum, für den Generationen von Frauen und Männern gekämpft hatten und weiterhin tagtäglich kämpften.

Und als ich das erst mal verstanden hatte, begann ich auch zu begreifen, dass meine Vermutungen darüber, was es bedeutete, Feministin zu sein, in Wahrheit ein Werkzeug eben jenes Systems waren, das diese Frauen zu zerstören suchten. Dieses System des Hasses (auch bekannt als »das Patriarchat«) hatte ein Zerrbild zusammengeschustert, das junge Frauen ganz bewusst davon abschrecken sollte, den feministischen Kampf weiterzuführen.

Die Lügen, die uns über den Feminismus erzählt worden sind, wurden verbreitet, um uns von einer Bewegung fernzuhalten, die eigentlich alle Menschen meint. Einer Bewegung, die schöner ist und weitaus mehr Potenzial und Macht hat, als wir es uns jemals hätten träumen lassen. Als ich zu lesen begann, wurde mir klar, dass Feministinnen sehr wohl Make-up tragen (wenn sie das möchten). Sie rasieren sich auch die Beine (wenn sie das möchten). Sie lieben Jungs (wenn sie das möchten). Und außerdem tragen sie Pink, jede Menge sogar.

Die Frauenbewegung gibt es schon seit langer Zeit, und sie ist noch immer quicklebendig. Sie ist ein wunderschönes und kompliziertes Mit- und Nebeneinander von Menschen, Theorien, Begriffen und Schriften, die immer wieder definieren und umdefinieren, was es bedeutet, eine Feministin zu sein. Dieses Buch ist kein akademisches Lehrbuch. Es ist weder eine Anleitung, wie man eine perfekte Feministin wird, noch eine Sammlung von Aufsätzen, in denen Professor*innen für Women’s Studies die Geschichte der Bewegung erläutern. Solche Bücher gibt es, und viele von ihnen sind ausgezeichnet, doch dieses hier gehört nicht dazu.

Dieses Buch ist ein Buch über Gefühle die zu Gedanken werden die zu Taten werden. Die meisten der fantastischen Frauen, die einen Beitrag dafür verfasst haben, wissen wahrscheinlich nicht viel mehr über den Feminismus als ihr. Viele von ihnen stehen selbst erst am Beginn ihrer lebenslangen Suche herauszufinden, was es bedeutet, eine Feministin zu sein, und am Anfang ihres feministischen Kampfes. Dieses Buch ist nicht entstanden, um euch alles beizubringen, was ihr über Feminismus wissen müsst. Es soll euch zeigen, dass im Zentrum des Feminismus Frauen stehen. Frauen, die komplex sind und kompliziert, die sich schminken und Pink tragen und lachen und weinen und verwirrt sind – genau wie ihr. Dieses Buch zeigt euch hoffentlich, dass Feministin zu sein etwas ganz anderes bedeutet, als ihr bisher gedacht habt.

Mein fünfzehn Jahre altes Ich lag zwar falsch, was eine ganze Menge Dinge betraf, aber in einem hatte es recht: Feministinnen sind exotische Vögel. Sie fliegen hoch über uns und versuchen, die Welt zu sehen, wie sie ist. Sie erblicken die Berge, die noch überwunden werden müssen, wenn echte Freiheit errungen werden soll. Und dann landen sie wieder auf der Erde und helfen uns, diese Berge zu erklimmen. Ich bin eine Feministin. Und Mann, trag ich Pink!

» DIESES BUCH SOLL EUCH ZEIGEN, DASS IM ZENTRUM DES FEMINISMUS FRAUEN STEHEN. «

DIE FÜNF STADIEN DES FEMINISMUS
VON
Scarlett Curtis

JOURNALISTIN, AKTIVISTIN

Eine Frau wird nicht über Nacht zur Feministin. Niemand auf diesem Planeten wurde mit einem Verständnis der komplizierten, einander überlagernden und oftmals verwirrenden Elemente geboren, die dieses machtvolle Wort beinhaltet. Und leider gibt es auch keine magische feministische Fee, die umherschwebt und die Menschen mit ihren Gaben beschenkt, der Kraft rationalen Argumentierens, einem Verständnis für intersektionale Politik und der Fähigkeit, politische Aktionen zu organisieren. Der Weg einer Person zum »Feminismus« ist ein Zustand beständigen Lernens, Neu- und Umlernens, Fühlens und Verstehens. Mir selbst ist heute klarer als gestern, was es bedeutet, eine echte Feministin zu sein, und morgen wird es mir noch klarer sein. Und ich hoffe, dass ich für den Rest meines Lebens so weitermachen kann.

Da jeder Mensch seinen eigenen Weg zum Feminismus geht, haben wir die wunderbaren persönlichen Geschichten, die in diesem Buch versammelt sind, fünf Stadien zugeordnet, die euch mitnehmen von der ERLEUCHTUNG über die AKTION bis hin zu BILDUNG. Wir hoffen, das kann euch helfen, euch auf dieser holprigen Straße voranzutasten, bis ihr eure eigene feministische Erweckung erlebt.

Diese fünf Stadien des Feminismus stehen allen offen, die sie ergründen und annehmen wollen – ein viel begangener Pfad, den Jahr für Jahr Tausende Männer und Frauen in Angriff nehmen. Lasst euch leiten von diesem Buch, und lasst es euch auch ein bisschen Trost spenden. Trost, der in dem Wissen liegt, dass alles, was ihr fühlt – Ärger, Verwirrung, Freude, Solidarität – in Ordnung ist, in Ordnung kommt, von uns in Ordnung gebracht werden wird.

ERLEUCHTUNG

Substantiv, feminin

plötzliche Erkenntnis, Eingebung

Oprah würde das euer Aha!-Erlebnis nennen, und viele Feminist*innen stellen in der Tat fest, dass ihr eigenes Aha!-Erlebnis mit einer verstärkten Begeisterung für Oprah einhergeht!

MEIN FEMINISMUS
VON
Saoirse Ronan

SCHAUSPIELERIN

Feminismus ist mir nicht passiert. Ich war nicht keine Feministin, und im nächsten Augenblick war ich eine. Nein, ich verdanke meinen Feminismus einer Reihe von Ereignissen, die in meinem Leben stattgefunden haben, und etlichen Menschen, die jedes dieser Ereignisse in eine kleine, nützliche Erfahrung verwandelten. So begegnete ich zum Beispiel im Alter von einundzwanzig Jahren glücklicherweise meiner besten Freundin, einer Aktivistin. Sie sorgte dafür, dass ich ziemlich schnell begriff: Was Feminismus ist und was es bedeutet, eine Feministin zu sein, war die ganze Zeit über schon in mir gewesen. Ich hatte es bereits verinnerlicht. Es musste nur noch ausgesprochen werden!

MEIN FEMINISMUS

MÜTTER:

Zuschauen und lernen.

Fragen. Umarmungen.

Gespräche über Regelblutung.

Gespräche über die Sache mit den Jungs.

Spontanes gemeinsames Singen im Auto bei einer Fahrt durch den Regen.

Wegstoßen.

Immer wieder zurückkommen.

ZUHAUSE:

Hingehören.

Es verlassen.

Den eigenen Weg dorthin wieder zurückfinden.

Auf diesem verschlungenen Pfad deine Menschen aufsammeln.

HILFE:

Annehmen.

Horchen, ob andere Hilfe brauchen.

Zurückgeben.

ARBEIT:

Sich Gedanken über sie machen.

Für sie kämpfen.

Für sie leben.

Ohne sie leben.

Die Köpfe zusammenstecken, um etwas zu schaffen.

Wissen, was du willst.

ENTDECKEN:

Musik. Filme. Bücher. Brautalarm (der Film). Liebe. Menschen. Sex. Deinen Körper – »Was, zur Hölle, ist das denn?! Ist das normal? Passiert das bei dir auch? Ja? Okay. Puuuh! Ich dachte schon, das wäre bloß bei mir so.«

SEIN:

Für dich.

In einer Gruppe.

Zu Tode erschrocken.

Zuversichtlich.

So ehrlich zu dir selbst, wie es nur irgend geht.

MÄDCHEN:

Sie lieben.

Mit ihnen arbeiten.

Sie anfeuern.

Mit ihnen Fußball spielen.

Mit ihnen lachen und tanzen.

Sie nach ihren Eltern fragen.

JUNGS:

Sie lieben.

Mit ihnen arbeiten.

Sie anfeuern.

Mit ihnen Fußball spielen.

Mit ihnen lachen und tanzen.

Sie nach ihren Eltern fragen.

Feminismus ist für mich das stille Kind in der Ecke des Klassenzimmers, das Mädchen, dessen Anwesenheit du gar nicht wahrnimmst. Bis der Tag der Schulaufführung kommt und sie plötzlich ins Rampenlicht tritt und eine Ballade von Whitney Houston schmettert, als wäre es gar nichts. Jungejunge, dann bemerkst du sie aber! Und von da an wirst du sie nie mehr übersehen.

CATWOMEN
VON
Evanna Lynch

SCHAUSPIELERIN