Impressum

Edmond Hamilton

CAPTAIN FUTURE 7 – Der Marsmagier

Vorlage für die Übersetzung war der Erstdruck

»The Magician of Mars«

in CAPTAIN FUTURE MAGAZINE (Sommer 1941).

Den Anhang übersetzte Andreas Stöcker

Published in Arrangement with Huntington National Bank

as trustee of the Estate of Edmond Hamilton

Dieses Werk wurde vermittelt durch die

Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30827 Garbsen

© 2018 Golkonda Verlag GmbH, Berlin · München

Lektorat: Melanie Wylutzki

Korrektorat: Matthias Warkus

Gestaltung: s.BENeš [www.benswerk.wordpress.com]

unter Verwendung eines Motivs von Earle Bergey

Innenillustrationen: H. W. Wesso

E-Book-Erstellung: Hardy Kettlitz

Alle Rechte vorbehalten.

www.golkonda-verlag.de

ISBN 978-3-946503-36-1 (Buchausgabe)

ISBN 978-3-946503-37-8 (E-Book)

Inhalt

 

Titel

Impressum

Inhalt

Vorbemerkung

DER MARSMAGIER

1. Kapitel: Gefängnismond

2. Kapitel: Der rote Torpedo

3. Kapitel: Die Futuremen

4. Kapitel: Die Universität des Sonnensystems

5. Kapitel: Mond voller Rätsel

6. Kapitel: Die Spur des Radits

7. Kapitel: Johnnys tollkühner Widerstand

8. Kapitel: Das Volk der Finsternis

9. Kapitel: Sprung durch die Dimensionen

10. Kapitel: Schatz unter fremden Sternen

11. Kapitel: Otho blamiert sich

12. Kapitel: Eine unglaubliche Welt

13. Kapitel: Die Stadt der unsichtbaren Menschen

14. Kapitel: Das Duell der Phantome

15. Kapitel: Die Zitadelle der Verbrecher

16. Kapitel: Solare Feuerbestattung

VORBEMERKUNG ZUM ANHANG

The Worlds of Tomorrow

Under Observation

The Future of Captain Future

Captain Future bei Golkonda

Phantastik im Golkonda Verlag

Vorbemerkung

Wie auch schon die bereits erschienen Bände der CAPTAIN FUTURE-Reihe hat es sich der vorliegende siebte Roman der Neuausgabe um Curtis Newton zum Ziel gesetzt, Edmond Hamilton als Klassiker der Science Fiction ernst zu nehmen. Alle Texte werden vollständig und mit größtmöglicher Werktreue ins Deutsche übertragen. Im Original auftretende Holprigkeiten und Widersprüche, die nicht selten den Entstehungsbedingungen der Texte geschuldet sind, werden übernommen. Allerdings bemüht sich die Übersetzung auch, die Eleganz, das gezielt eingesetzte Pathos und die unterschwellige Ironie der Sprache zu erhalten. Edmond Hamilton war einer der Begründer dessen, was wir heute als »Space Opera«, als große Weltraumoper kennen. Er hat diese Form der abenteuerlichen SF nicht nur mit begründet, er hat sie auch zu einem ersten Höhepunkt geführt. Dem möchten wir in jeglicher Hinsicht gerecht werden.

Die Redaktion

DER MARSMAGIER

1. Kapitel: Gefängnismond

Als die winzige Sonnenscheibe, hier draußen kaum größer als ein Stern, hinter dem kahlen, trostlosen Geröllfeld unterging, zerriss der schrille Klang einer Trillerpfeife die eisige Abenddämmerung.

»Achtung!«, blaffte ein großer saturnischer Wärter.

Hunderte von Sträflingen in grauer Häftlingskleidung beendeten ihre Arbeit, die darin bestand, in den Steinbrüchen nach Beryllium zu graben. Schwerfällig schlurften sie heran und stellten sich in Reihen auf. Dann warteten sie in düsterem Schweigen.

Es handelte sich um einen bunt zusammengewürfelten Haufen von Sträflingen jeder Welt des Sonnensystems. Da waren rothäutige Marsianer, brutal aussehende Erdenmenschen, mürrische Neptunier mit grauer Haut und verschlagen wirkende weiße Venusier.

Der Name dieser öden kleinen Welt lautete Cerberus. Sie war einer von drei Monden des Planeten Pluto und eine abgeriegelte Sperrzone. Hier befand sich das mächtige, ausbruchssichere Interplanetarische Gefängnis, wo die gefährlichsten Kriminellen aller neun Welten ihre Strafen verbüßten, als wären sie lebendig begraben.

»Abmarsch!«, befahl der Wärter dröhnend. Und in langen Reihen schlurften die Insassen auf die ferne, finstere Masse des Interplanetaren Gefängnisses zu.

Ein Sträfling in der letzten Reihe schaute verstohlen zu den Wachen hinüber. Dann flüsterte er dem Mitgefangenen neben ihm etwas zu.

»Heute Nacht. Haltet euch bereit.«

Der andere Sträfling, ein wild aussehender Erdenmensch mit unbarmherzigen Augen, stöhnte überrascht auf.

»Sie sind verrückt, Ul Quorn!«, murmelte er erregt. »Ich weiß nicht, was Sie ausgeheckt haben, aber wir werden alle draufgehen, wenn Sie das wirklich versuchen!«

Quorn antwortete nicht, doch seine im Schatten der Kapuze kaum sichtbaren Augen umspielte ein zuversichtliches Lächeln.

Ul Quorn unterschied sich von allen anderen Sträflingen. Er war ein schlanker, kleiner Mann mit der blassroten Haut und hohen Stirn eines Marsianers. Doch seine zierlichen Handgelenke und Fußknöchel und seine attraktiven Gesichtszüge waren venusisch. Und er hatte das glatte schwarze Haar und die dunklen Augen eines Erdenmenschen. Ul Quorn war ein Mischling und der gefährlichste Häftling, der jemals im Interplanetarischen Gefängnis eingesessen hatte.

Von der monatelangen schweren Arbeit in den Beryllium-Minen waren Quorns Hände schwielig. Niemand hätte in dieser still dahinschlurfenden Gestalt das Verbrechergenie wiedererkannt, das einst mit seinen meisterlichen wissenschaftlichen Fähigkeiten und seiner Schläue das System in Angst und Schrecken versetzt hatte – den legendären Marsmagier!

Quorn und seine Kameraden marschierten schweigend durch das eiskalte Dämmerlicht, streng bewacht von mit schweren Atomgewehren ausgerüsteten Wärtern. Die Dämmerung wich völliger Dunkelheit. Am sternenübersäten Himmel thronte der Pluto, die eisbedeckte äußerste Welt des Systems, umgeben von seiner hellscheinenden weißen Sphäre. Jenseits von Pluto schimmerten Charon und Styx, seine beiden anderen Monde.

Vor ihnen ragten düster die mächtigen Mauern des Interplanetarischen Gefängnisses auf. Die riesigen Flügel der dicken Metalltore waren geöffnet. Im gleißend hellen Licht der Kryptonlampen gingen die mürrisch vor sich hin blickenden Sträflinge über den Innenhof zu den Zellenblöcken. Über ihre Köpfe dröhnten die wie Fische geformten Kreuzer der Planetenpolizei hinweg, die den Mond überwachten.

Ul Quorns Reihe trottete in ihren Zellenblock, über einen kahlen, von Kryptonlampen erhellten Betonkorridor. Unter den strengen Augen der Wärter betraten die Sträflinge ihre kleinen Einzelzellen.

»Abschließen!«, bellte der Oberaufseher.

Die Wärter gingen durch den Korridor und verriegelten jede Zellentür. Das geschah elektrisch, mit dem winzigen Strahl ihrer Schwingungsschlüssel.

»Aura einschalten!«, ertönte der letzte Befehl des Offiziers.

Ein sanftes Leuchten füllte den Korridor. Es kam aus flachen Tafeln in der Decke. Bei diesem Leuchten handelte es sich um eine photoelektrische Aura, die sofort Alarm auslöste, sollte ein Gefangener aus seiner Zelle in den Korridor entkommen.

Quorn hörte, wie die Wärter davongingen. Zwei von ihnen würden am Eingang des Zellenblocks Wache halten. Dort befanden sich, wie er wusste, auch die Aura-Alarmmelder. Der Mischling setzte sich auf seine Pritsche und wartete. Es wurde still. Außer dem leisen Tuckern der Lüftungsanlage war kein Geräusch zu hören.

Ul Quorn stand leise auf und ging zum Lüftungsschacht seiner Zelle. Es handelte sich um eine etwa fünfzehn Zentimeter große, mit einem Gitter bedeckte Öffnung. Geschickt entfernte er das Gitter und zog vier Objekte aus dem Schacht, die dort mit Schnüren befestigt gewesen waren.

Einer der vier Gegenstände war ein verblüffend kompaktes Televisorgerät. Bei dem zweiten handelte es sich um ein kurzes Metallrohr mit einer Quarzlinse an einem Ende. Dann gab es ein würfelförmiges Kästchen und, viertens, eine etwas primitiv aussehende Atompistole. Quorn betrachtete die vier Objekte voller Stolz.

»Und sie haben geglaubt, sie könnten den Marsmagier hier für alle Zeiten wegsperren!«, flüsterte er selbstzufrieden.

Ul Quorn hatte das nahezu Unmögliche geschafft und diese vier Werkzeuge heimlich gebaut. Über zwei Jahre lang hatte er daran gearbeitet. Er hatte immer wieder kleine Metall- und Mineralstücke aus dem Minen geschmuggelt, sie mithilfe seiner geradezu magischen wissenschaftlichen Fähigkeiten geformt und daraus die Einzelteile angefertigt, die er benötigte.

Er drückte auf die Ruftaste des winzigen Televisors und wartete angespannt. Das Gerät hatte keinen Bildschirm, aber schon bald ertönte aus seinem Inneren eine Stimme.

»Ul Quorn?«, flüsterte eine seidige Frauenstimme. Man hörte, dass sie angespannt und aufgeregt war. »Das Schiff ist bereit.«

»Gut, N’Rala!«, murmelte der Mischling. »Heute Nacht ist es so weit. Komm genau zur dritten Stunde hierher.«

»Ich habe mir alle deine Anweisungen genau eingeprägt«, sagte die angespannte Frauenstimme. »Ich werde nicht versagen.«

Quorn schaltete den Televisor aus und steckte ihn in seine Jacke. Er ging zur Zellentür. In der Hand hielt er sein zweites Instrument – das Metallröhrchen mit der Quarzlinse.

Es handelte sich dabei um einen mit einfachen Mitteln gebauten Schwingungsschlüssel, ähnlich denen, die von den Wärtern zum Verriegeln der Zellen benutzt wurden. Quorn hatte sein ganzes wissenschaftliches Genie aufbieten müssen, um die exakte Schwingungsfrequenz hervorzubringen, mit der sich die Zellentüren öffnen ließen.

Er spähte hinaus in den Korridor, wo die Alarm-Aura weich leuchtete. Niemand war zu sehen. Quorn schob seinen improvisierten Schwingungsschlüssel durch die kleine vergitterte Öffnung in seiner Zellentür. Dann richtete er den elektrischen Impulsstrahl auf das Schloss.

Klick! Die Tür war entriegelt. Lautlos ließ Quorn sie aufgleiten. Doch wagte er sich noch nicht in den Korridor. Wäre er hinaus in die leuchtende Aura getreten, hätte das sofort einen Alarm ausgelöst.

Quorn nahm sein drittes Instrument, das würfelförmige Kästchen, auf dem oben eine kleine Glaskugel befestigt war. Er betätigte einen Schalter an der Seite des Kästchens. Die Glaskugel sandte nun ein sprühendes weißes Leuchten aus, das rings um den Marsmagier mehrere Meter weit ausstrahlte. Erst jetzt betrat Quorn kühn den Korridor.

Es ertönte kein Alarm. Alles blieb ruhig. Das Gerät mit der Glaskugel strahlte eine »Gegenaura« aus. Dadurch wurden die Strahlen der Alarm-Aura rings um Ul Quorn abgeleitet und eine Unterbrechung des photoelektrischen Schaltkreises der Anlage verhindert.

Lautlos wie eine marsianische Sandkatze schlich Quorn den Korridor entlang auf den Eingang des Zellenblocks zu. Er spähte in die Wachstube am Eingang. Zwei uniformierte Wärter saßen darin und unterhielten sich, ihre Atompistolen auf den Knien. Sie verließen sich darauf, dass sofort die Aura-Alarmanlage aktiviert werden würde, wenn ein Häftling aus seiner Zelle ausbrach.

Quorn hob seine primitive kleine Atompistole. Einer der beiden Wärter, ein junger Venusier mit sehr guten Ohren, blickte plötzlich auf.

Der nadelartige Strahl aus Quorns Waffe traf ihn genau zwischen die Augen. Eine Sekunde später fiel auch der andere Wärter tot zu Boden.

»Eine leichte Nummer«, flüsterte Ul Quorn eiskalt. Er ging zur Wand und schaltete die Aura-Alarmanlage ab. Dann hob er die Atompistolen der beiden ermordeten Wärter auf und eilte durch den Korridor zurück.

Der Verbrecher öffnete mit seinem selbstgebauten Schwingungsschlüssel ein Zellenschloss. Die Tür glitt auf. Der Erdenmensch in der Zelle, ein bulliger Kerl mit brutalem Gesicht, keuchte vor Überraschung.

»Quorn! Wo zum Teufel haben Sie den Schlüssel her?«

»Keine Zeit für Gerede«, sagte der Mischling rau. »Wir müssen die anderen befreien, ohne das ganze Gefängnis aufzuwecken.«

Die beiden Sträflinge handelten lautlos. Gray Garson, der Erdenmensch, half Quorn dabei, zehn weitere Zellen in dem Korridor aufzuschließen. Es handelte sich um die Sträflinge, die Quorn in seine Fluchtpläne eingeweiht hatte. Schweigend versammelten sie sich in einer der Zellen.

Quorn betrachtete ihre harten, angespannten Gesichter. Neben Gray Garson gab es noch einen zweiten Mann von der Erde, einen fetten Kriminellen namens Lucas Brewer. Dann war da Thikar, ein riesiger, brutal aussehender, grüner, jovianischer Raumpirat; Lu Sentu, ein verschlagen blickender, runzeliger merkurianischer Dieb; AthorAz, ein verschlafen aussehender venusischer Mörder; Xexel, ein alter Verbrecher vom Saturn mit einem faltigen blauen Gesicht und wässrigen, bösen Augen; zwei finstere marsianische Killer; ein übellaunig aussehender Neptunier; und ein haariger, hochgewachsener Plutonier.

»Was ist Ihr Plan, Quorn?«, flüsterte Lucas Brewer heiser. Sein fettes Gesicht zitterte. Sie haben uns aus unseren Zellen geholt, aber ich sehe nicht, wie wir aus diesem Gefängnis entkommen könnten.«

»Genau! Die Planetenpolizei überwacht Cerberus Tag und Nacht«, brummte Gray Garson. »Kein Schiff kann hier landen und uns abholen.«

»Die einfältige Polizei wird uns nicht erwischen«, sagte Ul Quorn leise. »Aber bevor wir aufbrechen, müssen Sie sich über Eines im Klaren sein: Sobald wir ausgebrochen sind, gebe ich die Befehle, und Sie alle werden gehorchen.«

Er sah ihnen an, dass ihnen das überhaupt nicht gefiel.

»Narren!«, zischte er. »Ohne mich werden Sie im Nullkommanichts wieder hier einsitzen.«

Lu Sentu entgegnete: »Und was ist, wenn sie Captain Future auf uns ansetzen?«

Bei der Erwähnung dieses Namens flackerte wilder Hass in den Gesichtern der Sträflinge auf. In Ul Quorns schwarzen Augen glomm ein düsteres Feuer, als er mit harter Stimme antwortete: »Ich hoffe, dass sie das tun werden – denn ich habe mit Captain Future noch eine alte Rechnung zu begleichen! Und das gilt ja für Sie alle, denn die meisten von Ihnen verdanken es schließlich ihm, dass sie hier sind. Nachdem wir unsere Freiheit zurückgewonnen und uns den Schatz geholt haben, den ich heben will, werden wir mit Captain Future abrechnen.«

»Schatz?«, flüsterte Lucas Brewer. Seine kleinen Augen glitzerten. »Was für einen Schatz?«

»Den größten Schatz aller Zeiten!«, erklärte Ul Quorn. »Und wenn wir frei sind, werde ich Ihnen zeigen, was ich meine. Er wird uns reich, mächtig, unbesiegbar machen!«

Nun funkelte die Gier in den Augen des ganzen verschlagenen Haufens.

»Aber was ist das denn für ein Schatz? Juwelen, Edelmetalle?«, fragte Gray Garson.

»Etwas viel Größeres«, erwiderte Quorn. »Etwas von geradezu unvorstellbarer Faszination. Es wird nicht leicht sein, uns diesen Schatz zu beschaffen, denn er befindet sich an einem beinahe unzugänglichen Ort. Aber wir werden es schaffen, wenn ihr mir gehorcht.«

Garson antwortete für sie alle.

»Wir folgen Ihnen, Quorn! Aber wie sollen wir von Cerberus entkommen?«

»Wir haben jetzt fast die dritte Stunde«, sagte der Magier leise. »Wenn mein Plan funktioniert, sind wir bald frei.«

Er gab den großen grünen Jovianer eine der Atompistolen.

»Sie sind ein guter Schütze, Thikar. Jetzt folgen Sie mir, und zwar leise.«

Sie gingen gerade auf den Eingang des Zellenblocks zu, als plötzlich laute Alarmsirenen die Stille der Nacht zerrissen.

»Sie haben unserem Ausbruch entdeckt!«, rief Gray Garson entsetzt.

Quorns dunkle Augen funkelten. »Offenbar gibt es in der Wachstube noch einen verborgenen Sensor. Das hatte ich befürchtet. Schnell, raus hier!«

Quorn war nun klar, dass es in der Wachstube ein elektrisches Kamerasystem gab, mit dem der Chefaufseher vom Verwaltungsgebäude aus in regelmäßigen Abständen jeden Zellenblock überprüfte. Dabei waren offensichtlich die beiden getöteten Wachen entdeckt worden.

Immer mehr Alarmsirenen ertönten, und draußen im Gefängnishof hörte man das Trappeln vieler Füße. Als Ul Quorn und seine Bande durch den Korridor zum Eingang rannten, wachten die Sträflinge in den anderen Zellen auf und stießen verblüffte Rufe aus.

Quorn und seine Kumpane stürzten aus dem Zellenblock hinaus in die Nacht. Das graue Planetenlicht des Pluto fiel auf eine Gruppe Wärter, die auf die Flüchtigen zu rannte.

»Erledigen Sie sie!«, befahl Quorn dem riesigen Jovianer. Im nächsten Moment schoss der Mischling aus der Hüfte mit seiner eigenen schweren Atompistole.

Die sengenden Strahlen aus den beiden Waffen zuckten durch den Hof und mähten die Wärter nieder, noch ehe sie den Angriff überhaupt bemerkten.

»Wir sind erledigt!«, jammerte der alte Xexel hinter Quorn. »Unsere Chance, hier rauszukommen, liegt jetzt bei eins zu einer Million!«

Jeder, der nicht über Ul Quorns eiserne Willenskraft verfügte, hätte jetzt die Nerven verloren. Die Alarmsirenen heulten pausenlos, immer mehr Wärter rannten aus dem Verwaltungsgebäude, und das Geschrei der aufgewachten Häftlinge wurde ohrenbetäubend.

Von den Wachtürmen aus strichen die blauen Strahlen der Krypton-Suchscheinwerfer über den Hof. Und jetzt ertönte auch noch dröhnender Triebwerkslärm, als schwarze Polizeikreuzer aus dem Himmel auf das Gefängnis herabstießen.

»Die Planetenpolizei!«, schrie Gray Garson.

Ein Suchscheinwerfer erfasste die Gruppe und tauchte sie in blaues Licht.

»Schießen Sie auf die Lampe!«, rief Quorn.

Thikars Atomstrahl zerstörte den Scheinwerfer. Doch weitere Kryptonstrahlen richteten sich auf sie, und jetzt eröffneten die Wärter von der anderen Seite des Hofes das Feuer. Lu Sentu taumelte, als ihn ein Streifschuss an der Schulter erwischte.

Ul Quorn beachtete es nicht. Seine dunklen Augen suchten die Umgebung ab. Dann sah er, was er erwartet hatte.

In einer dunklen Ecke des riesigen Gefängnishofes tauchte plötzlich wie durch Magie ein kleines, torpedoförmiges Raketenschiff aus dem Nichts auf. Es schwebte dort dicht über dem Asphalt, getragen von seinen flammenden Kieldüsen.

»Los, kommen Sie!«, rief Ul Quorn und rannte auf das Raumschiff zu.

»Götter des Saturn! Wo kommt denn dieses Schiff her?«, keuchte der alte Xexel. »Einfach da, wie aus dem Nichts …«

Die Wärter rannten, so schnell sie konnten, um die Bande noch abzufangen, ehe sie das geheimnisvolle kleine Raumfahrzeug erreichte. Quorn schoss im Laufen, mit geradezu unheimlicher Treffsicherheit, und die drei vordersten Wärter stürzten zu Boden, zu Asche verbrannt.

Die Tür des kleinen Schiffs öffnete sich. Eine zierliche junge Marsianerin erschien. Sie war wunderschön, und ihre dunklen Augen funkelten aufgeregt.

»Gute Arbeit, N’Rala!«, rief Quorn ihr zu. »Los, Männer, Beeilung!«

Seine kriminellen Gefolgsleute sprangen hinter ihm in das kleine Raumschiff. Suchscheinwerfer und Atomstrahlen richteten sich auf das Schiff. Doch dann, wie von Zauberhand, verschwand es plötzlich spurlos!

Die Kreuzer der Planetenpolizei suchten die gesamte Umgebung des Gefängnismondes ab, entdeckten jedoch keine Spur des geheimnisvollen kleinen Raumschiffs, mit dem die Gefangenen entkommen waren.