Vorbemerkung des Herausgebers

In seinem Werk ›Der Sinn des Lebens‹ verwebt Alfred Adler die wissenschaftlichen Erkenntnisse seiner Berufslaufbahn zu einem grandiosen Spätwerk, in dem er der grundlegendsten aller Fragen, der Bestimmung des Menschen und dem Sinn des Lebens auf den Grund geht.

Adler ist Begründer der ›Individualpsychologie‹, ein Wegbegleiter Freuds – und später auch dessen geistiger Widerpart. Im Gegensatz zu Freud stellt er weniger allgemein gültige Formeln und Ursachenkomplexe ins Zentrum seiner Arbeit, sondern individualpsychologische Wurzeln und Motive.

Es ist bei Adler immer wieder das Individuum, das sein Schicksal selbst in der Hand hält. Alle Menschen sind zwar von Geburt an mit ›nativen‹ Defiziten belastet, etwa einem Minderwertigkeitsgefühl, doch alle haben auch die Möglichkeit durch Wissen und Willen diese Defizite zu überwinden und zu menschlicher ›Vollkommenheit‹ zu gelangen. – Denn das Streben nach Vollkommenheit sei ein in jedem Menschen angeborenes Faktum.

Von diesem Ansatz ausgehend streift Adler alle Wissensthemen, mit denen er sich zuvor jahrelang beschäftigt hatte, etwa Voreingenommenheit und selektive Wahrnehmung, Minderwertigkeit und Psychose, bis hin zu Träumen und sexuellen ›Perversionen‹ (ein damals von ihm in therapeutischem Kontext weitgehend wertfrei benutzter Begriff) – und er fördert bei diesem Parforceritt augenöffnende Beispiele zu Tage.

Glück und Sinn sind bei Adler stets Komponenten eines größeren Ganzheitlichen: »Nach einem Sinn des Lebens zu fragen hat nur Wert und Bedeutung, wenn man das Bezugssystem Mensch – Kosmos im Auge hat«, betont er. Die wahre Bestimmung des Lebens liegt nach seiner Auffassung darin, dass der Mensch einen möglichst großen Einklang mit Mitmenschen und Umwelt erreicht. Somit ist Adler Vorreiter eines ganzheitlichen psychologischen Ansatzes – der heute schon beinahe zur Selbstverständlichkeit geworden ist.

© Redaktion eClassica, 2017

 

Über den Autor: Der Wiener Psychotherapeut Alfred Adler (1870–1937) war einer der bekanntesten Psychologen der westlichen Welt, hatte einen Lehrstuhl zur medizinischen Psychologie in den USA und ist Begründer der ›Individualpsychologie‹. Im Gegensatz zu Freud, dessen Schüler er war, stellte er weniger allgemein gültige Formeln und Ursachenkomplexe ins Zentrum seiner Arbeit, als individualpsychologische Wurzeln und Motive.

 


9. Die fiktive Welt des Verwöhnten

Verwöhnte Personen haben keinen guten Ruf. Sie hatten ihn niemals. Eltern lieben es nicht, der Verwöhnung beschuldigt zu werden. Jede verwöhnte Person weigert sich, als solche angesehen zu werden. Man stößt immer wieder auf Zweifel, was man unter Verwöhnung verstehen soll. Aber wie durch Intuition fühlt jeder sie als Last und als Hindernis einer richtigen Entwicklung.

Nichtsdestoweniger liebt es jeder, Objekt der Verzärtelung zu sein. Manche ganz besonders. Viele Mütter können nicht anders als verwöhnen. Glücklicherweise wehren sich viele Kinder so stark dagegen, dass der Schaden geringer ausfällt. Es ist eine harte Nuss mit psychologischen Formeln. Wir können sie nicht als strenge Richtlinien benützen, die blindlings zur Auffindung von Grundlagen einer Persönlichkeit Verwendung finden könnten oder zur Erklärung von Stellungnahmen und Charakteren. Wir müssen vielmehr in jeder Richtung eine Million von Varianten und Nuancen erwarten, und was wir gefunden zu haben glauben, muss stets mit gleichlaufenden Tatsachen verglichen und bestätigt werden. Denn wenn ein Kind sich gegen Verwöhnung stemmt, geht es gewöhnlich zu weit in seinem Widerstand und überträgt seine Gegenwehr auch auf Situationen, in denen freundliche Hilfe von außen einzig vernünftig wäre.

Wenn die Verwöhnung später im Leben Platz greift und nicht, wie so oft in solchen Fällen, mit Knebelung des freien Willens verknüpft ist, kann sie wohl dem Verwöhnten gelegentlich zum Überdruss werden. Aber sein in der Kindheit erworbener Lebensstil wird dadurch nicht mehr geändert.

Die Individualpsychologie behauptet, dass es keinen anderen Weg gibt, einen Menschen zu verstehen als die Betrachtung der Bewegungen, die er macht, um seine Lebensprobleme zu lösen. Das Wie und das Warum sind dabei sorgfältig zu beobachten. Sein Leben beginnt mit dem Besitz menschlicher Möglichkeiten, Entwicklungsmöglichkeiten, die sicherlich verschieden sind, ohne dass wir imstande wären, diese Verschiedenheiten aus anderem als aus seinen Leistungen zu erkennen. Was wir im Beginn des Lebens zu sehen bekommen, ist bereits stark beeinflusst durch äußere Umstände vom ersten Tag seiner Geburt. Beide Einflüsse, Heredität und Umwelt, werden zu seinem Besitz, den das Kind verwendet, gebraucht, um seinen Weg der Entwicklung zu finden. Weg aber und Bewegung können nicht ohne Richtung und Ziel gedacht oder eingeschlagen werden. Das Ziel der menschlichen Seele ist Überwindung, Vollkommenheit, Sicherheit, Überlegenheit.

Das Kind im Gebrauch der erlebten Einflüsse von Körper und Umwelt ist mehr oder weniger auf seine eigene schöpferische Kraft, auf sein Erraten eines Weges angewiesen. Die seiner Haltung zugrunde liegende Meinung vom Leben, weder in Worte gefasst noch gedanklich ausgedrückt, ist sein eigenes Meisterstück. So kommt das Kind zu seinem Bewegungsgesetz, das ihm nach einigem Training zu jenem Lebensstil verhilft, in dem wir das Individuum sein ganzes Leben hindurch denken, fühlen und handeln sehen. Dieser Lebensstil ist fast immer in einer Situation erwachsen, in der dem Kinde die Unterstützung von außen gewiss ist. Unter mannigfachen Umständen erscheint ein solcher Lebensstil sich nicht als ganz geeignet zu bewähren, wenn draußen im Leben ein Handeln ohne liebevolle Hilfe nötig erscheint.

Da taucht nun die Frage auf, welche Haltung im Leben richtig ist, welche Lösung der Lebensfragen erwartet werden muss. Die Individualpsychologie trachtet soviel als möglich zur Lösung dieser Frage beizutragen. Niemand ist mit der absoluten Wahrheit gesegnet. Eine konkrete Lösung, die allgemein als richtig befunden werden müsste, muss wenigstens in zwei Punkten stichhaltig sein. Ein Gedanke, ein Gefühl, eine Handlung ist nur dann als richtig zu bezeichnen, wenn sie richtig ist sub specie aeternitatis [auf ewige Sicht]. Und ferner muss in ihr das Wohl der Gemeinschaft unanfechtbar beschlossen sein. Dies gilt sowohl für Traditionen, als für neu auftauchende Probleme. Und gilt auch für lebenswichtige wie für kleinere Fragen des Lebens. Die drei großen Lebensfragen, die jeder zu lösen hat und in seiner Art lösen muss, die Fragen der Gemeinschaft, der Arbeit und der Liebe, können nur von solchen Menschen annähernd richtig gelöst werden, die in sich das lebendig gewordene Streben nach einer Gemeinschaft tragen. Keine Frage, dass in neu auftauchenden Problemen eine Unsicherheit, ein Zweifel bestehen kann. Aber nur der Wille zur Gemeinschaft kann vor großen Fehlern bewahren.

Wenn wir bei solcher Untersuchung auf Typen stoßen, so sind wir nicht der Verpflichtung enthoben, das Einmalige des Einzelfalles zu finden. Dies gilt auch für verwöhnte Kinder, dieser sich auftürmenden Bürde für Elternhaus, Schule und Gesellschaft. Wir haben den Einzelfall zu finden, wenn es sich um schwer erziehbare Kinder handelt, um nervöse oder wahnsinnige Personen, um Selbstmörder, Delinquenten, Süchtige, Perverse usf. Sie alle leiden an einem Mangel des Gemeinschaftsgefühls, der fast immer auf Verwöhnung in der Kindheit oder auf einen extremen Wunsch nach Verwöhnung und Erleichterung zurückzuführen ist.

Die aktive Haltung eines Menschen kann nur aus der richtig verstandenen Bewegung gegenüber den Lebensfragen erkannt werden. Ebenso ihr Mangel. Es bedeutet nichts für den Einzelfall, wenn man, wie es die Besitzpsychologen tun, irgendwelche fehlerhafte Symptome auf die dunklen Regionen einer unsicheren Erblichkeit zurückzuführen trachtet oder auf allgemein als ungeeignet angesehene Einflüsse der Umwelt, die das Kind ja doch mit einer gewissen Willkür aufnimmt, verdaut und beantwortet. Die Individualpsychologie ist die Psychologie des Gebrauches und betont die schöpferische Aneignung und Ausnützung aller dieser Einflüsse. Wer die stets verschiedenen Fragen des Lebens als gleichbleibend ansieht, ihre Einmaligkeit in jedem Falle nicht wahrnimmt, kann leicht dazu verleitet werden, an wirkende Ursachen, Triebe, Instinkte als dämonische Lenker des Schicksals zu glauben. Wer nicht wahrnimmt, dass für jedes Geschlecht stets neue Fragen auftauchen, die niemals vorher bestanden haben, kann an die Wirksamkeit eines erblichen Unbewussten denken. Die Individualpsychologie kennt zu genau das Tasten und Suchen, die künstlerische Leistung des menschlichen Geistes bei der Lösung seiner Probleme, sei sie richtig oder unrichtig. Es ist die Leistung des Einzelmenschen aus seinem Lebensstil heraus, die eine individuelle Lösung seiner Probleme bedingt. Viel von dem Wert der Typenlehre fällt hinweg, wenn man die Armut der menschlichen Sprache kennt. Wie verschieden sind die Beziehungen, die wir mit »Liebe« bezeichnen. Sind zwei in sich gekehrte Menschen jemals gleich? Ist es denkbar, dass das Leben zweier identischer Zwillinge, die nebenbei sehr oft den Wunsch und das Streben haben, identisch zu sein, hier unter dem wechselnden Mond je gleichförmig verlaufen kann? Wir können das Typische benützen, müssen es sogar, ebenso wie die Wahrscheinlichkeit, dürfen aber selbst bei Ähnlichkeiten nicht vergessen, welche Verschiedenheit das ja doch einmalige Individuum aufweist. Wir können uns in unserer Erwartung der Wahrscheinlichkeit bedienen, um das Gesichtsfeld zu beleuchten, in dem wir das Einmalige zu finden hoffen, müssen aber auf diese Hilfe verzichten, sobald uns Widersprüche entgegentreten.

Bei dem Suchen nach den Wurzeln des Gemeinschaftsgefühls, die Möglichkeit einer Entwicklung desselben beim Menschen vorausgesetzt, stoßen wir sofort auf die Mutter als den ersten und wichtigsten Führer. Die Natur hat sie dazu bestellt. Ihre Beziehung zu dem Kinde ist die einer innigen Kooperation (Lebens und Arbeitsgemeinschaft), bei der beide gewinnen, nicht wie manche glauben, eine einseitige, sadistische Ausbeutung der Mutter durch das Kind. Der Vater, die anderen Kinder, die Verwandten und Nachbarn haben dieses Werk der Kooperation zu fördern, indem sie das Kind als einen gleichberechtigten Mitarbeiter zum Mitmenschen, nicht zum Gegenmenschen anleiten. Je mehr das Kind den Eindruck gewinnt von der Verlässlichkeit und Mitarbeit der anderen, um so eher wird es zum Mitleben und zum selbständigen Mitarbeiten geneigt sein. Es wird alles, was es besitzt, in den Dienst der Kooperation stellen.

Wo aber die Mutter allzu deutlich von übertriebener Zärtlichkeit überfließt und dem Kind die Mitarbeit in seinem Verhalten, Denken und Handeln, wohl auch im Sprechen, überflüssig macht, wird das Kind eher geneigt sein, sich parasitär (ausbeutend) zu entwickeln und alles von den anderen zu erwarten. Es wird sich immer in den Mittelpunkt drängen und bestrebt sein, alle anderen in seinen Dienst zu stellen. Es wird egoistische Tendenzen entfalten und es als sein Recht ansehen, die anderen zu unterdrücken, von ihnen immer verwöhnt zu werden, zu nehmen und nicht zu geben. Ein oder zwei Jahre eines solchen Trainings genügen, um der Entwicklung des Gemeinschaftsgefühls und der Neigung zur Mitarbeit ein Ende zu setzen. Einmal in Anlehnung an andere, ein andermal in der Sucht, andere zu unterdrücken, stoßen sie sehr bald auf den für sie unüberwindlichen Widerstand einer Welt, die Mitmenschlichkeit, Mitarbeit verlangt. Ihrer Illusionen beraubt, beschuldigen sie die anderen und sehen im Leben immer nur das feindliche Prinzip. Ihre Fragen sind pessimistischer Art. »Was hat das Leben für einen Sinn?« »Warum soll ich meinen Nächsten lieben?« Wenn sie sich den legitimen Forderungen einer aktiven Gemeinschaftsidee fügen, so nur, weil sie anderseits den Rückstoß, die Strafe fürchten. Vor die Frage der Gemeinschaft, der Arbeit, der Liebe gestellt, finden sie nicht den Weg des sozialen Interesses, erleiden einen Schock, verspüren dessen Wirkung körperlich und geistig und treten den Rückzug an, bevor oder nachdem sie ihre sinngemäße Niederlage erlitten haben. Aber immer bleiben sie bei ihrer von Kindheit an gewohnten Haltung, dass ihnen ein Unrecht geschehen sei.

Man kann nun auch verstehen, dass alle Charakterzüge nicht nur nicht angeboren sind, sondern in erster Linie Beziehungen ausdrücken, die ganz dem Lebensstil eingeordnet sind. Sie sind Mitprodukt aus des Kindes schöpferischem Wirken. Das verwöhnte Kind, zur Selbstliebe verleitet, wird egoistische, neidische, eifersüchtige Züge in höherem, wenn auch verschiedenem Maße entwickeln, wird, wie in Feindesland lebend, Überempfindlichkeit, Ungeduld, Mangel an Ausdauer, Neigung zu Affektausbrüchen und ein gieriges Wesen zeigen. Die Neigung zum Rückzug und eine übergroße Vorsicht sind dabei gewöhnliche Erscheinungen.

Die Gangart, bildlich gesprochen, einer verwöhnten Person ist in günstigen Situationen manchmal nicht leicht zu durchschauen. Viel leichter in ungünstiger Lage, wenn das Individuum auf den Bestand seines Gemeinschaftsgefühls einer Prüfung ausgesetzt ist. Dann findet man es in einer zögernden Haltung, oder es macht in einer größeren Distanz zu seinem Problem halt. Das Individuum erklärt diese Distanz mit Scheingründen, die zeigen, dass es sich dabei nicht um die Vorsicht des Klugen handelt. Oft wechselt es seine Gesellschaft, seine Freunde, seine Liebespartner, seinen Beruf, ohne bis zu einem gedeihlichen Ende zu gehen. Gelegentlich stürmen solche Menschen im Beginn einer Aufgabe mit solcher Hast vorwärts, dass der Kenner sofort auf den Gedanken kommt, wie wenig Selbstvertrauen darin steckt und wie bald der Eifer nachlassen wird. Andere von den Verwöhnten werden zu Sonderlingen, möchten sich am liebsten in die Wüste zurückziehen, um allen Aufgaben auszuweichen. Oder sie lösen eine Aufgabe nur teilweise und schränken so ihren Wirkungskreis entsprechend ihrem Minderwertigkeitskomplex stark ein. Wenn sie über einen gewissen Fonds von Aktivität verfügen, der gewiss nicht »Mut« zu nennen ist, so schweifen sie leicht in einer etwas drückenden Lage ins Gebiet des sozial Unnützlichen, ja Schädlichen ab, werden Verbrecher, Selbstmörder, Trinker oder Perverse.

Es ist nicht für jeden leicht, sich mit dem Leben einer sehr verwöhnten Person zu identifizieren, das heißt sie ganz zu verstehen. Man muss schon wie ein guter Schauspieler diese Rolle innehaben und im ganzen Lebenskreis verstehen, wie man sich zum Mittelpunkt macht, wie man nach jeder Situation Ausblick halten muss, in der man andere niederdrückt, niemals Mitarbeiter ist, wo man alles erwarten, aber nichts geben muss. Man muss erkannt haben, wie sie die Mitarbeit anderer für sich auszubeuten trachten, Freundschaft, Arbeit und Liebe, wie sie nur für ihr eigenes Wohl, für ihre eigene, persönliche Überheblichkeit Interesse haben und immer nur an Erleichterungen ihrer Aufgaben zu Ungunsten anderer denken, um zu verstehen, dass nicht Vernunft sie leitet. Das seelisch gesunde Kind entwickelt Mut, allgemein gültige Vernunft und aktive Anpassungsfähigkeit. Das verwöhnte Kind hat nichts oder wenig von all diesem, dafür Feigheit und Tricks. Dazu einen außerordentlich eingeengten Pfad, so dass es immer in den gleichen Fehler verfallen erscheint. Ein tyrannisches Kind erscheint immer tyrannisch. Ein Taschendieb bleibt immer bei seinem Handwerk. Der Angstneurotiker beantwortet alle Aufgaben des Lebens mit Angst. Der Süchtige bleibt bei seinem Gift. Der sexuell Perverse zeigt keine Neigung zu Abweichungen von seiner Perversion. In dem Ausschluss anderer Leistungen, in dem engen Pfad, auf dem ihr Leben abläuft, zeigt sich wieder deutlich ihre Lebensfeigheit, ihr mangelndes Selbstvertrauen, ihr Minderwertigkeitskomplex, ihre Ausschaltungstendenz.

Die geträumte Welt verwöhnter Personen, ihre Perspektive, ihre Meinung und Auffassung vom Leben, unterscheidet sich ungeheuer von der wirklichen Welt. Ihre Anpassung an die Evolution der Menschheit ist mehr oder weniger erwürgt, und dies bringt sie unaufhörlich in Konflikte mit dem Leben, an deren schädlichen Resultaten die anderen mitleiden. Wir finden sie in der Kindheit unter den überaktiven und passiven Kindern, später unter den Verbrechern, Selbstmördern, Nervösen und Süchtigen, immer voneinander verschieden. Meist unbefriedigt sehen sie mit verzehrendem Neid auf die Erfolge der anderen, ohne sich aufzuraffen. Immer bannt sie die Furcht vor einer Niederlage, vor der Aufdeckung ihrer Wertlosigkeit, meist sieht man sie auf dem Rückzug vor den Aufgaben des Lebens, für den sie um Ausreden nie verlegen sind.

Dass manche von ihnen Erfolge im Leben erringen, soll nicht übersehen werden. Es sind diejenigen, die überwunden und aus ihren Fehlern gelernt haben.

Die Heilung und Umwandlung solcher Personen kann nur auf dem Wege des Geistes, durch die wachsende Überzeugung von den Fehlern im Aufbau des Lebensstiles gelingen. Wichtiger wäre die Vorbeugung: Die Familie, besonders die Mutter, müsste es verstehen, ihre Liebe zum Kinde nicht bis zur Verwöhnung zu steigern. Mehr wäre zu erwarten von einer Lehrerschaft, die gelernt hat, diesen Fehler zu erkennen und zu korrigieren. Es wird dann klarer werden als es bis jetzt erscheint, dass kein Übel größer ist als die Verwöhnung der Kinder mit ihren Folgen.