Irrsinn – Wohnungssuche
21 wertvolle Tipps für eine erfolgreiche Anmietung deiner nächsten Wohnung
Andreas Buhlig
Ich habe lange gezögert, ein Buch zu einem Thema zu schreiben, für das es eigentlich keinen Bedarf geben sollte in einer Großstadt wie Berlin. Aber in Unterhaltungen mit Mietinteressenten trafen Gutgläubiges und hohe Anspruchshaltung auf die neue harte Realität des Berliner Wohnungsmarktes. Deutschland ist immer noch ein Mieterland. Weniger als 50 % der Bevölkerung besitzen Wohneigentum. Andere Bürger in Europa sind da wesentlich vermögender, obwohl Sie gerettet werden müssen und mussten. Die Deutschen stehen weit abgeschlagen, dank höherer Abgaben und Steuern. Die Tendenz zu viel mehr Eigentum ist daher nicht zu erwarten.
In den Jahren nach der Wiedervereinigung und über viele Jahre konnte man in Berlin aus unzähligen Wohnungsangeboten wählen. Das hat sich gewandelt. In den sehr begehrten Lagen gab es schon immer eine erhöhte Nachfrage, und es konnte schon sein, das lange Schlangen von Bewerbern vor der Wohnung warteten. Aber das war die Ausnahme und nicht die Regel. Hier handelte es sich in erster Linie um die Berliner Bezirke Prenzlauer Berg oder Kreuzberg/Friedrichshain. Diese Angebote waren für mich als Makler sehr einfach zu vermarkten. In der Presse kam dann auch die Schlagzeile: “ viel Geld fürs Tür aufschließen“. Für diese Region kann ich das nicht verneinen. Letztendlich bestand aber meine Arbeit aus 80 % Wohnungsangeboten in Gegenden, wo der Mietinteressent gesucht werden musste, und das am Abend und am Wochenende. Die Fahrt durch eine Großstadt kostet viel Zeit. Ärgerlich war es dann, ohne Mietinteressent dazustehen, da dieser nicht kam. Auch ein Anruf kurz vorher war manchmal umsonst. Der Interessent ging nicht an das Telefon. War das jetzt eine Absage oder nur ein Versehen? Auf jeden Fall ist das heute nicht mehr so. Die Zeiten haben sich geändert. Mietinteressenten können sich so etwas überhaupt nicht mehr leisten, sollten Sie ernsthaft eine Wohnung suchen.
Die Zahl der bezahlbaren Wohnungen hat sich drastisch reduziert. Der Immobilienmarkt hat sich in den Großstädten Deutschlands extrem gewandelt. Für Suchende leider nicht zum Besseren. Seit 2008, mit Beginn der Finanzkrise, zogen sämtliche Immobilienpreise in Deutschland flächendeckend an. Besonders in den Großstädten und kleineren Städten drehte die Preisspirale nach oben. Nur sehr wenige Gegenden stagnierten oder gaben bis zum heutigen Tag nach. In einer Finanzkrise zogen also die Preise an. Viele hatten das nicht „auf dem Schirm“. Auch ich rechnete nicht mit so einer Rallye.
Die Mieten waren auch schon vor 20 Jahren in gefragten Lagen hoch. So kostete 1997 eine Dachgeschosswohnung in Berlin- Prenzlauer Berg bereits bis zu 15 DM kalt pro qm. Aber das war schon eher eine Ausnahme als die Regel. Die Mieten lagen in der Regel bei 4 bis 8 DM im Durchschnitt. Mieter, die heute für 5 Euro/qm wohnen ziehen nicht mehr aus, wenn Sie nicht müssen. Eine Neuanmietung verursacht die Verdoppelung der neuen Miete.
Da die Kaufpreise ebenfalls seit 2008 kontinuierlich anstiegen, versuchte man vom Staat gegenzusteuern. Mietpreisbremse, Makler - Bestellerprinzip, Milieuschutzgebiete etc. haben ihre Wirkung. Aber nicht auf die Mietpreise. Die stiegen weiter. Zu viele Schlupflöcher, zu viele Ausnahmen, keine Kontrollen, wenig Klagewilligkeit der Mieter, die froh waren, eine Wohnung gefunden zu haben.
Wohnungen werden daher lieber als Eigentumswohnungen für Selbstnutzer und Kapitalanleger gebaut, anstatt für untere Miet-Preissegmente, weil auch die Immobilienankaufpreise stetig stiegen. 1989 kostete ein qm bezugsfreie Eigentumswohnung als Beispiel im beliebten Berliner Stadtteil Schönberg ca. umgerechnet 300 Euro. Heute mindestens 3000,- Euro. Diese Preissteigerungen wurden verursacht durch das Fluten der Märkte mit billigem Geld. Die Europäische Zentralbank pumpte ca. 60 Milliarden Euro pro Monat in den Markt, die Baukreditzinsen lagen 2017 bei unter 2 %, und die Flucht der Menschen vor einer drohenden Inflation oder vielleicht Hyperinflation trieb sie in vermeintlich sichere Anlagen wie Immobilien. Sicherlich passte sich Deutschland auch dem europäischen Ausland an, da in diesen Ländern der Immobilienbesitz schon immer in Anzahl und Preis höher war als in Deutschland. Da die Mieten jedoch bis 2008 relativ moderat waren und die Zinsen hoch, die Gerichte eher Mieterinteressen als Eigentümer-Interessen durchsetzten, lohnte eine Kapitalanlage hier eher nicht so, wie in den anderen europäischen Ländern.