Der Übertritt ans Gymnasium ist in manchen Kantonen nur mit viel Aufwand zu bewältigen und das trotz guter Noten. Verständlich, dass Kinder wie auch Eltern auf dem Weg dorthin hie und da von Unsicherheiten und Zweifeln befallen werden. Dieser Ratgeber schafft Klarheit und beantwortet umfassend die drängendsten Fragen, die sich Eltern in dieser Angelegenheit stellen. Dabei kommen nicht bloss Fachexperten und Lehrpersonen zu Wort, sondern angehört werden gleichermassen die wahren Experten: die Gymnasiasten und deren Eltern. Das ist nicht nur innovativ, sondern sorgt für allseitige Entspannung im Hinblick auf das Abenteuer Gymnasium.
Einen guten Überblick bieten Checklisten und Kurzzusammenfassungen am Ende jedes Kapitels. Interviews mit den Fachpersonen Lutz Jäncke (Neuropsychologe), Elena Arici (Lernpsychologin) und Urs Moser (Bildungsforscher) vertiefen die relevanten Themen.
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Umschlaggestaltung und Satz: Lynn Grevenitz, www.kulturkonsulat.com
Lektorat: Vanessa Sonder, Petra Jecker
E-Book: CPI books GmbH, Leck
ISBN: 978-3-9524924-9-9
Einleitung
Teil 1: Vorbereitung in der Primarschule
Unser Kind ist verträumt — Unser Kind geht nicht gerne zur Schule — Ab wann gilt es ernst? — Unterstützung bei Fremdsprachigkeit — Unterstützung durch die Eltern — Die Macht der Lehrperson — Die Wahl des Wohnorts
Interview mit Lutz Jäncke – Neurowissenschaftler
Teil 2: Konkrete Prüfungsvorbereitung
Kurzzeit- oder Langzeitgymnasium — Der weite Schulweg — Lernblockade — Die gute Lernstrategie — Lernen in der Pubertät — Schulische Vorbereitung — Vornoten — Prüfungsangst — Hilfe durch die Eltern — Skilager – ja/nein? — Probeprüfungen
Interview mit Elena Arici – Lernspsychologin
Teil 3: Prüfung und Probezeit
Prüfung verschieben? — Prüfungstag — Prüfung nicht bestanden — Prüfung bestanden – alles gut oder viel Druck? — Organisation in der Probezeit — Nach der Probezeit
Interview mit Urs Moser, Bildungsforscher
Teil 4: ENTSPANNT – so geht’s: Wichtige Tipps auf einen Blick
«Ich will ans Gymnasium!» Ein Wunsch, dessen Konsequenzen längst nicht nur das Kind betrifft, das ihn äussert. Je nach Wohnkanton ist dieses Ziel nur mit grossem Aufwand zu erreichen, auch für Kinder mit guten Noten. Der Besuch der von der Primarschule angebotenen Vorbereitungskurse, zusätzliche Nachhilfe von privaten Lernstudios oder Lerncoaches, tägliches Üben zu Hause: Ans Gymnasium zu wollen, ist mit einem Zusatzaufwand verbunden, den nicht nur das Kind spürt. Die Phase der Prüfungsvorbereitung belastet oft ganze Familien. Man hat das Gefühl – so wird allenthalben berichtet – es drehe sich im Familienleben fast alles nur noch um die grosse, ominöse Prüfung, die sich allen als Eintrittspforte in die akademische Welt verspricht. Die Eltern plagen in dieser Zeit – und vielleicht auch schon in den Jahren zuvor – Unsicherheiten und vielleicht auch Ängste. Sie stellen sich viele Fragen, die die meisten Prüfungsratgeber nicht beantworten können.
Wir haben darum die wichtigsten und brennendsten Fragen von Eltern zusammengetragen. Alles Eltern, die hoffen, ihr Kind möge eines Tages ENTSPANNT und erfolgreich den Weg ans und durchs Gymnasium schaffen. Es sind Fragen, deren Antworten die am besten kennen, die den Prozess «Ich will ans Gymnasium» selber schon durchlebt haben und all die Ängste, den Druck, die Unsicherheiten kennen: nämlich Gymnasiasten und deren Eltern. Sie sind die wahren Experten und dank ihrer Hilfe soll auch Ihr Kind, liebe Leserinnen und Leser, Rat, Ruhe und vor allem konkrete Hilfe erhalten. Wo immer sinnvoll, geben aber auch noch Fachleute und Primar- und Gymnasiallehrpersonen in Sachen Prüfungsvorbereitung Auskunft zu den entsprechenden Elternfragen. Ergänzend dazu haben wir das Thema «ENTSPANNT ans Gymnasium» von drei Seiten mit Fachpersonen reflektiert. In längeren Interviews geben ein Neurowissenschaftler, ein Bildungsforscher und eine Lernpsychologin Auskunft und bereichern das Buch.
Die Fachpersonen sind mit Namen und Funktion gekennzeichnet. Die meisten Eltern und Kinder waren einverstanden, mit vollem Namen im Buch zu erscheinen. Da die Kinder, über deren Lernerfahrungen hier berichtet wird, aber in vielen Fällen noch minderjährig sind und vielleicht in ein paar Jahren ihren Namen nicht mehr in einer öffentlichen Publikation lesen wollen, haben wir uns entschieden, nur mit den Initialen zu arbeiten. Wir sprachen mehrheitlich mit Kindern und Eltern, die in Kantonen leben, wo eine Eintrittsprüfung und/oder eine Probezeit zu bestehen ist.
«ENTSPANNT ans Gymnasium» will aber über alle Kantone hinweg vermitteln und aufzeigen, wie man trotz grossem Druck aus der Arbeitswelt und verschiedenen Ängsten zu einem entspannten Umgang und der richtigen Haltung gelangt, damit das Kind seinen Weg ERFOLGREICH an und durch das Gymnasium finden kann.
Arisverlag
— Unser Unterstufenkind ist verträumt und zeigt keinen schulischen Ehrgeiz. Uns ist es aber wichtig, dass es später das Gymnasium besucht – müssen wir uns Sorgen machen? —
Müssen wir uns Sorgen machen, wenn unser Kind in der Primarschule keinen schulischen Ehrgeiz zeigt? – Eine Frage, die noch vor zehn, zwanzig Jahren kaum gestellt worden wäre. Denn damals bangte man nicht wie heute in der Primarschule oder gar schon im Kindergarten darum, ob es das Kind ans Gymnasium schafft.
Die hohen Anforderungen der Arbeitswelt schlagen sich mittlerweile auch im Familienleben nieder. Und das nicht erst, wenn die Kinder in die Oberstufe kommen. Man spüre, so die Lernpsychologin Elena Arici, ganz klar einen Druck in den Familien, ein Druck, der auf Zukunftsängsten basiert.
Ein verträumtes oder chaotisches Kind hat vielleicht grössere Anpassungsschwierigkeiten im Gymnasium – ein Ausdruck von mangelnder Intelligenz ist das aber nicht. Im Gegenteil, unter den befragten Gymnasiasten beziehungsweise deren Eltern fanden sich sogar erstaunlich viele «Träumer».
«Ich war ein grosser Träumer und habe es nun trotzdem ans Gymnasium geschafft. Ich bin im letzten Jahr, stehe also kurz vor der Matura. Als Schüler darf und soll man träumen dürfen. Aber: Man muss lernen, zu welchem Zeitpunkt man sich fokussieren muss und wie man konzentriert arbeitet. Es reicht jedoch, wenn man das dann später lernt, in der Unterstufe ist es noch nicht so wichtig. Ich habe oft vergessen aufzuschreiben, welche Hausaufgaben bis wann zu erledigen sind – und zwar bis über die Primarschule hinaus. Man wird deswegen nicht gleich zum Schulversager …»
M. B., Kurzzeit-Gymnasium, letztes Schuljahr
Dies erzählt der 19-jährige M. B. Seine Matura-Arbeit, ein kurzer Film zu einem gesellschaftskritischen Thema, zeugt von grosser Kreativität und Schaffenskraft – und wurde mit der Bestnote bewertet. Ob sein Träumen in den ersten Jahren ihm dabei vielleicht sogar geholfen hat? Auch andere Eltern kennen das Phänomen des chaotischen Kindes – und wissen: Es geht trotzdem!
«Unser Sohn war ein grosser Träumer und ein Chaot. Es verging kein Tag, an dem er nicht irgendetwas in der Schule oder zu Hause vergass. Seien es Jacken, Hausaufgaben, Schulbücher, das Etui oder gar die ganze Schulmappe. Was ich am Anfang noch niedlich fand, ‹mein Kind, der Träumer›, wurde ab der fünften Klasse zur Belastung. Schafft er es so ans Gymnasium? Hat er schlechtere Vornoten, weil er ständig etwas vergisst und sich darum selbst am Lernen behindert? Sieht ihn deswegen der Lehrer für das Gymnasium wenig geeignet? Oft wünschte ich mir, er wäre wie die verantwortungsbewussten Mädchen in seiner Klasse, die einen sauber aufgeräumten Arbeitsplatz hatten und bestens organisiert waren.
Schliesslich kam die grosse Erlösung. Eine Gymnasiumsvorbereitungslehrerin sagte zu mir: ‹Ihr Kind gehört ans Gymnasium, das spürt man. Und manchmal ist es so, dass gerade die Kinder, die intellektuell das gefragte Niveau mitbringen, Träumer und Chaoten sind.› Man kann sich vorstellen, ich hätte die Lehrerin am liebsten umarmt. Ihre Aussage hat sowohl mich als auch den jungen Träumer darin bestärkt, dass er die Prüfung machen soll. Mit seinem Hang zur Träumerei musste er, um die Prüfung zu bestehen, extra viel arbeiten.»
M. S., Mutter
Das berichtet eine Mutter. Ihr Sohn ist mittlerweile im zweiten Gymnasiumjahr. Noch immer sei er eher ein Träumer, sagt sie. Die Mutter verrät, dass sie sich auch heute noch manchmal Sorgen mache, und sich wünsche, das Kind würde endlich mehr Ordnung halten und mehr Fleiss zeigen.
«Machen Sie sich auf keinen Fall Sorgen, wenn Ihr Kind in der Primarschule ein Träumer ist! Was man sich als Eltern immer in Erinnerung rufen darf: Lernen ist ein lebenslanger Prozess. Wenn jemand in der Schweiz die Matura machen will, kann er das noch sein ganzes Leben lang tun. Es ist nicht nur mit 19, sondern auch noch mit 50 Jahren möglich. Viele Wege führen dahin. Für einige Kinder ist es einfach noch zu früh, sich schon in der Primarschule dem Lerndruck zu ‹beugen›. Dann ist es vielleicht besser, das Kind noch ein wenig weiter träumen zu lassen. Der Ernst des Lebens beginnt früh genug!»
Bettina Marion Ulrich, Lerncoach, Primarlehrerin und Schulleiterin an privaten und öffentlichen Schulen
«Ein verträumtes Primarschulkind kann es später sehr wohl ans Gymnasium schaffen. Ich appelliere hier an die Eltern: Lasst eure Kinder noch Kinder sein! Selbstverständlich ist es wichtig, dass Eltern die Kinder in ihrer Entwicklung, also auch der schulischen, angemessen unterstützen und so zum Beispiel bei den Hausaufgaben Hilfestellung oder Zuspruch leisten und sich für die Schule interessieren. Aber das Kind soll seinen Ideen nachgehen können, kreativ sein und eigene Denk- und Lernwege entdecken. Das heisst, jedes Kind will sich entwickeln und dazu muss es ihm erlaubt sein, ständig eigene Erfahrungen zu machen. Es ist früh genug, wenn man Ende der vierten Klasse, oder auch später, schaut, wo das Kind in der Schule steht und ob es Defizite gibt, die man allenfalls aufarbeiten muss.
Wir stellen immer wieder fest, dass es kontraproduktiv ist, wenn Kinder schulisch zu früh gepusht werden, weil Eltern oder Lehrpersonen das Gefühl haben, das Kind schöpfe sein Potenzial nicht aus, und dann Druck ausüben. Hingegen ist es auch wissenschaftlich erwiesen, dass Neugierde, ein gesundes Selbstbild und ein gesundes Selbstvertrauen der Motor von Lernprozessen sind. So wie Kreativität und ein spielerischer Umgang mit verschiedenen Materien. Mit diesem Rüstzeug fällt dem Kind der Zugang zu systemischen Lernprozessen leichter – die es zum Beispiel in der Mathe braucht.
Das Kind muss wissen, dass es unabhängig von allem ein ‹gutes Kind› ist. Und dass es intelligent sein kann, auch wenn die Leistungen in der Schule nicht immer stimmen oder noch nicht stimmen.
Biografien berühmter Leute zeigen, dass man auch mit Dyskalkulie oder einer Lese-Rechtschreib-Schwäche etwas erreichen und die nächsthöhere Schulstufe meistern kann.»
Ursina Pajarola, Pädagogin, Unternehmensleitung Lernstudio Zürich
Für Lutz Jäncke, Neurowissenschaftler, ist klar: Das kindliche Hirn ist mit zwölf Jahren noch gar nicht reif, um selbstorganisiert zu arbeiten. Das Interview mit ihm dazu findet sich am Ende des ersten Teils. Und auch Psychologin und Lerncoach Elena Arici teilt diese Meinung, weiss aber, dass man chaotische Kinder dazu bringen kann, sich selbst besser zu organisieren. Sie ist überzeugt: Jedes Träumer-Kind kann mit Unterstützung strukturiertes Arbeiten erlernen. Ihre Tipps dazu später im Buch (Seite 136).
— Lernen ist ein lebenslanger Prozess, Ihr Kind muss nicht schon in der Primarschule höchste Lerneffizienz zeigen.
— Lassen Sie Ihr Kind träumen, der «Ernst des Lebens» beginnt früh genug.
— Es gibt Kinder, die erst in der Oberstufe oder im Erwachsenenleben einen Zugang zum schulischen Lernen finden und Freude daran entwickeln.
— Kinder, die verträumt und chaotisch sind, sind nicht weniger intelligent, aber sie müssen sich eine Matura härter erarbeiten.
— Wichtige Pfeiler für den Schulerfolg sind Selbstorganisation und richtige Lerntechniken (siehe Seite 136).
— Unser Kind geht nicht gerne zur Schule. Soll ich es trotzdem ermuntern, sich für den Kurs der Primarschule anzumelden, der die Kinder auf die Aufnahmeprüfung vorbereitet? —
Wieso geht das Kind nicht gerne zur Schule? Das ist die erste Frage, die man stellen sollte. Gibt es eventuell Probleme mit anderen Kindern, mit der Lehrperson? Oder liegt es an den Hausaufgaben? Auf der Primarstufe gehen Kinder in der Regel gerne zur Schule. Später am Gymnasium kann es durchaus vorkommen, dass sie die Schule «doof» finden und der Wiedereinstieg nach den Ferien ein wenig harzig verläuft.
«Kinder gehen in der Primarschule in der Regel gerne zur Schule, vor allem in der Unterstufe. Ist dies nicht der Fall, gilt es, Druck wegzunehmen und den Fokus auf das zu richten, was das Kind in der Schule gerne macht. Also das Kind in seinen Stärken zu fördern, damit es sich in der Schule positiv erlebt.
Dann sollte man unbedingt näher nach den Gründen fragen. Vielleicht liegt es nicht am Lernen selbst, sondern das Kind hat andere Sorgen – im Zusammenhang mit Schulkameraden oder Lehrpersonen. Darum: Wenn ein Kind in der Primarschule schulmüde ist, muss man sehr genau hinschauen. Nicht wegen seiner zukünftigen Schulkarriere und des Gymnasiums, sondern weil da möglicherweise etwas ist, das das Kind belastet.
Allgemein muss man festhalten: Das Langzeitgymnasium eignet sich für Kinder, denen das Lernen leichtfällt. Andere gehen besser den Weg über die Sekundarschule und das Kurzzeitgymnasium – oder absolvieren die Berufsmatura. Gesagt sei: Die Matura macht nicht per se glücklich. Heute ist das Denken unter Eltern weit verbreitet, dass man ohne Matura nichts erreichen könne. Gerade für die Schweiz gilt das definitiv nicht.»
Bettina Marion Ulrich, Lerncoach, Primarlehrerin und Schulleiterin an privaten und öffentlichen Schulen
«Es besteht die Tendenz, bereits an der Unterstufe Prüfungen zu benoten. Messen Kind und Eltern den Benotungen zu viel Gewicht bei, führt das zu Druck. In diesem Alter können Hausaufgaben und Prüfungsdruck einfach manchmal zu viel sein. Es ist gut möglich, dass ein Kind, das in der Unterstufe nicht gerne Hausaufgaben macht, später mit Freude studiert.
Aber: Vielleicht ist das Kind auch unterfordert und langweilt sich an repetitiven Hausaufgaben. Eine Lösung kann sein, dass das Kind selbst Hausaufgaben entwirft, oder dass es weniger Fleissaufgaben erhält, sondern spannendere, offenere Hausaufgaben. Das muss man mit der Lehrperson besprechen.
Das Wichtigste ist, dass man die Situation analysiert und herausfindet, warum das Kind nicht gerne Hausaufgaben macht oder nicht gerne zur Schule geht. Erst dann kann man Motivationsanreize finden. Einem Kind, das Schule zum Beispiel als Last empfindet, kann man erklären, dass es sich mit der Zeit an Prüfungen und Hausaufgaben gewöhnen und diese nicht mehr als solch grossen Druck erfahren wird. Weiter kann man ihm aufzeigen, dass es am Gymnasium viele spannende Sachen lernen wird und verschiedene Lehrpersonen hat, das kann auch eine Chance sein!»
Katharina Schweizer, Lehrperson für Gymnasium-Prüfungsvorbereitung
Das Gymi als Chance sehen für Kinder, die nicht gerne zur Schule gehen – das hat sich auch der Vater dieses Jungen gedacht, der nun im dritten Jahr des Langzeitgymnasiums steht und zum ersten Mal wirklich gerne zur Schule geht.
«Unser Sohn hatte hin und wieder Phasen, in denen er Schule richtig doof fand. Wir versuchten in gemeinsamen Gesprächen herauszufinden, mit WAS er denn genau Mühe hatte. Unser Sohn war eher lernfaul, gleichzeitig aber wissbegierig und kreativ. Er wollte nicht zur Schule, sondern Künstler werden. Ich sagte ihm, dass man es auch als Künstler (zumindest, wenn man eine Kunsthochschule besuchen will) einfacher hat mit einer gymnasialen Matura.
Ich konnte ihm aufzeigen, dass am Gymnasium vermehrt projektorientierter Unterricht stattfindet, was ihm eher entspricht als das sture Vorgehen nach Anleitung, wie sich bisher der ihm bekannte Unterricht gestaltete. Dadurch merkte er, dass es nicht Schule und Lernen an sich waren, an denen er sich störte, sondern die Schule, wie sie sich ihm damals präsentierte. Bei unserem Sohn hat sich der Durchhaltewille gelohnt, er geht jetzt zum ersten Mal richtig gerne zur Schule.
Geholfen hat auch der Tag der offenen Türe an der Kantonsschule und die Informationsveranstaltung, wo viele Gymnasiasten aus ihrem Schulalltag erzählten. Unser Sohn kam dadurch zu dem Schluss, dass diese Schulumgebung ihm gefallen könnte und dass das Gymnasium wohl eben doch das Richtige ist, auch wenn er Schule kurz zuvor noch so richtig ‹doof› fand.»
D. T., Vater
«Hier gilt es, genau und ehrlich hinzuschauen, über welche Motivation, Interessen und Fähigkeiten das Kind verfügt. Liest es beispielsweise viel oder lässt es sich für naturwissenschaftliche Themen begeistern? Zeigt es Interessen, die darauf hinweisen, dass es Freude für die Themen am Gymnasium entwickeln kann? Auch wenn das Kind die Freude am Lernen noch nicht entdeckt hat, kann sie durchaus noch geweckt werden, sobald die Fächer spannender und vernetzter werden.
Solche Kinder kann man motivieren, indem man ihnen erzählt, wie es am Gymnasium ist, welche interessanten Fächer dort gelehrt werden, dass man viele verschiedene Lehrpersonen hat und sicher auch gleichgesinnte Freunde. Ein Besuchstag kann zudem helfen, das Kind zu begeistern.
Kinder sollten in den Bereichen gestärkt werden, in denen sie Freude verspüren und Eigenmotivation zeigen.