Helen Brooks, Anne Harris, Sarah Leigh Chase
ROMANA EXKLUSIV BAND 300
IMPRESSUM
ROMANA EXKLUSIV erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: kundenservice@cora.de |
Geschäftsführung: | Ralf Markmeier |
Redaktionsleitung: | Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.) |
Produktion: | Jennifer Galka |
Grafik: | Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto) |
Erste Neuauflage in der Reihe ROMANA EXKLUSIV
Band 300 - 2018 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg
© 2012 by Helen Brooks
Originaltitel: „In the Italian’s Sights“
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Sabine Reinemuth
Deutsche Erstausgabe 2013 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,
in der Reihe JULIA EXKLUSIV, Band 369b
© 2012 by Wendy Kremer
Originaltitel: „Swings and Roundabouts“
erschienen bei: Mills & Boon Ltd, London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Canan Özdamar
Deutsche Erstausgabe 2012 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,
in der Reihe ROMANA, Band 1941
© 2012 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg
Deutsche Erstausgabe 2012 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,
in der Reihe ROMANA Band 1962
Abbildungen: bluejayphoto / Getty Images, alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 08/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733744533
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BACCARA, BIANCA, JULIA, HISTORICAL, TIFFANY
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Wie war sie nur in eine derart lächerliche Lage geraten? Das passte gar nicht zu ihrer sonst so vernünftigen Art!
Die Augen mit der Hand vor dem gleißenden Sonnenlicht schützend, ließ Cherry Gibbs den Blick über die schmale, von Trockenmauern begrenzte Landstraße schweifen. Nichts, keine Menschenseele, kein Zeichen von Zivilisation, nur Olivenbäume, so weit man sehen konnte!
Verzweifelt schüttelte sie den Kopf und ging wieder zu ihrem kleinen Mietwagen, der mit offener Fahrertür in der brütenden Hitze des strahlenden Maitags mitten auf der Straße stand. Wieder versuchte sie, was sie während der letzten Stunde bestimmt schon ein Dutzend Mal getan hatte. Sie drehte den Schlüssel im Zündschloss und versuchte, den Motor zu starten. Nichts. Nicht das geringste Geräusch war zu hören.
„Das darf doch nicht wahr sein!“, schimpfte Cherry laut und strich sich eine Strähne ihres langen braunen Haars aus dem erhitzten Gesicht.
Sie war in dieser einsamen Gegend gelandet, weil sie von der Hauptverkehrsstraße abgebogen war, um einen kleinen Abstecher ins Landesinnere zu unternehmen. Das hatte sie nun davon! In dieser einsamen Gegend würde so schnell niemand vorbeikommen, den sie um Hilfe bitten konnte.
In Italien war wirklich alles ganz anders als in England.
Vor fünf Tagen war sie in Brindisi gelandet und seitdem mit ihrem kleinen Mietwagen in Apulien, dem „Stiefelabsatz“ Italiens, unterwegs. Den Verkehr in den Städten hatte sie als ebenso nervenaufreibend und stressig empfunden wie den in London und sich deshalb schnell für eine Tour abseits der großen Straßen entschieden.
Cherry hatte die mittelalterliche Altstadt Lecces mit ihren berühmten barocken Kirchen, Palästen und Bogengängen durchstreift. Sie hatte die Halbinsel Salento erkundet, war durch eine wunderschöne Landschaft bis zum äußersten Zipfel Italiens gefahren, um vom Kap Santa Maria di Leuca über die Adria bis zu den Bergen Albaniens zu blicken.
Und das Wichtigste: Sie hatte ihren festen Vorsatz verwirklicht, nicht ständig an Angela und Liam zu denken – die meiste Zeit jedenfalls.
Cherry schloss kurz die Augen, nahm dann die Karte vom Beifahrersitz und stieg wieder aus. Nur kein Selbstmitleid! Geweint hatte sie die letzten Monate genug, ein Neuanfang war angesagt, und diese Reise war der erste Schritt dazu.
Sie breitete die Karte auf der Motorhaube aus und versuchte, ihre genaue Position zu bestimmen.
Am Morgen, nach dem landesüblichen einfachen Frühstück mit süßem Gebäck und Cappuccino, war sie von ihrer kleinen Pension aufgebrochen. Nach ungefähr fünfzig Kilometern hatte sie die Küstenstraße verlassen und war landeinwärts gefahren. In Alberobello hatte sie Zwischenstation gemacht und das Auto vollgetankt. Sie hatte sich die berühmten Trulli angesehen, wunderschöne, weiß getünchte alte Rundhäuser aus Trockenmauerwerk. Anschließend war sie auf dem Markt gewesen und hatte Feigen und italienischen Kuchen eingekauft – verhungern musste sie also nicht.
Kurz vor Beginn der Siesta hatte sie die Stadt wieder verlassen, um mehr von dieser Gegend zu sehen, die noch so stark vom traditionellen süditalienischen Lebensstil geprägt war. Es war eine Landschaft, die sich in den letzten Jahrzehnten kaum verändert zu haben schien: endlose Weinfelder und Olivenhaine, dazwischen Pinien und Mandelbäume.
Da Cherry die letzten Kilometer nur unbefestigte Straßen und Feldwege gefahren war, wusste sie nicht genau, wo sie war und wo sich das nächste Dorf befand.
Sie hatte zwar ihr Handy dabei, aber wen hätte sie zu Hilfe rufen sollen? Etwa die Botschaft in Rom oder den britischen Honorarkonsul in Bari? Andere nützliche Nummern hatte sie nicht gespeichert.
Süditalien war für Touristen kein wirklich sicheres Pflaster. Der nette junge Mann vom Autoverleih hatte Cherry eindringlich geraten, niemals Wertgegenstände im Auto liegen zu lassen, es über Nacht nicht auf unbeleuchteten Straßen zu parken und im Dunkeln keinesfalls allein spazieren zu gehen.
Aber das galt doch sicher vor allem für Städte. Was sollte ihr hier auf dem Land zwischen Olivenbäumen und Weinstöcken schon passieren? Wenn sie bloß gewusst hätte, wo genau sie sich befand und wie weit es bis zur nächsten Ortschaft war. Ihr Gepäck, ein großer Koffer und eine vollgestopfte Schultertasche, war zu schwer, um damit einen Ausflug ins Blaue zu wagen. Die Sachen einfach im Auto zurücklassen wollte sie jedoch auch nicht.
Abwarten und sich in Geduld fassen war daher das Vernünftigste. Cherry versuchte, das Beste aus der Situation zu machen, setzte sich im Schatten eines Olivenbaumes auf die Trockenmauer und aß etwas von ihrem Kuchen.
Wäre die Ungewissheit nicht gewesen, hätte sie die schläfrige Mittagsstimmung, die Wärme, das Summen der Insekten und das gelegentliche Zwitschern eines Vogels durchaus genießen können.
Plötzlich hob sie den Kopf. Nein, ihre Ohren hatten sie nicht getäuscht, was sich da in einer dichten Staubwolke näherte, war wirklich ein Auto.
Sollte das der Bauer auf dem Weg zu seinen Feldern sein, würde er nicht gerade begeistert reagieren, wenn ihm ein Fahrzeug den Weg blockierte. Andererseits war er vielleicht ein väterlicher Typ und würde ihr helfen. Cherry wusste, wie unerfahren und hilflos sie auf Fremde wirkte.
Sie war klein und zierlich und wirkte wie siebzehn, obwohl sie bereits vierundzwanzig war. Sie war es gewohnt, ihren Ausweis zeigen zu müssen, wenn sie in die Disco ging …
Erstaunt kniff sie die Augen zusammen. Was sich da näherte, war ein mitternachtsblauer Ferrari!
Cherry sprang von der Mauer, klopfte sich die Kuchenkrümel von der Hose und ging zu ihrem Mietwagen. Sie hielt sich betont aufrecht und wappnete sich für die bevorstehende Begegnung mit einem typisch italienischen Macho. Alles, was sie je über vergewaltigte oder ermordete Touristinnen gehört hatte, schoss ihr plötzlich durch den Sinn.
Mit angehaltenem Atem sah sie zu, wie der Fahrer anhielt, die Tür öffnete und ausstieg. Als Erstes nahm sie seine Größe wahr, der Mann war bestimmt einen Meter neunzig groß. Dann fielen ihr seine breiten Schultern auf, sein markantes Gesicht, der südländische Teint …
Der Fremde sprach sie auf Italienisch an, doch das einzige Wort, das Cherry verstand, war das signorina am Ende.
„Ich spreche kein Italienisch“, radebrechte sie mühsam. Sie meinte, ihn seufzen zu hören. Schon wieder so eine blöde Touristin, schien er zu denken.
„Sie sind Engländerin?“, erkundigte er sich jedoch höflich. „Kann ich Ihnen helfen?“
„Mein Auto ist liegen geblieben“, erklärte sie und versuchte, sich ihre Nervosität nicht anmerken zu lassen.
„Wohin möchten Sie denn?“ Er musterte sie durch die dunklen Gläser seiner Sonnenbrille.
„Das weiß ich nicht.“ Sie merkte sofort, wie kindisch das klang, und versuchte, die Sache richtigzustellen. „Ich habe kein bestimmtes Ziel, ich möchte die Gegend erkunden.“ Klang das besser?
„Und wo kommen Sie her?“
„Ich habe in Lecce übernachtet und bin heute Morgen aufgebrochen, um mir die Küste anzusehen.“
„Dies ist nicht die Küstenstraße, signorina.“
Überheblicher Kerl! „Das weiß ich auch. Ich habe einen Abstecher gemacht, weil ich das Castel del Monte besichtigen und mir einen Eindruck von der Landschaft im Landesinneren verschaffen wollte.“
„Ich verstehe.“ Sein Tonfall ließ keinen Zweifel daran, dass er ihr Verhalten für abenteuerlich und unverantwortlich hielt. „Und jetzt blockieren Sie meine Straße.“
Er machte einen Schritt auf sie zu, und sie musste sich beherrschen, nicht zurückzuweichen. „Ihre Straße?“ Cherry verschlug es fast die Stimme.
„Ja, signorina. Meine Straße. Sie befinden sich nämlich auf meinem Gut. Wo dieser Weg von der Hauptstraße abzweigt, steht ein großes Hinweisschild. Haben Sie das vielleicht übersehen?“
Na super! Ein Schild war ihr wirklich nicht aufgefallen. „Ich habe kein Tor gesehen“, versuchte sie, sich aus der Affäre zu ziehen.
„Wir Italiener können auf Tore verzichten. Wir respektieren fremdes Eigentum auch ohne Zäune.“
Wie konnte er es nur wagen, sie derart zu beleidigen? Dieser Typ war wirklich unerträglich! „Es tut mir ausgesprochen leid. Ihr Eigentum hätte ich absichtlich bestimmt nicht betreten, darauf können Sie sich verlassen.“
Täuschte sie sich, oder lächelte er belustigt?
„Dann lassen Sie uns mal sehen, ob wir Ihren Wagen wieder zum Laufen bringen können!“, sagte er dann aber ganz höflich. „Wo sind die Schlüssel?“
„Die stecken.“
Trotz ihrer misslichen Lage hoffte Cherry fast, dass der Wagen nicht sofort anspringen würde – sie wollte sich nicht noch mehr blamieren!
Doch sie hätte sich keine Sorgen machen müssen! Der Fremde versuchte mehrmals erfolglos, das Auto zu starten. Er stieg aus, öffnete die Haube, betrachtete den Motor und probierte es noch einmal, wiederum vergeblich.
„Wann haben Sie das letzte Mal getankt, signorina?“ Erwartungsvoll sah er sie an.
Für wie dumm hielt er sie eigentlich? „Vorhin in Alberobello – und zwar randvoll!“ Sie lächelte triumphierend.
„Und haben Sie danach Alberobello sofort verlassen?“
Worauf wollte er nur hinaus? „Nein, ich habe mir die Stadt noch angesehen.“
„Zu Fuß, signorina?“ Er ließ sie nicht aus den Augen.
„Ja, zu Fuß.“ Ist das ein Verbrechen? Trotzig erwiderte sie seinen Blick.
Dabei machte die Nähe des attraktiven Fremden Cherry zunehmend nervös. Seine scharf geschnittenen Gesichtszüge, sein glänzend schwarzes, streng zurückgekämmtes Haar und die noble Designerkleidung verliehen ihm eine raubtierhaft arrogante Ausstrahlung … Unter den gegebenen Umständen hatte der Fremde eine ziemlich einschüchternde Wirkung auf Cherry.
„Wahrscheinlich sind Sie das Opfer eines Diebstahls geworden.“
„Diebstahl?“ Cherry war fassungslos.
„Si, signorina. Es gehört nicht viel dazu, einen Tank anzustechen und das Benzin in einen Kanister laufen zu lassen – leider.“ Lässig zuckte er die Achseln, als handle es sich um ein leidiges, aber unvermeidbares Übel.
Cherry lächelte zynisch. „Aha, das ist also der Respekt vor fremdem Eigentum, auf den die Italiener so stolz sind, Signor …?“
„Carella, Vittorio Carella.“ Er strahlte sie an, als habe sie ihm gerade ein Kompliment gemacht. „Und wer sind Sie?“
„Cherry Gibbs.“ Wie banal, langweilig und englisch das klang!
„Cherry?“ Er runzelte die Stirn, und sie fragte sich, welche Farbe seine Augen wohl haben mochten, wenn er die dunkle Brille abnahm. Braun wahrscheinlich, schließlich war er Südeuropäer.
„Cherry – wie Kirsche?“, fragte er nach.
Sie nickte. „Meine Mutter hatte während der gesamten Schwangerschaft einen unbändigen Appetit auf diese Früchte“, erklärte sie und war wieder einmal dankbar dafür, dass es nicht Erdbeeren oder Bananen gewesen waren.
„Sie mögen Ihren Namen nicht? Ich finde ihn bezaubernd.“
Er nahm die Brille ab, und Cherry erkannte ihren Irrtum. Seine Augen waren nicht braun, sondern rauchig grau. Zusammen mit den dichten schwarzen Wimpern, um die ihn jede Frau beneidet hätte, war die Wirkung einfach faszinierend.
„Also, Cherry, was sollen wir jetzt tun? Möchten Sie Ihre Eltern anrufen und sich abholen lassen?“
„Ich bin allein hier“, antworte sie spontan, bereute aber sofort, ihm das verraten zu haben.
Vittorio Carella zog die Brauen hoch. „Allein? Dazu sind Sie doch noch viel zu jung!“
Immer diese Probleme mit ihrem kindlichen Aussehen! „Ich bin fast fünfundzwanzig und damit längst alt genug, mein Leben selbst zu gestalten.“
Zufrieden stellte sie fest, ihn überrascht zu haben. Ein Wunder war das allerdings nicht, denn mit ihrem offenen und leicht zerzausten Haar, den lässigen Chinos und dem einfachen T-Shirt musste sie heute noch jünger als gewöhnlich wirken.
Vittorio Carella hatte sich jedoch schnell wieder gefasst. „Sie scheinen gute Gene zu besitzen“, erwiderte er glatt. „Meine Großmutter ist auch so ein Typ.“
Cherry schluckte. Irgendwie ärgerte sie sich darüber, mit seiner Oma verglichen zu werden.
„Ich schlage vor, Sie rufen als Erstes in der Agentur an, in der Sie den Wagen gemietet haben“, empfahl er dann ruhig.
Cherry nickte, kramte ihr Handy und den Vertrag aus der übervollen Reisetasche hervor und befolgte den Ratschlag. Sie versuchte es etliche Male, doch erhielt stets das Besetztzeichen.
„Das ist reine Zeitverschwendung“, meinte er schließlich ungeduldig. „Besser, Sie probieren es später von mir zu Hause noch einmal. Was möchten Sie mitnehmen?“
„Von Ihnen zu Hause?“ Sie schien sich verhört zu haben.
„Ja natürlich. Meinen Sie, ich würde Sie hier allein an der Straße zurücklassen?“
Das schien immer noch ungefährlicher, als mit ihm zusammen in seinen Ferrari zu steigen!
„Es tut mir wirklich leid, Ihnen mit meinem Wagen im Weg zu stehen“, sagte Cherry schnell. „Aber irgendwann wird sich ja jemand melden und mir Hilfe schicken. Können Sie nicht wenden und Ihr Haus über eine andere Straße erreichen?“
Statt darauf einzugehen, behandelte er sie wie ein begriffsstutziges Kleinkind. „Cherry, Sie sitzen hier fest. Selbst wenn die Agentur einen freien Wagen zur Verfügung hat und sofort schicken kann, dauert das Stunden. Aller Wahrscheinlichkeit nach müssten Sie hier bis morgen warten. Wollen Sie wirklich die Nacht im Auto verbringen?“
Lieber im Auto als in seinem Haus, da war sich Cherry ganz sicher. „Ich möchte mich Ihnen nicht aufdrängen“, antwortete sie steif. „Sicherlich finde ich einen Gasthof oder eine Pension irgendwo in der Nähe.“
Bedeutungsvoll blickte er auf den Rücksitz mit dem großen Koffer und der sperrigen Reisetasche. „Ich befürchte, der Weg würde Ihnen sehr lang werden. Außerdem ist es eher unwahrscheinlich, dass Sie hier in der Nähe eine Übernachtungsmöglichkeit finden. Warum wollen Sie sich diesen Strapazen und drohenden Gefahren ohne Veranlassung aussetzen?“
Vittorio Carella hatte wirklich keine Ahnung, was in ihr vorging.
Für sie war er die größte Gefahr! Sie fühlte sich wie magisch von ihm angezogen, und unter seinen Blicken schmolz ihre Vernunft dahin. Dennoch war es keine gute Idee, allein und ziellos durch diese äußerst dünn besiedelte Gegend zu irren, noch dazu mit schwerem Gepäck.
„Vielleicht erreiche ich ja jetzt jemanden“, meinte sie ausweichend und aktivierte die Rufwiederholung ihres Handys. Immer noch besetzt!
Die Arme vor der Brust verschränkt, lehnte Vittorio Carella an der Motorhaube. Cherry ärgerte sich über diese Pose, die ihr affektiert erschien. Schließlich musste ihm die Situation mindestens ebenso unangenehm sein wie ihr. Trotzdem bemühte sie sich um eine ähnlich gelassene Haltung.
„Also gut, ich würde mich freuen, wenn ich Ihre Gastfreundschaft für kurze Zeit in Anspruch nehmen dürfte, dann könnte ich die Sache mit der Agentur in aller Ruhe regeln.“
„Selbstverständlich.“ Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, lud er das Gepäck um, schloss den Mietwagen ab und reichte ihr die Schlüssel. Dann hielt er ihr höflich die Beifahrertür auf.
Sie ließ sich in den cremefarbenen Ledersitz sinken und genoss es, zum ersten – und bestimmt auch letzten – Mal in ihrem Leben in einem Ferrari zu sitzen. Als Vittorio Carella ebenfalls einstieg, bekam sie Herzklopfen. Sie spürte seine Nähe, als würde er sie berühren. Der herbe Duft seines exklusiven Aftershaves und die goldene Rolex an seinem Handgelenk – alles an diesem Mann zeugte von Macht und Reichtum. Cherry war sich noch sie so unbedeutend und nichtssagend vorgekommen.
Da Vittorio Platz zum Wenden fehlte, musste er zurücksetzen. Dies tat er in einer derartigen Geschwindigkeit, dass sich Cherry unwillkürlich am Türgriff festhielt. Erst am Ende der Straße ließ sie ihn wieder los.
„Sie … Sie fahren gerne Auto?“, fragte sie noch ganz benommen.
„Si.“ Er gab Gas. „Es ist für mich eine der wenigen ungetrübten Freuden, die das Leben zu bieten hat.“
Cherry wollte gerade fragen, was er damit meinte, als sie ein typisch italienisches Gutsgebäude sah, dessen Anblick ihr die Sprache verschlug. Waren die Häuser in dieser Gegend meist verputzt und weiß gestrichen, war diese Hofanlage aus ockerfarbenem Naturstein errichtet, der in der Nachmittagssonne golden glänzte.
Hohe Pinien und die knorrigen Olivenbäume der umgebenden Felder bildeten einen perfekten Hintergrund, und das graue Schieferdach und die bunt bepflanzten Balkonkästen sorgten für malerische Kontraste.
„Casa Carella“, meinte Vittorio nach einem Seitenblick auf Cherry, die staunend auf dem Beifahrersitz saß, die Hände im Schoß gefaltet. „Einer meiner Vorfahren baute das Haupthaus im siebzehnten Jahrhundert, nachfolgende Generationen haben es immer mehr erweitert.“
Das Ergebnis erinnerte Cherry mehr an ein Märchenschloss als an einen Gutshof. „Wie wunderschön!“, war alles, was sie über die Lippen brachte.
„Grazie.“ Langsam ließ er den Blick von ihrem Gesicht zur Casa Carella schweifen. Seine Züge wurden weich. „Auch ich finde mein Zuhause wunderschön. Ich möchte nirgendwo anders leben.“
„Und die Olivenhaine werden immer noch bestellt?“ Fragend sah Cherry ihn an.
„Aber sicher! Apulien ist berühmt für sein Olivenöl, und die Carellas liefern schon seit jeher das beste. Mein Urgroßvater war aber nicht nur ein ausgezeichneter Bauer, sondern auch ein weitsichtiger Geschäftsmann. Er sorgte dafür, dass sich der Reichtum der Carellas heutzutage nicht allein auf Olivenplantagen gründet.“
Cherry nickte nur. Vittorio Carella war offensichtlich steinreich.
„Mein Urgroßvater war in seinen Methoden nicht zimperlich, aber mit seiner Rücksichtslosigkeit legte er den Grundstein für ein Vermögen, auf das die folgenden Generationen bauen konnten.“
„Sie finden Rücksichtslosigkeit also gut?“ Empört sah sie ihn an.
Er wich ihrem Blick nicht aus. „Manchmal schon, Cherry.“
Bevor sie etwas entgegnen konnte, hatte Vittorio bereits seinen Platz verlassen, um ihr beim Aussteigen behilflich zu sein.
„Sie möchten sich bestimmt zuerst etwas frisch machen“, bemerkte er. „Eins der Mädchen wird Ihnen ein Gästezimmer zeigen. Wenn Sie fertig sind, lade ich Sie zu einem Kaffee ein.“
Kaum hatte er ausgeredet, öffnete eine junge Frau in adretter Uniform die Haustür.
„Ah, Rosa“, begrüßte Vittorio sie, hakte Cherry ein, die wie angewurzelt auf der Stelle gestanden hatte, und führte sie mit sanftem Druck die Freitreppe zum Eingang hoch. „Rosa, würden Sie bitte die signorina in ein Gästezimmer führen und sich um sie kümmern?“
Er ließ Cherry los. „Wenn Sie erlauben, werde ich mich in der Zwischenzeit mit der Autovermietung in Verbindung setzen und versuchen, die Dinge zu regeln.“
Sie bedankte sich, ohne recht zu wissen, was sie sagte. Die Pracht der Halle, die sie an Vittorios Seite betreten hatte, verschlug ihr einfach den Atem. Sie war hoch wie eine Kirche, kühl und hell. Der Boden war mit hellgrünem Marmor gefliest, an den Wänden hingen alte Gemälde, und Sofas und Polsterstühle luden zum Sitzen ein.
Die Blumen, die geschmackvoll auf Tischen und Kommoden arrangiert waren, verbreiteten einen frischen Duft. Die breite Freitreppe zu den oberen beiden Stockwerken und die umlaufenden Galerien ließen Cherry glauben, im Innenhof einer Burg zu stehen.
Wortlos folgte sie dem Mädchen die hellgrünen Marmorstufen hinauf. Rosa öffnete die Tür zu einem riesigen Schlafzimmer und führte Cherry ins Bad, das mit allen Utensilien, die sich eine Frau nur wünschen konnte, ausgestattet war: flauschige Frotteetücher, Parfümflakons, noch in Folie eingeschweißte Pflegeartikel und Make-up.
Nachdem Rosa gegangen war, sah sich Cherry erst einmal im Schlafzimmer um. Auch hier kam sie aus dem Staunen nicht heraus. Die Schränke und das breite Bett waren aus Pinienholz, und die Wände waren in darauf abgestimmten Pastelltönen gestrichen. Wenn dies lediglich ein Gästezimmer war, wie mochten dann erst die Privaträume Vittorio Carellas aussehen?
Durch eine breite Glastür betrat Cherry den Balkon. Neben einer Sitzgruppe aus Teakholz standen große Terrakottakübel mit Gräsern – die üppig bepflanzten Balkonkästen hatte sie ja bereits von unten bewundert. Neugierig beugte sie sich über die Balustrade, um in den Garten zu blicken.
Ein solches Meer von Farben hatte sie noch nie gesehen! Vor der alten Trockenmauer blühten Mandelbäume, Feigen und exotische Sträucher, davor wuchsen farblich aufeinander abgestimmte Blumen in riesigen Beeten.
Und erst der Swimmingpool! Er war größer als so manch englisches Schwimmbad, und der türkisfarbene Mosaikboden ließ das Wasser beeindruckend klar und blau erscheinen.
Was für eine Pracht hier herrschte! So lebten also die oberen Zehntausend! Eines war klar: Dieser Vittorio Carella musste tatsächlich mehr sein als ein normaler Olivenbauer. Und wenn sie schon irgendwo ein paar Stunden überbrücken musste, so war seine Casa Carella nicht der schlechteste Ort!
Plötzlich fiel ihr wieder ein, dass sie sich ja zurechtmachen wollte. Eilig betrat Cherry das umwerfende Badezimmer. In all dem Luxus aus Marmor und vergoldeten Spiegeln wirkte sie deplatziert wie ein kleines, leicht zerzaustes Schulmädchen. Cherry stöhnte.
Es gab einiges zu tun! Nachdem sie sich das Gesicht gewaschen hatte, bürstete Cherry ihr Haar, bis es seidig glänzte. Dann bediente sich an Mascara und Lidschatten.
Vielleicht hatte sie wie ein unbedarfter Teenager ausgesehen, als sie dieses Zimmer betreten hatte. Doch wenn sie wieder hinausging, dann in Gestalt einer selbstsicheren, erwachsenen Frau!
Als Cherry ihr Zimmer verließ und die Galerie betrat, wartete Rosa bereits neben der Tür. Sie führte sie die Treppe hinunter zu einem Salon und öffnete ihr die Tür.
Zeugte alles in der Casa Carella von Luxus, übertraf die Eleganz dieses Raumes alles, was Cherry bisher gesehen hatte. Die Decke war extrem hoch und reich mit Stuck verziert, und die Ton in Ton gemusterten Tibetteppiche kamen auf dem hellen Parkett in ihrer ganzen Schönheit zur Geltung. An den Wänden hingen die Gemälde alter Meister neben denen avantgardistischer Künstler. Die Flügeltür zur Terrasse stand weit offen, es duftete nach Jasmin, und das leise Plätschern eines Springbrunnens war zu hören.
Dies alles bildete die perfekte Kulisse für Vittorio Carella, der sich aus einem Ledersessel erhob, um sie zu begrüßen. In seiner lässig geschnittenen hellen Leinenhose und dem silbergrauen Poloshirt, das perfekt mit seiner Augenfarbe harmonierte, wirkte er wie ein moderner Märchenprinz.
Er wies auf den reich gedeckten Tisch. „Darf ich Ihnen Kaffee anbieten, oder möchten Sie lieber eisgekühlten Saft?“
„Kaffee, bitte.“ Cherry war froh, als Vittorio ihr einen Stuhl hinschob und sie sich setzen durfte – ihr zitterten die Knie.
„Ich habe mit der Verleihfirma gesprochen“, berichtete er, nachdem er ihr Kaffee eingeschenkt und ihr eine Schale mit knusprigem Mandelgebäck gereicht hatte. „Ein Ersatzwagen kann frühestens in vierundzwanzig Stunden gestellt werden.“
Cherry verschluckte sich fast an ihrem Keks. „Ich muss einen ganzen Tag warten?“ Entsetzt sah sie ihn an.
„Sie sind doch im Urlaub und haben Zeit, da spielt ein einziger Tag nun wirklich keine Rolle.“ Er lächelte. „Sie sind herzlich eingeladen, einige Zeit in der Casa Carella zu verbringen. Es ist mir eine ausgesprochene Ehre, Ihnen Schutz bieten zu dürfen, nachdem Sie in dieser Gegend, die ich so liebe, eine so negative Erfahrung gemacht haben.“
Was sollte sie darauf nur antworten?
Während sie noch überlegte, wurde die Tür stürmisch aufgerissen. Eine blutjunge Frau mit üppigen Rundungen, die Hände auf die Hüften gestützt, stand auf der Schwelle. Ihre Augen sprühten Feuer, und ähnlich temperamentvoll war der Wortschwall, der folgte.
Obwohl Cherry nichts verstand, amüsierte sie sich köstlich. Das Mädchen war offensichtlich wütend auf Vittorio und sagte ihm das offen ins Gesicht, obwohl seine Miene immer finsterer wurde. Schließlich brachte er sie mit einem kurzen Befehl zum Schweigen und wandte sich an Cherry.
„Entschuldigen Sie bitte.“ Offensichtlich beherrschte er sich nur mit Mühe, denn seine Stimme klang gepresst. „Normalerweise weiß meine Schwester, wie man sich zu benehmen hat. Cherry, dies ist Sophia. Sophia, dies ist Cherry, unser Gast aus England. Sie hätte einen höflicheren Empfang verdient gehabt.“
Es war Sophia anzusehen, wie sehr sie mit sich kämpfte. Mit einem gezwungenen Lächeln schloss sie schließlich betont leise die Tür, ging auf Cherry zu und reichte ihr die Hand. „Verzeihen Sie mir, ich dachte, Vittorio wäre allein. Ich wusste nicht, dass wir Besuch erwarten.“
„Das konnten Sie auch gar nicht.“ Cherry erwiderte das Lächeln. „Eigentlich bin ich der Eindringling und nicht Sie, ich bin nämlich aus Versehen auf Ihre Privatstraße geraten, wo mein Auto zu meinem allergrößten Bedauern nicht nur liegen geblieben ist, sondern auch noch den Weg versperrt. Ich muss mich also bei Ihnen entschuldigen und nicht umgekehrt.“
Sophia sah sie aus ihren grünen Augen einen Moment aufmerksam an, dann entspannte sie sich, und ihr Lächeln verlor die künstliche Starre. Cherry spürte, dass die Freundlichkeit des überaus hübschen jungen Mädchens jetzt von Herzen kam. „Nein, Cherry aus England, ich war es, die sich danebenbenommen hat. Wo hatten Sie denn die Panne? Ich habe gar kein Auto gesehen.“
„Offensichtlich hat man Cherry in Alberobello den Tank angezapft, und sie hat es gerade noch bis zu unserer südlichen Straße geschafft“, schaltete Vittorio sich ein. „Sie brauchen sich wirklich keine Sorgen zu machen, Cherry, viele Wege führen nicht nur nach Rom, sondern auch zur Casa Carella.“
„Dann sehen wir uns also zum Abendessen.“ Sophia drehte sich so schwungvoll um, dass ihr Haar, das ihr offen bis zur Taille hing, wie ein Schleier wehte. „Ich muss zurück in mein Zimmer.“
Cherry trank einen Schluck Kaffee. Bruder und Schwester schienen Differenzen zu haben, das Verhältnis wirkte nicht gerade harmonisch. „Ihre Schwester ist eine Schönheit“, bemerkte sie beiläufig.
„Und ein Trotzkopf!“ Vittorio fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. „Sie stellt meine Geduld auf eine harte Probe.“
Cherry runzelte die Brauen. Geduld war bestimmt nicht Vittorio Carellas stärkste Seite. Er machte den Eindruck eines Mannes, der es für sein Recht hielt, Befehle zu geben, die andere widerspruchslos zu befolgen hatten. Arme Sophia!
„Ich finde es gut, wenn eine Frau genau weiß, was sie will“, antwortete sie fest. „Wir leben schließlich im einundzwanzigsten Jahrhundert.“
Ausdruckslos sah er sie an. „Für wie alt halten Sie meine Schwester?“
Cherry zuckte die Achseln. „Sie müsste ungefähr so alt wie ich sein. Fünfundzwanzig?“
„Sophia hat in vier Monaten Geburtstag – sie wird siebzehn.“ Er kniff die Lippen zusammen. „Sie mag das Aussehen einer erwachsenen Frau haben, aber sie ist unreif und rebellisch wie jeder andere Teenager auch. Seit dem Tod unserer Eltern vor gut zehn Jahren bin ich ihr Vormund, aber die letzten Jahre waren kein Zuckerschlecken, das kann ich Ihnen verraten.“
Cherry nickte verständnisvoll. So, wie Sophia aussah, mussten die Männer in Scharen hinter ihr her sein, und ihr Temperament war bestimmt nicht einfach.
„Sie hat einen Freund“, stellte Vittorio hölzern fest. „Sie hat sich heimlich mit ihm getroffen und mir erzählt, bei Klassenkameradinnen gewesen zu sein.“
„Das ist in dem Alter ganz normal“, beruhigte ihn Cherry.
„Nein. Sophia ist eine Carella. Umgang mit Männern ist erst ab achtzehn erlaubt, und auch dann nur unter Aufsicht. Ihr Benehmen ist unverzeihlich.“
Ungläubig schüttelte Cherry den Kopf. „Wir leben doch nicht mehr im Mittelalter! Diese Einstellung ist einfach lächerlich!“
„In England vielleicht, in Italien nicht – jedenfalls nicht in unseren Kreisen. Sophia hat eine exklusive Mädchenschule besucht und ist nach strikten Regeln erzogen worden. Erst wenn sie achtzehn ist, darf sich ihr ein Mann nähern – vorausgesetzt, er hat mir vorher seine Absichten erklärt. Es ist zu ihrem Schutz.“
Das durfte doch nicht wahr sein! Vittorio Carellas Ansichten schienen aus der Zeit der Königin Victoria zu stammen.
„Leider hat Sophia mein Vertrauen missbraucht“, redete er weiter. „Deshalb darf sie nur in Begleitung der Haushälterin das Anwesen verlassen. Diese Regelung ist mehr als lästig.“
Cherry konnte sich nicht länger beherrschen, offen sagte sie ihm die Meinung ins Gesicht. „Lästig? Ich nenne das grausam! Haben Sie sich schon einmal in Sophias Lage versetzt? Wie müssen sie und ihre Freundinnen sich fühlen, wenn bei jedem Gespräch Ihre Haushälterin danebensitzt und zuhört?“
Seine grauen Augen sprühten vor Zorn, und Cherry konnte sehen, dass es ihm nicht leichtfiel, sich zu beherrschen. Doch es gelang Vittorio, sein Temperament zu zügeln, und als er sprach, tat er dies in einem bewundernswert ruhigen Tonfall.
„Sie sind Gast in meinem Haus, signorina, daher möchte ich Sie mit meinen Problemen nicht weiter belasten. Sophia ist ein Kind, das entsprechend behütet werden muss, dabei sollten wir es belassen. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, ich habe zu tun. Fühlen Sie sich wie zu Hause, Garten und Swimmingpool stehen zu Ihrer freien Verfügung. Wir essen um sieben.“
Ohne ihre Reaktion abzuwarten, verließ er den Raum. Fassungslos blickte Cherry ihm hinterher. Was für ein Reaktionär! Wie vor Hunderten von Jahren sprach er seiner Schwester, weil sie ja eine Frau war, Denkvermögen und Entscheidungskraft ab und sperrte sie in einen goldenen Käfig.
Um ihren Ärger abzureagieren, entschloss sie sich, einige Bahnen zu schwimmen, Vittorio Carella hatte ihr ja die Benutzung des Pools ausdrücklich erlaubt.
Cherry ging in ihr Zimmer und öffnete den Koffer. Mit gerunzelter Stirn betrachtete sie die beiden bunten und recht knappen Bikinis und den schwarzen Einteiler. Sie entschloss sich für den Badeanzug, das schien ihr in Vittorios Nähe und bei seinen verstaubten Ansichten vernünftiger. Und um ganz sicher zu sein, knotete sie sich auch noch ihren Sarong um die Hüften. So waren selbst ihre Beine züchtig bedeckt. Jetzt brauchte sie nur noch ihre Flipflops.
Während Cherry danach suchte, analysierte sie ihre Gefühle. Eigentlich hätte sie diesem Mann aufrichtig dankbar sein müssen, schließlich hatte er sie aus einer misslichen Situation befreit und ihr großzügig Gastfreundschaft gewährt. Doch er machte sie einfach nur wütend.
Vittorio Carella war so arrogant, so selbstsicher – so männlich. Aber damit konnte sie ihre Undankbarkeit wohl kaum entschuldigen! Sie musste auf jeden Fall die Form wahren und ihn höflich behandeln, gleich heute beim Abendessen würde sie sich bei ihm für seine Hilfe bedanken.
In der Halle blieb Cherry unsicher stehen und betrachtete all die Türen. Welche mochte wohl direkt in den Garten führen? Während sie sich noch umblickte, betrat eine schwarz gekleidete grauhaarige Frau nahezu lautlos die Halle. Zweifellos war sie die Haushälterin.
Kühl blickte sie Cherry an und fragte, ob sie noch etwas benötige. Cherry fand ihr Auftreten ebenso herzlos und distanziert wie das ihres Dienstherrn. Arme Sophia!
Auf Cherrys Bitte gab die Haushälterin ihr ein großes Badelaken, das sie aus einem Schrank neben dem Ausgang zum Garten holte. „Zum Pool gehen Sie bitte einfach geradeaus, signorina“, meinte sie ohne die geringste Spur eines Lächelns. „Eines der Mädchen wird Ihnen sofort etwas Kaltes zu trinken bringen.“
Cherry bedankte sich höflich. Als sie endlich im warmen Sonnenlicht stand, atmete sie erleichtert auf und blickte sich um. Am Beckenrand standen Liegen und etliche kleine Tische mit Sesseln, doch Cherry entschied sich für eine Hängematte, die im Schatten zwischen zwei alte Bäume gespannt war. Sie legte Badelaken, Flip-flops und Sarong ab, lief zum Pool und hechtete kopfüber in das glasklare Wasser.
Im ersten Moment empfand sie es als eisig, doch schnell hatte sie sich an die Temperatur gewöhnt und schwamm in gleichmäßigen und kräftigen Zügen ihre Bahnen. Ihre Lebensgeister regten sich wieder, und sie fühlte sich optimistisch und voller Energie. Schwimmen war schon immer eins ihrer liebsten Hobbys gewesen und die einzige Sportart, in der sie wirklich gut war – im Gegensatz zu Angela, die auch in Turnen und Leichtathletik glänzte.
Doch an Angela wollte sie jetzt wirklich nicht denken. Cherry konzentrierte sich wieder auf ihre Bewegungen und schwamm so lange, bis sie außer Atem war. Erschöpft und zufrieden stieg sie aus dem Wasser und ging zur Hängematte, um sich auszuruhen. Sie knotete sich gerade das Badelaken um die Hüften, als Rosa erschien und einen Krug Saft und einen Teller mit Knabbereien auf einen Beistelltisch setzte.
Cherry bedankte sich herzlich und trank etwas, dann nahm sie sich ein paar Kekse und legte sich hin. Wohlig streckte sie sich aus, brachte die Hängematte leicht ins Schaukeln und schloss die Augen. Ein Schläfchen war jetzt genau das, was sie brauchte.
Sosehr sie sich auch danach sehnte, stellten sich jedoch keine süßen Träume ein. Ganz im Gegenteil, Bilder der letzten hässlichen Szene mit Liam und Angela verfolgten sie. Warum nur? Mit Liam war es aus und vorbei, sie hatte mit ihm abgeschlossen. Selbst wenn er sie darum anflehen würde, um nichts in der Welt wollte sie ihn zurückhaben.
„Cherry?“ Eine leise Stimme ließ sie aufschrecken. Sie fuhr hoch und blickte verwirrt auf.
Sophia stand vor der Hängematte. Sie trug einen roten Bikini, der ihre üppige, ausgesprochen weibliche Figur perfekt zur Geltung brachte. „Geht es Ihnen nicht gut? Sind Sie krank?“, erkundigte sich das Mädchen besorgt.
Cherry rang sich ein Lächeln ab. „Nein, ich war in Gedanken nur ganz woanders.“
Sophia zog sich einen Liegestuhl heran und setzte sich. „Unangenehme Gedanken?“, meinte sie.
„Das kann man wohl sagen!“
Sophia schien das als Zurechtweisung zu empfinden. „Scusi“, sagte sie schnell. „Ich wollte nicht aufdringlich erscheinen.“
„Das habe ich auch nicht so aufgefasst.“ Cherry lächelte. Ihr tat das schöne Mädchen, das im eigenen Haus gefangen war, aufrichtig leid. „Ich habe an einen Mann denken müssen. Ich bildete mir ein, wir würden uns lieben, bis er mir wegen einer anderen den Laufpass gegeben hat. So einfach ist das.“
„Es ist niemals einfach.“ Sophia lächelte traurig. „Möchten Sie darüber reden?“
Zu ihrer eigenen Überraschung wollte Cherry es. Sie war von Natur aus ein verschlossener Typ und sprach nicht gern über sich und ihre Probleme, doch plötzlich hatte sie das Gefühl, ihr Herz ausschütten zu müssen.
„Liam war ein Arbeitskollege“, begann sie. „Wir waren schon länger befreundet, bevor wir uns das erste Mal verabredeten – ich dachte, Liam sei ein Mann, dem ich vertrauen konnte. Dann ging alles sehr schnell, und bereits nach einem halben Jahr war von Verlobung die Rede. Ich stellte ihn meiner Familie vor.“
„Erst kurz vor der Verlobung?“ Sophia schien es nicht fassen zu können.
„Ja, denn wir haben kaum Kontakt zueinander. Mein Vater ist schon seit einigen Jahren tot, und mit meiner Mutter und meiner Schwester verstehe ich mich nicht.“ Das war die Untertreibung des Jahrhunderts! „Meine Schwester sah Liam – und wollte ihn.“
Cherry zuckte die Schultern. „Er traf sich mit ihr an den Abenden, an denen wir nicht zusammen waren. Zwei Wochen später erklärte er mir, nicht ich, sondern Angela – meine Schwester – sei die Frau seines Lebens.“
„Und Ihre Schwester? Sie hat Ihnen gegenüber einfach geschwiegen?“
„Ja, das ist auch nicht weiter erstaunlich. Wir haben uns noch nie verstanden, deshalb bin ich auch gleich nach der Schule ausgezogen. Seitdem habe ich meine eigene Wohnung, und wir sehen uns äußerst selten. Angela ist ein Jahr älter als ich und wird von meiner Mutter regelrecht vergöttert, weil sie so schön und selbstbewusst ist. Schon immer wurde jeder ihrer Wünsche erfüllt, stets wollte sie das, was ich gerade hatte, und auf Drängen meiner Mutter musste ich immer alles an sie abgeben.“
Einen Moment lang betrachtete Cherry nachdenklich ihre Hände. „Aus diesem Grund habe ich meiner Schwester Liam auch erst vorgestellt, als ich von seiner Loyalität überzeugt war. Trotzdem war es ein Fehler.“
„Nein.“ Sophias Augen blitzten temperamentvoll. „Dieser Liam war einfach nicht der Richtige für Sie. Er war ein – wie nennt man das bei Ihnen? – ein Weichmann. Er war Ihrer nicht wert!“
Cherry lächelte. „Genau zu dieser Auffassung bin ich nach dem ersten Schmerz auch gekommen. Kurz entschlossen habe ich Job und Wohnung gekündigt, meine gesamten Ersparnisse auf ein Reisekonto gebracht und bin aufgebrochen, um Europa zu erkunden. Italien ist meine erste Station, aber ich möchte noch weiter. Wer weiß, wohin mich das Schicksal führt.“
„Meine Mutter war natürlich entsetzt über meine Entscheidung“, redete Cherry nach einer kleinen Pause weiter. „Sie hielt meine Pläne für eine reine Trotzreaktion und prophezeite mir ein böses Ende. Sie verbot mir ausdrücklich, mich an sie zu wenden, sollte ich Hilfe benötigen – als ob ich das je getan hätte!“
„Ihre Mutter und Ihre Schwester scheinen wirklich keine netten Menschen zu sein“, bemerkte Sophia kopfschüttelnd.
Cherry stimmte ihr zu. „Nur mein Vater war anders. Solange er lebte, hat er mich stets unterstützt – er war der beste Freund, den ich je hatte.“
„Eine in zwei Lager gespaltene Familie, das ist nicht gut! Es muss sehr schmerzlich für Sie gewesen sein.“
Erstaunt zog Cherry die Brauen hoch. Sie konnte Vittorios Einschätzung seiner Schwester beim besten Willen nicht teilen. Für ihre sechzehn Jahre war Sophia erstaunlich reif und verständig.
„Ich kann mich an meine Eltern nur noch schattenhaft erinnern, ich kenne sie eigentlich nur von alten Videoaufnahmen“, führte Sophia aus. „Nach Vittorio wollte meine Mutter natürlich noch weitere Kinder, doch sie wurde nicht wieder schwanger, und die Ärzte waren ratlos. Dann, als sie schon alle Hoffnung aufgegeben hatte, geschah das Unerwartete: Pünktlich zu Vittorios einundzwanzigstem Geburtstag kam ich auf die Welt.“
Strahlend lächelte sie Cherry an. „Vittorio sagt, so ein schönes Geburtstagsgeschenk würde er im ganzen Leben nie wieder bekommen! Jedenfalls hat es damals ein rauschendes Fest gegeben, das mehrere Tage und Nächte dauerte.“
„Das kann ich mir vorstellen.“ Cherry lachte.
„Doch dann passierte der schreckliche Unfall, und plötzlich war alles anders. Ich war gerade sechs Jahre alt, und der Termin für Vittorios Hochzeit mit Caterina stand bereits fest. Doch Caterina weigerte sich, Vittorios Bitte zu folgen und mit ihm hier in der Casa Carella zu leben. Also überließ Vittorio ihr das Haus in Matera, in das er mit ihr hatte einziehen wollen, und trennte sich von ihr. Caterina hat inzwischen einen anderen geheiratet. Ich mag sie nicht.“
„Sie stehen also noch in Kontakt?“
„Si. Caterina hat nämlich Lorenzo, Vittorios besten Freund, geheiratet. Lorenzo ist ein netter Mann, viel zu schade für diese Frau.“
„Und Vittorio? War es nicht schlimm für ihn, Caterina ausgerechnet an seinen besten Freund zu verlieren?“
Sophia zuckte die Schultern. „Keine Ahnung. Ich weiß nur noch, wie heftig sich die beiden über mich gestritten haben. Caterina wollte mich unbedingt in die Obhut meiner Großeltern geben, doch Vittorio lehnte das ab, weil es nicht im Sinne unserer Eltern gewesen wäre.“
Vittorio hatte sein Glück also seiner Schwester geopfert. Cherry schluckte, denn es passte überhaupt nicht in das Bild, das sie sich von ihm gemacht hatte. Sie runzelte die Stirn. „Er muss Sie sehr gernhaben.“
„Si, und ich habe ihn gern! Er ist der beste Bruder der Welt, wenn er nur nicht so …“ Es folgte ein lautstarker Redeschwall auf Italienisch, den Cherry zwar nicht verstand, dessen Sinn sie jedoch leicht erraten konnte.
„Er macht mich verrückt“, schloss Sophia auf Englisch, nachdem sie sich wieder beruhigt hatte. „Für ihn bin ich immer noch das kleine bambino, obwohl das schon längst nicht mehr stimmt. Ich weiß, was ich will – und das ist bestimmt nicht das Mädchenpensionat, in das er mich schicken will, um mir den letzten gesellschaftlichen Schliff zu geben.“
„Und was wollen Sie?“
Sophia warf den Kopf zurück. „Ich will Santo heiraten, aber Santo ist arm – jedenfalls verglichen mit uns. Seine Familie besitzt ein kleines Weingut, das genau neben unserem liegt, dort wird eine ganz besondere Rebsorte angebaut, die von Kennern hoch geschätzt wird. Vittorio hat mir verboten, Santo zu treffen.“
Cherry fand das verständlich. Mit ihren sechzehn Jahren wusste Sophia noch viel zu wenig von der Welt, um eine Bindung fürs Leben einzugehen. „Vielleicht hält er Sie für zu jung, um schon zu heiraten“, wandte sie vorsichtig ein.
„Ich kenne Santo schon mein ganzes Leben. Wir lieben uns, und für uns wird es nie einen anderen Partner geben, das wissen wir beide. Santo ist auch kein dummer Junge mehr, er ist neunzehn. Er ist ein Mann, und er ist freundlich und gut!“
Sophia standen die Tränen in den Augen. „Ich würde mit ihm durchbrennen und ihn heiraten, aber davon will Santo nichts wissen.“ Sie wischte sich mit der Hand über die Augen. „Auf alle Fälle bringe ich mich lieber um, als mich in dieses schreckliche Mädchenpensionat schicken zu lassen.“
„Ach, Sophia!“ Cherry glitt aus der Hängematte, kniete sich neben Sophia und drückte ihre Hand. „Wenn ihr euch wirklich liebt, wird alles gut werden, ihr seid noch so jung!“ Unwillkürlich war sie ins Du gefallen, worauf Sophia sofort einging.
„Nein, Cherry, ich fühle mich nicht jung, ich war schon immer anders als meine Freundinnen. Ich sehe meinen Lebensweg ganz klar vor mir, das musst du mir einfach glauben! Ich habe nur einen Wunsch, nämlich mit Santo eine Familie gründen. Etwas anderes gibt es für mich nicht.“
Cherry wusste nicht so recht, wie sie diese Aussage einschätzen sollte. Obwohl Sophia fast noch ein Kind war, hatte sie mit dem Ernst und der Entschlossenheit einer Erwachsenen gesprochen. „Wenn du es dir so fest wünschst, wird es auch geschehen“, sagte sie schließlich. „Wenn Santo wirklich der Richtige für dich ist, wird er auf dich warten.“
„Er hat sich nie für eine andere interessiert, das weiß ich ganz genau, und auch ich wäre nie in der Lage, einen anderen zu lieben. Uns warten zu lassen ist nicht nur Zeitverschwendung, sondern auch grausam, das sage ich Vittorio immer wieder. Aber er lässt sich nicht umstimmen, er hat ein Herz aus Stein.“
Um Sophia auf andere Gedanken zu bringen, erzählte ihr Cherry noch etwas von ihrem Studium und ihrem Marketing-Job. Sophia hörte zwar höflich zu, aber an Beruf und Karriere hatte sie kein Interesse, das war offensichtlich. Schließlich legte sich Cherry wieder in ihre Hängematte, und Sophia rückte ihren Liegestuhl daneben. In der Nachmittagshitze war es unter den Bäumen angenehm schattig. Langsam verstummte das Gespräch, und die beiden Frauen hielten Siesta.
Cherry konnte kaum glauben, dass sie ausgerechnet mit Sophia, einer völlig fremden Person, über Liam und Angela gesprochen hatte. Aber vielleicht lag es ja gerade daran, dass Sophia eine Fremde war. Daran – und an dieser unglaublich schönen, fast unwirklichen Umgebung!
Dieses ganze Zwischenspiel hat etwas Unwirkliches, dachte Cherry schläfrig, kurz bevor sie einschlummerte. Es kam ihr vor, als wäre sie in einer anderen Welt – einer Welt, regiert von einem dunklen Herrscher mit einem Herzen aus Stein.
Eine innere Stimme riet Cherry, besser wieder aufzuwachen.
Als sie noch schlaftrunken die Lider öffnete, sah Cherry direkt in die faszinierenden rauchgrauen Augen, von denen sie gerade noch geträumt hatte.
„Endlich! Dornröschen ist aus dem Schlaf erwacht.“ Vittorio stand vor der Hängematte und blickte sie lächelnd an.
Cherry fand nicht, dass sie viel Ähnlichkeit mit einer Märchenprinzessin hatte – Vittorio dagegen wäre für die Rolle des Märchenprinzen eine Idealbesetzung gewesen. Offensichtlich war er gerade schwimmen gewesen, denn Wasser tropfte ihm aus dem Haar und funkelte auf seinen breiten Schultern in der Sonne.
Das schwarze und dicht gelockte Brusthaar lief zum Nabel hin schmal aus, um schließlich unter dem Bündchen der Badehose zu verschwinden. Auf seinem flachen Bauch zeichneten sich deutliche Muskeln ab, und seine Beine waren schlank und muskulös wie die eines klassischen Athleten.
Vittorio Carello wirkte aber nicht nur kraftvoll und geschmeidig, sondern auch … gefährlich.
Cherry schluckte. In der Nähe dieses Mannes wurde sie sich ihrer weiblichen Seite sehr bewusst. Was sie nicht störte, schließlich war sie ja eine Frau! Die Selbstzweifel dagegen, die sie in seiner Gegenwart überfielen, und ihr unsicheres Benehmen ihm gegenüber ärgerten sie. Deshalb nutzte sie die Gelegenheit, ihren guten Vorsatz zu verwirklichen und sich bei ihm zu bedanken.
„Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen, Signor Carella. Sie haben mir Ihre Gastfreundschaft angeboten, und ich habe mich mit keinem Wort dafür erkenntlich gezeigt. Normalerweise weiß ich, was sich gehört.“
Er betrachtete sie nachdenklich und zog sich dann den Liegestuhl heran, in dem vorhin auch Sophia gesessen hatte. „Und weshalb haben Sie sich nicht normal verhalten?“
Sie verkniff sich die bissige Bemerkung, die ihr auf der Zunge lag, und blieb ruhig. „Sie haben mich einfach auf dem falschen Fuß erwischt.“
„Auf dem falschen Fuß? Sagt man das in England?“ Er lachte. „Soll ich Ihnen den Grund für Ihr Benehmen verraten?“
Wortlos sah sie ihn an.
„Ich bin Ihnen unsympathisch. Sie können mich nicht ausstehen, si?“