IMPRESSUM
BACCARA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
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Redaktionsleitung: | Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.) |
Produktion: | Jennifer Galka |
Grafik: | Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto) |
© 2016 by Harlequin Books S.A.
Originaltitel: „Saying Yes to the Boss“
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
in der Reihe: DESIRE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARA
Band 1991 - 2017 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg
Übersetzung: Victoria Werner
Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 08/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733723873
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY
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„Ich hab es!“ Georgia Adams stand triumphierend in der Tür.
Carson Newport sah von den Papieren auf, mit denen er gerade beschäftigt gewesen war. „Was hast du?“
Georgia schluckte ihre Enttäuschung hinunter. Sie hatte sich diesen Moment anders vorgestellt. Carsons verständnisloser Blick war in ihrer Fantasie nicht vorgekommen. Er musste doch wissen, dass es um das Grundstück ging, nach dem sie seit zwei Monaten suchten! In ihrer Tasche befand sich bereits eine gekühlte Flasche Champagner, um das Ereignis zu feiern.
„Ich habe das ideale Grundstück für das Kinderkrankenhaus gefunden.“
Nun hatte sie seine ungeteilte Aufmerksamkeit.
Carson setzte sich in seinem Ledersessel auf. „Ist das dein Ernst?“
Georgia lächelte. Das traf es doch schon eher. „Ernster könnte es kaum sein.“
Er winkte sie herein. „Erzähl mir mehr.“
Sie schüttelte den Kopf. „Das muss ich dir zeigen. Komm!“
Carson warf nicht einmal einen Blick auf seinen Terminkalender. Das Grundstück für ihr nächstes Bauprojekt zu finden, war unglaublich mühsam gewesen. Es gab in Chicago nicht viele Flächen, die dafür infrage kamen. Zumindest nicht zu einem Preis, der kaufmännisch noch halbwegs vertretbar war.
Carson knöpfte sich im Gehen die Anzugjacke zu. „Jetzt bin ich aber gespannt.“
„Wir nehmen deinen Wagen“, erklärte Georgia, während sie im Fahrstuhl den Knopf für die Tiefgarage drückte.
Carson verdrehte die Augen. „Weißt du, Georgia, du bist die Leiterin der PR-Abteilung eines der fünfhundert umsatzstärksten Unternehmen der USA. Ich glaube, bei deinem Gehalt könntest du dir wirklich einen Wagen leisten. Einen sehr schönen sogar.“
Georgia zuckte nur die Schultern. Sie brauchte kein Auto. Von ihrem Apartment zur nächsten Station der L, der innerstädtischen Hochbahn, musste sie nur bis zur nächsten Querstraße gehen. Chicagos öffentliche Verkehrsmittel waren zuverlässig und preiswert, das gefiel ihr. Für viele Menschen, die so aufgewachsen waren wie sie, wäre der eigene Wagen der krönende Beweis, dass sie es geschafft hatten. Sie sah in einem Auto jedoch nur einen überflüssigen Kostenfaktor. Man konnte nie wissen, wann man das Geld für etwas anderes benötigte.
„Ich glaube, ein Jaguar würde zu dir passen“, sinnierte Carson, während sie den Fahrstuhl verließen. „Elegant, attraktiv und ein bisschen wild.“
Georgia blieb neben Carsons weißem Range Rover stehen. Sie warf das platinblonde Haar zurück und stemmte eine Hand in die Seite. „Muss ich dich der Personalabteilung wegen unangemessenen Verhaltens melden?“ Ihr Lächeln zeigte, dass sie die Worte nicht ernst meinte.
Carson hielt ihr die Wagentür auf. „Das war ein Kompliment! Bitte zwing mich nicht, in die zweite Etage zu gehen. Unsere Personalleiterin erinnert mich an meine Grundschullehrerin. Sie war immer gemein zu mir.“
„Hast du dich vielleicht schlecht benommen?“
Carson grinste, wobei seine leuchtend grünen Augen blitzten. „Mag sein“, gab er zu, bevor er die Tür hinter ihr zuschlug.
Georgia atmete tief durch. Die Nähe von Carson Newport setzte ihr wie immer zu. Nicht, weil er ein schwieriger Boss gewesen wäre – im Gegenteil. Das war ja das Problem. Er sah gut aus, war charmant, smart und denkbar schlecht im Flirten. Das galt für alle drei Newport-Brüder, aber nur Carson brachte ihren Puls zum Rasen. Seine Komplimente waren harmlos, das wusste sie. Ein Jahr arbeitete sie nun schon in der Firma, und er hatte nicht ein einziges Mal versucht, ihr näher zu kommen.
Das hieß allerdings nicht, dass sie es sich nicht insgeheim wünschte. Es war eine wirklich dumme Fantasie, die sie nachts wachhielt, wenn sie sich vorstellte, wie seine Hände ihren nackten Körper berührten. Doch es musste eine Fantasie bleiben!
Georgia hatte hart dafür gearbeitet, ein gutes College zu besuchen und anschließend die Karriereleiter hinaufzusteigen. Mit dem Job bei der Newport Corporation war ein Traum wahr geworden. Sie hatte unter den Mitarbeitern so etwas wie eine Familie gefunden, und sie war gut in ihrem Beruf. Alles hatte sich genau so entwickelt, wie sie es sich erhofft hatte. Das würde sie nicht aufs Spiel setzen, nur weil sie heiß war auf ihren Boss.
Die Fahrt durch die Innenstadt zu dem Grundstück dauerte ungefähr eine halbe Stunde. Carson stellte den Wagen neben der Straße auf einem Streifen aus Sand und Gras ab, und sie gingen ein paar Hundert Meter über ein freies Feld.
Hätte Georgia gewusst, dass sie heute hierherkommen würde, hätte sie sich für etwas Praktischeres als einen engen Rock und High Heels entschieden, aber sie hatte den Tipp erst auf dem Weg ins Büro bekommen. Glücklicherweise hatte es längere Zeit nicht geregnet, sodass der Boden fest und trocken war.
Das Grundstück war ideal. Der Boden war ziemlich eben, und für eine Bebauung müssten nur wenige Bäume gefällt werden. Die eine Seite grenzte an eine Bucht des Lake Michigan, die andere an einen Park.
„Was meinst du?“ Georgias Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Etwas Besseres als dieses Grundstück konnte es für ihren Zweck einfach nicht geben! Es war durch Erbstreitigkeiten jahrelang blockiert gewesen. Erst jetzt hatte die Familie beschlossen, es zu verkaufen, sonst wäre hier sicher längst ein Einkaufszentrum aus dem Boden gestampft worden oder Blocks mit Eigentumswohnungen. Falls es Carson nicht gefiel, hatte sie vergebens eine richtig teure Flasche Champagner gekauft.
Sie beobachtete, wie er den Blick umherschweifen ließ. Als er sich zu ihr herumdrehte, strahlte er über das ganze Gesicht.
„Es ist unglaublich. Einfach perfekt!“
Er ging weiter, die Hände tief in den Taschen vergraben. Carson hatte eine lässige Art, die darüber hinwegtäuschte, wie hart er in geschäftlichen Dingen sein konnte. Georgia hatte mehr als einmal erlebt, dass ein Geschäftspartner den jüngsten Newport unterschätzte und es bitter bereute.
„Wie hast du das hier gefunden?“
„Ich kenne da jemanden“, sagte sie lächelnd. Sie hatte ihre Fühler schon vor mehreren Wochen ausgestreckt, aber erst heute eine Antwort bekommen.
Ein Bekannter aus Collegezeiten hatte von dem Grundstück gehört. Es war nicht offiziell zum Verkauf ausgeschrieben – zumindest noch nicht.
Georgia hatte mit den Besitzern gesprochen. Im Moment sammelten sie Angebote, die, wie bei hochpreisigen Objekten üblich, blind abgegeben wurden. Georgia hatte den Eindruck, dass die Besitzer den Verkauf so schnell und geräuschlos wie möglich über die Bühne bringen wollten. Als zeitliches Limit hatten sie sich das Ende der kommenden Woche gesetzt. Erst falls ihnen bis zu dem Zeitpunkt kein akzeptables Angebot vorlag, wollten sie das Grundstück öffentlich zum Verkauf ausschreiben.
Wenn Newport schnell war, konnten sie dem zuvorkommen und so verhindern, dass Mitbewerber den Preis hochtrieben.
„Es ist ideal.“ Carson machte kein Hehl aus seiner Begeisterung.
„Wir müssten uns mit dem Angebot beeilen, sonst bekommt ein anderer den Zuschlag.“
„Wir werden keine Zeit verlieren. Graham und Brooks sind mit Sicherheit auch dafür.“
Lächelnd ließ Georgia ihre große Tasche von der Schulter gleiten. Darin hätte sie mühelos alles Nötige für einen Wochenendurlaub untergebracht, aber sie hatte diese Tasche stets bei sich. Sie enthielt alles, was sie möglicherweise gebrauchen konnte. Heute schloss das eine kleine Kühltasche mit ein.
„Ich finde, das ist ein Grund zu feiern.“ Sie zog die Flasche Champagner heraus.
„Was hast du sonst noch dabei?“ Carson lachte leise, während er sich vorbeugte, um einen Blick in die Tiefen ihrer Tasche zu werfen.
Georgia förderte zwei rote Plastikbecher zutage. „Nicht eben edles Kristall, aber ich glaube, sie genügen.“
„Ich habe bei den schönsten Gelegenheiten mit Plastikbechern angestoßen.“ Carson ließ den Korken knallen und schenkte die Becher reichlich voll.
„Auf das Cynthia-Newport-Krankenhaus für Kinder!“ Er hob sein Glas.
„Darauf, dass sich der Traum deiner Mutter nun erfüllt!“, setzte Georgia hinzu.
Sie bemerkte einen Anflug von Trauer in Carsons Blick. Es war erst zwei Monate her, seit seine Mutter ganz plötzlich an einem Aneurysma gestorben war. Es hatte keinerlei Vorwarnungen gegeben. In einem Moment war sie da, im nächsten nicht mehr. Die Mutter war alles, was die Newport-Brüder an Familie hatten. Sie nahmen den Verlust sehr schwer, besonders Carson. Er hatte beschlossen, ihr zu Ehren ein Kinderkrankenhaus zu bauen, da sie sich in den vergangenen Jahren sehr für kranke Kinder engagiert hatte.
„Ich kann gar nicht glauben, dass wir die Idee verwirklichen können.“ Carson stellte seinen Becher ab, nahm Georgia spontan in die Arme und wirbelte sie herum.
„Carson!“ Sie stieß einen Überraschungsschrei aus und schlang die Arme um seinen Nacken, was ihn nur dazu bewegte, sie noch schneller zu drehen.
Als er sie schließlich wieder absetzte, lachten sie beide. Der Champagner hatte auf nüchternen Magen eine durchschlagende Wirkung. Georgia war schwindelig zumute, und sie musste sich an Carsons Schultern festhalten, bis die Welt aufhörte, sich um sie zu drehen.
„Vielen Dank dafür, dass du das Grundstück für uns gefunden hast“, sagte er.
„Ich freue mich auch darüber. Ich weiß, wie wichtig dir das Projekt ist.“ Sie registrierte, dass seine Arme immer noch um ihre Taille lagen. Carson mochte schmaler wirken als seine Brüder, aber sein Griff verriet, dass sich unter dem teuren Anzug harte Muskeln verbargen.
Ihr Lachen verflog. Sie sahen einander in die Augen. Carsons volle Lippen waren nur Zentimeter von ihren entfernt. Sie spürte seinen warmen Atem auf ihrer Haut. Wie oft hatte sie davon geträumt, so mit ihm dazustehen – und jedes Mal hatte er sie in ihren Träumen geküsst.
Ehe sie noch wusste, wie ihr geschah, ließ Carson ihren Traum Wirklichkeit werden, indem er den Kopf senkte und seine Lippen auf ihre drückte. Die Wirkung des Champagners dämpfte die warnenden Stimmen in ihrem Kopf. Georgia gab sich dem Kuss ganz hin und zog Carson an sich.
Er schmeckte nach Champagner und Pfefferminz. Seine Berührung war sanft und gleichzeitig fest. Sie hätte ewig so stehen bleiben mögen, aber schließlich löste sich Carson von ihr.
Für einen Moment fühlte sich Georgia wie benommen. Sie wusste nicht, ob sein Kuss schuld war oder der Champagner, aber sie hatte das Gefühl, sie würde abheben, wenn sie ihn jetzt losließ. Dann sah sie zu ihm auf.
Seine grünen Augen spiegelten so etwas wie Panik wider. Seine Miene holte sie abrupt zurück in die Wirklichkeit. Sie hatte gerade ihren Boss geküsst. Ihren Boss! Und trotz der Tatsache, dass er selbst den Kuss initiiert hatte, schien er darüber ebenso entsetzt wie sie.
„Georgia, ich …“ Er musste neu ansetzen. „Es tut mir leid, ich wollte das nicht.“
Sie schüttelte rasch den Kopf und wich einen Schritt zurück. „Mach dir deswegen keine Gedanken“, sagte sie. „Bei Aufregung und unter Einfluss von Champagner tun die Menschen oft die dümmsten Dinge.“
Nur: Es hatte sich nicht dumm angefühlt. Im Gegenteil. Es war atemberaubend gewesen. Besser als alle Träume, die sie von Carson und sich gehabt hatte. Aber deswegen war es immer noch keine gute Idee.
„Ich hoffe, das verändert jetzt nichts zwischen uns. Ich möchte nicht, dass meine Gedankenlosigkeit unser gutes Arbeitsverhältnis zerstört.“
„Alles in Ordnung, Carson. Bitte. So etwas kann passieren, wenn man eng zusammenarbeitet. Und davon einmal abgesehen …“, räumte sie widerstrebend ein, „… ist es ja nicht so, als ob ich mich sonderlich gewehrt hätte.“
„Georgia?“
Sie war seinem Blick ausgewichen, aber sein bittender, rauer Ton ließ sie jetzt aufsehen. Seine Panik war verschwunden. Er sah sie durchdringend an. Es hatte den Anschein, als begehre er sie, aber das konnte nicht sein. Der Kuss war ein Fehler gewesen, und sie wussten es beide. Oder?
„Ja?“
„Ich …“
Was auch immer er hatte sagen wollen, blieb ungesagt. Georgia spürte ein Vibrieren an ihrer Brust, während aus Carsons Anzugtasche ein Vogelzwitschern zu hören war. Ihre Büro-Handys …
Georgia schluckte ihre Enttäuschung hinunter und drehte Carson den Rücken zu, während sie das Handy aus der Tasche ihrer Bluse zog. Sie hatte es stets auf lautlos gestellt, um nicht bei einer Geschäftsbesprechung gestört zu werden. Die Nachricht auf dem Display traf sie wie ein Schlag.
„Sutton Winchester plant, genau hier Luxuswohnungen zu bauen“, sagte Carson im selben Moment.
Georgia klickte auf den Link zu der Pressemitteilung, den Carsons Assistentin Rebecca ihnen geschickt hatte.
Georgia hatte bei Rebecca hinterlassen, dass sie mit Carson zu diesem Grundstück fuhr, für den Fall, dass Brooks oder Graham nach ihnen fragen sollten. Rebecca hatte offenbar Erkundigungen über das Grundstück eingeholt und war dabei auf ihren Mitbewerber gestoßen.
Die Mitteilung enthielt eine Skizze der Gebäude, die an genau der Stelle entstehen sollten, an der sie sich jetzt befanden. Es hieß, Suttons Angebot für das Grundstück sei noch nicht angenommen worden, aber er sei zuversichtlich. Neben der Zeichnung war ein Foto von Sutton Winchester zu sehen.
Georgia war sicher, dass Sutton in früheren Jahren mit seinem Charme jede Frau bekommen hätte. Sogar jetzt noch hatte er einen ziemlichen Ruf, was Frauen betraf, trotz seines Alters und seiner langjährigen Ehe mit Celeste Van Houten. Georgia verstand, wieso. Sein hellbraunes Haar war grau geworden und seine Haut faltig, aber seine grünen Augen leuchteten immer noch, und sein Lächeln verriet Selbstbewusstsein.
Georgia hielt sich bewusst von Männern wie Sutton Winchester fern. Im Geschäftsleben war er ein durchtriebener Fuchs, anders ließ es sich nicht beschreiben. Es gab keine Methode, für die er sich nicht zu schade gewesen wäre. Skrupellos setzte er jedes Mittel ein, um zu bekommen, was er wollte. Mehr als einmal hatte er damit Newport bei einem Deal aus dem Rennen geworfen. Andere Unternehmen hatte er gleich in die Pleite getrieben.
Georgia ließ ihr Handy wieder in der Tasche verschwinden. Der Kuss war vergessen, als sie sich auf die nächsten Schritte konzentrierte, die sie unternehmen mussten.
Carsons Blick verriet eiserne Entschlossenheit. „Wir müssen schnell handeln. Ich werde nicht zulassen, dass dieser Bastard uns bei dem Deal zuvorkommt.“
„Es kann nicht sein, dass Winchester gewinnt!“, empörte sich Graham.
Carson reichte seinem älteren Bruder die Schüssel mit dem heißen Popcorn. Er hoffte, dass sie nicht den ganzen Abend über dieses Thema reden mussten, aber es war klar, dass Graham es noch nicht abhaken konnte. „Glaubst du, das wüsste ich nicht?“
„Ist unser Angebot schon rausgegangen?“, fragte Brooks, Grahams Zwillingsbruder.
Die beiden sahen einander sehr ähnlich. Beide waren gut fünf Zentimeter größer als Carson, hatten blondes Haar und blaue Augen. Carson konnte sie leicht auseinanderhalten: Brooks Stirn war immer sorgenvoll gefurcht. Eben diesen Ausdruck zeigte er auch jetzt, als er mit drei Flaschen Bier aus der Küche kam.
Carson nickte und ging, um eine Tüte M&M’s zu holen sowie eine Schachtel Twizzlers, eine Art Lakritze, die sie alle drei gern aßen.
„Ich habe noch vom Grundstück aus angerufen und ein Angebot abgegeben. Der Anwalt der Verkäuferseite hat nichts über andere Angebote gesagt, auch nicht über das von Winchester. Wir haben keine Ahnung, ob unser Preis mit dem der anderen mithalten kann. Deswegen bleibt uns nichts anderes übrig, als abzuwarten und zu sehen, ob sie vielleicht mit einem Gegenangebot kommen, bevor sie sich entscheiden.“
Carson setzte sich zu seinen Brüdern auf die Couch. „Können wir dieses Thema damit jetzt fallen lassen und uns in Ruhe den Malteser Falken ansehen?“
„Na gut.“ Graham schob sich eine Handvoll Popcorn in den Mund.
Es war der erste Donnerstag des Monats, und das hieß, es war der Kinoabend der Newports. Schon als die Jungen noch klein gewesen waren, hatten sie sich mit ihrer Mutter und Gerty auf der Couch versammelt, um zusammen alte Schwarz-Weiß-Filme anzusehen.
Gerty war Witwe. Sie hatte zusammen mit der Mutter der Brüder in einem Café als Serviererin gearbeitet. Das war noch vor Carsons Geburt gewesen. Als Gerty aufhörte zu arbeiten, lud sie Cynthia und ihre Söhne ein, zu ihr zu ziehen. Das Apartment, das ihre Mutter sich damals leisten konnte, war winzig. Die drei Jungen brauchten dringend mehr Platz. Gerty dagegen mochte nicht allein in ihrem großen Haus sein und freute sich, die Familie bei sich zu haben. Somit war allen geholfen.
Gerty war keine Blutsverwandte gewesen, aber sie war die einzige Familie, die die Newport-Brüder sonst gehabt hatten. Aus Gründen, die nur ihre Mutter kannte und über die sie sich beharrlich ausschwieg, wurden der Vater der Jungen und der Rest ihrer Familie nicht erwähnt.
Als Carson und seine Brüder älter wurden und Cynthia bedrängten, sagte sie nur, ihr Vater sei grausam, und sie habe sich von ihm getrennt, um sie alle vor ihm zu schützen. Sie bestand darauf, dass sie besser dran waren ohne ihn, und sie nahm ihnen das Versprechen ab, nicht nach ihm zu suchen.
Die Jungen waren nicht glücklich darüber, fanden sich aber über lange Zeit damit ab. Sie wollten ihre Mutter nicht verletzen, indem sie nach einem Mann suchten, von dem sie offensichtlich nichts Gutes erwarten konnten. Sie hatten ihre temperamentvolle Pseudo-Tante Gerty und ihre Mutter – jemand anderes brauchten sie nicht.
Sie waren noch in der Highschool gewesen, als Gerty an Krebs starb. Sie hinterließ ihnen genügend Geld, damit sie das College besuchen und etwas aus sich machen konnten. Und genau das taten Carson und seine Brüder. Sie gründeten Newport Corporation und wurden reicher, als sie es je erwartet hatten, indem sie Grundstücke kauften und Bauprojekte entwickelten. Ohne das Geld von Gerty wäre es ihnen nicht möglich gewesen, also ehrten sie die Erinnerung an sie, indem sie sich einmal im Monat trafen, um gemeinsam Bier zu trinken und alte Filme anzusehen.
„Verdopple das Angebot“, drängte Graham, bevor er die Fernbedienung aufnahm und den Film startete.
„Das können wir uns nicht leisten.“
Brooks war wie immer die Stimme der Vernunft. Ohne ihn hätte Graham sich mit seinen meist hochfliegenden Ideen sicher schon das eine oder andere Problem eingehandelt.
„Irgendwo werden wir das Geld schon auftreiben.“ Graham drückte die Pausentaste, noch bevor der Film begonnen hatte.
Carson seufzte. Er wusste, dass Graham es nicht dabei bewenden lassen würde. Wenn er eine Idee im Kopf hatte, konnte er einfach nicht loslassen. Da war er wie eine Bulldogge, die ihren Knochen verteidigte. Das machte ihn zwar zu einem erfolgreichen Anwalt, aber ziemlich anstrengend als Bruder.
Graham war der Anwalt der Firma, verbrachte aber die meiste Zeit in seiner Kanzlei Mayer, Mayer und Newport. Brooks war offiziell der COO der Firma, der Chief Operations Officer, zuständig für das Kerngeschäft mit den Bauprojekten. Er arbeitete weitgehend von seiner Villa am Lake Michigan aus. Carson als Geschäftsführer leitete die Firma, die sie gemeinsam gegründet hatten. Das hielt seine Brüder aber nicht davon ab, jede seiner Entscheidungen kritisch unter die Lupe zu nehmen.
„Kein Problem“, bemerkte Carson trocken. „Wir könnten damit anfangen, dass wir unseren Firmenanwalt entlassen und seinen Firmenwagen einkassieren.“
„Hey!“ Graham stieß Carson empört seinen Ellbogen in die Rippen.
Carson gab ihm den Stoß zurück. Als Jüngster war er es gewohnt, von seinen älteren Brüdern unter Druck gesetzt zu werden, aber er hatte es schon vor langer Zeit gelernt, sich zur Wehr zu setzen. Jetzt waren sie in den Dreißigern, aber an ihrem Verhältnis zueinander hatte sich nichts geändert.
„Du hast gesagt, wir sollen das Geld auftreiben. Du hast nicht gesagt, wo. Gibst du jetzt endlich Ruhe, damit wir den Film sehen können?“
Graham seufzte. „Na gut.“
Brooks schnappte sich die Fernbedienung und drückte auf Play. Der Vorspann lief noch, als Graham einen Blick auf seine Flasche warf und sagte: „Gerty würde uns ausschimpfen, wenn sie wüsste, dass wir dieses Luxusbier trinken.“
Carson schnaubte zustimmend. Gerty hatte sich zum Film immer nur ein ganz normales Budweiser gegönnt. Sie hätte diesen neuen Lebensstil im Luxus nicht gutgeheißen.
„Ich vermisse Gerty“, sagte Brooks und stoppte den Film, gerade als die ersten Bilder von San Francisco erschienen.
„Ich vermisse Mom“, setzte Carson hinzu.
Die drei Brüder schwiegen eine Weile und dachten an die beiden Frauen, die sie verloren hatten.
Der Tod ihrer Mutter war so plötzlich gekommen, und ihr Leben war so hektisch, dass sie ihren Tod noch kaum bewusst verarbeitet hatten. Jetzt gab es nur noch sie drei. Es war ein trauriger Gedanke, den Carson zu vermeiden versuchte. Er deprimierte ihn zutiefst.
„Wann wollen wir ihr Haus räumen?“, fragte Graham.
Das hatten sie bisher noch vor sich hergeschoben. Sie hatten die Haushälterin ihrer Mutter gebeten, alles Verderbliche wegzuwerfen und das Haus zu verschließen, bis sie irgendwann in der Lage sein würden, sich darum zu kümmern. Nun waren acht Wochen vergangen, und keiner von ihnen hatte einen Fuß in Cynthias Haus gesetzt.
Brooks seufzte. „Irgendwann müssen wir es ja tun. Wir können das Haus nicht einfach so dastehen lassen wie ein Mausoleum.“
„Ich mache das“, erbot sich Carson. Es überraschte ihn selbst. „Aber zuerst möchte ich mich um diesen Grundstücksdeal kümmern. Ich habe das Gefühl, ich werde jetzt erst mal eine Weile mit Sutton Winchester beschäftigt sein.“
„Bist du sicher? Ich meine wegen des Hauses?“ Brooks runzelte die Stirn. „Du musst das nicht allein tun.“
Carson schüttelte den Kopf. „Ihr beide habt keine Zeit. Außerdem möchte ich es gern. Vielleicht hilft es mir, ihre Sachen zu ordnen. Vielleicht fühle ich mich dann weniger …“
„Allein?“
„Ja, vielleicht.“
„Glaubt ihr …“ Graham zögerte. „Glaubt ihr, wir könnten in ihren Sachen irgendeinen Hinweis auf unseren Vater finden?“
Diese Frage hatte Carson sich auch schon mehrfach gestellt, aber nicht gewagt, sie laut auszusprechen. „Mom würde nicht wollen, dass wir ihn suchen.“
„Unser Vater mag der Bastard sein, als den sie ihn uns immer hingestellt hat …“, warf Brooks ein, „… aber er ist nicht der Einzige, den wir finden könnten. Vielleicht haben wir noch Geschwister, Cousins und Cousinen, Großeltern … Es ist doch möglich, dass wir irgendwo eine ganze Familie haben. Wollt ihr nicht wissen, woher wir kommen? Dann könnten wir endlich unseren Familienstammbaum vervollständigen. Ich weiß, Mom hat versucht, uns davon abzuhalten, die Wahrheit herauszufinden, aber da sie nun nicht mehr da ist … Ich meine, sie kann nicht wollen, dass wir uns so isoliert fühlen.“
„Wir könnten es zumindest versuchen“, bemerkte Graham. „Vielleicht ist es dumm, und es tut uns später leid, aber zumindest wissen wir dann Bescheid, oder?“
Seine Brüder hatten recht. Carson wusste es. Sie hatten alle drei das Gefühl, irgendwie nicht dazuzugehören.
Herauszufinden, wo sie herkamen, auch wenn es dabei nicht zu der glücklichen Familienzusammenführung kommen sollte, die sie sich insgeheim erhofften, würde eine Lücke für sie schließen. Die Fragen würden immer bleiben, wenn sie nicht versuchten, die Wahrheit herauszufinden.
Da ihre Eltern nicht geheiratet hatten und der Name ihres Vaters auf den Geburtsurkunden fehlte, war das Haus ihrer Mutter vielleicht die letzte Chance, Licht in das Dunkel zu bringen. Danach würden alle möglichen Hinweise auf dem Müll landen.
„Ich halte die Augen offen, okay?“, versprach Carson. „Falls ich etwas finde, das uns weiterhilft, lasse ich es euch wissen.“
Seine Brüder nickten zustimmend, und Brooks drückte nun zum dritten Mal auf die Play-Taste.
„Mr. Newport? Miss Adams für Sie, Sir.“
„Schicken Sie sie herein“, bat Carson seine Assistentin.
Georgia hatte sich das Haar an diesem Tag zu einem Knoten gebunden, sodass ihre hohen Wangenknochen gut zur Geltung kamen. Sie trug einen grauen Hosenanzug, dessen Farbe exakt zum Grau ihrer Augen passte.
Carson bemühte sich stets, Georgias Äußeres nicht zu sehr zu beachten, aber meist misslang es ihm. Sie war eine modebewusste Frau, die genau wusste, was sie tragen musste, um ihre perfekten Kurven zu betonen. Als ihr Boss sollte er nicht auf diese Dinge achten, und doch konnte er sich nicht davon abhalten.
Seit dem Kuss vor ein paar Tagen wusste er jetzt, wie sich dieser Körper unter seinen Händen anfühlte und dass ihr Lipgloss den Geschmack von Erdbeeren hatte. Sein Verlangen nach ihr war stärker denn je. Doch wenn es je eine Zeit gegeben hatte, in der er sich auf seine Arbeit konzentrieren sollte und nicht auf die Leiterin seiner PR-Abteilung, dann war es jetzt.
„Gibt es etwas Neues?“ Sie nahm auf dem Besucherstuhl Platz.
„Ich habe heute Morgen mit den Besitzern gesprochen“, sagte Carson. „Ihre Entscheidung ist immer noch nicht gefallen. Ich habe sie gebeten, uns eine Chance zu geben, unser Angebot nachzubessern, bevor sie sich für jemand anderen entscheiden. Das heißt natürlich nicht, dass Winchester nicht dasselbe tut und den Preis in eine Höhe treibt, bei der wir nicht mehr mitgehen können.“
„Ich hasse dieses Warten“, gestand Georgia.
Carson lehnte sich zurück. „Ich auch. Wie könnten wir die Zeit nutzen?“
„Na ja …“ Georgia holte ihren Tablet-PC hervor. „Ich finde, wir sollten versuchen, mit Sutton Winchester zu reden.“
„Ist das dein Ernst?“ Carson sah sie fassungslos an.
„Wieso nicht? Es muss doch möglich sein, den Mann irgendwie zu erreichen. Unser Projekt soll kranken Kindern helfen. Das kann er nicht verhindern wollen.“
Carson lachte leise. „Du hast den Mann ganz offensichtlich noch nicht persönlich kennengelernt. Weißt du, dass er sich selbst den König von Chicago nennt? Ein Mann mit einem solchen Ego schreckt vor nichts zurück. Und es interessiert ihn auch nicht, etwas Gutes zu tun. Ihm geht es nur ums Geschäft. Wenn wir den Kontakt zu ihm suchen, geben wir uns als Mitbewerber zu erkennen. Er wird den Preis in die Höhe treiben, nur um sich daran zu weiden, wie wir in die Knie gehen.“
„Wenn wir wissen, dass er bietet, dann bin ich sicher, dass er es auch von uns weiß. Was er vielleicht nicht weiß, ist, was wir mit dem Land vorhaben. Das könnte doch einen Unterschied machen und ihn dazu bewegen, sich zurückzuziehen.“
Carson lächelte schief. „Du bist eine unverbesserliche Optimistin.“
„Wahrscheinlich könnte man es so sehen.“ Nach einem Moment setzte Georgia etwas mysteriös hinzu: „Manchmal kann es nur besser werden.“
Carson wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Er wusste nur, dass sie recht hatte. Es konnte nicht schaden, Sutton Winchester anzurufen und von Mann zu Mann mit ihm zu reden. Winchester gehörte noch zur alten Schule. Möglicherweise schätzte er es, wenn Carson die Flucht nach vorn antrat. Es war möglich, dass es nichts brachte, aber zumindest musste er sich dann später nicht vorwerfen, es nicht versucht zu haben.
„Okay, du gewinnst“, sagte er. „Ich rufe ihn an, aber mach dir nicht zu große Hoffnungen.“
Er suchte die Nummer am Computer heraus und wählte. Georgia verfolgte es mit einer Mischung aus Aufregung und Anspannung. Carson war sicher, dass diese Gefühle bald der Enttäuschung weichen würden. Er wollte ihr nicht die Laune verderben, aber wenn es um Sutton Winchester ging, war das wohl unvermeidlich.
Eine Frauenstimme meldete sich. „Hier Elite Industries, das Büro von Mr. Winchester. Wie kann ich Ihnen helfen?“
„Hier ist Carson Newport. Ich würde gern mit Sutton sprechen.“
„Einen Moment bitte, Mr. Newport.“
Die irritierende Musik einer Warteschleife erklang. Gereizt trommelte Carson mit den Fingern auf seine Schreibtischplatte. Es dauerte fast zwei Minuten, bevor sich jemand meldete.
Zunächst war nur ein Husten zu hören. „Carson Newport!“, bellte dann eine tiefe Männerstimme. „Ich habe nicht erwartet, von Ihnen zu hören. Was kann der König von Chicago für Newport Corporation tun?“ Der Ton verriet eine unangenehme Überheblichkeit.
Carson verkniff sich die Bemerkung, die ihm spontan in den Sinn kam. „Guten Tag, Sutton“, sagte er stattdessen. „Ich rufe an wegen des Projekts am See, zu dem Sie vor einigen Tagen eine Pressemitteilung herausgegeben haben.“
„Nicht schlecht, oder? Unverbaubarer Blick aufs Wasser. Für die besten Lagen habe ich schon jetzt eine Liste potenzieller Käufer. Sind Sie an einer Wohnung interessiert, Carson? Ich reserviere gern die beste Ecklage für Sie. Deckenhohe Fenster mit Blick auf den Lake Michigan.“
Carson knirschte mit den Zähnen. „Ein nettes Angebot, Sutton, aber ich suche keine Wohnung, sondern ein Grundstück für ein Kinderkrankenhaus.“
Für einen Moment blieb es still in der Leitung.
„Nobel, nobel“, bemerkte Sutton dann trocken.
„Ich glaube, das Cynthia-Newport-Krankenhaus für Kinder wird der Stadt gut anstehen. Meine Mutter hat sich sehr für kranke Kinder engagiert.“
Das Schweigen am anderen Ende dehnte sich. Da Carson nicht wusste, was in Sutton vorging, fuhr er fort: „Das Problem ist, wir haben dafür genau das Grundstück im Auge, das Sie für Ihre Eigentumswohnungen im Visier haben. Wir haben unser Angebot offenbar kurz nach Ihnen gemacht.“
„Wie schade.“
Carson spürte Ärger in sich aufsteigen. Der andere Mann war offensichtlich nicht gewillt, es ihm leicht zu machen. Er wollte gebeten werden, sein Angebot zurückzuziehen.
„Ich möchte Sie überzeugen, uns das Grundstück für das Krankenhaus zu überlassen.“
„Ich fürchte, das kann ich nicht, Carson. Das Projekt ist zu lukrativ.“
„Sutton, ich …“
„Ich mache Ihnen einen Vorschlag“, unterbrach Winchester ihn. „Wie wäre es morgen gegen drei? Sie schicken Ihre kleine PR-Dame herüber. Ich diskutiere die Sache mit ihr, und dann sehen wir, ob wir zu einem Arrangement kommen können.“
Carson spürte plötzlich, dass er seine Hand zur Faust geballt hatte, so als wolle er dem Mann durch die Leitung einen Schlag versetzen. Er zwang sich bewusst, die Finger auszustrecken und bemerkte dabei, dass Georgia ihn neugierig beobachtete.
„Was ist?“, fragte sie lautlos.
Er konnte nur den Kopf schütteln und sie mit einer Geste bitten, zu warten. „Was soll das, Sutton?“
„Sie ist morgen um drei hier, oder die Diskussion ist beendet“, fuhr Winchester ihn an. „Dann können Sie und Ihre kranken Kinder sich woanders erholen.“
Es knackte in der Leitung. Sutton Winchester hatte aufgelegt. Carson musste ein paar Mal tief durchatmen, bevor er die Sprache wiederfand.
„Was hat er gesagt?“ Georgia sah ihn gespannt an.
„Er hat abgelehnt.“ Carson hatte nicht die Absicht, sie über Winchesters Forderung zu informieren. Der Mann hatte einen eindeutigen Ruf, was junge, attraktive Frauen betraf. Niemals würde Carson irgendeine Frau, die er kannte, nahe an ihn heranlassen, schon gar nicht Georgia. Er fühlte sich irgendwie als ihr Beschützer, obwohl sie offiziell nicht mehr als Chef und Angestellte waren. „Ich wusste ja, er würde nicht nachgeben.“
„Was genau hat er gesagt?“
Carson lehnte sich zurück und fuhr sich mit den Fingern durch das blonde Haar. „Es spielt keine Rolle, Georgia. Der Punkt ist, dass er nicht nachgeben will.“
Sie beugte sich vor. „Verrat es mir, sonst sage ich deinem Bruder, Sutton hat dir eine Alternative geboten, aber du weigerst dich, sie anzunehmen.“
Er fuhr auf. „Das ist Erpressung!“
Sie schlug lässig die wohlgeformten Beine übereinander. Sie konnte nicht viel größer sein als eins siebzig, aber Carson hatte manchmal das Gefühl, dass mindestens zwei Drittel davon auf ihre Beine entfielen. Er hatte schon manches Mal daran gedacht, wie sich diese Beine wohl anfühlen mochten, wenn sie sie um seine Hüften schlang …
„Carson!“
Er kehrte jäh aus seinem Tagtraum zurück und zuckte resigniert die Schultern. „Okay. Er will sich mit dir treffen.“ Er spie die Worte voller Verachtung aus.
„Mit mir? Was soll das denn?“
„Wir reden hier von Sutton Winchester. Er hat speziell nach dir gefragt. Ich bin mir ziemlich sicher, er will nicht nur mit dir reden, Georgia.“
Sie sah ihn einen Moment verblüfft an. „Wow!“
„Ich kann dich nicht in die Höhle des Löwen schicken. Aller Wahrscheinlichkeit nach macht es letztlich ohnehin keinen Unterschied. Wir müssen einfach unser Angebot erhöhen und hoffen, dass es genug ist.“
„Nein.“
Carson runzelte die Stirn. „Was willst du damit sagen?“
„Ich gehe. Er hat nach mir gefragt, also bin ich vielleicht diejenige, die ihn noch umstimmen kann.“
„Das Risiko kann ich nicht eingehen, Georgia. Wenn dieser Kerl Hand an dich legte, würde ich es mir nie verzeihen.“
„Unterschätz mich nicht, Carson! Es hat eine Zeit gegeben, in der ich jeden Tag um alles kämpfen musste. Ich kann mich behaupten. Falls er aufdringlich wird, habe ich immer mein Pfefferspray dabei.“
Jetzt war es an Carson, schockiert zu sein. Im Geiste sah er vor sich, wie sich der König von Chicago schreiend auf dem Boden wälzte und sich die Augen rieb. Das hätte er nur zu gern gesehen.
Allerdings durfte er bei alledem etwas nicht vergessen: Er hatte seinen Brüdern versprochen, dieses Krankenhausprojekt umzusetzen. Ob es ihm nun gefiel oder nicht, er musste jede Gelegenheit nutzen, auch wenn es bedeutete, Georgia zu diesem Bastard zu schicken.
„Okay“, erklärte er schließlich. „Du kannst zu ihm gehen. Unter einer Bedingung: Du nimmst Big Ron mit.“
Der Chef der Security von Newport war ein ehemaliger Gewichtheber. Er hatte Carson einmal erzählt, dass er einem Mann eine Ohrfeige verpasst und ihm dabei versehentlich den Kiefer gebrochen hatte. Big Ron konnte mit Sutton fertigwerden, falls nötig.
Georgia überlegte einen Moment. „Okay. Aber er bleibt draußen bei der Sekretärin, es sei denn, ich rufe ihn herein.“
„Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?“
„Nein, danke.“ Georgia saß vor dem großen Eichenschreibtisch von Sutton Winchester und zupfte nervös am Kragen ihrer Bluse. Nach Carsons Warnung trug sie an diesem Tag statt eines Rocks eine lange Hose und hatte die Bluse bis zum Hals zugeknöpft.
Es war lange her, dass sie sich derart hochgeschlossen gezeigt hatte. Wahrscheinlich das letzte Mal, als sie bei Mrs. Anderson gelebt hatte. Die Frau war fanatisch religiös gewesen und schwor Stein und Bein, dass jeder Zentimeter Haut, den Georgia der Welt präsentierte, einen guten Mann zur Sünde verführen würde. Als Georgia schließlich erwachsen war, hätte allerdings auch ein Rollkragen ihre Reize nicht mehr verbergen können.
Sie spürte, wie Suttons Blick über ihren Körper glitt. Die Julihitze in Chicago war absolut unerträglich, aber im Moment wünschte Georgia, einen dicken Mantel angezogen zu haben.
Sutton schenkte sich einen Drink ein und lehnte sich zurück. Er hatte wenig Ähnlichkeit mit dem Foto, das sie in der Pressemitteilung gesehen hatte. Er war immer noch ein großer und ziemlich attraktiver Mann, aber seine grünen Augen wirkten irgendwie glanzlos. Trotz seines breiten Lächelns sah er zehn Jahre älter aus als auf dem Foto.
„Sie haben sich sicher gefragt, wieso ich Sie hierher gebeten habe.“
„Allerdings. Es gibt qualifiziertere Mitarbeiter bei Newport, um Ihnen das Krankenhausprojekt zu erklären. Aber ich werde mein Bestes versuchen. Das jetzige Kinderkrankenhaus ist viel zu klein und technisch nicht mehr auf dem neuesten Stand. Unsere Pläne …“
Sutton hob eine Hand, um sie zu unterbrechen. „Sie können aufhören, Miss Adams. Um ehrlich zu sein, wollte ich mit Ihnen nicht über den Grundstücksdeal sprechen.“
Georgia hob erstaunt die Augenbrauen. Also hatte Carson recht gehabt. Verstohlen schob sie eine Hand in ihre Tasche und umklammerte die Dose mit dem Pfefferspray. „Darf ich erfahren, wieso Sie mich herbestellt haben, Mr. Winchester?“
„Bitte nennen Sie mich Sutton.“ Sein Lächeln sollte sie einlullen, aber Georgia war hellwach. In ihren Jahren bei verschiedenen Pflegefamilien hatte sie notgedrungen eine gute Menschenkenntnis erworben. Sie hatte nur wenige Minuten gebraucht, um zu wissen, dass bei diesem Mann höchste Vorsicht geboten war.
„Ich habe Sie neulich in den Nachrichten gesehen, als es darum ging, dass Newport einen Wohltätigkeitslauf unterstützt. Ich war sehr beeindruckt von Ihnen. Beeindruckt genug, um meine Leute zu bitten, sich näher mit Ihnen zu befassen. Für jemanden in Ihrem Alter haben Sie eine bemerkenswerte Karriere hingelegt.“
Georgia bemühte sich, nicht das Gesicht zu verziehen. Sie war sehr stolz auf das, was sie erreicht hatte. Sie hatte alles dafür getan, nicht noch eine Nummer in der traurigen Statistik des Pflegesystems über hoffnungslose Fälle zu werden. Der Job bei Newport Corporation war bisher die Krönung ihrer Laufbahn. Aber es gefiel ihr nicht, dieses Lob von einem Mann wie Sutton Winchester zu hören. Vielleicht lag es daran, wie er sie dabei ansah.
„Mein Leiter der PR-Abteilung ist unlängst in den Ruhestand gegangen. Ich habe keinen einzigen Bewerber für die Stelle, der Ihnen das Wasser reichen könnte.“
Georgia rang sich ein Lächeln ab. „Zum Glück für die anderen habe ich bereits einen Job.“
Sutton rieb sich nachdenklich das Kinn. „Das ist richtig. Aber ich glaube, Sie könnten eine noch bessere Stelle bekommen.“
Ihr Puls raste, als Sutton sich erhob und um seinen Schreibtisch herum zu ihr kam. Er blieb vor ihr stehen und lehnte sich gegen den Tisch. Der Saum seiner Hose berührte ihr Fußgelenk. Sie zog ihre Beine rasch unter den Stuhl.
„Was wollen Sie damit sagen, Mr. Winchester?“
„Ich möchte Ihnen vorschlagen, fortan für mich zu arbeiten, Georgia.“
Dazu würde es nie kommen. Sie mochte seine Geschäftspraktiken nicht. „Und wieso sollte ich das tun wollen?“
Sutton lachte leise. „Zum einen wäre es die natürliche Fortsetzung Ihrer Karriere. Jeder möchte für das beste Unternehmen arbeiten, und Elite Industries ist das beste. Außerdem gibt es natürlich diverse Vorzüge. Wir bieten eine Kindertagesbetreuung im Haus, ein Fitness-Center und einen Monat Urlaub. Außerdem können Sie wenigstens einen Tag pro Woche von zu Hause aus arbeiten.“
Es klang nicht schlecht. Wenn sie denn eine neue Stelle gesucht hätte. Aber das war nicht der Fall.
„Dann wäre da noch das Antrittsgeld“, sagte Sutton.
Georgia beschloss, ihm auf den Zahn zu fühlen. Sie hatte sich umgehört, um zu sehen, ob ihr Gehalt dem entsprach, was andere Unternehmen zahlten. Falls Elite Industries tatsächlich eine Stufe höher anzusetzen war, wie er behauptete, dann sollte sich hinter diesem Angebot eine ansehnliche Zahl verbergen.
„Von was für einem Betrag reden wir?“
„Eine Million.“
Sie musste schlucken. Das hatte sie nicht erwartet. Ein Antrittsgeld von einer Million Dollar? Was für ein Gehalt stellte er sich denn vor, wenn schon das Antrittsgeld derart astronomisch war? „Das ist sehr g…großzügig“, stotterte sie. „Wo ist der Haken?“
Sutton lächelte breit. „Kluges Mädchen. Wie Sie sicher wissen, gibt es nichts auf der Welt umsonst. Wobei ich es nicht als Haken sehen möchte – mehr als ein Arrangement von beiderseitigem Vorteil. Ich möchte, dass Sie mehr als eine Angestellte für mich sind, Georgia.“
Er sagte es so beiläufig, als böte er ihr einen Drink an.
Georgia brauchte einen Moment, um zu begreifen: Er wollte, dass sie seine Geliebte wurde! Carson hatte sie gewarnt, dass Sutton Winchester hinter den Frauen her war, aber niemals hätte sie erwartet, ein solches Angebot von ihm zu erhalten. So, als sei es völlig normal, dass sie ihm auch sexuell zu Diensten stand. War seine Geliebte ebenfalls in den Ruhestand gegangen?
„Ich fühle mich geschmeichelt, Mr. Winchester, aber ich muss passen. In jeder Hinsicht“, setzte sie kühl hinzu.
Ein Ausdruck unverkennbarer Enttäuschung glitt über Suttons Züge und verschwand so schnell, wie er gekommen war. „Sie müssen sich nicht gleich entscheiden“, beharrte er. „Gehen Sie nach Hause, und denken Sie in Ruhe über mein Angebot nach. Stellen Sie sich vor, was Sie mit einer Million Dollar machen könnten. Wann auch immer Sie Ihre Meinung ändern, ich warte auf Sie.“
Georgia hatte nicht die Absicht, auf sein Angebot einzugehen. Nicht einmal für eine Million Dollar. Abgesehen davon, dass der Mann dem Alter nach ihr Vater hätte sein können, war er einfach nicht ihr Typ. Und auch wenn er dreißig Jahre jünger wäre, hätte sie trotz seines guten Aussehens seine Persönlichkeit so abgeschreckt, dass nie etwas aus ihnen geworden wäre. Kein Geld der Welt hätte daran etwas ändern können.
Selbst wenn Sutton der attraktivste Mann der Welt gewesen wäre, hätte sie nicht seine Angestellte sein wollen. Schlimm genug, dass sie sich einen Moment vergessen und Carson geküsst hatte.
Sie hatte eine unsichtbare Grenze überschritten und ihren Boss geküsst, und sie bedauerte es. Zumindest meistens. Der Kuss an sich war unglaublich gewesen. Sie wollte mehr von Carson und war doch entschlossen, es nie dazu kommen zu lassen. Mit dem Boss zu schlafen, wäre nicht klug. Zudem war es ein Klischee. Sie weigerte sich, klischeehaft zu sein. Und sie weigerte sich, ihren Job bei Newport aufs Spiel zu setzen.
Intime Beziehungen am Arbeitsplatz führten nur zu Problemen. Georgia wollte jeden Tag die beste Arbeit abliefern. Das konnte sie nicht, wenn Carson in der Nähe war und sie ständig an ihn denken musste. Es wurde alles nur kompliziert.
Der Grundstücksdeal war eine willkommene Ablenkung von dem, was zwischen ihr und Carson passiert war, aber sobald er abgeschlossen war, mussten sie sich beide mit dem befassen, was vorgefallen war.
„Ich werde darüber nachdenken, Mr. Winchester, aber an meiner Antwort wird sich nichts ändern. Was ist jetzt mit dem Kinderkrankenhaus?“
Sutton verschränkte die Arme vor der Brust. „An meiner Antwort hat sich auch nichts geändert. Wir werden uns beide mit dem Besitzer des Grundstücks auseinandersetzen. Möge der Bessere – oder der Reichere – gewinnen. Es sei denn, Sie überlegen sich Ihr Nein auf mein Angebot noch einmal … Wenn Sie Ihre Meinung ändern, könnte ich es eventuell auch tun.“
Das war noch schlimmer, als sie befürchtet hatte. Nun versuchte er tatsächlich ganz offen, sie zu erpressen.
Wie weit war sie bereit, für kranke Kinder zu gehen? Sehr weit, aber so weit dann doch nicht. Sie war mit so gut wie nichts aufgewachsen, aber bisher war es ihr gelungen, an ihren Prinzipien festzuhalten.
Es gab nichts mehr zu sagen. Georgia erhob sich und warf sich die Tasche über die Schulter. „Ich nehme an, unser Gespräch ist hiermit beendet.“
Sutton ergriff ihre Hand. Er schüttelte sie kurz und hielt sie dann länger in seiner als nötig. Dabei ließ er seinen Daumen über ihren Handrücken gleiten. Es ekelte sie an.
„Überdenken Sie mein Angebot, Georgia. Es gibt viele Eltern mit kranken Kindern, die alles geben würden, um ihr Kind zu retten. Letztlich ist es doch ein kleines Opfer, wenn man so vielen helfen kann …“
Georgia entriss ihm ihre Hand und rieb sie am Stoff ihrer Hose, um das Gefühl seiner Berührung abzuwischen. „Auf Wiedersehen, Mr. Winchester.“
„Er hat was?“ Carson verlor selten die Beherrschung im Büro, aber an Georgias erschreckter Reaktion erkannte er, dass er gerade so laut gebrüllt hatte, dass sogar die Buchhaltung am anderen Ende des Korridors ihn gut hören konnte.
„Es tut mir leid“, fuhr er in halbwegs normalem Ton fort. „Bitte sag mir, dass ich dich falsch verstanden habe.“
Er sah an ihrer Miene und ihrer Körperhaltung, dass dem nicht so war. Er hatte immer gewusst, dass Sutton Winchester ein Bastard war, aber diesmal war er eindeutig zu weit gegangen.
„Bring mich nicht dazu, es zu wiederholen, Carson“, sagte Georgia leise.
Am liebsten hätte er beschützend die Arme um sie gelegt, aber nach dem Tag, den sie hinter sich hatte, lag ihr wahrscheinlich wenig daran, von einem Mann berührt zu werden. Nicht einmal von ihm. So schnell, wie sie sich vor ein paar Tagen von ihrem Kuss distanziert hatte, lag ihr wahrscheinlich überhaupt nichts daran, je wieder von ihm berührt zu werden.
Sein Blick glitt durch das Büro. Vielleicht war ein Kulissenwechsel angesagt. „Darf ich dich auf einen Drink einladen?“
Georgia warf einen Blick auf die Uhr. „Ich kann mich im Moment sowieso nicht auf die Arbeit konzentrieren, wieso also nicht?“
Es war keine überschwängliche Reaktion, aber die erwartete er auch nicht, nachdem sie direkt aus Suttons Büro hierhergekommen war. Er steckte sich sein Handy ein und begleitete Georgia zum Fahrstuhl. Sie steuerten den Irish Pub an, in dem Carson und seine Brüder im Laufe der Jahre viel Zeit und Geld gelassen hatten.
Da der offizielle Bürotag noch nicht zu Ende war, war es in der Bar nicht so voll wie sonst. Sie suchten sich einen freien Tisch in einer ruhigen Ecke. Carson bestellte sich ein Guinness, während Georgia sich für einen Apfelsaft entschied.
Einen Moment saßen sie einfach nur da und schwiegen. Er wollte sie nicht drängen, aber er musste die ganze Geschichte erfahren. Brooks und Graham würden sich sehr dafür interessieren, wie tief Sutton Winchester an diesem Tag gesunken war.
Georgia seufzte. „Es läuft alles darauf hinaus, dass Sutton nicht auf das Grundstück verzichten wird. Es ist ihm einerlei, ob wir dort ein Kinderkrankenhaus bauen wollen oder Wohnungen für einbeinige Waisen. Nein, das stimmt nicht ganz“, schränkte sie ein. „Er sagte, er könnte seine Position noch einmal überdenken, falls ich bereit sei, auf sein großzügiges Angebot einzugehen.“
Carson hielt das Glas so fest umklammert, dass er schon fürchtete, es zu zerbrechen. „Wie sah dieses Angebot aus?“
„Zunächst hat er mir den Job der Leiterin seiner PR-Abteilung angeboten mit einem Antrittsgeld von einer Million Dollar.“
Das überraschte Carson nicht. Sutton war dafür bekannt, dass er seinen Mitbewerbern die besten Mitarbeiter ausspannte. Sie hatten schon etliche gute Leute an ihn verloren. Aber seit wann waren solche Antrittsgelder üblich?
„Ich wusste gar nicht, dass er so freigiebig ist“, bemerkte er verblüfft.
„So würde ich das nicht nennen.“ Georgia lachte leise. „Wie schon gesagt: Das Kleingedruckte hatte es in sich. Ich hätte auch seine Geliebte sein sollen. Dann wäre er bereit, auf den Grundstücksdeal zu verzichten.“
„Hat er dich irgendwie angefasst?“ Carson fragte nur ungern, aber falls Sutton die Grenzen überschritten hatte, konnte Georgia ihn verklagen. Sie war nicht seine Angestellte, aber zumindest könnten sie vor Gericht gehen und seinen Namen in den Schmutz ziehen.
„Nicht wirklich. Er hat meine Hand länger als nötig gehalten, aber es hätte wesentlich schlimmer kommen können.“