Inhalt
Dank und Widmung
Einleitung
Kapitel 1:
Nein zur Kirche, ja zu Gott!
Kapitel 2:
Träume und Sehnsüchte
Kapitel 3:
Homosexualität und Kirche
Kapitel 4:
Sexualität und Zölibat
Kapitel 5:
Gott steht über der Moral
Kapitel 6:
Der Himmel ist in uns
Kapitel 7:
Kirche und Dekadenz
Kapitel 8:
Ist Gott eine Frau?
Kapitel 9:
Ist die Kirche im Schlussverkauf?
Kapitel 10:
Alle Wege führen nach Rom
Kapitel 11:
Über Judas zu Jesus
Kapitel 12:
Toleranz der Religionen
Kapitel 13:
Die Bibel – das Kochbuch des Lebens
Kapitel 14:
Ich suchte Gott … und fand mich
Kapitel 15:
Verändere dich und dann die Welt!
Kapitel 16:
Der Reichtum Gottes – oder: Würde Jesus rote Schuhe von Prada tragen?
Kapitel 17:
Die Seele!
Kapitel 18:
Mein Traum vom Paradies
Quellenangaben
Dank und Widmung
ch widme dieses Buch all den wunderbaren Menschen, die in diesem großartigen Experiment Leben auf der Suche sind nach mehr. Nach einem Sinn, nach dem Wohin und Woher. Die sich die großen Fragen stellen:
„Wer bin ich, wer könnte ich sein, oder wer sollte ich sein? Bin ich wertvoll oder nutzlos, und wer entscheidet das? Gibt es einen Gott, und wenn ja, wie sieht er aus, wo ist er, wo lebt er? Existiert die Hölle, existiert das Paradies? Kann man als Jungfrau vom Heiligen Geist ein Kind bekommen? Ist die Kirche unfehlbar, ist die Kirche notwendig, ist die Kirche unnötig? Hat Jesus wirklich gelebt oder ist das ein Märchen. Ist er tatsächlich gestorben und auferstanden? Wenn Jesus am Kreuz gestorben sein sollte, sind damit unsere Sünden vergeben? Und ist das eine Blankovollmacht, ein Freibrief zum Sündigen? Wie kann Gott zulassen, dass ein Mensch stirbt, damit die Sünden der anderen vergeben werden? Was ist das für ein Gott, und wieso kann er uns unsere Sünden nicht einfach so vergeben, wenn er doch so gütig ist? Oder ist es am Ende ein rachsüchtiger Gott, der uns erschaffen hat? Wieso hat er uns sündig erschaffen, wenn die Sünde dann vergeben werden muss? Sind Priester bessere Menschen, oder verkaufen sie sich einfach nur besser?“
Fragen über Fragen, denen ich in diesem Buch nachgehen möchte.
Ich wurde so erzogen, dass man bestimmte Dinge überhaupt nicht infrage stellen soll. Wieso aber soll man, wenn man an einer Sache interessiert ist, nicht nachhaken, nachfragen und Dinge auch mal anzweifeln dürfen?!
„Man stellt Gott und die Kirche nicht infrage, Kind, versündige dich nicht!“, hörte ich die Erwachsenen abwiegeln, wann immer ich etwas genauer wissen wollte. „Das ist eben so, darüber diskutiert man nicht!“, das war die Standardantwort.
Wie überrascht war ich da eines Tages, als im Fernsehen eine imposante Dame in einem mintgrünen Lederkostüm auftrat und sich lauthals über die katholische Kirche und ihre Machenschaften echauffierte! Auf meine Nachfrage, wer denn die Dame sei, erfuhr ich, dass sie die Tochter des Bundespräsidenten Heinemann war, Frau Professor Uta Ranke-Heinemann. Die Dame imponierte mir, wenngleich mich ihre mitunter doch sehr aufgebrachte Art erstaunte. Auf jeden Fall war ich sehr dankbar, auf einen Erwachsenen zu treffen, und sei es auch nur im Fernsehen, der es wagte, kritisch über Gott und die Kirche zu sprechen und die Fragen zu stellen, die ich auch mit mir trug.
Frau Ranke-Heinemann hat mich inspiriert, weiterzufragen und mutig nach Antworten zu suchen. Dass ich jedoch eines Tages ein Buch schreiben würde über die Kirche und über Gott, das hätte ich nicht zu träumen gewagt.
Ich möchte in und mit diesem Buch allen Menschen danken, die mir Glauben vermittelt und Gott nahegebracht haben. Des Weiteren danke ich all den großartigen Menschen, die ehrenamtlich ohne Zögern ihren Dienst an und in der Kirche versehen und ohne die Kirche nicht möglich wäre. Ich habe allergrößten Respekt vor diesen Menschen und vor jedem, der sein Leben Gott und dem Glauben gewidmet hat. Dieser Dank gilt konfessionsübergreifend.
Ich danke den kirchlichen Institutionen für alles Gute, das sie der Menschheit getan haben. Ich spreche jedoch auch das Problematische an, die Gräuel und das Entsetzliche, das die Kirchen über die Jahrhunderte verursacht haben. Ich schreibe dieses Buch nicht aus Groll. Es ist auch keine Abrechnung mit der Kirche, ganz im Gegenteil.
Es ist vielmehr der Versuch einer Annäherung, der Vorschlag meinerseits eines neuen gemeinsamen Weges, eine Anregung für eine Begegnung der Kirche mit glaubenswilligen Menschen auf Augenhöhe. Offen für ihre Fragen und offen in ihren Antworten. Wäre ich nicht zutiefst überzeugt davon, dass es sich lohnt, aufeinander zuzugehen, hätte ich dieses Buch nicht geschrieben.
Ich freue mich, wenn Sie mich ein Stück des Weges begleiten.
Ihr
Harald Glööckler
Einleitung
eine sehr geehrten Damen und Herren,
ich habe in meinem Leben nie etwas als selbstverständlich angesehen. Die Vorstellung, dass mir Dinge automatisch zufallen müssten und das Leben mir etwas schuldig sei, war mir stets fremd. Ganz im Gegenteil, ich betrachtete das Leben von jeher als ein großartiges Geschenk. Das wahrscheinlich großartigste Geschenk, das uns jemals gemacht wurde und jemals gemacht wird.
Schon seit frühester Kindheit übte ich mich im Beobachten. Einerseits, weil ich das Beobachten schon immer als eine sehr interessante Angelegenheit empfand, zum anderen, weil ich ein sehr scharfsinniges, aufmerksames, in sich gekehrtes Kind war. Dies war eher eine Vorsichtsmaßnahme und in meiner vom Terror des Vaters gezeichneten Kindheit quasi eine Notwendigkeit, um zu überleben. Ich musste ständig auf der Hut sein, in Deckung gehen, um nicht in die Schusslinie zu geraten. Mit Gleichaltrigen konnte ich nie viel anfangen und studierte schon in frühester Kindheit viel lieber die Erwachsenen, deren Allüren, Marotten und Angewohnheiten.
Das Beobachten an sich ist eine ungeheuer wichtige Maßnahme, der leider viel zu wenige Menschen frönen. Ich meine damit vor allem das „Sich-selbst-Beobachten“ und „-Kontrollieren“ – sowohl die eigenen Emotionen als auch die eigenen Handlungen. Die meisten Menschen sind fremdgesteuert und sich ihrer Reaktionshandlung und ihres Selbst nicht bewusst. Viele haben sich selbst nie wirklich beobachtet, geschweige denn eine Innenschau getätigt, und sehen sich so selbst fremd.
Wir leben in einer Dualität und haben immer zwei Möglichkeiten, die Dinge zu sehen. Wie man so schön sagt: „Das Glas ist halb leer oder halb voll“, das Leben ist beschissen oder wunderbar.
Ich bin von Dankbarkeit erfüllt, weil ich mir angewöhnt habe, in allem das Gute zu sehen. Denn warum soll ich das Schlechte sehen, wenn ich das Gute sehen kann? Auch das bedarf der Beobachtung und der Achtsamkeit. Ich bin immer wieder überwältigt davon, in welchem Reichtum wir leben, welche Fülle an Essen wir haben. Wir werden in Restaurants bedient, behandelt wie Könige, und dennoch gibt es immer wieder Menschen, die das nicht zu schätzen wissen, ständig meckern, sich beschweren, denen man rein gar nichts recht machen kann. Verstehen Sie mich nicht falsch, diese Menschen haben das Recht, so zu denken, aber was tun sie sich damit an? Der Nörgler schadet immer nur sich selbst, der Betrüger betrügt immer nur sich selbst. Leider realisieren unehrliche, unbedachte Menschen meist nicht, dass sie grundsätzlich niemandem außer sich selbst schaden. Sie denken, sie könnten ihre Mitmenschen täuschen, doch sie täuschen letztendlich nur sich selbst, denn sie sind schneller demaskiert, als sie denken.
In uns Menschen besteht ein gottgegebenes seelisches „Programm“, wir nennen es Gewissen, das sich nicht täuschen lässt. Damit sind wir zielsicher in der Lage, das Gute vom Schlechten, das Wertlose vom Wertvollen, das Wahre vom Falschen zu trennen. Leider haben viele Menschen völlig den Zugang zu ihrer göttlichen Natur verloren und hören nicht mehr auf diese innere Stimme.
Niemand von uns hat das Recht, über andere den Stab zu brechen und zu urteilen, keiner ist besser als der andere, keiner ist schlechter als der andere. Kein Wunder, dass Jesus so kategorisch sagt: „Richtet nicht!“1 Und doch tun wir es immer wieder, denn wir sind so erzogen: beurteilen, verurteilen, vergleichen und kritisieren.
Irgendwann haben wir damit begonnen, nicht mehr auf unsere innere Stimme und unsere göttliche Intuition zu hören, sondern unsere Außenwelt zum Gott gemacht. Dabei haben wir unsere eigentliche Bestimmung vergessen.
Seither suchen wir das Göttliche nicht mehr in uns, sondern außerhalb von uns, was zu Minderwertigkeitsgefühlen und übersteigertem Geltungsdrang unsererseits führt. Wir können nicht mehr glauben, dass Gott in uns ist, fühlen uns klein und alleingelassen. Wir haben unsere Vorstellungskraft verloren, dass alles möglich ist, und ein Gefühl des Mangels entwickelt. Dadurch entwickelte sich der zwanghafte Drang, alles und jeden zu kontrollieren und anderen Menschen zu misstrauen.
Mit unserem göttlichen Bewusstsein verloren wir auch unsere innere Ruhe und Gelassenheit. Dabei gibt es keinen Grund zu zweifeln oder sich zu sorgen. Gottes Schöpfung ist so großartig und vollkommen, es gibt nichts, was es nicht schon gibt. Wir müssen also gar nicht alles selbst erschaffen, sondern nur all das, was wir uns wünschen, in unser Leben ziehen und dankend annehmen. Ich weiß, das ist nicht einfach zu akzeptieren, aber das ist Glauben. Davon überzeugt zu sein, dass etwas eintritt, auch wenn es keine Beweise dafür gibt. Sonst wäre es kein Glauben, sondern Wissen. Manch einer hat den Glauben an Gott verloren und sagt: „Ich glaube an nichts!“ Das ist ein Irrtum, denn selbst an nichts zu glauben, ist ein Glauben.
In meiner exponierten Stellung komme ich sehr viel in der Welt herum und treffe die verschiedensten Menschen in unterschiedlichsten Lebenssituationen. Dabei fällt mir in Gesprächen immer wieder auf, dass gerade in unserer schnelllebigen und lauten Zeit viele Menschen wieder Fragen stellen und eine große Sehnsucht nach mehr haben – nach dem tieferen Sinn des Lebens, nach einer Hoffnung und einem Glauben an eine hoffentlich vorhandene höhere Macht, die sie bei Bedarf auffängt und stützt.
Doch die Kirche, die ja eigentlich genau dies vermitteln sollte, bietet immer weniger Menschen eine adäquate Anlaufstelle. Sie ist viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, viel zu alltagsfern, zu egozentrisch, zu verstaubt und – sagen wir es doch ehrlich – auch zu langweilig.
Gerade in unserer heutigen Zeit ist der Glaube an eine bessere Welt, an Gott so wichtig, und eine solche Institution könnte, wenn sie ihren wahren Verpflichtungen nachkommen würde, Halt und Orientierung geben. Doch die Kirche „verkauft“ sich so schlecht und ist so wenig einladend, dass Leute auf der Suche nach Halt anderswo hingehen.
Auch an mir selbst hat die Kirche versagt, und ich musste mir andere Wege zu meinem ganz persönlichen Glauben suchen. Doch nicht jeder ist so stark oder entschlossen, sich allein durchzuschlagen, sondern braucht eine Gemeinschaft, die ihn unterstützt. Hier hat die Kirche ihre wichtigste Aufgabe – und nutzt sie nicht einmal ansatzweise so, wie es nötig wäre. Kleingeistigkeit, Kritiksucht und das Denken „Das haben wir immer schon so gemacht“ stehen der wirklichen Annahme von Menschen im Wege. Und wenn man dann noch ein wenig aus dem Rahmen des „Normalen“ fällt, wird es ganz schwierig.
Als gläubiger und empathischer Mensch finde ich diese Entwicklung unsagbar traurig. Ich möchte daher mit diesem Buch eine Diskussion und zum Nachdenken darüber anregen, ob die Kirche überhaupt noch in unsere Zeit passt, ob sie überholt ist und wie sie heute sein müsste, um wieder attraktiv zu sein.
Braucht man eine Kirche zum Glauben? Nein, dazu braucht man sie nicht. Ich habe auch so einen direkten Kontakt zu Gott. Wir brauchen keinen Dolmetscher, vor allem keinen, der uns mit erhobenem Zeigefinger die ihm gerade genehme Version des Glaubens indoktriniert.
Wir brauchen keine Institution, die uns kleinmacht, die uns glauben macht, wir seien nichts ohne sie. Auch keine, welche uns einredet, alle Andersgläubigen seien Ungläubige, und im schlimmsten Fall noch zum Heiligen Krieg, zum Morden und Töten aufruft.
Wenn ein Mensch gefallen ist, sollten wir ihm als gute Christen aufhelfen, ihn aufrichten, und – so er es wünscht – ihm den rechten Weg zeigen, statt Häme und Spott über ihm zu entladen. Es ist unsere göttliche Aufgabe, anderen beizustehen. Und es ist die Aufgabe der Kirche, den Menschen seelsorgerlich in jeder Hinsicht mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, ohne zu beurteilen, zu verurteilen, sondern ihnen die Hand zu reichen mit Verständnis, Liebe und Hingabe.
Wir brauchen eine Kirche, die uns auffängt, wenn wir stürzen, die uns hält, wenn wir stolpern, die uns wärmt, wenn wir an der Kälte der Welt frieren, die uns zu essen gibt, wenn wir hungern, und die uns umarmt, wenn wir versagt haben.
Jesus und Gott lieben uns, wie wir sind, ohne Vorbehalte. Und eine solche Institution oder kirchliche Gemeinschaft wünsche ich mir. Eine Gemeinschaft der allumfassenden Akzeptanz und Liebe.