Erklärung:
Dieses Buch kann ärztlichen Rat nur ergänzen, nicht jedoch ersetzen. Haben Sie gesundheitliche Probleme oder den Verdacht darauf, wenden Sie sich bitte immer an Ihren Arzt. Jede Anwendung der in diesem Buch angeführten Ratschläge geschieht nach alleinigem Gutdünken des Lesers. Autor, Verlag, Berater, Vertreiber, Händler und alle anderen Personen, die mit diesem Buch in Zusammenhang stehen, übernehmen keine Haftung für eventuelle Folgen, die direkt oder indirekt aus den in diesem Buch gegebenen Informationen resultieren oder resultieren sollen. Alle Angaben in diesem Buch erfolgen, trotz sorgfältiger Bearbeitung, ohne Gewähr. Eine Haftung des Verlags oder des Autors ist ausgeschlossen.
www.ogtcm.at
1. Auflage 2018
ISBN 978-3-961-11625-6
Dr. med. Georg Weidinger, Sandra Weidinger – Kochbuch zur Heilung der Mitte
Alle Rechte vorbehalten!
Copyright © 2018 Dr. med. Georg Weidinger und Sandra Weidinger
OGTCM Verlag, Giltschwertgasse 28, 2700 Wiener Neustadt, Österreich
Bestellung & Vertrieb: NOVA MD GmbH, 83377 Vachendorf, Deutschland
Satz: Dr. Georg Weidinger
Alle Fotos, Zeichnungen und Abbildungen: Dr. Georg Weidinger
Umschlaggestaltung: Dr. Georg Weidinger
Lektorat: Mag. Gernot Koller
Druck und Bindung: Druckhaus AJSP, 12187 Vilnius, Litauen
Vorwort
TEIL1: Heilung der Mitte
Lieb sein zur Mitte
TEIL2: Kochbuch
1. Küchenutensilien für dieses Buch
2. Salz, Gewürze & Sprossen
3. Getreide-Grundrezepte
4. Frühstück
5. Suppen & Eintöpfe
6. Brot
7. Aufstriche
8. Hauptspeisen
9. Sonntagsessen
10. Salate & Beilagen
11. Wenn es kalt wird ...
12. Süße Verführung
13. Milch ganz ohne Muh
14. Einkochen, Einlagern, Konservieren
Register der Rezepte
»WIR«
OGTCM
klaviermusik.at
Österreichisch – Deutsch
Eierschwammerl – Pfifferling
Erdapfel – Kartoffel
Faschiertes – Hackfleisch
Fisole – Grüne Bohne
Heidelbeeren – Blaubeeren
Hendl – Hähnchen
Karfiol – Blumenkohl
Karotte – Möhre
Marille – Aprikose
Marmelade – Konfitüre
Melanzani – Aubergine
Orange – Apfelsine
Palatschinken – Pfannkuchen
Parasol – Riesenschirmpilz
Rote Rüben – Rote Beete
Rotkraut – Blaukraut
Schlagobers – Sahne
Schwammerl – Pilz
Staubzucker – Puderzucker
Topfen – Quark
GLUTENFREI
LAKTOSEFREI
VEGETARISCH
VEGAN
So viel habe ich schon geschrieben über die Chinesische Medizin und wie sie uns in unserem Leben hilft, gesund zu werden und zu bleiben. »Ja, aber wie machen Sie das?«, ist eine sehr häufig gestellte Frage an meine Frau oder mich, wenn es darum geht, wie man all dieses Wissen in der Praxis anwendet, wie man es schafft, all das im Alltag unterzubringen. Meine Frau lächelt dann meistens und beginnt schon zu reden über all die Rezepte, die sie kreiert hat, wo sie was einkaufen geht, wie viel Spaß das alles macht, weil man sich doch so gut fühlt, und auch, dass die Kinder das Essen auch lieben, während ich mich noch frage, was mit dieser Frage eigentlich gemeint ist ... Wie sollen wir das schon machen, denke ich. Täglich, nämlich morgens, mittags und abends, und wenn etwas nicht so gut passt, dann ändern wir es wieder. Dazu muss man erklären, dass meine Frau eine wunderbare, leidenschaftliche Köchin ist, ausgebildet als »Fünf-Elemente-Ernährungsberaterin«, die aber weniger gerne berät als einfach macht, nämlich kochen und dann essen, und wir alle gleich mit. Und wenn es dann eben nicht so gut schmeckt oder nicht so gut tut, sehr ärgern, kurz aufbrausen und dann bekommen die Überreste die Hühner oder die Hunde, oder wenn es ganz ungenießbar ist, die Bakterien unseres Misthaufens (und damit im Endeffekt wieder die Hühner oder die Hunde, da diese sich von uns nicht vorschreiben lassen, was genießbar ist und was nicht, der Holzzaun um den Misthaufen ist nur eine Anregung für eine kurze Turnübung ...). Ich habe eigentlich selbst auch immer gerne gekocht, aber seit meine Frau das Ruder vollends übernommen hat, lehne ich mich gerne zurück und genieße. »Ja, aber wie machen Sie das im Alltag, all das Kochen, dreimal am Tag? Wie geht sich das aus?« Genau diese Frage war der Grund vor drei Jahren, mit dem Gedanken im Kopf schon seit sieben Jahren, seit das Buch »Die Heilung der Mitte« herausgekommen ist, dass wir mit »unserem« Kochbuch begonnen haben. Und wir wollten von Anfang an, dass es wirklich unser Kochbuch wird. Der liebe Herr Christoph Ennsthaler, vom Ennsthaler-Verlag, wollte uns dann gleich einen »Food-Designer« ins Haus schicken, der todschicke Fotos von Designer-Essen macht (da sprüht man zum Beispiel auch Haarspray aufs Essen, damit es so schön glänzt ...), das Ganze in perfekt durchgestyltem Layout im Buch, nach dem neuesten (statistisch erfassten) Trend der Kochbuchpräsentation, und wir beide mitten drinnen. Die Versuche, ihm klarzumachen, dass das uns nicht entspricht und wir da eigentlich andere Vorstellungen haben, wurden dezent überhört und mit Verkaufszahlenerwartungen kaschiert. Aber das interessiert meine Frau und mich nicht. Unser Kochbuch soll wie eine Dokumentation unseres Alltages, von der kulinarischen Seite her betrachtet, sein. Und es soll ehrlich sein und direkt, so wie wir beide eben sind. Also kein Haarspray, sondern Fotos von genau dem Essen, das wir dann auch gegessen haben: Sandra hat gekocht, das Essen angerichtet, ich habe die Fotos gemacht, schnell, damit das Essen nicht kalt wird, und dann haben wir gegessen. Wenn das kulinarische Erleben nicht unseren Erwartungen entsprochen hat, habe ich die Fotos gleich wieder gelöscht. Alle Rezepte, die Sie in diesem Buch finden, wurden vor allem von meiner Frau entwickelt oder so abgewandelt, dass es für uns einfach lecker schmeckt. Jedes Rezept ist mehrfach erprobt. Ganz viel haben Sandra und ich vor allem bei den glutenfreien Sachen ausprobiert und Sandra hat auch viel verworfen (worüber sich dann vor allem die Hühner gefreut haben!). Da gab es Phasen, wo der Haussegen richtig schief hing, weil es einfach nicht gelingen wollte. Aber vor allem mit der Unterstützung der Kinder (»Reg Dich nicht so auf, Mama!«) sind wir auch durch dieses wilde Fahrwasser des Kochexperimentierens gekommen. Das große Ziel beim Kochen ist immer, dass es Spaß macht, dass es nicht zu lange dauert, dass es recht einfach zu bewerkstelligen ist, dass man keine exotischen Zutaten braucht und dass man sich nach dem Essen einfach gut fühlt. Wenn es dann auch noch die Kinder essen, ist alles perfekt! Wenn das alles erfüllt ist, wie soll sich das dann nicht im Alltag ausgehen? Ja, es braucht Zeit, täglich mehrmals am Tag zu kochen, aber die Freude, die Sie aus dem Umstand generieren, dass Sie nach dem Essen viel Kraft und Energie haben und eben nicht müde sind, macht doch das leicht wett, oder? Wir sind doch keine Masochisten, die sich täglich absichtlich durchs Leben quälen, indem wir uns das verwehren, was uns glücklich macht und schmeckt! Oder? Aller Anfang ist schwer! Denken Sie an Sport und Bewegung: Wie mühsam ist es oft, sich nach dem Winter wieder aufzuraffen und wieder mit dem regelmäßigen Laufen zu beginnen! Aber wenn Sie Ihren inneren Schweinehund einmal überwunden haben, werden Sie sich wunderbar fühlen und die Bewegung nicht mehr missen wollen. Genau so ist es mit dem Kochen. Natürlich ist es verlockend, dass Sie an allen Ecken und Enden fertiges Essen bekommen und es dann auch gleich verschlingen können, und oft auch gar nicht teuer und sooo lecker ... Aber danach ...?! Oder all die wunderbaren tiefgefrorenen oder gefriergetrockneten oder auf sonstige Weise konservierten Fertigprodukte, die man zu Hause nur schnell ins Backrohr oder in die Mikrowelle schieben oder mit heißem Wasser übergießen oder mit denen man sogar gar nichts machen muss außer sie gleich zu essen, und die viele Zeit, die Sie dadurch gewinnen, die Sie dann vielleicht müdigkeitsbedingt vor allem vor dem Fernseher oder sonst wie auf der Couch verbringen, und dann läutet der Wecker, und Sie schaffen es kaum, aus dem Bett zu kommen, geschweige denn zu frühstücken, und Sie nutzen dann lieber jede Sekunde, um noch Ihrer komaartigen Nachschlafphase zu frönen. Und wenn Sie dann endlich aufgestanden sind und die Panik über die schon fortgeschrittene Zeit über Sie hereinbricht, Sie hektisch »kopf- und shénlos« aus der Wohnung stürzen, bleibt nur noch der »Schnellbäcker« in der U-Bahn-Station oder das eiskalte Energiegetränk, um dem Körper noch irgendwie zu vermitteln, dass nun Tag ist und bitte nun das Denken einsetzen sollte ... Aber vielleicht haben Sie das alles schon weit hinter sich gelassen. Vielleicht sind Sie schon dabei, sich regelmäßig warmes Essen zuzubereiten, weil Sie vielleicht das Buch »Die Heilung der Mitte«, welches 2011 im Ennsthaler Verlag erschienen ist, schon gelesen haben, Ihnen aber langsam die Ideen für schmackhafte, einfache Rezepte ausgehen – auch dann sind Sie bei diesem Buch richtig. Und damit Sie geistig nicht allzu viel zu verdauen haben und Ihre Verdauungsleistung lieber für das gute Essen aufsparen können, gebe ich Ihnen die nötigen Informationen über gesundes Essen »auf Chinesisch« so einfach und so kompakt wie möglich! Wenn Sie durch das regelmäßige warme Essen dann schon viel überschüssige Energie haben, die Sie unbedingt zur Vertiefung all dieses Wissens verwenden möchten, werde ich Sie an gegebener Stelle auf meine anderen Bücher, vor allem auf das Buch »Der Goldene Weg der Mitte« verweisen. Wenn Sie das gelesen und verdaut haben, wissen Sie alles (einmal ...)! Und weil das Buch nun genau so ist wie wir meinen, dass es sein soll, haben wir es in unserem Eigenverlag (dem OGTCM Verlag) herausgebracht. Es ist sehr schwierig, in der heutigen Verlagslandschaft als unabhängige Autoren zu bestehen. Wenn Ihnen unser Buch gefallen hat, bitten wir Sie daher, das mit ein paar kurzen Worten auf den Plattformen der modernen Buchlandschaft (wie zum Beispiel Amazon, Thalia, Weltbild) zu kommentieren. Sie helfen uns dadurch sehr!
Also rein ins (kulinarische) Vergnügen in der Welt der Chinesischen Medizin, rein in unsere kleine Bauernküche und unsere kleine Welt im österreichischen Burgenland!
Ihr
Georg Weidinger, Forchtenstein im Juni 2018
Fangen wir einmal von ganz vorne an:
Alles dreht sich um unsere Mitte, chinesisch gesprochen. Die Mitte steht für unseren gesamten Verdauungsapparat. Dieser setzt sich, chinesisch gesprochen, aus Milz und Magen zusammen:
Unsere Mitte kümmert sich um das Essen, das Trinken und deren Verarbeitung. Chinesisch gesprochen heißt das, dass Sie essen, trinken und atmen und die Mitte macht daraus Qi und Blut.
Qi ist die Energie, die im Körper fließt. Blut ist die Substanz, die im Körper fließt. Das heißt nichts anderes, als dass ich, Georg, etwas esse und etwas trinke, dann auch noch atme und meine Mitte macht daraus »Georg«. Ich, so wie wir alle, bestehe aus Energie und Substanz. Dafür esse und trinke und atme ich: Um meine Substanz aufrechtzuerhalten und genug Energie für das Leben zu haben. Wenn ich GUT esse und trinke, dann auch noch GUT atme und dann auch noch eine kräftige, gesunde Mitte habe, fühle ich mich so richtig wohl, ich werde ein GUTER Georg ...
Wenn es der Mitte gut geht, geht es uns gut. Wenn wir in unserer Mitte sind, sind wir glücklich und zufrieden. Und wenn wir glücklich und zufrieden sind, sind es alle Menschen um uns genauso. Chinesisch sagen wir dann, wir haben Shén, den Geist des Herzens, das Strahlen und das Glück, das jeder sehen kann: Die Augen strahlen, die Haut ist schön, die Haare glänzen und sind elastisch, all unsere Bewegungen sind voller Kraft, wir strotzen förmlich vor Energie und Ideen. Das ist es doch, was wir alle wollen, oder?
Nur, warum ist das bei uns oft nicht so? Wo ist unser Strahlen, wo unser Glück?
NUR am Essen und Trinken kann es ja wohl nicht liegen, ODER? Ich meine, es fällt mir schon auf, dass ich, wenn ich »nicht so gut gegessen habe«, so müde bin nach dem Essen, mich aufgedunsen fühle, vor allem am nächsten Morgen, und alles an mir, inklusive meiner Gedanken, schwer ist wie Blei, jetzt einmal gar nicht zu reden von meinem Gewicht ...
Es fällt mir schon auch auf, dass ich, wenn ich »nicht ganz so gut gegessen habe«, am Klo, auf dem ich dann wegen dem Durchfall ständig sitze, fast einschlafe, weil ich so müde bin ...
Manchmal denke ich, ich werde zu einem Gummibärchen. Aber das alles NUR wegen dem Essen ...?
Ich meine, wir bestehen doch noch aus etwas anderem AUSSER unserem Verdauungsapparat, unserer Mitte, oder ...?
Also, auf den Punkt gebracht: Ohne unsere Mitte geht gar nichts im Körper! Wenn die Mitte kein Qi, keine Energie produziert, bleibt alles liegen, nichts passiert, alle Maschinen stehen still. Stellen wir uns unsere Mitte als alleinerziehende Mutter von zehn Kindern vor, unsere Missis Pi. Missis Pi steht in der Früh auf, schaut aus dem Fenster und denkt sich: »Wow, heute ist ein herrlicher Tag. Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern, alles wächst und gedeiht. Heute reiß ich der Welt einen Haxen aus ...!«
Und dann kommt ... nichts! Sie essen nichts in der Früh! Missis Pi denkt sich: »Wo soll ich jetzt all das Qi und das Blut herbekommen, um meinen Tag zu schaffen?« Also geht sie hinunter zur Niere und sagt: »Liebe Niere, kannst Du mir bitte etwas von Deinen Reserven geben, Deinem Super-Yin und Super-Yang, damit ich Blut und Qi daraus machen kann. Ich weiß sonst wirklich nicht, wie ich den Tag überstehe ...« Die Niere antwortet: »Kein Problem! NOCH habe ich genug Reserven. Die teile ich gerne mit Dir! Aber bitte kümmere Dich in Zukunft darum, dass Du wieder selbst genug Blut und Qi herstellst!«
Missis Pi schleppt nun das wertvolle Yin der Niere hinauf in die Küche, um banales Blut daraus zu machen, und das wertvolle Yang, um banales Qi daraus zu machen. Beides haben wir von unseren Eltern als JING, als wertvollste aller wertvollen Essenzen, mitbekommen. Sie haben dazu noch leise geflüstert: »Bitte pass immer gut auf Deine Reserven, auf Dein JING auf! Du musst ein Leben lang damit auskommen! Wenn dann eine Notzeit anbricht, eine Hungersnot oder eine ganz schwere Krankheit, kannst Du ein bisschen davon verwenden, um zu überleben.« Diese Worte hallen noch im Kopf von Missis Pi nach. Notzeit? Ist das wirklich eine Notzeit? ER hat einfach nicht gefrühstückt und deshalb muss ich meine eisernen Reserven verwenden, um banales Qi und Blut zu machen ...? Missis Pi sieht schon das Schreckensszenario vor ihrem geistigen Auge: Was ist, wenn die Niere in ein paar Jahren einfach nichts mehr von ihren Reserven hat? Was mache ich dann? Was machen WIR dann, wenn wirklich eine Hungersnot oder eine schwere Krankheit über uns herein bricht ...?! Aber das wollen wir uns gar nicht ausmalen. Wir bleiben bei den schönen Dingen, ALSO frühstücken Sie! Nur alleine deshalb, weil Sie frühstücken, ersparen Sie Ihrer Mitte und Ihrer Niere viel Stress! ALSO nochmals: Missis Pi steht in der Früh auf, schaut aus dem Fenster und denkt sich: »Wow, heute ist ein herrlicher Tag. Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern, alles wächst und gedeiht. Heute reiß ich der Welt einen Haxen aus ...!«
Und dann kommt ein rohes Müsli mit Milch oder Joghurt und frischen Früchten herein, und Missis Pi denkt sich: »Na super! Jetzt kann ich drei Stunden in die Küche gehen und muss das alles erst einmal richtig kochen, damit ich mir dann das Qi und das Blut daraus nehmen kann! Und wer kümmert sich in der Zwischenzeit um die Kinder? Wer weckt sie auf, zieht sie an, macht ihnen ihre Jause zurecht ...? Wieder nichts mit dem herrlichen Tag!« Das Müsli mit Milch und rohen Früchten wäre ja gar kein Problem, wenn Missis Pi nicht alleinerziehend mit zehn Kindern wäre, wenn sie nicht eh schon am Limit wäre und so müde! Gesundes westliches Essen ist auch chinesisch sehr gesund, aber nur, wenn man nicht gerade Missis Pi ist und zehn Kinder alleine aufziehen muss! Ihr Müsli wäre ja gar kein Problem, wenn Sie eine gesunde Mitte hätten und viel Energie im Überschuss, um schnell einmal all Ihr rohes Essen in Ihrem Verdauungsapparat zu zerkleinern, aufzuwärmen, enzymatisch zu zerlegen und aufzunehmen. Ein tolles Verfahren, das aber viel Energie benötigt! Unsere Verdauungsenzyme brauchen 37 Grad Celsius, damit sie ihre Arbeit gut verrichten können! Also muss der Körper Ihr kaltes, rohes Frühstück zunächst einmal aufwärmen, um es dann weiterverarbeiten zu können. Missis Pi weiß das alles! Sie erinnert sich gerne zurück an die Zeit, als sie noch alleine, ohne Kinder war. Wie sie lachen konnte! Wie viel Zeit sie für sich hatte! Doch das Leben hat etwas anderes für sie vorgehabt! Sie liebt ihre Kinder, aber so ganz alleine das alles bewerkstelligen, und das jeden Tag, macht einfach müde ...! Und die Niere weint gleich mit ...
Dabei wäre alles so einfach! ALLEINE deshalb, weil Sie in der Früh warm und gekocht essen, durchbrechen Sie diesen Teufelskreislauf. Und Sie wissen: Wie man den Tag beginnt, so ist der ganze Tag! Daher meine Bitte an Sie, aus einer 20-jährigen Erfahrung aus meiner Arzt-Praxis, aus einer mehr als 2000-jährigen Erfahrung der Chinesen mit ihrer oft sehr schwierigen Geschichte: Essen Sie bitte warm und gekocht in der Früh, vor allem, wenn Sie eine müde Mitte haben! ALSO noch einmal: Missis Pi steht in der Früh auf, schaut aus dem Fenster und denkt sich: »Wow, heute ist ein herrlicher Tag. Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern, alles wächst und gedeiht. Heute reiß ich der Welt einen Haxen aus ...!«
Und dann kommt ein warmes, gekochtes Frühstück herein und die Milz lächelt: »Das ist so gut zubereitet, da muss ich nicht viel machen! Ich muss es nicht erwärmen, weil es schon warm ist. Ich muss keine Spezialenzyme aktivieren, weil die ganzen schwerstverdaulichen Dinge wie Milch und Joghurt nicht drinnen sind. Ich kann quasi gleich Qi und Blut daraus machen!«
Missis Pi hat nun so viel Zeit zur Verfügung, dass sie sich einmal in der Wohnung umsehen und dann auch gleich zusammenräumen kann, bis die Kinder aufstehen. Chinesisch heißt das: Das Reine (das, was man noch verwerten kann) vom Trüben (das, was einfach in den Restmüll kommt) zu trennen:
(siehe »Der Goldene Weg der Mitte«, Seite 265f.)
Und wenn die Mitte so richtig gut in Fahrt ist und ihre Arbeit gewissenhaft durchführt, kann sie sogar wieder neues Yin, neue Substanz, aufbauen, um der Niere etwas für ihre Reserven zurückzugeben. Ja, man kann die Reserven wieder auffüllen! Milz und Niere geht es dann wieder gut!
Jetzt sagen Sie aber vielleicht: »Ich mache wirklich alles, was möglich ist, um wieder eine kräftige Mitte zu bekommen, aber frühstücken kann ich einfach nicht! Ich bring in der Früh nichts hinunter!« Dann keine Sorge: Es gibt so viele Wege, die nach Rom führen! Sie müssen nicht immer den einfachsten gehen! Das warme Frühstück hilft schon einmal so gut. Aber wenn es das nicht ist, dann gehen Sie einen der anderen Wege, die Sie zu einer kräftigen Mitte bringen! 100 Prozent sind besser als 90 Prozent. 90 Prozent sind besser als 80 Prozent. 80 Prozent sind besser als 70 Prozent. 70 Prozent sind besser als 60 Prozent. 60 Prozent ...! Lernen Sie, lieb zu Ihrer Mitte zu sein, mit Ihren Möglichkeiten, mit Ihrem Shén! Sie müssen einfach einmal erlebt haben, wie es sich anfühlt, wenn man eine kräftige, gesunde Mitte hat. Hier beschreibe ich Ihnen den Weg, den unsere Familie geht, den Weg, den bereits tausende meiner Patienten gegangen sind, den Weg, den traditionell in China schon viele hundert Millionen Chinesen erfolgreich gegangen sind! Jetzt ist es aber so, dass sich im Laufe der Jahrhunderte und Jahrtausende viel geändert hat an unseren Essgewohnheiten und unserem Alltag. Auch haben sich unsere Lebensmittel grundlegend verändert.
Auch bewegen wir uns heute zumeist viel weniger als es Menschen noch vor hundert Jahren getan haben.
Auch atmen wir heute viel schlechter, weil wir so viel sitzen und unser Bauch von unten Richtung Lunge drückt und sie einengt und der schwere Kopf mit all seinen vielen schweren Gedanken über den Hals und die Wirbelsäule den Brustkorb, wo ja die Lunge zu Hause ist, auch noch einengt.
Abgesehen davon sind wir heute alle viel mehr Stress und Belastung in der Arbeit ausgesetzt, und das bei oft gleichzeitig viel weniger Anerkennung und Glücksgefühlen.
Es baut sich dann so viel Spannung im Körper auf, welche die Mitte einfach nicht in Ruhe arbeiten lässt. Und das Ergebnis: eine müde Mitte!
Schön langsam verwandelt sich der ganze Körper in ein Gummibärchen, weil Missis Pi alles stehen und liegen lässt, einfach nicht mehr zum Zusammenräumen kommt, die Kinder verwahrlosen, tragen schmutziges Gewand und machen, was sie wollen.
Chinesisch sagen wir, dass überall Schleim herumliegt. Dieser Schleim ist nichts anderes als all das unverdaute Essen, das die Mitte nicht mehr abarbeiten kann. Und da aus dem Essen kein Qi und kein Blut entstehen, ist es besser, in eine müde, gummiartige Starre zu verfallen.
Denken Sie daran, was wir alle wollen: Wir wollen glücklich sein! Wir wollen strahlen! Wir wollen uns rundum gesund und wohl fühlen in unserem Körper! Und schlecht wäre auch nicht, wenn wir gut alt werden können! Und wir wollen die anderen anstecken mit unserem Shén, mit unserem Strahlen, damit es ihnen genauso gut geht wie uns!
Na dann, sehen wir zu, dass unsere müde Mitte wieder zu Kräften kommt, indem wir ganz ganz, ganz, ganz lieb zu ihr sind:
Lieb sein zur Mitte
PUNKT 1: Genießen Sie das Essen! Es soll Sie glücklich machen!
Kein Chinese würde ein gesundes Essen zu sich nehmen, nur weil es gesund ist! Das Essen muss gut schmecken und es soll Ihnen wirklich den Alltag versüßen! Was bringt das, wenn Sie sich mit dem Essen quälen, dann vielleicht ein bisschen gesünder sind, aber doch wieder unglücklich? Sandra und ich hoffen, dass Sie in diesem Buch viele Rezepte entdecken, welche Ihnen das Leben versüßen und leichter machen! Es soll kein Widerspruch sein: Gesundes Essen und gut schmecken und täglich kochen und glücklich sein. Sie müssen einmal beginnen, und mit dem Tun kommt die Routine, und mit der Routine werden Sie schneller, die Handgriffe sitzen und die Dosierungen passen. Und wenn Sie einmal einen Tag oder eine Phase in Ihrem Leben haben, wo Sie einfach alles essen wollen, was Ihnen so in den Sinn kommt, dann tun Sie es!
Umwege erhöhen die Ortskenntnis! Genießen Sie die Umwege! Sie werden spüren, was richtig ist oder falsch und dann vielleicht reumütig zu Ihrem warmen Frühstück oder Ihrem glutenfreien Kuchen zurückkehren!
Wichtig: Sie können den Gelüsten Ihres Körpers nur dann trauen, wenn Sie im Gleichgewicht sind!
Wenn Sie also eine kräftige und glückliche Mitte haben! Ist der Körper nicht im Gleichgewicht, hält er Sie oft bewusst in diesem falschen Zustand, denn das, was für ihn wirklich anstrengend ist, ist die Veränderung! Wenn das nicht so ist, wenn Sie nicht in Ihrer Mitte sind, wie bei erfahrenen 85 Prozent unserer Bevölkerung in Deutschland, Österreich und der Schweiz, dann darf ich Sie darum bitten, sich einmal etwa einen Monat nach meinen Vorschlägen, um ganz lieb zur Mitte zu sein, zu ernähren! Dann können Sie noch immer entscheiden, wie es weitergeht. Urteilen Sie erst, wenn Sie es probiert haben. Das sollte Ihnen Ihr Körper wert sein! Und, unter uns gesagt, es ist wirklich nicht so schwer! Sandras Rezepte sind so einfach, dass sogar ich sie leicht nachkochen kann. Und mit diesem Buch fallen auch viele Ausreden weg, die wir in den letzten Jahren regelmäßig gehört haben, wie zum Beispiel: »Was bleibt denn da noch übrig?« Lesen Sie selbst! »Ich habe einfach keine Ideen, was ich jetzt dann noch kochen soll!« Lesen Sie selbst! ...
Also, der Genuss und die Freude beim Essen sollen unbedingt bleiben. Unser Ziel: Dass die Freude NACH dem Essen genauso groß ist wie DAVOR! Und Sie wissen sicherlich aus Erfahrung, wie man sich fühlen kann, wenn man »schwer« gegessen hat ...
Die große Frage dabei ist nur, wer diese Suppe herstellt: SIE, als Köchin oder Koch, oder Ihr Mund mit dem Kauen und all seinen Speichelenzymen zur Vorverdauung. Dem Magen ist das ganz gleich. Er sieht nur das Ergebnis! Ganz flüssig soll der Speisebrei im Magen ankommen, dann muss dieser nicht mehr so viel arbeiten, weil er ohnehin in unserem Alltag oft sehr überlastet ist. »Das schlägt sich mir auf den Magen«, sagen wir doch immer wieder. Wenn Sie regelmäßig Schmerzen oder ein Drücken in der Magengegend haben, dann ist diese Maßnahme, zusammen mit dem warmen Frühstück und ganz wenig nicht zu spätem Essen am Abend und dem Vermeiden von Brot (Brot trocknet den Magen aus und dann hält er Ihr Leben noch weniger aus!) das Allerwichtigste! Wenn Sie die Zeit und die Freude und die Muße haben, in aller Ruhe Ihr Essen ganz langsam mit viel Kauen zu sich zu nehmen, können Sie fast alles essen. Achtsames Essen»Wer es eilig hat, soll sich Zeit lassen!«