Der Blick der Chalkidier ist seit jeher auf das Ägäische Meer gerichtet. Wie ein riesiger Brückenkopf ragt die Halbinsel hinaus ins Blau, Teil eines uralten Faltengebirges, das einst Europa mit Kleinasien verband. Die mitteleuropäischen vier Jahreszeiten sind hierher nicht ohne weiteres übertragbar. Zutreffender ist es, von drei Vegetationsperioden zu sprechen.
Steilküste am Ágio Óros
Plattenverschiebungen und Vulkanausbrüche im Jungtertiär zertrümmerten diese Gebirgskette, die zunächst im Meer versank, später aber wieder angehoben wurde. Dabei entstanden durch Überflutung die tief eingeschnittenen Buchten des Kolpos Kassandras und des Kolpos Agiou Orous mit ihren beliebten Stränden. Die Ausläufer der Áthos-Gebirgskette bilden heute die Inseln Límnos und Lesbos vor der türkischen Küste.
Die große Ausdehnung der Chalkidikí - von Néa Kallikrátia an der Westküste bis Stratóni im Osten sind es immerhin 101 Straßenkilometer - gibt dem Inneren der Halbinsel ein gemäßigt kontinentales Klima, während die Küsten vom Mittelmeerklima geprägt sind. Dadurch entsteht das für die Chalkidikí typische Klima, das seine Besucher zu schätzen wissen und das für dicht bewachsene Bergzüge im Wechsel mit fruchtbaren Ebenen sorgt. Vor allem die Winter sind regenreich, stürmisch und empfindlich kühl. Nicht selten fällt auch Schnee, der in den Bergen manchmal bis März/April liegenbleibt.
Nach der winterlichen Regenperiode beginnen Anfang März die Obstbäume auszutreiben. Daran schließt sich die farbenprächtigste Zeit des Jahres an. Selbst dort, wo die Sommerurlauber sonst am Strand ihre Handtücher ausbreiten, ist der Sand überzogen von Blütenteppichen und niedrigen Gewächsen. Und im Gegensatz zum Süden des Landes bleibt diese Blütenpracht etwas länger erhalten, denn richtig warm wird es hier erst im Juni und Juli.
Daher ist es verständlich, dass die Campingplätze in der Regel nicht vor Mai geöffnet sind und die Urlaubssaison (sieht man vom griechischen Osterfest ab) erst danach beginnt. Eine relativ lange Sommerperiode entschädigt dann aber für den kalten Winter. Bis in den Oktober hinein ist es tagsüber angenehm warm, und auch die Wassertemperaturen tun dem Badevergnügen noch keinen Abbruch. Dafür werden die Tage schon wieder deutlich kürzer und die Nächte kühl und feucht. Dann kann es auch immer wieder zu kurzen Schauern kommen, und gegen die kräftigen Winde mit 6-7 auf der Beaufort-Skala sollte man eine Jacke dabeihaben.
Durch die Anbindung an das makedonische Festland und den dennoch ausgeprägten Inselcharakter mit hohen Gebirgszügen regnet es im Sommer häufiger als in anderen Landstrichen Griechenlands. Leichte Bewölkung oder kurze Gewittergüsse kommen immer wieder vor. Meist ist der Himmel jedoch wolkenlos blau, und in der Mittagszeit klettert das Quecksilber nicht selten auf 30-35 °C. Ein frischer Wind vom Meer sorgt in den Küstenregionen jedoch dafür, dass sich diese Temperaturen gut ertragen lassen. Bei anhaltenden Trockenperioden erhöht sich auch die Waldbrandgefahr. Bitte denken Sie daran, wirklich alles zu unterlassen, was zu Bränden führen kann (v. a. offenes Feuer, weggeworfene Zigaretten usw.).
| Tageshöchstwerte | Tagestiefstwerte |
Blüte- und Reifezeit März bis Mai | 18-22 °C | 10-14 °C |
Trockenzeit Juni bis Oktober | 26-32 °C | 18-22 °C |
RegenzeitNovember bis Februar | 13-15 °C | 4-10 °C |
Größe/Lage: Die wunderschöne und eigenartig geformte Halbinsel Chalkidikí liegt im südöstlichen Teil der griechischen Region Makedonien. Mit einer Gesamtfläche von 2945 km² ist die Chalkidikí nach dem Peloponnes die zweitgrößte Halbinsel Griechenlands. Ihre Länge beträgt 110 km, die Breite 92 km. Mit 521 km Küstenlänge besitzen die drei Finger der Chalkidikí zusammen die längste Küstenstrecke aller Festlandsregionen Griechenlands.
Bevölkerung: Die Chalkidikí zählt rund 109.000 Einwohner, von denen nur 6500 Einwohner im Hauptort Polígiros leben.
Wichtige Orte: Polígiros - wirtschaftliches Zentrum mit dörflichem Charakter, bleibt weitab der Touristenstrände nahezu unbeachtet. Néa Moudaniá - ursprünglich wichtige Marktstadt mit großem Fischerhafen. Haniótis - Urlaubsort mit internationalem Zuspruch, aber durchaus mit Charme und Ambiente. Néos Marmarás - lebendiger Touristenort mit guten Einkaufs- und Übernachtungsmöglichkeiten. Ouranoúpoli - Ausgangshafen für Pilger und Besuchsfahrten entlang der Mönchsrepublik Áthos und zur Insel Ammoulianí. Stratóni - verschlafener Küstenort und Reiseziel für Individualisten, feiner Sandstrand und kaum Infrastruktur. Olimbiáda - beliebter Badeort unweit der Ausgrabungen der antiken Stadt Stágira, die von den Sonnenhungrigen kaum wahrgenommen werden. Arnéa - traditionelles Bergdorf mit Obst- und Weinbau und dem Verkauf von Wollteppichen, durch seine Nähe zum Geburtsort von Aristoteles viel besucht.
Straßen: Gut ausgebaut sind die Hauptrouten von Thessaloníki zu den drei Fingern der Chalkidikí und an die Ostküste. Unproblematisch auch die „Ringstraßen“ auf Kassándra und Sithonía, allerdings ist mit unübersichtlichen und kurvenreichen Streckenabschnitten zu rechnen! Mit voll beladenem Pkw nicht zu befahren sind einige Küsten- und Inlandsstrecken. Mountainbiker finden hier noch viele Schotterpisten und Forstschneisen, die sich auch zum Wandern eignen.
Entfernungen ab Polígiros: Thessaloníki 69 km, Höhle von Petrálona 51 km, Néa Moudaniá 29 km, Néa Skióni 82 km, Néos Marmarás 58 km, Toróni 80 km, Néa Róda 53 km, Stavrós 100 km.
Brüssel bestätigte es amtlich: Griechenlands Küstengewässer erfüllen zu 99,9 % die Kriterien für bedenkenlosen Badespaß und liegen damit hinter Spanien weltweit auf Platz zwei. 430 griechische Strände und 9 Marinas erhielten 2017 die Auszeichnung „Blaue Flagge“ (davon 71 die Chalkidikí), die einen hohen Standard der Badewasserqualität sowie auch Sicherheit und Serviceleistungen auszeichnet.
„Blaue Flagge“ als Zeichen für herausragende Badequalität
Doch es gibt auch eine Kehrseite der Medaille: Mit südländischer Unbeschwertheit ignorieren noch immer manche Griechen die Bedrohung ihrer Umwelt. Zum Beispiel die Wasserknappheit: Wenn sich im Sommer die Temperaturen nicht selten über die 40°C-Marke schrauben, wird es eng mit den Wasservorräten. Sicherlich müssen die Felder der Landwirte - und hier vor allem die Baumwollkulturen - vermehrt gesprengt werden, und Trinkwasser und Körperpflege erfordern höheren Wasserverbrauch. Aber manche Unsitte lässt sich nur langsam abstellen: Campingplätze mit Auto-Waschplätzen, Windsurfer, die täglich ihr gesamtes Material mit Süßwasser abwaschen, der „Brauch“, an heißen Tagen die Gehsteige mit dem Schlauch stundenlang zu besprühen in der irrigen Annahme, dass es dadurch kühler würde.
Laufende Automotoren für die Klimaanlage, illegale Mülldeponien und Bauschuttentsorgung, der Tankstellenbesitzer, der in einer flüchtig ausgehobenen Grube Autoreifen oder Kanister mit Altöl verschwinden lässt, Abfälle, die sich am Straßenrand häufen ... Zu all dem kommen ein offensiver Straßenbau und Waldbrände, die starke Erosionen verursachen und beim Anblick kahler Hänge das Schlimmste für die Zukunft befürchten lassen.
Immerhin zeichnet sich eine Verbesserung der Situation langsam ab, Umweltverschmutzung ist inzwischen ein zentrales Thema in den Schulen, ganze Schulklassen ziehen immer wieder los und reinigen Strände und Wälder von Müll und Treibgut. Recycling ist zumindest in den Großstädten kein Fremdwort mehr. In allen größeren Städten Griechenlands gibt es mittlerweile für die Mülltrennung spezielle Container, und auch an vielen Stränden stehen sie bereits (wobei die „Trefferquote“ hier noch gering ist und das Recycling auf dem Land noch nicht überall flächendeckend möglich ist). Durch Waldbrände vernichtete Flächen werden wiederaufgeforstet, indem u. a. die Bevölkerung zum Pflanzen von kleinen Bäumchen aufgerufen wird. Solche Gebiete sieht man auf der Chalkidikí besonders im Süden der Halbinseln Kassándra und Sithonía, deren Wälder in der Vergangenheit von gewaltigen Flächenbränden heimgesucht wurden. Subventionen erhalten seit einigen Jahren außerdem nur noch Hotels, die mit einer Kläranlage verbunden sind. Neue Hotelanlagen ohne eigene Kläranlage werden nicht mehr genehmigt.
Doch Umweltschutz kostet Geld, und Griechenland gehört zu den Schlusslichtern in Europa. Die Subventionen der EU für den Umweltbereich in Griechenland sind nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. Zudem fehlt es an detaillierten Studien und exaktem Datenmaterial zur Umweltverschmutzung. Wer die Presse zu diesem Thema verfolgt, wird den Eindruck nicht los, dass sich die Politiker zwar gerne bei eintägigen „Landschafts-Aufräumaktionen“ ablichten lassen oder am Umwelttag ein Bäumchen pflanzen, das Thema samt Problematik danach aber genauso schnell wieder vergessen.
Strand bei Kriarítsi
Die Halbinsel ist aufgrund ihres Wasserreichtums und der damit verbundenen Pflanzenvielfalt ein idealer Lebensraum für Vögel, Reptilien und Amphibien. Die Zeiten, als Alexander der Große auf Großwildjagd ging, wie es auf Mosaiken zu sehen ist, sind freilich längst vorbei.
Besonders bezaubernd präsentiert sich die Chalkidikí im Frühjahr, das im Vergleich zu den südlichen Landesteilen manchmal bis gegen Ende Mai auf sich warten lässt. Was dann jedoch wächst und blüht, sprengt jede Vorstellungskraft. Und vor allem Wanderer erfreuen sich dann an herzhaften Düften und einem hüfthohen Blumenmeer. Vereinfacht gesagt, findet man drei verschiedene Vegetationstypen vor: Wälder, Macchia und eine Reihe von Kulturpflanzen.
Aleppokiefer: hoch aufschießender Nadelbaum, den Pinien verwandt. Beliebt und begehrt ist vor allem das Harz ihrer Rinde, das mit keilförmigen Blechen und Vorratsbehältern aufgefangen wird. Es verleiht dem Retsína seinen typischen und unverwechselbaren Geschmack.
Eukalyptus: stammt eigentlich von der südlichen Halbkugel. Die ölhaltigen Bäume, leicht zu erkennen an der tapetenartig abblätternden Rinde und den langen fingerartigen Blättern, benötigen wahre Wassermassen und sind leicht brennbar.
Esskastanien: besonders Ende Oktober in Hochregionen zu finden. Im Gebirgsmassiv des Olymp, am Holomont und am Chortiatis wächst die herzförmige Marone und die größere, runde Edelkastanie, die im Gegensatz zu der in Deutschland beheimateten Rosskastanie essbar ist. Wenn es kühler wird, zieht abends der Duft gerösteter Kastanien durch die Bergdörfer.
Platanen: Die wuchtigen, bis zu 30 m hohen Bäume wachsen mit Vorliebe in der Nähe von Bach- und Flussläufen. Mit ihren weit ausladenden Ästen sind sie beliebte Schattenspender bei Tavernen.
Zypressen: spitzkegelig aufragende Nadelbäume, die Holz und ätherisches Öl liefern. Für die antiken Griechen symbolisierten die Bäume mit ihren tiefen Wurzeln die Verbindung zwischen Himmel und Erde.
Jedes Jahr sind davon mehrere Regionen Griechenlands betroffen, auch die Waldgebiete der Chalkidikí bleiben davon kaum verschont. Und wenn es brennt, dann meist gewaltig. Die knochentrockenen Äste und Stämme der betagten Bäume sind ein gefundenes Fressen für die Feuerwalze, und oft können die Bewohner schwer zugänglicher Regionen nur hilflos zusehen oder selbst zur Säge greifen.
Über die Brandursache wird meist kontrovers diskutiert. War es eine reflektierende Cola-Dose, die achtlos weggeworfen wurde, oder waren Brandstifter am Werk? Es ist hinlänglich bekannt, dass große Flächen mutwillig abgefackelt werden, um Wirtschaftsflächen in Bauland oder für den Straßenbau umzuwandeln. Für die Besitzer ist ein solcher Brand oft der Bankrott. Perversität am Rande: Wer gut versichert ist, kann Kasse machen, denn entscheidend ist nicht die betroffene Fläche, sondern die Dauer des Brands.
Inzwischen wurden überall spezielle Brandschutzschneisen in die Wälder geschlagen, und in der trockenen Jahreszeit wacht die Feuerwehr Tag und Nacht an exponierten Stellen. Die Warnschilder allerorten und das grundsätzliche Verbot von offenem Feuer (auch am Strand!) sollte man ernst nehmen, denn die Strafen sind drastisch, von den Brandfolgen ganz zu schweigen!
Agave: Ende des 15. Jh. von den Spaniern aus der Neuen Welt nach Europa importiert. Die meist am Boden aufliegenden Blattrosetten entwickeln nach 20-60 (!) Jah-ren eine Blüte und sterben danach ab. Die gegen Hitze und Trockenheit unempfindlichen blaugrünen, fleischigen Blätter findet man sogar an steilen Felsklippen.
Feigenkaktus: mit seinen breiten fleischigen Blättern ein enormer Wasserspeicher. Die leckeren rotgelben Früchte werden durch Hunderte lästiger Stacheln geschützt. Tipp: Mit einer Zeitung (mehrlagig) vorsichtig die Frucht abtrennen, mit scharfem Messer oben und unten einen Deckel abschneiden. Danach längs aufschneiden und den Mantel wegklappen, ohne die Stachelknospen zu berühren. Innen gelbliches Fruchtfleisch, die Kerne kann man getrost mitessen.
Ginster: robustes Strauchgewächs mit Dornen und leuchtend gelben Blüten. Im Juli und August ein Augenschmaus entlang der Straßen.
Oleander: mit weißen und rosa Blüten, vor allem in wasserreichen Gebieten beheimatet. Häufig blühen die sonnenliebenden Pflanzen sogar in unmittelbarer Meeresnähe. Achtung: Oleander ist für Tiere (z. B. Hundewelpen) tödlich giftig und kann auch beim Menschen äußere und innere Vergiftungserscheinungen, Hautreizungen, Kopfschmerzen, Übelkeit und Krämpfe hervorrufen.
Anspruchslos wächst der Ölbaum auf kargstem und bergigstem Boden, sogar dort, wo kilometerweit kein Wasser zu sehen ist und jeder andere Anbau unmöglich wäre. Über Jahrhunderte weg hat er sich behaupten können: Mit seinen tiefen Wurzeln hält er jedem Sturm stand, und Ziegen und Schafe finden an den Blättern keinen Geschmack. Mit rund 130 Mio. Bäumen gehört die Olivenkultur zu den wichtigsten Zweigen der griechischen Landwirtschaft. Laut Statistik verbraucht jeder Grieche 18 kg Olivenöl pro Jahr, nicht nur fürs Essen, auch als Medizin. Die Verwendungsmöglichkeiten reichen von der Verarbeitung zu Margarine oder Seife bis hin zum Brenn- und Schmieröl.
Geerntet wird von Oktober bis Januar. Weil es dafür keine Maschinen gibt, muss die ganze Familie mit anpacken. Außerdem werden Scharen von Hilfskräften eingestellt. Die Oliven werden von den Bäumen geschlagen und gekämmt und in Netzen am Boden aufgefangen. Wegen der zunehmenden Landflucht und fehlender Arbeitskräfte müssen aber inzwischen immer mehr Bauern zuschauen, wie ihre kostbaren Früchte unter den Bäumen liegen bleiben und verrotten.
Welches gewaltige Kapital für einen Bauern hinter den knorrigen Rinden steckt bzw. welcher Verlust mit einer Brandkatastrophe verbunden ist, verdeutlichen folgende Zahlen: Erst nach etwa sieben Jahren trägt der Olivenbaum Früchte, vom 40. bis zum 100. Jahr ist er am fruchtbarsten. In dieser Zeit wirft jeder Baum jährlich einen Ertrag von rund 20 bis 40 kg ab.
Die Zahl der Oliven im griechischen Salat spiegelt den Wohlstand der Region wider. Und man sieht es gerne, wenn der Gast die übriggebliebene Ölsoße des Tomatensalats noch mit Weißbrot austupft.
Baumwolle: Besonders auf der Chalkidikí wächst die „Wamwáiki-Pflanze“, bevorzugt auf flachen Hügeln und in sonnenbeschienenen Tälern. Ein Meer aus Weiß und Rosa. Die fruchtbare Blüte ist erst weiß, dann rosa und entwickelt sich schließlich zur Fruchtkapsel mit den baumwolltypischen Fasern. Die Ernte der kostbaren kelchförmigen Früchte erfolgt Mitte September. Nachteil: Die Pflanze benötigt in der Wachstumsphase riesige Wassermengen.
Feigenbaum: Meist stehen die weit ausladenden Bäume allein oder in kleinen Gruppen. Reif sind die tropfenförmigen Früchte, wenn sie sich außen dunkelgrün bis lila verfärben. Schale aufreißen und das tiefrote Fruchtfleisch nach außen klappen - zu viel des Guten fördert allerdings Durchfall.
Granatapfel: nicht jedermanns Geschmack. Hinter der harten Schale verbirgt sich geleeartiges, süßsaures Fruchtfleisch, das die Samenkörner umgibt. Reifezeit im September. Achtung beim Pflücken: Die Äste haben dicke Stacheln, und in den Bäumen siedeln sich gerne Wespen an.
Mandel- und Walnussbaum: häufig in der Umgebung von Bergdörfern zu finden. Sowohl die Mandel wie auch die Walnuss wird von dickem Fruchtfleisch umhüllt, aus dem die eigentliche Nussschale erst herausgepellt werden muss. Meist erst gegen Ende des Sommers reif - schmecken vorher bitter bis ungenießbar. Die meisten Einheimischen sehen es nicht gerne, wenn Urlauber gleich mit Plastiktüten zum Ernten kommen.
Tabak: Auch diese Pflanze aus der Gattung der Nachtschattengewächse sieht man auf der Chalkidikí. Nach zweimonatigem Wachstum werden die Blätter geerntet, gebündelt und mehr oder weniger schnell getrocknet. Zum Teil werden sie auch fermentiert, wodurch ein Teil des Nikotins in unschädliche Stoffe umgewandelt wird. Der Nikotinanteil des getrockneten Blatts beträgt etwa 1-2 %. Inzwischen wird die Ernte auf den meisten Feldern von albanischen Gastarbeitern durchgeführt.
Knorrige Olivenbäume
Säugetiere: Wilde Tiere wie Bären oder Wildschweine, die in abgelegenen Winkeln Griechenlands noch vorkommen, wurden auf der Chalkidikí durch die Zivilisation längst zurückgedrängt. Häufiger sind dagegen Kaninchen, Wildkatzen, Hyänen, Rehe oder wilde Bergziegen, die sogenannten Kri-Kris. Wenngleich Griechen nicht gerade als Tierfreunde bekannt sind, die typischen Nutz- und Haustiere wie Esel, Hund, Schaf oder Katze gehören in jedem Ort zum alltäglichen Bild.
Vögel: Singvögel gibt es in großer Zahl. Vor allem Spatzen, die sich auf der Suche nach Brotkrümeln bis unter die Tische von Restaurants wagen, sind keine Seltenheit. Falken und Mäusebussarde sitzen vereinzelt wie regungslos auf Holzpfählen oder Straßenschildern und spähen nach Beute. Besonderer Stolz des Dorfes ist ein Storchennest auf dem Kirchendach oder auf Telefonmasten. Frösche und Eidechsen sichern deren Bestand ebenso wie den der Reiher. Sogar Geier bekommt man hin und wieder zu Gesicht; ihre Nistplätze liegen in den unzugänglichen Felsen um die Naturbucht von Pórto Koufó.
Insekten: Besonders schöne Wegbegleiter sind die zahlreichen Libellen und Schmetterlinge. Unüberhörbar das Konzert der Zikaden, die durch das Reiben der Flügel am Körper ihr typisches Geräusch erzeugen. Ein gewohntes Bild stellen die Heuschrecken dar, die sich bevorzugt auf heißen Wegen und Flächen aufhalten. Wichtiger Bestandteil der griechischen Wirtschaft ist die Imkerei. Die bunten Kästen der Bienen sollten Wanderer mit Respekt umgehen. Leider ist der Bestand der Honigbienen durch Waldbrände gefährdet.
Zu den weniger beliebten Erscheinungen zählen Wespen und Hornissen. Wespen errichten meist in Obstbäumen ihre Nester und sind bekanntlich angriffslustig. Hornissen sind trotz ihrer imponierenden Größe dagegen eher harmlos. Sie greifen Menschen nur an, wenn sie sich durch wilde Handbewegungen bedroht fühlen.
Feuerlibelle (Crocothemis erythraea)
Skorpione: Sie leben bevorzugt unter Steinen, in der Nähe von tropfenden Wasserquellen oder am Rand von Müllhaufen und wehren sich bei Verletzung ihres Reviers. Auch an Stränden sind Skorpione aktiv (z. B. unter Treibgut, Holzplanken). Ein Stich kann ein gewisses Unwohlsein auslösen, mehrere Stiche führen zu Schwindelanfällen, und der Patient sollte von einem Arzt begutachtet werden. Der sofortige Tod zählt eher zum Reich der Legende.
Bienenzucht wird auf der Chalkidikí in einigen Fällen professionell betrieben, meistens jedoch bessern Hobbyzüchter damit ihr Einkommen ein wenig auf. Jeder Bienenstock kann während des Sommers bis zu 50 kg Honig produzieren, vorausgesetzt, er wird in Abständen zwischen zwei Orten versetzt. Bleibt er an der gleichen Stelle, so danken es selbst die fleißigsten Honigsammler mit gerade mal 5 kg.
Eidechsen, Schlangen (s. u.) und die berühmte Griechische Landschildkröte sind die häufigsten Vertreter, denen man auf Wanderungen begegnet. Oft sieht man sie auch reichlich sorglos auf dem warmen Straßenbelag. Auch Frösche und Wasserschildkröten sind auf der Chalkidikí keineswegs selten (Mavrobara). Zahlreiche Tümpel und natürlicher Schutz im Schilfbereich sorgen für den Fortbestand. Bekanntermaßen sind beide Teichbewohner scheu und verschwinden, wenn Menschen in Sicht kommen - aber auch neugierig, und so dauert es nur wenige Minuten, bis die ersten Köpfe wieder an der Wasseroberfläche erscheinen.
Eidechsen sind ebenso neugierig. Bei Gefahr bricht zuweilen der Schwanz ab, um den Verfolger zu irritieren. Besonders sehenswerte Vertreter dieser Art sind die Smaragdeidechsen, die bis zu 25 cm lang werden.
Ein anhaltendes Rascheln im Gebüsch lässt auf eine Griechische Landschildkröte schließen. Sie bewegt sich oft sorglos im Schatten von niedrigen Sträuchern und zieht Kopf und Beine bei Gefahr unter ihren Panzer zurück. Schildkröten halten etwa ab November Winterschlaf und melden sich erst bei konstanten Frühlingstemperaturen wieder zurück. Sie wachsen verhältnismäßig langsam - die Ringe auf ihrem Schild sind vergleichbar mit den Jahresringen eines Baums. Bitte beachten Sie, dass Schildkröten, die hochgehoben werden, aus Todesangst strampeln.
Abhängig von Sonnenenergie - Griechische Landschildkröte
Obwohl auch Schlangen zu den Reptilien zählen, behandeln wir sie hier gesondert, da sich viele Reisende gerade vor ihnen - wenn auch meist unbegründet - besonders fürchten. Und in Schluchten und wasserreichen Regionen der Chalkidikí gibt es ziemlich viele davon. Für alle, die in der Gegend herumstreifen oder mit Zelt und Rucksack wandern wollen, ist es nützlich, sich die wichtigsten Schlangen einzuprägen und vielleicht sogar ein Erkennungsbuch mitzunehmen.
In den warmen Becken und Lachen versickerter Bäche leben die ungiftigen Würfelnattern, die sich von Fischen ernähren und grün-bräunlich gefärbt sind. Etwas heller und kleiner sind die Ringelnattern, die sich hauptsächlich von Fröschen ernähren, ebenfalls weder bissig noch giftig sind und im und am Wasser leben. Man erkennt sie an den markanten gelben halbmondförmigen Stellen an beiden Seiten des Kopfs und der grauen Färbung mit schwarzen Flecken am Körper.
Gefährlich ist die braune Sandviper, zu erkennen an einer rautenförmigen, dunklen Rückenzeichnung, die sich deutlich vom beige-braunen Körper absetzt. An der Spitze der Schnauze haben Sandvipern ein kleines Horn. Daran sind sie leicht zu erkennen, und das ist auch gut so. Ihr Biss ist giftig und ruft nach kurzer Zeit starke Kreislaufbeschwerden und Schmerzen um die Bissstelle hervor. Man sollte unbedingt zum Arzt gehen. Je nach körperlicher Konstitution kann das Gift auch tödlich sein.
Weit verbreitet sind auch Zornnattern. Der Körper ist hellgrau bis braun mit unregelmäßigen schwarzen Querbinden. Eine Unterart, die Gelbgrüne Zornnatter, kommt weniger häufig vor. Ihr Kopf ist stark vom Hals abgesetzt, Schilder über dem Auge bilden eine scharfe Kante. Der Körper ist schwarz mit grünen Sprenkeln. Zornnattern sind zwar nicht giftig, aber schnell bereit zuzubeißen, wenn sie gestört oder bedroht werden. Oft versuchen sie sogar, den gepackten Finger zu verschlingen. Sie sind gute Kletterer, leben in felsigem oder steinigem Gelände mit wenig Buschwerk und können ebenso blitzartig flüchten wie notfalls auch angreifen. Begegnen kann man auch der Hufeisennatter, die auf dem Kopf dunkle Querbinden zwischen den Augen trägt. Die Oberseite ihres Körpers ist schwarz und schimmert bläulich. Regelmäßig angeordnete gelbe oder kastanienbraune kleine Flecken bilden ein Kettenmuster rauten- oder zeiförmiger schwarzer Flecken.
Zu den häufigen Arten zählen auch die Kreuzottern, deren Biss bekanntlich giftig ist. Die männlichen Tiere sind grau, die weiblichen braun gefärbt, und beide tragen auf dem Rücken eine deutliche schwarze Zackenlinie. Sie leben an praktisch allen Orten, die Deckung und geeignete Plätze zum Sonnen bieten.
Selten zu sehen sind die Meeresschildkröten. Die an Land behäbigen Kolosse mit nicht selten einem Meter Länge und einem Gewicht bis zu 120 kg wählen eine Vollmondnacht im August zur Eiablage an langen Sandstränden. Die Eier werden sorgfältig im warmen Sand vergraben und von der Sonne ausgebrütet. Kaum sind die Jungen geschlüpft, strampeln sie auch schon auf das vermeintlich sichere Meer zu. Weil der Bestand sowohl durch Umwelteinflüsse wie auch durch Fischernetze oder das Profitdenken von Campingplatzbesitzern bedroht ist, nehmen sich zunehmend Tierschützer der Tiere an.
Stark dezimiert ist bekanntlich der Fischbestand der Ägäis. Gründe sind die Überfischung und die steigende Wassertemperatur. Die Preise für Sardinen, Meeräschen, Barben, Thunfisch, Hummer oder Langusten auf dem Markt sind entsprechend hoch. Mit speziellen Zuchtbecken für Hummer und Fische, wie sie vor allem entlang der Chalkidikí-Küsten zu sehen sind, soll dieser Negativtrend aufgehalten werden. Die größten Meeresbewohner sind die Delfine. Die verspielten Gesellen sind gerngesehene Begleiter bei Bootsausflügen oder Surftouren. Nicht gut auf Delfine zu sprechen sind dagegen die Fischer. Sie machen die Säuger für den Rückgang der Fischbestände und ihre ramponierten Netze verantwortlich. Ähnlich wie die noch vereinzelt vorkommenden Mittelmeermönchsrobben werden die Delfine deshalb geschützt.
Quallen, jene geleeartigen Meerestiere, die bei sich erwärmenden Meerestemperaturen und ungünstiger Strömung zuweilen an Badestrände anlanden, gehören zu den ungeliebten Urlaubserinnerungen. Lästig ist hier vor allem die als Feuerqualle bekannte Spezies, deren Nesselzellen brennenden Schmerz, Juckreiz oder zumindest Hautrötungen auslösen können. Am Körper haftende Tentakeln sollten mit möglichst viel Salzwasser (kein Süßwasser!) oder Haushaltsessig abgespült werden, was das Nesselgift neutralisiert. Weil auch tote Medusen noch Nesselgift produzieren, sollten am Strand angespülte Körperhüllen nicht mit bloßer Hand berührt werden. Für den Menschen harmlos sind dagegen die suppentellergroßen und sehr farbenprächtigen Spiegeleiquallen, deren Nesseln sich wie ein Schwamm unter dem meist rot oder gelb gefärbten Schirm befinden.
Spötter sprechen von zwei Jahreszeiten in Griechenland, der Hoch- und der Nebensaison. Tatsächlich ist nicht zu leugnen, dass vielerorts der schnelle Euro das Handeln bestimmt. Man will den Touristen gefallen, innerhalb von acht Wochen die geballte Ladung griechischer Traditionen vorführen - und entfernt sich eben dadurch immer weiter davon.
Gegenverkehr bei Toróni
Der Wunsch, an der Moderne teilzuhaben, die Mitgliedschaft in der EU und nicht zuletzt der Tourismus sind wohl die Hauptgründe für die Veränderungen im Land. Sicher ist es bequem, seine Speisen von deutschsprachigen Speisekarten zu bestellen und sein Bier in gekühlten Gläsern serviert zu bekommen. Aber lobten wir nicht die traditionelle Küche, die noch einen Blick in die Kochtöpfe zuließ? Heute stehen Buletten und Wiener Schnitzel auf der Karte, griechische Musik ist den englischen Charts gewichen und deutsche Privatsender flimmern allerorten von den Bildschirmen. Und während 2 km entfernt oben im Gebirgsdorf die Einheimischen nebst zahlreich angereister Auslandsverwandtschaft Mariä Himmelfahrt, einen ihrer höchsten Feiertage, begehen, fällt unten gerade der Ausgleich für den VfB Stuttgart.
Die Sicherheit des sozialen Netzes bietet in Griechenland noch immer die Familie, nicht der Staat. Nicht selten leben drei Generationen unter einem Dach, wobei die weitgehend uneingeschränkte Macht traditionell beim Vater liegt. Die absolute gegenseitige Unterstützung ist jedoch nur ein Aspekt dieser Lebensform.
Noch heute kommt es in ländlichen Regionen vor, dass sich nicht die Tochter, sondern ihr Vater den Ehemann aussucht. Und sogar erwachsene Söhne, die selbst schon verheiratet sind, haben sich noch immer nach ihm zu richten. In den letzten Jahrzehnten ist jedoch an die Stelle der Großfamilie mehr und mehr die Kernfamilie getreten. Die Industrialisierung und die Möglichkeit, in Touristenorten Geld zu verdienen, sorgten für eine gewisse Landflucht. Nur in Regionen, in denen die Menschen hauptsächlich von der Landwirtschaft leben, sowie auf den Inseln sind heute noch Großfamilien anzutreffen.
Kaum eine Institution aber hat sich so gut in die Moderne hinübergerettet wie das Kafeníon. Heute noch debattiert der ausschließlich männliche Teil der Bevölkerung im Kaffeehaus über Gott und die Welt, spielt mit den Kugeln des Kombolói, trinkt den Mokka mit einem großen Glas Wasser oder schlürft einen Ouzo. Und während irgendwo im Eck der Fernseher läuft, spielen die Griechen mit stoischer Ruhe - gelegentlich auch lautstark - Tavli, jenes uralte Brettspiel, das unter dem Namen Backgammon weltweit Karriere gemacht hat.
Auch die Vólta, das abendliche Flanieren, darf im gesellschaftlichen Leben nicht fehlen. Vor allem am Wochenende wählt man die beste Kleidung und zeigt sich mit der Familie. Der Mann hat die goldene Uhr angelegt, die Frau ist auffällig geschminkt, die Kinder sind fein herausgeputzt. Ein Gespräch hier, ein Plausch da. Nicht selten wird die Uferpromenade oder die Hauptstraße mehrmals abgegangen, daran beteiligen sich nicht nur die Erwachsenen, sondern auch die Jugendlichen. Kontakte zu Freunden und Verwandten werden gepflegt, man zeigt sich von seiner besten Seite ...
Die griechische Bevölkerung steht nach wie vor nahezu geschlossen hinter der orthodoxen Kirche. Nicht vergessen ist bis heute die bedeutende Rolle, die sie während der Jahrhunderte langen türkischen Besatzung als Hüterin der griechischen Sprache und Kultur und als Keimzelle des Widerstands spielte.
Die Liturgie der griechisch-orthodoxen Kirche unterscheidet sich auffällig von katholischen oder evangelischen Gottesdiensten. Die Predigt des Papás (Priester) spielt eine untergeordnete Rolle, den Leitfaden bildet stattdessen der Wechselgesang ohne jede Musikbegleitung. Auch nichtorthodoxe Besucher sind stets willkommen. Im Kirchengebäude, dessen Kuppel das Firmament symbolisiert, während das übrige Gebäude den Eingang zum Himmel darstellt, verschmelzen Glaube und Architektur zu einer Einheit. Während die sonntägliche Messe dem Fremden mehr oder weniger eintönig vorkommt, ist der Besuch einer Taufe, Hochzeit oder einer Kirchweihfeier mit feucht-fröhlichem Ausklang ein unvergessliches Erlebnis. Der wirkliche Höhepunkt im religiösen Leben der Griechen ist jedoch das unvergleichlich lebendig gefeierte Osterfest.
Handgemalte Ikone, streng nach Vorbild
Der größte Beitrag der Chalkidikí zur griechischen Wirtschaft sind ihre Erzvorkommen, am bedeutendsten darunter ist der Magnesit, der in großen Mengen und sehr guter Qualität gefördert wird. Das Mineral, das in der Nähe von Gerakina und Vavdos abgebaut wird, wird großteils exportiert und dient zur Metallveredelung, Isolierung und für feuerfeste Verkleidungen.
Zu den charakteristischen landwirtschaftlichen Produkten, die die Halbinsel hervorbringt, zählen besonders das Olivenöl, das im Süden und Westen der Chalkidikí gewonnen wird, und die ergiebigen Baumwollpflanzen. Daneben sind Honig in allen Varianten (z. B. mit eingelegten Walnüssen oder Honigwaben) sowie berühmte Weine wie der Agioritiko von Tsantalis bzw. Boutaris oder die beliebten Rotweine aus der Produktion der Reeder- und Hoteliersfamilie Carras beliebte Exportgüter und nette Mitbringsel für zu Hause.
Einen deutlichen Zuwachs ausländischer Gäste beschert Griechenland seit 2016 die unsichere politische Lage des Nachbarn Türkei und der Einbruch des Tourismus in Ägypten und Tunesien. Neue Märkte wurden zwischenzeitlich mit tschechischen, slowenischen, serbischen, ungarischen, aber auch chinesischen und russischen Gästen gesucht und gefunden. Die verhältnismäßig kurze und bequeme Anreise über die im Jugoslawienkrieg zerstörte und anschließend komplett neu erbaute Hauptroute „Autoput“ bringt zunehmend wieder Urlaubsgäste aus den Anrainerstaaten in den griechischen Norden; auch deutsche, österreichische und schweizerische Erholungssuchende wählen vermehrt wieder diese Überlandstrecke (→ Anreise).
Oliven, griechisches Naturprodukt mit Weltruhm
Eine der Hauptstützen der griechischen Wirtschaft ist der Tourismus insbesondere in den durchlittenen Krisenjahren allemal: 10 % trägt er zur Wirtschaftsleistung bei. Jedes Jahr besuchen Griechenland mehr Touristen, als es selbst Einwohner hat. 2011 war erstmals und wider Erwarten für Griechenland ein gutes Tourismusjahr, selbst 2015, als die Regierung Alexis Tsipras’ vorübergehend die Banken schließen musste, haben die Besucherzahlen um 7 % zugelegt. Trotz Schuldenkrise und Flüchtlingsproblemen kletterte die Besucherzahl im Jahr 2016 auf 27,8 Millionen, Tendenz steigend. Neben den Einnahmen durch den Fremdenverkehr wurden zumindest saisonal etwa 50.000 neue Jobs geschaffen. Einmal mehr gibt es neue Konzepte, die den Wein- oder Olivenöltourismus fördern und Urlaubsangebote auch in den Herbst- und Wintermonaten ankurbeln sollen. Rund eine halbe Million Jobs hängen direkt vom Tourismus ab, bei einer Arbeitslosenquote von 23 % und einer enorm hohen Jugendarbeitslosigkeit sind Saisonjobs in Hotels und Tavernen überlebensnotwendig für die griechische Wirtschaft. Doch jeder Marktteilnehmer weiß: Die Zeiten des grenzenlosen Wachstums sind vorbei. Und auch wenn viele Hotels und Privatanbieter mit günstigeren Übernachtungspreisen locken - Hellas ist längst kein preiswertes Ferienziel mehr. Die Spritpreise sind beispielsweise die höchsten in ganz Europa. Hinzu kommt die Billigkonkurrenz aus der Türkei, Marokko, Tunesien und Ägypten. Den erneuten Anstieg im Tourismus verdankt die Chalkidikí vermutlich der in den letzten Jahren verbesserten Infrastruktur, etwa der durchgehenden Autobahnverbindung zwischen Igoumenítsa und Thessaloníki.
Ausgelöst durch die griechische Schuldenkrise hat sich ein sehr ambivalentes Bild von Deutschland und Griechenland entwickelt, das in beiden Ländern vor allem über die Medien verbreitet wird. Während in Deutschland gerne das Bild des tricksenden Griechen kolportiert wird, der es sich auf Kosten der deutschen Steuerzahler gut gehen lässt, hat man sich in Griechenland auf „die Merkel“ und „den Schäuble“ eingeschossen, als Synonym für den Druck der Troika bzw. Quadriga (auf Wunsch der griechischen Regierung durch Institutionen ersetzt) auf die Hellenen. Dass die deutsche Kanzlerin bei der Gestaltung des Rettungsschirms als Repräsentantin Deutschlands immer wieder das griechische Feindbild Nummer eins ist, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Mehrheit der griechischen Bevölkerung hinter einer notwendigen strukturellen Veränderung des Landes steht.
Das zuweilen auch herangezogene zweite Feindbild „des Deutschen“, der zu Weltkriegszeiten „das Gold der Griechen“ gestohlen und in Kalávrita und Dístomo grausame Massaker angerichtet hat, berührt nicht die Beziehung zu den Urlaubern aus Deutschland. Besucher Griechenlands, die bei ihrem Aufenthalt in Kontakt mit der Bevölkerung kommen, wissen auch in Zeiten der derzeitigen Medienschlacht zwischen der „politischen“ und der „menschlichen“ Ebene zu unterscheiden. Das gilt übrigens auch umgekehrt: Während der Recherchen für dieses Buch und in vielen Gesprächen über die aktuelle Situation sind uns die Menschen auf der Chalkidikí durchwegs unverändert freundlich, hilfsbereit und ehrlich entgegengekommen - und ebenso in Thessaloníki oder Athen.