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WU MING

Seit 1994 trat unter dem Phantomnamen Luther Blissett eine Gruppe subkultureller Aktivisten aus Bologna auf, die nach zahlreichen spektakulären Aktionen im Stile der Kommunikationsguerilla ihr Tätigkeitsfeld auf die Literatur verlegten. Mit ihrem Reformationsepos »Q« (dt. Neuausgabe bei Assoziation A, Februar 2016) gelang ihnen ein Überraschungserfolg. Der »theologische Western« wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt und avancierte zum internationalen Bestseller.

Anschließend setzten die Autoren ihre Arbeit unter dem Namen »Wu Ming« fort. Seitdem hat das Kollektiv mehrere Romane veröffentlicht, denen gemein ist, die offizielle Geschichte gegen den Strich zu bürsten, um gegen das Kontinuum der Herrschaft Räume der Utopie zu öffnen. Im Februar 2015 erschien auf Deutsch ihr Roman »54« und schaffte es auf Anhieb auf die KrimiZEIT-Bestenliste. In der Folge erschienen ebenfalls in deutscher Erstausgabe bei Assoziation A »Altai«, der historisch und thematisch an »Q« anschließt, sowie der Partisanenroman »Kriegsbeile«.

WU MING

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ROMAN

Aus dem Italienischen
von Klaus-Peter Arnold

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Manituana

© 2007 Wu Ming
Published by arrangement with Roberto Santachiara Agenzia Letteraria
© 2007, 2009 e 2014 Giulio Einaudi editore s.p.a., Torino

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© der deutschsprachigen Ausgabe: Berlin, Hamburg 2018
Assoziation A, Gneisenaustraße 2a, 10961 Berlin
www.assoziation-a.de, berlin@assoziation-a.de, hamburg@assoziation-a.de
Gestaltung: Andreas Homann
ISBN EPub 978-3-86241-627-1

Für Piermario

Für Maria

Inhalt

Über den Autor

(VOR-)GESCHICHTE

PROLOG

ERSTER TEIL: IROKIRLAND 1775

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

DIE ÜBERFAHRT 1775

ZWEITER TEIL: MOHOCK CLUB 1775–76

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

DIE RÜCKKEHR 1776

DRITTER TEIL: EISKALTES HERZ 1776–79

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

1777

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

1778

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

1779

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Kapitel 46

Kapitel 47

Kapitel 48

Kapitel 49

Kapitel 50

EPILOG

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(VOR-)GESCHICHTE

31. August 1142 Gründung der Konföderation der Irokesen. Zunächst ein Bündnis aus den fünf Stämmen der Mohawk, Oneida, Onondaga, Cayuga und Seneca im Gebiet der heutigen Bundesstaaten New York und Pennsylvania. Später erfolgt der Anschluss der Tuscarora zur Konföderation der Sechs Nationen.

1607 Die Virginia Company of London gründet die erste dauerhafte englische Siedlung auf dem amerikanischen Kontinent mit dem Namen Jamestown.

11. November 1620 Die Mayflower legt im heutigen Plymouth in Massachusetts an. Die sogenannten Pilgerväter gründen Neuengland. Die angelsächsische Kolonisierung Nordamerika nimmt Fahrt auf.

1637 Der Pequot-Krieg steht am Beginn der Kriege zur Unterwerfung der nordamerikanischen Indigenen durch die europäischen Siedler und endet mit der fast vollständigen Auslöschung der Pequot-Indianer.

20. April 1710 Hendrick Tejonihokarawa und drei weitere Mohawk-Häuptlinge segeln nach London, um Königin Anne zu treffen. Sie fordern die Entsendung britischer Missionare, um den französisch-katholischen Einfluss im Irokesen-Gebiet zu stoppen. Die Franzosen hatten die Mohawk-Dörfer 1666 größtenteils zerstört, die Maisernte vernichtet und die Mohawk gezwungen, katholische Jesuiten als Missionare aufzunehmen.

1738 Der Ire William Johnson wandert in die britischen Kolonien aus. Anders als die meisten Europäer begegnet er den Indigenen respektvoll und baut insbesondere zu den Mohawk gute Beziehungen auf. Er erlernt ihre Sprachen, kleidet sich auf ihre Weise und bemüht sich darum, ihr Land vor Diebstahl und illegalen Siedlungen zu schützen. 1744 wird er zum Kommissar für Indianische Angelegenheiten ernannt.

1754–63 Im French and Indian War, der ein Parallelereignis des europäischen Siebenjährigen Kriegs ist, kämpfen Großbritannien und Frankreich um die Vorherrschaft in Nordamerika. Die Sechs Nationen unterstützen die britischen Truppen, andere Stämme stehen auf der Seite Frankreichs. Der Mohawk-Häuptling Hendrick Theyanoguin stirbt 1755 in der Schlacht am Lake George. Der Krieg endet am 10. Februar 1763 im Frieden von Paris mit dem Verlust fast des gesamten französischen Territoriums in Nordamerika an die Briten.

1763–66 In der Region der Großen Seen führt der Ottawa-Häuptling Pontiac eine Revolte an, um die britischen Truppen und Siedler zu vertreiben. Ab Juni 1764 bricht der Aufstand zusammen, die Briten erobern die zwischenzeitlich von den Indianern gehaltenen Forts zurück. Die Friedensverhandlungen enden mit der Unterzeichnung eines Vertrages durch Häuptling Pontiac und Sir William Johnson am Ontariosee.

5. November 1768 Sir William Johnson und eine Delegation der Sechs Nationen unterzeichnen den Vertrag von Fort Stanwix, um die Grenzlinien zwischen den weißen Siedlern und den Indianern neu festzulegen. Die Grenzlinie wird erheblich nach Westen verschoben und legt eine deutliche Ausweitung der Siedlungen fest. Statt den Frieden zu sichern, bereitet der Vertrag den Schauplatz der nächsten Kriegshandlungen vor.

16. Dezember 1773 Boston Tea Party. Eine Gruppe von Kolonisten in Boston dringt als Indianer verkleidet in den Hafen ein. Aus Protest gegen die britische Steuergesetzgebung und die Monopolstellung der East India Company werfen sie Teeladungen von dort vor Anker liegenden Schiffen ins Hafenbecken. Nach der Tea Party folgen weitere Aktionen, denen von Großbritannien mit Strafen und neuen Gesetzen begegnet wird. Daraufhin schließen sich dreizehn Kolonien zusammen, stellen eine Kontinentalarmee unter dem Befehl George Washingtons auf und erklären am 4. Juli 1776 ihre Unabhängigkeit von Großbritannien.

1775–83 Amerikanischer Unabhängigkeitskrieg. Joseph Brant kämpft mit vier der Sechs Nationen auf Seiten der Briten, wird jedoch von den Truppen des Generals John Sullivan 1779 geschlagen.

PROLOG

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Lake George, Kolonie New York, 8. September 1755

Die durch das Geäst des Waldes dringenden Sonnenstrahlen tauchten die Gruppe in blutrotes Licht.

Der Mann auf der Trage biss die Zähne zusammen. In seiner Hüfte brannte der Schmerz. Er blickte an sich herab. Aus der Wunde quollen unaufhörlich rote Tropfen.

Hendrick war tot, und viele Mohawk-Krieger waren mit ihm gestorben. Immer wieder drängte sich ihm das Bild des alten Häuptlings auf, der eingeklemmt unter dem massigen Pferdekörper lag, während die Caughnawaga sich auf ihn stürzten.

Die Indianer kämpften nicht zu Pferd, aber Hendrick war zu alt und konnte nicht mehr rennen oder springen. Wie alt war er? Jesus Christus! Er hatte Königin Anna getroffen! Er war Noah, Methusalem.

Er war im Kampf gefallen. Ein edler, gar beneidenswerter Tod. Hätte man seinen Leichnam gefunden, wäre er christlich begraben worden.

William Johnson lag auf der Trage und ließ seinen Gedanken freien Lauf. Fliegenden Schwalben gleich, änderten sie ständig die Richtung.

Er zwang sich, die Augen offen zu halten, der Schmerz half ihm, wach zu bleiben. Er dachte an John, seinen Erstgeborenen, der noch zu jung war für den Krieg; sein Sohn würde den Frieden erben.

Rufe und Schreie kündigten das Lager an. Laut schimpfende Frauen erkundigten sich nach Söhnen und Ehemännern.

Sie trugen ihn ins Zelt.

»Wie geht es Euch?«

Er erkannte das mürrische Gesicht mit den grauen Augen Hauptmann Butlers. Er versuchte zu lächeln, doch es wurde nur eine Grimasse.

»Meine rechte Hüfte schmerzt wie Hölle.«

»Ihr lebt also! Der Arzt wird jeden Augenblick hier sein.«

»Und Hendricks Krieger?«

»Ich habe sie auf dem Weg hierher getroffen. Sie skalpierten ohne Unterschied Tote und Verletzte.«

William ließ den Kopf zurücksinken und holte tief Luft. Er hatte Dieskau sein Wort gegeben, dass niemand die Hand gegen die französischen Gefangenen erheben würde. Hendrick hatte seinen Kriegern das Versprechen abgenommen, sich daran zu halten, aber Hendrick war tot.

Ein kleiner Mann mit rotem Gesicht und Schweißflecken auf der Jacke betrat das Zelt.

William Johnson hob den Kopf.

»Herr Doktor! Es wartet Arbeit auf Sie.«

Mit Hilfe Hauptmann Butlers zog der Arzt ihm die Jacke aus, schnitt die Hose mit der Schere auf und säuberte und tupfte die Wunde aus.

»Ihr habt Glück. Die Kugel ist vom Knochen abgeprallt.«

»Habt Ihr gehört, Butler? Die Geschosse prallen an mir ab!«

Der Hauptmann murmelte ein Dankgebet und reichte William einen Stofffetzen, auf den er beißen sollte, während der Arzt die Wunde kauterisierte.

»Ihr müsst liegen bleiben! Ihr habt viel Blut verloren.«

»Doktor …«, das Gesicht Williams war bleich und angespannt, »unsere Männer bringen französische Gefangene ins Lager, darunter befindet sich ein Offizier, General Dieskau. Er ist verletzt, vielleicht ohne Bewusstsein. Ich wünsche, dass Ihr ihn versorgt. Hauptmann, Ihr begleitet den Arzt!«

Butler und der Arzt wollten etwas sagen, aber William kam ihnen zuvor: »Ihr könnt mich alleine lassen, ich verspreche Euch, nicht zu sterben.«

Butler nickte wortlos, und die beiden verabschiedeten sich. Um wach und bei Bewusstsein zu bleiben, spitzte William die Ohren und konzentrierte sich auf die Geräusche, die von draußen hereindrangen.

Der Wind rüttelte an Zweigen.

Krähen krächzten.

Schreie in der Ferne.

Näherkommende Schreie.

Schreie von Frauen.

Plötzlicher Trubel im ganzen Lager. William glaubte, es sei Butler, der mit den Gefangenen zurückkehrte, und schaute aus dem Zelt.

Eine Gruppe klagender, schreiender Mohawkkrieger schwang ihre Tomahawks über den Köpfen. An einem Strick um den Hals zerrten sie die Caughnawaga, deren Hände auf dem Rücken gefesselt waren, hinter sich her. Ein paar Frauen aus dem Lager traktierten die Gefangenen mit Tritten und Faustschlägen oder bewarfen sie mit Steinen. In einer Entfernung von weniger als dreißig Metern hielt die Gruppe an. Keiner der Krieger blickte zum Zelt. Sie hatten alles um sich herum vergessen, alle ihre Sinne waren auf Rache gerichtet. Ein besonders Aufgeputschter schaukelte rhythmisch vor und zurück:

»Ihr seid keine Männer, ihr seid Hunde, Freunde der Franzosen. Hendrick hat es euch gesagt: Erhebt nicht die Waffen gegen eure Brüder! Er hat euch gewarnt!«

Er packte einen der Gefangenen an den Haaren, zwang ihn auf die Knie und löste mit präzisen, schnellen Schnitten seinen Skalp.

Der Skalpierte wand sich im Staub und schrie. Die Frauen erledigten ihn mit Knüppeln.

Auf Williams Haut bildete sich eiskalter Schweiß.

Auch einem zweiten Gefangenen trennten sie die Kopfhaut ab. Anschließend traten die Frauen auf ihn ein, bevor sie ihn erstachen.

William betete, unter den Sterbenden möge sich kein Weißer befinden. Solange es eine Sache unter Indianern blieb, musste er nicht eingreifen.

Hendrick war tot. Söhne und Brüder waren tot. Die Mohawk hatten ein Recht auf Vergeltung, solange sie die Franzosen nicht anrührten, denn die wurden für den Gefangenenaustausch gebraucht.

Der dritte Caughnagawa brach mit eingeschlagenem Schädel zusammen.

Seine aus England gekommenen Vorgesetzten im Hauptquartier von Albany hatten keine Ahnung. Man konnte hier nicht kämpfen wie in Europa. Die Franzosen hetzten die Stämme gegen die englischen Siedler auf, und die Folgen waren Überfälle, Brandstiftung und Plünderungen. Petite guerre nannten es die Franzosen. Sie hatten für alles einen Namen.

Das britische Oberkommando hatte nicht den Mumm, mit gleicher Münze heimzuzahlen. Die Herrschaft über einen ganzen Kontinent stand auf dem Spiel.

Die Ankunft neuer Gefangener unterbrach seine Gedanken; weiße Zivilisten, Feldwebel, Hufschmiede und Soldaten in zerrissenen Uniformen.

Einer der Krieger zerrte einen Jungen aus der Gruppe, der die Uniform eines Regimentstrommlers trug.

William war erschöpft. Nur mit Mühe verstand er, was geredet wurde, aber das Schicksal des Jungen schien besiegelt. Ein anderer Krieger stellte sich dem ersten, der bereits sein Messer in der Hand hielt, in den Weg.

Mit den Federn auf dem Kopf und den bemalten Körpern erinnerten sie an zwei Hähne auf dem Kampfplatz.

»Er trägt die Uniform der Franzosen, du darfst seinen Skalp nicht nehmen!«

»Ich habe gehört, dass er in der Sprache der Caughnawaga redet.«

»Hendrick hat gesagt, die weißen Gefangenen gehören den englischen Vätern.«

»Sieh genau hin, sieht er aus wie ein Weißer?«

»Wenn Hendrick hier wäre, würde er dich davonjagen.«

»Ich will ihn rächen.«

»Du entehrst ihn.«

»Willst du warten, bis der hier groß und ein Krieger ist? Es ist besser, ihn jetzt zu töten, jetzt, da die Verräter der Caughnawaga auf der Flucht sind und uns fürchten.«

»Du bist ein Dummkopf. Warraghiyagey wird wütend auf dich sein.«

William Johnson hörte seinen indianischen Namen.

Warraghiyagey, »Der, der wichtige Angelegenheiten regelt«. Er stützte sich auf die Ellenbogen, er musste eingreifen.

Er sah, wie sich das Messer bedrohlich über dem Haarschopf des Trommlers senkte und holte Luft, um zu schreien.

Irgendetwas traf den Krieger im Gesicht. Ein Stein fiel zu Boden. Der Mann ließ los, wischte sich über den Mund, hustete und spuckte Blut.

Eine kleine Gestalt, ein in Hirschleder gekleideter Blitz mit rabenschwarzem Haar rannte auf ihn zu und stieß ihn weg. Die junge Frau knurrte die Krieger an, die stumm zurückwichen.

»Ihr seid ohne Ehre«, rief sie. »Du behauptest, du willst Hendrick rächen, aber in Wirklichkeit wollt ihr nur das Geld der Engländer, zehn Schilling für jeden Indianerskalp.«

Sie näherte sich dem Krieger, der noch immer das Messer umklammert hielt, spuckte ihn an und bedrängte ihn weiter, sodass er nicht zustoßen konnte.

»Er ist fast noch ein Kind. Er hat keinen einzigen Schuss abgegeben. Er ist vielleicht so alt wie mein Bruder.« Sie zeigte auf einen aufmerksam blickenden Jungen am Rande des Kreises der Frauen, die sich um die Szene versammelt hatten.

»Wenn ihr das Geld kassiert habt, gebt ihr es für Rum aus. Die, die heute die großen Krieger spielen, wälzen sich morgen wie Schweine im Schlamm.«

Mit einer Geste der Verachtung zog sich der Krieger zurück. Die Frau wandte sich an die anderen:

»Das Einzige woran ihr denkt, sind Skalps, aber Skalps gehen nicht auf die Jagd, sie bringen nichts Essbares nach Hause und bauen nichts an. Ist euer Blutdurst so groß, dass ihr unsere Traditionen mit Füßen tretet? Viele Frauen haben heute ihre Männer und Söhne verloren, sie müssen mit neuen Händen entschädigt werden.« Sie blickte den jungen Trommler von oben bis unten an. »Wir müssen die Gefangenen nach alter Tradition als neue Söhne und Brüder aufnehmen. Die Mutter meiner Mutter wurde adoptiert, sie kam von den Großen Seen, so wurde Hendrick zum Mohawk. Ihr hättet ihn getötet.«

Die anderen Frauen stellten sich hinter die junge Frau, gemeinsam machten sie Front gegen die Krieger. Die Männer blickten sich unsicher an, dann entfernten sie sich mit gespielter Gleichgültigkeit und unter lautem Gemurmel.

William Johnson ließ sich auf sein Feldbett sinken.

Er kannte diese Furie, er hatte sie als Kind erlebt.

Molly, die Tochter des Sachem [Häuptling] Brant Canagaraduncka.

Ganz allein bot sie den Kriegern die Stirn.

Sie entschied über das Schicksal eines Gefangenen.

Sie redete, wie Hendrick geredet hätte.

ERSTER TEIL

IROKIRLAND
1775

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1.

Sie hatten ihre Kinder mitgebracht, damit diese es eines Tages wieder ihren Kindern und Enkeln erzählen konnten. Nach mehreren Versuchen stand der Pfahl endlich senkrecht. Der Pfahl der Freiheit.

Ein sorgfältig geschälter und geglätteter Birkenstamm, ein paar Schnüre und ein aus einer Decke herausgeschnittenes, rotes Stoffrechteck. Die Fahne des Kontinentalkongresses.

Der Sicherheitsausschuss von German Flatts hatte einen ersten Beschluss gefasst und das Dokument verabschiedet. Damit machte er sich die Protesteingaben zu eigen, die die Versammlung von Albany dem englischen Parlament vorgelegt hatte. Pfarrer Bauer verlas das Schriftstück. Der Text schloss mit dem feierlichen Versprechen, gemeinsam die Werte von Religion, Ehre, Gerechtigkeit und Vaterlandsliebe anzuerkennen, sich niemals zu unterwerfen und die eigene Freiheit unter Einsatz des Lebens zu verteidigen.

Mit Gesängen und Gebeten grüßten sie die Fahne, aber als man sie eben hissen wollte, tauchte ein Reitertrupp auf dem Kirchplatz auf. Die Männer schwenkten Säbel, Gewehre und Pistolen, und einer schoss in die Luft. Die kleine Menge zerstreute sich und suchte Zuflucht zwischen den Häusern. Verängstigte Gesichter lugten über Mauern, durch Türschlitze und die Fenster der Taverne. Ein Name ging von Mund zu Mund.

Der Name des Mannes, der in die Luft geschossen hatte.

Sir John Johnson wurde von Männern des Ministeriums für Indianische Angelegenheiten begleitet, von seinen Schwägern Guy Johnson und Daniel Claus, es folgten der Hauptmann John Butler und Cormac McLeod, der im Dienste der Johnsons stand und Anführer der schottischen Pächter war, die das Land des Baronets bebauten.

Nur Sir William, der Patriarch des Clans fehlte. Der Held des Krieges gegen die Franzosen und Herr über das Tal des Mohawk war im vergangenen Jahr gestorben.

Sir John ritt ein Vollblut, einen Fuchs mit glänzendem Fell, der unter kurz gehaltenen Zügeln tänzelte. Er entfernte sich von der Truppe, umritt den Platz und warf jedem einzelnen der Mitglieder des Ausschusses verächtliche Blicke zu.

Guy Johnson dirigierte sein Pferd zu einem niedrigen Vordach und kletterte umständlich hinauf, was seiner übermäßigen Körperfülle geschuldet war.

»Kommt heraus, wir sind hier, um mit euch zu reden«, rief er in Richtung der Häuser. »Das ist es doch, was ihr wollt, oder?« Niemand antwortete.

Sir John riss an den Zügeln, das Pferd tänzelte rückwärts und drehte eine Pirouette, bevor es sich dem Willen seines Herrn unterwarf.

Ein paar Männer fassten sich ein Herz, und die Gruppe, die dem Reitertrupp jetzt gegenüberstand, wurde langsam größer. Guy Johnson blickte ernst.

»Es ist legitim, eine Petition ans Parlament zu richten, aber eine Fahne zu hissen, die nicht die Fahne des Königs ist, nennt man Aufruhr. Mit der Petition macht ihr euch lächerlich, aber die Fahne bringt euch an den Galgen.«

Schweigen. Die Ausschussmitglieder vermieden es, sich anzublicken, aus Angst, in den Augen der anderen Nachgiebigkeit zu entdecken.

»Wollt ihr es machen wie die Bostoner?«, fuhr Guy Johnson fort. »Ein paar Schüsse auf Soldaten des Königs, und schon glauben sie, wer weiß was zu ein. Seine Majestät ist ein treuer Freund der Indianer, er verfügt über die stärkste Flotte der Welt. Alle Forts von Kanada bis Florida sind in seiner Hand. Glaubt ihr wirklich, dass die Rebellen aus Massachusetts es zu mehr bringen werden als einer Schlinge um den Hals?«

Er machte eine Pause und neigte den Kopf, als lauschte er dem Rauschen des Blutes in den Adern der Deutschen. Dann fuhr er in aller Ruhe fort: »Die Familie Johnson besitzt mehr Land und betreibt mehr Warenhandel als ihr alle zusammen. Sollte seine Majestät tatsächlich den freien Handel bedrohen, werden wir die Ersten sein, die an eurer Seite stehen.«

Eine kräftige Stimme meldete sich zu Wort: »Eure Geschäfte wird er gewiss nicht stören. Ihr seid reich und habt überall Beziehungen. Die Steuern des Königs schnüren nur uns die Luft ab.«

Zustimmendes Gemurmel begleitete seine Worte. Guy Johnson erkannte von seinem Vordach aus Paul Rynard, den Böttcher, einen Hitzkopf. Sir Johns’ Hengst warf nervös schnaubend den Kopf hin und her. Sein Reiter zog die Zügel straffer, die Peitsche des Baronets hieb auf das Stiefelleder.

»Mit den Steuern wird das Heer finanziert, das die Ordnung in den Kolonien aufrecht hält«, erwiderte Guy Johnson.

»Das Heer dient Euch dazu, uns zu unterdrücken«, rief Rynard.

Die Stimmung heizte sich auf. Einer der Reiter hob instinktiv die Waffe, aber ein Zeichen Sir Johns hielt sie zurück. »Noch nicht«, flüsterte der Baronet.

Mit hochrotem Gesicht rief Guy Johnson von oben: »Als die Franzosen und ihre Indianer Euer Land bedrohten, habt Ihr lautstark nach dem Heer gerufen. Der Friede hat Euch arrogant gemacht, jetzt wollt Ihr wieder Krieg, aber Ihr solltet vorsichtig sein, den Toten nützt die Freiheit wenig.«

»Soll das eine Drohung sein?«, rief Rynard.

»Geh zurück nach Irland, zu deinen Papistenfreunden!«, rief ein anderer.

Ein Stein verfehlte Guy Johnson nur knapp.

In Sir Johns Gesicht stand bedauernde Verachtung, als er »Jetzt!« rief.

Die Pferde brachen los, und augenblicklich löste sich der Sicherheitsausschuss auf, die Männer stoben in alle Richtungen auseinander.

John Butlers Pferd riss Rynard zu Boden. Der Böttcher wälzte sich im Staub, erhob sich sofort wieder und wollte zur Kirche flüchten, aber Sir John versperrte ihm den Weg und begann, mit der Peitsche auf ihn einzuschlagen. Rynard kauerte am Boden und hielt die Hände schützend vors Gesicht. Durch die Finger sah er McLeod seinen Säbel ziehen und auf ihn losgaloppieren. Den Blick flehend zum Himmel gerichtet, versuchte er zur Seite zu kriechen, aber der Hieb mit der flachen Säbelklinge traf ihn am verlängerten Rücken und unter dem Gelächter der Reiter schrie er laut auf.

Während Rynard feststellte, dass er noch lebte, versammelten sich die Männer des Ministeriums für Indianische Angelegenheiten in der Mitte des Platzes. Guy Johnson kletterte zurück in den Sattel und gesellte sich zu den anderen.

Mit leichtem Sporendruck lenkte Sir John sein Pferd unter den Pfahl der Freiheit.

Er redete laut, sodass alle ihn hören konnten, wo immer sie sich versteckt hatten.

»Hört mir genau zu! Wer immer in dieser Grafschaft den König herauszufordern beabsichtigt, wird es mit meiner Familie und dem Ministerium für Indianische Angelegenheiten zu tun bekommen«, seine böse blickenden Augen schienen jeden einzelnen Bewohner aus seinem Versteck, aus den Wohnungen hinter den dunklen Fenstern zu zerren.

»Das schwöre ich beim Namen meines Vaters, Sir William Johnsons!«

Er zog einen Fuß aus dem Steigbügel, und nach einigen Tritten kippte der Pfahl in den Schlamm.

2.

Jonas Klug saß in einem Sessel im Halbdunkel und kicherte. Das Mondlicht fiel auf den Räumungsbefehl in seinen Händen. Immer wieder blickte er hocherfreut auf das Papier, auch wenn er es im schwachen Licht nicht lesen, die Zeilen kaum erkennen konnte. Er strich über den Bogen, fuhr mit den Fingerkuppen über die Körnung und roch daran, als handelte es sich um einen parfümierten Liebesbrief; er roch nach Reichtum, nach Land, nach Zukunft.

Die Indianer dagegen rochen nach Vergangenheit.

Jonas Klug war beschwipst, er hatte gefeiert. Die Pendeluhr im Wohnzimmer zeigte fünf vor elf. Seine Frau und die Bediensteten waren schon zu Bett gegangen.

Es war ein Kinderspiel gewesen, die Mohawk betrunken zu machen. Im Land der Sechs Nationen der Irokesen, das sie das Lange Haus nannten, floss der Rum in Strömen. Männer und Frauen schwelgten in Alkohol. Fast noch mehr als die Weißen verloren sie in betrunkenem Zustand jede Haltung, krümmten sich und lachten, bis sie sich die Kiefer ausrenkten, taumelten, das Gleichgewicht verloren, zu Boden fielen und sich im Staub wälzten oder vor Wut schäumten, übereinander herfielen und zu einem rasenden Haufen wurden. Einer ihrer Häuptlinge war volltrunken ins Feuer gestürzt und zu Tode gekommen.

Wenn der Rum die Sechs Nationen ins Verderben riss, konnte man daraus seinen Vorteil ziehen. Klug war Geschäftsmann. Östlich des Dorfes hatte er weites, fruchtbares Land entdeckt, fünftausend Morgen Wald mit Freiflächen, auf denen verstreut ein paar IndianerHütten standen. Mehrere weiße Pächter, Papisten, Iren und Schotten, bebauten ein paar kleinere Felder und bezahlten die Mohawk in Naturalien. Klug war Deutscher. Vor zwanzig Jahren war er in zerrissenen Hosen in New York vom Schiff gestiegen. Jahrelang hatte er in vertraglich abgesicherter Knechtschaft die Scheiße der anderen weggeschaufelt; dann der Freikauf, die Freiheit, die Reise ins Landesinnere und schließlich das Land, so viel Land, wie er es sich nie hatte vorstellen können. Er hatte sich abgerackert, es urbar gemacht und bebaut, in der Hoffnung, das Gespenst der Armut für immer vertreiben zu können. Dann brach der Krieg zwischen England und Frankreich aus. Schreckenszeiten, im Haus verbarrikadiert aus Angst vor den Streifzügen der Indianer. Doch mit dem Frieden war schließlich der Aufschwung gekommen. Jonas hatte sich sogar eine Sklavenfamilie halten können, die das Land für ihn bestellte. Und jetzt gehörten ihm auch noch diese fünftausend Morgen. Mit dem auf die Seite gelegten Geld würde er dort eine Mühle und einen zweiten Hof bauen, Holz verkaufen, Gerste und Roggen anbauen, Viehzucht betreiben, Bier brauen und Whiskey destillieren. Oder er würde es einfach weiterverkaufen.

Das Gesetz – das bisschen Gesetz, das es gab – war auf seiner Seite, auf der richtigen Seite. Gott beschützte nicht die Wilden, Jesus war ein Weißer, kein Indianer.

Das Einzige, was die Indianer wollten, war immer mehr Rum. Die aufgeklärteren Sachem hatten das Problem erkannt und warnten immer wieder vor dem Teufelswasser, auch der Alte, bevor er krepiert war, hatte gewarnt. Aber genauso gut hätten sie gegen das Atmen predigen können, und William Johnson, Baronet und Beschützer der Indianer, hatte dafür gesorgt, dass immer genug Luft da war.

Rum floss überall, es gab ihn, und es musste ihn geben.

Vor drei Jahren hatte Klug den richtigen Indianer betrunken gemacht, den dümmsten und größten Angeber von allen, Lemuel, Lemuel irgendwas, und ein paar seiner Kumpanen, ebensolche Idioten wie er. Als sie betrunken waren und noch bevor sie begannen, ihre Gedärme auszukotzen, hatte er sie die Abtretung mit dem hübschen X der Analphabeten, das genauso viel galt wie eine Unterschrift, unterschreiben lassen. Nicht dass Klug ein gebildeter Mann gewesen wäre, aber das Wenige, was er wusste, setzte er geschickt ein.

In dem Vertrag erklärten sich Lemuel und seine Kumpane zu gesetzlichen Vertretern der Bewohner von Canajoharie, zu den Eigentümern des Landes, zu einer Art Stammesrat, den es nur bei den Wilden gab. Als solcher übereigneten sie ihm viertausend Morgen Land für den Gegenwert von zwei Kisten Rum.

»X«, »X« und »X« in Gegenwart von Zeugen.

Begünstigter: Jonas Klug.

Kurze Zeit später hatte ein befreundeter Landvermesser in einer hellen Vollmondnacht den neuen Besitz großzügig vermessen. Es wurden tausend Morgen mehr als vertraglich vereinbart. Anschließend hatte er alles nach Albany geschickt, und ein Jahr später hatte er die Eigentumsurkunde erhalten.

Ein böses Erwachen für die Wilden von Häuptling Suffkopp. Die Mohawk hatten den Vertrag angefochten und geltend gemacht, Jonas Klug habe das Land unredlich erworben, weil solche Verträge nur von den Sachem persönlich unterzeichnet werden dürften, außerdem sei bei den Verhandlungen kein offizieller Dolmetscher anwesend gewesen. Sie hatten Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, hatten an ihren Baronet appelliert, an Gouverneur Tryon und an die englische Krone. Sie hatten bei Gericht Petitionen eingereicht, Protest erhoben und mit Krieg gedroht. Konnte ein Gericht einen redlichen Siedler einer Horde Rothäute gegenüber ins Unrecht setzen?

Klug stand nicht allein, er hatte Freunde, die in der Lage waren, ihn zu beschützen, und die Indianer wussten das. Deshalb redeten sie und redeten und reichten mit Hilfe einiger dieser aalglatten Winkeladvokaten Widersprüche und Petitionen ein, aber zur Tat schritten sie nicht.

Viele Siedler bewunderten Klug für das, was er getan hatte. Manche konnten es gar nicht erwarten, endlich mit den Wilden abzurechnen, mit diesem stinkenden Gesindel, das, wenn es Hunger hatte, in ihre Kornkammern eindrang oder ihre Äpfel von den Bäumen pflückte, als wären es ihre, und wenn man nicht aufpasste, kotzten sie einem auch noch vor die Füße. Es konnte nicht sein, dass Gott diesen primitiven Ungläubigen Rechte auf dieses Land eingeräumt hatte.

Klug hasste sie, aber noch mehr hasste er die, die sie beschützten: das Ministerium für Indianische Angelegenheiten und den Clan der Johnsons, die mit Spitzendeckchen und Porzellangeschirr Hof hielten. Vor allem aber hasste er Molly Brant, die Hure des alten Sir William, und ihre Halbblut-Söhne, die an einem Tag gepudert und frisiert und am nächsten mit Muscheln und Kriegsbemalung herumliefen.

Als die Eigentümer von Ländereien, die sich über Hundertausende von Morgen, in Onondaga, Sacondaga, Schenectady, Kingsborough, Albany und Schoharie erstreckten, machten sie gemeinsame Sache mit den Sechs Nationen und König Georg von England.

Klug wusste nur zu gut um die Machenschaften arroganter Großgrundbesitzer. Sein Vater hatte sein ganzes Leben lang das Land solcher Herren bestellt. Klug war emigriert, um nicht länger ihre Stiefel im Nacken spüren zu müssen, aber es gab sie auch hier; sie waren der Fluch der Erde.

Lemuel und seinen Freunden war er nie wieder begegnet. Vielleicht waren sie von ihren Brüdern totgeprügelt oder aus dem Dorf gejagt worden. Vielleicht waren sie als Vagabunden nach Westen abgehauen und verfluchten jeden Tag jenen Augenblick, an dem sie sich besoffen hatten, und um zu vergessen, tranken sie weiter.

Das Land würde für immer ihm gehören, solange er das wollte. Der von den zuständigen Behörden ausgestellte Räumungsbefehl, den er in Händen hielt, war der letzte, heiß ersehnte Schritt. Ein Tritt in den Hintern Joseph Brants und der Seele William Johnsons, die in der Hölle schmorte.

Deshalb kicherte Jonas Klug im Halbdunkel vor sich hin, als die Pendeluhr elf Mal schlug.

Dann wieder Stille.

Klug hörte ein Geräusch.

Joseph Brant hatte den Gouverneur gewarnt. Die Geduld der Mohawk war am Ende. Seine eigene hatte sich schon vor einiger Zeit erschöpft, denn auch sein Anwesen lag auf jenen fünftausend Morgen.

Die Menschen im Dorf wollten nicht länger warten. Der Betrug Klugs war nur der letzte in einer langen Reihe von Betrügereien der Siedler, mit denen sie den Mohawk ihr Land zu rauben versuchten.

Thayendanega, »Der, der zwei Stöcke verbindet«, getauft auf den Namen Joseph Brant, gehörte nicht zu denen, die sich betrunken machen ließen. Er war ein allseits respektierter Mann, Veteran des Franzosen- und Indianerkrieges und Dolmetscher des Ministeriums für Indianische Angelegenheiten. Gouverneur Tryon hatte versprochen, sein Möglichstes zu tun, aber es hatte sich nichts geändert. Die Lage hatte sich durch hinterhältige Angriffe auf die Sechs Nationen noch verschärft, und allein auf sich gestellt gingen sie einer düsteren Zukunft entgegen. Die Krieger murrten, aber noch gehorchten sie den Sachem, obwohl sie diese für zu vorsichtig hielten. Das war keine Sache, die Gerichte zu entscheiden hatten. Jetzt, da Sir William tot war, wollten viele das Problem auf traditionelle Art und Weise lösen und den Skalp Klugs unter ihre Kriegstrophäen einreihen. Auch Joseph wollte den Rest seiner Tage nicht in Armut verbringen, plädierte aber für ein anderes Vorgehen. Das Land und alles, was darauf war, gehörten ihm und seinen Leuten, die schon immer Verbündete des Königs gewesen waren. Aber der Schuldige durfte am Ende nicht als Opfer dastehen. Deshalb würde er in seinem Namen und im Namen der anderen den nötigen Druck ausüben und in Übereinstimmung mit den englischen Gesetzen Gerechtigkeit einfordern.

Das Dorf hatte grünes Licht gegeben.

Ein Dutzend Männer hatte sich gegen den Wind angeschlichen und die Hunde vergiftet. Zwei Krieger waren zurückgeblieben und bewachten die afrikanischen Sklaven, die in einer Hütte im letzten Teil des Anwesens hausten: ein halbes Dutzend Unglückseliger, die keine Probleme machen würden. Klug behandelte sie schlechter als sein Vieh. Der Rest der Gruppe hatte sich um das Wohngebäude verteilt und wartete ungeduldig. Joseph drückte sich an die Hauswand, in einer Fensterscheibe sah er sein Spiegelbild. Zwei Stunden Fußmarsch hatten seiner Kleidung nichts anhaben können; Jägerjacke mit Hornknöpfen, Lederhosen und Reitstiefel. Im Licht des Mondes war die Gestalt nicht mehr als das undeutliche Profil eines Schattens mit seinem Schattengefolge. Er würde dem Deutschen wie der Geist der Wälder erscheinen.

Bevor sie aufgebrochen waren, hatte er noch einmal über die Zusammensetzung der Gruppe nachgedacht. David Royathakariyo und zwei junge Männer vom Clan des Bären hatten ihre Gesichter bemalt, aber Joseph hatte es bei ein paar leise gemurmelten Bemerkungen bewenden lassen und nur den Kopf geschüttelt. Es war schwer zu verstehen, was in den Köpfen der jungen Leute vorging, aber solange sie keine Dummheiten machten, hatte jeder das Recht, sich so zu kleiden, wie er wollte. Natürlich war die Bemalung ein Zeichen, sie stand für die Bereitschaft zum Krieg.

Jacob Kanatawakhon, August Sakihenakenta und noch ein paar andere vom Clan des Wolfs gehörten zu seinen engsten Vertrauten.

Bis auf einen waren anscheinend alle ziemlich nüchtern. Nur Johannes Tekarihoga, der edelste Mann der Canajoharie, war angetrunken. Er stank nach Rum und nahm hin und wieder tiefe Züge aus der Feldflasche, die er auch den anderen anbot. Es hatte Joseph den halben Nachmittag gekostet, ihn zu überreden, mit ihnen zu gehen. Die Anwesenheit eines Mannes seines Ranges verlieh dem Unternehmen größere Legitimität. Wäre der alte Sachem auf dem Weg eingeschlafen, hätte man ihn auf dem Rückweg wieder eingesammelt.

Joseph richtete sich auf und machte den Kriegern ein Zeichen. Er löste sich von der Hauswand und ging mit großen Schritten auf den Eingang zu. Vor der Tür hielt er an und atmete tief ein. Die Nachtluft füllte seine Lungen, und seine Brust weitete sich. Er gefiel sich, er sah kriegerisch und doch elegant aus. Im Haus brannte ein schwaches Licht. Klug war wach. Umso besser. Joseph klopfte entschlossen mit dem Elfenbeinknauf des Spazierstocks, den ihm Sir William einst geschenkt hatte, an die Tür.

»Mach die Tür auf, Jonas Klug! Mach auf oder wir brechen sie auf!«

Die Krieger machten sich bemerkbar, einige stießen Kriegsschreie aus. Joseph überlegte, ob der Deutsche die Tür aufstoßen und wild um sich schießen würde, aber das glaubte er nicht. Klug würde seine Haut retten wollen, er würde versuchen, Zeit zu gewinnen.

Als sich die Tür einen Spalt öffnete, trat Joseph sie mit der Stiefelsohle auf. Klug tauchte mit aschfahlem Gesicht im Blickfeld der Indianer auf.

»Was macht ihr hier? Was wollt ihr?«

Statt einer Antwort schob Royathakariyo Joseph zur Seite und stürzte sich mit gebleckten Zähnen auf den Deutschen.

»Du willst wissen, was wir hier machen? Was glaubst du?«

Die Hände des Indianers legten sich um Klugs Hals und drückten zu. Der Deutsche schnappte nach Luft, und als Joseph versuchte, ihn aus dem Griff des Indianers zu befreien, gab er unterdrückte Schreie von sich. Als der andere ihn losließ, sackte er hustend auf den Boden.

Seine Frau kam mit einem Gewehr in der Hand die Treppe herunter. Sie wollte anlegen, aber Kanatawakhon packte den Lauf und stieß ihn nach oben. Sie feuerte in die Decke und begann wie eine Besessene zu schreien. Die Indianer imitierten sie und die Schreie wurden immer schriller und lauter. Schließlich führten Bedienstete die Frau wieder nach oben. Klug versuchte, seinem Schicksal zu entgehen und wollte auf allen Vieren davonkriechen, aber die Indianer stürzten sich auf ihn.

»Nicht auf den Kopf«, befahl Joseph.

Schläge hagelten auf Rücken und Beine des Deutschen. Als er fand, es sei genug, zog Joseph die Krieger weg.

»Es reicht! Aufhören, es reicht jetzt!«

Er beugte sich über Klug und wedelte mit einem Blatt Papier vor dessen Nase herum.

»Das hier ist eine schriftliche Erklärung, mit der Ihr, Herr Klug, zugebt, dass Ihr meinen Leuten ihr Land in betrügerischer Weise geraubt habt.«

Mit der anderen Hand schwang er den Stock.

»Das war nur eine kleine Kostprobe. Was Euch erwartet, wenn Ihr nicht unterschreibt, erfahrt Ihr, wenn es so weit ist.«

Die kurze Ansprache hatte er in den vergangenen Tagen vorbereitet. Sie hörte sich gut an.

3.

Morgens hörte sie die Erde atmen, mittags die Pflanzen wachsen und abends sah sie, wo die Winde sich zur Ruhe legten. Den Augen Molly Brants offenbarten sich Dinge, die für andere unsichtbar waren. Klar und deutlich wie die Umrisse von Bäumen an kalten Tagen standen sie lesbar wie eine Handschrift vor ihren Augen. Von der Mutter ihrer Mutter hatte sie gelernt zu sehen, wo andere Augen blind, und zu hören, wo andere Ohren taub waren. Sie hatte gelernt, sich die Gunst der Oyaron zu sichern, der Geister, die durch die Träume führen, und sie beherrschte die richtige Art des Erwachens: die Lider öffnen, dem Herrn des Lebens danken, drei Mal durchatmen und sich dann erheben, bevor die Mattigkeit des Körpers die Gedanken vernebelt, damit der Kopf frei bleibt, die Träume nicht verblassen und die Beschwerden der Seele geheilt werden.

Die durchs Fenster dringenden Lichtstrahlen zerschnitten die Dunkelheit. Der untere Teil des Bettes lag noch im Halbschatten, während der obere von der Taille an aufwärts von Sonnenlicht überflutet war.

Leichtfüßig stand Molly auf. Ihr schwarzes Haar fiel über die Leinenjacke, während sie den Inhalt des Krugs in eine kleine Schüssel goss, ihr Gesicht wusch, sich mit einem Baumwolltuch abtrocknete und den Kopf hob.

Der Spiegel zeigte ein Netz feiner Narben auf der Haut, die nur leicht von den Blattern gestreift worden war, eine der an der Seite Sir Williams gewonnenen Schlachten.

Der Reiz deiner Haare entfacht meine Leidenschaft und lässt meine Wangen erröten.

Ein Windhauch trug die Stimme herüber. Molly betrachtete forschend die Spiegelung ihrer Pupillen. Sie hielt jedem Blick stand, auch dem der Molly Brant.

Arendiwanen, Mächtige Frau. Reich an Dingen, Land und Kindern. Fähig zu machtvollen Träumen; wie zu Zeiten der Großeltern, als Hendrick jung war und die Nation blühte.

Im nächtlichen Traum war die Kirche voller Menschen gewesen. Köpfe bis hinauf zur Decke, wie für den Winter gestapelte Maissäcke. Irische Landbesitzer, schottische Pächter, Krieger der Mohawk. Bären und Wölfe kauerten auf dem Lehmboden. Riesige Schildkröten trugen den Altar auf ihren Panzern.

Der Pastor auf der Kanzel blätterte im Buch der Gebete, als Peter sich erhob, die Violine nahm und den alten irischen Marsch spielte, den sein Vater von den Dudelsackspielern vor Beginn der Schlacht anstimmen ließ. Zwei Sachem mit schwarzen Handschuhen und Trauermänteln näherten sich dem Sarg, um ihn in die Grube unter dem Altar zu lassen, doch die Grube war noch nicht ausgehoben.

Nacheinander rückten die Gläubigen nach vorne, ergriffen den Spaten und versuchten, ihn in den Boden zu stoßen. Vergeblich. Die Erde war härter als das Eisen. Der Griff des Spatens zersplitterte.

Joseph nahm seinen Tomahawk, um ihn wie eine Spitzhacke einzusetzen. An seine Seite gesellte sich ein Krieger, das Gesicht im Schatten. Er grub mit den Fingernägeln, bis sie bluteten.

Molly stellte sich ans Fenster. Männer und Frauen standen in kleinen Gruppen auf dem Platz vor dem Laden.

Ein indianischer Jäger mit Fellen und ein Händler mit Töpfen wollten ein Tauschgeschäft abschließen und baten sie, als Dolmetscherin zu helfen. Ein Schiffer benötigte Vorräte für die Reise und Pech, um sein Boot auszubessern. Siedler von nahegelegenen Höfen waren gekommen, um ihre Familienkredite zu verlängern. Die beiden deutschen Damen aus Palatine gehörten zu denen, die sie in der Regel als Hexe beschimpften, aber wegen eines wundertätigen Kräuteraufgusses gegen Zahnschmerzen kamen sie dann doch über den Fluss zu ihrem Laden. Kinder und Hunde waren da, Alte und Krieger, Sachems und Tagediebe, die auf eine Ration Rum warteten. Junge und alte Frauen erzählten sich ihre Träume, diskutierten die Neuigkeiten und kauften Salzfleisch.

Selbst durch die dicken, dunklen Scheiben voller Luftblasen nahm Molly eine gewisse Aufgeregtheit wahr. Es wurde lauter geredet als gewöhnlich, und die Stimmen klangen erregt. Es waren nicht die üblichen Gespräche, mit denen man sich die Wartezeit vertrieb, von den Lippen der Sprechenden lösten sich ganze Satzlawinen.

Alle redeten, niemand schien zuzuhören.

4.

Immer wenn Canajoharie in seinem Blickfeld auftauchte, dachte Joseph Brant an das Schicksal seiner Leute.

Am Fuß des Hügels in der Flussschleife des Mohawk erstreckten sich Felder und die aus Holz gebauten Langhäuser.

Als die Nation noch zahlreiche Mitglieder hatte, trugen die traditionellen Behausungen den Namen zu Recht, denn sie konnten bis zu dreihundert Personen beherbergen. Aber heute hatte das ganze Dorf nicht mehr so viele Einwohner.

Die Häuser waren kleiner geworden. Es fehlten die Menschen, die sie hätten füllen können, und die Mohawk hatten sich angewöhnt, wie die Weißen zu leben. Die Wohlhabenden hatten Glasfenster und wurden von den ärmeren Siedlern neidvoll beäugt.

Nur das Territorium der Sechs Nationen blieb weiterhin ein Langes Haus, wenn auch nur symbolisch. Die Seneca verteidigten die Tür im Westen, die Mohawk die im Osten. In der Mitte hüteten die Onondaga das Feuer, und die Cayuga, Oneida und Tuscarora halfen ihren älteren Brüdern, den vom Ahnenkult geforderten Aufgaben nachzukommen.

Joseph sah, dass ihm auf dem Weg, der aus dem Dorf heraufführte, eine Gestalt entgegenkam.

Nach dem Besuch auf dem Anwesen Klugs hatte die Hälfte der Gruppe, vom Rum benebelt, den falschen Weg eingeschlagen. Die Rufe der Betrunkenen hatten die Hunde im Umkreis von einer Meile aufgeweckt. Aufgescheucht von den Tieren, waren die Krieger in der Umgebung umhergeirrt, einige hatten sich auf dem Boden schlafen gelegt. Es hatte Stunden gedauert, bis sich alle wiedergefunden und auf den Weg gemacht hatten. Die farbverschmierten Gesichter hatten wenig würdevoll ausgesehen.

»Fort Ticonderoga!«, rief Peter Johnson, als sein Onkel in Hörweite war.

Als er neben ihm stand, redete er weiter: »Die Rebellen haben Fort Ticonderoga eingenommen, ohne einen Schuss abzugeben.«

Joseph blickte seinen Neffen an. In den letzten Monaten hatten sie sich nur selten gesehen. Nach dem Tod seines Vaters war Peter nur ein paar Mal aus Philadelphia hergekommen.

»Ihr Anführer ist ein gewisser Ethan Allen, weißt du, wer das ist, Onkel Joseph?«

»Ein Bandit aus den Green Mountains. Er kämpft seit Jahren gegen den Gouverneur. Komm, wir gehen zu deiner Mutter.«

Joseph bemerkte die Unruhe der Männer. Die Krieger hätten sich lieber auspeitschen lassen, als in diesem Zustand vor Molly zu treten. Mit allerlei Entschuldigungen verschwand einer nach dem anderen.

Onkel und Neffe gingen alleine weiter.

Wie bei den ersten Tropfen eines Gewitters beschleunigten Männer und Frauen auf dem Weg ihre Schritte, blieben plötzlich stehen und schlossen sich anderen Gruppen an. Alle Haustüren standen weit offen, damit Nachrichten ungehindert eindringen konnten.

Die Jüngeren verbreiteten sie, indem sie von der Kirche zum Bootsanleger rannten und weiter bis zu den entferntesten Gehöften.

Der langgezogene Hauptraum des Ladens war vollgepackt mit Waren. Sie lagen überall, noch im letzten Winkel, sie lagen auf Konsolen und in Regalen oder hingen von Deckenbalken herab. Hanfseile, Holzkästen mit Nägeln, Dochten und Feueranzündern, Schachteln, auf denen chinesische Schriftzeichen zu sehen waren, mit Pigmenten für Krieger, kleinen Spiegeln, um sich das Gesicht zu bemalen, Kerzen, Werkzeugen, Feuersteinen und Farben. Es gab einfache und gewachste Decken, Felle, Kleidung in verschiedenen Größen und Lebensmittel, frisch, getrocknet, geräuchert und in Salz eingelegt. Schließlich der unangefochtene Souverän aller Warenlager, Kaufläden oder Pferdewechselstationen im Umkreis von Hunderten von Meilen: Rum in kleinen Fässern.

Joseph begrüßte seine Schwester, die gerade einem Kunden erklärte, dass sein Geld Falschgeld und nur als Almosen eines Geizhalses zu gebrauchen war. Peter erklärte sich kurzerhand zum unfehlbaren Sachverständigen, und seine Mutter überließ ihm erleichtert diese Aufgabe und gab Joseph ein Zeichen, ihr zu folgen.

Hinter einem Vorhang aus Rohleinen verbarg sich ein Raum, der Verhandlungen und besonderen Gästen vorbehalten war. Auf einem Teppich aus orientalischer Seide standen ein niedriger Tisch und Schaukelstühle. Im Hintergrund führte eine Holztreppe in die Privatzimmer. Molly ging zur Treppe und rief hinauf, man solle Tee bringen. Sie rückte ein Kissen im Sessel zurecht, setzte sich und vertrieb mit einem Fächer aus Spitze die Fliegen.

Joseph blickte sie an. Sie war acht Jahre älter als er. In ihrem schwarzen Zopf blitzten vereinzelt graue Haare auf.

Eine junge schwarze Bedienstete betrat den Raum mit einem Silbertablett und chinesischem Porzellan. Joseph kannte das Service aus dem Salon von Johnson Hall.

»Fehlt dir dein altes Zuhause?«, fragte er sie.

Molly zuckte kaum merklich mit den Schultern.

»Mir fehlen bestimmte Sachen, meine selbst ausgesuchten Möbel, das Geschirr, das ich mit William in den New Yorker Läden gekauft habe. Sir Johns Gouvernante hat mir gesagt, dass sie das Silber einschmelzen, weil sie Angst haben, die Rebellen könnten es beschlagnahmen.«

Die gedämpfte Atmosphäre, der Geruch von Leder, Getreide und Rohrzucker hüllten Josef ein; alles in Reichweite. Ein einziges Oberlicht erhellte den Raum.

Er atmete tief ein und nahm einen Schluck Tee: »Die Siedler werden unverschämter. Seit dein Mann tot ist, schützt uns das Gesetz der Weißen kaum noch.«

»Nach dem Gesetz der Weißen war Sir William nicht einmal mein Mann.«

Joseph zog ein zusammengefaltetes Stück Papier unter der Jacke hervor.

»Das hier werden sie nicht ignorieren können.« Er reichte Molly das Papier, die es entfaltete und überflog. »Die Unterschrift Klugs ist echt«, bestätigte ihr Bruder. »Wir müssen eine Vertrauensperson nach Albany schicken, die das Schreiben dem Kolonialgericht übergibt.«

Molly lächelte kaum merklich und legte das Dokument auf das Tablett.

»Die Post hat heute Morgen Nachrichten aus dem Norden gebracht. Die Bostoner haben Ticonderoga eingenommen und dringen jetzt nach Kanada vor.«

Joseph nickte: »Die Rebellion weitet sich aus, das Lange Haus muss sich für einen Krieg entscheiden, bevor der Krieg sich für das Lange Haus entscheidet.«

Das folgende Schweigen wurde nur von den Stimmen hinter dem Vorhang gestört. Molly schaukelte verhalten in ihrem Sessel.

»Viele behaupten, es sei eine Sache, die nur Engländer etwas angehe, aber das Land gehört uns, wir haben die Verträge mit König Georg geschlossen.«

Joseph stand auf und schob den Vorhang zur Seite.