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ÜBER DEN AUTOR
Bob Odenkirk, geboren 1962 in Berwyn, Illinois, begann, inspiriert von Monty Python, schon während seiner Highschool-Zeit, Sketche zu schreiben, und führte später seine Karriere als Sketchschreiber u.a. bei Saturday Night Live fort. Heute ist er vielfach ausgezeichneter Schauspieler, Komiker, Autor, Regisseur und Produzent.
ÜBER DAS BUCH
Schauspieler und Komiker Bob Odenkirk kennt man bei uns aus Serien wie Breaking Bad, Better Call Saul, Fargo oder auch Arrested Development. So abgedreht und unerwartet wie seine Rollen ist auch das Sammelsurium an urkomischen und satirischen Einlagen, die Bob Odenkirk in Jede Menge Mumpitz. Vom Plädoyer gegen das Bücherlesen auf der Toilette über eine möglicherweise stattgefundene Begegnung mit Gott, bis hin zur schlechtesten Rede, die Martin Luther King Jr. jemals gehalten hat, werden Leser und Leserin kopfüber in einen Humor gestürzt, den es auf unserer Seite des Atlantiks noch viel zu selten gibt. Sinn hat das Ganze nicht, das gibt der Autor selbst zu, und soll es auch nicht haben. Außer vielleicht, Dinge und Menschen auf die Schippe zu nehmen, bei denen es man sich eigentlich nie traut und … wildes Gelächter.
Für Naomi. Danke, dass du so viel
Nachsicht mit mir zeigst.
Lass bitte nicht locker.
»Verschwenden Sie kein Geld
auf dieses Buch – es ist jede Menge Mumpitz.«
Aus der Merriam-Webster Definition
für »Mumpitz«
DIE ODENKIRK-GEDÄCHTNISBIBLIOTHEK
Das vorliegende Buch ist Teil einer Reihe humoristischer Werke unterschiedlichster Autoren, ausgewählt und für gut befunden von dem (noch) lebenden amerikanischen Komiker Bob Odenkirk. Die in der OGB erscheinenden Werke umfassen Satire, Karikatur, Schwarzen Humor, Leichten Humor und Totalen Humor. Sie decken diverseste Themenfelder ab, vereint sind sie lediglich durch die Absicht, Lachen und ein angenehmes Gefühl der Zerstreuung hervorzurufen. In dieser Reihe werden keine Lehrbücher oder pornografischen Werke erscheinen (voraussichtlich).
VORWORT
MAN SOLLTE NIEMALS EIN BUCH
AUF DER TOILETTE LESEN
Von Miss Sally Penberton, Leiterin von Miss Sally’s Mädchenpensionat und College für Innere Medizin
Hallo!
Hallo!
Jetzt folgt die kleine Kunstpause, in der ihr erwidern müsst: »Hallo, Miss Penberton, von Miss Sally’s Mädchenpensionat und College für Innere Medizin!« Ausgezeichnet, Mädchen – mit Ausnahme von dir, Violet Madison. Du klingst wie eine Kuh. Wie oft muss ich es wohl noch wiederholen: Man soll nie mit offenem Mund sprechen! Es gehört sich nicht, dass ein Mann vor der Hochzeit deine Zunge sieht. Warum sollte man eine Kuh kaufen, wenn man ihre Zunge schon gratis gesehen hat?
Wenn ihr diese Zeilen lest, dann habt ihr Mr. Odenkirks Buch Jede Menge Mumpitz aufgeschlagen und/oder gekauft. Das freut mich sehr für euch, denn es wird euch mit Sicherheit eine angemessene Portion Lachen und etwas zwischen einem Dessertschälchen und einem Likörgläschen voll Kichern bescheren. Doch bevor ihr euch zu sehr hineinvertieft, möchte ich euch alle an die Goldene Regel erinnern: Man sollte niemals ein Buch auf der Toilette lesen.
Es gibt ebenso viele Gründe, niemals ein Buch auf der Toilette zu lesen, wie es Gabeln beim Tafelgedeck einer standesgemäßen Hochzeit gibt (nämlich siebenunddreißig). Einer der wichtigsten darunter ist möglicherweise die Haltung. Es gibt angemessene Haltungen für beides, für das Lesen, ebenso wie für die Darmentleerung, und sie sind in keiner Weise miteinander vereinbar. Die ideale Lesehaltung ist absolut aufrecht, in vollem Dinnerkorsett (den unteren Saum bis auf zwanzig Zentimeter Taillenumfang zusammenziehen), einen Fuß auf einer mit dem Fell des verstorbenen Familienhundes bezogenen Ottomane abgestellt, das Buch sorgfältig zwischen den Spitzen des Zeige- und des Ringfingers balancierend. Auf keinen Fall zusätzliche Fingerspitzen verwenden. Drei Fingerspitzen, um ein Buch zu lesen? HAHAHAHA, GUTER WITZ, MÄDCHEN!! ICH SCHÜTTE MICH AUS VOR LACHEN!
Ganz im Gegensatz dazu ist die ideale Haltung bei der Ausscheidung die sogenannte »Rosenknospe«. Ihr zieht eure Dinner- oder Freizeitkorsetts (beide gleichermaßen aus seltenem Fischbein gefertigt) immer enger und enger zu, bis die Ausscheidungsprodukte Zentimeter um Zentimeter aus eurem anmutigen Anus (Anmus) gepresst werden. Wenn ihr dazu die Hilfe eurer Mutter oder eurer Gouvernante benötigt, nur zu. Nicht jeder Heranwachsenden gelingt die Rosenknospe immer auf Anhieb. (P.S. Ich muss immer noch über die drei Fingerspitzen beim Lesen lachen!! Wer hätte je so viele dazu benötigt!!!)
Idealerweise solltet ihr allerdings gar nicht erst auf die Toilette gehen, geschweige denn, auf ihr lesen. Erinnert euch: Es gibt keinen Mann, der den Toilettendeckel für euch öffnet! Damen sollten nur durch eine Tür schreiten, wenn ein Mann sie aufhält; dementsprechend sollten Damen eine Toilette nur benutzen, wenn der Mann den Deckel für sie aufgeklappt hat. Denn was ist ein Toilettendeckel anderes als eine Türe für euren Arsch? Ja, ich bin nicht nur eine Lehrerin für Etikette und eine Ärztin, ich bin auch Dichterin.
Die sachgemäße Benutzung einer Toilette erfordert eine genau festgelegte Vorgehensweise, die unter keinen Umständen geändert werden sollte. Niemals zu spät auf der Toilette eintreffen. Das Toilettenpapier zu einem kunstvollen Schwan falten (erst der Länge nach, dann in der Breite, eine schöne Spitze formen und zu guter Letzt für das Aroma etwas echtes Schwanenfleisch hinzufügen). Bemühe dich, die Rosenknospe möglichst gut hinzukriegen. Schreibe auf das Schwanenpapier ein kleines Dankeschön an dein Arschloch. Schreibe in Schönschrift – auch wenn es nur eine Nachricht an deinen Allerwertesten ist! »Danke« deinem Allerwertesten, indem du ihn mit der Nachricht abwischst. Drücke die Spülung, unter ausschließlicher Verwendung des kleinen Fingers oder wahlweise auch des Daumens, der gewissermaßen der kleine Finger der Natur ist.
Ich bin üblicherweise mehr als nur ein bisschen skeptisch, wenn es darum geht, meine Mädchen zu einem gewöhnlichen Arzt zu schicken (will heißen, zu Personen, die keinen Abschluss an meinem College für Innere Medizin gemacht haben). Es ist weitaus stilbewusster, keines dieser aufdringlichen, »protzigen« Arztdiplome an die Wand zu hängen, und noch besser ist es, niemals einen Abschluss in Medizin gemacht zu haben (so ein Abschluss ist die allergrößte Protzerei von allen). Trotzdem solltet ihr nicht zögern und euren Hausarzt konsultieren, wenn das mit der Rosenknospe nur mangelhaft funktioniert. Ich habe mehr als eine Frau erlebt, die stilbewusst ihren Darm zu entleeren versuchte, und der dabei ein inneres Organ »geplatzt« (← medizinischer Fachterminus??) ist. Ich bin zwar keine Ärztin, aber ich bin eine Ärztin ohne Abschluss, und ich kann euch versichern, die Rosenknospe ist es allemal wert.
Es gibt viele andere Orte, an denen ihr dieses Buch lesen könnt. IHR BRAUCHT KEINE TOILETTE. Das sollte immer euer Mantra sein, ebenso wie »Meine Mitgift ist kein Spielzeug«. Ihr könnt dieses Buch in einer Vorstadtvilla lesen, die euer Ehemann für euch gekauft hat. Ihr könnt es auch auf einer Jacht lesen, die euer Ehemann für euch gekauft hat. Ihr könntet das Buch auf der Toilette lesen.
Ha, habe ich euch erwischt! Das war ein Test! Ihr DÜRFT dieses Buch NICHT auf der Toilette lesen! Ich bin nicht nur eine Dichterin, ich bin auch ziemlich ausgefuchst.
Ha HA!
Ich will euch ja keine Angst machen, aber den Frauen, die nicht die angemessene Toilettenetikette beachtet haben und dieses Buch auf der Toilette gelesen haben, sind ziemlich üble Dinge zugestoßen. Nehmt beispielsweise Miss Amanda Maple aus New York. Gerüchten zufolge hat sie dieses »Ha-ha-Buch« gekauft und konnte mit dem Lesen nicht warten, bis sie sich entleert hatte. Sie fügte sich Papierschnitte an ihrem kleinen Schatzkästchen zu, die im Endeffekt dazu führten, dass sie keine Kinder mehr gebären konnte. Aufgrund dieser Tatsache wurde sie prompt von ihrem Ehemann hinter dem Haus entsorgt. War es das wert? Ganz sicher nicht. Sie ist nicht mal zu den wirklich interessanten Teilen des Buches vorgedrungen. (S. 42–47).
Etikette ist eine fantastische Sache. Sie unterscheidet uns von den Tieren. (Die Dinge, die uns von den Tieren unterscheiden, in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit: Etikette, hohe Zäune, lange Zigaretten, Fischbein.)
Also, meine jungen Damen, beherzigt meine Lehren. Ich wünsche euch das Allerbeste bei euren Lese- und Toilettenbemühungen. Viel Erfolg! Ich muss jetzt los, um eine Niere operativ zu entfernen und durch einen Diamanten zu ersetzen.
ANFÄNGE ODER EIN ANFANG
ODER WIE DIESES BUCH ANFÄNGT
»Verdaustig war’s und glasse Wieben
Rotterten gorkicht im Gemank …
Doch diesmal machten die glassen Wieben
Schluss mit lustig.«
– aus dem Trailer von Jabberwocky 3D, der Film (2015)
Wie fängt man ein Buch an? Ein Buchstabe, ein Wort, bald darauf ein Satz, dann ein weiterer, und plötzlich ist ein Absatz vollbracht – ein Absatz aus zwei ganzen Sätzen.
Dickens, Melville, Odenkirk, sie alle stellten sich dieser Herausforderung, und nur einer von ihnen ist daran gescheitert. Melville. »Nennt mich Ismael.« Nach so einem Anfang kann man es eigentlich gleich ganz bleiben lassen.
Ich bin in Berwyn, Illinois geboren. An jenem Tage verkündeten die Ärzte mit würdevollen Mienen: »Junge, 2950 Gramm.« Ich wurde beschnitten, und ich bin es bis zum heutigen Tage, da ich in den Folgejahren unwillig oder unfähig war, mir eine neue Vorhaut wachsen zu lassen. Genau genommen war ich unfähig, denn ich habe es mehrfach versucht – mit Cremes und Pillen und allen möglichen Arten der Massage, doch vergebens. Das Vorhautvorhaben verlief fruchtlos, und keine frisch verhüllende Vorhaut florierte auf meinem Phallus. So, das war der erste und letzte Versuch, mich in diesem Buch einer poetischen Sprache zu befleißigen.* Gern geschehen.
Doch genug von meiner Person. Das ist ja das Pro-blem bei Biografien, ob Auto- oder sonstige. Immer heißt es da, ich, ich, ICH … Wie stehts denn mit den anderen Menschen? Wenn ich mir zum Beispiel eine Biografie des Präsidenten Harry S. (Sissilopolus**) Truman vornehme, dann will ich etwas über Winston Churchill erfahren. Und zwar sofort! Dieses ganze »Truman hat dies getan, Truman hat jenes getan«! Wie furchtbar öde. Ich will Abwechslung! Gebt mir Wahlmöglichkeiten, Variationen, streut ein bisschen Harriet Tubman in mein Trump: Die Biografie. Es ist echt nicht meine Schuld – ich habe ein Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom; das habe ich mir auf einem Toilettensitz eingefangen; übrigens der beste Ort, um ein Buch zu schreiben oder zu lesen, egal was uns diese alten Mädchenpensionatsschachteln immer weismachen wollen.
Jedenfalls habe ich, irgendwie, angefangen und bin Melvilles Fluch entgangen … Bitte lesen Sie weiter.
* mit Ausnahme der Gedichte natürlich
** glaube ich jedenfalls