Was Sie damit erreichen können:
Erschöpfungszuständen und chronischer Müdigkeit begegnen
Leistungsfähigkeit und Vitalität steigern
Haut- und Haarbildung anregen
die Killerzellenaktivität erhöhen und so das Krebsrisiko verringern
einen erhöhten Blutdruck normalisieren
die Knochenstabilität und -dichte erhöhen
Wer den eigenen Säure-Basen-Haushalt pflegt, begegnet dem Körper mit Achtsamkeit, stärkt ihn und hält ihn gesund. Bestehenden Beschwerden wird sanft entgegengewirkt.
Dr. med. Eva-Maria Kraske ist Humanmedizinerin für Allgemeinmedizin und Naturheilverfahren, Homöopathie sowie Palliativmedizin. Die Ausbildung zur Ärztin für Naturheilverfahren begann in Freudenstadt und führte sie nach Hannover. Nach der Facharztprüfung zur Ärztin für Allgemeinmedizin und dem Erlangen der Zusatzbezeichnung »für Naturheilverfahren« eröffnete sie eine eigene Praxis im Großraum Hannover. Frau Dr. Kraske betreibt sogenannte integrative Medizin. Ihre Schwerpunkte liegen in der Homöopathie, Biochemie, Darmsanierung und Allergologie sowie in der Ernährungs- und Ordnungstherapie.
Das vorliegende Buch ist bereits in mehreren Sprachen erschienen.
Der Ablauf aller chemischen Vorgänge in der Natur ist auf ein bestimmtes Milieu in der Umgebung, einen festgelegten Säuregrad angewiesen. Bekanntestes Beispiel dafür ist der Waldboden, dessen Übersäuerung für ganz erhebliche Schäden an den Bäumen verantwortlich gemacht wird. Unserem Organismus geht es nicht anders: Nur bei einem immer gleichbleibenden Säuregrad im Blut sowie in den Flüssigkeiten in und zwischen den Körperzellen können alle Auf- und Abbauvorgänge sowie die Energiespeicherung und -gewinnung ungehindert ablaufen. Jede Abweichung von der sehr eng gesetzten Norm bedeutet bestenfalls eine Verzögerung der Prozesse, schlimmstenfalls eine Fehlregulation.
Für viele Erkrankungen wie Rheuma, Osteoporose, Hefepilzbefall im Darm, chronische Hautleiden, Migräne, Krebs, Gicht oder psychische Erschöpfungszustände (um nur einige zu nennen) findet die Medizin keine ausreichenden Erklärungen. In der Naturheilkunde werden sie und andere Beschwerden mit einer übersäuerten Stoffwechsellage in Zusammenhang gebracht. Unsere Lebensführung und vor allem die übliche Ernährung führen demnach zu einer Verschiebung des optimalen Stoffwechselmilieus. Solche Entgleisungen lassen sich mit einfachen Mitteln verhindern oder wieder ausgleichen. Das Streben nach der Säure-Basen-Balance ist somit eine Gesundheitsvorsorge zum Nulltarif, aber auch eine Möglichkeit, bereits bestehende Krankheiten zu bessern oder sogar zu heilen.
Probieren Sie’s doch einfach aus!
Unser Organismus ist ein ausgeklügeltes System. Die beste Unterstützung geben wir ihm, wenn wir uns optimal ernähren und angemessen bewegen.
Im Organismus laufen unentwegt chemische Prozesse ab. Sie bestimmen das Stoffwechselgeschehen und die Tätigkeit aller lebensnotwendigen Körpervorgänge. Damit alles reibungslos funktioniert, muss in den Körperflüssigkeiten und im Inneren der Zellen ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Säuren und Basen bestehen. Weil dieses Gleichgewicht der Säfte so elementar wichtig ist, hat unser Körper mehrere Regulationsmöglichkeiten parat (siehe >), um nicht so leicht aus dem Gleichgewicht zu geraten.
Eine Säure ist chemisch gesehen durch positiv geladene Wasserstoff-Ionen (H+) gekennzeichnet, eine Base durch Hydroxid-Ionen, das sind negativ geladene OH-Gruppen (OH–), in denen ein Wasserstoff- und ein Sauerstoff-Ion miteinander verbunden sind. Chemiker nennen diese Verbindung auch Hydroxylgruppe. Überwiegen in einer Lösung die freien H+-Ionen, dann ist sie sauer, sind dagegen mehr OH–-Ionen frei, reagiert die Flüssigkeit basisch.
Die pH-Skala: Werte unter 7,0 liegen im sauren, Werte über 7,0 im basischen Bereich.
Der pH-Wert (potentia hydrogenii, Wirksamkeit des Wasserstoffs) ist das Maß für die Konzentration der Wasserstoff-Ionen in einem Liter wässriger Lösung. Die Skala des pH-Werts erstreckt sich von pH 1 – stark sauer – über pH 7 – neutral – bis pH 14 – stark basisch. Eine neutrale, also weder saure noch basische Flüssigkeit mit dem pH-Wert 7 besitzt die gleiche Menge an sauren (H+) wie an basischen (OH–)Teilchen, deren Wirkung sich ausgleicht.
Schon geringe Schwankungen im Säure-Basen-Milieu können zu Symptomen und Krankheiten führen. Denn der Säuregrad im Organismus wirkt sich auf die Beschaffenheit der Eiweißmoleküle, die Struktur der Zellbestandteile und die Durchlässigkeit der Membranen (Zellwände) an den Körperzellen aus. Außerdem ist er zuständig für die Wirksamkeit von Enzymen und Hormonen, für die Verteilung der Elektrolyte, der elektrisch geladenen Teilchen, in unserem Organismus sowie für den Aufbau und auch die Funktion der Gewebe zwischen den Zellen. Auch die Fließfähigkeit des Blutes wird vom Säuregrad entscheidend mit beeinflusst.
Besonders wichtig ist ein gleichmäßiger pH-Wert von etwa 7,4 im Blut. Das arterielle Blut ist das Haupttransportmittel für alle möglichen chemischen Substanzen im Körper. Diese Aufgabe lässt nur einen sehr engen Schwankungsbereich zwischen 7,36 und 7,44 zu. Nur in dieser Spanne kann der Organismus optimal funktionieren.
Franz Xaver Mayr
Enzymatische Reaktionen laufen im Körper am effektivsten ab, wenn der pH-Wert des jeweiligen Organs im optimalen Bereich liegt. Der Magen braucht einen pH-Wert von sauren 1,2 bis 3. Die Bauchspeicheldrüse funktioniert bei dem basischen Wert von 10 am besten. Der pH-Wert von Schweiß liegt bei etwa 5, der des Stuhls bei 6 bis 7.
Bei einem ausgeglichenen Säure-Basen-Haushalt sind im Körper genauso viele Basen (B) vorhanden, wie er zur Neutralisierung der anfallenden Säuren (S) benötigt.
Es gibt mehrere Schutzvorrichtungen, die sogenannten Puffersysteme, die Entgleisungen des pH-Werts in den Körperflüssigkeiten und in den Zellen nach oben oder unten – das heißt in den basischen oder sauren Bereich – ausgleichen. Zu diesen Puffersystemen gehören der Blutfarbstoff, die Bluteiweißkörper und bestimmte Zelleiweißkörper, die Säuren abfangen. Am wichtigsten aber für den Ausgleich von Säuren und Basen sind Lunge und Nieren.
Ein geringer Ausgleich kann auch mit dem Schweiß erfolgen, der über die Haut abgegeben wird. Der Magen bildet Säuren (Salzsäuren) und Basen (Natriumbikarbonat), die ebenfalls Einfluss auf die allgemeine Säure-Basen-Bilanz nehmen.
Zudem fungiert das Bindegewebe zwischen den Zellen als Säurespeicher. Auch der Leber, dem wichtigsten Verbrennungsorgan in unserem Körper, wird eine den pH-Wert regulierende Funktion zugeschrieben. Und nicht zuletzt gilt das Knochengerüst als Mineralstoffreservoir, aus dem bei Bedarf Basen entnommen werden.
Ist eines der Puffersysteme gestört, übernimmt ein anderes so weit wie möglich dessen Funktion, es kompensiert den Fehler. Ist zum Beispiel die Lunge geschädigt und kann deshalb nicht genügend Kohlendioxid abatmen, springen die Nieren mit einer verstärkten Säureausscheidung ein. Dadurch ist es manchmal schwierig, die wahre Ursache einer Entgleisung des Säure-Basen-Haushalts zu finden. Andererseits werden bei einer Erkrankung eines Organs meist andere Organe durch Überbelastung in Mitleidenschaft gezogen und erkranken ebenfalls.
Bei so vielen Sicherheitssystemen können Sie erahnen, wie außerordentlich wichtig es für einen funktionsfähigen Organismus ist, den optimalen pH-Bereich des Blutes stets aufrechtzuerhalten.
Die genannten Organe wirken bei Entgleisungen des pH-Wertes als Säurepuffer. Sie schützen den Körper.
Säuren werden entweder über die Nahrung aufgenommen oder sie entstehen im Körper durch Stoffwechselvorgänge. Über die Nieren, die Leber, die Haut, den Darm und die Lunge werden sie abtransportiert. Überschüssige Säuren werden über verschiedene Puffersysteme im Körper reguliert. Da vor allem die Pufferung des Blutes immens wichtig ist, sind so viele Organe (siehe ab >) direkt oder indirekt daran beteiligt.
Die Nieren spielen bei der Ausscheidung von Säuren aus dem Körper eine zentrale Rolle. Denn sie verfügen über fünf verschiedene biochemische Mechanismen, die in den Säure-Basen-Haushalt eingreifen. Zum einen können sie basensparend arbeiten, indem sie bei körperlicher Übersäuerung weniger Basen in Form von Bikarbonat ausscheiden. Zum anderen können sie übermäßig angefallene Säuren in Form von +-Ionen vermehrt gegen Natrium- und Kalium-Ionen austauschen. Sinkt der pH-Wert des Urins unter 6,0 – wird also der Urin sauer –, dann können zum Ausgleich auch organische Säuren oder saure Stickstoffverbindungen ausgeschieden werden.
Über die Lunge werden Säuren in Form von Kohlendioxid, das ständig mit dem Blut herantransportiert wird, abgeatmet. Bei besonders starken Entgleisungen des Stoffwechsels, das heißt, wenn viel Säure im Körper entsteht, wird die Ausatmung gegenüber der Einatmung verstärkt, sodass mehr Säure auf diesem Weg abgegeben wird. Sie können durch Bewegung an der frischen Luft oder Atemübungen (siehe ab >) bewusst Kohlendioxid abatmen.
Die Leber ist das Kraftwerk unseres Körpers. In ihr finden viele biochemische Vorgänge statt, die dazu beitragen, uns aktiv und leistungsfähig zu halten. Ist dieses Organ überbelastet oder krank, können viele Stoffwechselvorgänge nicht korrekt ablaufen, das heißt, wir vergiften von innen heraus.
Beim Abbau der durch die Nahrung aufgenommenen Eiweiße fällt Ammoniak an, das in der Leber zu Wasser und Harnstoff verstoffwechselt wird und danach ausgeschieden werden kann.
Voraussetzung für das einwandfreie Arbeiten der Nieren ist immer ein reichliches Flüssigkeitsangebot, damit diese lebenswichtigen Organe übermäßig anfallende Säuren aus dem Körper spülen können.
Saunieren oder schweißtreibende Bewegung an der frischen Luft sind deshalb so gesund, weil Sie dabei neben der Stärkung des Kreislaufs viel Säure über die Lunge und über die Haut ausscheiden können. Gleichen Sie den entstandenen Flüssigkeitsverlust mit Wasser oder basisch wirkenden Getränken (siehe ab >) aus, liegt bald eine wesentlich günstigere Säure-Basen-Bilanz vor.
Herrscht im Körper ein für ihn ungünstiges saures Milieu, hat er auch die Möglichkeit, über die Haut Säuren auszuscheiden. Je nach Bedarf entsteht dann ein mehr oder weniger saurer Schweiß.
Fallen zu viele Säuren an, kann der Körper versuchen, diese über den Darm auszuscheiden. Die Bauchspeicheldrüse produziert ein stark basisches Sekret, welches die Säuren im Darm puffert. Bei diesem Prozess entsteht Kohlendioxid, das über die Lungen abgeatmet wird.
Der Normbereich des pH-Werts im Darm liegt zwischen 6 und 7, das ist auch der Wert des Stuhls. Ein stärker saurer Stuhl weist nicht unbedingt auf eine Übersäuerung des Körpers hin, er kann auch eine mangelnde Basenproduktion der Bauchspeicheldrüse anzeigen. Leber und Galle beeinflussen das pH-Milieu des Darms ebenso. So kann ein sehr basischer Stuhl die Folge einer Funktionsstörung im Zusammenspiel von Darmflora (Bakterienbesiedelung des Darms), Leber, Galle und Bauchspeicheldrüse sein. Ein basischer Stuhl verweist also, wie gesagt, nicht unbedingt auf das Vorliegen eines basischen Körpermilieus.
Die Darm-pH-Werte werden von den Körpersäften und der Darmflora beeinflusst. Sie hängen auch von der Nahrungszusammensetzung, der Durchblutung, der Aufnahme der Nahrungsbestandteile durch die Darmzotten und von der Verweildauer des Nahrungsbreis im Darm ab. Ein träger Darm transportiert den mit Bakterien durchsetzten Nahrungsbrei zu langsam. Es kommt zu Fäulnisbildung und Gärung. Die Folgen sind Unwohlsein, Völlegefühl und Blähungen. Ausreichend Bewegung fördert die Darmtätigkeit und beschleunigt die Darmpassage.
Eine gesunde Darmflora ist für das Immunsystem von enormer Bedeutung. Sie wird von Bakterien und Pilzen gebildet, die mithelfen, den Nahrungsbrei zu verarbeiten, und auch bei der körpereigenen Vitaminproduktion behilflich sind. Funktioniert der Darm nicht einwandfrei, entstehen unmittelbar und langfristig Probleme. Diese gewissermaßen »freundlichen« Bakterien und Pilze sind auf gute Lebensbedingungen angewiesen. Können sie sich nicht optimal ansiedeln, werden sie von ihren weniger »freundlichen« Vettern, den Candida-Hefepilzen, verdrängt. Die Darmflora ist dann gestört.
Alkohol belastet den Körper in mehrfacher Hinsicht:
Er schädigt die Leber direkt, indem er die Zellen zerstört. Er schädigt die Leber zudem indirekt, indem die Zellen zunächst verfetten und danach absterben.
Er wirkt stark säuernd. Die Säureflut lässt ein für die Leber ungünstiges saures pH-Milieu entstehen.
Er entwässert den Körper. Mit dem Wasser werden auch basische Mineralien wie Magnesium, Kalium und Kalzium ausgeschwemmt. Der Säure-Basen-Haushalt wird in den sauren Bereich verschoben. Das Blut wird dickflüssiger – mit der Folge, dass die Fließfähigkeit nachlässt.
Im Magen bilden die sogenannten Belegzellen die für die Verdauung erforderlichen Säure-Ionen und geben diese in Form von Salzsäure in das Mageninnere ab. Das pH-Milieu des Magens beträgt 1,2 bis 3, ist also sehr sauer. Die Säure ist für unsere Verdauung ausgesprochen wichtig, da nur sie den Mageninhalt in erforderlichem Maße aufspalten kann. Bei der Produktion der Magensäure entstehen zwangsläufig sehr basische Spaltprodukte (Hydrogenkarbonat), die über das Blut abtransportiert werden. Die Bauchspeicheldrüse und die Leber wiederum benötigen diese Basen, um ihre stark basischen Sekrete (Pankreassäfte und Galle) bilden zu können – sie entnehmen sie zu diesem Zweck dem Blut. Ein Teil des Hydrogenkarbonats verbleibt direkt in den Adern und wird in das bluteigene Puffersystem für den Säure-Basen-Haushalt eingebaut. Der Rest kann von der Muskulatur aufgenommen werden, um die Säuredepots der Muskeln zu neutralisieren.
Viele Menschen nutzen Nahrungsergänzungsmittel und Medikamente gegen die Übersäuerung. Doch kann es zu erheblichen Verdauungsstörungen mit Magenproblemen und Durchfällen führen, wenn der Magen-pH-Wert durch unsachgemäße Einnahme von Basenmischungen neutralisiert wird. Gleichen Sie Ihren Säure-Basen-Haushalt langfristig durch eine geeignete Ernährung und nicht durch die Einnahme von Medikamenten aus. Sorgen Sie durch gesunde ballaststoffreiche Ernährung mit viel Obst und Gemüse für eine optimale Zusammensetzung Ihrer Nahrung (siehe ab >).
Die Knochen enthalten eine große Menge Kalzium, das zusammen mit Phosphor ihre Stabilität und Bruchfestigkeit garantiert. Das Knochengerüst eines Erwachsenen enthält 1 bis 1,2 kg Kalzium und etwa 1 kg Phosphor. Fallen im Blut zu viele Säuren an, die nicht mehr über die Puffersysteme ausgeglichen werden können, wird das Depot an neutralisierendem basischem Phosphat angezapft, um den geforderten pH-Wert zu halten. Das ausgelöste, quasi übrig gebliebene Kalzium wird ausgeschieden und ist für die Knochenstabilität verloren.
Ausgeschiedenes Kalzium muss durch neu aufgenommenes ersetzt werden. Die Kalziumaufnahme findet im Dünndarm statt und wird durch das aktive Vitamin D gesteuert. Leider kann Vitamin D in saurem Milieu nicht aktiviert werden, da der dafür nötige komplizierte hormonelle Stoffwechselvorgang unter diesen Umständen nicht ablaufen kann. So geht durch die chronische Übersäuerung nicht nur vermehrt Kalzium verloren, sondern es kann auch weniger Kalzium aufgenommen werden. Die dauerhafte Übersäuerung geht so langfristig mit einer Entmineralisierung der Knochen einher und bildet ein erhebliches Risiko, an Knochenschwund (Osteoporose) zu erkranken. Diese Krankheit zeigt sich dann insbesondere bei älteren Menschen.
Neben einem ausgeglichenen Säure-Basen-Haushalt sorgt auch regelmäßige sportliche Betätigung für stabile Knochen. Unterstützen Sie die körpereigene Vitamin-D-Produktion, indem Sie Ihre Haut wohldosiert der Sonne aussetzen. Zögern Sie den altersbedingten Knochenabbau zudem durch geeignete Ernährung (siehe ab >) hinaus.
Die Abbildung zeigt einen gesunden Knochen (rechts) und einen an Osteoporose erkrankten (links).
In der Naturheilkunde ist der Ausgleich des Säure-Basen-Haushalts die Grundlage der Behandlung. Schon Paracelsus erkannte im 15. Jahrhundert die Wichtigkeit vollwertiger, naturnaher Lebensmittel, die unsere Körpersäfte stärken. Seither haben viele Ärzte und Heilpraktiker Lehren und Methoden entwickelt, die das Säure-Basen-Gleichgewicht im Auge haben.
Mittags nur ein schneller Snack ist für viele Alltag – eine Lebensweise, die eine Übersäuerung begünstigt.
Um 1900 erarbeitete der österreichische Arzt Dr. Franz Xaver Mayr Fundamentales über die Verdauungslehre und wies dabei immer wieder auf den Ausgleich des Säure-Basen-Haushalts hin. Bis heute sind seine Lehre und vor allem die sogenannte Mayr-Kur bekannt, bei der man so isst, dass der Darm entlastet wird und sich erholen kann. Durch Franz Xaver Mayr wurde insbesondere auf die wesentliche Bedeutung des gründlichen Kauens und Einspeichelns der Nahrung hingewiesen, da auch dies die Verdauung und somit die Gesundheit entscheidend fördert.
In den Zwanzigerjahren des 20. Jahrhunderts brachte der schwedische Ernährungsforscher Ragnar Berg den Mineralstoffwechsel und die Spurenelemente in den Mittelpunkt der Diskussion. Schon damals wurde in Fachkreisen über den Sinn und Unsinn von Säuren und deren Umsetzung bei der Ernährung heftig diskutiert. Auch die Forschungen von Ernährungs- beziehungsweise Säure-Basen-Pionieren wie Maximilian Bircher-Benner oder Friedrich Sander ergaben zwar eindeutig die Wichtigkeit eines ausgeglichenen Säure-Basen-Haushalts, konnten aber den geforderten endgültigen wissenschaftlichen Nachweis dafür nicht liefern.
Der Ausgleich des Säure-Basen-Haushalts wurde in der Schulmedizin viel zu lange vernachlässigt, aber teilweise sogar auch in der Naturheilkunde. Und das, obwohl die Lebensweise der westlichen Welt – viel Sitzen, wenig frische Luft, Fast-Food-Ernährung – eine Übersäuerung des menschlichen Körpers stark begünstigt.
Are Waerland
Seither ist die Lebensweise in unserer modernen Gesellschaft weiterhin in die saure Richtung gerückt. Die schleichende, krank machende Übersäuerung (chronisch-metabolische Azidose) ist jedoch ein Begriff der Naturheilkunde und der Ganzheitsmedizin geblieben. Heilpraktiker oder naturheilkundlich ausgerichtete Ärzte geben ihren Patienten häufig Hinweise darauf, wie sie sich gesund ernähren, ausreichend bewegen und insgesamt ihre Säure-Basen-Balance positiv beeinflussen können. Die Schulmedizin dagegen beschäftigt sich bis heute fast nur mit kompletten Entgleisungen des Stoffwechsels, bei denen extreme Säure-Basen-Verschiebungen intensivmedizinisch behandelt werden müssen (siehe >).
Erfreulicherweise gewinnt unter anderem in der Rheumatologie, in der komplementären Krebstherapie und in der Sportmedizin die Säure-Basen-Balance zunehmend an Bedeutung. In der Diabetologie hat man erkannt, dass die Folgen eines Diabetes bei basenorientierter Ernährung deutlich abnehmen.
Man unterscheidet zwischen zwei Arten von Übersäuerung: der akuten Übersäuerung (Azidose) und der schleichenden oder latenten Übersäuerung (siehe >). Die akute Form ist eine ernste Stoffwechselentgleisung. Sie kann etwa durch schwere Erkrankungen, Vergiftungen oder einen Kreislaufzusammenbruch hervorgerufen werden. Die schleichende Übersäuerung dagegen kann über Jahre oder gar Jahrzehnte hinweg unbemerkt ihr unheilvolles Werk vorantreiben und schließlich chronisch werden. Sie ist im Wesentlichen mitverantwortlich für einen großen Teil unserer weitverbreiteten Zivilisationskrankheiten (siehe ab >).
Die Säure-Basen-Balance ist nicht – wie viele meinen – eine spezielle Diätform, sondern die wohlüberdachte Ernährungsform für ein gesundes, langes und zufriedenes Leben.
Die Säure-Basen-Balance ist ein wesentlicher Anti-Aging-Faktor, also wichtig bei dem Bestreben, der Degeneration des Körpers entgegenzuwirken und im Alter noch fit zu sein und auch so auszusehen.
Die Säure-Basen-Balance ist kein modischer Trend für Ernährungsbewusste. Denn viele Menschen leiden an den Folgen der chronischen Übersäuerung, weil die moderne Lebensweise und das heutige Essverhalten eine Menge säuernder Elemente enthalten. Auch gesunde Menschen sollten sich also um ihren Säure-Basen-Haushalt kümmern, damit Symptome gar nicht erst auftauchen.