Pascal Voggenhuber
Nachricht aus dem Jenseits 2.0
Pascal Voggenhuber
Nachricht aus dem Jenseits 2.0
Die neuesten Erkenntnisse
meiner Arbeit als Medium
Giger Verlag
1. Auflage: 2018
© Giger Verlag GmbH, CH-8852 Altendorf
Telefon 0041 55 442 68 48
www.gigerverlag.ch
Lektorat: Monika Rohde
Umschlaggestaltung:
Hauptmann & Kompanie Werbeagentur, Zürich
Layout und Satz: Roland Poferl Print-Design, Köln
e-Book: mbassador GmbH, Basel
Printed in Germany
ISBN 978-3-906872-83-4
eISBN 978-3-906872-52-0
Inhalt
Vorwort der Verlegerin
Vorwort des Autors
Wer bin ich?
Spiritualität, Medialität und Sensitivität
Spiritualität
Medialität versus Sensitivität
Die Aufgabe eines Mediums
Existiert eine Hölle oder eine Zwischenwelt?
Warum geht es allen Verstorbenen gut?
Schmerzen
Demenz oder Alzheimer
Geistige Behinderung
Psychische Probleme
Lebensrückschau
Suizid
Die Verstorbenen vermissen uns nicht
Niemand stirbt allein
Wann löst sich die Seele vom Körper
Beerdigung
Koma
Organspende
Wie kommuniziere ich mit Verstorbenen?
Lasst die Toten ruhen!
Wie sieht die geistige Welt aus?
Geistführer und Schutzengel
Name meines Geistführers
Zeichen von Verstorbenen
Tiere in der geistigen Welt
Kinder in der geistigen Welt
Früher Kindstod
Männer trauern anders
Wie erkenne ich ein gutes Medium?
Spuk und Geister
Dämonen und Luzifer
Dämonen
Luzifer
Träume
Wiedergeburt und Reinkarnation
Kinder mit außersinnlichen Wahrnehmungen
Unsichtbare Freunde
Energetische Reinigung
Bezug zum Verstorbenen
Beweise dich! – Öffentlichkeitsarbeit
Über den Autor
Vorwort der Verlegerin
Es war eigentlich nicht geplant, dass Pascal Voggenhuber diesen Herbst ein neues Buch schreibt. Aber wie so oft kommt es anders, als man denkt.
Seinen ersten Nr.-1-Bestseller Nachricht aus dem Jenseits wollten wir als Verlag aufgrund seiner Serie bei RTL neu auflegen und mit einigen neuen Kapiteln ergänzen, da die Nachfrage immer wieder so groß war.
Mitten im Schreibprozess meldete sich Pascal, es wäre einfacher, ein neues Buch zu schreiben, da er sich mittlerweile so viele neue Erkenntnisse zu diesem Thema angeeignet hat, dass er die mit seinen zahlreichen Lesern teilen möchte.
Ich durfte Pascal vor zwölf Jahren entdecken und mit vielen Bestsellerbüchern hat er sich bis heute europaweit einen sehr großen Namen gemacht. Er hat sich stets weiterentwickelt und wurde zum Publikumsmagneten bei öffentlichen Vorträgen und Seminaren, die vor allem auch durch seinen Humor und seine Leichtigkeit im Umgang mit seinem Thema so erfolgreich sind.
Wir freuen uns, Ihnen hier sein neuestes Werk zu präsentieren. Viele neue Erkenntnisse und sehr berührende Erlebnisse aus der Praxis machen dieses Buch zu einem wertvollen Ratgeber fürs tägliche Leben und im Umgang mit dem Tod, der immer noch ein Tabuthema in unserer Gesellschaft ist. Dank der Begegnung mit Pascal durfte ich lernen, mich dem Thema Tod nicht mehr zu verschließen und es ins Leben zu integrieren.
Lassen auch Sie sich inspirieren und überzeugen, dass die geistige Welt mitten unter uns ist und wir unsere lieben Verstorbenen immer bei uns haben.
Herzlichen Dank an Pascal für deine wertvolle Arbeit!
September 2018
Sabine Giger
Verlegerin
Vorwort des Autors
Es ist 2018 und eigentlich wollte ich in diesem Jahr kein Buch schreiben. Doch wie so oft, manchmal kommt alles anders. Ursprünglich war die Idee, mein Buch Nachricht aus dem Jenseits, das 2008, also vor zehn Jahren erschienen ist, neu zu überarbeiten und dann als Sonderausgabe auf den Markt zu bringen. Als ich mit der Überarbeitung begann, merkte ich sehr schnell, dass ich sehr viel Neues erfahren, neue Erkenntnisse gesammelt habe, dass es fast sinnvoller wäre, ein komplett neues Buch daraus zu machen. Nach Rücksprache mit meinem Verlag liegt hier nun das neue Buch. Es knüpft an das damals erschienene an, ich wiederhole auch die wichtigsten Dinge, sodass ein neuer Leser alles versteht. Dennoch ist es eine Weiterführung und man könnte eigentlich sagen, der zweite Teil vom ersten Buch.
Beim biografischen Teil habe ich – nach Rücksprache mit meiner Familie und vielen Freunden von früher – gemerkt, dass ich viele Zeitangaben falsch im Kopf hatte. Diese korrigiere ich nun. Das hat zwar keinen Einfluss darauf, was und wie ich es erlebt habe. Aber es war mir wichtig, dir dieses mitzuteilen, vor allem meine regelmäßigen Leser werden es bemerken.
Am Anfang steht kurz und bündig meine Biographie, sodass der neue Leser weiß, woher ich komme. Allerdings erzähle ich in diesem Buch erstmals auch Themen, die ich bisher bewusst in meinen Büchern nicht aufgeführt habe. Einfach weil ich sie damals nicht wichtig fand oder es noch zu früh war, sie mitzuteilen. Vieles, was ich bisher schrieb, sehe ich heute natürlich aus einem völlig anderen Blickwinkel. Ich möchte mit dir, mein lieber Leser/meine liebe Leserin, heute meine neuen Erfahrungen teilen. Es gab eine Zeit, da wollte ich nicht immer auf das Thema Medium, Tod und Sterben reduziert werden, sondern wollte zeigen, dass ich viel mehr kann und bin als nur der Typ im Kapuzenpulli, der mit Verstorbenen spricht. Trotzdem ist Medium sein einfach meine Berufung und ich liebe diesen Beruf extrem. Auch wenn ich heute als Medium völlig anders arbeite als vor zehn Jahren, darauf werde ich im Laufe des Buches noch eingehen.
Mein größtes Anliegen ist es nach wie vor, den Menschen zu berichten, dass es ein Leben nach dem Tod gibt und dass wir nicht nur dieses eine Leben haben, sondern im Jenseits weiterexistieren. Warum ist mir diese Botschaft so wichtig? Durch meine Arbeit weiß ich, dass dieses Wissen und auch das Beweisen durch die mediale Arbeit vielen Menschen hilft, mit der Trauer und dem Verlust eines geliebten Menschen besser umzugehen. Ich gehe in diesem Buch weniger darauf ein, meine Fähigkeiten darzulegen, es ist eher mein Anspruch, dir vielleicht die Augen zu öffnen für ein Leben nach dem Tod; vor allem wünsche ich mir, dass es dir Heilung bringen kann. Deswegen stehen nicht meine Fähigkeiten im Vordergrund, sondern ich möchte dich begleiten und dir dabei helfen, deine Ängste und Sorgen rund um das Thema Tod und Sterben aufzulösen.
Wie du vielleicht schon bemerkt hast, spreche ich dich in der männlichen Form als Leser an, weil ich so den Lesefluss schöner finde. Ich liebe und akzeptiere Frauen, sie sind immer mit gemeint. Das ist natürlich ein sehr persönliches Empfinden und meine eigene Vorliebe. Wie alles in diesem Buch, und das möchte ich hier noch einmal betonen, ist es meine Sicht, so wie ich die geistige Welt erlebe und was ich von den Verstorbenen gelernt habe. Das ist bestimmt nicht die absolute Wahrheit, es ist nur meine persönliche, und damit die einzige, die ich dir weitergeben kann.
Da ich mich ständig weiterentwickle und Neues lerne, werde ich mich im Gegenzug zu meinen älteren Büchern vielleicht widersprechen. Das liegt an neuen Erfahrungen und dass heute mein Fokus viel mehr auf der »Heilung« des Klienten und des Lesers liegt. Früher wollte ich ihn eher davon überzeugen, dass ich wirklich medial bin und mit Verstorbenen kommunizieren kann.
Heute muss ich mich nicht mehr beweisen, ich möchte Menschen erreichen, die offen für diese Form der Heilung sind. Manche Kritiker kann man nicht überzeugen, denen wird nie ein Beweis genügen. Das habe ich in den letzten Jahren auch gelernt. Deswegen richte ich inzwischen meinen Fokus auf die Heilung und auf Menschen, die offen sind. Allein dass du dieses Buch gekauft hast, zeigt mir, dass du ein mögliches Leben nach dem Tod nicht ausschließt, sondern es zumindest in Betracht ziehst. Dafür bin ich dankbar und freue mich, mit dir auf diese wunderbare Reise zu gehen. Danke für dein Vertrauen. Ich wünsche dir viel Spaß auf der Reise und viel Heilung. Vergiss nie, es gibt auch ein Leben vor dem Tod, und deswegen wünsche ich dir Enjoy this Life®!
Dein Pascal
Wer bin ich?
Oft werde ich gefragt: »Wann hast du das erste Mal einen Verstorbenen gesehen?« An meine erste bewusste Begegnung kann ich mich noch sehr gut erinnern, ich war ungefähr drei Jahre alt. Damals wusste ich jedoch nicht, dass dieser Mann, den ich wahrnahm, ein Verstorbener war, es war einfach ein Mann auf unserer Treppe. Ich wurde in der Nacht wach und konnte nicht mehr einschlafen, daher wollte ich hinunter zu meiner Mutter. Als ich die Treppe hinunterlief, sah ich in der Ecke einen Mann stehen, er machte mir weder Angst noch sah er eigenartig aus, es war einfach ein unbekannter Mann. Ich lief zu meiner Mutter ins Schlafzimmer, weckte sie und sagte: »Mama, da ist ein Mann im Treppenhaus.« Meine Mutter schreckte auf und dachte an Einbrecher. Sie lief zum Gang hinaus und sagte: »Pascal, da ist kein Mann im Treppenhaus.« Als ich hinterherkam, stand der Mann immer noch da. Freundlich und liebevoll, so habe ich ihn in Erinnerung und ich sagte: »Doch, Mama, da steht er!« Ich zeigte auf ihn und meine Mutter meinte: »Nein, da ist niemand, geh wieder schlafen. Du hast sicher nur geträumt.« Ich wusste, dass ich nicht träumte, da ich ihn ja immer noch sah. Ich verstand nicht, warum meine Mutter ihn nicht sah. So ging ich wieder ins Bett und die Geschichte war bald vergessen.
Lieber Leser, an dieser Stelle möchte ich dich bitten, erinnere dich an deine Kindheit. Wie oft hattest du das Gefühl, dass jemand in deinem Zimmer ist? Wie oft hast du unter das Bett geschaut oder hinter die Tür, weil du eine Präsenz gespürt hast oder gar etwas gesehen? Aber wenn du es deinen Eltern mitgeteilt hast, werden sie wohl alle gesagt haben: »Da ist nichts, du träumst, oder du bildest dir das nur ein.« Ich stelle diese Frage immer wieder bei meinen Vorträgen und bin überrascht, dass 80 % meiner Besucher genau diese Erfahrungen gemacht haben. Daher war meine Kindheit nicht viel anders als die der meisten. Der einzige Unterschied ist vielleicht, dass ich als Kind sehr hellsichtig war, die meisten Menschen jedoch eher hellfühlend und die Verstorbenen, Geistführer oder Geistwesen eher spüren als sehen. Da viele Eltern den Kindern einreden, dass das nicht wahr ist und da niemand sei, lernen sie natürlich schon sehr früh, nicht auf ihre Wahrnehmung zu vertrauen oder diese sogar zu ignorieren. Das ist wohl einer der Gründe, warum Kinder ihre natürliche außersinnliche Wahrnehmung nicht ins Jugend-oder Erwachsenenalter mitnehmen. Mein Vorteil war sicherlich, dass meine Mutter einfach dachte, ich besäße enorm viel Phantasie. Obendrein kannte sie schon von ihrer Mutter, also meiner Oma, viele »außergewöhnliche« Geschichten, sodass sie ein Leben nach dem Tod durch Erzählungen von Verwandten nicht für ausgeschlossen hielt. Dennoch war meine Mutter davon überzeugt, dass diese Phantasien mit dem Alter verschwänden; und ich glaube, dass sie mich einfach gelassen hat und kein großes Ding daraus machte, war am Ende mein Glück, sodass ich meine außersinnliche Wahrnehmung bis heute behalten konnte.
In meiner Kindheit gab es einige weitere Erlebnisse, die ich hier jetzt nicht im Einzelnen wiedergeben möchte. Ich hatte immer viele »unsichtbare« Freunde, mit denen ich gespielt, Plätze für sie im Zug, am Esstisch oder in der Schule reserviert habe. Das war für mich normal. Für meine Mitschüler weniger. Ich musste lachen, als ich vor ein paar Jahren einen ehemaligen Mitschüler in der Post traf und er sagte: »Ich habe dich im Fernsehen gesehen, wie du mit Verstorbenen sprichst. Da wurde mir klar, warum du als Kind immer den Platz neben dir reserviert hast. Damals dachte ich, du spinnst. Na ja, heute sehe ich es etwas anders, aber vielleicht bist du trotzdem ein Spinner, aber ein erwachsener.« Wir lachten beide, ich fand es sehr spannend, diese Zeit einmal aus einer anderen Perspektive zu sehen.
Für mich waren meine Empfindungen damals so real und normal, dass ich bis in meine Jugendzeit nicht verstehen konnte, warum andere nicht dieselbe Wahrnehmung hatten. Mit etwa 17 Jahren hatte ich mein prägendstes Erlebnis und jenes, das mir die Augen geöffnet hat. Ich hatte damals für eine Freundin ein Picknick vorbereitet und wollte gemütlich mit ihr einen Abend in der Natur verbringen, essen und einfach die Zeit genießen. Aber an dem Tag hatte meine Freundin Probleme mit ihren Eltern und musste sie mir zuerst erzählen. Ich hörte ihr zwei Stunden zu, aber irgendwann kam der Punkt, an dem ich einfach nicht mehr weiterwusste. Ich kannte da aber einen Freund in der geistigen Welt, der oft sehr gute und praktische Ratschläge hatte. Damals war er für mich einfach ein Freund, er zeigte sich mir im selben Alter, aber sehr weise. Erst viel später erfuhr ich, dass er einer meiner Geistführer ist. Was ein Geistführer ist, werde ich in einem späteren Kapitel genauer erläutern. Jedenfalls saß ich so da und fragte in Gedanken: »Zoey, was soll ich ihr raten?« Ich bekam sofort eine klare Erläuterung der Situation und gab diese dann genau so weiter. »Schau, Sandra, Zoey meint, du musst deinen Vater auch verstehen, er hat als Kind und in der Jugend dies und jenes erlebt, deswegen hat er diese Prägungen und Muster. Auch bei deiner Mutter ist klar, dass sie so reagiert, sie hat in ihrer Vergangenheit auch so einiges erlebt.« Ich sehe noch heute das Gesicht meiner Freundin vor mir und höre ihre Stimme, die leicht bebte: »Wer ist Zoey und woher weißt du das alles? Das habe ich dir nie erzählt!«
»Ich weiß das von Zoey, er hat es mir gerade erzählt.«
»Wir sind doch allein. Was redest du da!«
»Wir sind nie allein, Sandra, Zoey ist mein durchsichtiger Kumpel, so wie du Yves an deiner Seite hast.« Kurzes Schweigen und dann: »Pascal, echt, das ist nicht normal, du machst mir total Angst. Du bist wirklich nicht normal.« Vielleicht sollte ich an dieser Stelle erwähnen, dass wir schon fast zwei Jahre zusammen waren und ich vorher noch nie von meinen Wahrnehmungen erzählt hatte. »Siehst du sonst noch etwas?«
»Ja, ich sehe Farben um dich herum, daran erkenne ich sehr gut deine Gefühlslage und sehe, dass du im Moment in den Oberschenkeln Schmerzen hast, doch die sind nicht schlimm, es ist Muskelkater, wahrscheinlich warst du beim Sport.« Nach dieser Auskunft war die Stimmung komplett am Ende und ich ging verstört nach Hause. Ich verstand nicht, warum meine Freundin so reagiert hatte, schließlich war ich davon überzeugt, dass jeder Zugang zur geistigen Welt hat. Ich sah doch bei ihr auch, wie Yves (Geistführer), ihr Freund, ihr Ratschläge gab. Damals wusste ich noch nicht, dass die meisten das nicht bewusst wahrnehmen, sondern wenn überhaupt, dann auf einer sehr unbewussten Ebene.
Zu Hause angekommen, fragte ich meine Mutter: »Hast du kurz Zeit für mich? Sandra meint, ich spinne.« Meine Mutter lachte: »Da hat sie recht, du spinnst schon manchmal.«
»Mama, ernsthaft, hör mir zu. Sandra findet es eigenartig, dass ich Freunde in der geistigen Welt habe und Dinge sehe und weiß, die ich scheinbar nicht sehen und vor allem nicht wissen sollte.«
»Siehst du sie immer noch? Du hast nie mehr etwas darüber erzählt.«
»Ja, ich sehe es immer noch und ihr doch auch, oder?«
»Nein, so wie du es siehst, ist es nicht mehr normal. Machst du wirklich keinen Scherz?«
»Nein, Mama, du weißt doch, dass ich schon immer Freunde in der geistigen Welt hatte!«
»Ja, aber ich dachte immer, das sind kindliche Phantasien, die mit der Zeit aufhören.«
»Nein, es ist keine Phantasie, es macht mir langsam Angst, vielleicht spinne ich wirklich und es stimmt etwas mit meinem Gehirn nicht.«
»Das glaube ich nicht, schau, Pascal, deine Oma hat Ähnliches erzählt und scheinbar Verstorbene gesehen, auch ein Onkel von dir. Ich kenne diese Geschichten, aber bei dir ist es anders, falls du wirklich die Wahrheit erzählst.«
»Ja, ich erzähle die Wahrheit.« Meine Mutter bat mich dann, ihr etwas Zeit zu lassen und dass wir später noch einmal darüber reden würden. An diesem Tag veränderte sich für mich alles, ich fühlte mich plötzlich so anders, eigenartig und war überzeugt, dass irgendetwas nicht mit mir stimmt. Ich muss an dieser Stelle sagen, dass meine Mutter sich bereits sehr früh mit »Esoterik« auseinandergesetzt hat, obwohl sie Religionslehrerin war und dadurch natürlich sehr christlich geprägt. Ein paar Stunden später kam meine Mutter und sagte, ich solle mich setzen: »Kannst du dich noch an deinen Unfall mit zehn Jahren erinnern?«
»Ja klar, du meinst, als ich unter den Traktorwagen kam, viele Brüche hatte und auch das Nahtoderlebnis bei meiner Notoperation?«
»Ja genau, weißt du, Pascal, ich denke, da ist zusätzlich noch etwas passiert, was dich verändert hat. Du hattest schon als kleines Kind deine unsichtbaren Freunde, das war so. Aber nach der Operation hast du mir, als du aufgewacht bist, erzählt, dass du die gesamte Operation von außen gesehen hast. Du hast mitbekommen, dass es Probleme gab, und hast Engel wahrgenommen, die dich wieder in deinen Körper zurückbrachten. Weißt du das noch?«
»Ja, so halb, aber die Erinnerungen sind sehr verschwommen.«
»Ich denke wirklich, dass du damals die Wahrheit gesagt hast, weil die Ärzte mir hinterher sagten, dass es Probleme gab. Außerdem habe ich nie von Engeln erzählt, auch konnte ich damals mit Engeln und Gott nichts anfangen. Das war nicht meine Welt. Im Krankenhaus, nach der Operation, besuchte dich damals der Pfarrer, und da ich kein Auto hatte, hat er mich vom Krankenhaus nach Hause gefahren. Auf dem Weg fragte er mich, ob ich nicht Religionslehrerin werden möchte. Anfangs dachte ich, er will mich veräppeln, weil ich nicht viel mit Religion anfangen konnte. Doch deinen Bericht, dass du alles gesehen hast, und deine Aussage über die Engel sah ich als Zeichen, daher bin ich Religionslehrerin geworden. Dein Erlebnis gab mir den Glauben, dass es mehr gibt zwischen Himmel und Erde und dass Engel existieren.«
»Das wusste ich nicht, für mich warst du schon immer Religionslehrerin.«
»Nein. Aber kannst du dich noch erinnern, wie du nach dem Unfall monatelang Schmerzen hattest, jeden Tag sehr starke Schmerzmittel nehmen musstest, manchmal sogar Morphium-Spritzen und wie kein Arzt dir helfen konnte?«
»Ja, daran erinnere ich mich noch sehr gut, das werde ich wohl nie vergessen. Ich weiß noch, wie wir Monate später die Haushälterin des Pfarrers kennengelernt haben, die Heilerin war und mich fragte, ob ich Schmerzen habe und ob sie mir mal die Hände auflegen darf. Danach waren die Schmerzen weg, weißt du noch?«
»Ja, Pascal, so war es. Ehrlich gesagt war ich damals sehr kritisch und dachte, als sie mich fragte, dass man nichts mehr kaputt machen kann, und hoffte einfach, dass es hilft. Dich täglich leiden zu sehen, dass du deinen geliebten Kampfsport nicht mehr machen konntest, weil dein Rücken dir so starke Schmerzen verursachte, das war für mich als Mutter die absolute Hölle. Obschon ich dankbar war, dass du noch lebtest. Doch nach der Behandlung war alles in Ordnung, auch deine Beine, die nach dem Unfall unterschiedlich lang waren, wuchsen sich raus. Du musstest in der Zeit immer Spezialschuhe tragen, um diese Differenz auszugleichen. Eine Schuhsohle war 1,5 Zentimeter dicker als die andere. Für mich war die Heilbehandlung der Haushälterin ein Wunder und es weckte mein Interesse. Du durftest jeden Mittwochnachmittag zu dieser Frau gehen, sie hat dir Pendeln gezeigt und wie man Hände auflegt. Du durftest viele spirituelle Bücher von ihr ausleihen. Weißt du das nicht mehr?«
»Doch natürlich, für mich war das einfach spielen. Erst jetzt, wo du es mir erzählst, wird mir vieles wieder bewusst und klarer. Ich war fast zwei Jahre dort, doch dann verlor ich das Interesse und widmete mich wieder voll und ganz dem Kampfsport.«
»Diese Erfahrungen weckten mein Interesse für Meditation, ich begann zu meditieren, fuhr dann ab und an zu Zen-Meditationswochenenden und habe dich und deine Schwester dahin mitgenommen. Deine Schwester blieb auf dem Zimmer und zeigte kein Interesse. Aber du wolltest immer mit den alten Frauen, so deine Aussage, die Meditation machen. Damals warst du ungefähr zwölf Jahre alt, ich weiß es nicht mehr so genau. Ich denke, all das hat dazu beigetragen, dass du deine Wahrnehmungen immer noch hast. Auch beim Kampfsport war für dich die Meditation immer sehr wichtig. Ich überlege gerade, in Basel finden die Esoterik-Tage statt, lass uns dieses Wochenende hinfahren. Dort sind viele Menschen, die genauso sind wie du, die auch Dinge wahrnehmen, die für die meisten nicht normal sind. Lass uns hinfahren.«
»Klar, ich bin dabei.« Ich war damals der Überzeugung, als meine Mutter sagte, dort sind alle so wie ich, dass sie damit meinte, alle sind jung, cool und stehen genauso auf Hip-Hop wie ich. Als wir dann dort ankamen, war ich geschockt, es war wie eine andere Welt und – ich gebe es zu – ich wollte auf keinen Fall so sein wie die. Das Ganze ist bereits 21 Jahre her und damals war die Esoterik-Szene wirklich noch eine Szene für sich. Inzwischen hat sich viel geändert, heute sind bei meinen Events junge Leute und ältere. Der größte Unterschied jedoch ist die Kleidung, die sich meistens nicht mehr von »normalen« nicht spirituell interessierten Menschen unterscheidet. Damals war das anders, die Jüngsten waren so um die 45 Jahre, viele hatten farbige Wollpullover in Regenbogenfarben, Jesus-Sandalen und Alufolie auf dem Kopf für einen besseren Zugang ins Jenseits, zu Außerirdischen oder Engeln. Ich war wirklich entsetzt. Als wir ins Zelt traten, wurden meine Mutter und ich zuerst mit weißem Salbei ausgeräuchert, damit keine negative Energie auf die Messe kommt. Es war einfach nur komisch, eigenartig! Trotzdem war es ein wichtiger Schritt für mich, ich wusste danach, was ich nicht wollte und wie ich nie sein möchte! Dennoch fand ich dort Menschen, die mir meine Hellsichtigkeit bestätigten und es sahen. Das hat mir wenigstens die Kraft gegeben und mir geholfen, mich nicht mehr als »krank« anzusehen.
Nach diesem Wochenende kaufte ich Unmengen spiritueller Literatur und begann mich intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen. Anfangs war ich ängstlich darauf bedacht, mich nicht in der komischen Szene zu verlieren, obwohl ich dort Menschen fand, die mich verstanden. Meine Wahrnehmung wurde jedoch total unnatürlich und ich fragte mich immer, ob ich dies oder jenes jetzt sehen darf als Normaler oder nicht. Im Grunde wollte ich diese Fähigkeit einfach weghaben. Damals war ich TV-Moderator bei Tele Basel, stark in der Hip-Hop-Szene aktiv und stellte fest, dass ich mit meiner Wahrnehmung dort ein Außenseiter war. Ein paar Monate später traf ich Rahel wieder, wir waren während der Schulzeit eng befreundet, sie war die Partnerin meines besten Freundes. Wir trafen uns zufällig und kamen irgendwie auf das Thema Spiritualität. Sie interessierte sich sehr dafür, war gerade bei einem Medium gewesen und total begeistert, deshalb öffnete ich mich. Wir verbrachten ab da jede freie Minute miteinander und übten uns in Tarotkarten lesen, probierten, Verstorbene wahrzunehmen und suchten auch Spukorte auf. Darauf gehe ich später noch ein.
Es war eine intensive Zeit für mich und wohl die wichtigste für meine mediale Entwicklung. Ich denke, ohne Rahel und ohne das Üben mit ihr wäre ich heute nicht da, wo ich jetzt stehe. Wenn ich mit ihr zusammen war, war meine verstärkte Wahrnehmung einfach normal. Ich fühlte mich von ihr angenommen und als Teil der Gesellschaft, was ich sonst in meinem Freundeskreis nicht mehr erlebte. Wir stellten fest, dass wir aus den Karten unserem Umfeld ziemlich gut Tipps geben konnten, und ich fing dann an, immer öfter Karten für andere zu legen. Auch wenn ich in Wirklichkeit keine Ahnung von Tarot hatte – und das ist bis heute so geblieben –, konnte ich aus dem Energiefeld/der Aura viele Informationen herauslesen. Natürlich tat ich so, als würden mir die Karten die Dinge verraten.
Zusammen gingen wir auf eine Esoterik-Messe und es war immer noch fremd für mich. Aber dort sah ich einen Mann, der sehr »normal« wirkte und mir vom englischen Spiritismus erzählte. Er hatte die Ausbildung in England am renommierten Arthur Findlay College gemacht. Dass ich nur kurze Zeit später auch meine Ausbildung dort beginne, hätte ich nie gedacht. Doch dieser Mann faszinierte mich, vor allem weil er so normal wirkte – Jeans, Turnschuhe und normaler Pullover. Zu Hause suchte ich mir Informationen heraus und schaute, wo und wie diese Schulung abläuft. Ich konnte sie mir jedoch nicht leisten und auch war es zu weit weg. So suchte ich weiter und fand in der Schweiz eine Schule, die genauso ausbildet. Alle Lehrer dort hatten über mehrere Jahre studiert. So kam ich zu meinem ersten Lehrer Andy Schwab. Er war normal, lustig und einfach ein Typ, der meistens mit beiden Beinen auf dem Boden steht. Auch heute noch pflege ich einen guten Kontakt zu ihm, wir geben sogar einige intensive Wochen zusammen. Ich fühlte mich dort sehr wohl und die meisten Schüler wirkten normal. Meine Motivation war anfangs nicht, Medium zu werden, sondern meine Wahrnehmung auszuschalten, damit ich vollkommen normal wäre. Ich hatte mich gerade für die Schauspielschule angemeldet, weil ich mit 18 Jahren zu alt wurde, um weiter das Jugendmagazin bei Tele Basel zu moderieren.
Mein Hauptfokus lag dann auf der Schauspielschule, doch immer mal wieder, wenn es meine Zeit und das Geld zuließen, besuchte ich Seminare bei Andy oder bei anderen Lehrern. Während der Schauspielschule konnte ich bereits am Theater spielen und auch einige Filme und Werbung drehen. So verdiente ich mir immer wieder Geld, damit ich weitere Kurse besuchen konnte. Als die Schauspielschule dem Ende zuging, eröffnete ich nebenher einen Esoterikladen, damit ich ein zweites Standbein hatte. Mein Fokus verschob sich immer mehr auf die mediale Schule in der Schweiz.
So begann meine Ausbildung zum Medium. Im dritten Ausbildungsjahr starb dann mein Vater. Inzwischen war mein Esoterikladen eingegangen und ich verkaufte die Esoterikprodukte nur noch online. Nebenher arbeitete ich als Schauspieler oder oft in der Fabrik für Zügelunternehmen, um mich über Wasser zu halten und meine Ausbildung zu finanzieren. Zu der Zeit schrieb ich mein erstes Buch Leben in zwei Welten, das in der ursprünglichen Fassung ein Roman war und im Eigenverlag erschien. Doch das wird erst viel später wichtig.
Ein paar Wochen nachdem mein Vater starb, durfte ich einen Kontakt zu ihm bei einer intensiven Schulungswoche erleben. Diese Sitzung, die spontan im Unterricht stattfand, war für mich eine sehr tiefe heilende Erfahrung, sodass mir klar wurde: Ich möchte unbedingt Medium werden und den Menschen so helfen, wie mir dieser Jenseitskontakt geholfen hat! Nach der Woche kam ich heim, rief mein Schauspielmanagement an und teilte ihnen mit, dass ich nicht mehr als Schauspieler arbeiten werde. Meine Mutter und alle anderen waren geschockt, da ich ein paar Wochen vorher noch das Angebot bekam, bei GZSZ vorzusprechen. Aber für mich war in dem Moment klar, ich wollte kein Soap-Darsteller werden, ich wusste instinktiv, ich werde Medium. Ich investierte nun viel Zeit in meine Ausbildung, die ich mit Nebenjobs finanzierte. Nach einigen Jahren Ausbildung in der Schweiz begann ich, parallel in England am Arthur Findlay College zu studieren, damit schloss sich der Kreis und ich war dort, als mich die Medialität wirklich zu interessieren begann.
Damals war das Arthur Findlay College eine Eliteschule und man wurde zum Teil sehr streng unterrichtet, nicht zu vergleichen mit dem heutigen Unterricht. Es war oft lang, hart und auch der Umgang war nicht so liebevoll wie in der spirituellen Szene sonst. Aber für mich war es genau das Richtige. Ich begriff, wenn du ein Ziel hast, dann verfolge es hartnäckig und du wirst es weit bringen. Ich probierte, so oft wie möglich in England zu sein, und nebenher besuchte ich noch den Unterricht bei Andy in der Schweiz. Mein gesamtes Leben drehte sich nur ums Arbeiten und Weiterbilden. Nebenher betrieb ich noch meinen Onlineshop. Dort verkaufte ich auch mein Buch. Na ja, wirklich verkaufen konnte man es nicht nennen, ich bot es jedenfalls dort an.
Im Jahr 2006, ich war 26 Jahre alt, bestellte zufällig Sabine Giger mein Buch, sie ist die Verlegerin des Giger Verlags. Eigentlich war sie nur auf der Suche nach einem Onlineshop, der esoterische Bücher anbot. Das gab es damals kaum, im Gegensatz zu heute. Als die Bestellung hereinkam, freute ich mich, dass ein Verlag mein Buch bestellte. Später beim Abwasch mit meiner Mutter erzählte ich ihr: »Ein Verlag hat mein Buch gekauft, ich werde einer der bekanntesten Autoren im deutschsprachigen Raum! Mama, glaube mir, ich werde das bekannteste Medium!«
Meine Mutter schaute mich nur an und meinte: »Sohn, alles ist möglich, aber bevor es so weit ist, wasche weiter ab und erledige deine Arbeit.« Natürlich war es nur als Witz gedacht, aber heute, wenn ich zurückschaue, zwölf Jahre später, muss ich sagen, ich hatte wohl recht.
Zwei Tage später rief mich Frau Giger an und meinte: »Leben in zwei Welten ist zwar ein Roman, aber das ist doch deine Lebensgeschichte, oder?« Ich war erstaunt, dass sie das merkte, und meinte: »Zum Großteil ja, natürlich mit den Ausschmückungen eines Romans.«
»Warum bringst du das Buch nicht als Biografie heraus und erzählst allen deine wirkliche Geschichte? Ich würde es publizieren.« Ich war aufgeregt, überlegte nicht lange, schrieb das Buch um und sagte zu. Es kam im April 2007 auf den Markt – und wurde am Anfang ein Flop! Das weiß bis heute fast niemand. Keine Buchhandlung interessierte sich dafür und niemand wollte den Jungen sehen, der mit Toten in Kontakt treten kann.