ISBN: 978-3-95428-700-0
1. Auflage 2018
© 2018 Wellhöfer Verlag, Mannheim
Titelgestaltung: Uwe Schnieders, Fa. Pixelhall, Malsch
Die Erzählungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit wirklichen Personen oder tatsächlichen Ereignissen sind nicht beabsichtigt und somit rein zufällig.
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Jaume de Riba steht am Rand eines Felsplateaus oberhalb von Port de Sóller und schreit seine Wut und Verzweiflung hinaus. »Du bist schuld! Du bist selber schuld! Du hast es nicht anders verdient!« Er atmet laut aus und wischt sich mit dem Handrücken über den Mund. Dann setzt er sich mit zittrigen Beinen auf den Felsen und starrt auf das nächtliche Meer. Das Wasser glitzert silbern im Licht des Mondes. An seinen Händen bemerkt er getrocknetes Blut. Er zieht ein Stofftaschentuch aus der Hose, bespuckt es und versucht, das Blut von seinen Handflächen zu wischen. Er reibt und reibt, doch das Blut lässt sich nicht entfernen. Er spuckt erneut auf das Taschentuch und wischt hektisch über seine Finger. Angewidert steckt er es wieder ein. Er heult auf: »Du hast mir meine Liebe genommen. Und jetzt hast du mich zum Mörder gemacht.«
In Sóller, dem Dorf oberhalb des Hafens, ist Jaume mit seinen zwei älteren Brüdern aufgewachsen. Sein Großvater und sein Vater haben die Familie mit Weinbergen und Orangenplantagen zu Wohlstand geführt. Sie exportierten ihre Weine nicht nur zum spanischen Festland, sondern in viele Länder. Sogar am französischen Hof genoss der Adel die Weine ihres Weingutes. Doch dann kam es Schlag auf Schlag: Die Reblaus vernichtete 1891 den jahrhundertealten Weinanbau. Innerhalb kürzester Zeit waren sämtliche Rebstöcke vernichtet. Wenig später wurden die Orangenhaine von einer Insektenplage heimgesucht. Für die Bauern eine Katastrophe. Für das Tal der Orangen, wie die Gegend um Sóller im Volksmund genannt wird, war die Ernte ruiniert und das auf Jahrzehnte hinaus. Sein Vater hatte keine Kraft mehr für einen Neubeginn. Er überschrieb dem ältesten Sohn Pep die Weinberge, die dieser mühevoll in Mandelplantagen umwandelte. Der zweitälteste Sohn Cosme bekam damals die Orangenhaine und konnte die Schädlinge erfolgreich bekämpfen.
Und er, Jaume? Er weiß, sein Vater versuchte, das Erbe gerecht aufzuteilen. Als Jüngster erhielt er das restliche Barvermögen mit den Worten: »Geh in die Welt hinaus und vermehre es!« Viele junge Mallorquiner wanderten am Ende des Jahrhunderts aus. So auch Jaume. Er ging als Schwammtaucher nach Kuba und kehrte erst 1920 nach Mallorca zurück.
Er erinnert sich, wie sie auf Kuba in spärlich eingerichteten Unterkünften hausten: ein Saal voller Stockbetten, von einem abschließbaren Schrank keine Rede und wenige Bretterbuden als Toiletten auf freiem Feld. Seine größte Sorge war es, beklaut zu werden und so das Geld seines Vaters zu verlieren. Immer trug er es in einem Jutebeutel bei sich. Er arbeitete hart. Denn er wollte zurückkehren zu Antònia, der er beim Abschied die Ehe versprochen hatte. Er wollte eine Familie gründen und sich selbst etwas aufbauen. Das war sein Traum. Daran arbeitete er in Kuba bei tropischen Temperaturen und mäßigem Essen bis zur Erschöpfung. Ein Eintopf mit Innereien war die tägliche warme Mahlzeit, das war mehr, als andere sich leisten konnten.
Zwei Arten gab es, den kubanischen Naturschwamm für die wohlhabende amerikanische und europäische Kundschaft zu ernten: War das Wasser seicht, genügte eine Stange mit Greifhaken, um ihn vom Meeresboden zu pflücken. Er hingegen bevorzugte die Tiefe. Er tauchte hinab und riss den Schwamm mit den Händen ab. Seine Ausbeute war so um ein Vielfaches höher als die seiner Mitstreiter. Die gefährlichere Variante brachte ihm Anerkennung ein und seine umgängliche Art verhalf ihm zu Sympathien auch bei seinen Konkurrenten – beides schützte ihn vor denjenigen, die ihm nichts Gutes wollten. Neider gab es mehr als genug.
Jaume steht auf und blickt die schroffen Felsen hinab. Die Vorsprünge unterhalb der Wasseroberfläche sind nicht mehr sichtbar. Er fährt sich durch sein dichtes Haar. Das Wasser zieht ihn magisch an. Schon als kleiner Junge hat er das Meer geliebt. Er hat es respektiert, aber niemals hat er sich gefürchtet. Doch heute Nacht ist es anders. Noch nie hat er die Faszination der Tiefe so empfunden wie jetzt. Ihm wird schwindelig, er setzt sich und stützt seinen Kopf in beide Hände.
Irgendwann erreichte ihn ein Brief von Antònia. Wie hatte er sich gefreut und ihn sehnsuchtsvoll aufgerissen. Doch ihre Nachricht erschütterte ihn bis ins Mark. Sie könne nicht weiter auf ihn warten und werde Pep, seinen älteren Bruder, heiraten. Fünf Jahre sei eine lange Zeit, erklärte sie, und seine Rückkehr ungewiss. Jaume war damals verzweifelt, doch er musste sich eingestehen, er hatte Antònia zu viel zugemutet. Wie dumm war er gewesen, seine große Liebe auf Mallorca zurückzulassen. Der größte Fehler seines Lebens. Er hätte sie mitnehmen sollen. Aber er hatte nicht gewusst, was ihn erwartete. Sie hätten alles gemeinsam durchgestanden, davon war er heute überzeugt. Dass sie sich getröstet hatte, konnte er verstehen und auch verzeihen, aber dass es gerade sein ältester Bruder Pep sein musste, ging ihm immer noch nicht in den Kopf. Mit Cosme, seinem zweitältesten Bruder, lag er auf einer Wellenlinie, sie waren aus gleichem Holz geschnitzt. Aber Pep war immer schon anders, rücksichtslos, nur auf seinen Vorteil bedacht.
Als wohlhabender Mann kam Jaume vor drei Jahren aus Kuba zurück. Kaufte ein Anwesen in der Nähe seiner Familie und begann mit dem Weinanbau. Alle hielten ihn für verrückt. Die Angst vor der Reblaus saß noch zu tief. Doch er hatte viel von seinem Vater und Großvater gelernt und Erfolg.
Jaume steht auf und schaut erneut in die Tiefe, dann geht er ein paar Schritte auf dem Felsplateau hin und her. Viele Frauen zeigten Interesse an ihm. Er lächelt traurig. Das lag nicht nur an seinem guten Aussehen, es war vor allem sein Geld. Und Antònia und er? Sie hatten sich nie ausgesprochen, auch nach seiner Rückkehr nicht. Eine ungelenke Begrüßung auf Familienfeiern, ein kurzes Gespräch. Er hatte den Kontakt gemieden. Zu groß war der Schmerz gewesen.
Lange dauerte es, bis er das Gefühl hatte, sich wieder für eine neue Beziehung öffnen zu können.
Doch dann traf er Antònia zufällig auf dem Markt. Das war am heutigen Morgen gewesen. Es kommt ihm vor wie aus einer anderen Zeit. Sie war sehr blass und hatte dunkle Ringe unter den Augen. Als er ihr helfen wollte, einen Obstkorb zu stemmen, verschob sich ihr Kleid etwas. Ihre Schulter war voller Blutergüsse.
Am Abend ging er zu seinem Bruder, um ihn zur Rede zu stellen. Doch er hätte wissen sollen, dass es nicht gutgehen konnte. Er kannte Pep doch, Reden war zwecklos. Aber er konnte nicht anders. Und schon gingen sie aufeinander los und prügelten sich quer über den Hof. Bis ihre Mutter auftauchte und sich zwischen die Brüder warf.
Jaume zieht ein zerknülltes Päckchen Zigaretten hervor. Schon länger hat er sich keine mehr angesteckt. Aber das ist nun auch egal, alles ist egal. Er hält das Feuerzeug an die Zigarette und nimmt ein paar tiefe Züge. Und schon tauchen die Bilder von heute Abend vor seinem inneren Auge wieder auf: Pep schnappte sich eine Sichel. Seine Augen blitzten gefährlich. Dann stürmte er auf ihn los. Doch seine Mutter war im Weg. Er ahnte, sein Bruder würde die Mutter verletzen, nur um an ihn, Jaume, heranzukommen. Er sah, wie er seine Mutter wegstieß, auf seinen Bruder zustürzte und ihm die Sichel entriss. Dann zog er im Schwung durch. Es ging ganz leicht. Eine einfache Handbewegung, die Sichel waagerecht am Hals entlang. Das Blut sprudelte sofort aus Peps offener Kehle heraus. Ein kurzer Augenblick der Stille, wie eingefroren. Dann sackte sein Bruder stöhnend zusammen.
Seine Mutter und er konnten nichts mehr tun. Das Blut ließ sich nicht stillen. Sie mussten zusehen, wie Pep verblutete.
Jaume erinnert sich auch an den Blick seiner Mutter. Er war einfach davongelaufen, weg von dem Toten, weg von dem Blut. Und weg von dem Blick, der ihn immer noch verfolgt. Stürz dich doch einfach hinunter! Wie willst du denn deiner Mutter jemals wieder in die Augen sehen? Das Meer verurteilt dich nicht. Es nimmt dich auf. »Mierda!«, schreit er zum Meer hinaus. »Soll mein Leben wirklich so enden? Er hat mir Antònia genommen, er hat sie geschlagen und misshandelt. Er hat es verdient!« Ein Weinkrampf schüttelt ihn. Schließlich murmelt er: »Nein, er hat es nicht verdient, trotz alledem. Ich bin und bleibe ein Mörder, der Mörder meines Bruders.«
Erschöpft blickt er aufs Meer. Da bemerkt er jemanden hinter sich. Zwei Arme legen sich behutsam um seinen Oberkörper, er spürt einen Kopf an seinem Rücken. Antònia. Langsam dreht er sich um und blickt in ihre dunklen, geliebten Augen. »Alles wird gut«, spricht sie leise. Sie streicht ihm sachte durch seine Haare: »Wir stehen das zusammen durch.«
Arbeitslosigkeit und Hunger auf Mallorca
Im 19. Jahrhundert war Mallorca wohlhabend. Der Seehandel florierte, die Landwirtschaft boomte, allem voran der Weinanbau. Die süße Malvasia-Traube wurde sogar am französischen Hof kredenzt. 33.000 Hektar der Insel waren mit Rebstöcken bepflanzt, die rund 75 Millionen Liter Wein ergaben, das wichtigste Exportgut der Mallorquiner. Doch dann ereilte Mallorca ein Schicksalsschlag nach dem anderen. 1891 wütete die Reblaus auf der Insel und machte die Weinreben zunichte. Ein Einschnitt, der auch heute noch spürbar ist. Mittlerweile entwickelt sich der Weinanbau wieder bestens, doch mit vier Millionen Liter pro Jahr ist es fast zwanzigmal weniger als zur Blütezeit. Dann die nächste Bedrohung der mallorquinischen Landwirtschaft: Fast zeitgleich zur Invasion der Reblaus erfasste eine Epidemie die Orangenhaine in Sóller.
Der Verlust der spanischen Kolonien Kuba, Puerto Rico und Philippinen 1898 versetzte der spanischen und so auch der mallorquinischen Wirtschaft einen zusätzlichen Dämpfer, sodass Mallorca um die Jahrhundertwende einen dramatischen wirtschaftlichen Absturz erlitt und die Arbeitslosenquote ins Unermessliche stieg. Es gab keine Arbeit und die Menschen hungerten. Viele junge Mallorquiner wanderten aus nach Barcelona, Frankreich, Süddeutschland, nach Amerika, Argentinien, Uruguay oder Kuba.
Die Schwammtaucher
Viele Mallorquiner begaben sich in die ehemalige Kolonie Kuba, um als Schwammtaucher Geld zu verdienen. Die meisten jungen Männer kamen aus Palma, Sóller, S’Arracó und besonders viele aus Andratx. Die ersten zogen schon 1879 los, die letzten kehrten 1939 zurück. Die meisten brachten es zu Wohlstand und ohne ihre Unterstützung der zurückgebliebenen Familienangehörigen wäre das Leid auf der Insel noch um ein Vielfaches größer gewesen. So erwirtschaftete ein Schwammtaucher locker das Dreifache von dem, was ein Baufacharbeiter auf Mallorca verdiente, wenn er denn Arbeit hatte. Als wohlhabende Männer kehrten Hunderte Auswanderer zurück und manch einer wäre vielleicht noch länger geblieben, wenn nicht wieder die Natur ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte: Eine Pilzepidemie machte den kubanischen Schwamm unbrauchbar.
Wieder der Traum. Claudia schreckte hoch. Eine Frau, die Kapuze tief in die Stirn gezogen, zeigte mit dem Finger auf sie, lockte sie. »Komm«, sagte die Erscheinung. Und sie ging auf die Frau zu, seltsam angezogen von dieser Gestalt. Sie stolperte, fiel und fiel und wachte schweißgebadet auf. Ein Traum, sie träumte ihn oft.
Claudia ließ den Brief sinken. Eine spanische Briefmarke. Das Kuvert sah gewichtig aus. Eine Adresse, die ihr nichts sagte: Advocat irgendwas, sie konnte es nicht aussprechen.
Wenn du ihn nicht öffnest, wirst du nicht wissen, was drinsteht, sagte eine Stimme in ihrem Kopf.
Was ist, wenn du es gar nicht wissen willst, weil es etwas Schlimmes ist, flüsterte eine andere.
Um Zeit zu schinden, schenkte sie sich in der Küche ein Glas Milch ein, nahm einen Schluck davon. Sie ging auf und ab, immer den Brief im Blick. Ihre Mutter hatte mallorquinische Wurzeln. Als Kleinkind war sie mit den Eltern mal auf der Insel gewesen, dann nie wieder. Nur dunkel konnte sie sich daran erinnern. Sie holte das Brotmesser aus der Lade. Sie zögerte, dann öffnete sie den Brief mit einem Ratsch. Sie drehte ihn hin und her. Endlich nahm sie den Inhalt heraus. Ein Flugticket für das Wochenende, ein Brief in deutscher Sprache, der sie in knappen Worten einlud, nach Mallorca zu kommen. Sie habe geerbt.
»Das kann ich nicht sein! Eine Verwechslung. Wer vererbt mir etwas, noch dazu aus Mallorca?« Sie rief es laut. Nach dem Tod ihrer Eltern, die bei einem Verkehrsunfall starben, war sie froh, einen kleinen, aber feinen Freundeskreis zu pflegen. Weitere Verwandte gab es nicht mehr. So griff sie auch gleich zum Telefon und rief ihre beste Freundin Lina an.
»Da fliegst du hin! Zu schade, dass ich Wochenenddienst habe, sonst würde ich dich begleiten.« Lina war resolut, das tat ihr gut.
In der Nacht träumte sie wieder den Traum. Diesmal sah sie kurz die Gesichtszüge der Frau. Wo hatte sie die schon einmal gesehen? Als sie aufwachte, war da keine Angst, nur das Gefühl, dass etwas Aufregendes zu erwarten sei.
Der Termin bei Advocat Gutiérrez war um 18 Uhr. Zeit genug, sich Palma anzusehen. Claudia schlenderte über die Plaça d‘Espanya. Sie bewunderte das schöne Denkmal, das Jaume I. darstellte, der auch der Eroberer genannt wurde. Majestätisch grüßte er von seinem Pferd. In einiger Entfernung stand ein Bus: Linie 9. Ihre Füße ließen sie wie von selbst einsteigen. Nach einiger Zeit sagte eine Lautsprecherstimme: »Cementeri.« Claudia stieg aus. Sie horchte in sich hinein, ob sich ein mulmiges Gefühl einschlich. Wer ging schon gerne auf einen Friedhof? Still war es und friedlich. Menschen, die einmal gelebt, geliebt, gearbeitet hatten, lagen hier. Welche Geschichte hatten sie wohl zu erzählen?
»Du musst keine Angst vor den Toten haben, wohl eher vor den Lebenden.« Wer hatte da zu ihr gesprochen? Claudia erschrak. Aus dem Augenwinkel sah sie eine Frau, die trotz der Hitze eine Art Cape mit einer Kapuze trug.
Das konnte nicht sein. Der Traum, den sie seit Wochen träumte, stand deutlich vor ihr. Sie halluzinierte schon.
Claudia erblickte schlichte Gräber. Sie sahen anders aus als auf einem deutschen Friedhof. Kaum bepflanzte Ruhestätten, überall Steinplatten.
Das vereinfachte die Grabpflege immens. Sie schmunzelte. Sie hatte eher das Gefühl, in einem Skulpturengarten zu sein. Überall Engel, Ornamente, Statuen, Reliefs. Sie zog eine Flasche Mineralwasser aus ihrer Handtasche. Wie gut, dass sie daran gedacht hatte, sich eine Flasche Wasser einzustecken. Sie nahm einen großen Schluck und wischte sich mit dem Ärmel ihrer Bluse über die schweißnasse Stirn.
»Hier gibt es wirklich interessante architektonische Gebilde. Hast du schon die Mausoleen von Nahem betrachtet? Und dieses Grab?«
Wer hatte mit ihr gesprochen? Erschrocken drehte sich Claudia um sich selbst. Sie glaubte schon, Stimmen zu hören! Jetzt wollte sie es aber wissen und zog ihr Handy aus der Tasche. Sie googelte Cementeri, Palma de Mallorca. Der Friedhof wurde 1821 eingeweiht und erinnert sehr an einen Museumsbesuch, las sie. Das konnte sie bestätigen, das war wohl eher ein Skulpturengarten.
Als sie sich umdrehte, wäre sie beinahe über einen Stein gestolpert. Ein liegender Engel auf einer Steinplatte war von Moos bewachsen. Es durchzuckte sie wie ein Blitz.
»Ruiz de Martín«, stand da und eine Jahreszahl.
Sie musste ein paar Fotos machen. Eifrig knipste sie das Grab. Mit dem Fuß stützte sie sich auf einem Stein ab. Er wackelte und rollte weg. Sie strauchelte, konnte ihr Gleichgewicht nicht mehr halten, rutschte aus, fiel, schlug mit dem Kopf auf, dann wurde es schwarz um sie.
Sie fühlte etwas Kaltes, Glitschiges. Erschrocken richtete sie sich auf. Was war passiert? Sie lag in einem Gang, Menschen in Capes huschten an ihr vorbei.
»Rápidamente«, sagte eine Stimme. »Komm, die Korsaren …«
Als sie nicht antwortete, zog sie ein kräftiger Arm nach oben.
»Venir«, es war eine männliche Stimme, diesmal ungeduldig. »Wir müssen uns in Sicherheit bringen.« Claudia stolperte mehr, als sie ging. Der Mann hatte spanisch gesprochen. Sie konnte kein Spanisch, warum konnte sie ihn verstehen? Als sie an sich heruntersah, erschrak sie. Wie sah sie aus? Sie trug ein schmutziges Leinengewand, das mit einem Strick um ihre Hüften zusammengehalten wurde. Sie war barfuß.
»Wir müssen zum Puig de Sant Salvador, die Korsaren …« Den Rest des Satzes verstand sie nicht mehr, da in unmittelbarer Nähe noch mehr Menschen aufeinanderstießen. Der Fremde hielt sie am Ellenbogen fest, zerrte sie durch eine Luke. Unsanft landete sie auf einem Waldboden, der mit Piniennadeln übersät war.
»Das wäre geschafft«, meinte der Mann. »Diese verflixten Korsaren haben die Pest nach Sant Salvador gebracht.«
Claudia hielt das Linnen über der Brust zusammen. Sie fühlte, wie ihr etwas Nasses über die Wange lief. Sie wischte es weg, besah sich ihre Finger. Es war Blut.
»Kannst du nicht sprechen?«, fragte der Mann.
»Lass sie in Ruhe«, antwortete eine Frauenstimme. Eine zarte Hand wischte ihr vorsichtig das Blut weg. »Hier, trink etwas.«
Claudia wusste nicht so recht, wie ihr geschah, als ihr ein Gefäß an den Mund gesetzt wurde. Das Wasser schmeckte schal. Als sie den Kopf hob, sah sie direkt in die Augen der Frau. Sie blickten gütig. Claudia kannte sie. Die Frau aus ihrem Traum.
»Lieber Gott«, betete sie leise, »lass mich aus dem Albtraum aufwachen. Ich bin auf dem Friedhof, ich fotografiere und ich habe bald einen Termin mit einem Anwalt.«
»Wir müssen los. Wir haben noch einen Weg vor uns. Jede Hand wird gebraucht. Wenn dir Joaquim noch einmal begegnet, sei achtsam.«
»Joaquim? Wo bin ich? Was ist passiert?« Claudias Lippen fühlten sich trocken an.
»Der Mann, der dich vorhin mitgenommen hat“, sagte die Frau. »Er ist weg. Du musst mir helfen. Ich heiße María-Clàudia, so wie du. Komm jetzt, wir müssen auf den Berg zum Kloster. Sei vorsichtig, bleib dicht hinter mir.«
Claudia folgte der Frau.
»Nach was riecht es denn hier?« Claudia blieb abrupt stehen.
»Nach Rauch. Das sind Rauchzeichen. Sie warnen die Mallorquiner vor den türkischen Korsaren.«
Claudia wurde sanft am Arm gepackt und weitergezogen. »Siehst du da unten die Wach- und Verteidigungstürme? Eine Hilfe für uns. Sie helfen uns gegen die Korsaren.«
Schemenhaft tauchte ein Steingebäude auf. Abgerissene, ausgemergelte Gestalten lagen auf dem Boden.
»Es ist tatsächlich die Pest.« Claudia schüttelte verwundert den Kopf. »Die Menschen haben eitrige Beulen.«
»Der schwarze Tod lauert überall«, antwortete María-Clàudia. »Die Korsaren sind schuld. Sie haben uns nicht nur die Pest gebracht, sie plündern auch unsere Städte und ruinieren den Handel.« Sie eilte auf eine junge Frau zu, nahm ihr ein Tuch und eine Schüssel ab, nickte ihr dankend zu, bückte sich und begann die Wunden des kleinen Mädchens auszuwaschen und zu verbinden.
»Es wird alles gut, meine Tochter«, sagte sie. »Gott wird dich beschützen. Sei stark.« Sie streichelte dem Mädchen über die Wange. Claudia dachte nicht viel nach, tat einfach das, was die Ältere auch tat. Was hatte sie einst über die Pest auf Mallorca gelesen? Der schwarze Tod, wie er auch genannt wurde, wütete auf Mallorca und dezimierte die Bevölkerung. Aber da war noch etwas: Korsaren. Was hatte Joaquim gerufen? Die Korsaren sind hier.
Erschöpft saßen die beiden Frauen in einer Kirchenbank des Santuari de Sant Salvador. Die Ältere hielt das kleine Mädchen im Arm. »Meine Tochter«, sagte sie sanft und wiegte die Kleine hin und her. Claudia war so müde; sie hätte auf der Stelle einschlafen können. Jeder Knochen tat ihr weh. Sie sah alles wie durch einen Nebel. War sie in einem Traum gefangen? Sie spürte, wie die ältere Frau ihr über das Haar strich.
»Sind wir hier sicher?«, stotterte Claudia. »Die Korsaren ...« »Sie überfallen uns, viele Menschen mussten schon sterben. Deshalb sind wir auch weit ins Landesinnere gegangen. Wir wehren uns.« Sie drückte Claudia ihre Tochter in den Arm.
Ein lauter Knall zerriss die Stille. Joaquim stürmte mit zwei anderen Männern in die Kirche.
»Du bist eine Verräterin«, schrie er. »Du bist schuld, dass sich die Pest ausgebreitet hat, du Zauberin. Du hast uns an die Korsaren verraten, du bist eine Magierin!«
»Du bist der Verräter«, sagte María-Clàudia. Ihre Stimme klang ruhig. »Ich hatte es schon immer geahnt, dass du der Abtrünnige in unseren Reihen bist.«
Joaquim zog die Mundwinkel nach unten und spuckte neben den beiden Frauen aus.
Claudia erschrak. Welches Drama spielte sich hier ab? Deshalb hatte María-Clàudia sie vor Joaquim gewarnt. Dann ging alles ganz schnell. Ein böses Lächeln umspielte Joaquims Lippen, als er zustach. »Zauberin«, er spie das Wort hervor. Claudia legte sich schützend über das kleine Mädchen.
Eilig verließen die Männer die Kirche.
María-Clàudia drückte ihre Finger auf die Wunde. Blut sickerte hindurch.
»Ich wusste es«, sagte sie. Dann griff sie nach Claudias Hand und hielt sie fest. »Sag der Welt, wie es wirklich war. Ich bin nicht an der Pest gestorben.« Ihre Stimme brach.
Claudia erwachte, weil ihr etwas Raues über das Gesicht leckte. Sie lag auf einem Stein; eine Katze fuhr ihr mit der Zunge über die Wange. Ihre Uhr zeigte halb zwei nachmittags.
Ihr Kopf, was war bloß geschehen? Sie setzte sich vorsichtig auf, betastete ihre Gliedmaßen. Hatte sie halluziniert? War das ein Albtraum? Sie erinnerte sich an jedes Wort, an jede Geste. Weit und breit war niemand zu sehen. Die kleine rotgetigerte Katze sah sie unverwandt an. Claudia stand auf, stellte fest, dass sie sich nicht verletzt hatte. Ein bisschen schwindlig war ihr. Der Traum war so plastisch gewesen. Sie griff nach ihrer Handtasche, die neben ihr lag, zog das Mineralwasser heraus, nahm einen großen Schluck. Langsam ging es ihr besser. Sie fuhr zur Plaça d‘Espanya zurück. Der Termin mit dem Advocat rückte näher.
Sie läutete, der Türsummer erklang. Sie wurde in perfektem Deutsch begrüßt. Der Notar trug einen gut geschnittenen Anzug, der mit seinen grauen Haaren harmonierte.
»Herzlich willkommen, Senyora Claudia de Martín, bitte nehmen Sie Platz. Er deutete auf einen Stuhl. »Ich darf mich Ihnen vorstellen.« Er machte eine Kunstpause. »Ich bin Advocat Pau Gutiérrez. Ihre Tante María-Clàudia Ruiz de Martín hat Sie in ihrem Testament bedacht.«
»Ich habe keine Tante mit diesem Namen«, sagte Claudia.
Der Advocat ließ sich nicht beirren, sprach weiter. »In dem Nachlass befanden sich folgende Bilder, die ich Ihnen vorweg zeigen möchte.«
Interessiert beugte sich Claudia darüber. »Das kann nicht sein!« Ihr Mund stand offen. »Das bin ja ich als Kind. Ich habe nur ein komisches Kleid an.«
Der Advocat lächelte, schüttelte den Kopf. »Nein, Senyora, das ist Ihre Tante. Sie hat ihre letzten Jahre wieder hier auf Mallorca verbracht. Vorher lebte sie viele Jahre in Kuba. So sah sie zuletzt aus.« Er reichte ihr ein weiteres Bild.
Die Frau aus ihrem Traum und vom Friedhof. Claudia biss sich auf die Lippen, ballte die Hände zu Fäusten.
Der Anwalt griff zur Wasserkaraffe, schenkte zwei Gläser voll. Dann nahm er einen Umschlag und zog ein abgegriffenes Buch heraus. »Ihr großes Hobby war die Ahnenforschung. Sie wollte wissen, wer ihre Vorfahren waren, und wollte nicht glauben, dass sie die letzte de Martín ihrer Familie war.«
»Und da haben Sie alle Leute mit dem Namen ausfindig gemacht?«
»Nicht ganz.« Nun lächelte Senyor Gutiérrez. »Sie stehen hier im besagten Buch. Ihre Tante hat Sie über viele Jahre hinweg beobachtet.«
»Jetzt haben Sie mich aber neugierig gemacht.« Claudias Stimme klang ganz tief.
»Ich darf Ihnen zuerst das Testament vorlesen.« Der Advocat raschelte mit dem Papier und begann: »Ich vermache meiner Verwandten Claudia de Martín das Anwesen Casa Clàudia in Artà zu Füßen des Sant Salvador. Ebenfalls mein Barvermögen und die umliegenden Ländereien. Advocat Gutiérrez soll ihr beratend zur Seite stehen. Sie hat drei Tage Bedenkzeit, das Erbe anzunehmen, dann fällt mein gesamter Besitz an die Stiftung ...«
Ihr wurde schwindelig. Die letzten Worte hörte sie nicht mehr. Sie atmete mehrmals tief durch. »Wie kann das alles sein, ich weiß nichts von einer mallorquinischen Tante.«
»Ihre Mutter hieß de Martín?«
Claudia nickte. »Ja, sie hat mich bekommen, als sie mit meinem Vater noch nicht verheiratet war. Wir haben den Namen dann behalten.«
»Glauben Sie mir bitte, Senyora. Es ist alles wahr, was hier steht.« Der Advocat zupfte sich nervös am Ohrläppchen.
Claudia setzte sich aufrecht hin. Was hatte sie in den wenigen Stunden, die sie auf Mallorca war, schon alles erlebt. Sie zwickte sich verstohlen in den Finger. Dies war wohl Realität und kein Traum.
»Kommen Sie, Senyora de Martín. Ich bringe Sie zu Ihrem Anwesen.«
Die Finca war 500 Jahre alt, wie ihr der Advocat auf der etwa einstündigen Fahrt nach Artà erzählte. Das Anwesen sei tadellos in Schuss und die sanitären Anlagen seien erst vor Kurzem vollkommen saniert worden. »Das werden Sie alles gleich selbst sehen.«
Und da stand Claudia nun, das Buch in der Hand, das ihr der Advocat ausgehändigt hatte. Sie sah ein Herrenhaus, einen gepflegten Garten mit einem Pool, überall Blumen. Rote Bougainvilleen rankten an der Häuserfront empor. Als sie den Schlüssel in das moderne Schloss steckte und umdrehte, öffnete es sich geräuschlos. Langsam wanderte sie von Zimmer zu Zimmer. Ein altmodischer Sekretär erregte ihre Aufmerksamkeit. Ein Papier lag auf einer Schreibunterlage. Eine verschnörkelte Handschrift auf einem vergilbten Briefumschlag.
»Wenn Sie mich brauchen, hier ist meine Karte, Senyora de Martín.« Advocat Gutiérrez war in den Raum getreten. Er verbeugte sich, legte seine Visitenkarte auf ein kleines Tischchen. »Tag und Nacht«, sagte er noch, bevor er das Haus verließ.
Es war weit nach Mitternacht, als Claudia das Buch und den Brief sinken ließ. Es waren immer wieder Querverweise angegeben. Die ganze Zeit über hatte sie das Gefühl, dass María-Clàudia bei ihr war. Manchmal spürte sie eine sanfte Umarmung oder ein Streicheln über ihren Arm. All die Dinge, die sie auf dem Cementeri erlebt hatte, standen plastisch vor ihr. Die Mädchen der Familie de Martín waren alle María-Clàudia oder auch nur Clàudia – über Generationen hinweg – genannt worden. Das Buch behandelte ihre Familiengeschichte. Die Zeit der Pest war genau aufgezeigt und beschrieben. Claudia erinnerte sich an jede Geste, an jeden Handgriff, den sie María-Clàudia abgeschaut hatte, als sie Seite an Seite die Pestkranken und deren Tochter versorgten.
Sie stand auf, streckte ihren Rücken durch. Es brannte Licht. Hatte sie es angeknipst? In der Küche fand sie einen Kühlschrank – gut gefüllt. Das hatte sicher Senyor Gutiérrez veranlasst. Unter einer Glashaube entdeckte sie Käse, Oliven, Tomaten und Serranoschinken. In einer Brotdose fand sie Pan. Erst jetzt bemerkte sie, wie hungrig sie war. Sie goss sich ein Glas Wasser ein, nahm den Teller und machte es sich erneut auf der Couch bequem.
»Ich liebe ihn«, las sie, »auch wenn er der Sohn eines Korsaren ist. Joaquim! Er ist so zärtlich und einfühlsam. Warum dürfen wir nicht zusammen sein?«
Claudia ließ das Buch sinken. Auch noch eine Liebesgeschichte! Joaquim hatte doch María-Clàudia erstochen, sie war dabei gewesen! Sie erschrak. Was las sie da? Eilig glitten ihre Augen über den Text.
Sie kam ganz durcheinander mit den Namen Clàudia und Joaquim. Aha, María-Clàudia hatte eine Tochter namens Clàudia und die war in Joaquim verliebt. Dessen Vater hatte María-Clàudia erstochen, weil sie eine Zauberin sei, das hatte sie gesehen. Himmel, war das alles kompliziert!
Claudia ging in die Küche und brühte sich einen Kaffee auf. Sie trank ihn in kleinen Schlucken. Als sie die Terrassentür öffnete, hörte sie Vogelgezwitscher. Die Luft roch frisch. Erste Sonnenstrahlen suchten sich einen Weg. Ein Luftzug wirbelte die Blätter des Briefes durcheinander. Hatte sie die ganze Nacht gelesen? Nachgedacht? Schlüsse gezogen?
War sie in einem Tagtraum gefangen oder war es ein Albtraum?
Die letzten Zeilen im Buch gingen ihr nicht aus dem Kopf.
»Die weiblichen Nachkommen der Familie de Martín haben Visionen«, stand da. »Wir bewegen uns häufig zwischen den Welten, Erscheinungen zeigen uns oft Wege auf. Aber wir haben nie die Möglichkeit, das Schicksal zu beeinflussen oder einzugreifen.«
Das alles hier würde nun ihr gehören. Welchen Preis musste sie dafür bezahlen? Es stand eindeutig im Buch, was von ihr erwartet wurde.
Sie hatte plötzlich das Gefühl, dass sich ihr nun viele offene Fragen erschlossen. Jetzt konnte sie sich erklären, warum sie manchmal sonderbare Träume hatte. Dass sie manches einfach vorher wusste, was geschehen würde. Vielleicht war es ein Fluch, vielleicht aber auch ein Segen. Mit niemandem hatte sie jemals darüber gesprochen. Auch nicht mit ihrer besten Freundin Lina. Die Menschen würden sie als sonderlich abstempeln, das war ihr klar. Deshalb hatte sie immer geschwiegen, wenn Träume sie plagten oder sie bei manchen Menschen eine Aura erkennen konnte.
»Du weißt, was du zu tun hast?«
Sie wunderte sich nicht mehr, dass diese Stimme zu ihr sprach, die ihr so vertraut war. Claudia nickte. »Ja, unsere Familiengeschichte ist spannend. Ich weiß es jetzt. Ich werde ein Buch darüber schreiben. Auch der Mord an meiner Ur-Ur-Ahnin María-Clàudia de Martín wird zur Sprache kommen. Die Pest, die Korsaren, all das, was ich geträumt habe, ist tatsächlich geschehen. Ich nehme das Erbe an.« Claudia hatte laut gesprochen. Sie nickte zur Bestätigung. »Der Mord an María-Clàudia scheint eine zentrale Rolle gespielt zu haben. Ich werde viel recherchieren müssen.«
Claudia stieß einen tiefen Seufzer aus. Sie wusste nun, was sie tun musste.
Der Zentralfriedhof von Palma
Er ist ein wunderschöner Stein-Friedhof. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass man die Wege nicht verlassen und nicht auf Grabplatten steigen soll. 1821 wurde der Friedhof eingeweiht. Gaspar Bennazar, ein mallorquinischer Architekt, konstruierte 1926 das Gelände komplett neu. Die Gräber wurden jetzt in Reihen angeordnet. Es gibt schlichte Gräber, aber auch von reichen Mallorquinern errichtete Mausoleen, kleine Kapellen, aufwendig verziert mit gotischen Elementen. Einsam und still ist es auf dem Stein-Friedhof. Es werden keine Blumen gepflanzt, überall Steinplatten und Engel, Skulpturen, Ornamente, wohin man schaut. Die Mallorquiner haben eine andere Friedhofskultur als die Deutschen.
Puig de Sant Salvador
Vom 16. bis 18. Jahrhundert kam es immer wieder zu Korsarenüberfällen auf der Insel Mallorca. Die Mallorquiner wehrten sich, in dem sie Befestigungsanlagen errichteten und ins Landesinnere abwanderten. Eine Legende erzählt sogar, dass es 400 Bauern gelang, über tausend maurische Korsaren abzuwehren. Vor der Kirche in Felanitx sollen die Korsaren endgültig besiegt worden sein.
Der kleine Hügel mit dem Sant Salvador ist ein Wahrzeichen. Die Besucher werden durch einen wundervollen Ausblick belohnt. Um das Gelände zieht sich eine Wehrmauer. Ein strategischer Ort, der bis zur maurischen Besetzung der Insel zurückreicht.
Damals war es noch eine Moschee (Mesquita). Heute ist es eine Wallfahrtskirche, 1825 wurde mit dem Bau im Renaissancestil begonnen. Die Kirche sieht aus wie ein lateinisches Kreuz, hatte allerdings keine halbkreisförmige Altarnische. Salvador Torres malte 1892 die Kuppel aus. Sein Gemälde stellt die Glorie, eine Lichterscheinung, dar. Eine romanische Statue der Jungfrau Sant Salvador, die Schutzpatronin von Artà, kann ebenfalls bewundert werden. Die Kirche wurde einst als Pestspital benutzt. Ursprünglich gab es im 14. Jahrhundert ein Kloster. Aus Dankbarkeit, die Pest überlebt zu haben, wurde diese Kirche gebaut und über Jahrhunderte immer wieder erweitert. Die Anlage war schwer einzunehmen, konnte daher Korsarenangriffe abwehren. Heute ist sie in Privatbesitz. Die ehemaligen Mönchszellen sind saniert worden. Ein besonderes Highlight für Gäste, die dort übernachten möchten.