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eISBN 978-3-218-01146-4
Copyright © 2018 by Verlag Kremayr & Scheriau GmbH & Co. KG; Wien
Alle Rechte vorbehalten
Herausgeberin: Sorority – Verein zur branchenübergreifenden Vernetzung
Redaktion: Sandra Nigischer, Martina Schöggl
Lektorat und Produktion: Stefanie Jaksch
Illustration: Lana Lauren
Cover, typografische Gestaltung und Satz: Denise Korenjak
Liberté,
egalité,
smash the patriarché,
mic drop.
DIE GEBRAUCHSANLEITUNG
TEIL I – BULLSHIT ENTLARVEN
1.BULLSHIT IDENTIFIZIERT: WIE UND WANN KONTERN?
von Melinda Tamas
2.VERSTECKTER BULLSHIT: WIE ENTLARVEN?
von Daniel-Pascal Zorn
3.BULLSHIT ERHEBT WAHRHEITSANSPRUCH: WAS IST WAHRHEIT?
von Nora Ruck
4.BULLSHIT MANIPULIERT: WELCHE ROLLE SPIELT SPRACHE?
von Karin Wetschanow
TEIL II – BULLSHIT ENTKRÄFTEN
1.„DER PAY GAP IST EIN MYTHOS!“
entmythisiert von Erza Aruqaj und Katharina Mader
2.„WIR HABEN KEINE FRAU* FÜR DAS PODIUM GEFUNDEN!“
Absage erteilt von Mandy Schoßig und Anne Roth
3.„MITTLERWEILE WERDEN MÄNNER* DISKRIMINIERT!“
disqualifiziert durch Romeo Bissuti
4.„KARRIEREGEILE RABENMUTTER!“
gekontert von Bettina Zehetner
5.„ICH BIN FÜR HUMANISMUS, NICHT FEMINISMUS!“
aufgeklärt von Laura Wiesböck
6.„DAS STARKE GESCHLECHT“
geröntgt von Anne Maria Möller-Leimkühler
7.„ALSO, ICH FÜHLE MICH NICHT UNTERDRÜCKT.“
hinterfragt von Lana Lauren
8.„SEI NICHT SO SENSIBEL!“
entgiftet von Christoph May
9.„ALLE TÜREN STEHEN EUCH OFFEN – WAS WOLLT IHR DENN NOCH?“
widerlegt von Fränzi Kühne
10.„DU BIST JA HYSTERISCH!“
Diagnose erstellt von Stefanie Sargnagel
11.„FEMINISMUS IST MIR ZU EXTREM!“
neutralisiert von Cesy Leonard
12.„FRAUEN* WOLLEN JA GAR NICHT IN FÜHRUNGSPOSITIONEN!“
gefeuert von Tuulia Ortner
13.„QUALITÄT STATT QUOTE!“
zerlegt von Larissa Lielacher
14.„VERSTEHST DU KEINEN SPASS?“
belächelt von Reyhan Şahin aka Lady Bitch Ray
15.„ACHTUNG, BITCH FIGHT!“
zur Hölle geschickt von Sandra Nigischer und Martina Schöggl
TEAM
INDEX
Eine Aussage oder ein Argument zum „Bullshit“ zu erklären, ist eine starke Geste. Sie kann die Stimmung einer Diskussion innerhalb von Sekunden auf den Gefrierpunkt fallen lassen oder auf Maximaltemperatur anheizen. Denn das Wort „Bullshit“ ist kein diplomatischer Vermittler. Es ist kein wissenschaftlicher Terminus und schon gar keine Argumentationsgrundlage. Warum wir diesen Begriff trotzdem auf das Cover gepackt haben? Weil es manchmal wichtig ist, Dinge als das zu benennen, was sie sind.
Gerade am Stammtisch, in Online-Foren, beim Familienfest oder am Arbeitsplatz halten sich Argumente, oder vielmehr Pseudo-Weisheiten, die meist jeder wissenschaftlichen Grundlage entbehren, besonders hartnäckig. Viele davon sind sexistisch, rassistisch oder klassifizierend. Sie führen nicht selten zu Sprachlosigkeit. Wo anfangen, wie kontern? Ein simples „Bullshit!“ auf Phrasen wie „Der Pay Gap ist ein Mythos!“ oder „Qualität statt Quote!“ mag der Gesprächskultur nichts Gutes tun. Warum es trotzdem ein Gewinn sein kann, Einspruch zu erheben, dabei locker zu bleiben, sogar nachzuhaken, um schließlich aufzuklären, zeigt unser erster Teil dieses Handbuchs.
Konkrete Argumentationshilfen liefern wir im zweiten Teil gleich mit. Dafür haben wir die gängigsten Trash-Floskeln gesammelt und von Expert*innen feinsäuberlich zerlegen lassen. Unsere Werkzeuge: die Wissenschaft, Statistiken und eine gute Portion Humor.
„No More Bullshit!“ richtet sich an all jene, die genug von sexistischen Halbwahrheiten haben und ihnen den Kampf ansagen wollen. Für einen möglichst kurzen Prozess, der Zeit und Nerven schont, können die Kapitel in beliebiger Reihenfolge gelesen werden – ganz nach Bedarf. In aller Kürze sollen sie Inspiration und Anregung liefern, ohne einen Anspruch auf Vollständigkeit zu stellen. „No More Bullshit!“ ist ein Handbuch zum Aufschlagen, Nachschlagen – und Zurückschlagen. Verbal, natürlich.
Das Handbuch ist im Zuge unserer Veranstaltungsreihe „No More Bullshit!“ entstanden, in der wir hartnäckige Vorurteile rund um Feminismus und Geschlechterrollen gesammelt, hinterfragt und widerlegt haben, um einen neuen Diskurs zu schaffen – für eine Gesellschaft, die Menschen als gleichwertig versteht.
Wir, das ist übrigens das branchenübergreifenden Frauennetzwerk Sorority. Seit unserer Gründung 2014 in Wien bieten wir Frauen* eine Plattform zum feministischen Austausch. Wir wollen Autonomie und Solidarität leben und weitertragen. Dazu gehört, Widerrede zu leisten, wenn Menschen aufgrund von Identitätsmerkmalen herabgewürdigt werden. Wir glauben an eine gleichberechtigte Zukunft, die wir nur gemeinsam erreichen können.
In Solidarität,
Erza Aruqaj, Stephanie Bondi, Barbara Hölzl, Vera Mayer,
Sandra Nigischer, Martina Schöggl und Maria Schreiber
stellvertretend für die Sorority –
Verein zur branchenübergreifenden Vernetzung
von Frauen* in Österreich
Stammtischparolen – dazu zählen u.a. undifferenzierte frauenfeindliche, fremdenfeindliche, behindertenfeindliche, homophobe, antisemitische, islamfeindliche sowie romafeindliche Aussagen – verdanken ihren Namen, wie soll es anders sein, dem Stammtisch oder dem Kaffeekränzchen. Diese Gruppentreffs werden von Menschen zelebriert, die sich gerne und regelmäßig treffen, um ihr Bedürfnis nach Zugehörigkeit zu befriedigen.
Klassische Stammtischparolen sind pauschalisierend, vereinfachend und verkürzend. Oft werten sie andere Menschen ab, manchmal werden sie zynisch, manchmal aggressiv hervorgebracht, was die Vormachtstellung der Sprechenden unterstreichen soll. Stammtischweisheiten sind keine Meinungen, sondern unantastbare Wahrheiten, deren Gültigkeit man sich gegenseitig auf die Schultern klopfend bestätigt.
Paranoide Frauenfeindlichkeit, Rassismus und Diskriminierung finden aber nicht nur am Stammtisch statt. Sondern auch dann, wenn der Mann* in der Schlange vor der Supermarktkasse verlautbart, Frauen* würden an den Herd gehören, weil sie sogar zum Kassieren zu dumm seien. Dann, wenn der Nachbar bei der gemeinsamen Fahrt im Aufzug in melancholisches Selbstmitleid versunken verkündet, früher wäre alles besser gewesen und es gehöre wieder ein starker Mann* her. Und dann, wenn der ältere Kollege zur neuen Projektmitarbeiterin sagt: „Ach, ich freue mich so, dass Sie jetzt auch bei uns mitarbeiten. Jetzt habe ich endlich etwas Schönes zum Anschauen.“ Dann haben wir es mit Stammtischparolen zu tun.
Auch die Kommunikation innerhalb von Freundeskreisen in sozialen Medien können der Stammtischdynamik folgen, gerade wenn Programme und Filter dafür sorgen, dass einem nur Inhalte in die Timeline gespült werden, die dem eigenen Weltbild entsprechen.
Woher rührt diese moralische Blindheit und die menschliche Bereitschaft, Vorurteile als die ganze Wahrheit zu sehen? Wieso benötigen Menschen stets Feindbilder, und wieso hoffen sie ausgerechnet durch das Bekämpfen aller Menschen, die leicht zu diskriminieren scheinen, auf ein Rettungsboot, das sie zu ihrer eigenen Würde, Selbstachtung und zu den Normen des vernünftigen Zusammenlebens führt?
Teilnehmer*innen von Stammtischtreffen weisen üblicherweise ein hohes Harmoniebedürfnis auf und bieten keinen Raum für Zweifel an der eigenen, fertigen Meinung. Der Gruppenzusammenhalt am Stammtisch lebt von der Übereinstimmung der Meinungen, und dieses scheinbare Zusammengehörigkeitsgefühl darf nicht gestört werden. Wer nicht die gleiche Sprache spricht, wer sich dem moralischen Reinheitsgebot der Stammtischmehrheit nicht fügen will, wird dort für überflüssig erachtet.
Diese „Wir sind wir“-Mentalität („Wir wissen, wo’s lang geht“) führt zu einer Abwertung, Stigmatisierung und Ausgrenzung von Menschen, die anders sind oder anders denken. Auf Stammtischparolenniveau formuliert: Wer am Stammtisch Ausländer verteidigt, wird selbst zum Ausländer.
Auffällig ist, dass Stammtischen abwertende und/oder ausgrenzende „Argumente“ nie ausgehen, und dass sich die Sprechenden gerne selbst zu Opfern stilisieren. Gemeinsame Feindbilder stiften Zusammenhalt.
Ist es überhaupt möglich, Zivilcourage zu lernen, sozialen Mut zu trainieren und öffentliches Eintreten für Werte wie Gerechtigkeit, Toleranz und Solidarität zu fördern? Lohnt es sich, auf „blöde“ Sprüche einzugehen, und wenn ja, wie verliert man dabei nicht die Nerven oder das eigene Gesicht?
Der erste Schritt, also die Grundvoraussetzung ist, den Mut aufzubringen, die Parole nicht einfach so stehen zu lassen, sondern zu reagieren.
Wer allerdings gegen sexistische, homophobe oder rassistische Parolen vorgehen will, sollte die eigenen Beweggründe für eine Intervention kennen und sich einige Strategien zurechtlegen. Und sich fragen: Welche Strategien passen zu mir?
Oft wirken Interventionen oder Gespräche nach. Daher ist jede Äußerung besser als keine. Es ist anzunehmen, dass sich das Gegenüber in diesem Moment auf keine Diskussion einlassen, ja sogar nur provozieren will. Da wir aber meistens Zuhörer*innen um uns haben, beispielsweise in der Straßenbahn oder beim Familienfest, können Interventionen auf diese bestärkend wirken.
Es ist daher sinnvoll, sich vor einem Diskussionseingriff zu fragen (beziehungsweise sich im Vorfeld mit diesen Fragen zu beschäftigen): Was möchte ich im Gespräch erreichen? Möchte ich Denkanstöße geben? Möchte ich etwas richtigstellen? Will ich dem passiv wirkenden Publikum, den Unentschlossenen etwas sagen? Möchte ich für jemanden Partei ergreifen oder Menschen schützen, die physische Opfer von zunächst verbalen Attacken werden könnten?
Strategie 1
NACHFRAGEN
Da sexistische, abwertende oder ausgrenzende Parolen meistens wenig reflektierte, eher einfach dahingesagte Äußerungen sind, hilft es oft, den Phrasendrescher*innen mit einer Gegenfrage zu begegnen. Behauptet zum Beispiel jemand, dass Frauen* mit Kopftüchern unterdrückt werden, könnte eine Gegenfrage lauten: „Echt? Hat dir das eine Kopftuch tragende Frau* erzählt? Erzähl mir mehr!“
Wichtig bei dieser Strategie ist jedoch, dass man Interesse und Offenheit für die möglichen Antworten des Gegenübers zeigt, zuhört und nicht bekehren möchte. Denn nur dieser Zugang bietet die Grundlage für eine Diskussion, die später fruchtbar enden kann.
Strategie 2
EINIGKEIT IN DETAILS SUCHEN
Wenn sich die Möglichkeit ergibt, lohnt es sich, dem Gegenüber punktuell Recht zu geben. Das entspannt das Gespräch und zeigt auf, welch unterschiedliche Schlüsse sich aus einer ansatzweisen Übereinstimmung ergeben können.
Strategie 3
WIDERSPRÜCHE AUFZEIGEN
Subversives Argumentieren oder Widersprüche aufzuzeigen sind ebenfalls gute Strategien gegen Bullshit. Sie führen womöglich zu keiner sachlichen Argumentation, können Parolendrescher*innen aber dazu bewegen, über die eigenen Aussagen nachzudenken. Wenn also jemand meint, wir haben zu viele Ausländer hier, lässt sich nachfragen: „Wen meinst denn du überhaupt mit Ausländern?“, „Woran misst man diese Zahl oder was meinst du mit zu viel?“, „Was würde passieren, wenn wir zu wenige Ausländer hier hätten?“, „Wer würde die Drecksarbeit machen?“, „Wer misst mit welchen Mitteln, ab wann die Ausländer zu viel sind?“ oder „Wie viele echte Münchner spielen eigentlich noch beim FC Bayern München?“
Strategie 4
NICHT-FAKTEN DEKONSTRUIEREN
Hinter xenophoben oder sexistischen Parolen stehen immer soziale Vorurteile. Vorausgesetzt, man hat sich Gehör verschafft und das Gegenüber lässt sich auf eine Diskussion ein, sollte man im ersten Schritt versuchen, das kollektive „die“ aufzulösen. Denn es sind nicht „die Ausländer“, „die Juden“, „die Afrikaner“, „die Schwulen und Lesben“, „die Arbeitslosen“ oder „die Frauen*“, die jeweils homogene Gruppen bilden. Wir alle sind Menschen. Besonders in Situationen, in denen sich Freund*innen, gute Bekannte, sympathische Verwandte oder die Lieblingstante – also all jene Menschen, mit denen man emotional verbunden ist – sexistisch, fremdenfeindlich oder diskriminierend äußern, sollte man darauf achten, sich nicht im Ton zu vergreifen. Besser ist es, die eigenen Worte behutsam zu wählen, um so eine respektvolle Basis für die weitere Diskussion zu schaffen. Behauptet also jemand beispielsweise: „Frauen* sind doch schon längst gleichberechtigt!“, ließe sich darauf erwidern: „Frauen* können heute, von Soldatin bis Astronautin, tatsächlich fast alles werden, das ist auch mein Eindruck. Aber kannst du mir ein paar Zahlen nennen? Weißt du womöglich, wie hoch der Prozentsatz weiblicher Aufsichtsratsmitglieder in Konzernen ist? Oder wie viele Frauen* im deutschsprachigen Raum Chefärztinnen sind?“
Strategie 5:
AUF MÖGLICHE KOOPERATIONSPARTNER* INNEN ACHTEN
Schweigende Zuhörer*innen können durchaus durch Kopfnicken und zugewandte Körpersprache Unterstützung signalisieren. Es kann hilfreich sein, darauf zu achten, mögliche Kooperationspartner*innen einzubeziehen, indem man fragt: „Was sagst du dazu?“, „Wie siehst du das?“
Wichtig ist, in Diskussionen mit Andersdenkenden nicht moralisierend, belehrend oder bewertend aufzutreten, sondern mit Offenheit und Interesse zuzuhören – auch wenn das bei vielen Menschen auf den ersten Blick Irritation auslösen mag. Es hilft, zu versuchen, in einen ernsthaften Dialog zu treten, sich nicht provozieren zu lassen, gegensätzliche Meinungen auszuhalten, zu reagieren, aber nicht immer sofort reagieren zu müssen. Die genannten Strategien sind ein Grund-Werkzeugkasten und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie können aber Auseinandersetzungen zu Chancen des Umdenkens werden lassen und Frust lindern.
Viel wird derzeit über die Diskurskultur geklagt: Sie sei aus dem Ruder gelaufen, sagt man. Die Leute würden nicht mehr miteinander sprechen, sondern höchstens übereinander, Hate Speech würde die sozialen Netzwerke im Internet fluten und für eine vernünftige Auseinandersetzung werde der Raum immer kleiner.
Diese Beobachtung ist nicht falsch. Aber sie begeht einen entscheidenden Denkfehler: Sie tut so, als handle es sich dabei um eine neue Entwicklung. Dabei gab es noch nie so viel zivilisierte Diskurskultur wie heute. Noch nie hatten so viele Menschen weltweit die Möglichkeit, sich in unzähligen Gesprächen auszutauschen. Und noch nie in der Geschichte der Menschheit war die Lust so groß, alles Mögliche und Unmögliche in einer nicht enden wollenden Anzahl von Kommentaren auf allen möglichen Plattformen zu diskutieren.
Dabei fallen solche Teilnehmer*innen immer wieder auf, die die dort geführten Gespräche absichtlich stören. Früher gab es solche Leute natürlich auch, aber sie waren auf Halbstarke auf dem Schulhof oder Pöbler auf der Straße beschränkt. Man konnte ihnen meistens gut aus dem Weg gehen, denn in der analogen Welt sprach sich so etwas schnell herum.
Die Mittel, um zu stören, wurden nicht erst mit dem Internet erfunden. Sie sind sehr alt und basieren auf Formen der Kommunikation, die es schon immer gab: üble Nachrede, Beleidigung, Gerüchte oder das Anprangern anderer in der Öffentlichkeit. Hinzu kommen ein paar ebenfalls sehr alte rhetorische Tricks, mit denen man die eigene Überlegenheit vorgaukelt, sowie die Sprücheklopferei eines Schulhofschubsers.
Im Grunde ist das Rezept, das eine Diskussion entgleisen lässt, sehr einfach zu verstehen. Neu sind nur das Ausmaß und die relative Freiheit, mit der Hunderte „Trolle“ sich auf ein Opfer stürzen oder ganze Diskussionsfäden mit unsachlichen und provokanten Beiträgen aus dem Ruder laufen lassen können. Welche Taktiken stehen dafür zur Verfügung? Und wie begegnet man ihnen sinnvoll?
Bullshit-Taktik 1
DIE ABLENKUNG
Die einfachste Art und Weise, ein Gespräch scheitern zu lassen, besteht darin, ständig vom Thema abzulenken. Am besten geht das durch Fragen oder mit steilen Thesen, die nur lose mit dem bisherigen Thema zu tun haben.
Wie reagieren? Oft will man jemandem aus Freundlichkeit die Möglichkeit geben, an einer Diskussion teilzunehmen. Diese Freundlichkeit kann aber ausgenutzt werden. Sobald man merkt, dass jemand absichtlich das Thema wechselt, kann man ihn auf das eigentliche Thema hinweisen und ansonsten seine Ablenkungen ignorieren.
Bullshit-Taktik 2
DAS FRAGE- UND ANTWORTDIKTAT
Wer ein Gespräch empfindlich stören will, muss die Teilnehmer*innen dazu bringen, nach der eigenen Pfeife zu tanzen. Eine oft genutzte Möglichkeit, das zu erreichen, ist das Frage- oder Antwortdiktat. Dabei stellt man den Teilnehmer*innen immer wieder neue Fragen, die sie zu beantworten haben. Man simuliert sozusagen eine Prüfungssituation – und sich selbst als Prüfer*in. Wird die Antwort auf die Frage verweigert, spottet man über die Unfähigkeit und das Unwissen der Teilnehmer*innen und bringt sie so gegen sich auf: „Du kannst ja nicht einmal eine einfache Frage beantworten.“ Dieser Spott verschleiert, dass niemand einfach so in der Pflicht steht, die Fragen anderer beantworten zu müssen. Und er verschleiert außerdem, dass die Fragen, die im Fragediktat gestellt werden, selbst sehr voraussetzungsreich sein können – und eigentlich der Fragende erst einmal Fragen zu seinen Fragen beantworten müsste.
Eine Variante davon ist das Antwortdiktat: „Ist der Sachverhalt gegeben, ja oder nein?“, „Siehst du das so, ja oder nein?“ In einem Antwortdiktat gibt man selbst bestimmte Antworten vor, aus denen der oder die andere dann auswählen soll. So diktiert man anderen die Richtung ihrer Antworten und zwingt sie dazu, Differenzierungen wegzulassen.
Wie reagieren?