Copyright © 1993 James B. Richards
Die amerikanische Originalausgabe unter dem Titel Grace: The Power To Change erschien bei Impact Ministries, Publications Department, 3300 N. Broad Place, Huntsville, AL 35805, USA, www.impactministries.com
Die deutsche Übersetzung wurde vermittelt und koordiniert durch: Wimberger Ministry, Sankt Peter Straße 13, A-4240 Freistadt, Österreich, Tel/Fax 0043 (0) 79 4272262
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
Bibelzitate, sofern nicht anders angegeben, wurden der Einheitsübersetzung entnommen. Copyright © 1980 Kath. Bibelanstalt GmbH, Stuttgart. Alle Rechte vorbehalten. Alle Bibelübersetzungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Verlage verwendet. Hervorhebungen einzelner Wörter oder Passagen und Klammerzusätze innerhalb von Bibelzitaten wurden vom Autor vorgenommen.
ELB Revidierte Elberfelder Bibel © 1985, 1991, 2006, SCM R.Brockhaus im SCM Verlag GmbH & Co. KG, Witten.
SLT Bibeltext der Schlachter Übersetzung, Copyright © 2000 Genfer Bibelgesellschaft.
KJV King James Version. Zitate wurden aus dem Englischen übersetzt.
Umschlaggestaltung: spoon design, Olaf Johannson
Übersetzung: Romedi und Irene Pitsch, Sonja Lengauer
Korrektorat: Thilo Niepel
Satz: Grace today Verlag
Druck: CPI − Clausen & Bosse, Leck
Printed in Germany
E-Book-Erstellung: CPI − Clausen & Bosse, Leck
1. Auflage 2018
© 2018 Grace today Verlag, Schotten
Paperback: ISBN 978-3-95933-095-4, Bestellnummer: 372095
E-Book: ISBN 978-3-95933-096-1, Bestellnummer: 372096
Nachdruck und Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlages.
www.gracetoday.de
Dieses Buch wird dem Schriftsteller, Prediger und persönlichen Freund Robert Paul Lamb gewidmet. Deine Ermutigung und Hilfestellung haben mich zum Schreiben gebracht.Tausenden von Menschen konnte geholfen werden, weil du mir geholfen hast, mein erstes Buch zu schreiben und zu veröffentlichen. Ich danke dir.
Kapitel 1 Gnade – die Kraft zur Veränderung
Kapitel 2 Gnade – Gottes Fähigkeit
Kapitel 3 Die Gnade Jesu
Kapitel 4 Wo die Sünde mächtig wurde
Kapitel 5 In meiner Schwachheit
Kapitel 6 Gnade statt Sünde
Kapitel 7 Die vielfältige Gnade Gottes
Kapitel 8 Gnade im Herzen
Kapitel 9 Gnade durch Gerechtigkeit
Kapitel 10 Der Brustpanzer der Gerechtigkeit
Kapitel 11 Die Tür zum Herzen
Kapitel 12 Heraus aus dem Grab
Kapitel 13 Die Zeit der Not
Kapitel 14 Von Sünde befreit
Kapitel 15 Wie Gottes Gnade behindert wird
Kapitel 16 Die Versuchung überwinden
Kapitel 17 Die Gnade zur Veränderung
Kapitel 18 Betrachtung des Herzens
Kapitel 19 Vollendete Gnade
Kapitel 20 Mühelose Veränderung
Kapitel 21 Die Wahrheit über Gott
Bibliografie
Über den Autor
Über Impact Ministries
Die wahrscheinlich größte Frustration erleben ernsthafte Gläubige, weil sie es nicht schaffen, sich zu verändern. Im Großen und Ganzen scheint es, dass Christen ihre Probleme ein Leben lang behalten. Dies ist nicht der Wille Gottes für den Christen. Dennoch sehen wir in den meisten Fällen diesen Tatbestand.
Ich habe viele Situationen beobachtet, in denen Individuen in eine Falle tappen, aus der sie sich anscheinend nicht befreien können. Dies ist für die meisten Menschen die größte Frustration auf ihrem Weg mit Gott. Doch das muss nicht so bleiben.
Wenn jemand errettet wird, gibt es normalerweise in vielen Bereichen eine sofortige Veränderung, doch ist diese Veränderung nur kurzlebig. Es scheint, dass sehr viele Gläubige in die Sünden zurückfallen, an die sie gebunden waren, bevor sie zum Herrn kamen. Es bleibt dann meistens nicht bei diesen offensichtlichen Schwierigkeiten, sondern dies veranlasst viele Neubekehrte, die Wirklichkeit ihrer Heilserfahrung in Frage zu stellen.
Wenn jemand in die Sünde zurückfällt, bedeutet das nicht, dass die Heilserfahrung nicht echt war. Normalerweise fällt man durch Unwissenheit oder Unglauben in Bezug auf den Wandel in der Gnade Gottes in Sünde zurück. Die Bibel versichert uns, dass das Empfangen und Verharren in der Gnade die einzige Möglichkeit ist, über die Sünde zu siegen. In Römer 6,14 (ELB) steht: »Denn die Sünde wird nicht über euch herrschen, denn ihr seid nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade.«
Dann gibt es die Sünden, in die wir fallen, nachdem wir wiedergeboren sind. Als erfahrener Seelsorger habe ich beobachtet, wie selten etwas erfolgreich überwunden wird, wenn es einmal von einem Gläubigen Besitz ergriffen hat. Wenn ein Problem erst einmal zur Gewohnheit wurde, ist es meist ein Leben lang da. Aus diesem Grund müssen wir vor allem unser Herz behüten. Werden unsere Herzen je mit Sünde angesteckt, dann scheint es unmöglich, diese zu überwinden.
Gnade sichert uns den Sieg über Sünde.
Deshalb ist es allein die Gnade, die bestimmt, ob das christliche Leben ein Leben in Glück, Frieden, Ruhe und Sieg oder eines in Schwierigkeiten, Frustration und Niederlage sein wird. Wenn ein Neubekehrter auf dieselbe Weise mit dem Herrn weitergehen würde, wie er zum Herrn kam, könnte keines dieser Probleme jemals auftreten. »Wie ihr nun den Christus Jesus, den Herrn, empfangen habt, so wandelt in ihm« (Kol 2,6 ELB).
Die größte Veränderung, die sich jemals im Leben eines Menschen ereignet, geschieht im Moment der Errettung. In einem Augenblick verändert sich alles. Diese Veränderung geschieht nur durch einfachen Glauben. In dem Moment, in dem wir Gott vertrauten, kam seine Gnade in uns und wir erfuhren Veränderung. Wenn nun die größte Veränderung durch unseren Glauben bewirkt wurde, weshalb verbleiben wir dann nicht einfach in demselben schlichten Glauben? Oder, wie Paulus im Brief an die Galater (Gal 3,3 ELB) schrieb: »Seid ihr so unverständig? Nachdem ihr im Geist angefangen habt, wollt ihr jetzt im Fleisch vollenden?«
Mit anderen Worten: Als du diese Errettung erfuhrst, hat der Geist Gottes in dir ein Werk begonnen. Glaubst du, dass du nun, wo du errettet bist, dieses Werk durch deine eigene Fähigkeit vollenden wirst? Die Antwort ist offensichtlich: Nein! Genauso sicher, wie du dich nicht selbst durch deine Bemühungen erretten konntest, kannst du auch keine Veränderung durch deine Anstrengungen herbeiführen. Du wirst nicht durch Gnade errettet und dann durch Werke in Gerechtigkeit geführt.
Als du zu Jesus kamst, gab dir Gott ein neues Herz und einen neuen Geist. »Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch. Ich nehme das Herz von Stein aus eurer Brust und gebe euch ein Herz von Fleisch« (Hes 36,26). Dein Geist wurde nicht nur neu geschaffen; er wurde auch gerecht, vollendet und komplett gemacht. Dein Geist ist nicht als kleines Baby geschaffen worden, das erst heranwachsen muss. Gott tat ein vollendetes Werk in dir. Dein Geist ist so vollständig, rein, gerecht und vollendet, wie er es für ewig sein wird.
Du brauchst nicht erst gerecht zu werden, deine Not besteht darin, wie du das, was in deinem Geist ist, in deinem Leben zur Auswirkung bringst. Wie wird das, was du im Innern bereits hast, nach außen hin wirksam? Wie bekommst du all diese Gerechtigkeit, Heiligkeit und Vollkommenheit in deine Lebensbereiche hinein?
Alles, was Gott in deinem Geist gewirkt hat, kommt durch dein Herz in dein Leben. Der Zustand des Herzens bestimmt, was aus deinem Geist herausfließen wird. Als du einen neuen Geist bekamst, erhieltst du auch ein neues Herz. Das Herz und der Geist sind offensichtlich nicht das Gleiche. Für Herz und Geist gibt es im Hebräischen verschiedene Wörter, genauso wie es auch im Griechischen verschiedene Wörter für Herz und Geist gibt. Zusätzlich werden die Funktionen der beiden verschieden beschrieben.
Das Herz ist der Sitz deiner Person, der Sitz von dem, wer du wirklich bist. Das Herz ist der Ort, an dem sich verbindet, wer du in deinem Geist und wer du in deiner Seele bist. Alles, wozu dich Gott im Geist durch deine Neugeburt gemacht hat, kommt mit den Gedanken, Überzeugungen und Gefühlen der Seele zusammen. All dies zusammen verbunden, ergibt dein wahres Selbst.
Bei deiner Neugeburt machte Gott auch dein Herz neu. Alle Verletzungen und Ängste der Vergangenheit wurden geheilt. An Gott zu glauben, wurde plötzlich einfach. Du bekamst neue Gefühle in Bezug auf beinahe alles, aber das meiste war nicht von langer Dauer. Weshalb?
Während unser Geist nur durch Gott verändert werden kann, kann unser Herz nur durch unser Denken verändert werden. Was wir denken, welchen Dingen wir uns aussetzen, welche Gedanken wir übernehmen, all das bewegt und beeinflusst unser Herz. Die meisten von uns bringen es zustande, das Werk, das Gott in uns vollbracht hat, zu zerstören und bauen somit eine Schranke auf, welche verhindert, dass Gottes Leben auch in unsere Seele und in unseren Körper fließen kann.
Erinnere dich: Das Herz ist der Tunnel, durch den das Leben Gottes, das in unserem Geist ist, den übrigen Teil unseres Wesens erreicht. Unser Geist kann voller Leben, Heilung, Freude und Integrität sein, doch der Zustand unseres Herzens kann verhindern, dass sich all dies in unserem gesamten Sein auswirkt.
Wenn wir die Freude an unserer Errettung, den Sieg über die Sünde und alles andere, das Gott uns bei der Bekehrung gab, verlieren, so ist dies nicht eine Widerspiegelung des Zustandes unseres Geistes, sondern des Zustandes unseres Herzens.
Lass mich dir eine Geschichte erzählen, die ich schon hunderte Male gehört habe. Sie geht ungefähr so:
»Ich wurde errettet und alles war großartig. Ich fühlte die Liebe Gottes. Ich war glücklich. Jedes Mal, wenn ich betete, hatte ich den Eindruck, dass Gott mein Gebet hört. Das Leben war so wunderbar. Dann, irgendwann, begann es sich zu ändern. Ich spürte nicht mehr die Freude und den Frieden, die ich gefühlt hatte. Ich verlor das Interesse, in der Bibel zu lesen. Alles schien auszutrocknen.
Ich ging und sprach mit meinem Pastor und er sagte, dass ich, als ich errettet wurde, einem kleinen Christenbaby glich. Danach hätte Gott diese besonderen Dinge deshalb für mich getan, weil ich eben wie ein kleines Baby war. Aber jetzt erwarte Gott, dass ich erwachsen und reif werde. Er erwarte, dass ich auf meinen eigenen Beinen stehe.«
Es noch ernsthafter zu versuchen ist nicht die Lösung.
Alles an diesem Ratschlag scheint sehr vernünftig und praktisch zu sein, jedoch gibt es da ein Problem. Du kannst diese Art von Ratschlag nirgendwo in der Bibel finden. Du hast vielmehr diese Gefühle deshalb verloren, weil sich dein Herz veränderte. Gott änderte sich nicht; Errettung änderte sich nicht; die Bedingungen für Errettung änderten sich nicht – DEIN HERZ ÄNDERTE SICH. Deshalb kannst du nun nicht mehr an dem teilhaben, was Gott für dich bereitet hat.
Die Art von Ratschlag, den die meisten Menschen an diesem Punkt erhalten, bringt sie geradewegs dazu, ihre Hoffnung in ihr Tun, und nicht in die Gnade zu setzen. Hier beginnt es, dass wir anfangen zu versuchen, gut genug für Gott zu werden, damit er uns diese Gefühle wieder gibt. Auf diese Weise startet die emotionale Achterbahnfahrt. Je mehr wir den typisch religiösen Ratschlägen folgen, desto schlimmer wird es. Kein Wunder, dass so viele Menschen einfach aufgeben.
Die Enttäuschung darüber ist uns deshalb so dramatisch bewusst, weil wir um unsere höchste Berufung von Gott wissen. Als Gott den Menschen schuf, war es seine Absicht, dass der Mensch gemäß Gottes Gestalt und Ebenbild leben sollte. Von dieser gottgegebenen Identität und Gerechtigkeit aus würde der Mensch dann in eine vertraute Beziehung mit Gott treten können. Erst als der Mensch die ihm von Gott gegebene Identität ablehnte, verlor er das Vertrauen, eine Beziehung mit Gott haben zu können.
Von Anfang an war der Mensch dazu bestimmt, durch die Macht Gottes dem Bilde Jesu gleichgestaltet zu sein und in einer fortdauernden Liebesbeziehung mit seinem Gott und Vater zu stehen. Dies ist die größte Berufung für den Gläubigen.
Diese Umgestaltung wurde nur durch den Herrn Jesus Christus möglich gemacht. »Denn die er vorher erkannt hat, die hat er auch vorher bestimmt, dem Bilde seines Sohnes gleichförmig zu sein, damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern« (Röm 8,29 ELB). Der Mensch wurde mit einem starken Bedürfnis geschaffen, so wie sein Schöpfer zu sein. David drückte es wie folgt aus: »Ich aber, ich werde dein Angesicht schauen in Gerechtigkeit, werde gesättigt werden, wenn ich erwache, mit deinem Bild« (Ps 17,15 ELB). Der wiedergeborene Gläubige hat ein Verlangen, in Gottes Ebenbild verwandelt zu werden. Was auch immer wir versuchen – sei es mit diesem Wunsch umzugehen oder ihn zu verdrängen –, er bleibt in uns. Er ist ein Teil unserer neuen Natur. Der Heilige Geist wirkt ununterbrochen in uns, um dies zu vollbringen.
Aus diesem Grund ist das Begehren, sich zu verändern, in jedem Gläubigen sehr stark, außer es wird verdrängt oder verzerrt. Dieses angeborene Bedürfnis ist für viele eine Hauptquelle für Frustration. Wenn Hoffnung nicht erfüllt wird, sagt die Bibel, wird das Herz krank (Spr 13,12). Dies ist besonders dann wahr, wenn das, worauf wir hoffen, eine Veränderung des Charakters ist, die uns von jenen Sünden befreien würde, die wir zu hassen begonnen haben. Wir wünschen, uns zu ändern, doch es scheint unmöglich.
Diese Unfähigkeit zur Veränderung kann viele Gesichter haben. Unterdrückung, Selbstrechtfertigung, Kritik, Gesetzlichkeit oder Depression sind nur einige der vielen fleischlichen Formen, wie man mit dem Problem fertig zu werden versucht. Wenn ein Gläubiger nicht lernt, die Gnade zur Veränderung anzunehmen, wird sein Leben voller Frustrationen und Täuschungen sein.
Meine Beobachtung war, dass sich die meisten Christen ändern wollen. SIE WISSEN NUR NICHT WIE. Für viele entwickelt sich der Hunger nach Veränderung zum lebenslangen Kampf mit dem Fleisch, was zu einer Werksmentalität führt. Obwohl diese Menschen vielleicht moralisch gut leben, gibt es nur wenig innere Siege. Ihre Gedanken wüten noch immer in ihnen. Sie mögen sogar von Seminar zu Seminar oder von Seelsorger zu Seelsorger gehen und nach dem »gesalbten, geheimen Rezept« suchen, das sie befreien würde. Wahrer Sieg geht aber weit über Verhalten und Leistung hinaus. Richtiges Verhalten hat nur wenig Wert, wenn wir dabei innerlich das Verlangen haben, anders zu handeln.
Wahrer Sieg bedeutet nicht, von der Sünde fortzulaufen, während man sich gleichzeitig danach sehnt, ihr nachzugeben. Wahrer Sieg bedeutet, sich mit einem tiefen Gefühl von Freude, Frieden und Genugtuung von der Sünde abzuwenden.
Gott hat etwas Besseres als »in den sauren Apfel zu beißen«. Es ist nicht sein Wille, dass der Weg des Christen so schwierig sei. Es ist sein Wille, dass wir durch den Geist des Herrn von Herrlichkeit zu Herrlichkeit verwandelt werden (2Kor 3,18). Jesus sagte: »Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt, ich werde euch Ruhe geben« (Mt 11,28). Wenn dein Christenleben voller Anstrengung und Bürde war, ist es Zeit, dass du zu Jesus kommst. Du sagst vielleicht: »Ich bin bereits zu Jesus gekommen. Ich wurde wiedergeboren, ich weiß, dass ich gerettet bin. Ich muss nicht erst zu Jesus kommen.« Oh ja, das musst du! Du musst zu Jesus kommen und von ihm lernen, damit du Ruhe finden kannst. Du bist vielleicht Jesus begegnet, aber nun ist es Zeit, dass du von IHM LERNST.
Die Kinder Israels sind ein »Modell« bzw. ein Beispiel für uns. Wir können aus ihren Fehlern lernen. Sie weigerten sich, in die Ruhe einzutreten. Sie weigerten sich, Gott zu vertrauen und sich die Siege von ihm schenken zu lassen. Er wollte, dass sie in das versprochene Land gingen. Er wollte, dass sie in Häusern lebten, die sie nicht gebaut hatten, und dass sie Früchte essen würden, die sie nicht gepflanzt hatten. Mit anderen Worten, sie sollten die Früchte der Arbeit eines anderen genießen.
Aber sie wollten nicht in das verheißene Land gehen. Sie schauten auf den Feind. Sie schauten auf die Hindernisse. Sie schauten auf die Riesen und sie sagten: »Wir schaffen das nicht!« Gott wusste, dass sie es nicht schaffen konnten. Er erwartete nicht von ihnen, dass sie es aus eigener Kraft tun. Er sagte, dass er den Feind austreiben würde. Doch sie vertrauten IHM nicht. Wie es in Hebräer 3,19 heißt »Und wir sehen, dass sie wegen ihres Unglaubens nicht hineinkommen konnten.«
Sie starben in der Wüste vor Angst, Frustration und Einschüchterung, weil sie nicht in die Ruhe eingingen. Sie haben den Punkt nicht erreicht, wo sie auf Gott vertrauten, dass ER das tut, was ER sagt, dass ER tun würde. Weil sie nicht in die Ruhe eingingen, starben sie in der Wüste. Ähnlich werden auch wir in unserer emotionalen Wüste sterben, wenn wir nicht in die Ruhe (Gnade) eintreten. »Fürchten wir uns nun, dass nicht etwa, während die Verheißung in seine Ruhe einzugehen, noch aussteht, jemand von euch als zurückgeblieben erscheint. Wir gehen nämlich in die Ruhe ein als die, die geglaubt haben, wie er gesagt hat … Denn wer in seine Ruhe eingegangen ist, der ist auch zur Ruhe gelangt von seinen Werken, wie Gott von seinen eigenen. Lasst uns nun eifrig sein, in jene Ruhe einzugehen, damit nicht jemand nach demselben Beispiel des Ungehorsams falle« (Hebr 4,1; 4,3; 4,10–11 ELB).
Vertrauen muss verdient werden; es wird niemals geschenkt. Wir vertrauen Menschen allmählich, indem wir ihnen näherkommen. Indem wir sie näher kennen lernen, beginnen wir ihnen zu vertrauen oder ihnen zu misstrauen. Um jemanden zu kennen, musst du von ihm lernen. Sie LERNTEN NICHT VON IHM. Sie kannten Gott nicht wirklich. Moses kannte ihn. Sie wussten nur etwas ÜBER ihn.
Wenn du dich demütigst und von ihm lernst, wirst du Ruhe finden für deine Seele. Denn er sagt: »Denn mein Joch drückt nicht und meine Last ist leicht« (Mt 11,30). Wenn dein Joch nicht erträglich und deine Last nicht leicht ist, so hast du dich nicht wirklich mit Jesus verbunden; du hast nicht von ihm gelernt. Du kennst ihn nicht wirklich. Du arbeitest noch immer in eigener Kraft und aus eigener Fähigkeit heraus.
Die Kraft zur Veränderung ist inwendig in dir.
Indem du ihn durch ein Leben in Verbundenheit, durch Gebet und durch das Wort Gottes kennen lernst, wirst du dich an der Umgestaltung und Erneuerung, die du so sehr begehrst, erfreuen können. Anstatt danach zu streben und mit aller Kraft zu versuchen, dich zu ändern, wird es ein sehr natürlicher Vorgang sein. Es wird so sein, als ob du in eine neue Garnitur Kleidung schlüpfen würdest. Doch anstatt neue Kleidung anzulegen, wirst du ein neues Ich anlegen. Die Bibel befiehlt uns, den neuen Menschen anzuziehen, der erneuert ist zur Erkenntnis nach dem Bild dessen, der ihn erschaffen hat (Kol 3,10 KJV).
Du kannst dich ändern, du hast die Kraft dich zu ändern in deinem Innern. Indem du diese Seiten liest, wirst du die mühelose Veränderung durch die Kraft Gottes finden.
Wir sind es gewohnt, Gnade als Gottes unverdiente Gunst zu definieren. Wenngleich dies der Wahrheit entspricht, sagt es uns nicht, worin Gnade wirklich besteht; es sagt nur aus, dass sie für uns kostenlos ist. Eine der einfachsten Definitionen von Gnade ist »Fähigkeit«. Gnade ist Gottes Fähigkeit, die im Menschen wirkt und ihn befähigt, das zu tun, was er aus seiner eigenen Fähigkeit heraus nicht tun kann.
Der Mensch selbst hatte nie die Möglichkeit, seine Natur zu ändern. Jeremia fragt: »Kann ein Schwarzer seine Haut ändern, ein Leopard seine Flecken? Dann könntet auch ihr Gutes tun, die ihr an Bösestun gewöhnt seid« (Jer 13,23 ELB). Alle Menschen wurden mit einer Sündennatur geboren, und keine noch so große Anzahl guter Taten könnte jemals die Natur des Menschen ändern.
Gnade ist Gottes Fähigkeit, die in uns wirkt.
Menschen, die sich dem Gesetz unterstellen, tun sich schwer beim Versuch, sich zu ändern, aber die Bibel sagt, dass Gerechtigkeit niemals von jemandem durch das Gesetz erreicht wurde. Das Gesetz ändert die Menschen nicht; es gibt ihnen bloß ein Richtmaß für ihr Verhalten. Die Schwäche des Gesetzes ist das Fleisch (Röm 8,3). Wenn das Neue Testament von »Fleisch« spricht, verstehen wir diesen Begriff meist falsch. Wir denken bei Fleisch bloß an körperliches Verlangen. Während es sich manchmal wirklich darauf bezieht, wird es – besonders in den Briefen von Paulus – selten in diesem Sinne verwendet.
Das Fleisch bezieht sich auf die Fähigkeit des Menschen. »Im Fleisch zu sein« bedeutet, mit eigener Kraft und Anstrengung zu versuchen, uns zu ändern, etwas zu vollbringen oder zu werden, was wir sein sollten. Deswegen funktioniert das Gesetz nicht. Die Erfüllung desselben hängt von der Fähigkeit (vom Fleisch) des Menschen ab.
Da der Mensch niemals das Gesetz aus eigener Fähigkeit erfüllen (ihm gehorchen) kann, ist das Gesetz nicht viel mehr als eine Quelle für das Bewusstwerden von Sünde. Das Gesetz erfordert Perfektion, doch stellt es keine Mittel zur Verfügung, durch die unsere Natur geändert werden könnte. Das Gesetz gab uns nicht die Fähigkeit hierzu.
Jesus ist gekommen, um uns ein neues Leben zu geben. Dieses neue Leben ist mehr als eine Fahrkarte in den Himmel; es ist eine neue Natur, die augenblicklich in unserem Geist geboren wird. Gemäß Hebräer 7,19; 10,14 und 12,23 wird bei der Neugeburt der innere Mensch perfekt gemacht. Das wäre genug, wenn wir nicht in einem Körper leben und eine Seele haben würden. Gott beabsichtigt nicht, dich innerlich zu ändern, äußerlich aber unverändert zu lassen. Er erwartet auch nicht, dass du dich durch eigene Kraft veränderst. In Jesus hat er einen Weg geschaffen, sodass jeder Mensch verwandelt werden kann. Das, was im Innern vollkommen ist, kann das Äußere verändern.
Johannes sagt: »Am Anfang war das Wort und das Wort war mit Gott und das Wort war Gott. Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gelebt, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit« (Joh 1,1; 1,14). Jesus war durchdrungen und in jedem Bereich erfüllt und überfließend von Gnade (Gottes Fähigkeit) und Wahrheit. Jesus konnte nur dadurch als Mensch in Gottes Wahrheit wandeln, indem er Gottes Fähigkeit (Gnade) empfing. Alles, was Jesus getan hat, tat er als Mensch voller Gnade. Er gab uns ein vollkommenes Beispiel, wie ein Mensch über Sünde erhaben leben kann. Er konnte es durch Gottes Gnade (Fähigkeit), die in ihm wirkte.
Du sagst: »Toll, das war Jesus; aber ich? Wie kann das mir helfen?« Johannes fährt fort: »… aus seiner Fülle haben wir alle empfangen Gnade über Gnade« (Joh 1,16). Wir sind fähig, von dieser Gnadenfülle (Fähigkeit), die in Jesus wirkte, zu empfangen. Diese Gnade ist es, die das Leben im neuen Bund möglich macht. Abgesondert von der Gnade, Gottes Fähigkeit, würden wir noch immer aus unserer eigenen Kraft heraus kämpfen. Wir wären in keiner besseren Verfassung als die Gläubigen des alten Bundes.
Der Mensch hatte Wahrheit, bevor Jesus kam, da das Gesetz bereits durch Mose (Joh 1,17) gegeben worden war. Das Gesetz war Wahrheit. Der Mensch versuchte gemäß dieser Wahrheit zu leben, es gelang ihm aber nicht. Der Mensch scheiterte wegen des Fleisches (seiner Fähigkeit). Das Fleisch hat nicht die Kraft, Gott zu gehorchen. Das Fleisch will nur seine eigenen Wünsche erfüllen.
Aber durch Jesus kamen Gnade und Wahrheit. Jesus brachte nicht nur Wahrheit allein. Wahrheit wäre nur ein weiteres Gesetz gewesen, das der Mensch nicht hätte befolgen können. Als Jesus kam, brachte er uns Wahrheit, aber er brachte uns auch die Fähigkeit, diese Wahrheit zu leben. Das ist es, was die zwei Bünde unterscheidet. Der erste hing vom Menschen ab, der zweite hängt von Gott ab. Der erste brachte den Menschen Ruhm für seine Leistungen, die er für Gott erbrachte. Der zweite bringt Gott Ruhm für das, was er im Menschen vollbringt.
Jesus machte uns frei, damit wir die Wahrheit leben können.
Viele, die verzweifelt versuchen, sich zu ändern, lesen fleißig das Wort Gottes. Aber je mehr sie lesen, desto frustrierter sind sie, weil sie immer wieder Bereiche entdecken, in denen sie versagen. Das Wort Gottes zu kennen ist nicht genug. Wir müssen wissen, wie wir uns die Gnade zu eigen machen können, die wir brauchen, um das Wort zu leben.
Wir nahmen die Lehren Jesu und machten sie zu einer Sammlung von Gesetzen, denen wir gehorchen sollten. Seine Lehren verlangen jedoch weit mehr als das Gesetz. Jesus ging weit über den Bereich von Handlungen hinaus; er konzentrierte sich auf Motiv und Absicht. Er sagte nicht bloß, dass wir das Richtige tun sollen; er sagte, dass wir es mit ganzem Herzen tun müssen.
Als Jesus den Leuten das Gesetz lehrte, hat er es zu einem nicht zu erreichenden Standard erhoben. Dieser Standard bezog sich auf das Herz. Jesus zeigte so der religiösen Welt, dass Gott nicht nur richtige Taten will; er will ein aufrichtiges Herz. Auch stellte er fest, dass das Motiv des Herzens immer Liebe sein muss. Kein anderes Motiv würde akzeptiert werden.
Jesus war eigentlich kein Lehrer des neuen Bundes. Er war ein Lehrer des Gesetzes. Er lehrte von einem neuen Bund, der kommen würde, einem Bund, der besser als der erste wäre. Dieser Bund bringt Ruhe für eine gequälte Seele und nicht noch mehr Qual. Dieser Bund ist ein Bund, den Gott errichtet und zu dem er auch die Fähigkeit schenkt, ihn zu halten. Dies ist es, was diesen Bund zu einer solch guten Nachricht macht. Gott tut die Arbeit; wir glauben und empfangen.
Wenn Jesus davon sprach, wie schwer es ist, in Gottes Königreich einzutreten, wollte er damit nicht sagen, wie schwierig es sei, errettet zu werden und in den Himmel zu kommen. Der Ruf der Erlösung ergeht an »jeden, der glaubt«. Wenn du erschöpft und schwer beladen bist, sagt der Erlösungsruf, dass du kommen sollst und Jesus dir Ruhe geben wird. Es hört sich wie ein Widerspruch an, wenn er davon spricht, wie schwer es sei, in das Königreich des Himmels einzugehen.
Das Königreich des Himmels und das Königreich Gottes sind dasselbe. Ein rascher Blick in die Evangelien zeigt, dass die Terminologie nur den Empfängern entsprechend geändert wurde. Das Königreich war gegründet worden, als Jesus von den Toten auferstand und den neuen Bund mit dem Blut besiegelte. Die Schwierigkeit, in das Königreich Gottes zu kommen, betrifft jene, die Gnade und Gerechtigkeit nicht als ein freies Geschenk Gottes akzeptieren. Diejenigen, die die Lehre Jesu zu einem neuen Gesetz machen, werden mehr zu kämpfen haben als diejenigen, die unter dem Gesetz im alten Bund lebten.
Eine der größten Enttäuschungen für Gläubige des »vollen Evangeliums« besteht darin, um all die Lehren und Verheißungen Jesu zu wissen, sie aber nicht zur Wirkung bringen zu können. Wissen bringt nur dann Erfüllung, wenn es uns gelingt, es in die Praxis umzusetzen. Wissen, das nicht praktisch angewendet werden kann, wird schlussendlich eine Ablehnung der Wahrheit bewirken. Folglich ist es wichtig, die Gnade zu bekommen, um das, was wir wissen, auch ausleben zu können.
Das Wort wird nur durch Gottes Gnade in uns wirksam. Das Joch Jesu wird leicht, wenn ich ihm erlaube, die Arbeit zu tun und ich nur neben ihm hergehe. Wenn er die Arbeit macht, komme ich in eine enge, liebende und dankbare Abhängigkeit von ihm. Diese Abhängigkeit ist die Basis für eine Beziehung, die niemals altert oder gesetzlich wird.
Jesus ist die Quelle des Lebens und des Lobes.
Weil ich abhängig von ihm bin, wird er zur Quelle meines Lobes. Er wird zur Quelle meines Lebens. Meine Gedanken, Handlungen und Einstellungen drehen sich nur um ihn. Jesus selbst wird zum Brennpunkt dieses Lebens und der Ewigkeit. Vor den Menschen bezeuge ich seine Gnade, seine Liebe und seine Barmherzigkeit. Vor Gott wird er zur Quelle meiner Zuversicht, meines Friedens, meiner Freude und meines Lobes. Getrennt von der Gnade Jesu können wir niemals in die alles in Anspruch nehmende, persönliche Beziehung kommen, die die Bibel fordert. In der Fülle seiner Gnade jedoch wird er mein Alles in Allem.