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Drunvalo Melchizedek (links) und Daniel Mitel im Januar 2012

Drunvalo Melchizedek & Daniel Mitel

Lebe im Licht
deines
HERZENS

Meditative Zugänge in den heiligen Raum

Aus dem Amerikanischen von
Miriam Mabée

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Amerikanische Originalausgabe:

2018 erstmals Deutsch im AMRA Verlag

Herausgeber & Lektor

Michael Nagula

Fachredaktion

Iris Owji

Einbandgestaltung

Guter Punkt

Satz & Layout

Birgit Letsch

Druck

CPI books GmbH

ISBN Printausgabe 978-3-95447-343-4

Original language edition published by

Copyright © 2017/2018 by Drunvalo Melchizedek & Daniel Mitel

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Vorwort

Drunvalo Melchizedek

1Der Einheitsatem – eine Meditation

Der Einheitsatem Die Bewegung innerhalb des eigenen Körpers

2Eintritt in die Heilige Kammer des Herzens

Die Kogi-Methode Der Torus des Herzens Die Vorgehensweise von Jesus Der rein weibliche Weg der Intuition Die Methode des unteren Herzchakras

3Zwei Traumzustände

Zwei emotionale Körper Die Heilige Kammer des Herzens – zwei verschiedene Orte Metatrons Würfel

Daniel Mitel

4Finden, was Körper und Seele behagt

Die eigenen Gedanken beobachten Meine Jahre der Suche Beim Zuhören die Dualität überwinden Das innere Wissen Die Begegnung

5Lady Ana – die große Inkarnation des Wissens und das intuitive Herz

Ein gedankenfreier Zustand Der ganzheitliche Ansatz Wiederanbindung an die Ursprungenergie Der Umkehrungsprozess Der intuitive Zugang zum Herzen

6Die indischen Heiligen und die Reinigung des Herzens

Zugang zum Herzen durch Prana

7Die Mystiker auf dem Heiligen Berg Athos, die Heilige Teresa von Ávila und das Herzensgebet

Die Liebe zur Schönheit Die neun Tugenden und die acht vorherrschenden Leidenschaften Die Methode von Simeon dem Neuen Theologen Die Methoden des Mönchs Nikephoros Die neun Stufen des Betens der Heiligen Teresa von Ávila

8Die Meister der Herzmetaphorik

Zugang zum Herzen durch Herzmetaphorik

9Die heilige Flamme der Liebe

Die Mystiker und der Tanz des Herzens

10Das Chakra der bedingungslosen Liebe

Natürlicher Zugang durch das Herzchakra

11Die Weisheit der Ureinwohner

Zugang zum Herzen durch die Erdmethode

12Die Yogis des Himalaya

Das heilige Wasser von Dhulikhel Zugang zum Herzen durch das Dritte Auge

13Das Paradox

Zugang zum Herzen durch Achtsamkeit und Intention

14Der innere Kampf

Zugang zum Herzen durch Nichtstun

15Träumen innerhalb eines Traums

Zugang zum Herzen durch Träumen

16Die Melchizedeks

17Das HeartMath®Institute und die Erweiterung des globalen Herzens

Die Kraft des Herzens Die herzzentrierte Atemtechnik Heart-Focused Breathing™ entwickelt vom Heart Math®Institute

Liste der Meditationen

Über die Autoren

Register

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Vorwort

Niemals in der Geschichte der Menschheit war es wichtiger als heute, sich auf die Reise ins Herz einzulassen und es zu verstehen. Die Umstellung vom Herzen auf das Gehirn, die vor Tausenden von Jahren stattfand, ist uns sehr teuer zu stehen gekommen. Zu lernen, sich wieder auf das Herz zu konzentrieren, ist nicht nur eine spirituelle Angelegenheit, sondern unter den gegebenen Umständen vielleicht sogar entscheidend, wenn wir unser Leben auf diesem Planeten fortsetzen wollen.

Obwohl vor langer Zeit das Leben aus dem Herzen unser natürlicher Daseinszustand war, ging diese Lebensweise durch die mit dem Ego verbundenen Unwägbarkeiten verloren. Wir haben vergessen, wie es ist, frei zu sein – zu fliegen. Von den Sumerern bis zu den Tibetern, von den indischen Heiligen bis zu den Heiligen Vätern und Müttern Ägyptens hat es Generationen von Menschen gegeben, die ihr Leben der Praktizierung uralter Methoden widmeten, aus dem eigenen Herzen heraus zu leben.

Du, liebe Leserin und lieber Leser, magst nun annehmen, es sei dazu erforderlich, in den Himalaya oder nach Tibet zu ziehen, weil sich nur dort diese uralten Methoden praktizieren ließen. Du glaubst vielleicht, das Leben in den geschäftigen Städten dieser Welt halte uns davon ab, diese Übungen durchzuführen, oder es sei ein Lehrmeister nötig, der uns den Zugang zum Herzen öffnet. Doch der Lehrmeister, der dazu befugt ist, diesen Zugang zu schaffen, ist der Geist hinter den Augen, die gerade diese Sätze lesen. Du selbst bist es. Du selbst hast die Macht und die Fähigkeit, diesen Zugang in dir zu öffnen.

Lies das vorliegende Buch und lass dich darauf ein, die darin aufgezeigten Methoden voller Entdeckerfreude anzuwenden und zu üben. Entscheide selbst, welche Methoden für dich am besten geeignet sind.

Und dann heißt es: üben, üben und nochmals üben und sich daran zu erinnern, wer du in Wirklichkeit bist.

Dieses Buch verrät dir auch, welche Erfahrungen wir beim Zugang zu unserem Herzen mit dem Herzensgebet und dem Leben aus dem Herzen heraus gemacht haben. Das kann dir für deine eigene spirituelle Reise sehr hilfreich sein.

Und denke immer daran, dass für jeden von uns gilt: Du und ich, wir sind eins, denn wir kommen aus derselben Quelle. Ich bin du und du bist ich.

Drunvalo Melchizedek
Daniel Mitel

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Drunvalo Melchizedek

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»Wenn du im Herzen bist,
muss nichts getan werden,
um Veränderung herbeizuführen …
Es wird unwillkürlich
geschehen und voller Anmut.«

Drunvalo

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Der Einheitsatem – eine Meditation

Eines, das mich die indigenen Völker dieser Welt gelehrt haben, ist Folgendes: Vor jeder wichtigen Zeremonie muss man sich voller Liebe mit Mutter Erde verbinden, danach mit Vater Himmel und zuletzt, durch diese Erfahrung, mit dem Großen Geist oder Gott. Genauso muss es sein, wenn man Zugang zur Heiligen Kammer des Herzens sucht, sonst findet man diesen Raum nicht.

Anfänglich hatte ich das, was ich gleich erzählen werde, 1981 von Jimmy Reyna, einem meiner Mentoren in Taos Pueblo, in sehr schlichter, ursprünglicher Form gelernt. Aber an dieser Stelle kommt einer der großen spirituellen Lehrer der Traditionen des Kriya Yogas ins Spiel, der sich sehr elegant auszudrücken versteht.

Diese Begegnung fand etwa 1994 auf Jekyll Island in Georgia statt, ich bereitete mich gerade auf meinen Auftritt bei einer Veranstaltung mit dem Titel »Das Sonnenherz« vor. Mehrere spirituelle Lehrer lösten einander auf der Bühne dabei ab, das Publikum anzuleiten, eine wachsende Einheit mit dem Spirituellen, mit dem Geist, herzustellen, und ich war als Nächster an der Reihe. Ich saß hinter der Bühne in einem kleinen Raum vor einem Meditationsaltar, auf den jemand eine einzelne brennende Kerze und mehrere Fotos der spirituellen Vereinigung Self-Realization Fellowship gestellt hatte. Sie zeigten Krishna, Jesus, Babaji, Lahiri Maharshi, Sri Yukteswar Giri und Yogananda. Ich wusste, dass mich jemand vor meinem Auftritt abholen würde, und mir war auch schon klar, über was ich reden würde, also gab es nichts mehr zu tun, als mich auf mein Inneres zu konzentrieren. Für mich ist die beste Möglichkeit dazu die Meditation.

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Sri Yukteswar Giri (1855-1936)

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Paramahansa Yogananda (1893-1952)

Ich bezeugte also den großen Lehrern meine Verehrung und schloss die Augen, um zu meditieren. Langsam verblasste die Welt ringsum und verschwand, und als die Energie zunahm, hatte ich eine Vision. Dieser einzigartige Moment veränderte den Verlauf des Abends und meinen Vortrag vor dem Publikum – und später den Verlauf von fast allem in meiner spirituellen Welt.

Gleich darauf erschien mir nämlich Sri Yukteswar mit ehrwürdiger Miene. Obwohl ich stets eine enge Verbindung mit Yogananda, Sri Yukteswars Schüler, gespürt hatte, hatte ich über Sri Yukteswar selbst nie genauer nachgedacht. Doch da war er nun und kam geradewegs auf den Punkt, wie ich es jetzt auch tun möchte.

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Der Einheitsatem

Sri Yukteswar teilte mir mit, in Indien würde niemand auch nur daran denken, sich dem Göttlichen zu nähern, bevor er oder sie seine Gedanken und sein Herz nicht in einen bestimmten Zustand versetzt hätte. Er gab mir sehr präzise Anweisungen dafür, wie man sich bewusst mit dem Göttlichen und schließlich mit Gott verbinden kann.

Der Ort, an dem man sich befindet, ist dabei nicht entscheidend, aber ich verwende einen Altar mit einer einzelnen brennenden Kerze, auf die ich mich geistig ausrichte. Ich spüre und ehre die Gegenwart meiner Lehrer, und wir beginnen alle gemeinsam zu atmen, als Einheit.

Im Folgenden gebe ich wieder, was Sri Yukteswar mir sagte:

»Lass deine Aufmerksamkeit zu einem Ort auf der Erde schweifen, der für dich der schönste Platz auf der ganzen Welt ist. Das kann überall sein – eine Szenerie in den Bergen mit Bäumen, Seen und Flüssen oder auch eine trockene Sandwüste, in der kaum etwas lebt. Es muss nur etwas sein, das du als schön empfindest. Stelle dir so viele Details wie möglich vor. Wenn du zum Beispiel einen Schauplatz im Gebirge siehst, sieh die einzelnen Berge und die weißen, sich bauschenden Wolken vor dir. Sieh den Wald und spüre, wie sich die Bäume im Wind bewegen. Sieh die Tiere – das Rotwild und die Elche, die kleinen Hasen und Eichhörnchen. Blicke nach unten auf das klare Wasser der Flüsse. Beginne Liebe zu diesem Ort und zu der ganzen Natur zu empfinden, die immer stärker wird. Wachse immer weiter in diesen Raum der Liebe hinein, bis dein Herz im Einklang mit der Wärme deiner Liebe zur Natur schlägt.

Wenn du den richtigen Zeitpunkt für gekommen hältst, sende deine Liebe mithilfe deiner Absicht zum Mittelpunkt der Erde, damit Mutter Erde die Liebe, die du für sie empfindest, unmittelbar spüren kann. Du kannst deine Liebe auch in eine kleine Kugel packen, um sie zu bewahren, und sie dann, wenn du das möchtest, in dieser Form an deine Mutter schicken, aber was dabei zählt ist deine bewusste Absicht. Und dann warte ab, wie ein Kind. Warte darauf, dass Mutter Erde dir ihrerseits ihre Liebe sendet und du sie spüren kannst. Du bist ihr Kind, und sie liebt dich.

Während dein Körper die Liebe deiner Mutter empfängt, öffne dich ihr völlig und lass zu, dass diese Liebe sich überall in deinem Körper hinbewegt. Lass zu, dass sie in all deine Zellen eintritt. Lass sie deinen Lichtkörper durchdringen. Lass zu, dass sie sich überall hinbewegt, ganz wie sie möchte. Spüre diese wundervolle Liebe, mit der deine Mutter dich umgibt, und verweile in dieser Einheit mit Mutter Erde, bis es sich vollständig anfühlt.

Im geeigneten Moment, den nur du kennen kannst, wende den Blick deinem Vater zu, deinem Himmlischen Vater, ohne dich aus der liebevollen Einheit mit deiner Mutter zu lösen. Sieh dir die übrige Schöpfung an, außerhalb der Erde. Richte deine Aufmerksamkeit auf einen nächtlichen Himmel. Betrachte die Milchstraße, wie sie sich am Himmel dahinwindet. Beobachte, wie die Planeten und der Mond um dich und die Erde kreisen. Spüre die hinter der Erde verborgene Sonne. Erkenne die unfassbare Tiefe des Raums.

Spüre, welche Liebe du für den Vater empfindest, denn abgesehen von der Göttlichen Mutter ist der Göttliche Vater der Spirit der ganzen Schöpfung, der alles erschaffen hat. Und wenn diese Liebe so stark wird, dass sie einfach nicht länger in deinem Inneren bleiben kann, lass sie kraft deiner Absicht in den Himmel steigen. Wieder kannst du dir eine kleine Kugel vorstellen und deine Liebe auf diese Weise in den Himmel schicken.«

Sri Yukteswar schlägt vor, deine Liebe in eine kleine Kugel zu packen und durch deine Absicht in den Himmel zu senden. Er schlägt vor, sie ins Gitternetz des Einheitsbewusstseins rund um die Erde zu schicken. Wenn du nicht weißt, was es mit diesem Netz auf sich hat, macht das nichts. Tu einfach das, was die meisten indigenen Völker der Erde tun: Schicke deine Liebe der Sonne. Genau wie die Gitternetze ist die Sonne mit allen anderen Sonnen oder Sternen verbunden und letztlich mit allem, was lebt – wo auch immer.

Manche Menschen, etwa die Hopi im Südwesten der Vereinigten Staaten, schicken ihre Liebe der Großen Zentralsonne. Das ist ein weiteres Konzept, mit dem nicht jeder vertraut ist, aber es hat die gleiche Gültigkeit. Suche dir eines davon aus – welches, spielt keine Rolle. Es geht nur darum, dass deine Liebe alles Leben im Kosmos erreicht.

Sri Yukteswar fuhr fort:

»Sobald deine Liebe in den Himmel zum Göttlichen Vater geschickt worden ist, wartest du erneut ab. Du wartest darauf, dass der Vater dir seinerseits seine Liebe schickt. Und das wird er natürlich stets tun. Du bist bis in alle Ewigkeit sein Kind, und der Göttliche Vater wird dich immer unendlich lieben. Und wenn du spürst, wie die Liebe des Göttlichen Vaters in dein Wesen eintritt, lass sie sich – genau wie bei der Liebe der Mutter – überall hinbewegen, wohin sie will. Es ist die Liebe deines Vaters, und sie ist rein.

In diesem Moment manifestiert sich etwas, das selten geschieht: Die Heilige Dreifaltigkeit erwacht auf der Erde zum Leben. Du bist nun in tiefer Liebe verbunden mit Mutter Erde und Vater Kosmos, und auch die heilige Mutter ist in unendlicher Liebe mit dem heiligen Vater verbunden. So entsteht das Dreieck der Heiligen Dreifaltigkeit.«

Nach Sri Yukteswars Worten kann man Gott nur in diesem besonderen Bewusstseinszustand unmittelbar erfahren. Und so besteht der letzte Schritt dieser Meditation darin, die Gegenwart Gottes wahrzunehmen – überall um dich herum und in deinem Inneren.

Für diesen Teil der Meditation hatte Sri Yukteswar mir ursprünglich eine sehr komplexe Methode gezeigt, die Gegenwart Gottes wahrzunehmen. Doch nachdem ich mit vielen Ältesten unterschiedlicher Stämme auf der ganzen Welt gesprochen habe, meine ich, dass dieser abschließende Bewusstseinszustand auch wesentlich einfacher zu erreichen ist.

Es geht eigentlich ganz leicht:

Sobald du Teil der Heiligen Dreifaltigkeit geworden bist, kannst du diese Erfahrung machen, indem du einfach dein Herz für die Gegenwart Gottes öffnest. Aus irgendeinem Grund, den nur Gott kennt, ist Gottes Gegenwart im Zustand der Heiligen Dreifaltigkeit sehr leicht wahrzunehmen.

Sri Yukteswar sagte mir auch, wie diese Meditation genannt wird: Einheitsatem. Gott ist stets überall, aber die Menschen nehmen ihn nicht immer wahr. Der Einheitsatem führt dich unmittelbar und bewusst zur Wahrnehmung Gottes.

Für manche Menschen braucht es allein diesen Bewusstseinszustand, um alle Zyklen, die das Leben erschuf, zu vervollständigen, oder anders gesagt: Sie ist der Eingang zu allen heiligen Zeremonien des Lebens, sei es unsere Geburt in diese Welt, die heilige Ehe oder auch der Tod. Den amerikanischen Ureinwohnern zufolge ist selbst bei den Zeremonien der Anpflanzung und Einbringung der Ernte diese besondere Verbindung mit dem Großen Geist erforderlich, damit die Pflanzen wachsen und gesund gedeihen.

Demnach besteht unsere natürliche Aufgabe darin, gemeinsam mit Gott oder dem Großen Geist etwas zu erschaffen – also die Zyklen der Natur zu unterstützen und zu fördern, um auf diese Weise zum Gleichgewicht des Lebens beizutragen. Nach der Bibel sind wir Menschen Hüter des Gartens (oder der Natur), so wie es in der Geschichte von Adam und Eva beschrieben wird. Und wir sind es wohl auch heute noch, nur haben wir diese Lebensaufgabe vergessen. Ohne innere Verbindung zu Gott sind wir jedoch isolierte und verlorene Lebewesen. Die Meditationsübung Sri Yukteswars dient deshalb dazu, uns an Gott zu erinnern und ebenso an die Heilige Kammer unseres Herzens, zu der wir durch diese Meditation Zugang erlangen.

An diesem Punkt angekommen, äußerte sich Sri Yukteswar sehr bestimmt. Er sah mir geradewegs in die Augen und sagte: »Drunvalo, ich möchte, dass du heute auf die Bühne trittst und das Publikum in der Meditation unterweist, die ich dich soeben gelehrt habe.« Seinem Blick war anzumerken, dass es ihm mit dieser Aufforderung sehr ernst war, und so hielt ich es für angeraten, sie zu befolgen. Gleich darauf verabschiedete er sich mit einer Verbeugung und verschwand.

Ich weiß noch, dass ich ein Klopfen an der Tür hörte – das Zeichen, dass ich gleich an der Reihe sein würde –, und verwirrt aufstand. Mir war nicht klar, was ich tun sollte. Ich hatte mir ja zurechtgelegt, was ich tun und sagen würde, doch diese Vision warf alles über den Haufen. Ich teilte dem Bühnenhelfer mit, ich wäre gleich so weit, schloss die Tür und rief schnell die Engel zu mir. Sie rieten mir, das zu tun, was Sri Yukteswar verlangt hatte, ich würde es mit der Zeit schon verstehen. Also tat ich es und verstand es auch irgendwann. Sobald ich vor dem Publikum stand, erzählte ich, was gerade geschehen war, und kündigte an, wir würden gleich in einen meditativen Zustand eintreten, den Sri Yukteswar uns allen nachdrücklich empfohlen hatte.

Ich führte das Publikum durch die einzelnen Schritte der Meditation, während ich meinen eigenen Worten folgte. Gleich darauf trat Stille ein und uns erfasste ein Glückgefühl. Lange Zeit später holte mich ein junger Mann aus der Meditation heraus, indem er an meinem Ärmel zupfte und mir mitteilte, dass wir in zehn Minuten so weit sein sollten, zum Mittagessen zu gehen. Alle im Saal außer denjenigen, die über die Gruppe wachten, waren so sehr in die Meditation vertieft, dass sie sich nicht daraus lösen konnten oder wollten. Nach mehreren Versuchen, alle zurückzuholen, gab es immer noch ungefähr dreißig Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die einfach nicht zurückkehren wollten.

Jedem Einzelnen schickten wir jemanden, der ihn aus der Meditation holen sollte, und schließlich gelang es uns auch bei allen – bis auf einen jungen Mann, den wir unserem Eindruck nach in ein Krankenhaus bringen mussten. Doch etwa zwanzig Minuten später, als alle anderen bereits zu Mittag aßen, schlug er ebenfalls endlich die Augen auf. Mein einziger Gedanke war: Was ist da passiert? Mein Erlebnis hielt selbst nach der Meditation an. Immer noch spürte ich die Liebe meiner Mutter und meines Vaters und die allgegenwärtige Anwesenheit Gottes, und das war eine wundervolle Erfahrung.

Im Laufe der Jahre habe ich gelernt, sorgfältig mit dieser Meditation namens Einheitsatem umzugehen. Sobald man in diesen Bewusstseinszustand eintritt, möchte man ihn nicht vorzeitig wieder verlassen, weil man sich dabei so gut fühlt. Wenn du also diese Meditation durchführst, lass dir sehr viel Zeit dabei. Schalte das Telefon aus und tu alles Nötige, um für unbegrenzte Zeit nicht gestört zu werden, Das Erlebnis soll sich entfalten wie eine Sommerblume. Nun, da du die Meditation kennst, tritt zunächst in diesen Bewusstseinszustand ein, bevor du den Zugang zur Heiligen Kammer des Herzens suchst. Sonst wirst du ihn nämlich nicht finden, so sehr du dich vielleicht auch bemühst. Die Kammer wird dir dann verborgen bleiben, und du wirst keinen Hinweis auf sie finden.

Ist erst einmal die Bewusstseinsebene erreicht, die man durch den Einheitsatem erlangt, wirst du vielleicht feststellen, dass es dir von Mal zu Mal leichter fällt, bis es schließlich jedes Mal gelingt. Das ist all meinen Mentoren zufolge, die diese Meditation kennen, das Ideal. Ich glaube, dass der Einheitsatem Schwingungen im Inneren hervorruft, die es ermöglichen, den Heiligen Gral, die Heilige Kammer des Herzens, zu finden – den Ort, an dem Gott ursprünglich alles, was existiert, erschaffen hat. So einfach ist das: Das, nach dem du stets gesucht hast, liegt genau im Inneren deines eigenen Herzens.

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Die Bewegung innerhalb des eigenen Körpers

Vom männlichen Standpunkt aus betrachtet, verbindet man mit dem Eintritt in die Heilige Kammer des Herzens Bewegung. Ohne Bewegung stellt sich das Gehirn nur vor, dass man sich in der Heiligen Kammer des Herzens befindet, und das trifft nicht zu.

Um hier etwas klarzustellen: Vom weiblichen Standpunkt aus betrachtet, ist es möglich, die bildlichen Vorstellungen einfach auszutauschen. Falls du jemals Gelegenheit hast, an einem Workshop meiner Frau, Claudette Melchizedek, teilzunehmen, wirst du feststellen, dass sie eine weibliche Herangehensweise verwendet, die mehr als sechstausend Jahre alt ist. Ihre Arbeit erweitert das, was in diesem Buch gelehrt wird. Es ist wünschenswert, sowohl die männliche als auch die weibliche Herangehensweise kennenzulernen.

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Ich will erklären, weshalb es eine Bewegung geben muss: Entweder man befindet sich im Gehirn oder aber im Herzen. Entweder das Eine oder das Andere. Deshalb muss man sein Gehirn verlassen, um sich ins Herz zu bewegen.

Allerdings liegt die Vorstellung, sich innerhalb des eigenen Körpers zu bewegen, jenseits des Selbstverständnisses der meisten Menschen. Die meisten verwechseln ihr Selbst mit ihrem Körper und begreifen nicht, dass und wie sie sich innerhalb dieses Körpers bewegen können.

Der Geist des Menschen kann entweder unendlich oder endlich sein. Ist er unendlich, dann ist er so unendlich wie das Universum, das bekanntlich keinen Mittelpunkt hat. Aber dieser Geist kann auch endlich oder begrenzt sein. Als endliches Wesen verfügst du über einen Ort, der den Mittelpunkt deines Seins bildet, und dieser Ort kann innerhalb oder außerhalb der körperlichen Gestalt liegen. Bei den meisten Menschen liegt er derzeit in der Zirbeldrüse des Gehirns oder im Zirbeldrüsenchakra. Doch bei manchen kann dieses Zentrum auch woanders liegen, zum Beispiel in ihrem Herzchakra, und bei einigen wenigen sogar außerhalb des Körpers. Fast immer jedoch liegt es innerhalb ihrer MER-KA-BA, ihres Licht-Energie-Feldes, das einen Durchmesser von sechzehn bis achtzehn Metern hat.

Es gibt Übungen, die dir zeigen, wie du deinen Geist bewegen kannst. Wenn du sie noch nie praktiziert hast, mögen sie dir anfangs ein wenig seltsam vorkommen, aber du wirst sie begreifen lernen.1

1Diese Übungen finden sich detailliert in Kapitel sechs von Drunvalo Melchizedeks Buch Aus dem Herzen leben, Koha Verlag, Burgrain 2004, das auch eine Meditations-CD enthält. – Der Verlag

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Eintritt in die Heilige Kammer des Herzens

Die Kogi-Methode

Die Kogi, ein Stamm von Ureinwohnern, der hoch in den Bergen Kolumbiens lebt, hat mir eine Methode des Zugangs in die Heilige Kammer des Herzens gezeigt: Sie begeben sich in einen völlig dunklen Raum und »tanzen« dort, das heißt, sie bewegen sich langsam und scheinbar ziellos in unterschiedlichste Richtungen. Sie führen diesen Tanz neun Tage und neun Nächte lang durch, ohne Nahrung und Wasser zu sich zu nehmen. Den Worten der Kogi nach befinden sie sich am Ende des Tanzes in der Heiligen Kammer des Herzens.

Allerdings besteht bei dieser Methode das Problem darin, dass wir als ständig beschäftigte moderne Menschen nicht robust genug sind, so etwas neun Tage und Nächte lang durchzuhalten, es ist einfach zu anstrengend.

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Der Torus des Herzens

Also musste ich einen anderen Weg finden, und glücklicherweise wusste ich, dass das Herz ein riesiges Magnetfeld in Form eines Torus erschafft, eines Röhrenrings mit einem Loch in der Mitte, ähnlich einem Donut; dieser Torus des Herzens hat einen Durchmesser von ungefähr 2,40 Meter bis drei Meter (siehe die Abbildung Torus des Herzens). Man nimmt an, dass dieses Feld von der Heiligen Kammer des Herzens erzeugt wird. Wenn das zutrifft, so überlegte ich, musste es auch möglich sein, dieses Feld zu seiner Quelle, der Heiligen Kammer des Herzens, zurückzuverfolgen. Es funktionierte, und das war die erste Methode, die ich anwandte. Frauen haben allerdings manchmal Probleme mit dieser Methode: Sie ist allzu logisch.2

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Torus des Herzens

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Die Vorgehensweise von Jesus

Diesen Zugang zum Herzen hat Jesus der Welt geschenkt. Er ist durch die gnostischen Traditionen überliefert. Allerdings versuchten die Gnostiker diese Methode vor der Öffentlichkeit zu verbergen, indem sie behaupteten, die Heilige Kammer des Herzens befände sich nicht innerhalb des physischen Herzens, sondern dahinter. Das stimmt aber nicht. Nur der Zugang dazu, von dem Jesus gesprochen hat, befindet sich hinter dem Herzen.

Diese Methode funktioniert folgendermaßen:

Wenn du dich vom Gehirn zum Herzen bewegst, begibst du dich zunächst hinter das Herz. Dann drehst du dich um, in die Richtung, die du normalerweise in deinem Körper einnimmst. Jetzt blickst du von hinten auf dein Herz. Dabei wirst du etwas erkennen, das wie eine Spalte oder eine Faltung im Herzen aussieht. In der Mitte der Spalte befindet sich ein kleiner rotierender Strudel, der entweder als dunkler oder als heller Fleck auftaucht. Bewege dich auf diesen Strudel zu, und wenn du ganz nahe bist, wird der Strudel dich – ähnlich wie ein Staubsauger – in sich hineinziehen, und du wirst merken, dass du dich in einer Röhre nach unten bewegst. Bewege dich weiter, bis du feststellst, dass du zum Halten kommst. In diesem Moment befindest du dich in der Heiligen Kammer des Herzens.

Oft bezeichnet man sie auch als den stillsten Ort im Universum.

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Der rein weibliche Weg der Intuition

Diese Methode ist äußerst einfach, jedenfalls für Frauen. Männern fällt sie etwas schwerer, gerade weil sie so einfach ist. Du bewegst dich lediglich vom Gehirn zum physischen Herzen und trittst dann von jeder beliebigen Stelle aus in dein Herz ein.

Dann setzt du die Intention, dass du dich in Bewegung bringst, und sobald du anhältst, bist du in der Heiligen Kammer des Herzens. Wenn du deinen weiblichen Anteil nutzen kannst, ist das überhaupt nicht schwer.

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Die Methode des unteren Herzchakras3