Adi Hübel
Ein letzter Sommertag
Der Geruch war ihr nicht angenehm. Sie kannte ihn, hatte ihn Jahre selbst an sich getragen, hatte jedoch eines Tages mühsam aufgehört zu rauchen und sich immer weiter von diesem Geruch entfernt. Nie mehr wollte sie rauchen, nie mehr mit einem Mann zusammen sein, der so roch. Und doch entstand in diesem Augenblick, als Alexander sich jetzt zu ihr beugte, eine Vertrautheit, die noch vor jenem Vorsatz und Entschluss lag.
Unaufhaltsam kam sein Gesicht auf sie zu, bewegten sich die Lippen in einem Strom von Worten auf und ab, streifte sie sein Geruch, der sie erinnerte, sie anzog, hinzog, genau dahin wohin sie nicht wollte. Oder doch?
Während sie ihm auf den Mund starrte, wurde sie sich bewusst, dass sie sich diesem Sog hingab, dass sein Mund näher kam mit jedem Wort, dass keine seiner Fragen sie mehr erreichte in ihrer Auflösung und Bereitschaft, in ihrer Hinneigung, dass ihre Lippenmuskeln nachgaben, sich erweichten, dass Ober- und Unterlippe sich voneinander lösten und dass sie, hätte sein Mund sie nicht erreicht, sie mit diesen gespaltenen Lippen, mit dieser Leere in den Augen, wohl die nächsten Jahrtausende so zugebracht hätte. Kaninchen und Schlange, dachte sie.
Das heftige Schlagen einer Tür im Nebenraum hatte die endgültige Berührung doch noch verhindert. Der Abschied war hektisch gewesen und hatte einer gewissen Peinlichkeit nicht entbehrt. Sie sollte wiederkommen.
Elisabeth fühlte ein ärgerliches Gefühl in sich aufsteigen. Wozu lud er sie ein wiederzukommen, wo er doch wusste, dass ihr nichts anderes blieb. Befürchtete er tatsächlich ihr Ausbleiben? Sie fühlte wie sich ihr Mund abschätzig verzerrte. Warum hatte er nicht offen und souverän ein Treffen mit ihr verabredet, außerhalb der Klinik, einen Tag genannt, an dem sie beide Zeit hätten. Sich wieder anzunähern nach so langer Zeit, sich versuchen zu küssen und dann auf Distanz zu gehen, dieses Halbherzige und Unbestimmte mochte sie nicht.
Während sie die Klinik verließ, dachte sie seit langem nicht an ihre Krankheit. Das Wiedersehen mit Alexander beschäftigte sie. Den Geruch, seinen Geruch, hatte sie mit sich genommen. Ein Geruch der schon fast ein Geschmack war.
Die langen Gänge waren ihr vertraut, der Fahrstuhl wie immer gut gefüllt mit den unterschiedlichsten Menschen. Sie stand dicht an der seitlichen Wand der Kabine. Obwohl sie sich schmal machte, ließ sich die Berührung mit den anderen nicht vermeiden.
Der Geruch hatte sie übertölpelt, hatte sie schwach und nachgiebig gemacht. Nichts Besonderes war an ihm, an diesem Alexander, der jetzt also ihr behandelnder Arzt war.
Hier in der Enge der Kabine roch es auch nach Medizin, nach Arzt und Zahnarzt gleichzeitig, nach einer Spur von aufdringlichem Rasierwasser, nach Parfüm, nach Krankheit, die, wie Elisabeth es schon vor längerer Zeit für sich definiert hatte, ungewaschen roch, nach Alter, nein, dachte sie jetzt, nach alten Männern.
Der Besuch kam ihr in den Sinn. So hatte es bei den vier Alten gerochen, genauso. Fast schon war es eine Erinnerung an Verwesung, an Tod.
Schon beim Öffnen der Tür war sie vor ihr gestanden, eine dichte, übel riechende Wand. Es hatte sie Überwindung gekostet hineinzugehen. Aber sie hatte nicht den langen Weg gemacht, um jetzt zurückzuweichen.
Im Übrigen gehörte der Geruch dazu, das wurde ihr beim Verharren an der Türe klar. Das sich ihr bietende Bild hätte ohne ihn nicht existieren können. Elisabeth verspürte Verwunderung darüber, dass dies hier möglich war. Sie hätte aber, wäre dies ein Gemälde von Dix oder Grosz gewesen, für Stunden sich hineinschauen können in dieses Szenario. Es war eine Unordnung in diesem Zimmer, eine Ungestaltetheit und Enge, dass sie sich einen Ruck geben musste, sich an diesem Verfall zu beteiligen.
Als sie sich jetzt, beim Verlassen des weitläufigen Gebäudes dieser hohen Räume erinnerte, wurde ihr endgültig bewusst, was sie damals nur ahnte, mit jedem Schritt des Eindringens in den Raum hatte sie eine Intimität verletzt, die diese vier Männer sich in vielen Tagen und Nächten des Zusammenseins geschaffen hatten, als Schutz gegen den Tod.
Merkwürdigerweise trugen alle vier Nachthemden der Klinik, weiße Baumwollkittel, im Nacken mit kleinen Schleifen gebunden. Einer der Männer lag zur Seite gekrümmt, schnarchend, mit weit offenem Mund. Sein Kittel war nach oben verrutscht und legte zwischen den Oberschenkeln die Hoden bloß. Blau und hässlich, hatte Elisabeth gedacht und erst hier hatte der Ekel sich in die Mundhöhle eingenistet. Blau und hässlich.
Einer der alten Männer saß auf dem Bett und starrte - Beine baumelnd - auf das geschlossene Fenster, wobei ein Plastiksack, halb gefüllt mit Urin, an seiner Seite im Rhythmus schaukelte. Der Einzige, der auf den ersten Blick wie ein ordentlicher, sauberer, weißer Kranker wirkte, war der Mann links der Türe, ein offenbar frisch Operierter. Doch auch hier sah Elisabeth die Unordnung, die es bereitete, einen Menschen dem Hades zu entreißen.
Ja, Hades hatte sie damals gedacht und sich gewundert, wie ihr in dieser Situation gerade dieses Wort ins Bewusstsein stieg. Mit Schläuchen und Apparaten war er ans Leben angeschlossen gewesen und bei genauem Hinsehen war die Decke doch mit feinsten Blutströpfchen übersät.
Als ihr Vater auf sie zugekommen war, hatte sie es nicht über sich gebracht ihn zu umarmen. Es war auch nicht üblich. Nur Elisabeth dachte offensichtlich daran, dass ein gewisser körperlicher Kontakt auch zwischen Eltern und erwachsenen Kindern notwendig oder eher dass er richtig wäre. Sie hatte kleine, zaghafte Versuche gemacht, hatte aber, da keinerlei Resonanz erfolgt war, nicht weiter auf der Annäherung dieser sich doch sehr fremden Körper und Häute bestanden.
Ob es immer so gewesen war? Damals hatte sie an ihren Sohn gedacht, den sie mit Vergnügen im Arm hielt, dessen Haare sie verpustete, den sie streichelte und küsste, dessen kleiner Körper sich tierhaft an ihren schmiegte. Wann würde es sich ins Gegenteil verkehren? Sie selbst konnte sich an kein entscheidendes Datum erinnern, an den Beginn der Kälte zwischen ihr und den Eltern. Aber auch die Wärme war ihr nicht gegenwärtig. Es musste etwas Schleichendes gegeben haben, eine Kühle, die sich mit den Jahren mehr und mehr verstärkt und sich dann endgültig festgesetzt hatte.
Im Krankenzimmer war sie erschrocken gewesen, als sie ihn sah. Das sollte ihr Vater sein. Ein alter Mann, angetan mit einem schmuddeligen blauen Morgenmantel, das weiße Anstaltshemd bekleckert, unrasiert, unangenehm riechend. Augenblicke standen sie sich gegenüber, wie zwei Krieger mit gezogenem Schwert.
Auch damals war es Sommer gewesen. Sie hatte mit dem Vater einen Spaziergang gemacht. Mit vorsichtigen Schritten hatte er auch Elisabeth gezwungen, sich langsam zu bewegen, Schritt für Schritt. Auf der Bank hatte er ihr des Langen und Breiten berichtet: Diagnose, Operation, Besuche, Zimmernachbarn, Fakten in komprimierter Form.
Die Anderen waren schlimmer dran als er. Einer der Drei hatte Krebs. Als Bauer sah er älter aus, als er tatsächlich war. Er sei arm dran, meinte der Vater bedauernd. Zweiundfünfzig Jahre alt, allein stehend und Krebs. Er rede oft davon, den Hof zu verkaufen, das Land. Bis jetzt habe er alles allein bewirtschaftet, eine Heidenarbeit. Aber wenn er nicht mehr könne, wer solle es dann machen. Die Tiere dauerten ihn am meisten. Wenn er die nicht mehr habe, könne er gleich über den Jordan gehen. Nur noch im Haus herum zu sitzen und die Hände in den Schoß zu legen, das halte er nicht aus. Vielleicht finde er ja eine Frau zur Pflege, sage er immer wieder, wenn er schon keine zum Heiraten habe finden können. Zwei Wohnhäuser habe er dastehen. Das Neue extra für eine zukünftige Bäuerin gebaut. Doch das sei lange her. Heutzutage wolle eben keine mehr aufs Land. Die Arbeit sei zu schwer und zu schmutzig. Den Geruch vertrügen sie halt schlecht, die feinen Damen. Seit die Eltern gestorben seien, stehe das alte Haus leer und verfalle, der Putz bröckle an allen Enden. Hoffentlich bringe es noch etwas ein.
Und du, Vater, dachte Elisabeth, was ist mit dir? Deine Gefühle kommen wohl nicht zur Sprache.
Angst, nein Angst habe er nicht verspürt, heutzutage müsse keiner mehr Angst haben, die Medizin mit ihren Apparaten und Medikamenten sei unschlagbar, die Ärzte hätten alles im Griff.
Plötzlich hatte sie es nicht mehr ertragen können. Mit einem Blick zur Uhr war sie eilig davongerannt, hatte ihn auf der Bank zurückgelassen. Einsam und alt.
Erst die Blicke des entgegenkommenden Paares machten ihr bewusst, dass sie wohl wieder laut gesprochen hatte. Ja, wiederholte sie noch einmal laut, einsam und alt und setzte in Gedanken hinzu: Und hässlich und blau. Sie hatte es sich seit einiger Zeit angewöhnt, laut mit sich zu sprechen, genauer seit Fabian kaum mehr ein Wort mit ihr wechselte.
Ihr war schwindlig vom schnellen Gehen. Sie ging jetzt langsam Schritt für Schritt. Nicht anstrengen, dachte sie und laut hörte sie sich sagen: Oh Gott, ist mir schwindlig. Damals war sie auch so langsam gegangen. Warum denke ich jetzt an ihn, an dieses Zimmer, an mein Unbehagen? Es beunruhigte sie, dass seine Situation damals so eng mit ihrer jetzigen verknüpft sein sollte. Einen Moment blieb sie stehen und zwang sich, bis in den Bauch durchzuatmen.
Die Hitze, das Krankenhaus, versuchte sie sich zu beruhigen.
Ich bin ja inzwischen verheiratet. Mit einer Kollegin. Sie erwartet unser erstes Kind. Ich weiß eigentlich nicht, weshalb ich mich noch zu dieser früheren Geschichte äußern soll. Na ja.
Warum ich mich so Hals über Kopf in Elisabeth verliebt hatte, damals, schwer zu sagen. Als sie mit Mann und Tochter im Städtchen auftauchte, hatte ich gerade Abi gemacht und wollte Medizin studieren. Die Noten dazu hatte ich. Bis zum Beginn des Studiums waren es noch fast drei Monate und ich hatte eine größere Fahrt geplant. Meinen Eltern gefiel das gar nicht. Ich war ja Einzelkind und sie hatten immer ein wenig Sorge um mich.
Wenn sie geahnt hätten, weshalb ich dann doch zu Hause blieb, wäre ihnen eine Reise sicher lieber gewesen. Sich in eine mehr als zehn Jahre ältere Frau zu verlieben, ist ja in Apothekerkreisen nicht gern gesehen. Aber bei uns zu Hause war alles sehr akkurat, wenn Sie wissen was ich meine. Es gab Zimmer für jeden Zweck, die pünktlichen Mahlzeiten, die immer gleichen Urlaubsfahrten, die Einkäufe zum selben Termin und so.
Ja und dann habe ich sie kennengelernt. Bei ihr, oder besser bei denen, war alles anders. Sie war ungemein belesen und auch musikalisch kannte sie sich super aus. Nur war bei ihr nicht alles fest gefügt, sondern wurde zur Diskussion gestellt und auch meine Ansichten wurden akzeptiert.
Ich stand schon nach dem ersten Fest, zu dem mich ein Freund mitgenommen hatte, in hellen Flammen. Dass sie verheiratet war, wurde mir gar nicht bewusst. Ich wollte diesen etwas rüpelhaften Kerl auch nicht als ihren Ehemann zur Kenntnis nehmen. Sehr bald schon verbrachte ich meine Tage bei ihnen auf dem Hof. Sie hatten von ihrer Schwester, der Hofbäuerin, ein kleines Haus am Ende des Anwesens gemietet. Elisabeth hatte es sehr geschmackvoll eingerichtet und ich fühlte mich so anerkannt und ernst genommen. Ich half ihr bei vielem, aber wir saßen auch stundenlang auf dem Rasenplatz und redeten über Gott und die Welt.
Wenn ich zurückdenke, finde ich Elisabeth nicht wirklich schön. Sie wirkte eher etwas bäuerlich und erdhaft, aber sie war die aparteste Frau, die ich kannte. Und exzentrisch war sie, sprunghaft und einfach ganz besonders. Ich kann es nicht anders sagen.
Elisabeth war froh, doch mit dem Zug gefahren zu sein. Sie hatte sich schwer entschließen können. Das Autofahren war ihr zu mühsam erschienen, die Bahn zu umständlich. Jetzt genoss sie es, sich nicht selbst durch den Verkehr kämpfen zu müssen. Es strengte sie schon an, den Bus mit zweimal Umsteigen von der Klinik zum Bahnhof zu nehmen.
Auf dem Bahnsteig stand bereits der Regionalzug bereit. Sie hätte auch auf einen IC warten können. Manchmal hielten diese, aus nicht zu durchschauenden Gründen, auch an ihrem Ziel. Doch der Bummelzug war ihr recht. Am frühen Nachmittag war er fast leer und sie hatte vorerst einen Waggon für sich. Es war einer dieser Züge, in denen man zwar hörte, dass Reisende zustiegen, sie aber nicht sah, wenn sie weiter entfernt Platz nahmen. So stiegen auch heute nacheinander drei Mitfahrende ein und Elisabeth gefiel es, sich die drei auszumalen. Es war still im Abteil, doch die Geräusche des Bahnhofs draußen machten die Stille erträglich. Niemand sprach. Hin und wieder raschelte das Blatt einer Zeitung. Ja, überlegte sich Elisabeth, ich tippe auf einen Mann mit Zeitung und auf zwei Frauen. Wahrscheinlich mit Einkaufstüten neben sich auf den Sitzen. Als ihr bewusst wurde, in welchen Klischees sie dachte, musste sie lächeln. Das wäre einmal wieder ein gefundenes Fressen für Fabian. Wieso sollte nicht die Frau mit der Zeitung beschäftigt sein und zwei Männer gelangweilt aus dem Fenster starren. Wenn es so ist, dachte sie, nein, entfuhr es ihr, wenn es Mann gleich Zeitung, Frau und Frau mit Einkauf ist, wenn das stimmt, werde ich wieder gesund. Es schien ihr sicherer so.
Das alte Spiel, immer das alte Spiel. Sie spielte es seit ihrer Kindheit: Wenn der Zug mehr als zehn Waggons hat, wenn die Zaunleisten eine gerade Zahl ergeben, wenn die Freundin sich noch einmal umsieht, wenn, wenn, wenn... dann. Hoffnungen hatten sich immer wieder aus diesem Spiel ergeben, so plötzlich hatte sich Trauer und Verlorenheit in Zuversicht gewandelt. Sie hatte daran geglaubt, auch wenn die geweissagte Lösung und Wendung sich dann doch ins Gegenteil verkehrt hatte. Die Schuld hatte sie bei sich gesucht: Sie hatte das Zaubermittel nicht exakt genug angewandt, hatte den falschen Moment erwischt, hatte nicht fest genug an die Wirkung geglaubt. Es war aufregend, sich der Auflösung des Vorgedachten und Erwarteten zu nähern. Der kleine, tief verborgene Rest der Unsicherheit durfte nicht zur Oberfläche dringen. Elisabeth ging nach vorne durch den Wagen und besah sich ihre Mitspielerinnen. Tatsächlich waren es drei Frauen. Zwei von ihnen lasen, die Dritte sah sie neugierig an und grüßte. Elisabeth war enttäuscht. Damit hatte sie nicht gerechnet. Andererseits tröstete es sie jedoch über den Misserfolg, der keiner war, da die Bedingungen nicht zutrafen. Eine Ansammlung von Menschen also, die für ihre Situation von keinerlei Bedeutung war. Auch gut, so blieb die Frage gesund werden oder krank bleiben wieder einmal in der Schwebe.
Am Ende des Zuges hatte ein Zugbegleiter begonnen die Türen zu schließen. Die Menschen die noch auf dem Bahnsteig gesprochen hatten, stiegen hastig ein. Obwohl die endgültige Abfahrt des Zuges aus dem Lautsprecher dröhnte, wirkte die Abfahrt gemächlich.
Elisabeth war zu ihrem Platz zurückgegangen. Sie freute sich, der Hitze und dem Gestank der Stadt zu entkommen. Sie liebte die Strecke entlang des Flusses. Als sie die ersten Büsche und das Wasser sah, musste sie an Fabian denken. Am Anfang ihrer Beziehung waren sie einige Male zum Sonnenbaden hierhergekommen und hatten sich ausgiebig miteinander vergnügt. Sie wollte noch nicht an ihn denken und konnte doch nicht verhindern, dass ein bedauerndes und unangenehmes Gefühl sie beschlich.
Wie oft sie diese Strecke schon gefahren war. Sie liebte den Geruch nach Hitze und Wasser, kannte ihn seit ihrer Kindheit. An einigen Stellen sah sie badende Kinder. Früher hatte sie das auch genossen, inzwischen war ihr der Fluss zu schmutzig. Außerdem bereitete ihr das Schwimmen zurzeit sowieso Schwierigkeiten. Brustlos dachte sie, einbrüstig, aber nicht einarmig, noch nicht. Es fühlte sich immer noch merkwürdig an. Sie strich sachte über die flache Stelle. Vielleicht würde ich sie nicht so vermissen, wenn sie ganz klein gewesen wäre oder wenn Fabian besser mit dem Verlust zurechtkäme. Bei diesem Gedanken wurde ihr der Hals eng. Hastig schluckte sie Schmerzen und aufsteigende Tränen hinunter. Sie hatte sich doch vorgenommen, hart zu werden. Es war mühsam, sich in etwas einzuüben, was einem nicht entsprach. Sie hätte doch nach der Klinik noch ihre Freundin treffen und das bedrückende Verhalten von Fabian mit ihr bereden sollen. Jetzt tat es ihr Leid um die verlorene Aussprache.
War es möglich, dass er sie nie geliebt hatte, ihr Fabian? Auch damals nicht, als sie sich zusammentaten, sogar heirateten. War es nur sexuelles Interesse gewesen, das sie zusammengeführt und zusammengehalten hatte.