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Team Dragobot 2

Jetzt wird´s schleimig!
image Slime Raiders
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Jan Corvin Schneyder

Impressum

1. Auflage

© by Wiesengrund Verlag 2018

www.wiesengrund-verlag.de

Alle Rechte vorbehalten.

Text: Jan Corvin Schneyder

Printed in Germany

ISBN Print: 978-3-944879-64-2

Für J. und J.

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Jan Corvin Schneyder, geboren 1982, studierte Geschichte und Politik, betätigt sich allerdings fiktiv-literarisch seit er denken und schreiben kann.

»Team Dragobot 2: Jetzt wird´s schleimig!« ist sein zweiter Kinder- und Jugendroman.

Jan Corvin Schneyder arbeitet in der geisteswissenschaftlichen Forschungsförderung und lebt mit seiner Familie im Rheinland.

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image Kapitelchen

Weiter geht´s

1 image Sabberkabel

2 image Schleimbrief

3 image Blablabla

4 image Team Leon

5 image Utze Utze

6 image Ich will spielen!

7 image Schleimpläne

8 image Erstmal in Ruhe schleimkaufen

9 image Backe, backe, Kuchen, der Slimer hat gerufen!

10 image Halle Galli

11 image Busfahrt des Grauens

12 image Bierdeckelquiz

13 image So ne doofe Katastrophe

14 image Fibis Mum

15 image Schlüsselmeister und Torwächter

16 image Dance Wars

17 image Bene-Beine

18 image Bomben

19 image Fußgängerzonen-Rallye

20 image 1 oder 2?

Das war´s

Die wichtigsten Helden und so

Weiter geht´s

Abgedreht, da seid Ihr ja wieder! Übernice! Ihr wollt wissen, wie´s bei uns weitergeht? Glaubt Ihr nicht! Voll spooky! Team Dragobot ist… wie hat Vanessa das gesagt… alive and kicking. Das heißt, dass wir lebendig sind und treten. Check ich nicht. Wieso sollen wir jemanden treten? Egal. Fräsh! Sagt man so. Heißt wohl frisch. Aber mit Ä in Englisch? Keine Ahnung. Wenn die im Fernsehen das sagen, muss es stimmen.

Ach so. Also klar mussten wir nach dem T-Rex-Dragobot-Dings nicht jede Woche in nen neuen Einsatz. Ihr erinnert Euch? War voll die Legende! Aber echt, es ist nicht ständig die Hölle los in Hoftstadt an der Burgfurt, unserer kleinen Stadt. Ist so wie mit Batman. Geht der wirklich jede Nacht aufs Dach? Ne, oder? Der macht dann auch mal Pause und fragt sich, ob er überhaupt noch weitermachen soll und so. Und plötzlich kommen die Superbösen und er ist wieder da. Der Lego Batman. Oder ein anderer. Playmobil gibt´s ja nicht. Oder doch? Ghostbusters schon. Aber nicht bei Lego. Glaub ich.

Also Team Dragobot gab es noch. Äh, gibt es noch. Wir vier wurden irgendwann alle ein bisschen älter. Normal, oder? Werden ja alle. Keine Leistung. Wir sind jetzt neun statt acht Jahre alt. Das ist wichtig. Da sind Welten dazwischen, echt!

Wir sind jetzt alle zusammen in der 4. Klasse. Nächstes Jahr andere Schule. Das wird voll merkwürdig. Naja, davon nächstes Jahr mehr. Jetzt also neun Jahre alt. „Das beste Alter“, sagt Finn immer. Das hat er aber auch schon gesagt, als wir sechs, sieben und acht waren. Er sagt halt immer gerne irgendwas.

Wir sind also immer noch voll die Superhelden, aber auch Schüler und Freunde. Ja, echt Freunde. Hat gehalten. Nicht jeder macht gleich viel mit jedem, hat auch andere Freunde, aber wir sind schon irgendwie noch zusammen. Also nicht zusammen wie so ein Liebesdings! Auch nicht Corinna und ich. Das ist jetzt aber auch egal.

Irgendwann kam plötzlich der zweite große Fall fürs Team. Stabilll! Das ist so ein Wort, das alle sagen. Keine Ahnung, warum. Darum geht´s in dem Buch hier. Nicht um das Wort, sondern um den zweiten Fall. Schreiben macht mich immer voll durcheinander, deswegen lassen wir das meiste von diesem alten Mann aufschreiben. Der zweite Fall war auf jeden Fall echt noch abgefahrener als der erste. Alles ist wahr! Naja, also irgendwie so. Voll die Legende eigentlich. Mal wieder. Und spooky. Könnt Ihr dann ja jetzt mal lesen. Bis später. Ich schreib dann am Ende wieder. Und viel Spaß und so. Lesen ist gut fürs Gehirn und so.

Euer Linus

1 image Sabberkabel

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Corinna popelte mit der Gabel im Teller herum.

Ob das ein guter erster Satz für ein Buch ist? Naja, war aber so. Sie popelte also drin rum. War auch der erste Satz fürs erste Buch. Dieses Mal gab´s aber keine Spaghetti. Auch keine Roboter. Die gab´s damals aber auch nicht wirklich. Also Roboter, Spaghetti schon. Also es gibt ja welche in Japan, die Fußball spielen - nicht Spaghetti! - aber so Transformers gibt´s wohl nicht in echt. So doof sind nicht mal wir, das zu glauben. Aber irgendwann vielleicht. Irgendwann sind wir vielleicht doof genug. Kikiki! (Das heißt lachen, das kikiki.) Corinna Wagenblatt kaute also auf gar nichts Köstlichem herum, sondern auf einer Strähne ihrer kurzen blonden Haare. Die Strähne war gerade lang genug, um in den Mund zu reichen. Schmeckte aber nicht besonders gut. Wie Haare halt so schmecken.

Ihre Mutter kam die Treppe herunter und warf eine riesige Tasche auf die gemaserte Küchenarbeitsplatte. Gemasert hieß nicht, dass sie krank war und rote Punkte hatte, aber schon, dass sie Punkte hatte. Schwarze und graue Punkte auf Weiß und Grau. Wie sich Erwachsene etwas Abwechslungsreiches so vorstellen. Total bunt so ein Erwachsenenleben, haha! Autos grau und schwarz, Tische grau und schwarz, neueste tolle Wandfarbe betongrau. Corinna fand Beton nicht schön. Wie konnte das die super trendy funky cheeky Wandfarbe für Erwachsene sein? So ein Unsinn, echt!

Corinnas Mama hatte die Handtasche, aus der sie alle möglichen Dinge der Welt zu zaubern vermochte, gerade erst geworfen, da holte sie diese auch schon wieder ein und wühlte darin herum. Wie sie sich die Tasche schnappte - das sah aus, als hatte das Ding wirklich vor ihr weglaufen wollen. Kein Wunder. Corinna fand, dass Mamas Taschen arm dran waren. Vollgestopft, ausgeschüttet, ausgeschimpft, durchwühlt. Konnte kein schönes Leben sein. Rucksäcke waren viel praktischer. Was sollte das mit diesen Handtaschen bei Erwachsenen? Manche Männer hatten inzwischen sogar welche. So sporty Zeugs, trotzdem Handtasche. Voll komisch.

„Schatz, hast Du mein Ladekabel gesehen?“, fragte Corinnas Mama.

Corinna ließ die Gabel fallen. Zwar waren Brokkoli und Fisch nicht wirklich eklig, aber sie hatte keinen Hunger. Sie hatte selten Hunger, wenn etwas aus der Schule ihr Sorgen machte.

„Nö“, sagte Corinna. Das war für sie eine wirklich kurze und geradezu unhöfliche Antwort.

Ihre Mama bemerkte das gar nicht, sondern rannte in den Flur. Schubladen wurden auf und zu geschoben.

Erwachsene suchten immer Schlüssel und Ladekabel, nie was wirklich Spannendes.

Von oben plötzlich Geschrei. Corinna wollte helfen und hochrennen, aber ihre Mama winkte ab. Mit so einem gehetzten, aber doch zufriedenen Grinsen vergaß sie ihr Ladekabel und flitzte die Treppe rauf.

Das Baby!

Es war erst ein paar Wochen da, und Corinna war total verliebt in ihre kleine Schwester Maja. Ja, wie die Biene. Egal. Corinna fand nicht nur, dass das Baby süß war, sie war auch alt genug um zu merken, wie megaglücklich ihre Eltern waren, dass sie noch ein Baby bekommen hatten. Irgendwie kriegten so alte Leute wie die ja sonst keine Kinder mehr. Zumindest dachte Corinna, dass ihre Eltern furchtbar alt waren. Über 30!

Das Telefon klingelte. Nicht Mamas Handy, sondern das Festnetztelefon. Corinna fragte sich, warum das so hieß. Es war nicht fest. Es hatte kein Kabel. Man konnte es einfach so hochheben und durch die Gegend tragen. An welchem Netz war das also bitte fest?!?

Sie drückte auf den grünen Hörer und sagte ihren Vor- und Nachnamen.

„Frau Wagenblatt, Ihre Tochter ist heute nackt zur Schule gekommen!“, sagte eine nur schlecht verstellte Stimme.

„Was willst Du, Finn?“, knurrte Corinna und setzte sich im an die Küche - ohne Wand dazwischen! - angrenzenden Wohnzimmer auf die Dreier-Couch.

Finn lachte über seinen schlechten Witz, Corinna ließ ihm einen Moment. Das musste man aushalten, wenn man mit ihm befreundet war.

„Wenn der Affe aufhört zu grunzen, kann er ja vielleicht sprechen lernen“, sagte Corinna schließlich.

Finn hörte auf zu lachen. „Affen grunzen nicht! Schweine grunzen!“

„Dann bist Du eben ein Schwein!“

Schlecht ausgegangen für Finn, die Besserwisserei. Wie so oft.

„Rinna, hör zu!“

„Co!“

„Co, hör zu!“

„Corinna!“

„Hörst Du jetzt zu oder nicht?“

„Eigentlich nicht. Warte mal!“

Corinnas Mama kam mit Maja die Treppe herunter. Das Baby schrie nicht mehr, sondern machte süße Geräusche wie „Guuuu!“ und „Örrööö!“

„Mein Schatz, könntest Du bitte kurz…?“, fragte Mama.

Corinna wollte sowas sagen wie „Klar, kein Problem!“, aber stattdessen sagte sie ziemlich zickig: „Mama! Ich telefoniere!“ Sie erschrak über sich selbst. Mama erschrak auch und guckte ein bisschen wütend, aber auch traurig. Irgendwie. Vielleicht enttäuscht. Das war noch schlimmer als wütend oder traurig. Corinna hatte ihre Eltern sehr lieb. Es fühlte sich blöd an, sie zu enttäuschen und traurig zu machen. Passierte trotzdem manchmal. „Schatz, ich muss dringend los, Papa kommt in einer halben Stunde. Danach kannst Du dich mit Deinen Freunden treffen und bis sieben wegbleiben.“

Corinna wollte sich eigentlich für ihre zickige Antwort entschuldigen, stattdessen sagte sie „Bis acht!“

Wieder waren alle überrascht. Ok, Maja nicht, die sabberte nur.

„Halb acht!“, sagte Mama.

Corinna nickte und ließ zu, dass Maja mit dem ganzen Gesabber und tausend rosafarbenen Tüchern und Decken neben ihr auf die Couch gelegt wurde. Ihre Mama verschwand. Vermutlich ohne Ladekabel.

Corinna nahm den Hörer wieder ans Ohr. „Finn, was willst Du? Ich hab Babydienst.“

„Wieso? Ist Linus da?“

Ein weiterer Witz, nur bedingt komisch. Finn nahm sich wieder Zeit zum Grunzen.

„Finn!“, zischte Corinna laut in den Hörer. Maja zuckte zusammen und machte große Augen. Corinna lächelte das Baby schnell an, damit es nicht weinte, und tatsächlich zeigte es ein zahnloses Lachen. Blaue Augen, dicke Bäckchen. Voll süß!

„Also, hör zu!“, sagte Finn. „Vanessa hat gesagt, dass Du tanzen gehst, weil sie doch dieses Disco-Hip-Hop-Dings oder was auch immer jetzt macht. Und Linus will doch bestimmt auch gehen. Mit Dir. Also er nicht, aber Du bestimmt wegen Vanessa. Und dann überredest Du ihn doch bestimmt. Und dann geht Ihr drei doch. Und da wollte ich, dass Du Vanessa sagst, dass ich dann auch gehe. Mit ihr, weißte? Verstehste das? Checkste das?“

Der Typ war manchmal so schnell. Das war genau das, was Corinna so schwer auf dem Magen lag. Tanzen! Und dann vielleicht wirklich mit Linus! Das war so kompliziert und gar nicht ihre Sache. Peinlich! Oder auch nicht. Oder schön. Auch peinlich, wenn es zu schön war. Wofür gab es die Musikschule und die Flöte? Das reichte doch erst mal. Und außerdem…

„Hallo? Rinna? Wat is nu?“

„Ich weiß nicht, Finn. Ich hab jetzt keine Zeit. Sehen wir uns später?“, fragte Corinna schnell, um das Thema wegzubügeln.

Es blieb einen Moment still. Corinna wusste, warum. „Finn, Du bist dumm! Du zuckst mit den Achseln. Das sieht man nicht durchs Telefon!“

„Stimmt“, sagte Finn und lachte. Er vergaß das immer wieder. Naja, mit WhatsApp-Videochat würde man es sehen.

„Ja, lass mal treffen später bei Linus.“

„Fünf?“

„Oki! Fräsh! Jaaaa!“

„Hast Du jetzt das Zeichen mit den Fingern gemacht?“, fragte Corinna. Manche Jungs, die sich cool fanden, machten neuerdings so ein zwei-Finger-Zeichen, als wollten sie ein Twix bestellen, und sagten dazu: „Jaaaa!“ Wer konnte, machte ein Selfie davon. Es sah behämmert aus, fand Corinna. Als es am anderen Ende der Leitung still blieb, musste sie lachen. Das tat gut. Irgendwann schaffte der Doofi es meistens doch noch, einen aufzumuntern.

„Bis später, Crazy McSpeed!“, sagte sie und legte auf. Verrückt und schnell. Sein Superhelden-Name passte wirklich immer noch genau zu Finn.

Maja babbelte irgendwas und Corinna nahm eines der vielen Spucktücher, um den Sabber wegzuwischen. Heraus fiel ein Ladekabel. Also es fiel aus dem Tuch, nicht aus dem Baby. Seit das Baby da war, hatte Mamas Tasche so ein bisschen ihre Magie verloren. Es war einfach nicht mehr alles drin.

2 image Schleimbrief

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Linus Wasper surfte im Buch. Normalerweise surfte man ja im Internet, aber er übertrieb es regelmäßig damit, deswegen schoben seine Eltern schon mal einen Riegel vor. Fand er gar nicht so schlimm. In Büchern fand man meistens mehr Informationen zu einem bestimmten Thema an einer einzigen Stelle. Im Internet klickte man hierhin und dorthin und landete am Ende bei YouTube-Videos, ohne viel erfahren zu haben. Linus interessierte sich für Star Wars, Dinosaurier und Roboter. So ungefähr. Nicht dass er Robotik studierte, es ging eher so um Transformers. Einen von den Kinofilmen hatte er noch nicht sehen dürfen, aber es gab mehrere Zeichentrickserien. Manche für Babys, aber auch ne coole. Er fand aber auch echte Roboter voll prall. Die Japaner und auch die Deutschen bauten schon ziemlich gute Bots. Manche spielten sogar Fußball. Das gefiel Linus natürlich. Er spielte ja selber auch Fußball beim Burgfurter SV 02. Na und bei Star Wars gab´s eh jede Menge Roboter. Droiden. Androiden. Was auch immer. Diese Klonkrieger waren ja Menschen. Weil die immer ihren Helm und Anzug anhatten und alle gleich aussehen, hatte Linus die lange für Maschinen gehalten. Man lernte ja nie aus! Dinosaurier passten da zwar nicht so zu, weil sie nicht direkt mit Technik zu tun hatten, aber ihre Erforschung inzwischen ja schon, mit den ganzen Computermethoden für die Knochen und so. Linus wusste von einer ganzen Menge Erwachsenenfilme über Dinosaurier - Jurassic World und so - die er noch nicht sehen durfte, aber irgendwann würde er das nachholen. Waren schon geile Biester!

Die blonden Haare, die ihm bis zum Kinn hingen, pustete er gerade zur Seite und strich sie nach hinten.

Sie verdeckten einen Planeten.

Heute erweiterte er mal seine Interessen auf den echten Weltraum, auch ohne Star Wars. Das war auch megacool. Konnte man sich echt nicht vorstellen, wo das Universum aufhört oder eben nicht aufhört. Spannend, diese ganzen Löcher. Schwarze. Wurm. Materie. Antimaterie.

Aus dem Flur kam Gepolter. Jemand rannte die Treppe hoch. Richtig, es hatte ja geklingelt!

Die Tür bummste auf, Linus´ Mama rief von unten hoch, dass man irgendwas irgendwie sachte machen sollte. Was war denn sachte? „Ich sachte doch, Du sollst dat lassen!“ War das sachte? Wahrscheinlich nicht.

„Du Nerd!“, rief Linus´ Kumpel Finn und knallte die Kinderzimmertür von innen zu.

„Nerd?“

„Wie die von der BingBong Theorie.“

Linus guckte schief. „Big Bang meinst Du. Das ist der Urknall.“

„Jaja, Doc Science“, sagte Finn und machte so eine Handbewegung, die zeigte, dass ihm das völlig egal war, also wie etwas wirklich hieß oder war. Ihm reichte immer, dass er eine Idee hatte, wie alles sein sollte. In Finns Welt.

Finnland sozusagen. Über den Gedanken grinste Linus. Wir leben alle in Finnland.

„Sind wir verabredet?“, fragte Linus und legte ein Lesezeichen ins Buch, bevor er es zuklappte.

„Ein Zauberer kommt nie dann, wenn… äh… nicht zu spät, sondern immer pünktlich, weil… ein Zauberer…“

„Wenn Du nicht weißt, wie man was sagt, dann sag´s halt nicht“, schlug Linus vor. Sie waren nicht verabredet, aber Finn kam oft einfach so vorbei. Eigentlich war das ja auch schön. Musste man immer alles vorher verabreden?

„Die Mädels kommen um fünf“, sagte Finn.

„Zu mir? Wieso?“, regte sich Linus auf und sah sich in seinem Zimmer um. Völlig chaotisch sah es aus! Es war schon halb fünf!

„Ist doch egal. Läuft bei Dir“, meinte Finn und warf sich auf Linus´ Bett. Es war ungemacht, eine halbleere Weingummi-Tüte lag drin, dazu Zettel und Hefte.

„Läuft bei mir? Ja, bis gerade.“ Linus knurrte. Dass Finn ihn überfiel, war okay, aber die Mädels? Corinna machte ihn nervös. Da lag sowas in der Luft, als ob sie nicht nur Freunde wären, aber irgendwie klappte es nicht. Und es war sowieso außerdem total doof und lächerlich und sollte auch gar nicht funzen. Was sollte da schon klappen? Was?!? Es regte Linus auf.

„Eine Mission…“, begann Finn.

Damit hatte er Linus´ Aufmerksamkeit sicher.

„…gibt es zwar nicht, aber Tanzen.“

Linus stöhnte. Also doch keine Mission. Schade. „Hör mir auf damit, eyh! Tanzen!“

„Ich weiß, Darth Vader tanzt auch nicht, aber wir sind nicht die dunkle Seite“, sagte Finn und ahmte ein röchelndes Atmen nach, das wohl jeder auf der ganzen Welt kannte.

„Kenobi auch nicht“, erwiderte Linus.

„Wenn es polimatisch sein muss, dann schon.“

Polimatisch? Vermutlich diplomatisch.

Linus korrigierte Finn aber nicht, da er sich damit auch nicht gut auskannte. „Ich will nicht tanzen!“, sagte er stattdessen.

„Ich ja auch nicht wirklich, aber ich will mit Vanessa hingehen“, antwortete Finn.

Linus fetzte sich neben ihm aufs Bett. Sie teilten sich fortan die Weingummis. „Seit wann bist denn Du so auf LiebesDings? Das findest Du doch voll behindert.“

Finn wurde - für seine Verhältnisse - richtig nachdenklich. Er grinste gar nicht mehr. „Ich weiß, ist es ja auch. Aber Nessa is echt was… Besonderes. Irgendwie. Voll so.“

„Kann man so sagen. Die bringt Dich um, wenn Du ihr auf den Fuß trittst“, sagte Linus.

Das Lächeln kehrte bei Finn zurück. „Kann sein, aber komm schon! Geh mit Co hin! Lass uns alle gehen!“

„Ich weiß nicht…“, sagte Linus. Er wusste es wirklich nicht. Das war peinlich. Tanzen! Wenn das die Jungs vom Fußball sahen!

Linus´ Mama kam rein. „Wie auf der Müllkippe“, sagte sie, guckte aber trotzdem nett. „Hast Du deine Hausaufgaben gemacht?“

„Ja“, sagte Linus.

Das war gelogen.

„Zeig mal her“, sagte seine Mutter.

Linus bekam rote Ohren.

„Und wann machst Du sie dann?“, wollte sie wissen.

„Wenn alle wieder weg sind, okay?“

„Alle?“

„Unsere Chicas kommen gleich“, sagte Finn.

Linus schlug sich die Hand vors Gesicht, aber seine Mutter lachte und wiederholte: „Chicas?!“. Versteh einer die Erwachsenen! Warum fand sie das lustig?

„Dann können die Signores ja vielleicht wenigstens ein paar leere Becher, Tüten und alte Socken zur Seite räumen, bevor die Signorinas kommen. Glaubt mir, das werden sie zu schätzen wissen.“

„Na gut“, sagte Linus mit so einem Ton, der „Keinen Bock!“ hieß.

„Und Deine Hausaufgaben sind um acht fertig, okay? Ich hab die Nase voll davon, dass Du bis in die Puppen irgendeinen Quatsch ansiehst und am Ende müde bist, schlechte Leistungen erbringst und zu spät ins Bett kommst. Haben wir uns verstanden?“

Uiwei. Klare Ansage. Also teilweise. Was für Puppen?

Finn hielt die Klappe und war ganz ruhig.

Linus nickte.

Es gab so Grenzen bei Eltern, über die man besser nicht ging, wenn man regelmäßig was von ihnen wollte.

Die Mama drehte sich zum Gehen um, dann blieb sie aber doch noch. „Ach, da war ein ekliger Brief im Briefkasten. Ich weiß nicht, welcher Eurer Freunde sowas macht, aber es ist nicht witzig. Richtet ihm oder ihr bitte aus, dass wir so eine Schweinerei nicht schätzen. Liegt unten. Bis später!“

Dann war sie weg.

Linus sah Finn an, Finn sah Linus an.

„Ein ekliger Brief?“, fragten dann beide gleichzeitig und rannten los.