Für Jacqueline
Das erste, was Miss Judith Hearne in ihrem neuen Logis auspackte, war die Fotografie ihrer Tante im Silberrahmen. Seit dem traurigen Tag ihres Dahinscheidens hatte die Tante ihren festen Platz immer auf dem Kaminsims des möblierten Zimmers gehabt, in dem Miss Hearne gerade wohnte. Und als sie das Bild jetzt aufstellte, blickten die Augen auf der Fotografie streng und forschend und teilten Miss Hearnes ungute Gefühle, was den Zustand der Sprungfedern und des Mobiliars sowie das heruntergekommene Viertel von Belfast betraf, in dem das Zimmer gelegen war.
Nachdem sie die Fotografie so aufgestellt hatte, daß die Tante sie genau von der Mitte des Kaminsimses her ansehen konnte, schlug Miss Hearne das weiße Seidenpapier auseinander, das den farbigen Herz-Jesu-Öldruck barg. Sein Platz war am Kopfende des Bettes; Seine Hand segnend erhoben, in den Augen einen freundlichen und doch anklagenden Blick. Er war alt, und der Heiligenschein um Seinen Kopf wies schon kleine Sprünge auf. Ein halbes Leben lang hatte er auf Miss Hearne herabgesehen.
Die Schwierigkeit, das Jesusbild aufzuhängen, bestand darin, wie Miss Hearne feststellte, daß an der richtigen Stelle kein Bilderhaken war. Zwar hatte sie sich einige Bilderhaken gekauft, aber sie besaß keinen Hammer. So legte sie das Bild aufs Bett und ging zum Erkerfenster, um zu sehen, wie das Zimmer von dort aus wirkte.
Die Straße draußen war eine der Nebenstraßen des Universitätsviertels – früher einmal eine gute Wohngegend, die aber jetzt so weit abgestiegen war, daß sie zahlende Gäste nehmen mußte. Miss Hearne betrachtete die Häuser gegenüber und dachte an die Zeiten ihrer Tante, als hier nur wohlhabende Familien wohnten, zu jedem Haus mindestens ein Dienstmädchen gehörte und die Hauptmahlzeit nicht mittags, sondern abends serviert wurde. Das war jetzt alles vorbei, die Leute von damals waren tot und die Gebäude in Wohnungen unterteilt. Aus einem Schlafzimmer hatte man zwei gemacht, Kochnischen in Wandschränke gezwängt, Linoleum über die Fußböden gelegt und »Zu vermieten«-Schilder in die Erkerfenster gestellt. Wie in diesem Haus hier auch, dachte sie. Dieses Wohn-Schlafzimmer mußte einmal das große Schlafzimmer gewesen sein. Oder vielleicht sogar ein Salon. Und wie sah es jetzt aus! Sie wandte sich vom Fenster ab und betrachtete die Fotografie auf dem Kaminsims. Alles verändert, sagte sie zu ihrer Tante, so ganz anders als zu deiner Zeit. Und ich bin diejenige, die damit fertigwerden muß.
Doch dann schüttelte sie den Kopf, um diese törichten Gedanken zu verscheuchen. Sie schritt quer durch das Zimmer und inspizierte den Boden. Der Teppich war gar nicht so übel, nur ein bißchen abgewetzt in der Mitte, und da konnte man einen Sessel hinstellen. Das Bett ließ sich zwei, drei Zentimeter von der Wand abrücken, dann war dieser Fleck dort verdeckt. Und da auf dem Bett lag das Herz-Jesu-Bild, mit dem Gesicht nach unten, und wartete darauf, daß es an seinen richtigen Platz gehängt wurde. Nichts zu machen, sagte sich Miss Hearne, sie mußte hinuntergehen und die neue Hauswirtin bitten, ihr einen Hammer zu leihen.
Und so ging sie hinunter, die zwei Treppen hinunter bis zur Küche, die von Mrs. Henry Rice als Wohnzimmer benutzt wurde. Als sie an die innen mit einem Vorhang verkleidete Tür klopfte, zog Mrs. Henry Rice den Vorhang ein Stück zur Seite, um durch die Glasscheibe zu spähen, ehe sie aufmachte – was Miss Hearne, gelinde gesagt, etwas unhöflich fand.
»Ja, Miss Hearne?«
Im Kamin in der Küche brannte, wie Miss Hearne sehen konnte, ein munteres Feuer, und auf einem Tisch stand ein Teegedeck.
»Ach bitte, könnten Sie mir vielleicht einen Hammer leihen? Ich hätte gern ein Bild aufgehängt. Es tut mir schrecklich leid, wenn ich Sie gestört habe.«
»Keine Ursache«, sagte Mrs. Henry Rice. »Aber ich habe ein Gedächtnis wie ein Sieb. Ich kann mich nie erinnern, wo ich etwas hingelegt habe. Ich muß mal überlegen. Aber kommen Sie doch einen Augenblick herein. Hätten Sie gern eine Tasse Tee? Ich habe gerade welchen aufgegossen.«
Na, das war wirklich eine sehr nette Geste zum Einstand. »Das ist sehr liebenswürdig von Ihnen«, sagte Miss Hearne. »Aber ich möchte Ihnen wirklich keine Ungelegenheiten machen. Ich wollte nur mein Bild aufhängen.«
Doch während sie dies sagte, trat sie schon über die Schwelle. Es war immer interessant zu sehen, wie andere Leute wohnten, und man brauchte ja auch, weiß Gott, einen Menschen, mit dem man ein paar Worte sprechen konnte. Natürlich gab es auch Hauswirtinnen, die aus Berechnung freundlich waren. Wie Mrs. Harper in der Cromwell Road damals, die glaubte, ich würde ihr in diesem Tabakladen helfen. Aber so sieht Mrs. Henry Rice
eigentlich nicht aus. So eine große freundliche Person und so umgänglich im Ton.Der Raum war nicht besonders geschmackvoll eingerichtet, das sah Miss Hearne sofort. Aber ganz gemütlich. Viele Spitzendeckchen auf den Tischen und Lampen mit hübschen pastellfarbenen Schirmen. Auf dem Kaminsims hockte ein großer Porzellanhund, und an der Wand hingen etliche paarweise gekreuzte Fähnchen. Katholische Fähnchen mit silbernen Papierbuchstaben darunter. Eucharistischer Kongreß Dublin. Das war 1932, im Phoenix Park, erinnerte sich Miss Hearne, und meine Cousine hat beim Hochamt im Chor mitgesungen. Nan D’Arcy, Gott hab sie selig, daß es so schnell mit ihr zu Ende gehen mußte, Rippenfellentzündung, die Ärmste. John McCormack war der Tenor damals. Eine faszinierende Stimme. Ein päpstlicher Graf.
»Setzen Sie sich ans Feuer, es ist ja ekelhaft kalt draußen«, sagte Mrs. Henry Rice. Dubliner Tonfall, dachte Miss Hearne. Aber doch wieder nicht ganz. Die Stimme hat einen leicht nordirischen Akzent.
Miss Hearne sah, daß zwei Ohrensessel an den Kamin geschoben waren. Sie ging auf den einen zu, und da drehte er sich herum und ein Mann saß darin.
Ein gräßlicher Bursche. Fett wie ein Schwein mit einem käsigen Gesicht und offenem Hemdkragen; seine Krawatte hatte gelbe Eiflecken. Wie ein schlaffes Kissen stand sein Bauch vor, und die kleinen dünnen Beine darunter endeten in zerschlissenen Filzpantoffeln. Er hatte ganz stachlige, blonde Backen, kleine schwammige Hände und langes, blondes Lockenhaar, wie ein monströses, zu Mannsgröße aufgeblasenes Baby.
»Das ist Bernard, mein einziger Junge«, sagte Mrs.
Henry Rice. »Bernie – Miss Hearne. Du weißt, ich habe dir gesagt, daß sie jetzt bei uns wohnt.«Er sah Miss Hearne aus blutunterlaufenen Augen an, abschätzig, wie alle Männer vor ihm sie angesehen hatten. Dann lächelte er, wobei er schmutzig-gelbliche Zähne entblößte.
»Kommen Sie, setzen Sie sich ans Feuer, Miss Hearne«, sagte er, »setzen Sie sich ruhig in den anderen Sessel. Mama hat sicher nichts dagegen.«
Abweisend nahm Miss Hearne Platz, wobei sie an ihren Granatringen drehte, stellte ihre dünnen Beine nebeneinander und blickte Trost und Halt suchend auf ihre langen spitzen Schuhe mit den kleinen Knöpfen daran, die zu ihr aufblinzelten wie kluge freundliche Augen. Kleine Schuhaugen, immer da.
»Zucker und Milch?« fragte Mrs. Henry Rice, über das Teegeschirr gebeugt.
»Zwei Stückchen, bitte. Und nur einen Tropfen Milch«, sagte Miss Hearne, dankbar lächelnd.
»Auch eine Tasse Tee, Bernie?«
»Nein, danke, Mama«, sagte der dicke Mann. Seine Stimme klang sanft und zwingend – es war ein Schock für Miss Hearne, daß dieser häßliche Pudding eine solche Stimme besaß. Sie mußte an den Tag denken, als sie Benjamino Gigli gesehen hatte. Ein dicker Mann mit einem gräßlichen Gesicht, der sich mit einem weißen Taschentuch den Schweiß abwischte. Aber als er dann zu singen begann, vergaß man alles, und er wurde zu einem wunderbaren Engel, der alle im Theater, vom Parkett bis hinauf zum Olymp, in seinen Bann schlug. Wenn Bernard sprach, verspürte man das Bedürfnis, hinzuhören.
»Nicht mal ein Täßchen, mein Schatz?«
»Nein, Mama.«
»Bitte, Miss Hearne.« Mrs. Henry Rice reichte ihr eine Tasse samt Untertasse, auf der der kleine silberne Teelöffel klapperte. Miss Hearne hielt den Löffel fest und dankte mit ihrem Lächeln.
»Und Sie leben schon lange in Belfast, wenn ich Sie richtig verstanden habe, ja?« sagte Mrs. Henry Rice, während sie das Feuer zu flammender Glut aufstocherte.
»O ja, schon seit meiner Kindheit«, sagte Miss Hearne. »Sehen Sie, meine Eltern wohnten zwar in Ballymena, aber meine Tante wohnte hier in Belfast.«
»Ich verstehe«, sagte Mrs. Henry Rice, die keineswegs verstand. »Und wo wohnte Ihre Tante? Hier in diesem Teil der Stadt?«
»O ja«, sagte Miss Hearne. »In der Lisburn Road. Wissen Sie, meine Eltern starben, als ich noch klein war, und da hat mich meine Tante, Gott hab sie selig, zu sich nach Belfast genommen.«
»Ja, ja, wir werden alle herumgestoßen«, sagte Mrs. Henry Rice. »Ich bin in Donegal auf die Welt gekommen und großgeworden, in einem kleinen Ort namens Creeslough. Und als ich noch ein ganz junges Ding war, bin ich nach Dublin auf eine Handelsschule geschickt worden. Ich habe damals bei einem Onkel gewohnt. Und da habe ich auch meinen verstorbenen Mann kennengelernt. Und dann wurde Mr. Rice, mein verstorbener Mann, nach Belfast versetzt. Und so bin ich jetzt hier. Da sehen Sie, wir laufen alle von Pontius zu Pilatus und wissen nie, wo wir unsere Tage beschließen werden.«
»Ja, ja«, sagte Miss Hearne. »Aber das muß doch interessant für Sie gewesen sein, diese lange Zeit in Dublin.«
»Sicher, Dublin ist eine große, schöne Stadt, das steht
fest. Ich bin mit Belfast nie so richtig warm geworden, wie man so sagt. Aber bei Ihnen ist das natürlich etwas anderes. Sie haben sicher viele Bekannte hier. Ist Ihre Tante schon lange tot?«»Schon ein paar Jahre«, sagte Miss Hearne vorsichtig.
»Haben Sie Verwandte hier?« fragte Mrs. Henry Rice und bot ihr einen Teller mit Windbeuteln an.
»Keine näheren Verwandten«, sagte Miss Hearne, die sich mit ihren diplomatischen Antworten auf vertrautem Boden bewegte. Hauswirtinnen waren alle etwas neugierig, darauf mußte man gefaßt sein. Sie mußten in Erfahrung bringen, was für Leute sie ins Haus bekamen, verständlicherweise. Daraus konnte man ihnen keinen Vorwurf machen.
»Meine Tante stammte aus einer sehr alten Belfaster Familie«, sagte sie. »Von ihren Angehörigen ist jetzt kaum noch einer am Leben, aber ihre Familiengeschichte ist nicht uninteressant. Sie liegen zum Beispiel alle in Nun’s Bush draußen begraben. Das ist einer der ältesten Friedhöfe hierzulande. Er ist voll belegt, jetzt. Geschlossen, wissen Sie.«
»Ach, wie interessant«, sagte Mrs. Henry Rice uninteressiert. »Einen Windbeutel, Bernie?«
»Nein, danke, Mama.«
Er gähnte und klopfte sich mit der schwammigen Hand auf den offenstehenden Mund, über den hinweg seine Augen Miss Hearne so unverwandt beobachteten, daß ihr die Röte ins Gesicht schoß.
»Ich glaube, ich lege einen Augenblick meine Strickweste ab, wenn Sie nichts dagegen haben.«
»Ich halte Ihnen so lange die Tasse«, erbot sich Mrs. Henry Rice freundlich. »Hier wird’s manchmal ganz
schön heiß, wenn ein ordentliches Feuer brennt. Aber Bernie leidet sehr unter der Kälte, schon als Kind hat er sie nicht vertragen.«Wofür hält er sich denn – keine Manieren, einen so anzustarren. Ich werde ihm auch mal einen festen Blick zuwerfen. Nein, das geht nicht, er sieht noch her. Macht einen ja ganz nervös. Dann konzentriere ich mich eben auf etwas anderes: Neben sich hat er ein Buch liegen, den Titel für mich über Kopf – o ja, Englische Gedichte des siebzehnten Jahrhunderts. Und er liest auch darin, ich sehe ein Lesezeichen.
»Ich sehe, Sie interessieren sich für Gedichte, Mr. Rice.«
»Oh, Bernie ist ein Dichter. Und immer am Studieren. Er ist auf der Universität.«
»Ich bin nicht auf der Universität, Mama«, sagte der dicke Mann. »Ich war seit fünf Jahren nicht mehr auf dem Queen’s College.«
»Bernie ist gesundheitlich etwas zart veranlagt, Miss Hearne. Er mußte das Studium vor einiger Zeit unterbrechen. Außerdem glaube ich, daß die Burschen auf dem Queen’s sich zuviel auf einmal vornehmen. Ich sage immer, lieber langsam voran. Ein junger Kerl wie Bernie hat doch noch so viel Zeit, wozu durchs Leben hetzen. Nimm dir Zeit, und du lebst länger.«
Dieser Schwabbelpudding ist doch mindestens dreißig, dachte Miss Hearne. Irgend etwas hat er an sich. Kein Trinker, nein, irgend etwas anderes. Ach, für manche Mütter ist es schon ein Kreuz.
Der Gedanke an das Kreuz erinnerte sie wieder an ihr Jesusbild, das oben auf dem Bett lag und auf einen Hammer wartete, um aufgehängt zu werden. Trotzdem, es war angenehm, vor einem schönen warmen Feuer zu sitzen,
mit einer Tasse Tee in der Hand. Und außerdem gaben Mrs. Henry Rice und dieser Dickwanst ein interessantes Gesprächsthema ab, wenn sie die O’Neills besuchte.Denn es war wichtig, daß man seinen Bekannten von etwas erzählen konnte, was sie interessierte. Bisher war Miss Hearne immer in der Lage gewesen, einer Situation, die andere nur langweilig fanden, interessante Seiten abzugewinnen. Das war, wie sie sich oft sagte, eine Gabe, die zu den Vorteilen im Leben eines alleinstehenden Menschen zählte. Und auch sehr nötig. Denn als ledige Frau mußte man immer wieder interessante Dinge finden, über die man sprechen konnte. Andere Frauen konnten ständig über ihre Kinder, über das Einkaufen und ihren Haushalt reden. Außerdem erzählten ihnen ihre Männer häufig interessante Geschichten. Als alleinstehende Person war man da in einer ganz anderen Lage. Die Leute wollten einfach nicht wissen, wie man mit seiner Unterkunft und seinem Geld zu Rande kam. Da mußte man stets neue Themen suchen und finden, und die lieferten meistens die anderen Menschen. Also mußten die Leute, die sie, Miss Hearne, kannte, die Leute, von denen sie gehört hatte, die Leute, denen sie auf der Straße begegnete oder von denen sie gelesen hatte, alle gesammelt und wie der Inhalt eines Nähkörbchens durchgegangen werden, damit man die interessantesten Dinge über sie herausholen und zu einem Konversationsteppich zusammenweben konnte. Und deshalb war selbst so ein komischer Geselle wie dieser Bernard Rice noch ein Segen. Er war so komisch und gleichzeitig so gräßlich mit seinem »Ja, Mama« und »Nein, Mama« und seinem langen blonden Babyhaar. Über ihn konnte man sonntags zum Tee bei den O’Neills schon etwas erzählen.
Also entschied sich Miss Hearne dafür, das Jesusbild warten zu lassen. Sie lächelte Bernard an und fragte ihn, was er an der Universität studiere.
»Kunst.«
»Und haben Sie vor, später einmal zu unterrichten? Ich meine, wenn es Ihre Gesundheit …«
»Ich habe gar nichts vor«, sagte Bernard ruhig. »Ich schreibe Gedichte. Und ich wohne weiter bei meiner Mutter.« Er lächelte Mrs. Henry Rice an, während er dies sagte. Mrs. Henry Rice nickte liebevoll.
»Bernard ist nicht wie so viele andere Jungen«, sagte sie. »Die ihre arme Mutter nicht schnell genug verlassen können und sich mit Mädchen abgeben und viel zu jung heiraten. Bernard wohnt gern bei mir, nicht wahr, Bernie?«
»Keiner kümmert sich so um mich wie du, Mama«, sagte Bernard sanft. Er wandte sich an Miss Hearne. »Mama ist wirklich ein Engel, doch, das ist sie, besonders wenn ich mich nicht wohl fühle.«
Miss Hearne fiel dazu keine Erwiderung ein. Er hat so etwas – so etwas Unaufrichtiges. Und mich so anzustarren, was ist denn mit mir, ist mein Rock hochgerutscht? Nein, natürlich nicht. Sie zupfte sich den Rock fest um die Waden und brachte das Gespräch entschlossen auf einen gemeinsamen Nenner.
»Wir gehören hier zu Sankt Finbar, glaube ich. Das ist doch Father Quigleys Gemeinde, nicht wahr?«
»Ja, ganz recht. Ist er nicht ein Original?«
»Ach, wirklich? Ich habe nur Gutes über ihn gehört«, sagte Miss Hearne. Ja, ja, die Religion ist schon ein Trost, sogar in der Unterhaltung. Wenn wir die Priester nicht als Gesprächsthema hätten, wüßten wir oft nicht, worüber wir reden sollten.
»Er ist sehr freimütig, will ich damit sagen«, verbesserte sich Mrs. Henry Rice. »Da muß ich Ihnen etwas erzählen, was ich erst letzte Woche gehört habe. Und die Geschichte ist die reine Wahrheit.«
Mrs. Henry Rice hielt inne und warf Bernard einen Blick zu. »Letzte Woche ist Father Quigley ein neues Altargitter angeboten worden von einer Mrs. Brady, die früher ein übelbeleumdetes Haus hatte. Wissen Sie, was er da zu ihr gesagt hat?«
»Welche Mrs. Brady könnte das sein?« sagte Miss Hearne fast flüsternd – sie war sich nicht sicher, ob sie richtig gehört hatte. Ein »übelbeleumdetes Haus« – hatte Mrs. Henry Rice das wirklich gesagt? Es hatte sich ganz so angehört. Solche Häuser sollte man nicht erwähnen, schon gar nicht im Zusammenhang mit der Kirche. Man las davon in Büchern, von solchen Häusern, wer hätte gedacht, daß es so etwas hier mitten in Belfast gab? Sie beugte sich vor, und ihre Augen blickten unruhig und gespannt.
»Nun, wie gesagt, sie hatte so ein Haus, in dem Männer verkehren, in der Old Lodge Road drüben«, fuhr Mrs. Rice fort. »Eine schreckliche Frau. Na ja, wie alle diese schlimmen Frauen hat sie’s mit der Angst zu tun bekommen, als sie merkte, daß sie’s nicht mehr lange macht, und da hat sie sich entschlossen, zur Beichte zu gehen und ihr Leben zu ändern. Das Haus wurde letztes Jahr geschlossen, und seitdem geht sie jeden Tag zur Messe. Ja, also vor zwei Wochen – das habe ich von einer Dame, die in der Altarvereinigung ist – vor zwei Wochen ist sie zu Father Quigley gegangen und hat gesagt, sie möchte für die Kirche Sankt Finbar ein neues Altargitter stiften. Schmiedeeisen, aus Spanien, tadellose Arbeit.«
Mrs. Henry Rice hielt inne, um zu sehen, was Miss Hearne für ein Gesicht machte.
»Na, das ist ja die Höhe!« sagte Miss Hearne.
»Und was meinen Sie, was Father Quigley da zu ihr gesagt hat? Er hat sich hoch aufgerichtet, so ein großer, stolzer Mann, Sie wissen ja, wie er aussieht, und hat zu ihr gesagt: ›Gute Frau, darf ich Sie da ganz offen nur eines fragen – woher haben Sie das Geld?‹«
»Ach du liebe Güte«, sagte Miss Hearne, jedes Wort genießend. »Und was hat sie da gesagt, diese schlimme Frau?«
»Oh, da war sie erst mal sprachlos. Sie hat nur herumgedruckst und so und schließlich gesagt, sie hätte das Geld in ihrem früheren Geschäft verdient. Geschäft, stellen Sie sich das vor. Da hat Father Quigley nur zu ihr hinuntergesehen mit diesem strengen Blick und gesagt: ›Liebe Frau‹, hat er gesagt, ›glauben Sie, ich dulde es, daß die guten Leute dieser Gemeinde vor dem Altar niederknien, um den Leib und das Blut Jesu Christi zu empfangen, und sich dabei mit den Ellenbogen auf den Lohn von Sünde und Verderbnis stützen?‹ Genau das waren seine Worte.«
»Das war richtig«, sagte Miss Hearne. »Das war die Zurechtweisung, die sie verdient hatte.«
Bernard zog den Schürhaken aus dem Feuer und zündete sich am glühenden Ende eine Zigarette an. »Arme Mama«, sagte er. »Du vergißt immer die Hälfte. So war das doch gar nicht. Du hast vergessen zu erzählen, was Mrs. Brady darauf entgegnet hat.«
Mrs. Henry Rice warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. »Keine Angst, Bernie, das habe ich nicht vergessen. Ich wollte nur nicht die unverschämten Worte einer Person wie dieser Mrs. Brady in den Mund nehmen.«
»Aber das ist doch gerade der Clou«, sagte Bernard und schob den Schürhaken wieder in die Glut. »Passen Sie auf, Sie werden gleich sehen.« Und er beugte sich zu Miss Hearne vor, das feiste, weiße Gesicht von einem Lächeln antiklerikaler Bosheit verzerrt. Er ahmte die Stimme der schlimmen Mrs. Brady nach.
»Sie sagte zu ihm: ›Father, was glauben Sie wohl, wo Maria Magdalena das Geld für das Öl her hatte, mit dem sie die Füße unseres Herrn salbte? Vom Apfelverkaufen jedenfalls nicht.‹ Das hat sie gesagt. Und das ist die wahre Geschichte von Father F.X. Quigley, falls es Sie interessiert.«
Bernard lachte, als er dies sagte. Seine Backen schwabbelten wie Pudding.
»Wie respektlos, einem Priester gegenüber«, sagte Miss Hearne. Wo kam das Öl übrigens wirklich her? Ab und zu wurde man daran erinnert, daß es nichts schadete, öfter im Douay zu lesen, dann wußte man besser Bescheid und konnte Burschen wie diesem Fettkloß gehörig eins draufgeben. Aber so sehr sie auch ihr Gedächtnis bemühte, sie konnte sich nicht erinnern, wo Maria Magdalena das Geld hergehabt hatte. Doch ganz gleich, es war einfach eine Sünde, die heilige Schrift zu zitieren, um einen Priester zu beleidigen. Sie stellte ihre Tasse hin.
»Der Teufel zitiert die Bibel, wie es ihm paßt«, sagte sie.
»Genau«, pflichtete ihr Mrs. Henry Rice bei. »Aber was kann man schon von einer Person wie Mrs. Brady erwarten? Keine anständige Frau würde auch nur ein Wort mit ihr reden.«
»Also nein – wenn ich daran denke – diese Person!« sagte Miss Hearne. »Das ist einfach Gotteslästerung, jawohl, das ist es, so etwas zu sagen in Verbindung mit
Unserem Herrn. Ach du meine Güte, da fällt mir ein – mein Bild. Es ist ein Herz-Jesu-Bild, und ich hänge es immer gleich auf, wenn ich in einem neuen Zimmer wohne. Ich darf Sie nicht länger aufhalten. Hätten Sie den Hammer?«»Der Hammer – den habe ich ja ganz vergessen«, sagte Mrs. Henry Rice. »Lassen Sie mich mal nachdenken. O ja, ich weiß schon.«
Sie stand auf, öffnete die Tür und rief in die Diele hinaus: »Mary! Ma-ry!«
Eine Stimme antwortete: »Ja-aa!«
»Hol den Hammer aus der obersten Schublade in der Kommode oben auf dem Dachboden.« Mrs. Henry Rice schloß die Tür wieder und wandte sich an Miss Hearne.
»Noch eine Tasse Tee, ehe Sie gehen?«
»O nein, danke, zu liebenswürdig. Die eine Tasse war genau das richtige. Vielen Dank.«
»Das Mädchen ist noch neu, wissen Sie«, sagte Mrs. Henry Rice, mit dem Kopf zur Tür hin deutend. »Ich habe sie von den Nonnen aus dem Kloster. Ein kräftiges Mädchen vom Land. Aber sie müssen alle noch viel lernen, wenn Sie wissen, was ich meine.«
Miss Hearne, der dieses Thema vertraut war, da sie es aus Gesprächen mit ihrer seligen Tante und ihren Bekannten in allen Variationen kannte, sagte, ja, wenn man ein tüchtiges Mädchen bekomme, sei es sehr gut, aber manchmal habe man mit ihnen leider viel Mühe.
»Man muß ständig hinter ihnen her sein«, sagte Mrs. Henry Rice.
»Wissen Sie, ich frage mich, weshalb die Nonnen ihnen nicht etwas mehr beibringen, ehe sie sie in Stellung geben. Sie sind so gut wie nicht ausgebildet.«
»Und selbst wenn diese Mädchen ausgebildet sind, finden sie sich noch lange nicht in der Stadt zurecht«, sagte Miss Hearne. »Ich weiß, was Bekannte von mir für Ärger mit Mädchen aus dem Kloster hatten, die mit Soldaten und anderem Gesindel angebändelt haben. Ich habe sogar oft den Eindruck, die Nonnen sind zu streng. Die Mädchen benehmen sich wie unerfahrene Kinder, sobald sie …«
Doch sie sprach den Satz nicht zu Ende, denn in diesem Augenblick klopfte es an die Tür, und Mary kam herein. Sie war ein kräftiges, großes Mädchen mit schwarzem irischem Haar, blauen Augen und straffen Brüsten, die die weiße Schürze ihrer Tracht sich vorwölben ließen. Miss Hearne betrachtete sie und kam zu dem Schluß, daß sie recht nett war. Wenn man freundlich zu diesen Mädchen war, erledigten sie manche Kleinigkeit für einen, die getan werden mußte.
So lächelte sie Mary an und wurde durch Mrs. Henry Rice mit ihr bekannt gemacht. Man reichte ihr den Hammer, und sie drehte ihn in den Händen und bedankte sich mit den Worten, sie werde ihn zurückgeben, sobald sie ihr Bild aufgehängt habe. Worauf Mrs. Henry Rice erwiderte, das habe keine Eile, sie möge sie wissen lassen, wenn sie sonst noch etwas brauche, und dann stieg Miss Hearne wieder die beiden Treppen zu ihrem Zimmer hinauf.
Sie nahm einen Haken und nagelte das Herz-Jesu-Bild über dem Kopfende des Bettes an die Wand. Dabei mußte sie noch einmal an die Szene unten in der Küche denken. Dieser Bernard Rice war ja sicher auf eine gräßliche Art interessant, aber er hatte auch etwas Schlüpfriges; als Frau mußte man sich vor einem solchen Menschen in
acht nehmen. Er machte den Eindruck eines Schnüfflers und schien ganz der Typ zu sein, der seine Nase gern in die Angelegenheiten anderer Leute steckte. Und dann das Schlimmste über sie ausposaunte. Instinktiv warf sie einen Blick auf ihre Koffer – sie waren abgeschlossen. Das müssen sie auch immer bleiben, ermahnte sie sich. Ich traue ihm durchaus zu, daß er einmal hier herumspioniert, wenn ich nicht da bin. Aber seine Mutter ist recht liebenswürdig, wenn auch ihrem Jungen gegenüber viel zu nachsichtig.Sie trat vom Bett zurück und betrachtete das Herz-Jesu-Bild. Nachher mußte sie noch beten. Aber zuerst einmal zog sie die Vorhänge zu und zündete den Gasofen an. Nun da das elektrische Licht brannte und der Ofen leise zischte und die weißen Knochen seiner Glühstrümpfe zu einem rosigen Rot erwärmte, wirkte das neue Wohn-Schlafzimmer viel gemütlicher. Miss Hearne fühlte sich recht zufrieden nach ihrer Tasse Tee und dem Windbeutel, und so legte sie, als sie noch ein paar Sachen ausgepackt hatte, ihr Flanellnachthemd auf das Bett und schlug die Decken zurück. Es war eigentlich alles sehr gut gegangen, und der Taxifahrer war auch ganz zufrieden gewesen mit dem Shilling, den sie ihm fürs Kofferherauftragen gegeben hatte. Es hätte natürlich etwas mehr sein sollen, aber er hatte keine bösartige Bemerkung gemacht. Und das war die Hauptsache. Sie war eingezogen, sie hatte mit der Hauswirtin ein Schwätzchen gehalten, und als Bonus gleichsam verfügte sie jetzt über zwei interessante Geschichten, die sie erzählen konnte. Die eine von Father Quigley war nicht ganz salonfähig, aber zweifellos interessant. Sie nahm sich vor, das Ende, wie Bernard es erzählt hatte, wegzulassen. Das paßte einfach nicht und verdarb alles. Und dann Mrs. Henry Rice und Bernard selber, über die ließ sich
schließlich auch einiges erzählen. Vielleicht kannten einige von den jungen O’Neills Bernard, wenn er auf dem Queen’s gewesen war.Miss Hearne packte den kleinen Reisewecker aus, der einmal den weiten Weg von Paris zurückgelegt hatte als Geschenk für ihre liebe Tante selig. Es war erst sieben Uhr, zu früh, um ins Bett zu gehen. Doch sie war müde, und morgen war Freitag, wo sie nur auspacken mußte. Außerdem sparte sie das Abendessen, wenn sie früh schlafen ging.
Sie stellte den Wecker auf den Nachttisch und knipste die kleine Lampe an. Dann kleidete sie sich aus, kniete nieder, betete und legte sich anschließend zwischen die Tücher des fremden Bettes und beobachtete die Schatten in dem neuen Zimmer. Als sich die Glühstrümpfe des Ofens zur Farblosigkeit abgekühlt hatten und die nächtliche Kühle auf ihren nicht zugedeckten Unterarmen eine Gänsehaut hervorrief, blickte sie zu ihrer Tante hinüber und wandte dann den Kopf, um zu dem Herz-Jesu-Bild aufzuschauen. Sie sagte beiden Gute Nacht, knipste die Nachttischlampe aus, kuschelte sich ins Bett, daß nur noch Augen und Nase hervorsahen, und erinnerte sich daran, daß beide im Dunkeln bei ihr waren. Sie sind eben das Entscheidende, dachte Miss Hearne, ganz gleich, wie Tante zum Schluß auch war. Wenn sie bei mir sind und über mich wachen, wird ein neues Zimmer zum Zuhause.
Beim Erwachen erblickten ihre Augen die Zimmerdecke, das kalte Licht welchen Tages? Das dem Begreifen vorausgehende Sehen vermerkte barmherzig vertraute Gegenstände in der Fremdheit des Ganzen, führte das noch blinde Denken zum Erinnern.
Sie setzte sich auf. Das Haar fiel ihr auf die Schultern, und sie spürte einen eisigen Zug durch den Flanellstoff des Nachthemds. Ihre im feuchten Geschmiege von Decken erwärmten Schenkel und Waden waren noch entspannt und schlaff. Das vergoldete Zifferblatt des Reiseweckers zeigte zehn nach sieben. Sie legte sich wieder zurück, zog die gelben Decken bis ans Kinn und betrachtete das Zimmer.
Ein breiter Stuhl mit gerader Rückenlehne stand in der Nische am Erkerfenster, ein alter Pensionär, der auf die Straße hinaussah. In der Nähe des Bettes ein Frisiertisch, vertraut gemacht durch ihre Flasche Kölnisch-Wasser, durch die Kämme und Bürsten und die kleine runde Schminkdose. Jenseits des abgewetzten Teppichs stand ein Kleiderschrank aus braunem lackiertem Holz mit einem hohen Spiegel in der Tür. Sie blickte in den Spiegel und sah das untere Ende des Bettes mit dem kleinen Berg, den ihre Füße unter den weichen Decken machten. Der Schrank war mit Schnecken und Schnörkeln verziert, und auf jeder Seite des Spiegels gab es einen Kreis aus hellfarbenem Holz. Die Kreise erschienen ihr wie Augen, traurige
hölzerne Augen links und rechts von der reflektierenden Spiegelnase. Sie blickte von diesen Augen fort zu dem weiß-marmornen Kaminsims mit der einen gesprungenen Stütze und dem orientalischen Muster des Messingvorsatzes. Genau aus dem Mittelpunkt dieses Arrangements heraus wünschte ihre Tante D’Arcy Guten Morgen in silber- und sepiagetönter Arroganz, während neben dem Gasofen ein durchgesessener, grünbezogener Lehnstuhl auf seine menschliche Bürde wartete. Der Teppich unter dem Kaminsims war zu braunen Fasern abgewetzt. Sie ließ den Blick schnell weiterwandern über das kleine Waschbecken, den Nachttisch mit seiner grünen Lampe bis hin zu der beruhigenden Sicherheit ihrer zwei großen reisefertig aussehenden Koffer mit ihren schwarzen Deckeln und Messingbeschlägen.Sie drehte sich auf die Seite und hakte den schweren wollenen Morgenrock vom Bettpfosten, zog ihn sich über die Schultern, streckte die Füße aus dem Bett und schob sie in wollige blaue Pantoffeln. Kalt, ein kaltes Zimmer. Rasch ging sie zum Gasofen, schaltete ihn ein und hörte dann das erschrockene Blubb, als das Streichholz ihn zum Leben erweckte. Sie breitete ihre Unterkleider zum Anwärmen davor aus und huschte über den Teppich wieder ins Bett. Fünfzehn Minuten, sagte sie sich, fünfzehn Minuten dauert es mindestens, bis es ein wenig warm geworden ist.
Aber sie hatte ja keine Eile. Freitag, ein langweiliger Tag, ein Tag ohne irgend etwas, das getan werden mußte. Obwohl es gewiß interessant sein würde, beim Frühstück festzustellen, was Mrs. Henry Rice auftrug und wer die anderen Hausgäste waren. Sie blieb noch zwanzig Minuten liegen, wusch sich dann mit kaltem Wasser und stellte
sich zitternd in den dürftigen Wärmekreis des Ofens. Unter der bergenden Hülle des Nachthemds zog sie ihre Unterwäsche an, eine Angewohnheit aus ihrer Zeit im Herz-Jesu-Kloster von Armagh, obwohl das Motiv längst nicht mehr die Züchtigkeit, sondern das Warmhalten war, und das nahm unter mühsamem Zupfen und Zerren einige Zeit in Anspruch. Als sie sich schließlich das Nachthemd über den Kopf streifte, war sie bis auf das Kleid selbst fertig angezogen. Jetzt kam das morgendliche Haarbürsten an die Reihe. Sie legte darauf großen Wert: Es hielt das Haar dunkel, pflegte sie zu sagen, und auch wenn man es nicht gewaschen hatte, bewahrte es seinen Glanz und seine Farbe. Ihr Haar – ein sichtbarer Beweis – war dunkelbraun und von feiner Dichte und weichem Schimmer.Also saß sie allmorgendlich gewissenhaft vor dem Spiegel, den Kopf zur Seite geneigt, und zog die Bürste durch den dichten Haarstrang, wobei sie die Striche zählte und an nichts anderes dachte, während ihr Kopf bei jedem Bürstenstrich einen leichten Ruck machte.
Heute morgen jedoch mußte das Haarbürsten abgekürzt werden, denn man durfte am ersten Morgen in einer neuen Pension keinesfalls zu spät kommen. Schon gar nicht, wenn man noch mit anderen Gästen zusammentraf. Von dreien hatte sie gesprochen, Mrs. Henry Rice, aber waren es Männer oder Frauen? Männer, wahrscheinlich, und wenn nun einer von ihnen ein netter Mensch war?
Ihr eckiges Gesicht lächelte sein Spiegelbild sanft an. Trügerisch verwandelte ihr Blick sie gemäß ihrer Vorstellung, veränderte den Umriß ihres fahlhäutigen Gesichts, bildete geschickt die lange spitze Nase um, an der eine kleine kalte Träne hing. Ihre dunklen Augen, Augen, die ständig in eingebildeter Furcht hin und her zuckten,
wurden groß, sanft, leuchtend. Ihr Körper, reizlos wie ein billiger Kleiderständer, füllte sich jetzt mit weichen Rundungen aus, entwickelte eine zarte Linie zum Busen hin.Sie betrachtete den Spiegel, eine reizlose Frau, die sich zur köstlichen Illusion von Schönheit verwandelte. Es war noch immer Zeit: Denn ihrer Häßlichkeit war eine späte Blüte bestimmt; verborgen zunächst unter der formlosen Ungeschicklichkeit der Jugend, zur Reizlosigkeit entknospend in jungen Frauenjahren und jetzt zu langsamer Reife sich entfaltend Anfang der Vierzig, harrte sie noch der subtilen Auffälligkeit, die nur das Verwelken voll ausprägen konnte: einer Auffälligkeit, die, wenn sie erreicht war, alle Mühen beim Spiegelspiel illusorisch machen würde.
So spielte sie denn. Als Frau sah sie ihr frauliches spiegelgläsernes Bild. Zog das dichte Haar zur Seite, rahmte das Bild ihrer Vorstellung mit Zöpfen ein. Zigeunerin, dachte sie liebevoll, wie eine Zigeunerin auf einer Pralinenschachtel.
Doch der kleine Wecker, der durch die Sekunden tickte, sagte acht Uhr fünfzehn, und oh, was hatte sie für törichte Gedanken! Zigeunerin! Sie erhob sich, schlang ihr Haar in die Höhe, und die Haarnadeln wanderten eine nach der anderen nach oben und verschwanden in ihrer krönenden Herrlichkeit. So, kleiner Druck mit der Hand – viel besser. Da noch etwas zurechtgerückt – so. Gut. Jetzt – was ziehe ich an? Eine Spur Rot, meine besondere Note. Aber welches Rot? Rot ist immer so launisch. Trotzdem, Rot ist meine Farbe. Scharlachrot. Ja. Das schwarze Kleid mit den scharlachroten Tupfen an Kragen und Manschetten. Außerdem ist es beim Umzug nicht zerknittert worden.
Sie öffnete den Schrank, die Einheit des vorgestellten Gesichts zerbrechend. Der Morgenrock sank wie ein
abgebautes Zelt zu ihren Füßen nieder, als sie ihren eckigen Körper in die engen Taillennähte des Kleids zwängte. Dann die Granate und den kleinen Rubin an die rechte Hand. Sie wühlte in ihrem Schmuckkästchen und kam zu dem Schluß, daß die rosa und weiße Kamee etwas zuviel war. Aber sie zog ihre Uhr an, die kleine goldene Armbanduhr, die Tante D’Arcy ihr zum einundzwanzigsten Geburtstag geschenkt hatte. Eigentlich ging sie nicht mehr ganz richtig. Das Werk hatte sich abgenutzt. Aber es war eine gute Uhr, und sie stand ihr sehr gut. Und der erste Eindruck war oft der, auf den es ankommt, wie der alte Herr Rauh zu sagen pflegte.Noch einmal zurück zum Frisiertisch, um das beim Überstreifen des Kleids zerzauste Haar in Ordnung zu bringen. Eine winzige Spur Rouge, gut eingerieben, ein Tupfer Puder und fest auf die Lippen gebissen, damit die Farbe schön herauskam. So, schon viel besser. Sie lächelte ihr liebevoll lächelndes Bild liebevoll an, und ihre unruhigen dunklen Augen erforschten den forschenden Spiegel. Befriedigt nickte sie dem befriedigt nickenden Gesicht zu. Ja. Hinunter zum Frühstück.
Das Speisezimmer von Mrs. Henry Rices Haus in der Camden Street war mit Möbelstücken ausgestattet, die der Vater ihres verstorbenen Mannes gekauft hatte. Eine massive Anrichte aus Mahagoniholz wölbte sich an der einen Wand vor, mit Obstschalen und leeren Whiskykaraffen auf ihrer Marmorplatte. Der Tisch, ein großes Oval aus dem gleichen Holz, nahm die Mitte des Zimmers ein, so daß man an den Seiten kaum noch vorbeikam. Um den Tisch herum standen acht hohe Stühle wie vor Anker liegende Schiffe. Das Tageslicht erkämpfte sich seinen Weg in das Zimmer hinunter an grauen Gebäuden vorbei und
über düstere Hinterhöfe und sickerte dann durch verblichene Mullgardinen, hinter denen sich zwei schmale Fenster halb versteckten. Über der Anrichte entdeckte dieses Licht ein goldgerahmtes Ölbild, auf dem ein Jäger auf die verschwommenen Umrisse eines Hirschs anlegte. Neben der Tür wedelte eine Großvateruhr wie ein alter blinder Hund die Stunden in die Vergangenheit.Um den Tisch herum saßen die Hausgäste im Dämmerlicht – es herrschte Stille bis auf dezentes Tassenklirren und Toastgeknabber. Tassen wurden samt Untertassen wie an einem Fließband zum Kopfende des Tisches gereicht, wo sie in die kleine Festung Eingang fanden, in der, verschanzt hinter Teekanne, Warmwasserkaraffen, Teewärmern, Milchkännchen, Zuckerschale, Tellern, Bestecken und Glöckchen, Mrs. Henry Rice Frühstücksstimulanzien austeilte. Morgendlich hergerichtet im geblümten Hausrock, das Haar ein stacheliges Heubündel, lächelte sie Miss Hearne freundlich zu und wies ihr einen Platz am anderen Ende des Tisches an.
»Das ist Miss Hearne, unser neuer Gast. Vielleicht darf ich Sie gleich miteinander bekannt machen – das ist Miss Friel. Miss Friel – Miss Hearne.«
Miss Friel biß in ihren Toast und legte die Kruste zögernd auf ihren Teller. Sie sah zu Miss Hearne auf und nickte. Hellblaues Kleid, graue Florstrümpfe, kurzes weißliches Haar, wie bei einem Foxterrier. Auf ihrem abfallenden Busen schwebte eine Abstinenzlernadel. Harte rissige Hände und gerötete rauhe Stellen an den Handgelenken. Sie hatte, an den Marmeladetopf gelehnt, ein Buch vor sich stehen.
»Mr. Lenehan.«
Mr. Lenehan erhob sich, den Kopf seitwärts gewandt,
den dünnen Mund zu einem sichelförmigen Lächeln gekrümmt. Seine Kleidung war klerikalisch schwarz, und eine Batterie billiger Füllhalter reihte ihre silbernen und goldenen Kappen gleich Orden über seine Brust. Sein Kragen war wächsern weiß, unbequem, und zwängte eine lose um einen messingnen Kragenknopf gebundene Krawatte ein.»Sehr erfreut, Sie kennenzulernen«, singsangte Mr. Lenehan.
Miss Hearne nickte, lächelte, während ihre Augen schon zum nächsten, dem interessantesten Tischgast weiterwanderten.
»Und das ist mein Bruder James. Mr. Madden – Miss Hearne.«
Ein Mann von großer Gestalt. Er allein hatte sich erhoben, als sie hereingekommen war. Er hielt seine Leinenserviette wie ein Kellner, der darauf wartete, daß sie Platz nahm. Sie sah in sein wohlgenährtes, gesund-rötliches Gesicht. Sein Lächeln entblößte weiße künstliche Zähne. Er war sauber, aber etwas auffällig gekleidet. Gelbe Krawatte mit weißen Golfbällen darauf, Anzug aus einem braunen seidigen Stoff wie Schantung. Ihr Bruder, hatte Mrs. Henry Rice gesagt, aber er mußte Amerikaner sein. Nur ein Amerikaner konnte einen Ring mit einem so dicken blauen Stein tragen.
»Erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen, Miss Hearne.«
Da habe ich also richtig vermutet. Ein Amerikaner, nach dem Akzent zu urteilen. Sie lächelte und wartete auf seine männliche Geste des Sichabwendens, der Zurückweisung. Aber er zwinkerte ihr mit einem lustigen blauen Auge zu, beugte sich vor und zog ihr den Stuhl ein Stück unter dem Tisch hervor. Er wandte sich nicht ab.
Sie nahmen zeremoniell Platz. Mrs. Henry Rice erkundigte sich nach ihren besonderen Wünschen in Sachen Zucker und Milch. Das Förderband wurde in Bewegung gesetzt, und Miss Hearne nahm aus der blauberingten Hand des Amerikaners eine Tasse Tee entgegen. Sie bedankte sich. Mrs. Henry Rice schwang die kleine Glocke. Ding-ding-ding.
Mary, jung und aufgeregt, streckte den Kopf zur Tür herein.
»Ja, Madam?«
»Haben Sie Mr. Bernard sein Tablett hinaufgebracht?«
»Ja, Madam.«
»Schön, dann bringen Sie Miss Hearne etwas frischen Toast. Und sehen Sie nach, ob die Irish News da ist.«
Miss Hearne bewegte sich vornehm-geziert. Miss Friel schlug eine Seite in ihrem Buch um und biß geräuschvoll ein weiteres Stück Toast ab. Mr. Lenehan zückte eine silberne Uhr, sah darauf und ließ den Deckel zuschnappen. Er schlürfte seinen Tee und wischte sich mit einer Serviette den Mund ab.
»Schon spät«, verkündete er. Keiner sagte etwas. Miss Hearne blickte ihn in dem Bestreben, höflich zu sein, fragend an. Er sah, daß er einen Zuhörer gefunden hatte. »Die Zeit und die Flut warten leider nicht. Nicht wahr, Miss Hearne?«
»Ganz recht, Mr. Lenehan.«
»Ja, sehr erfreut, Sie kennengelernt zu haben«, sagte Mr. Lenehan und schob seinen Stuhl zurück. »Auf Wiedersehen, allerseits.«
Der Amerikaner machte eine winkende Handbewegung. Miss Friel sah nicht auf, während Mrs. Henry Rice geistesabwesend nickte.
»Auf Wiedersehen«, sagte Lenehan noch einmal und eilte auf seinen streichholzdünnen Beinen hinaus. Gut, daß wir ihn los sind, dachte Miss Hearne. Warum war er mir so unsympathisch? Vielleicht ist er gar nicht so übel. Vor der Zeit gealtert. Und er hat so etwas – etwas Unangenehmes.
Sie blickte den anderen an. Mr. Madden. Und sah, daß er seinerseits sie anblickte. Verlegen wandte sie sich Mrs. Henry Rice zu.
»Ich erkenne eine gewisse Ähnlichkeit. Zwischen Ihnen und Ihrem Bruder. Doch, es ist deutlich zu sehen.«
»James hat den größten Teil seines Lebens in den Vereinigten Staaten verbracht«, sagte Mrs. Henry Rice. »Manche erkennen eine Ähnlichkeit, ich kann keine entdecken. Aber so ist das wohl immer zwischen Geschwistern.«
Mr. Madden schien erfreut, in das Gespräch einbezogen zu sein. »May ist jünger als ich«, bemerkte er.
»Aber die Ähnlichkeit ist da«, sagte Miss Hearne. »O ja, ganz deutlich. Sind Sie auf Urlaub hier, Mr. Madden?«
Mr. Madden strich behutsam Butter und dann eine dicke Schicht Marmelade auf eine Toastscheibe. »Ich habe dreißig Jahre in den Staaten gelebt«, sagte er. »New York City. Vor vier Monaten bin ich zurückgekommen.«
»Oh! Für immer?«
Er gab keine Antwort. Er aß Toast. Schnell versuchte sie ihren Schnitzer gutzumachen, sein stummer Tadel trieb ihr eine heiße Röte ins Gesicht. »Ich habe Amerika immer mal kennenlernen wollen«, sagte sie.
Er sah nicht auf. Sie machte rasch weiter: »Sicher kommt Ihnen Belfast langweilig vor, nach New York. Meine Güte, wie interessant muß das dort sein. So modern und alles, New York, meine ich.«
Mr. Madden stellte die schon erhobene Tasse wieder hin. »Da haben Sie sehr recht. Großartigste Stadt der ganzen Welt.« Seine Augen wanderten zu ihr hin, und er lächelte, als hätten sie sich beide über etwas verständigt, was den anderen entging. Ihre Verlegenheit war vergessen. Zum ersten Mal hatte sie den Schlüssel gefunden.
»Aus welchem Teil Irlands kommen Sie?« fragte er.
»Oh, ich komme eigentlich aus Ballymena. Aber ich habe die meiste Zeit hier in Belfast gelebt.«
»Ach ja?« Er zog ein Zigarettenpäckchen aus der Tasche. »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich rauche?«
»O nein. Ich rauche zwar selbst nicht, aber der Rauch stört mich nicht.«
»Fein.« Er lachte ohne Lachen und beobachtete.
Er will sich unterhalten, dachte sie, er ist einsam. Und sie erwiderte seinen Blick. Dann half sie ihm, machte es ihm leicht, von dem zu sprechen, was ihm am Herzen lag: Amerika.
»Oh, Belfast ist nicht New York, das kann ich mir denken. Dort drüben gibt es sicher viel Schnee und viel Sonne.«
»Wetter jeder Art. Ich habe erlebt, daß es im Sommer dreiundvierzig Grad heiß wurde – im Schatten. Und im Winter hatten wir manchmal über zwanzig Grad Kälte. Einmal war es so heiß, daß man morgens zweimal das Hemd wechseln mußte.« Er hielt inne, offenbar weil er sich von fern eines unfeinen Themas bewußt war, aber sie half ihm darüber hinweg.
»Dann muß es ja viel Wäsche zu waschen geben. Das muß anstrengend sein. Im Sommer, meine ich.«
»Wir haben drüben Klimaanlagen und im Winter Zentralheizung. Davon hat man hier noch nie etwas gehört.«
Miss Friel klappte ihr Buch zu und starrte auf die Großvateruhr. Sie stand auf und ging ohne Gruß hinaus. Mrs. Henry Rice ließ ihren großen Busen gleich einem Sack Wäsche über den Tisch sinken und belehrte Miss Hearne: »Sie ist Volksschullehrerin.«
»Oh.«
Mary kam mit Toast und der Irish News herein. Miss Hearne nahm von dem Toast und bemerkte, daß es vier Scheiben waren, aber keine Spur von einem Ei oder sonst etwas.
»Butter?« Mr. Madden reichte ihr die Butter, und sie sah, daß er ihre kleine goldene Armbanduhr bewunderte. Sie war froh, daß sie sie angelegt hatte. Sie blickte zu Mrs. Henry Rice hinüber, aber Mrs. Henry Rice hatte die Irish News aufgeschlagen und widmete sich den Geburts-, Heirats- und Todesanzeigen.
»Und wie finden Sie Irland, Mr. Madden, jetzt nach Ihrer Rückkehr?«
»Hat sich vieles gewandelt.« Er sah seine Tasse an. »Manches anders als früher.«
»Dann gefällt Ihnen New York besser?«
Mr. Madden inhalierte. Zigarettenrauch strömte aus seinen großen Nasenlöchern. »New York ist ein Rattenrennen«, sagte er.
Sie wußte nicht, was sie darauf sagen sollte. Rattenrennen – was meinte er damit? Merkwürdige Ausdrücke hatten sie, diese Yankees.
Mrs. Henry Rice legte die Zeitung hin. »Sie müssen mich jetzt entschuldigen, Miss Hearne, aber ich muß hinaufgehen und Bernard Guten Morgen sagen. Läuten Sie, wenn Mary Ihnen noch Tee bringen soll.«
Als Mrs. Henry Rice sich der Tür zuwandte, nahm Miss
Hearnes Nervosität zu. Sie war ziemlich deutlich gewesen, ihm all diese Fragen zu stellen, so auf ihn einzugehen. Und jetzt sollte sie allein mit ihm zurückbleiben. Allein. Das Eßzimmer mit seinem kalten Morgenlicht, seinem wuchtigen Mobiliar, seinen gebrauchten Tassen und Tellern wurde so still wie eine Kirche. Allein mit diesem einsamen Fremden wartete sie darauf, daß er sich unter ungeschickt vorgebrachten Entschuldigungen empfahl. Denn nun da die anderen fort waren, würde es so gehen wie immer. Er würde ihre Schüchternheit, ihre Steifheit bemerken. Und die würde ihn erschrecken, er würde sich bewußt werden, daß er mit ihr allein war. Er würde den törichten Äußerungen, die sie sich abzuringen vermochte, höflich lauschen, und dann würde er die Hysterie in ihren Augen sehen, die verwünschte Röte auf ihren Wangen. Und er würde gehen, wie alle Männer vor ihm gegangen waren.Und während sie noch so wartete, die Hände hart gegen die Tischkante gepreßt, spürte sie auch schon, wie sie errötete, wie ihr das Feuer den Nacken hinaufstieg. Sie verkrampfte ihre Züge zu einem starren, einfältigen Lächeln und scharrte unter dem Tisch mit den Füßen. Sie wandte sich, noch immer lächelnd, zu ihm um, und eine mechanische einfältige Stimme kam aus ihrem Mund und schockierte sie mit dem kecken Vorschlag, den sie machte:
»Oh, Sie müssen mir mehr von Amerika erzählen, Mr. Madden. Ich wäre so gern einmal dort.«
»Nun«, sagte er, »da könnte ich endlos erzählen. Woran dachten Sie denn im besonderen?«
Im besonderen. Sie mußte etwas sagen, einfach irgend etwas.
»Stimmt es, daß die Männer drüben ihre Frauen vergöttern, sozusagen?«
Er lachte, ein lautes, schweres Lachen. Ihr Erröten, ihre törichte Stimme schienen ihn keineswegs zu stören.
»Ja, das stimmt, leider. Das ist gerade das, was an dem System drüben falsch ist, wenn Sie mich fragen. Da schuften sich Männer halbtot, damit ihre Frauen im Nerz herumlaufen können. Daran sind die Frauen schuld. Nicht gut. Sie sollten mal sehen, wie so manches Mädchen über den Broadway oder die Fifth Avenue stolziert. Aufgedonnert und mit einem Dollarzeichen, wo andere ein Herz haben. Registrierkassen auf zwei Beinen. Mit solchen Weibern wollte ich nie was zu tun haben.«