Originalauflage:
© edition nicole, Verlag für Gesellschaftsphilosophie, Walter Neumann,
Vertrieb: MaterialisVerlag; Übersetzung: Dr. Wolfgang Geiger; Grafik: Raasch, Adrian I
Schwanke, Rudolf; Satz und Druck: Lokay, Reinheim (Odw.);
Französ. Erstausgabe: Biographie du XXeme sickle, le testament philosophique
Deutsche Erstausgabe, Band 2: 1988
© edition tougui, Paris, ISBN 2-7363-0004-1
CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek
Garaudy, Roger
Biographie des 20. Jahrhunderts: e. philos. Testament/Roger Garaudy
(Übers. von Dr. Wolfgang Geiger) – Dt. Erstausgabe – Hannover: Edition
Nicole, Verl. für Gesellschaftsphilosophie; Frankfurt/Main: MaterialisVerlag
Deutsche Erstausgabe, Band 2: 1988
ISBN 3-925679-07-3 – Band 2
Bibliographische Information
der Deutschen Bibliothek
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Roger Garaudy
Das abrahamitische Erbe –
Die transzendentale Botschaft des Islam
2. überarbeitete Neuauflage
Erscheinungsdatum 2018
© 2018 Ecevit Polat
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Verlag und Druck:
tredition GmbH,
Halenreie 42,
22359 Hamburg
Druck in Deutschland
und weiteren Ländern.
ISBN: 978-3-7469-7934-2 (Hardcover)
ISBN: 978-3-7469-7935-9 (e-Book)
Inhaltsverzeichnis
Über den Autor
Vorwort von Prof. Dr. Ecevit Polat
Anmerkung des Herausgebers
I. Die Tradition Abrahams, Marx und die Transzendenz
1. Der jüdische Glaube:
Von den Propheten Israels zum zionistischen Nationalismus
2. Der christliche Glaube:
Von Jesus zum Konstantinismus
3. Der Sozialismus:
Von Marx zu Stalin
4. Die Transzendenz des Menschen bezüglich der Natur bei Marx
5. Die Transzendenz Gottes bezüglich der Menschen im Koran
6. Die gelebte Erfahrung der Transzendenz
II. Die Botschaft des Islam:
Transzendenz und Gemeinschaft
1. Das ökumenische Prinzip des Islam
2. Die dynamische Sicht der Welt und des Menschen
3. Bedingungen für eine Wiedergeburt des Islam
a) Das „islamische Gesetz“ (shari‘a)
b) Die „Überlieferung“ (sunna)
c) Aus der Lektüre des Koran:
– Gott spricht zum Menschen in Gleichnissen
– Gott spricht zum Menschen in der Geschichte
– Der Koran als endgültige Botschaft
Was daraus folgt
Bibliographie
Nachworte zur deutschen Erstausgabe
von Wolfgang Geiger und Walter Neumann
Über den Autor
Prof. Dr. Dr. Roger Garaudy (1913-2012), wurde in Marseille als Sohn eines Buchhalters geboren. Er besuchte das Lycée Henri IV. und die Faculté des Lettres in Paris. Seine Studien schloss er mit der Lehrbefähigung für das Fach Philosophie und der Promotion 1953 mit der Dissertation „Die materialistische Erkenntnistheorie (deutsch Berlin 1960)“ an der Universität Sorbonne zum Dr. des Lettres ab. Anschließend schrieb er seine zweite Doktorarbeit 1956 „Die Freiheit als philosophische und historische Kategorie (deutsch Berlin 1959)“ in Moskau. Nach 30 Monaten in einem deutschen Konzentrationslager gelang Garaudy die Flucht nach Frankreich. Seit 1933 Mitglied der Kommunistischen Partei, gehörte er den beiden verfassungsgebenden Versammlungen von 1945 bis 1946 als Abgeordneter der KPF an. 1946 bis 1951 und dann wieder von 1956 bis 1958 war er Abgeordneter des Wahlbezirks seine in der Nationalversammlung, deren Vizepräsident er von 1956 bis 1958 war. Von 1951 bis 1955 war Garaudy Korrespondent des Parteiorgans „L ´Humanité“ in der Sowjetunion.
Seit 1965 widmete er sich als Professor für seine Lehrtätigkeit an der Universität Poitiers für Philosophie und Kunstgeschichte sowie als Direktor des „Centre d´Etudes de Recherches Marxistes“ in Paris. Im selben Jahr nahm Garaudy in Salzburg und 1968 in Marienbad an den Diskussionen der Paulus-Gesellschaft teil und hielt viel beachtete Referate über den Marxchen Atheismus als revolutionären Humanismus. Von 1961 bis 1970 war er Mitglied des Politbüros der KPF. Nach dem XX. Parteitag der KPdSU (Februar 1956) machte sich Garaudy zum Wortführer des „Reformkommunismus“, kritisierte 1953 auf künstlerischem Gebiet den „sozialistischen Realismus“ und setzte sich für die Anerkennungen der Kunst eines Picasso, Kafka und Saint- John Perse ein. 1966 forderte er in „Marxismus im 20. Jahrhundert“ die Erneuerung humanistischer Werte, nachdem er bereits ein Jahr zuvor die Vorstellung der „endlichen Liebe Christi“ als „schön“ bezeichnet hatte.
Während ihn die französische Presse weiterhin als „Chefideologen“ der KPF bezeichnete, nannte ihn die CSSR einen Renegaten, Apostaten und Verräter am Marxismus“. Er wurde 1970 wegen seines Engagements für den Dialog zwischen Christen und Marxisten sowie wegen seiner öffentlichen Kritik zum Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes in die CSSR aus der KPF ausgeschlossen. 1981 war er Präsidentschaftskandidat der französischen „Alternativen“ und „Grünen“. Zudem war er jahrzehntelang Direktor des „Instituts für den Dialog der Zivilisationen“ in Paris.
Garaudy veröffentlichte mehr als 60 Bücher, die zum Teil in über 40 Sprachen übersetzt wurden. Die wichtigsten Veröffentlichungen davon sind:
Gott ist tot (1965); Der Dialog oder Ändert sich das Verhältnis zwischen Katholizismus und Marxismus? (1966); Marxismus im 20. Jahrhundert (1969); Kann man heute noch Kommunist sein? (1970); Menschenwort (1976); Das Projekt Hoffnung (1977); Plädoyer für einen Dialog der Zivilisationen (1980); Die wiedergefundene Liebe (1981); Aufruf an die Lebenden (1981); Biographie des 20. Jahrhunderts. Ein philosophisches Testament (1985); Avons-nous besoin de Dieu? (Brauchen wir Gott?, 1993); Verheißung Islam (1994); Die Gründungsmythen der israelischen Politik (1996); Le mythe américain (Der amerikanische Mythos, 2001); Le terrorisme occidental (Der okzidentale Terrorismus, 2004).
Auszeichnungen: Kriegskreuz 1939-45, Deportationsmedaille. Für sein literarisches Werk wurde Garaudy mit dem „prix des deux magots“ (1980) ausgezeichnet. Ehrendoktorwürde des philosophischen Instituts der Akademie der Wissenschaften der UdSSR.
Vorwort
„Roger Garaudy ist eine der schillerndsten Gestalten unter Frankreichs Intellektuellen“, schrieb 1996 das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“1. In der Tat ist das Leben von Prof. Dr. Dr. Roger Garaudy als Politiker, Philosoph und Denker sehr außergewöhnlich gewesen. In der noch bedeutsamsten Zeit des Kommunismus galt er unbestritten als Wortführer des Eurokommunismus. Als führender marxistischer Theoretiker Frankreichs, war er einstig unter anderem Diskussionspartner von Jean-Paul Sartre, Louis Aragon, Ernst Fischer und vielen mehr gewesen. Er ist zudem einer der Hauptinitiatoren des bahnbrechenden Dialogs zwischen Marxisten und Christen2, ja sogar der Begründer eines „Dialogs der Zivilisationen“3 gewesen. Wegen seiner öffentlichen Kritik zum Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes in die CSSR wurde Garaudy am 6. Februar 1970 im Saal des 19. Kongresses vor über 2.000 Genossen nach 37-jähriger Mitgliedschaft aus der KPF (Kommunistische Partei Frankreichs) ausgeschlossen4, worunter er über 14 Jahre lang Abgeordneter und anschließend von 1956 bis 1958 Vizepräsident der Nationalversammlung war. Den Abend nach dem Verlassen des Saals beschrieb der angeschlagene Garaudy mit den Sätzen:
„Ich fahre los, ohne Ziel, und zum ersten Mal in meinem Leben denke ich an Selbstmord. Was diese Partei, für die ich die besten Jahre meines Lebens gegeben habe, aus diesen 2.000 Menschen gemacht hat, lässt mich verzweifeln“5.
Dies war jedoch erst der Anfang eines neuen Abschnitts im Leben des Idealisten Garaudy. Unmittelbar nach seiner Präsidentschaftskandidatur von 1981, die von der französischen „Alternativen und Grünen“6 unterstützt wurde, schockte der Philosophie-Professor die Öffentlichkeit mit seiner Konversion zum Islam, die er in einem Leitartikel in „Le Monde“ über die Beweggründe seiner Hinwendung zum Islam veröffentlichte7. Der evangelische Theologe Prof. Dr. Reinhard Kirste erinnert sich heute noch gut an die damalige Sensation:
„Als der ehemalige Kommunist, einer der führenden Intellektuellen Frankreichs, vom Christentum zum Islam konvertierte, hatte dies die Gemüter erheblich bewegt“8.
Dr. Wolfgang Geiger, der unter anderem über Garaudy promoviert hatte9 bemerkt lakonisch dazu an:
„In einer anti-islamisch eingestimmten westlichen Öffentlichkeit hat er sich damit ungewollt, aber vorhersehbar isoliert“10.
In der Tat war dies einer der Hauptgründe dafür gewesen, weshalb im Westen nicht wenige Linke (ganz zu schweigen von den Rechten) von nun an alles daran setzten ihn intellektuell zu diskreditieren. Befremdlich fragte man sich, wie ein so international geachteter Philosoph und Bestsellerautor wie Garaudy, sich zu einer solchen „rückständigen Religion“ wenden konnte und das noch auf dem Höhepunkt der iranischen Revolution von 1979? Hinzu kam eine gegen ihn besonders durch die Veröffentlichung des Buches „Die Gründungsmythen der israelischen Politik“ gerichtete Verleumdungskampagne, die ihn ein für alle Mal aus dem kollektiven Gedächtnis löschen sollte. Wegen seiner Kritik am politischen Zionismus schrieb Garaudy bereits zuvor:
„[…] nach dem Erscheinen meines Buches „Der Fall Israel11 “ wurde ich von Beschimpfungen und Morddrohungen wegen meiner theologischen Kritik des Zionismus heimgesucht […] “12.
„[…] nach dem Erscheinen von „Der Fall Israel“ taten sich die Medien zusammen, um mich in einem Friedhof des Schweigens einzuschließen“13.
Als neuer Muslim wurde Garaudy neben Muhammad Asad14 und Dr. Murad Wilfried Hofmann15 zu den wichtigsten intellektuellen Wortführern in Europa16. So verfasste Garaudy noch kurz vor seiner Konversion zwei Aufsehen erregende Bücher mit dem Titel „Verheißung Islam“ 17 und „Der Islam ist unsere Zukunft“18, die international ein großes Echo erfuhr. Seine unermüdliche Intention war nach wie vor einen Kulturdialog jenseits aller ethnischen und religiösen Unterschiede voranzubringen, wovon unbestreitbar die Zukunft eines jeden Menschen betroffen sei:
„Der Dialog der Zivilisationen ist eine dringende und unbestreitbare Notwendigkeit geworden. Eine Frage des Überlebens. Die Alarmstufe ist erreicht, wenn nicht gar überschritten“19.
Fußnoten zum Vorwort
1 Der Spiegel 19/1996, S. 157.
2 Vgl. Der Dialog- oder ändert sich das Verhältnis zwischen Katholizismus und Marxismus? Rowohlt Taschenbuch Verlag, 1966.
3 Vgl. Roger Garaudy, Plädoyer für einen Dialog der Zivilisationen by Editions Denoël 1977; E.uropaverlag, 1980.
4 Vgl. Hatiralar-yüzyilimizdayanlizyolculuğum (franz. Originaltitel: Mon tour du siécle en solitaire/Mémoires), S. 234, Türk Edebiyati Vakfi, 3. Auflage, 2012.
5 Menschenwort, S. 17, Molden Verlag, 1976.
6 Siehe dazu den Beitrag Der Grüne Garaudy von Ernst Weisenfeld in Die Zeit (Nr.21/1980).
7 Garaudy konvertierte am 02.07. 1982 in Genf in der Anwesenheit des Imams Buzuzu zum Islam. Vgl. Hatiralar-yüzyilimizda yanliz yolculuğum (franz. Originaltitel: Mon tour du siécle en solitaire/Mémoires), S. 331.
8 https://textmaterial.blogspot.com/2012/09/integrismus-laizitat-und-religioser.html (zuletzt abgerufen am 20.06.2018).
9 Kulturdialog und Ästhetik: Roger Garaudy, Victor Segalen, Mircea Eliade, Diss., Frankfurt, am Main, 1986.
10 Biographie des 20. Jahrhunderts – Ein philosophisches Testament, S. 347, tredition Verlag, 2. überarbeitete Auflage, 2018.
11 Das Buch wurde in Deutschland 1986 (Diepholz) veröffentlicht.
12 Ebd., S. 186.
13 Ebd., S. 187.
14 Siehe zur Autobiografie von Muhammad Asad Der Weg nach Mekka, Patmos Verlag, 2009.
15 Siehe zur Person Hofmann, Murad Wilfried Hofmann – Deutschlands Geschenk an den Islam, Ecevit Polat, tredition Verlag, 2017.
16 Vgl. hierzu Hans Küng Der Islam, Geschichte, Gegenwart, Zukunft, S. 45–46, Piper Verlag, 2006; Bassam Tibi Im Schatten Allahs – Der Islam und die Menschenrechte, S. 147, Piper Verlag, 1994.
17 Originaler Titel: Promesses de l ´Islam, Paris, 1981.
18 Originaler Titel: L ´Islam habite notre avenir, Paris, 1981.
19 Verheißung Islam, S. 21, SKD Bavaria Verlag, 1994.
Anmerkung des Herausgebers
Das vorliegende Werk ist der zweite Teil aus dem Originaltitel des Buches „Biographie des 20. Jahrhunderts – Ein philosophisches Testament (3. Auflage, Verlag tredition)“ entnommen. Der zweite Teil des Buches – welches unter der Überschrift „Das abrahamitische Erbe – Die transzendentale Botschaft des Islam“ aufgeführt wird – wurde hier als ein eigenständiges Buch publiziert, da es sich sowohl inhaltlich als auch thematisch aufgrund von spezifisch islamischer Weltanschauung vom ersten Teil erheblich unterscheidet.